Ein Projekt der Pädagogischen Akademie der Diözese erobert die Herzen Europas…. Von Franziska Pirstinger 30 Jahre ihres Lebens verbringt sie hinter den Mauern einer geschlossenen Anstalt für Geisteskranke – Sie lebte, wie lebendig begraben - Camille Claudel: die Schülerin, Mitarbeiterin, das Modell und die Geliebte Auguste Rodins. In jungen Jahren galt sie als viel versprechendes Talent –sie kann auf ein kleines, feines OEuvre verweisen – wesentliche Werke Rodins entstanden unter ihrer Mithilfe. Jedoch gelang es Camille Claudel weder aus dem breiten Schatten des prominenten Bildhauers Auguste Rodin, noch aus dem ihres Bruders Paul Claudel hervorzutreten. Wurde Camille im falschen Jahrhundert geboren? War die Liebe ihr Verhängnis? Die Antworten sind schwer zu finden – die Faszination der Person Camille Claudel, um die sich die Mythen ranken, ist ungebrochen. Seit 2005 ist Camille Claudel die Schirmherrin der jungen Kunststudentinnen aus halb Europa, die auf Einladung der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz Seckau sowohl an ihren eigenen künstlerischen Talenten, als auch an den Ausbildungsstandards einer zeitgemäßen europäischen Kunsterziehung feilen. Camille Claudel feiert ein Revival – denn mit diesem europäischen Studentensymposium– made in Graz Eggenberg- und einer Ausstellung, die im Vorjahr durch neun Nationalitäten wanderte, ist ihr Name wieder in aller Munde. Das Team der Bildnerischen Erzieher der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz – Seckau, Peter Angerer, Gerhard Raab, Manfred Gollowitsch, Ingeborg Pock und Bernd Böhmer entwickelten unter Leitung von Franziska Pirstinger, ein vielfältiges Konzept in der Ganzheitlichkeit eine wesentliche Rolle spielte. Weil nach Meinung von Prof. Pirstinger, die Intelligenz nicht nur im Kopf – sondern auch in Herz und Hand liegen wechselten Kunstrezeption mit intensiver -Produktion und einer umfassenden Fest– und Feierkultur. Geist, Körper und Seele brauchen Inspiration, damit sie nicht verkümmern. Sogar eine internationale Studentenwallfahrt nach Mariazell stand auf dem Programm. Das Wort Inspiration kommt aus dem Lateinischen „in spirare“ und meint „im Geist sein“ sich des Zustandes der Inspiration bewusst sein bedeutet glauben an den Geist haben, bedeutet empfänglich sein, bedeutet wahre Dinge im Herzensbereich spüren. Die Inspiration löst sich aus der Wirklichkeit und zielt sie zugleich an, sie sucht empfängliche Menschengeister, phantasiebegabte mutige Seelen, mit denen sie arbeiten kann, um in der Welt etwas voran zu bringen. Die heutige Gesellschaft ruft nach Visionären, die Hypothesen liefern – vorschnelle Beweise und voreilige Lösungen stellen sich oft als engstirnig heraus und lassen Prozesse abbrechen. Kreative, intuitive Prozesse jedoch durchlaufen auch das Herz. Die wesentlichen Zusammenhänge erfassen wir nicht mit der Logik des Kopfes, sondern mit der Intelligenz des Herzens. Deshalb geht es den Eggenbergern darum, Sauerstoff in alle Lebensbereiche zu bringen und Strukturen mit einem jugendlich- unverdorbenen Blick zu erkunden und aufzubrechen. Da wurde geschweißt, getöpfert, Papier hergestellt – genauso wie gefilmt und am Computer gearbeitet, geschminkt und diskutiert. Der Dialog – der sich in Eggenberg sogar in der Architektur des Hauses ausdrückt, ist für die Entfaltung der Kreativität genauso wichtig wie Materialienvielfalt, bestens geplante Unterrichtsprozesse durch hoch qualifizierte Fachkräfte –einem Klima, in dem neue Ideen willkommen sind, positive Kritik geübt und jedem mit Wertschätzung begegnet wird.. Sofort spüren die 55 Auslandsstudierenden aus Litauen, Schweden, Polen, Belgien, Deutschland, Ungarn und Kroatien den entscheidenden Unterschied des besonderen „Eggenberger Klimas“. Die Spielaktion „Networking“ in der unterschiedlichste Strukturen zu einem neuen Ganzen verknüpft werden, zeugt davon. Nur wenn jeder seine Aufgabe wahrnimmt, entsteht ein dauerhaftes Gewebe. Camille Claudel ist ein Projekt das Aufsehen erregt: in der Stadtregierung genauso wie unter den Stammhörern der Pädagogischen Akademie bis hin zum einfachen Mann auf der Straße. Eine so bunte, dynamische Schar von 55 Jugendlichen kann man halt nicht übersehen – natürlich noch weniger, wenn diese mit konkreten Projektideen die „Schulstube“ verlassen und auf die Straße gehen, wie Prof. Peter Angerer mit seinem „Public Art Project“, in das sogar Bürgermeister und Gemeinderat integriert waren. Von der Wiese hört man lautes Gehämmer, welches zwischendurch nur vom kreischenden Geräusch der Motorsägen übertönt wird. Studierende aus 5 Nationalitäten haben sich unter Leitung von Prof. Manfred Gollowitsch auf den Bau eines bis zum Himmel ragenden Turmes geeinigt. Holzlatte wird an Holzlatte genagelt – immer höher hinauf – 10 Meter hoch, weithin sichtbar - ein Wahrzeichen für das europäische Symposion. …. Endlich in großen Dimensionen arbeiten können, künstlerische Freiheit atmen …. Mit Kopf, Herz und Hand – ganzheitlich involviert sein – sein Ganzes geben – Europa mitgestalten. Es war ein Projekt der Superlative in jeder Hinsicht. Die Teilnehmerinnen des europäischen Intensivprogramms Camille Claudel II haben es nicht nur geschafft, gemeinsam die Hohe Veitsch zu erklimmen – man kann wahrlich von einem kunstpädagogischen Gipfelsieg sprechen. Weitere Infos unter: www. pze.at/camille claudel/ bzw. ab Schulbeginn in der PÄDAK Graz Eggenberg.