Rudolf Irkowsky (1911 – 1986) Rudolf Irkowsky wurde am 7. Mai 1911 als Sohn des Schuhmachermeisters Johann Irkowsky in Wels geboren. Nach seiner Grundschulzeit - fünf Jahre Volks- und drei Jahre Bürgerschule - besuchte er zwei Klassen der öffentlichen Handelsschule in Wels. 1927 erhielt er eine Anstellung als Beamter in der Welser Handels- und Gewerbekasse. Irkowsky blieb bis 1938 in seiner Geburtsstadt. Am 1. Mai 1938 trat er aus der Gewerbekasse aus. Er sollte bis 1945 nur noch hauptamtlich für die NSDAP und das „Deutsche Reich“ arbeiten. Irkowsky sah die Samen seiner politischen Überzeugung in seinem Elternhaus gelegt: „Schon mein Vater war grossdeutsch eingestellt und ich wurde in diesem Sinne erzogen. Mit fünf Jahren trat ich dem deutsch-völkischen Turnverein 1862 in Wels bei.“1 Bis 1930 gehörte Irkowsky keiner politischen Partei und Gewerkschaft an. Da ihm „das sozialistische Programm der NSDAP“ gefallen habe, er „schon immer Interesse für Sozialfragen“ gezeigt hätte und national eingestellt gewesen war, trat Irkowsky in die NSDAP ein.2 Die Reichskartei der Partei führte ihn unter der Nummer 363 426 bei der Sektion Gauleitung-Linz als NSDAP-Mitglied. Als Aufnahmedatum scheint der 1. Mai 1931 auf.3 Irkowsky wurde am 1.6.1931 Angehöriger der SA. Im April 1933 zum Sturmführer der SA ernannt, folgte 1937 seine Beförderung zum Obersturmführer und im Februar 1938 die zum Sturmhauptführer. Nach der Annexion Österreichs wurde er schließlich Sturmbannführer der SA. Die SS Offizierslisten führten Irkowsky im Rang eines Hauptsturmführers (seit 19.2.1944) in der Einheit Standarte 37 unter der SS-Nummer 471 930. Irkowskys Aufnahme in die SS wurde mit 1. Dezember 1942 datiert.4 Während des NSDAP Verbotes in Österreich war Irkowsky mehrmals in Haft. Über seine illegale Betätigung machte er im Personalfragebogen der NSDAP u.a. folgende Angabe: „Als Sturmführer des SA Sturmes 21/2 habe ich […] auch den Überfall auf die Freiheitsbund Patrouille in Oberhaid bei Wels organisiert, bei welchem Angriff die zwei größten Schurken dieser Kommunistischen Terrorgruppe von Revolverschüssen stark verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Weiters wurde unter meiner Führung das Zeughaus der christlich deutschen Turnerschaft in Wels durch Legung eines Dynamit Sprengkörpers stark beschädigt sowie überhaupt 15 Bölleranschläge durchgeführt.“5 Irkowksy führte als Sturmschulungsleiter der SA öfters einen SA Sturm bzw. SA Sturmbann. Er verwaltete die Finanzen eines SA Sturmbannes und hielt in Wohnungen und abgelegenen Häusern zahlreiche Schulungsabende ab. 1935 leitete er im Rahmen des deutsch-völkischen Turnvereines in Wels einen Rednerkurs. Im Einvernehmen mit dem illegalen Bezirksleiter der NSDAP, Markutt, und dem SA Standartenführer, Walter Ebner, zuerst mit der Funktion eines Dietwarts im Welser Turnverein betraut, übernahm Irkowsky im Auftrag des SA Oberführers Hackel aus Braunau schließlich die Stelle eines Gaudienstwartes für Oberösterreich. Als Gaudienstwart organisierte er Veranstaltungen des deutsch völkischen Turnvereins. In dieser Zeit hielt er in über 200 Versammlungen Reden. SA-Standartenführer Ebner bestätigte in einem Dienstleistungszeugnis die vorzüglichen Leistungen Irkowskys.6 Irkowsky besuchte verschiedene Lehr und Schulungslager. Er nahm im Februar 1937 am Bundeswinterlager des deutsch-völkischen Turnvereins in Viehofen im Pinzgau, im Frühjahr 1937 an einem Erziehungslager der gleichen Organisation in Aussig und im Sommer 1937 an einem Lager für Dienstwarte und Erzieher am Turnersee in Kärnten teil. Im November 1937 machte er einen Kreisdienstwartlehrgang an der Reichsakademie für Leibeserziehungen in Berlin. „In Berlin sprach er in einer großen Kundgebung über die Verhältnisse in Österreich und hetzte so gegen sein Vaterland. Seine Rednergabe setzte er mit besonderem Fanatismus bei den Kundgebungen zur Abstimmung am 10.4.1938 ein. In der Zeit vom 20.2. bis 28.4. 1938 war er, wie der damalige Kreisleiter von Wels bestätigt, hauptamtlich als Kreispropagandaleiter und Kreisorganisationsleiter eingesetzt“.7 Für seine illegale Betätigung erhielt Irkowsky die 10jährige Dienstauszeichung der NSDAP und die Ostmarkmedaille verliehen. Irkowskys weiterer Werdegang lässt sich wie folgt zeichnen: Am 1. Mai 1938 bekam er die Verwaltung und Leitung der Gauschulungsburg Schloss Cumberland in Gmunden anvertraut. Im Herbst desselben Jahres erfolgte Irkowskys Bestellung als Gauhauptstellenleiter im Gaupropagandaamt für allgemeine Propaganda. Von Juni 1939 bis September 1940 war er in der Wehrmacht und absolvierte eine Ausbildung zum Fallschirmspringer. Danach wurde Irkowsky unabkömmlich gestellt und mit der Leitung des Gaupropagandaamtes betraut. Seine tatsächliche Ernennung zum Gaupropagandaleiter und auch zum Leiter des Reichspropagandaamtes Oberdonau im staatlichen Sektor erfolgte am 20.4.1941. Irkowsky schied aus dem hauptamtlichen Parteidienst aus und wurde Reichsangestellter. Nach einer 1942 durchgeführten Einstufung erreichte er in der NSDAP den Rang eines Bereichsleiters. Von März bis Dezember 1943 leistete Irkowsky weiteren Wehrdienst. Danach kam er bis September 1944 nach Reval. Irkowsky unterstützte als Berater für Propaganda und Presse Generalkommissar Litzmann, den SA-Obergruppenführer von Estland. Fallweise bekleidete er über Auftrag der Gauleitung auch noch die Funktion eines Gaupresseschulungs- und Stabamtsleiters. Von Oktober 1944 bis Februar 1945 hatte Irkowsky das Amt eines stellvertretenden Kreisleiters in Steyr inne. Nach Kriegsende konnten keine Originale seiner Reden und Vorträge gefunden werden. Sie wurden vermutlich vernichtet. Eine bei Irkowsky als Schreibkraft beschäftigte Angestellte des Reichspropagandaamtes gab an, dass „sie vor Kriegsende bemerkt habe, wie in der Gauleitung ein Lkw. vorgefahren und auf diesen alle Leitzordner und Papiere aufgeladen worden seien. Diese Schriften sollen angeblich in ein Krematorium oder sonst wo zur Vernichtung gebracht worden sein und der Gauleiter Eigruber den Auftrag hierzu gegeben haben.“8 In zwei Ausgaben der Oberdonau Zeitung finden sich jedoch Ansprachen Irkowskys.9 Hier eine Rede vom 13. November 1944: „Ein Volk ist erst dann geschlagen und verloren, wenn sich keine Männer mehr finden, die auch in der Not Freiheit und Ehre über ihr eigenes Leben stellen. Als 1923 das Reich endgültig in Chaos und Zerrissenheit unterzugehen drohte, trat der Führer dagegen an und mit ihm eine Handvoll entschlossener Männer. Sie hatten den Mut, die geschichtliche Pflicht über ihr Leben zu stellen. Wie die zwei Millionen des ersten Weltkrieges, so marschierten und fielen auch die sechzehn Nationalsozialisten an der Feldherrnhalle in der Zeit der tiefsten Hoffnungslosigkeit. An dem Beispiel dieser Männer entzündete sich nach 10 Jahren zähesten Ringens endlich der Geist des ganzen deutschen Volkes. Heute hat das Schicksal seinen Ruf an uns gerichtet. Es fragt nicht mehr, ob wir alle oder nicht, es lässt uns keinen anderen Weg mehr, als den des unerbittlichen Kampfes bis zum Letzten. In dieser Lage treten jene Blutzeugen vom 9. November 1923 vor uns hin im Namen aller unserer Toten. Und sie rufen uns zu: “Wir standen allein im Kampfe und gehorchen doch dem Befehl des Gewissens. Ihr habt ein ganzes gläubiges Volk hinter euch, ihr kämpft um euer Dasein und um das Glück eurer Frauen und Kinder und habt die Schönheit des Friedens und der Freiheit kennen gelernt: So seid nun auch ihr eurem Gewissen treu und tut eure Pflicht!“ Gerade heute sind uns die Gefallenen des 9. November Beispiel dafür, dass kein Opfer umsonst gebracht ist, wenn ein Volk den Glauben, die Treue, den Kampf und die Ehre nicht aufgibt. Dem deutschen Volkssturm, der heute hier zur feierlichen Vereidigung angetreten ist, ist das Leben, Kämpfen und Sterben unserer Helden leuchtendes Vorbild und heiliges Vermächtnis. Das ganze deutsche Volk steht nun geschlossen im Kampf für seine Freiheit und im deutschen Volkssturm offenbart sich die geballte Kraft, die die Einheit der Nationen noch fester zusammenschmiedet. Für das gemeinsame Leben unseres Volkes gibt es nur einen gemeinsamen Kampf, den zu führen wir unter Einsatz unseres Lebens jederzeit bereit sind.“10 Irkowsky, der als fanatischer Nationalsozialist galt, verweigerte einer Bittstellerin noch knapp vor Kriegsende Unterstützung für ihren zum Tode verurteilten Vater.11 Irkowsky fungierte als wichtiger Teil der Propagandamaschine Nazideutschlands. Anordnungen und Richtlinien Berlins erhielten durch ihn ihre Ausformung in Oberösterreich. Nach seiner Weisung wurden zahllose Versammlungswellen, die sich über jede Gemeinde erstreckten, veranstaltet. Dass die NSDAP-Führung Irkowskys besondere Qualitäten erkannte, lässt sich daraus schließen, dass er, ohne die gewöhnliche Voraussetzung einer Mitgliedsnummer unter 100 000 zu erfüllen, 1943 mit dem goldenen Ehrenzeichen der Partei ausgezeichnet wurde. Nach der Kapitulation Deutschlands teilte Irkowsky einem Polizeibeamten in Wels seinen Aufenthaltsort mit. Er wurde am 17. Mai 1945 festgenommen und in Glasenbach interniert. Am 6.5.1947 legt die Staatsanwaltschaft Linz eine Anzeige nach dem VG §§ 10 und 11 und Verdacht nach dem KVG § 2 gegen ihn vor. Das Linzer Volksgericht sprach Irkowsky am 16. Juli 1948 wegen Hochverrats schuldig und verurteilte ihn zu einer Strafe von zweieinhalb Jahren schweren Kerker und Vermögensverfall. Rudolf Irkowsky starb am 23. September 1986 in Linz. Quellen: OÖLA, Sondergerichte Linz, Sch. 277, Vg 10 Vr 3604/47 ÖSTA/AdR, BMI-GDföS, Kriegsverbrecherlisten, Sammelakt 35.573-2/48 BArch (ehem. BDC), PK F117 549, Irkowsky, Rudolf (7.5.1911) BArch (ehem. BDC), RS C5140, Irkowsky, Rudolf (7.5.1911) BArch (ehem. BDC), SSO 126A 753; Irkowsky, Rudolf (7.5.1911) BArch, Z-A/V 229 A.4. BI 16,17, Irkowsky, Rudolf (7.5.1911) Oberdonau Zeitung Nr. 302, 7. (17.) Jahrgang, Linz/Donau, Montag 13. November 1944. Oberdonau Zeitung. Nr. 305, 7. (17.) Jahrgang, Linz/Donau, Donnerstag 16. November 1944. 1 OÖLA. Sondergerichte Linz. Sch. 277, Vg 10 Vr 3604/47. Vernehmungsprotokoll Rudolf Irkowsky. 10.5.1947. 2 Ebenda 3 BArch (ehem. BDC), PK F117 549, Irkowsky, Rudolf (7.5.1911). 4 OÖLA Sondergerichte Linz. Sch. 277, Vg 10 Vr 3604/47. SS Offizierslisten. 5 A.a.O. NSDAP-Personalfragebogen vom 30.5.1938. 6 A.a.O. Dienstleistungszeugnis f. Irkowsky, Rudolf. 14.11.1938. 7 A.a.O. Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Linz. 22. Jänner 1948. 8 A.a.O. Bericht Bundespolizeidirektion Linz –Kriminalabteilung. 12.6.1947. Siehe die Angaben von Maria Stiegler, Schreibkraft bei Irkowsky. 9 Ausgabe A: Oberdonau Zeitung Nr. 302, 7. (17.) Jahrgang, Linz/Donau, Montag 13. November 1944Oberdonau Volkssturm zur Vereidigung angetreten. Ausgabe B: Oberdonau Zeitung. Nr. 305, 7. (17.) Jahrgang, Linz/Donau, Donnerstag 16. November 1944. Pg. Irkowsky sprach zu Gendarmen. 10 A.a.O. Ausgabe A. 11 OÖLA. Sondergerichte Linz. Sch. 277 Vg 10 Vr 3604/47.. Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Linz. 22. Jänner 1948. Anm.: Siehe dazu auch. die Abschrift des Bundeskommissariats Wels vom 30.6.1947. Die Tochter des Krim. Rev. Insp. Baier, Frau Gertrude S., hatte Irkowsky um Unterstützung für ihren Vater gebeten. Irkowsky lehnte diese Bitte mit der Begründung ab, dass sich ein Hochverräter mit der entsprechenden Strafe abfinden müsse. Baier wurde in den letzten April oder ersten Maitagen 1945 durch Hitlerjungen am Schießplatz Treffling bei Linz ermordet.