Hautpflege bei schwer kranken Patienten

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Hautpflege bei schwer kranken Patienten
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1. Das Wichtigste in Kürze
2. Hautfunktion
3. Hautveränderungen
4. Hautpflegetipps
5. Maßnahmen bei Hautauffälligkeiten
1. Das Wichtigste in Kürze
Können Patienten ihre Haut nicht mehr selbst pflegen, ist es wichtig sie auf
Auffälligkeiten zu prüfen und ausreichend zu pflegen. In der Palliativpflege ist
Hautpflege auch Seelenpflege.
2. Hautfunktion
Die Haut ist mit einer Fläche von fast zwei Quadratmetern das größte
Sinnesorgan und hat zahlreiche wichtige Funktionen. Sie bietet Schutz vor
physikalischen Schädigungen wie Temperatur, Reibung, Druck und dem
Eindringen von Mikroorganismen, ist ein Stoffwechselorgan (z. B.
Wasserhaushalt, Vitamin D) und Energiespeicher.
Durch ihre Sinnesfunktion nimmt sie auch Kontakt zur Außenwelt auf, was vor
allem wichtig wird wenn andere Sinne eingeschränkt oder wegen
Bewusstseinseinschränkung oder Bewusstlosigkeit verloren gegangen sind,
wie dies bei schwer kranken Patienten und in der Palliativsituation (Info zu
Palliativ allgemein) der Fall sein kann. Sie zeigt Empfindungen, indem sie z.B.
errötet, erblasst, schwitzt oder erkaltet. Sie kann auch Gefühle wahrnehmen,
insbesondere über Zärtlichkeiten. Außerdem reagiert sie sensibel auf
psychische und psychosomatische Störungen.
3. Hautveränderungen
Normale gesunde Haut bei Mitteleuropäern ist blassrosa, warm, trocken, glatt
und elastisch. Veränderungen der Hautbeschaffenheit lassen auf manche
Erkrankungen schließen:
Veränderung der Hautfarbe:
Rötung (Dekubitus, Exanthem, Paraneoplasie)
Ikterus (Gelbsucht)
Blässe (Anämie)
Zyanose (Atemstörung)
Veränderung des Turgor (Spannungszustand der Haut):
Vermindert - Exsikkose
Erhöht - Überwässerung, Ödembildung
Veränderung der Durchblutung:
Überhitzt - Fieber, lokale Infektion
Marmorierung - Terminale Zentralisation
Kalt - Hypotonie
Reduziertes Unterhautfettgewebe - Schlechter Ernährungszustand
Reduziertes Unterhautfettgewebe - Schlechter Ernährungszustand
4. Hautpflegetipps
Haut auf Auffälligkeiten kontrollieren.
Patienten mit normaler Haut benötigen keine speziellen Pflegemaßnahmen.
Allerdings sollen individuelle Bedürfnisse und Wünsche (Duft,
Wassertemperatur, Pflegemittel…) des Patienten beachtet werden, denn
gerade in der Palliativpflege ist die Hautpflege auch eine Seelenpflege. Sie
ermöglicht den Angehörigen oder anderen Pflegekräften eine nonverbale
Kommunikation und eine Form der Nähe und Intimität.
Bei ansprechbaren Patienten müssen alle Pflegemaßnahmen (Art, Dauer,
Zeitpunkt, Intensität) abgesprochen werden. Der Patient hat das Recht,
Körperpflege abzulehnen.
Gewohnte und gut verträgliche Pflegemittel auch bei schwerer Krankheit
und in der Palliativpflege weiter verwenden.
Pflegekräfte können Handschuhe tragen, aus Hygienegründen oder je nach
Wirkung der Pflegemittel.
Mit Reinigungsmitteln sparsam umgehen:
Seifen
Greifen durch hohen pH- Wert den Hydro- Lipid- Mantel der Haut an,
entfetten und trocknen aus.
Syndets/ Waschlotionen
Haben neutralen pH- Wert, sollten aber trotzdem sparsam dosiert
werden.
Alkohole
Werden nur zur Entfernung von Pflasterrückständen verwendet.
Bade-, Duschzusätze
Sparsam verwenden, auf ätherische Bestandteile achten - können
unverträglich sein.
Die Wirkung von Wasser darf nicht unterschätzt werden. Es kann je nach
Anwendungsweise entspannend, anregend und wohltuend wirken und
Körper und Seele reinigen. Hilfreich sind z.B. die belebende oder
beruhigende Ganzkörperwäsche der basalen Stimulation.
Bei Pflegemitteln auf Hautbeschaffenheit und Veränderungen achten:
Handelt es sich um reine Pflegemittel oder um solche mit therapeutischem
Nutzen? Die Anwendung muss nicht immer auf eine Körperwaschung
folgen, sondern kann gerade bei bettlägerigen Patienten im Rahmen einer
Lagerung oder auch in Verbindung mit einer Massage (z.B. basale
Stimulation) durchgeführt werden.
Kleidung und Bettwäsche sollen trocken sein. Keine reine Wolle oder
Synthetikmaterial verwenden. Falten in Bettunterlagen vermeiden.
5. Maßnahmen bei Hautauffälligkeiten
Trockene, eventuell schuppige Haut
Durch Öl- in- Wasser- Emulsionen einen intakten Hydro- Lipid- Mantel der
Haut wiederherstellen, keine Seifen einsetzen, Duschen besser als Baden,
wenn, dann Ölbäder und kurze Badezeiten. Nach Waschung mit Seifen wird
eine Rückfettung erforderlich. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und
eiweißreiche und vitaminhaltige Ernährung. Auf ausreichende
Luftfeuchtigkeit in den Räumen achten.
Fettige Haut oder Mischhaut
Waschen mit Syndets, fettige Haut benötigt in der Regel keine Rückfettung,
bei Spannungsgefühl oder auf Wunsch des Patienten Wasser- in- ÖlEmulsionen auftragen.
Waschen mit Syndets, fettige Haut benötigt in der Regel keine Rückfettung,
bei Spannungsgefühl oder auf Wunsch des Patienten Wasser- in- ÖlEmulsionen auftragen.
Feuchte Haut (starkes Schwitzen oder inkontinente Patienten)
Regelmäßige Reinigung mit Wasser, Salbei- oder Zinnkrauttee oder
Obstessig zur Schweiß- und Geruchsreduktion oder bei Vorlagenwechsel,
gut trockentupfen. Eventuell Baumwolltücher in große Hautfalten legen.
Wenn überhaupt sparsam eincremen mit Wasser- in- Öl- Emulsionen.
Kleidung aus kühlenden Naturmaterialien, z.B. Baumwolle oder Leinen.
Pilzinfektionen
Betroffene oder gefährdete Bereiche trocken halten, Baumwolltücher oder
Mullstreifen einlegen, antimykotische Lösungen oder Pasten auftragen.
Lymphödem
Hydro- Lipid- Mantel der Haut erhalten, physikalische Reize (Temperaturen)
vermeiden, regelmäßig lagern, um Druckstellen zu verhindern, sanfte
Massagen (z.B. manuelle Lymphdrainage Heilmittel) von peripher nach
zentral mit Ölen, fettenden Cremes, Salben und Lotionen je nach Vorliebe,
Zehen- und Fingerzwischenräume gut trocken halten, äußerst vorsichtig
Finger- und Zehennägel schneiden, starke Sonneneinstrahlung in
betroffenen Regionen vermeiden, unerwünschte Haare mit elektrischem
Rasierer entfernen, Verletzungen gut säubern und mit Antiseptikum
behandeln, keine Injektionen, Blutabnahmen und Blutdruckmessungen
vornehmen.
Nach Bestrahlung
Der bestrahlte Hautbezirk darf keinen mechanischen, chemischen oder/ und
thermischen Reizen ausgesetzt werden! Betroffenes Hautareal nicht
waschen: in Ausnahme nur mit klarem Wasser (Körpertemperatur!). Haut
vorsichtig trockentupfen, nicht reiben, nicht mit Cremes oder Lotionen
einreiben, keine Kosmetika, Parfums, Rasierwasser oder Deos verwenden,
nur vorsichtig trocken rasieren, vor Sonne schützen, vom Arzt verordnete
Puder oder Salben benutzen, keine beengte oder synthetische Kleidung
tragen, keine Pflaster aufkleben. Im Bestrahlungsfeld keine Injektionen
vornehmen. Hautveränderungen sofort dem Arzt mitteilen.
Pruritus/ Juckreiz
Grundsätzlich kühlen, sanft massieren, Antihistaminika einsetzen. Details
unter Juckreiz bei schwer kranken Patienten.
Letzte Aktualisierung am 15.05.2009 Redakteur/ in: Claudia Feicht
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