Hans Thomalla - Oper Stuttgart

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Presseinformation
Stuttgart,17.06.2011
Dr. Sara Hörr (Leitung)
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Fax +49 (0) 711.2032-202
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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Birgit Meyer
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Hans Thomalla
Fremd
Ein Kompositionsauftrag der Staatsoper Stuttgart
Oper in drei Szenen, einem Intermezzo und einem Epilog
Uraufführung: 2. Juli 2011, 19 Uhr, Opernhaus
Weitere Termine: 6., 9. und 13. Juli 2011
Musikalische Leitung
Regie, Bühne und Kostüme
Licht
Chor
Dramaturgie
Johannes Kalitzke
Anna Viebrock
Reinhard Traub
Michael Alber
Sergio Morabito
BESETZUNG
Medea
Jason
Kind 1
Kind 2
Die Argonauten
Annette Seiltgen
Stephan Storck
Julia Spaeth
Carlos Zapien
8 Altistinnen, 12 Tenöre und 18 Bässe des
Staatsopernchors
Tänzerin
Geneviève Motard
Staatsorchester Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart
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Eine Begegnung und ihre Folgen
Uraufführung von Hans Thomallas erster Oper Fremd an der Staatsoper Stuttgart
Mit einer Uraufführung verabschiedet sich der scheidende Opernintendant Albrecht
Puhlmann vom Stuttgarter Publikum: Fremd, ein Auftragswerk der Staatsoper Stuttgart
an den jungen deutschen Komponisten Hans Thomalla, feiert am 2. Juli 2011 um 19
Uhr im Opernhaus Weltpremiere. In seiner ersten Oper, die der Komponist dem Staatsopernchor Stuttgart gewidmet hat, sind zahlreiche Solopartien ausgewählten Choristen
auf den Leib komponiert. Anna Viebrock (Regie, Bühne und Kostüme) inszeniert mit
dieser Arbeit erstmals an der Staatsoper Stuttgart. Die Musikalische Leitung übernimmt
der international renommierte Experte für zeitgenössische Musik Johannes Kalitzke, der
in der vergangenen Spielzeit bereits die Premiere von Chaya Czernowins Pnima in
Stuttgart dirigiert hat.
Thomalla, der jüngst mit dem Komponisten-Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung
ausgezeichnet wurde, thematisiert in seinem Werk den Mythos vom Raubzug der
Argonauten nach dem Goldenen Vlies, die Begegnung ihres Anführers Jason mit der
barbarischen Zauberin Medea und die weitreichenden Folgen dieses verhängnisvollen
Aufeinandertreffens. In der Konfrontation der für die Argonauten unverständlichen,
unsystematisierbaren Welt Medeas und dem rationalisierten Selbstverständnis der
griechischen Helden verkehrt sich die Erfahrung des Eigenen als fremd und des
Fremden als vertraut. Medeas Artikulationsformen, die laut Thomalla „eher Klang sind
als Begriff“, ihre den anderen gegenüber weniger zweckorientierte als neugierige Haltung erschüttern Identität und Selbstverständnis der Argonauten. „Unter der Oberfläche
der Konfrontation zwischen den Griechen und Medea verbirgt sich ein Konflikt, der die
Problematik unseres Denkens im Herzen trifft: Den Konflikt von Natur und Begriff,“ so
Thomalla.
Dieser Konflikt zeigt sich auch als wesentliches Charakteristikum von Thomallas Musik
selbst: Seine Komposition bringt die Widersprüche der Gattung Oper zum Klingen: im
Sich-Einlassen auf die klassische Medea-Vertonung Luigi Cherubinis, auf das Stimmfach
des dramatischen Koloratursoprans und auf das Kollektiv des Staatsopernchors. Seine
Arbeit zielt auf eine existentielle Theatererfahrung. Die Sprachen der Oper, wie Belcanto, dramatischer Orchestersatz und Chorgesang, lässt Thomalla auf eine Weise eine
Geschichte erzählen, die das ganze Opernhaus erfasst.
Begleitprogramm
Einführungsmatinee am Sonntag, 26.06.2011 um 11 Uhr, Foyer I. Rang; Eintritt frei.
Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung am 09.07.2011 im Foyer I.
Rang; Eintritt frei.
Biografien
Hans Thomalla ist Komponist der Uraufführung Fremd. Geboren 1975 in Bonn studierte Hans
Thomalla Komposition an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Nach
dem Studium ging er von 1999 bis 2002 an die Staatsoper Stuttgart, wo er u.a. als
Produktionsdramaturg und musikalischer Berater der Dramaturgie tätig war. Von 2002 bis 2007
setzte er als Stipendiat des DAAD und der Stanford University seine Studien bei Brian
Ferneyhough in Stanford, Kalifornien, fort, und schloss mit dem Doktor of Musical Arts ab. Seit
September 2007 ist er Professor für Komposition an der Northwestern University in Chicago.
Hans Thomalla erhielt mehrere Kompositionspreise, u.a. den Kranichsteiner Musikpreis, den
Christoph-Delz-Preis, den Geballe-Dissertation-Prize der Stanford University sowie jüngst den
Komponisten-Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung. Er erhielt Stipendien der MacDowell
Colony, New Hampshire, und des SWR-Experimentalstudios. Seine Musik wurde bei zahlreichen
Festivals gespielt, unter anderem in Tanglewood, Donaueschingen, Wien Modern, Witten,
Takefu, bei der Münchner Biennale und den Darmstädter Ferienkursen, wo er 2010 auch als
Kompositionsdozent lehrte. Portraits seiner Musik fanden 2005 beim Pariser Festival d’Automne,
bei den Darmstädter Ferienkursen 2006, beim Festival Sommer in Stuttgart 2008 und bei den
Züricher Tagen für Neue Musik statt. Im Sommer 2008 erschien eine CD mit Kammermusik von
Hans Thomalla, gespielt vom Ensemble Recherche und Lucas Fels, in der Edition Zeitgenössische Musik bei Wergo.
Johannes Kalitzke dirigiert die Neuinszenierung Fremd von Hans Thomalla sowie Pnima von
Chaya Czernowin. Er studierte Kirchenmusik, Klavier, Dirigieren und Komposition. Sein erstes
Engagement als Dirigent führte ihn 1984 an das Gelsenkirchener „Musiktheater im Revier"
(Chefdirigent von 1988-90), 1986 übernahm er die Leitung des „Forum für Neue Musik“ und
wurde 1991 künstlerischer Leiter und Dirigent der „Musikfabrik“, des Landesensembles von
Nordrhein-Westfalen. Regelmäßig gastiert er bei Ensembles (Klangforum Wien, Ensemble
Modern) und bei Sinfonieorchestern, wie des NDR, des SWR, der BBC, dem RSO-Wien oder der
Sinfonietta Basel sowie bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, dem Steirischen
Herbst, der Münchener Biennale oder den Dresdner Festspielen. Johannes Kalitzke leitete die
Uraufführungen von Hans Zenders Chief Joseph an der Berliner Staatsoper, Mozarts/Chaya
Czernowins Zaïde•Adama bei den Salzburger Festspielen 2006 und Bernhard Langs I Hate
Mozart im Theater an der Wien. 2007 dirigierte er Henzes 6. Sinfonie zur Eröffnung des Festivals
„Klangspuren“ in Tirol und „Transart“ in Bozen. Als Komponist erhielt er zahlreiche
Auszeichnungen, u.a. den Bernd-Alois-Zimmermann-Preis der Stadt Köln. Sein
Musiktheaterstück Bericht vom Tod des Musikers Jack Tiergarten war Beitrag der Münchner
Biennale 1996, seine zweite Oper, Molière oder die Henker des Komödianten, wurde 1998 in
Bremen uraufgeführt. Ebenfalls in Bremen wurde 2005 seine dritte musiktheatralische Arbeit
Inferno uraufgeführt, während seine neue Oper Die Besessenen 2010 im Theater an der Wien ihre
Uraufführung erleben durfte. Zu weiteren Erfolgen in der jüngeren Zeit gehören u.a. die
Uraufführung von Misato Mochizukis Die große Bäckereiattacke in Luzern, Wien und Tokio sowie
Konzerte mit dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Rundfunksinfonieorchester Berlin, dem
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und den Münchner Philharmonikern. In
Stuttgart war Johannes Kalitzke bereits in der Spielzeit 2000/01 als Dirigent der NeuenfelsInszenierung Giuseppe e Sylvia zu erleben, außerdem leitete er in der letzten Spielzeit bereits die
Premiere von Pnima.
Anna Viebrock, verantwortlich für Regie, Bühne und Kostüme bei Hans Thomallas Uraufführung
Fremd, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Bühnenbild. Die Zusammenarbeit mit
Christoph Marthaler führte sie an zahlreiche Schauspiel- und Opernhäuser wie das Theater
Basel, die Volksbühne Berlin, das Schauspielhaus Hamburg, die Oper Frankfurt, die Opéra
Nationale de Paris, die Salzburger und die Bayreuther Festspiele, die Wiener Festwochen und
das Schauspielhaus Zürich, in dessen Leitungsteam sie bis Sommer 2004 tätig war. Seit 1994
erarbeitet sie mit dem Regieteam Jossi Wieler/Sergio Morabito Operninszenierungen u.a. am
Theater Basel, bei den Salzburger Festspielen, der Nederlandse Opera Amsterdam und vor allem
in Stuttgart. Mehrfach wurde ihr die Auszeichnung „Bühnenbildnerin des Jahres" und „Kostümbildnerin des Jahres" zuerkannt. Neben ihrer Arbeit als Ausstatterin arbeitet Anna Viebrock auch
vermehrt als Regisseurin. Für die Staatsoper Hannover inszenierte sie iOPAL, eine Uraufführung
von Hans-Joachim Hespos, Ariane et Barbe-bleu an der Opéra Bastille in Paris und die
Uraufführung von Enno Poppes Arbeit Nahrung Wohnung an der Münchner Biennale. Weitere
Regiearbeiten in eigener Ausstattung waren In Vain und Geschwister Tanner am Schauspielhaus
Zürich und OHNE LEBEN TOD in Berlin. Am Theater Basel entstanden 69 Arten den Blues zu
spielen, Doubleface oder Die Innenseite des Mantels und Die Bügelfalte des Himmels hält für
immer. Eine Reinigung. Am Schauspiel Köln Der letzte Riesenalk. Ein Diorama. und
WOZUWOZUWOZU nach Heinrich Böll. Fremd ist Anna Viebrocks erste Regiearbeit an der
Staatsoper Stuttgart.
Annette Seiltgen singt Medea in der Uraufführung Fremd. Die Sängerin begann ihre Laufbahn
als Mezzosopranistin am Staatstheater Kassel. Anschließend wechselte sie ans Staatstheater am
Gärtnerplatz München. Es folgte ein langjähriges Engagement an der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorf/Duisburg. In dieser Zeit sang sie wichtige Partien des Mezzosopranfachs wie
Brangäne in Tristan und Isolde, Sesto in La clemenza di Tito, Octavian in Der Rosenkavalier,
Komponist in Ariadne auf Naxos, Venus in Tannhäuser u.a. Sie gastierte an deutschen Bühnen
wie Mannheim, Dortmund, Hannover, Essen, Leipzig, Stuttgart und München (Staatsoper).
Internationale Gastspiele führten sie nach Madrid, Nizza, Santiago de Chile, Amsterdam,
Straßburg und Buenos Aires (Teatro Colón). Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Semyon
Bychkov, John Fiore, Adam Fischer, Hartmut Hähnchen, Jun Märkl, Edo dee Waart, Hans Wallat,
Ralph Weikert und Lothar Zagrosek. Zur Konzerttätigkeit der Sängerin gehören Aufnahmen mit
dem ZDF, dem Hessischen und dem Bayerischen Rundfunk, sowie Vara Radio Amsterdam. Nach
ihrem Fachwechsel folgten Sopran-Partien wie Leonore in Fidelio, Cassandre in Les Troyens
sowie am Staatstheater Mainz die Titelpartie in Salome. In der Partie der Salome wird Annette
Seiltgen in der Spielzeit 2010/11 auch an der Komischen Oper Berlin zu erleben sein.
Stephan Storck singt Jason in der Uraufführung Fremd. Er studierte nach dem Abitur zunächst
Schulmusik, wechselte dann zu den künstlerischen Hauptfächern Tonsatz, Komposition und
Gesang. 1988 begann er ein Aufbaustudium im Fach Komposition bei Prof. Helmut Lachenmann.
Er war Stipendiat für Komposition der Studienstiftung Baden-Württemberg und der Indiana
University Bloomington/USA. Soloengagements nahm er u.a. am Landestheater Detmold und an
der Oper Leipzig wahr. Seit 1996 ist er Mitglied des Staatsopernchors Stuttgart. 2006 sang er
Jason in Hans Thomallas „fremd" am Forum Neues Musiktheater. Seine Komposition Melophonie
- Musik für zwölf Instrumentalisten wurde in einem der Kammerkonzerte des Staatsorchesters
uraufgeführt.
Carlos Zapien singt die Partien Maurer und Arlecchino in Pinocchios Abenteuer sowie Kind in
der Uraufführung Fremd. Der Tenor wurde 1979 in Sonora, Mexiko geboren und studierte dort
zuerst Klavier und Orgel. 2002 begann er in Oregon sein Gesangstudium bei Erich Mentzel und
wechselte 2007 an die Musikhochschule Stuttgart zu Professor Francisco Araiza im Fach Gesang
und zu Robert Hiller im Fach Korrepetition. In Hochschulproduktionen übernahm er die Partien
Milford in Rossinis La Cambiale di Matrimonio, Monostatos in Die Zauberflöte und Don Basilio in
Le nozze di Figaro. 2007 gab Carlos Zapien sein Europadebüt als Belfiore in La finta giardiniera
mit der Thüringer Philharmonie. Es folgte Alfred in Die Fledermaus in Jena und Pisa. Konzerte
führten ihn nach Mexiko, Österreich, Taiwan und die USA. 2009 gastierte Carlos Zapien als Iarba
in Jommellis Didone abbandonata mit der Klassischen Philharmonie Stuttgart unter Frieder
Bernius. Er war Stipendiat des International Cultural Service Program der Oregon University, der
Fondo Nacional para la Cultura y las Artes sowie der Freunde der Staatlichen Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Carlos Zapien war in der Spielzeit 2009/10 Mitglied des
Opernstudios der Staatsoper Stuttgart und trat in dieser Zeit in zwei Opernstudio-Produktionen
sowie als Don Curzio in Le nozze di Figaro, Ruiz in Il trovatore, Niko in Gegen die Wand und
bereits in der Premierenbesetzung von Pinocchios Abenteuer als Maurer und Arlecchino auf.
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