1 Naturschutzprojekte des Zoologischen Gartens Köln Natur und Artenschutz weltweit Zur Zeit unterstützt oder leitet der Zoologische Garten Köln weltweit acht Naturund Artenschutzprojekte: - in Vietnam - Phong Nha - Ke Bang - die Erforschung und Erhaltung einer außergewöhnlichen Artenvielfalt, - in Ungarn und China die Wiederansiedlung der Przewalskipferde, - in Sambia die Schaffung eines übergreifenden Naturschutzgebietes und den Erhalt eines Nationalparks, - in Madagaskar den Schutz der einzigartigen Flora und Fauna, - in Indien die Erforschung der Bartaffen, - in Peru den Erhalt der Brillenbären und die Schaffung neuer Einnahmequellen für die einheimische Bevölkerung und - auf Bali den Erhalt eines der seltensten Vögel der Welt, des Balistars. ¾ Phong Nha - Ke Bang Naturschutz in Vietnam Ein Land voller seltener Tiere Im Herzen Vietnams, in Phong Nha - Ke Bang, engagiert sich der Kölner Zoo in zwei Naturschutzprojekten. Hier befindet sich das größte zusammenhängende Kalksteingebirge in Südostasien, dessen letzte Primärwälder einen Rückzugsraum für einzigartige Tierarten bietet, wie den Hatinh-Langur, die Kleideraffen oder Kragen- und Malaienbären. Kampf gegen Wilderei Mittlerweile ist dieses wertvolle Naturgebiet zum Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden. Damit der Schutzstatus auch umgesetzt werden kann, muss vor allem die Wilderei gestoppt werden. Dazu müssen Wildhüter ausgebildet und ausgerüstet werden. Die Bevölkerung soll ein Verständnis für die wertvollen Naturgüter entwickeln. Vietnam leidet immer noch unter den Folgen eines fast 30-jährigen Krieges. 70 Millionen Liter „Agent Orange" haben fast die Hälfte der ausgedehnten vietnamesischen Wälder vernichtet. Auch nach dem Krieg konnte sich die Natur nicht erholen, denn Armut und fehlende Infrastrukturen führen dazu, dass die Wälder für Brennholz und den Export abgeholzt und Tiere wahllos für den Verzehr oder den Verkauf bejagt wurden. Wirkungsvoller Schutz ist nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort möglich. Der Zoo Köln arbeitet eng mit vietnamesischen Regierungs- und Naturschutzbehörden und der Universität von Hanoi zusammen. Wissenschaftler und Ranger werden geschult und ausgerüstet. Durch Tierbestandserhebungen konnten Mitarbeiter des Zoo Köln neue Tierarten, vor allem Reptilien, entdecken. Seit Januar 2005 arbeiten zwei Mitarbeiter ganzjährig vor Ort. Frau Dr. Vogt kümmert sich um die Zusammenarbeit mit den Rangern und baut zur Zeit eine Auffangstation für beschlagnahmte Tiere auf. Herr Forster leitet das Auswilderungsproramm für Primaten, das wir mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt durchführen. Hatinh-Languren sollen gehalten und später ausgewildert werden. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Teile vieler wilder Tiere eingesetzt. Oft landen diese Tiere hier, bevor sie von der Wissenschaft überhaupt entdeckt wurden. Mitarbeiter des Zoo Köln fanden bei einem Medizinmann eine neue Schlangenart, als Heilmittel in Reiswein eingelegt. Spendenkonto: Zoologischer Garten Köln, Sparkasse KölnBonn BLZ: 37050198, Kto.-Nr.: 1372200 2 ¾ Wiedereinbürgerung von Przewalskipferden in China Die Dschungarische Gobi in China und in der Mongolei war das letzte Rückzugsgebiet des Przewalskipferdes, das von den Mongolen Tachi und von den Chinesen Je-ma genannt wird. Doch die zunehmenden Haustierherden nahmen ihnen die Futter- und Wasserstellen und auch Soldaten trugen zur Ausrottung bei. In Zoologischen Gärten gibt es heute dank koordinierter Zuchtprogramme wieder ca. 1800 Przewalskipferde. Ein Teil von ihnen kehrt seit einigen Jahren in mongolische und chinesische Naturreservate zurück. Für die Wiedereinbürgerung ist u.a. die Dschungarische Gobi gewählt worden. Doch heiße Sommer und kalte Winter und die immer noch vorhandene Konkurrenz mit Haustieren erfordern von den Tieren große Anpassung. Zudem stehen Fohlen und alte oder kranke Tachis auf der Speiseliste des Wolfes, ihres natürlichen Feindes. Die Eingewöhnung nachgezüchteter Tiere ist aufwändig und nicht alle Pferde überleben das erste Jahr der Freilassung. Beim neuesten Projekt des Zoo Köln in China wird nichts dem Zufall überlassen, wenn die Pferde frei gelassen werden. Chinesische, deutsche und amerikanische Kollegen werden das Projekt begleiten, um es genauso zum Erfolg werden zu lassen, wie das benachbarte Gobi- oder das weiter entfernte Hustain-Nuruu-Projekt in der Mongolei. Da das Kalameili-Naturreservat zwischen zwei Touristenzentren liegt, dem Altai-Gebirge im Norden und dem Tien Shan mit der Seidenstraße im Süden, ist von chinesischer Seite auch ein naturverträglicher Tourismus geplant. Damit die Projekte langfristig Erfolg haben und ohne Importe aus den Zoos auskommen, müssen die einzelnen Populationen innerhalb von etwa 10 Jahren auf ca. 150 Tiere angewachsen sein. Seit 1992 haben 196 Pferde die Reise in die Mongolei angetreten. Nach China waren es nur 87, doch wurden aus 24 Importtieren allein im Wild Horse Breeding Centre bei Jimsar von 1987 bis Ende 2005 236 Fohlen nachgezüchtet. Aus diesem Bestand werden die Pferde für die Wiedereinbürgerung im nahe gelegenen Kalameili-Naturreservat ausgesucht, denn sie sind bereits bestens an das Klima angepasst. Dagegen machen die regelmäßig aus dem EEP zur Verfügung gestellten Tiere vor Ort eine schwierige Adaptionsphase durch, die nicht alle Pferde überleben. Auch die Kämpfe zwischen Haremshengsten können zu tödlichen Verletzungen führen. Naturschutz in Sambia ¾ Der Luambe-Nationalpark liegt zwischen den berühmten North und South Luangwa National Parks im Osten Sambias. Das Luangwa-Tal war einst berühmt wegen seines großen Tierreichtums. Doch Wilderei führte dazu, dass der nördliche Teil des Luangwa-Tals in den 80er Jahren als leer geschossen galt. Im Luambe-Nationalpark wird eine gute Infrastruktur etabliert. Im Verbund mit den umliegenden Jagd-Management-Gebieten und Nationalparks könnte sich hier ein übergreifendes geschütztes Gebiet im gesamten Luangwa-Tal für Elefanten, Flusspferde, Antilopen, eine Vielzahl von Vögeln und vielleicht dauerhaft auch wieder für Nashörner entwickeln. Oberstes Ziel ist die Eindämmung der Wilderei. Dafür werden Wildhüter ausgebildet und ausgerüstet. Parkgrenzen werden für eine effektive Kontrolle festgelegt, eine Ringstraße gebaut und die Infrastruktur erweitert. Die örtlichen Behörden werden bei allen Maßnahmen eingebunden, die ansässige Bevölkerung in das Projekt integriert. Der Ökotourismus ist Bestandteil des Projekts und stellt eine lukrative Einnahmequelle für die einheimische Bevölkerung dar. 3 ¾ Forschung für den Naturschutz in Madagaskar Sclater’s Makis (Eulemur macaco flavifrons) gehören zu den weltweit am stärksten bedrohten Primaten. Es wird geschätzt, dass die Population nur noch wenige tausend Tiere umfasst. Das kleine Verbreitungsgebiet der Sclater’s Makis erstreckt sich über die schwer zugängliche SahamalazaHalbinsel im Nordwesten Madagaskars. Dort leben die Tiere in den letzten noch vorhandenen Fragmenten des südlichen Sambiranowaldes. Sclater’s Makis und andere in diesem Gebiet lebende Lemuren sind durch Bejagung und unmittelbare Zerstörung ihres Lebensraums bedroht. Überall in Madagaskar wird der verbliebene Wald abgeholzt, um Land für Reisanbau oder Viehzucht zu gewinnen, aber auch um Holzkohle herzustellen oder Edelsteine zu fördern. Sahamalaza: Schutz der Sclater’s Makis Sclater’s Makis sind außer dem Menschen weltweit die einzigen Primaten, die blaue Augen haben! Ein Jahrhundert lang herrschte Unsicherheit über ihre Existenz, und obwohl sie 1983 von der Wissenschaft wieder entdeckt wurden, gehören Sclater’s Makis noch heute zu den am wenigsten erforschten Halbaffenarten. Der Zoo Köln hat mit mehreren anderen europäischen Zoologischen Gärten und der Universität Straßburg ein Konsortium (AEECL) gegründet, das sich dem Schutz der Sclater’s Makis widmet. Wissenschaftler des Zoo Köln führen gemeinsam mit madagassischen Wissenschaftlern Studien zur Ökologie von Sclater’s Makis durch und haben in Sahamalza eine Forschungsstation aufgebaut, die langfristige Forschungsarbeiten ermöglichen soll. Mit Hilfe von AEECL und dem Zoo Köln wird dort von der madagassischen Nationalparkbehörde zurzeit ein Naturschutzgebiet eingerichtet. Nähere Informationen zum Sahamalaza-Projekt und den anderen Projekten des Zoo Köln finden Sie unter www.zoo-koeln.de. Forschung und Naturschutz in Indien ¾ Wir Menschen sind bekanntlich besonders erfolgreiche Primaten. Dies gilt auch bezüglich der Ausrottung unserer nächsten Verwandten im Tierreich: Wir haben wesentlich dazu beigetragen, dass mehr als die Hälfte der etwa 250 Primatenarten vom Aussterben bedroht sind. Bei den Bemühungen, Bartaffen (in-situ und ex-situ) zu erhalten, spielen Zoologische Gärten eine wichtige Rolle. So wurden Bartaffen seit den 1960er Jahren mit zunehmendem Erfolg in Menschenhand gezüchtet. Der Zoo Köln koordiniert seit einigen Jahren das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für Bartaffen, in dessen Rahmen auch das Projekt zum Erhalt der Art und ihres natürlichen Lebensraums in den Western Ghats, einer Gebirgskette in Südindien, initiiert wurde. Das Bartaffenprojekt Über die Lebensweise und die Lebensraumansprüche von Bartaffen ist noch zu wenig bekannt. Für die Planung und Durchführung effektiver Schutzmaßnahmen in Südindien sind insbesondere Studien über die Auswirkungen der Lebensraumzersplitterung auf die Fortpflanzung, das Verhalten und die genetische Vielfalt der Bartaffenpopulation von Bedeutung. Der Zoo Köln und die Universität Mysore beteiligen sich federführend an einem Projekt, das die Errichtung der notwendigen Infrastruktur zur Durchführung von solchen Freilandstudien zum Ziel hat. Die in europäischen Zoos gehaltenen Bartaffen spielen hierbei ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Fragmentierung der Zoopopulation ist in vieler Hinsicht vergleichbar mit der Situation der verbleibenden Bartaffen in den Western Ghats. Die Bartaffen im Zoo können daher zusätzlich zu ihrer Funktion als (genetische) Reserve auch als Modell für naturschutzrelevante Forschung dienen. © soweit nicht anders vermerkt Zoologischer Garten Köln Spendenkonto: Zoologischer Garten Köln, Sparkasse KölnBonn BLZ: 37050198, Kto.-Nr.: 1372200 4 Brillenbärenschutz in Peru ¾ Eine wichtige Rolle der Brillenbären im Gehege von Chaparri ist die des Botschafters für ihre wilden Artgenossen. Die einheimische Bevölkerung und auch Touristen können durch direkte Anschauung Informationen über die Lebensweise von Brillenbären sammeln und Verständnis für deren Ansprüche an einen (ungestörten) Lebensraum entwickeln. © Peyton Die Götterboten sind in Not Der Brillenbär ist der einzige Kurzschnauzenbär. Seinen Namen verdankt er der brillenartigen Zeichnung im Gesicht. Die einheimische Bevölkerung nennt ihn respektvoll „Götterboten“. Doch schützt ihn diese Verehrung nicht vor Bejagung. Zudem wird sein Lebensraum durch Landwirtschaft, Holzeinschlag und den Abbau von Bodenschätzen zerstört. Auf der Suche nach Nahrung gehen die Brillenbären auch in Maisfelder der Kleinbauern. Oft werden bei solchen Zusammenstößen Weibchen getötet und Jungtiere geraten in Menschenhand. Mit einer konfiszierten Brillenbärin fing alles an © Plenge Als 1999 die 18 Monate alte Brillenbärin „Yinda“ konfisziert wurde, errichteten die Naturschützer Heinz Plenge und Bernie Peyton das erste artgerechte Gehege im Norden Perus, im ChaparriGebiet nahe Chiclayo. Die Trockenwälder um Chaparri stellen ein einzigartiges Ökosystem mit allein über 110 Vogelarten dar, von denen 35 nur in diesem Gebiet leben. Hier kommen auch einige der frei lebenden Brillenbären vor. © Plenge Nutzen für beide Seiten Mit „Yinda“ startete ein modellhaftes Naturschutzprojekt. Mit Hilfe der einheimischen Kleinbauern wurden neue Gehege und ein Versammlungssaal errichtet, die Grundschule erhielt Unterrichtsmaterial über Naturschutz. Auch wurden neue Einnahmequellen für die Einheimischen gefunden. Einige arbeiten als Imker, andere profitieren vom Prestigegewinn, den der Brillenbärenschutz gebracht hat und verkaufen selbst gemachte Stoffbären, arbeiten als Fremdenführer oder betreuen Touristen. ¾ „Jalak Bali“ – Rettungsversuch für Balistare Der Zoo Köln leitet das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Balistar (Leucopsar rothschildi), der indonesisch „Jalak Bali“ heißt. Zur Zeit werden über 800 Vögel gema-nagt. Diese Arbeit bezeichnet man als ex-situNaturschutz, sie ist für viele Arten, für die die Situation im Freiland ungünstig aussieht, eine Überlebens-chance. Im Freiland gab es 2005 weniger als 20 Balistare. Internationale Kooperation Alternativen gesucht Im Januar 2006 stehen wir u. a. mit der „Bali Mynah Conservation Society“ und dem indonesischen Forstministerium kurz davor, Kooperationsverträge abzuschließen. Im Zuge der Zusammenarbeit sollen in Europa geschlüpfte Balistare nach Indonesien transportiert werden. Dort setzt man sie gezielt zur Zucht ein. Das vergrößert die genetische Variation. Weitere Ziele sind die Fortführung von Auswilderungen im Bali-Barat-Nationalpark und der Schutz der Vögel. Zur Zeit wird auch diskutiert, ob man Balistare auf Nusa Penida, einer Bali vorgelagerten Insel, auswildern kann. Man muss aber zuerst prüfen, ob die Vögel sich in einem anderen Habitat als dem im Bali-Barat-Nationalpark (BBNP) zurecht finden und ob sie hier sicher sind. Alle Auswilderungen sollen mittels Radiotelemetrie wissenschaftlich verfolgt und ausgewertet werden. Spendenkonto: Zoologischer Garten Köln, Sparkasse KölnBonn BLZ: 37050198, Kto.-Nr.: 1372200