1/5 Neue Monte Rosa-Hütte Monte Rosa, Schweiz © Studio Monte Rosa Hoch entwickelt Ein Forschungsprojekt der ETH Zürich SAMMLUNG zuschnitt ARCHITEKTIN Naturgegeben strebt die Schweiz nach Höherem. Unter anderem mit der Errichtung eines Schutzhauses in den Walliser Alpen, das heuer gebaut wird und dessen Entwicklung vier Jahre in Anspruch genommen hat. Studio Monte Rosa Bearth & Deplazes ÖRTLICHE BAUAUFSICHT Architektur + Design von Eva Guttmann FUNKTION Die Ansprüche, die die ETH Zürich und der Schweizer Alpen-Club (SAC) an die Neue Sonderbauten Monte Rosa-Hütte haben, sind hoch: Ein Gebäude auf 2883m und für 120 Gäste, das AUSFÜHRUNG (ohne die Energie zum Kochen) zu 90 Prozent energieautark ist, dessen Errichtung und 2008 - 2009 Betrieb unter strengsten Nachhaltigkeitskriterien erfolgen sollen, das in Form und Materialität optimiert ist und als eine der wichtigsten Hütten des sac würdiger Nachfolger Aufgrund der Bildrechte kann es zu Unterschieden sein soll für das alte Schutzhaus von 1895, das Generationen von AlpinistInnen beherbergt zwischen der HTML- und der Printversion kommen. hat und nun abgerissen wird. Studio Monte Rosa Grundlage der Kooperation zwischen ETH Zürich und SAC ist das »Studio Monte Rosa«, das am Departement Architektur unter der Leitung von Andrea Deplazes mit dem Ziel eingerichtet wurde, Studierende mit der Planung eines baureifen Entwurfs unter besonderen technischen Anforderungen zu konfrontieren. Begleitet wurde das Unterfangen von ExpertInnen des sac und weiterer Fachgebiete der ETH im Rahmen eines F+E-Projekts. Energie beim Bau Sowohl Errichtung als auch Nutzung des Schutzhauses werden im Energiekonzept berücksichtigt. So spielen bei der Konzeption die Baustellenlogistik (auch die kurze, auf den Hochsommer beschränkte Bauzeit muss bedacht werden) und die graue Energie bzw. der Primärenergieinhalt der zum Einsatz kommenden Materialien eine maßgebliche Rolle – Parameter, die jeweils für Holz als Konstruktionsmaterial sprechen: Durch den hohen Vorfertigungsgrad und die im Verhältnis zum Gewicht große Tragfähigkeit können Anzahl der Hubschraubertransportflüge und Bauzeit minimiert werden; dass das verwendete heimische Fichten- und Buchenholz über ausgezeichnete bauphysikalische Eigenschaften verfügt und in der Herstellung wenig graue Energie benötigt, liegt auf der Hand. ... und bei der Nutzung http://www.nextroom.at/building.php?id=30924&sid=29094, 13.04.2017 2/5 Neue Monte Rosa-Hütte Das Gebäude selbst wird über eine Photovoltaikanlage zur Stromversorgung verfügen, überschüssige Energie soll in Akkus gespeichert werden. Als ergänzende Stromquelle ist ein rapsölbetriebenes Blockheizkraftwerk geplant. Kontrollierte Lüftung wird für ausreichend Frischluft, eine Wärmerückgewinnungsanlage für eine komfortable Raumtemperatur sorgen, wobei die Wärmeabgabe durch Personen einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des Heizbedarfs leisten wird, zusätzlich stehen Solarkollektoren zur Warmwassergewinnung zur Verfügung. Das gesamte Energiemanagement soll durch eine »model predictive control« überwacht und gesteuert werden, die dynamische Randbedingungen wie Wetterprognose und Anzahl der Gäste berücksichtigt. Insgesamt werden die CO2-Emissionen pro Übernachtung im Vergleich zur alten Hütte um mehr als zwei Drittel gesenkt. Form und Konstruktion Die Studierenden entwickelten ein fünfgeschossiges Gebäude mit polygonalem Grundriss, dessen Wände zuerst vertikal, dann in verschiedenen Höhen nach innen geneigt sind, wodurch ein kristalliner Baukörper entsteht und die Trennung von Fassade und Dach aufgehoben wird. Daraus ergibt sich ein günstiges Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Erschlossen wird das Gebäude über eine entlang der Außenwand laufende Treppe, die kontinuierlich Aussicht auf die Umgebung ermöglicht. Die Schlafräume für drei bis acht Personen verfügen über kleine Fenster, das Restaurant über eine große strukturelle Öffnung. Der Holzbau aus 50 Raumzellen in Modulbauweise wird auf ein Stahlfundament gesetzt. Alle Bauteile sind so leicht wie möglich, um ressourcenschonend zu agieren und die Zahl der Transportflüge möglichst gering zu halten. Digitale Kette Der gesamte Gestaltungs- und Herstellungsprozess wurde u.a. von der Professur für CAAD begleitet und mit Hilfe einer »digitalen Kette« optimiert. Damit lassen sich am Computer die unterschiedlichsten relevanten Parameter mit dem Entwurf verknüpfen und verändern. Resultate dieser Vorgangsweise betrafen etwa die Holzkonstruktion: Um – aus Kosten- und Gewichtsgründen – die beste Struktur zu finden und Überdimensionierungen zu vermeiden, wurden die zu erwartenden Belastungen simuliert und die Gebäudeform unter den topografischen Gegebenheiten einem Strömungstest unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass durch die hohen Querbelastungen die momentfreie Struktur eines Fachwerks konstruktiv optimal und im Vergleich zur Ständerbauweise eine Halbierung des Gewichts ohne Leistungseinbußen möglich ist. Der Vielfalt der Konstruktionsteile wird mit einer vollautomatischen Produktion begegnet, bei der die Daten direkt vom Computer an die Abbundmaschine übertragen werden, was bis zum materialgerechten und http://www.nextroom.at/building.php?id=30924&sid=29094, 13.04.2017 3/5 Neue Monte Rosa-Hütte ökonomischen Einsatz von traditionellen Schwalbenschwanz- und Keilzinkverbindungen führt. (Zeitschrift Zuschnitt 30, 2008; Seite 20f.) zuschnitt, 16.06.2008 WEITERE TEXTE Zukunfsthütte?, Alexander Felix, TEC21, 09.10.2009 Alpine Architektur heute, Hubertus Adam, Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2009 Neue Monte Rosa Hütte, newroom, 11.07.2010 ARCHITEKTUR & NACHHALTIGKEIT Energie- und Gebäudetechnik Autarkiegrad Energie 90 % Photovoltaikanlage 84 m2 Peak-Leistung Photovoltaik 16 kW Thermische Solarkollektoren 60.5 m2 Notstromaggregat (BHKW) elektrische Leistung: 12 kW thermische Leistung: 27 kW Volumenstrom Lüftungsanlage 4'300 m3/h Wasserspeicher Felskaverne mit 200 m3 Speichervermögen Abwasseraufbereitung mikrobiologische Kläranlage Grauwasser für Toilettenspülung Meteostation Klimadaten für intelligentes Energiemanagement Flächen nach SIA 416 Nutzfläche (NF) 698 m2 Verkehrsfläche (VF) 127 m2 Funktionsfläche (FF) 74 m2 Konstruktionsfläche (KF) 255 m2 Geschossfläche (GF) 1’154 m2 Gebäudevolumen nach SIA 416 Gebäudevolumen (warm) 3’369 m3 Gebäudevolumen (kalt) 330 m3 Gebäudevolumen total 3’699 m3 Fassadenflächen Fassadenfläche Aluminium (warm) 786 m2 Fassadenfläche Fensterband 128 m2 Fassadenfläche Photovoltaik 122 m2 Fassadenfläche Aluminium (kalt) 72 m2 Fassadenfläche total 1’108 m2 http://www.nextroom.at/building.php?id=30924&sid=29094, 13.04.2017 4/5 Neue Monte Rosa-Hütte Gewicht Gewicht Rohbau ca. 280 t http://www.nextroom.at/building.php?id=30924&sid=29094, 13.04.2017 5/5 Grundriss Erdgeschoss Neue Monte Rosa-Hütte Grundriss Erdgeschoss © Studio Monte Rosa http://www.nextroom.at/building.php?id=30924&sid=29094, 13.04.2017 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)