Himmelserscheinungen im September: Verfinsterter Mond - NZZ Sternenhimmel Himmelserscheinungen im September Verfinsterter Mond Am 28. September verfinstert sich der Mond. Es ist die erste Mondfinsternis seit sieben Jahren, die sich von Westeuropa aus vollständig beobachten lässt. Von Felicitas Mokler Am frühherbstlichen Septemberhimmel finden wir bei Anbruch der Nacht noch das markante Sommerdreieck als Orientierung recht hoch am Südhimmel. Die drei Ecksterne Deneb, Wega und Atair sind die jeweils hellsten Mitglieder der Sternbilder Schwan, Leier und Adler. Tief im Südwesten stehen Schlange und Schlangenträger, darüber befindet sich Herkules. Im Südosten tritt bereits Pegasus auf den Plan vor Andromeda und im Nordosten Perseus. Tief im Osten und Nordosten ragen auch schon die ersten Wintersternbilder wie Stier und Fuhrmann über den Horizont der ersten Nachthälfte. Auf einer Linie Widmen wir uns diesen Monat unserem ständigen kosmischen Begleiter, dem Mond. Vor allem in den Tagen um die Vollmondphase herum wird er von den Astronomen meist als störend empfunden, da er den Himmel stark aufhellt und so das Beobachten interessanter, aber lichtschwacher Objekte erschwert. Am 28. dieses Monats jedoch verdunkelt sich der Vollmond; Sonne, Erde und Erdtrabant stehen in den frühen Morgenstunden genau auf einer Linie, und es ereignet sich eine totale Mondfinsternis. Da die Umlaufbahn des Mondes um die Erde gegenüber der Ekliptik ein wenig geneigt ist und zudem ihr gegenüber langsam rotiert, geschieht dies nicht bei jeder Vollmondphase. Die Finsternis Ende September ist die erste seit sieben Jahren, die sich von Westeuropa aus vollständig beobachten lässt. Um 3:07 Uhr tritt der Mond in den Kernschatten der Erde ein, die Phase der Totalität beginnt um 4:11 Uhr und dauert bis 5:23 Uhr (mitteleuropäischer Sommerzeit). Die partielle Phase endet um 6:27 Uhr. Jeweils rund eine Stunde vor und nach der Totalität durchläuft der Mond den Halbschatten der Erde. Selbst während der Mond den Kernschatten passiert, ist er bei keiner Finsternis völlig dunkel, sondern erscheint rötlich oder bräunlich gefärbt. Das liegt daran, dass die Erdatmosphäre einen Teil des Sonnenlichts auf den Mond ablenkt. Da sich die Eigenschaften der Hochatmosphäre ständig ändern, ist die Qualität des Lichts jedes Mal eine andere, und keine Mondfinsternis gleicht der anderen. Um den Erdtrabanten näher zu erkunden, müssen wir aber nicht bis zum Monatsende warten. Während der abnehmenden und wieder zunehmenden Mondphasen können wir mit einem einfachen Feldstecher etwa die Grenze zwischen Tag und Nacht auf dem Mond, den Terminator, ausgiebig abwandern. Hier lassen sich deutlich die Schattenwürfe von Gebirgsstrukturen und Kraterrändern erkennen. http://www.nzz.ch/wissenschaft/sternenhimmel/verfinsterter-mond-1.18603088 Seite 1 von 2 Himmelserscheinungen im September: Verfinsterter Mond - NZZ Sternenhimmel An weitläufigen Regionen lassen sich auf der Mondoberfläche die sogenannten Mare und die Terrae unterschieden. Die Terrae oder Hochländer sind vermutlich entstanden, als der anfangs heisse magmatische Mond eine erste Kruste bildete. Sie sind von Tälern und Faltengebirgen durchzogen. Die tiefer gelegenen, grossflächigen Mare sind Folgen von grösseren Asteroideneinschlägen auf dem jungen Erdtrabanten, bei denen sich die Einschlagkrater mit flüssiger Lava aufgefüllt haben. Zahlreiche weitere Krater unterschiedlicher Grösse zeugen ebenfalls von Einschlägen durch kleinere Asteroiden und Meteorite. Auch die Erde wurde in einer frühen Entwicklungsphase des Sonnensystems regelmässig von grösseren kosmischen Gesteinsbrocken getroffen. Aufgrund der geologischen Aktivität und der Atmosphäre sind die Spuren aus dieser Zeit aber längst erodiert. Entstanden ist der Mond übrigens möglicherweise selbst durch eine Kollision eines etwa Mars-grossen Körpers mit der jungen Proto-Erde. Demnach haben sich die dabei ausgeworfenen Bruchstücke aus Gesteinsschmelze in einem Orbit um die Erde angesammelt und in kurzer Zeit den Mond gebildet. Endgültig geklärt ist dieses Szenario aber noch nicht. Lauf des Mondes: Am 5. September steht der abnehmende Halbmond im Sternbild Stier, zu Neumond befindet sich der Erdtrabant am 13. des Monats zwischen Löwe und Jungfrau. Zu diesem Datum ereignet sich eine partielle Sonnenfinsternis, die allerdings in unseren Breiten nicht zu sehen sein wird, sondern nur von der Antarktis und dem südlichen Afrika aus. Der wieder zunehmende Halbmond durchläuft am 21. September den Schlangenträger, und am 28. ist der Vollmond (Mondfinsternis) in den Fischen aufzufinden. Sichtbarkeit der Planeten: Unser Nachbarplanet Venus ist in den frühen Morgenstunden über dem Osthorizont sichtbar, seine Helligkeit nimmt bis zum letzten Monatsdrittel weiter zu. Deutlich lichtschwächer und zu Monatsbeginn nur mit dem Feldstecher zu beobachten ist der rötliche Mars, der sich ebenfalls in der Morgendämmerung im Osten zeigt. Ab der zweiten Septemberwoche gesellt sich noch Jupiter dazu. Saturn ist dagegen abends im Südwesten aufzufinden. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann stehen fast die ganze Nacht über am Himmel, sind aber für das blosse Auge zu lichtschwach. Tagundnachtgleiche: Am 23. September ist astronomischer Herbstanfang. (Aus meteorologischer Sicht beginnt diese Jahreszeit bereits mit dem 1. des Monats.) An diesem Tag durchläuft die Sonne den Herbstpunkt, das heisst, sie durchschreitet auf der Ekliptik den Himmelsäquator von Norden nach Süden. Zu diesem Datum sind Tag und Nacht gleich lang, im sich daran anschliessenden Winterhalbjahr sind die Nächte stets länger als die Tage. Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG. Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige au Zürcher Zeitung ist nicht gestattet. http://www.nzz.ch/wissenschaft/sternenhimmel/verfinsterter-mond-1.18603088 Seite 2 von 2