Detailliertes Programmheft

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of fenekirche
programm
Polyphonie der
Kulturen
Internationales Festival der
Harmonium- und Harmonica-­
Instrumente
1.– 24. Juni 2016, Bern
Polyphonie der Kulturen 1.– 24. Juni 2016
Heiliggeistkirche Bern
Programm-Übersicht
Mittwoch, 1. Juni 2016 halb eins – Wort Musik Stille
> 12.30-13.00 Uhr Heiliggeistkirche Bern
Nina Simonett, Akkordeon und Anna Moser, Geige/Gesang
Conradin Conzetti, Texte
> 19.00 Uhr Heiliggeistkirche Bern
Festival-Eröffnung
> 22.00 Uhr
Kubus Konzert Theater Bern
Waisenhausplatz
Sheng-Konzert
Donnerstag, 2. Juni 2016
Sheng-Konzert
> 20.00 Uhr
Hotel Hapimag Interlaken
Wu Wei, Sheng (China) und Marc Fitze, Truhenorgel
Trad. chinesische Musik und Werke von J.S. Bach, E. Satie u.a.
Freitag, 3. Juni 2016
Orgelpunkt
> 12.30-13.00 Uhr
Heiliggeistkirche
Wu Wei, Sheng (China) und Marc Fitze, Truhenorgel
Trad. chinesische Musik und Werke von J.S. Bach, E. Satie u.a.
> 17.00 Uhr
Französische Kirche
CAP
Offenes Singen mit Antonio Garcia, Akkordeon
Sonntag, 5. Juni 2016
Schweizer Volksmusik – traditionell bis experimentell
> 20.30 Uhr
Kubus Konzert Theater Bern
Waisenhausplatz
Duo Evelyn und Kristina Brunner, Kontrabass und
Schwyzerörgeli
Montag, 6. Juni 2016
Indien-Konzert
> 20.30 Uhr Kubus Konzert Theater Bern
Waisenhausplatz
Ensemble der Kalanikethan School for Dance Basel,
Babu and Bavani Thangarajah
Klassische indische Musik, Gesang und Tanz
Freitag, 10. Juni 2016
> 12.30-13.00 Uhr
Orgelpunkt: Uraufführung «Suite pour Harmonium»
von Hans Peter Graf
Heiliggeistkirche
Marc Fitze, Harmonium
> 19.30 Uhr
Heiliggeistkirche
One-Man-Show: Antonio Serrano, Mundharmonika (ES)
Wu Wei, chinesisches Sheng; Marc Fitze, Harmonium
ab 19:30 Soloprogramm: Werner Aeschbacher, div. CH-Örgeli
Wu Wei, Sheng (China) und Marc Fitze, Truhenorgel
Trad. chinesische Musik und Werke von J.S. Bach, E. Satie u.a.
C’est la petite Gilberte, Gilbert‘ de Courgenay ...
Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt‘...
Von Bach bis Bacharach. Jazz, Blues, Pop, World, Klassisch und
Flamenco
Mittwoch, 15. Juni 2016
Simon Buser (DE), Harmonium-Prototypen
> 18.00 Uhr
Heiliggeistkirche
Kommentiertes Konzert: Werke für orgue expressif und
­Harmonium Debain von A.P.F. Boëly und C. Saint-Saëns
> 19.30 Uhr
Heiliggeistkirche
Balázs Szabó (HU), Piano-Orgue Franz Liszt
> 21.00 Uhr
Heiliggeistkirche
Konzert: Claudio Brizi (I), Orgue-Célesta und
Harmonium à prolongement Titz
Kommentiertes Konzert: Werke von F. Liszt, S. Thalberg u.a.
mit Pierre-Alain Clerc, Sprecher und Giulio Giurato, Klavier
Werke von A.F. Sulpizi (Uraufführung), P.I.Tschaikovski,
W.A. Mozart u.a.
Donnerstag, 16. Juni 2016
Vortrag: Mason & Hamlin – Musik und Handwerk
> 16.00 Uhr
Französische Kirche
Thomas Reilich (DE)
> 16.30 Uhr
Französische Kirche
Konzert: «Music for the American or Normal
­Harmonium»
mit Artis Wodehouse (New York, USA)
Werke von Templeton Strong, Arthur Bird und Charles Ives
> 18.00 Uhr
Heiliggeistkirche
Konzert: Jan Hennig, Harmonium und
Ernst Breidenbach, Klavier
Werke von Sigfrid Karg-Elert, Max Reger, Charles Gounod u.a.
> 19.30 Uhr
Heiliggeistkirche
Harmonicorde-Konzert
> 21.00 Uhr
Heiliggeistkirche
«Das Harmonium in der Mörtelkammer»
mit Joris Verdin, Harmonicorde (BE-Antwerpen)
Hermann Burgers Roman «Schilten» und Musik für Harmonium
Johannes Matthias Michel, Lesung und Harmonium (DE)
Freitag, 17. Juni 2016
Orgelpunkt spezial: Kammermusik mit Harmonium
> 12.30-13:30
Heiliggeistkirche
Pierre-Alain Clerc und Streichensemble (CH-Lausanne)
Werke von J. Mouquet, R. Wagner, A. Dvorak, C. Saint-Saëns und
C. Debussy
> 14.30-15.30
Heiliggeistkirche
Referat: Louis Huivenaar: «Ethics in Restauration»
> 15.30-17.00
Heiliggeistkirche
Referat: Jacques Prévot: «Quelques aspects de l’histoire
de la maison Mustel» in französischer Sprache
in englischer Sprache
> 17.00-18.00
Heiliggeistkirche
Konzert: Emmanuel Pélaprat, Harmonium und
Jérôme Granjon, Klavier
Werke von C. Saint-Saëns, C. Franck und A.L.J. Lefébure-Wély
> 19.00-23.30
Heiliggeistkirche
«Hommage à Victor Mustel»
Samstag, 18. Juni 2016
Generalversammlung Association Jehan Alain
(in frz. Sprache)
> 15.00 Uhr
Heiliggeistkirche
8 Kurzkonzerte mit: Anne Page (GB), Jan Hennig und
Ernst Breidenbach (DE), Balázs Szabó (HU), Marc Fitze und
­Alexandre Dubach (CH), Claudio Brizi und Orchestra Tascabile (I),
Emmanuel Pélaprat, Joris Verdin (BE), Mark Richl und
Otto G. Linsi (CH).
Guy Bovet (CH-Neuchâtel), Aurelie Decourt (F-Paris) u.a.
Präsentation des Digitalisierungsprojektes der Manuskripte von
Jehan Alain u.a.
> 17.00 Uhr
Heiliggeistkirche
Konzert «Flucht»
> 19.30 Uhr
Französische Kirche
G. Rossini: Petite Messe solennelle
Sonntag, 19. Juni 2016
Gottesdienst zum Flüchtlingssonntag
> 10.30 Uhr
Heiliggeistkirche
mit Pfrn. B. Rieder. Wiederholung von Waël Sami Elkholy:
«Hypatia», Oratorium
Vokalensemble Les Voc-à-Lises, Marc Fitze, Harmonium
> 17.00 Uhr
G. Rossini: Petite Messe solennelle
Französische Kirche
Berner Kammerchor, Martina Jankova, Sopran, Olivia Vermeulen,
Alt, Bernhard Schneider, Tenor, Daniel Ochoa, Bass, Klavierduo Gerwig & Gonzales, Kurt Lueders, Harmonium, Jörg Ritter,
­Leitung.
Freitag, 24. Juni 2016
Orgelpunkt zur Finissage
> 12.30 Uhr
Heiliggeistkirche
mit Julien Paillard, Akkordeon und Antonio Garcia, Orgel
Waël Sami Elkholy: «Hypatia», Oratorium (Uraufführung) und
Albert Alain: «La fuite en Egypte» Oratorium (CH-Erstaufführung)
Vokalensemble Les Voc-à-Lises, Marc Fitze, Harmonium
Berner Kammerchor, Martina Jankova, Sopran, Olivia Vermeulen,
Alt, Bernhard Schneider, Tenor, Daniel Ochoa, Bass, Klavierduo
Gerwig & Gonzales, Kurt Lueders (Sorbonne, Paris) Harmonium
und Konzerteinführung. Jörg Ritter, Leitung.
Weitere Informationen und Details siehe auch: www.polyphonie-der-kulturen.ch
Das Festival «Polyphonie der Kulturen» ist ein Koopera­tions­projekt
der offenen kirche Bern mit der Kirchgemeinde Heiliggeist in
­Zusammenarbeit mit Konzert Theater Bern, der Paroisse Française de Berne, Hotel Hapimag Interlaken, der Association­Jehan Alain
­Romainmôtier und dem Berner ­Kammerchor.
Wir danken den Sponsoren und Partnern für Ihre
Unterstützung des Festivals:
KLT
Stiftung für
Kirchliche Liebestätigkeit
im Kanton Bern
Stiftung Dialog
zwischen Kirchen,
Religionen und
Kulturen
Unterstützt aus dem VolkskulturFonds von
Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Zahnärztliches Institut Konolfingen
Gebrüder Bigler
Vorwort
Marc Fitze, Künstlerischer Leiter
«Musik ist mehr als Stil» – jenseits der musikalischen Stilgrenzen, welche die Gemüter und Milieus
oft radikal trennen, gibt es musikalische Qualitäten,
die verbinden. Mit dem Festival «Polyphonie der
Kulturen» im Juni 2016 soll gezeigt werden, dass
Kulturen über die Migration seit Jahrhunderten
miteinander verbunden sind und mittlerweile auch
in Bern zuhause sind. An der weit verbreiteten Harmonium- und Harmonica-Instrumentenfamilie lässt
sich das optimal aufzeigen. Ähnliche Festivals hat es
in der Vergangenheit in Deutschland, England und in
den USA gegeben, aber wahrscheinlich wurde diese
Instrumentenfamilie noch nie so umfassend behandelt, wie es nun in Bern der Fall ist.
Das hohe Niveau, die Leidenschaft und die Gross­
zügigkeit der 116 Künstler, welche aus 12 verschiedenen Ländern kommen, sind überwältigend. Bereits
in den Vorbereitungen liess sich der aussergewöhn­
liche Geist des Festivals erahnen: Angesteckt von
der Festivalidee, wurden vielerorts historische
Instru­mente restaurativ perfektioniert und Künstler,
die sich nur flüchtig kennen, waren bereit, sich gegenseitig ihre wertvollen Instrumente auszuleihen,
­damit die Musik jeweils auf den originalen Instru­
menten aufgeführt werden kann. Wenn Sie sich
durch das vorliegende Programmheft lesen, werden
Sie auf Schritt und Tritt dem Aussergewöhnlichen
und Einzigartigen begegnen: Programme, mit welchen die Künstler Schallplattenpreise gewonnen
haben, aufwändig restaurierte Instrumente, welche
zu nationalem Kulturerbe erklärt und mit euro­
päischen Mitteln finanziert wurden, Uraufführungen
von Werken, für welche die Komponisten staatliche
Auszeichnungen und Förderbeiträge erhalten haben
und vieles mehr.
Die Beiträge streifen fast alle denkbaren Musik­
stile: Jazz, World, Flamenco, Tango, Chorwerken,
geistlicher Musik, Kammermusik, Salonmusik,
Stummfilmbegleitung, traditioneller chinesischer
Musik, klassischer indischer Musik und Schweizer
Volksmusik sowie insgesamt fünf Uraufführungen
zeitgenössischer Werke. Auf jedem Gebiet sind
Persönlichkeiten zu hören, die nicht nur Vorreiter
in ­ihrem Fachgebiet sind, sondern auch profunde
Bezüge zwischen den Stilen und Kulturen herstellen
können; ganz nach dem Motto, welches das Organisationsteam des ­Festivals zu Beginn formuliert hat:
Das Projekt «Polyphonie der Kulturen» soll Künstler
und Musikerinnen zu Gehör bringen, welche den
Brückenschlag zwischen den Kulturen auf ­hohem
Niveau praktizieren und zu musikalischer und
menschlicher Offenheit inspirieren.
Mittwoch, 1. Juni 2016
Die Festivaleröfffnung gibt einen ersten Überblick über die
musikalische Bandbreite der bevorstehenden Veranstaltungen: Von der 3000-jährigen chinesischen Mundorgel «Sheng»
bis zu den komplexen europäischen Tasteninstrumenten wie
der Piano-Orgue von Franz Liszt. Der berühmte chinesische
Sheng-Spieler Wu Wei wird eine erste Kostprobe auf seinem
Urinstrument geben, und Marc Fitze wird ein wertvolles
französisches Mustel-Kunstharmonium präsentieren.
> 19 Uhr
Festival-Eröffnung
mit Wu Wei, chinesisches
Sheng; Marc Fitze,
Harmonium
ab 19.30 Uhr
Im Jahre 1776 sandte der französische Jesuit und Missionar
Père Amiot einige Shengs aus China nach Paris und löste
damit in Europa die Erfindung vieler neuartiger Instrumente
aus: das Harmonium, das Akkordeon, die Mundharmonika,
das Bandoneon und nicht zuletzt auch die ganze Band­breite
von Schweizer Handorgeln. Werner Aeschbacher wird mit
seinen Bärner Örgeli, Langnauer Örgeli, Schwyzer­örgeli,
Stöpselbassörgeli und wie sie alle heissen, einen ersten
Höhe­punkt des Festivals setzen. In seinem Solo-Programm
erkundet er locker klangliche Welten: Ausgehend vom Emmental geht die Reise in Calypso-Gefilde der Karibik, in die
US-Südstaaten, nach Argentinien und in den Süden Europas.
So wird das Grundthema des Festivals «Poly­phonie der Kulturen» im ersten Schweizer Beitrag bereits voll anklingen.
Soloprogramm: Werner
Aeschbacher, div. Örgeli
Heiliggeistkirche Bern
Foto: Peter Moser-Kamm
Frei im Kopf und musikalisch gern auf Reisen: In Werner
Aeschbacher würde man keinen Revoluzzer vermuten. Ruhig
und besonnen ist der Mann, freundlich, etwas zurückhaltend,
ein angesehenes Mitglied seiner Gemeinde. Und doch ist er
ein Rebell. Denn Aeschbacher hat Leidenschaften, bei denen
er sich nicht dreinreden lässt. Die kleinen Langnauerörgeli
haben es ihm genauso angetan wie – nun ja, wie die Musik
im Grossen und Ganzen eben. Schweizer Volksmusik kann
ein schwieriges Genre sein. Hier gelten noch feste Regeln
aus der Zeit der Geistigen Landesverteidigung. Zwar foutiert
sich die jüngste Generation zunehmend um diesen Anachronismus, der gestandene Aeschbacher aber musste sich oft
anhören, nicht «richtig» zu spielen. Dabei geht er höchst respektvoll mit der Volksmusik um, ein jazziger «Schrägtöner»
ist er nicht. Aber halt frei im Kopf und musikalisch gern auf
Reisen nach überall, wo Örgeli-Verwandte aufspielen: Bossa
Nova, Tango, Zydeco. Das Resultat? Ergreifende Musik, bei
der auch Rocker ganz ruhig werden.
Text: Silvano Cerutti
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Mittwoch, 1. Juni 2016
> 22 Uhr
Sheng-Konzert mit Wu Wei,
Sheng (Shanghai) und Marc
Fitze, Truhen­orgel (Bern)
Kubus Konzert Theater
Waisenhausplatz Bern
Wiederholung
Donnerstag, 2. Juni 2016
> 20 Uhr
Hotel Hapimag Interlaken
Die chinesische Mundorgel «Sheng» ist der Ursprung der
Harmonikainstrumente. Sie ist heutzutage ausserhalb Chinas
vor allem bekannt durch den Virtuosen Wu Wei. Mit seiner
Offen­heit gegenüber modernen Kompositions- und Spieltechniken hat er dem 3000 Jahre alten Instrument Sheng
neue Einsatzmöglichkeiten im Konzertleben eröffnet. Er
hat von bekannten zeitgenössischen Komponisten wie John
Cage, Enjott Schneider und Jörg Widmann bisher über 280
Werke für Sheng uraufgeführt, darunter 10 Solo-Konzerte
mit den Berliner Philharmonikern unter Kent Nagano, mit
dem BBC Symphony Orchestra, dem NDR-Sinfonieorchester,
dem Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel und
vielen andern. In Bern spielt Wu Wei zusammen mit Marc
­Fitze ein Programm für Sheng und Orgel, welches klassische
chinesische Werke und europäische Barockmusik miteinander verbindet.
Johann Sebastian Bach: Sonate g-moll, BWV 1020.
Allegro-Adagio-Allegro
Trad. China: Melodie aus Kun Opera
Freitag, 3. Juni 2016
Eric Satie: Première Gymnopedie (1888)
> 12.30 Uhr
Trad. China: Phoenix
Heiliggeistkirche Bern)
Gabriel Fauré: Après un rêve op.7 Nr.1
Klaus Stahmer:
Friendship (youqing) Uraufführung
Johann Sebastian Bach:«Erbarme dich» aus der
Matthäus­passion BWV 244
Wu Wei: Dragon dance
Antonio Vivaldi:
Variationen über «La folia»
op.1 Nr.12
Wu Wei (*1970 in der Volksrepublik China) ist Instrumentalvirtuose der traditionellen chinesischen Musikinstrumente
Sheng und Erhu in der improvisierenden Musik, der Neuen
Musik und des Jazz sowie Komponist. Darüber hinaus bewährt er sich in Konzerten von Weltmusik im Zusammenspiel
mit chinesischen Instrumentalisten als stilsicherer Interpret
der traditionellen Musik seines Heimatlandes. Wu Wei absolvierte an der Musikhochschule Shanghai ein Stu­dium der
chinesischen Mundorgel Sheng und war Solist beim «Shanghai Chinese Orchestra», bevor er 1995 zum Studium an die
Hochschule für Musik «Hanns Eisler» Berlin ging. Seitdem
lebt er in Berlin. Seit 2013 ist er Professor an der Musikhochschule Shanghai.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Biografie von Marc Fitze siehe Konzert vom 10. Juni,
12.30 Uhr
Freitag, 3. Juni 2016
> 17 Uhr
«Singend um die Welt»
mit Antonio Garcia,
Akkordeon
Französische Kirche
CAP
C’est la petite Gilberte, Gilbert‘ de Courgenay ...
Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt‘...
Begleitet von Antonio Garcia am Akkordeon singt das Publikum deutsche und französische Volkslieder und Schlager.
Das Akkordeon ist in zahlreichen Kulturen von zentraler
Bedeutung. Es begleitet mit Leichtigkeit die verschiedenen
Musikstile der Welt, sein Klang ist in vielen Stilen zum Kennzeichen geworden. Ob Akkordeon, Bandoneon, Concertina,
Langnauerli oder Mundharmonika, jedes dieser Instrumente wurde an einem bestimmten Ort erfunden und verkörpert
die Musik und die Geschichte einer Region. Singend und
spielend besucht Antonio Garcia mit dem Publikum fremde
Länder und die Schweiz anhand bekannter Melodien und
Rhythmen.
Antonio Garcia ist seit 2013 Organist an der französischen
Kirche Bern. Er hat seine ersten musikalischen Schritte im
Akkordeonunterricht bei Jean-René Glück unternommen.
Anschliessend hat er bei Bernhard Heinger in Biel und bei
Jean-François Vaucher am Konservatorium in Lausanne Orgel studiert. Es folgten während einem Jahr Studien an der
Universität der Künste Berlin in den Orgelklassen von Leo
van Doeselaar und Paolo Crivellaro. 2007 hat er den höheren
Studienausweis für Musik, 2008 das Lehrdiplom und 2010
den Master-Abschluss für Interpretation an der Hoch­schule
der Künste in Lausanne absolviert. Anschliessend hat er
zwei Jahre in Groningen und in Hamburg studiert; Orgel
bei Erwin Wiersinga und Wolfgang Zerer, Theo Jellema und
­Pieter van Dijk, Cembalo bei Johan Hofmann und Menno van
Delft und Klavier bei Nata Tsvereli.
Als Organist hat er bereits verschiedene solistische Auftritte wahrgenommen und in Erstaufführungen mitgewirkt.
Zum Beispiel im Werk «Le Jour étoilé» des Neuenburger
Komponisten Steve Muriset und im «Requiem for Icarus»
der russich-amerikanischen Komponistin Lera Auerbach
zusammen mit dem Verbier Festival Orchestra. Er hat auch
das Spektakel «ALICE» konzipiert, welches in acht Kirchen
auf französisch und deutsch aufgeführt wurde und ihn zum
Spektakel «Planète Bille» inspirierte, welches letzten Sommer in der Collégiale Neuchâtel uraufgeführt wurde. Daneben pflegt Antonio Garcia weiterhin das Akkordeonspiel, im
Tango-Trio «Tres vientos» und als Begleiter der Pop-Sängerin Amélie Daniel.
Eintritt frei,
Kollekte
Sonntag, 5. Juni 2016
> 20.30 Uhr
Schweizer Volksmusik –
traditionell bis experi­
mentell
Duo Evelyn und Kristina
­Brunner, Kontrabass,
Cello und Schwyzerörgeli
Kubus Konzert Theater
Waisenhausplatz Bern
Seit ihrer Kindheit musizieren Evelyn und Kristina zusammen. Sie erhielten die musikalischen Grundlagen von ihrem
Vater in der Familienkapelle. Durch den Background aus der
Schweizer Volksmusik und die Zusammenarbeit mit Musikern aus anderen Kulturen formte sich ein eigener Sound,
der mit der Besetzung von Kontrabass, Schwyzerörgeli und
Cello ideal umgesetzt werden kann. Darin finden sich Eigenkompositionen, die das Schwyzerörgeli von einer anderen
Seite her beleuchten, Musik aus fernen Ländern wie Finnland oder Schweden und nicht zuletzt Stücke aus der tradi­
tionellen Schweizer Ländlermusik.
Kristina Brunner (*1993) studierte Cello mit Schwerpunkt
Volksmusik an der Musikhochschule Luzern bei Jürg
­Eichen­berger. Zuvor erhielt sie Unterricht von Widar Schalit, ­Martina Huber, Martina Schucan und Peter Leisegang.
Die ersten musikalischen Gehversuche machte sie auf dem
Schwyzerörgeli bei Louise Keller, später bei Daniel Marti.
Auch diesem Instrument blieb sie bis heute treu und unterrichtet das Fach an der Musikschule der Region Gürbetal.
Evelyn Brunner (*1990) studierte Musik-und Bewegungspädagogik an der Musikhochschule Luzern. In ihrer frühen
Kindheit begann sie, Schwyzerörgeli bei Louise Keller zu
spielen und genoss Unterricht bei Daniel Marti und Markus
Flückiger. Nach einigen Jahren klassischen Kontrabass-­
Unterrichts bei Bettina Keller und Dieter Lange, folgten zwei
Unterrichtsjahre bei Bobby Burri an der Musikhochschule
Luzern. Evelyn Brunner unterrichtet Schwyzerörgeli an den
Musikschulen in Thun und Bern.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Montag, 6. Juni 2016
> 20.30 Uhr
Indien-Konzert
Ensemble der Kalanikethan
School for Dance Basel,
Babu and Bavani
Thangarajah
Klassische indische Musik,
Gesang und Tanz
Kubus Konzert Theater
Waisenhausplatz Bern
Die Tanzschule Kalanikethan wurde 1992 in Basel gegründet
und ist auf den südasiatischen Tanzstil «Bharathanatyam»
spezialisiert. Unter der Leitung von Krishnabavani Sritharan
steht die Vermittlung der Tanzkunst in ihrer ganzheitlichen
Form im Vordergrund: Die Schülerinnen und Schüler erhalten neben dem Tanzunterricht auch Einblicke in die Tanz­
theorie, indische Mythologie und klassische Musik.
In ihrem Programm präsentiert das Kalanikethan-Ensemble mehrere Stücke aus dem traditionellen Repertoire im
Bharathanatyam – musikalisch begleitet von einem Live-­
Ensemble, bestehend aus jungen indischen Musikern, welche in der Schweiz leben.
Freitag, 10. Juni 2016
> 12.30–13.00 Uhr
Orgelpunkt: Uraufführung
«Suite pour Harmonium»
Heiliggeistkirche
Der Berner Komponist Hans Peter Graf hat für das Festival
«Polyphonie der Kulturen» ein Auftragswerk für Harmo­nium
komponiert. Er liess sich für seine «Suite pour harmonium»
von den klanglichen und technischen Möglichkeiten des
Mustel-Harmoniums inspirieren.
Hans Peter Graf (*1954)
Suite pour harmonium op. 223 (Uraufführung)
I. Incantation
II. Phénomènes d’échos
III. Danse argentine
IV. Devenir et disparaître
V. Apparition de fantômes
VI. Triste Récit
VII. Toccata
Hans Peter Graf wurde 1954 in Bern geboren. Er besuchte das Staatliche Lehrerseminar Bern. 1980 absolvierte er
den Organistenausweis I am Konservatorium Bern bei Edwin
­Peter. Als Komponist ist Hans Peter Graf Autodidakt. Hans
Peter Graf zählt zweifellos zu den viel gespielten Berner
Komponisten. Sein Opus zählt mittlerweile über 220 Nummern. Er hat Chor- und Orgelwerke für den gottesdienst­
lichen Gebrauch sowie konzertante Werke für diverse,
mitunter auch unübliche Besetzungen wie zum Beispiel
Alphorn und Orgel, Hackbrett und Orgel, usw. geschrieben.
Zur Zeit ist Hans Peter Graf Organist in der Kirchgemeinde
Nydegg und an der Ersten Kirche Christi Wissenschafter in
Bern. Er unterrichtet Klavier, Keyboard und Orgel und spielt
als Jazzmusiker in diversen Bands.
Marc Fitze ist Organist an der Heiliggeistkirche Bern, Lehrer für Orgel am Konservatorium Bern und Künstlerischer
Leiter des BarockZentrums Heiliggeist. Er tritt als Konzert­
organist regelmässig in der Schweiz, Deutschland, Italien,
Frankreich, England, Holland, Spanien, Ukraine, Mexico,
USA und Japan auf. Er hat sich ausserdem auf das Kunstharmonium und seine historische Aufführungspraxis spezia­
lisiert und besitzt eine Privatsammlung historischer Mustel-Instrumente. Freitag, 10. Juni 2016
> 19.30 Uhr
One-Man-Show:
Antonio Serrano,
Harmonica (ES)
Von Bach bis Bacharach.
Jazz, Blues, Pop, World,
Klassisch und Flamenco
Heiliggeistkirche Bern
Mühelos wechselt Antonio Serrano in seiner neuen Solo-­
Show «The Harmonious» kreuz und quer zwischen Klassik,
Jazz, Blues, Pop, World und Flamenco und begleitet sich
gleichzeitig mit genialer Leichtigkeit selbst am Klavier. Sein
eklektisches Programm reicht von Bach bis Bacharach und
enthält nebst seinen eigenen unverwechselbaren Arrange­
ments über Filmmelodien und Folksongs auch eigene
Kompositionen. Die Songs werden durch persönliche Storys eingeleitet und ermöglichen dem Publikum so einen
unvergesslichen persönlichen Abend mit dem Maestro. Die
Presse schreibt: »Seine Show sprüht von Humor, Zärtlichkeit, Selbstbewusstsein und Spontaneität. Es ist offensichlich, dass der Künstler Jazz-Musiker ist. Am Ende der Show,
wenn der grosse Mundharmonika-Virtuose ‹What a wonderful world› intoniert, bleibt kaum ein Auge trocken.»
Antonio Serrano (*1974 in Madrid), Gewinner des Latin
Grammy 2015, zählt heutzutage zu den ganz grossen und
vielgefragten Interpreten der Harmonica. Ersten Mundharmonika-Unterricht erhielt er von seinem Vater im Alter von
7 Jahren. Später studierte er mit der grossen Legende Larry
Adler. Antonio entwickelte bald eine erstaunliche Fertigkeit
auf der chromatischen Harmonika. Erstmals erhielt er internationale Aufmerksamkeit im Alter von 13 Jahren, als
er in Paris im Duo mit Larry Adler auftrat. Dieses Konzert
markierte den Beginn einer langjährigen Freundschaft zwischen den beiden Harmonika-Spielern und förderte Antonios vielversprechende professionelle Karriere. Larry Adler
wurde Antonios Mentor und gab viele Konzerte zusammen
mit ihm. Nachdem Antonio Serrano mit seinen virtuosen
Fähigkeiten auf der Harmonika weltweit bekannt wurde,
war es nur eine Frage der Zeit, dass er von Spaniens legendärstem Flamenco-­Gitarristen Paco de Lucia zum Zusammenspiel angefragt wurde. So wurde Antonio Serrano auch
berühmt als Pionier, welcher als erster die Mundharmonika
in den Flamenco einführte, in eine Welt, welche für Musiker
ausserhalb des Flamenco­-Genre als fast unzugänglich gilt.
Nebst Einspielungen der originalen Concertos für Harmonica und Orchester von Villa­lobos und Malcolm Arnold und
Bearbeitungen von Enescu, Gershwin, Piazzolla u.v.m hat
er mit allen grossen Pop- und Rock-Künstlern Spaniens
Schallplatten aufgenommen und auch in Soundtracks für
Filme von Pedro Almodóvar mit­gewirkt.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Mittwoch, 15. Juni 2016
> 18 Uhr
Simon Buser (DE),
Harmonium-Prototypen
Kommentiertes Konzert:
Werke für Orgue expressif
Muller und Harmonium
Debain
Heiliggeistkirche Bern
Simon Buser besitzt und pflegt eine wichtige und sehr umfangreiche Sammlung früher Harmonium-Instrumente.
Am Ende des 18. Jahrhunderts, als die Dynamik zum vorherrschenden Mittel des musikalischen Ausdrucks wird,
beginnt im Instrumentenbau die Suche nach «expressiven»
Klavieren und Orgeln. Erste Experimente mit Orgelpfeifen
führen zu Erfindungen von winddynamischen Orgeln. Bald
schon werden diese komplizierten Erfindungen aber fallengelassen und als Klangerzeuger für die Konstruktion
­dynamischer Tasteninstrumente wird die «durchschlagende
Zunge» entdeckt. Es beginnt eine Epoche reger Erfindungen
von Klavieren und Harmonium-Prototypen sowie vielfältiger Kompositionen für die neuartigen Tasteninstrumente.
­Simon Buser erklärt und spielt einige wertvolle Instrumente
seiner Sammlung und führt in diese bewegte Epoche instrumentenbaulichen Pioniergeistes und musikalischer Expressivität ein.
Orgue expressif de voyage Nr 172 von Achille Muller,
Paris ca. 1845 | Harmonium Nr 282 von Alexandre François
Debain, Paris ca. 1845
• Alexandre Pierre François Boëly (1785–1858):
aus: «12 Morceaux pour Orgue expressif op 14 » (1846)
N° 1 Allegro maestoso – N° 2 Andante sostenuto –N° 3
Marcia, Andante – N° 4 Allegro – N° 6 Larghetto sostenuto –
N° 7 Allegro
• Camille Saint-Saëns (1835-1921):
aus: «Trois Pièces op 1» (1852):
N° 1 Méditation – N° 2 Barcarolle
Prélude (1853) – Interlude fugué – Offertoire
• Alexandre Pierre François Boëly (1785–1858):
1ère Fantaisie pour l´Orgue expressif op 57 N° 2
(1827, gedruckt 1860)
2e Fantaisie pour l´Orgue expressif op 57 N° 3
(1829, gedruckt 1860)
• César Franck (1822–1890):
aus: «Cinq Pièces pour harmonium» (1865)
Petit Offertoire – Deux Versets – Offertoire
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Simon Buser ist im Baselbieter Jura aufgewachsen. Nach
der Lateinmatura durchläuft er die Berufsausbildung zum
Orgelbauer bei Orgelbau Kuhn AG in Männedorf ZH. An der
Musikhochschule Winterthur studiert er bei Rudolf Meyer
mit abschliessendem Orgellehr- und -Konzertdiplom. 1989–
99 wirkt er als Organist an der Stadtkirche Liestal. Gleichzeitig unterhält er eine eigene Restaurierungswerkstatt für
­Orgel- und Harmoniuminstrumente. Seit 1999 ist Simon
Buser Mitarbeiter der Orgelbauwerkstatt Gerald Woehl in
Marburg.
Mittwoch, 15. Juni 2016
> 19.30 Uhr
Balázs Szabó (HU),
Piano-Orgue Franz Liszt
Kommentiertes Konzert:
Werke von F. Liszt,
S. Thalberg u.a.
Heiliggeistkirche
Die Idee, den Klang angeschlagener Saiten mit dem der
­Orgel zu verbinden, ist alt und führte zur Vereinigung dieses
Klangmaterials in den seltenen «Orgel-Klavieren». Man
wollte damals ein Mittel finden, die etwas dünnen Töne der
ersten Pianofortes zu verlängern, indem man sie mit Tönen
von Orgelpfeifen umgab. Aus diesen Versuchen entstand das
Liszt-Klavier, ein grandioses Instrument, das vom virtuosen
Komponisten erfunden wurde. Der junge Dr. Balázs Szabó,
Dozent an der Franz-Liszt-Akademie Budapest, war 2008–
2013 verantwortlich für die Restauration der Piano-Orgue
aus dem Nachlass Liszt. Franz Liszt liess zu Lebzeiten zwei
solche Piano-Orgues nach eigenen Plänen bauen und verwendete sie für persönliche Klangstudien und als Arbeitsinstrument bei der Komposition vieler seiner Orchesterwerke.
Das rare Instrument war seit seiner Restauration noch nie
ausserhalb von Budapest zu hören.
• Ferenc Liszt (1811–1886)
Angelus! Prière aux anges gardiens (1877)
Louis James Alfred Lefébure-Wély (1817–1869)
Marche des gardes aus 1ère Suite pour l’harmonicorde,
Op.104 (1856)
• Sigismund Thalberg (1812–1871)
Quatuor de l’opéra «I Puritani» de Bellini
aus: L’art du chant appliqué au piano, Op. 70 (1853–54)
• Felix Alexandre Guilmant (1837–1911)
Scherzo aus 6 Pièces pour Harmonium Op. 31 (1871)
• Ferenc Liszt (1811–1886)
«O du, mein holder Abendstern» Rezitativ und Romanze aus
Richard Wagners Tannhäuser (1848)
Variationen über das Motiv von Bach «Weinen, Klagen,
Sorgen, Zagen» (1862–63)
Alle Stücke (ausser Lefébure-Wély) wurden von Balázs
­Szabó für die Piano-Orgue transcribiert.
Biografie von Balázs Szabó siehe
Konzert vom 17. Juni, 20.00 Uhr.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Mittwoch, 15. Juni 2016
> 21.00 Uhr
Konzert: Claudio Brizi (I)
Orgue-Célesta und Harmonium à prolongement Titz mit
Giulio Giurato, Klavier und
Pierre-Alain Clerc,
Sprecher
Heiliggeistkirche
Claudio Brizi ist ein vielgefragter und schillernder Tastenvirtuose. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich in der
Forschung und in Aufführungen mit den sogenannten
Hybrid­-Tasteninstrumenten: Claviorgano, Orgue-Célesta
Mustel und Harmoniumklavier. Seine Sammlung umfasst
historische Klaviere und Fortepianos, Cembalos, Orgeln, ein
­Claviorgano, viele verschiedene Harmonium-Instrumente
und die berühmte Orgue-Célesta, Mustels Ausstellungsstück aus dem Jahre 1897. Für sein Konzert bringt er einige seiner spektakulärsten Instrumente nach Bern. Nebst
virtuosen Adaptionen bekannter Orchesterwerke wird ein
Werk des italienischen Komponisten Fernando Sulpizi zur
Welt-Erstaufführung kommen. Fernando Sulpizi komponiert
zur Zeit an einem grossen Zyklus, dem musikalischen Kommentar zu den 13 Büchern der «Confessiones» des Augustinus von Hippo. Jedes Buch ist einem Instrument gewidmet.
Das ­achte Buch schrieb Sulpizi für Orgue-Célesta.
• Fernando Sulpizi (*1936): Le Confessioni – Libro VIII für
Sprecher und Orgue-Célesta (Uraufführung)
• Giuseppe Verdi (1813–1901): Preludio aus Othello IV. Act
• P.I.Tschaikowsky (1840–1893): Danse de la Fée Dragée
(Fassung von C. Brizi für Orgue-Célesta vierhändig)
• W.A. Mozart – C. Loret (1756–1791): La Flûte enchantée
• L. van Beethoven – L.F.A. Frêlon (1770–1727): Andante de la
Symphonie en Ut mineur für Harmonium à Prolongement
Claudio Brizi studierte Orgel bei Wim van der Pol am Francesco Morlacchi Konservatorium für Musik in Perugia. Es
folgten weiterführende Studien bei J. Uriol, M. Radulescu
und M. Morgan. Die Ausbildung auf dem Cembalo erhielt er
bei A. Conti am G. B. Martini am Konservatorium in Bologna
Claudio Brizi verfolgt eine rege Konzerttätigkeit als Cembalist, Organist und Dirigent. Sein Repertoire als Solist ist sehr
umfangreich: von Bach und Haydns Concerti über Werke von
de Falla, F. Martin bis zu den Orgelconcertos von M.E. Bossi
und Francis Poulenc. Er ist seit vielen Jahren auch als Komponist tätig und engagiert sich besonders für die zeitgenössische Musik. Seine Discografie umfasst mehr als 100 CDs.
Daneben ist Claudio Brizi als Musikologe und Organologe
tätig. Er ist Professor für Orgel am Musikkonservatorium
«Stanislao Giacomantonio» in Cosenza und gibt Meister­
kurse in Europa und Japan.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Biografien von Giulio Giurato, Klavier und
Pierre-Alain Clerc, Sprecher siehe Konzerte vom
17. Juni 12.30 und 21.00 Uhr
Donnerstag, 16. Juni 2016
> 16.00 Uhr
Vortrag: Mason & Hamlin –
Musik und Handwerk
Thomas Reilich (DE)
Französische Kirche
Als Einführung ins Konzert von Artis Wodehouse wird
Orgel­bauer und Harmoniumrestaurator Thomas Reilich
die besondere Konstruktion des verwendeten Instrumentes vorstellen und einen kurzen geschichtlichen Abriss der
Firmengeschichte Mason & Hamlins geben. Ausserdem
wird sich das Publikum selbst einen Eindruck von der technischen Raffinesse und der hohen handwerklichen Qualität
Mason & Hamlins verschaffen können.
Donnerstag, 16. Juni 2016
> 16.30 Uhr
Konzert: «Music for
the ­American or
Normal ­Harmonium» mit
Artis Wodehouse
(New York, USA)
Französische Kirche
Die amerikanische Pianistin Artis Wodehouse widmet ihre
Karriere seit jeher der Wiederentdeckung von Komposi­
tionen und Musikinstrumenten vergangener Epochen sowie
der Aufführung neuer und vernachlässigter Musik. Die New
York Times nannte sie «die Retterin des Alten und Vernachlässigten». Sie war eine der ersten Pianistinnen, welche
ein elektro-akustisches Werk einspielte: die «Dance Suite»
von Michael McNabb für das Platten-Label Wergo. Sie hat
viele vergessene us-amerikanische Werke zurück ins Konzertleben gebracht. Von ihrem Bestseller «Gershwin plays
Gershwin» wurden über 500 000 Exemplare verkauft. 2015
hat Artis Wodehouse das gesamte Harmoniumwerk des
amerikanischen Komponisten Arthur Bird auf CD eingespielt.
• Templeton Strong (1856–1948):
Meditation (1899) for the harmonium
• Arthur Bird (1856–1923):
Music for the American Harmonium Intermezzo Op. 39, 3 – Walzer Op. 44, 3 – Marsch Op. 44,1 –
Gavotte Op. 44 ,4 – Prelude and Fugue in C (unpublished
manuscript at Library of Congress ca. 1900) – Interludium
Op. 39, 1 – Reverie Op. 37, 4 – Skizze No. 1 from Op. 45 –
Scherzo Op. 3, 8 – Pastoral Op. 37, 10 – Prelude and Fugue
in A Minor (unpublished manuscript at Library of Congress
ca. 1907) – Skizze No. 3 from Op. 45
• Charles Ives (1874–1854): Early organ music Adagio in F – Burlesque Exercise in C Minor – Burlesque Harmonizations of «London Bridge»
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Artis Wodehouse’s Karriere basiert auf einer prägenden
Klavierausbildung. Ihre erste Lehrerin war Ludmilla Berkwic, ausgebildet in Polen und Russland. Zwei Jahre studierte
Artis Wodehouse mit George Pappastavrou, dem Spezialisten des Oeuvres von Charles Ives. Sein Forschungsansatz
wurde für Artis Wodehouse zum Arbeitsmodell. Sie erlangte
den Bachelor an der Manhattan School of Music, das Mastersdiplom an der Yale University, und das Doctoraldiplom
DMA an der Stanford University. Ihre pionierhafte Doktorarbeit in Stanford beinhaltete erstmals Aufnahmen von Pia­
nisten, welche vor 1900 geboren waren und führte zu einer
15-jährigen Forschungsarbeit über die Interpretationspraxis
Gershwins und seiner Zeitgenossen. Ihre Publikation der
unnotierten phonografischen Aufnahmen Gershwins und
seiner Zeitgenossen wurde zu einem Bestseller. Ihre Erforschung der amerikanischen Klaviermusik des 19. und 20.
Jahrhundert führte in logischer Konsequenz zum «American
Harmonium», zur «Mason & Hamlin Liszt Organ» und dem
Repertoire für diese Tasteninstrumente.
Donnerstag, 16. Juni 2016
Ernst Breidenbach und Jan Hennig spielen seit einigen Jahren im Duo. Inzwischen liegt eine erste gemeinsame CD mit
einer Auswahl der Opernbearbeitungen Richard Wagners
von Sigfrid Karg-Elert vor, produziert für PanClassics in
Koproduktion mit DeutschlandradioKultur (2013). Eine weitere CD hat der Hessische Rundfunk mit wiederentdeckten
Werken französischer Komponisten im März 2016 produziert. Bemerkenswert ausser dem Repertoire ist der Einsatz
des eigenen Erard-Konzertflügels, der im Frühjahr 2015
aufwendig für diese Produktion restauriert wurde. Für das
Gastspiel in Bern verwendet das Duo Hennig-Breidenbach
die Orgue-Célesta Nr. 1146-870-188 (Baujahr 1902) aus der
Sammlung von Jan Hennig und einen Erard-Flügel (Baujahr
1847), welcher Claudio Brizi freundlicherweise aus seiner
Sammlung zur Verfügung stellt.
> 18.00 Uhr
Konzert: Jan Hennig,
Kunstharmonium und
Ernst Breidenbach, Klavier
Heiliggeistkirche
• Marie Prestat (1871–1933):
Prèlude et Fugue en sol mineur, op.28.
• Adolphe Blanc (1828–1885): Sonate op.55
Allegro – Andante – Scherzo (Allegro vivo) – Allegro
Foto: Thomas Klewar
• Max Reger (1873–1916):
Romanze (als Duo bearbeitet von Sigfrid Karg-Elert)
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
• Sigfrid Karg-Elert (1877–1933): Vier Duos op.26
Humoreske – Adoration – Capricietto – Rêverie
• Charles Gounod 1818–1893
Fantasie sur l`hymne national russe
als Duo bearbeitet von Alexandre Guilmant (1837–1911)
Biografie von Jan Hennig siehe Konzert
vom 17. Juni, 19.30 Uhr
Der Pianist Ernst Breidenbach begann seine Konzertkarriere als Preisträger im Bundeswettbewerb der Arbeitsgemeinschaft der Konservatorien, Akademien und Hochschulinstitute der Bundesrepublik Deutschland und konzertierte
als Solist und Kammermusikpartner in vielen europäischen
Ländern und in den USA. Als 24-jähriger erhielt er seine erste Anstellung als Klavierpädagoge am Konservatorium der
Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Heutzutage ist Ernst
Breidenbach insbesondere bekannt durch seine CD-Einspielungen und Rundfunkaufnahmen sowie durch sein breites
Engagement für die Musik von Sigfrid Karg-Elert und anderer zu Unrecht in Vergessenheit geratener Komponisten. So
entstanden Aufnahmen der wichtigsten Duos für Kunstharmonium und Klavier mit Johannes M. Michel und eine DuoCD mit Werken ­Alexandre Guilmants.
Donnerstag, 16. Juni 2016
> 19.30 Uhr
Harmonicorde-Konzert mit
Joris Verdin, Harmonicorde
(BE-Antwerpen)
Heiliggeistkirche
Obschon das Harmonicorde wie die Piano-Orgue (siehe Konzert am 15.6.) Klaviersaiten und Harmoniumzungen besitzt,
handelt es sich nicht um eine Kombination von zwei Instrumenten, sondern um ein eigenständiges komplettes Harmonium-Instrument mit einer einzelnen Klaviatur, welches der
Erfinder Alexandre Debain durch Hinzufügen von Einzelsaiten und Hämmern perfektionierte. Debain liess sein Harmonicorde 1851 patentieren. 1856 gratulierte ihm Rossini
in einem Brief zur Erfindung des Harmonicordes und setzte
1864 das Instrument bei der Uraufführung seiner berühmten «Petite Messe solennelle» ein. 1862 nachdem das Instrument bei der Londoner Messe ausgestellt worden war,
bestellten Königin Victoria und Prinz Albert zwei Exemplare
bei Debain. Das Harmonicorde wurde viele Jahre hindurch
benutzt, und Escudier, ein Musikjournalist, schrieb 1867
darüber:
«Dieser Gegensatz zwischen dem Windsystem, durch
­welches ausgehaltene Töne entstehen, und den Pizzicato-­
Effekten, die durch die Hämmer hervorgerufen werden, ist
von unwiderstehlichem Reiz und voll von Nuancen.» Es ist
ein besonderer und höchst selten gewordener Zeuge dessen, was Berlioz die «instrumentale expressive Gattung»
nannte.
• Georges Bizet (1838–1875):
Sérénade, à Monsieur Lefébure-Wely
• Camille Saint-Saëns (1835–1921):
Barcarolle opus 1 Nr. 2
• A.L.J. Lefébure-Wely (1817–1869):
aus «Trois Suites pour Harmonicorde»
Angélus – Montagnarde – La prise de voile
• Joseph Leybach (1817–1891):
Les Bateliers de Venise
• Théodore Dubois (1837–1924):
Pastorale (avec orage)
• Jacques Nicolas Lemmens (1820–1879):
Berceuse und Rêverie
• A.L.J. Lefébure-Wely (1817–1869):
La désespérance – Rhapsodie espagnole –
Naples La Prière sur le Vésuve – Naples Tarantelle
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
• Alexandre Guilmant (1837–1911):
Mélodie Op. 42 und Valse opus 23 no 2
Biografie von Joris Verdin siehe Konzert vom
17. Juni, 22.00 Uhr.
Donnerstag, 16. Juni 2016
> 21.00 Uhr
«Das Harmonium in der
Mörtelkammer»
Hermann Burgers Roman
«Schilten» und Musik für
Harmonium
Johannes Matthias Michel,
Lesung und Kunstharmo­
nium (DE)
Heiliggeistkirche
Johannes Matthias Michel rezitiert aus Hermann Burgers
sprachgewaltigem Romantext «Schilten» von 1976 und verkörpert die Hauptfigur Armin Schildknecht musikalisch am
Harmonium. Unter dem Künstlernamen Armin Schildknecht
arbeitet der 30-jährige Peter Stirner im abgelegenen Dorf
Schilten im Kanton Aargau als Lehrer. Allerdings unterrichtet er längst nicht mehr das, was der Lehrplan vorsieht. Der
nahe gelegene Friedhof bestimmt das Thema: Todeskunde.
In seinem Debüt von 1976, einem der wichtigsten Romane
der Nachkriegszeit in der Schweiz, zeichnet Hermann Burger minutiös eine Obsession und dabei so subtil wie gnadenlos die Psyche eines ganzen Landes. Wenn sich der frustrierte Volksschullehrer Schildknecht an sein Harmonium in der
Mörtelgrube unterhalb der Turnhalle setzt, dann beschwört
er schon mal die Apokalypse herauf, lässt das Inventar beben oder taucht seine Zuhörer in «stille Umnachtung».
• Alexandre Guilmant (1837–1911): Scherzo d-Moll Op. 31
• Sigfrid Karg-Elert (1877–1933): Totentanz op. 70 Nr. 2
• Jean Philipp Rameau 1683–1764: La Poule (Die Henne) aus
Suite d’après Rameau von S. Karg-Elert
• Sigfrid Karg-Elert:
Duetto d’amore (Alla Verdi) aus 33 Portraits Op. 101
• Richard Wagner (1813–1883):
Tristan und Isolde (Vorspiel) Bearb. S. Karg-Elert
• Sigfrid Karg-Elert aus 33 Portraits Op. 101: Frauengunst (Alla Joh. Strauß) Aus: 33 Portraits Op. 101
• Bogumil Zepler (1858–1919):
Ländliche Skizzen (1899): 1. Sonntag Morgen
a) Im Walde – b) An der Kapelle
• Sigfrid Karg-Elert aus Impressionen Op. 102:
a) Ziehende Wasserkreise – b) Die Nachtmahr
• Sigfrid Karg-Elert
Eine Jagdnovelette (Orchestrale Studie op. 70, 1)
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Johannes Matthias Michel ist Kirchenmusikdirektor an der
Christuskirche Mannheim, Bezirkskantor für Mannheim
und Landeskantor Nordbaden. Hier leitet er den Bachchor
Mannheim und den Kammerchor Mannheim. 2012 erfolgte
die Ernennung zum Honorarprofessor durch die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Michel ist
Vorsitzender der Karg-Elert-Gesellschaft und Herausgeber
von deren Publikationen sowie Komponist zahlreicher vorwiegend kirchenmusikalischer Werke. Auf der Orgel und
dem Kunstharmonium hat Michel über 12 CD-Einspielungen vorgelegt: Karg-Elert Harmoniumwerke Vol. 1–5, Duos
für Klavier und Harmonium, Orgelwerke von Schlick, Bach,
Karg-Elert, u.a.
Freitag, 17. Juni 2016
>12.30–13.30 Uhr
Orgelpunkt spezial:
Kammermusik mit
Harmonium
Pierre-Alain Clerc, orgue
Mustel, Hermine Vouga,­
­Violine, Friedemann
­Sarnau, Violine und Viola,
Pierre-Alain Clerc war fast vierzig Jahre lang Organist in
Lausanne in den Kirchen St-Laurent und St-Paul. Er unterrichtet Orgel, Cembalo, Generalbass und musikalische Rhetorik am Konservatorium Lausanne und in der Abteilung Alte
Musik der Musikhochschule Genf. Neben seinen Tätigkeiten
als Organist, Continuist und Harmoniumspieler tritt er auch
regelmässig in seinem zweiten Beruf als Schauspieler und
Sprecher auf. Diese doppelte Tätigkeit zwischen dem Konzertsaal und dem Theater führte ihn auf natürliche Weise
zur vertieften Beschäftigung mit der musikalischen Rhetorik
und der barocken Deklamationslehre, einem Gebiet in welchem er häufig Veranstaltungen, Kurse, Seminare und Konferenzen leitet.
Christian Volet, Violoncello
Heiliggeistkirche
• J.S. Bach (1685–1750): Aria aus der Orchestersuite in D-Dur
• Camille Saint-Saëns (1835–1921):
Le Cygne (aus Carnaval des Animaux),
Barcarolle (Trois Pièces pour Harmonium, opus 2)
• Richard Wagner (1813–1883): Deux extraits de Tannhäuser bearb. von S. Karg-Elert) 1. Pilgerchor (3. Akt) – 2. Rezitativ und Lied an den Abendstern
• Antonin Dvoràk (1841–1904): Bagatelles pour deux violons, violoncelle et harmonium, op. 47 (1878)
Allegretto scherzando – Grazioso – Allegretto scherzando –
Andante con moto – Poco Allegro
• Claude Debussy (1862–1914): La Fille aux cheveux de lin
(bearbeitet für Streicher und orgue expressif)
• Sigfrid Karg-Elert (1877–1933): Bergmelodie, Hommage à
Claude Debussy (aus Intarsien op.76 für Harmonium)
• Jules Mouquet (1867–1946): Quatuor pour Orgue Mustel,
Violon, Alto et Violoncelle, op. 20
Allegro – Andante sostenuto – Allegro vivace
Hermine Vouga ist hauptberuflich Psychotherapeutin. Sie
studierte Violine mit André Loew in Lausanne und in Genf
und ist eine sehr versierte Kammermusikerin.
Friedemann Sarnau hat in Köln und in Wien Violine und Viola
studiert. Er spielt in verschiedenen welschschweizer Ensembles und unterrichtet junge aufstrebende Musiker. Er ist
Gründer und Künstlerischer Leiter des Ensembles Tiffany
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Christian Volet wurde in Lausanne geboren. Er studierte Violoncello am Konservatorium Lausanne bei Paul Burger und
in Bern bei Walter Grimmer. Nach langjähriger Tätigkeit im
Orchestre de Chambre de Lausanne, widmet er seine Zeit
des Ruhestandes nun der Kammermusik.
Freitag, 17. Juni 2016
> 14.30–15.30 Uhr
Referat: Louis Huivenaar:
«Ethics in Restauration»
in englischer Sprache
Heiliggeistkirche
Eintritt frei,
Kollekte
Louis Huivenaar ist ein weltweit gefragter Instrumenten-Restaurator mit jahrzehntelanger Erfahrung und einem
unschätzbaren Fachwissen im Gebiet der Harmoniuminstru­
mente. Seit 1975 arbeitet er als Restaurator und als zertifizierter Preisgutachter in seinem eigenen Unternehmen.
In der grossen Werkstatt in Dieren, Holland, sind in den
letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Harmonium-Instrumenten, Celestas und Reed Organs der unterschiedlichsten
Marken und Modelle aus aller Welt restauriert worden. Zu
seinen Auftraggebern zählen grosse Orchestergesellschaften, Museen, Sammler, Privatpersonen und viele bekannte
Musiker. In seinem Vortrag wird er fürs Publikum eines seiner re­staurierten Mustel-Instrumente öffnen und anhand
konkreter Beispiele Fragen der «Ethik in der Restauration»
theo­retisch und praktisch erläutern. Eine spannende Möglichkeit, in die Welt der Restaurierungskunst einzutauchen
und einem der bekanntesten Harmonium-Restauratoren
seine Berufsgeheimnisse zu entlocken.
Freitag, 17. Juni 2016
> 15.30–17.00 Uhr
Referat: Jacques Prévot:
«Quelques aspects de l’histoire de la maison Mustel»
in französischer Sprache
Heiliggeistkirche
Die Geschichte des Hauses Mustel widerspiegelt vollständig die Entwicklung des französischen Instrumentenbaus
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Victor Mustel, seit 1853 Harmoniumbauer, steht als Kunsthandwerker gleich wie die
grossen Pariser Klavierbauer der wachsenden Industrialiserung gegenüber. Er schwingt sich durch bemerkenswerte Erfindungen, welche ihm einen privilegierten Platz und
dauerhafte Anerkennung sichern, zum höchsten Niveau des
Instrumentenbaus seiner Zeit empor. Zur Jahrhundertwende gelingt es seinen Nachfolgern, der internationalen Konkurrenz zu trotzen und ohne Konzessionen die hohen Fabrikationsstandards beizubehalten, während nach dem ersten
Weltkrieg der letzte Vertreter der Familie, Alphonse Mustel,
die Posi­tion des Unternehmens durch die Konzentration des
Kapitals, die Entwicklung von semi-industriellen Produk­
tionstechniken und kommerziellen Methoden nach amerikanischer Art stärkt. Auch nach dem Niedergang des Harmoniumbaus Ende der 1930er Jahre bleibt der Name Mustel als
Markenname mit höchster Qualität verbunden. Anhand von
Bildern der Produktionsanlagen und von unveröffentlichtem
Archiv­material erläutert Jacques Prévot die grossen Etappen der künstlerischen und ökonomischen Geschichte des
Hauses Mustel.
Gleichzeitig zum Rechtsstudium an der Universität studierte
Jacques Prévot Orgel am Conservatoire national de région
de Lille in der Klasse von Aude Heurtematte. Heute ist er als
Regierungsbeamter und als Beauftragter des französischen
Kulturministeriums verantwortlich für das kulturelle Erbe
der historischen Orgeln Frankreichs und für die von ihm gegründete Arbeitsgruppe der nationalen Denkmalpflege zum
Schutz und zur Erhaltung der Harmoniums. Ergänzend zu
seiner Arbeit in den Institutionen interessiert sich Jacques
Prévot für die ökonomische und soziale Geschichte des Harmoniumbaus in Frankreich, einem Gebiet in welchem noch
viel unerforschtes Material in öffentlichen und privaten Archiven schlummert.
Eintritt frei,
Kollekte
Seine erste umfangreiche Forschungsarbeit galt der kommerziellen, künstlerischen und familiären Geschichte des
Hauses Mustel, dem berühmten Pariser Harmoniumbauer,
dem Erfinder des Kunstharmoniums und der Célesta. Sein
vielbeachtetes Buch «Mustel, facteurs et facture d’harmoniums d’art», erschien 2014 in L’Orgue (n° 304–305, 2013–IV
– 2014–I, 322 Seiten).
Freitag, 17. Juni 2016
> 17.00–18.00 Uhr
Konzert: Emmanuel
Pélaprat, Harmonium und
Jérôme Granjon, Klavier
Heiliggeistkirche
Unter dem Namen «Ensemble Double Expression» präsentieren Jérôme Granjon und Emmanuel Pélaprat seit einigen
Jahren ein reiches und wenig bekanntes Repertoire für Harmonium und Klavier. Ihre erste gemeinsame CD-Aufnahme
erscheint im Herbst 2015 im Verlag Hortus. Sie haben in den
letzten Jahren in Bibliotheken und Archiven eine Reihe interessanter Musikwerke wiederentdeckt. Darunter auch die
als verschollen gegoltene Sonate op. 61 von L.J.A. Lefébure­Wély, einem gross angelegten symphonischen Werk, welches zum Besten und Eindrücklichsten aus der Feder des
Zeitgenossen Fréderic Chopins gezählt werden darf.
Für das Gastspiel in Bern verwendet das Duo Pélaprat-Granjon die Orgue-Célesta Nr. 1146–870–188 (Baujahr 1902) aus
der Sammlung von Jan Hennig und einen Erard-Flügel (Baujahr 1847), welcher Claudio Brizi freundlicherweise aus seiner Sammlung zur Verfügung stellt.
• Camille Saint-Saëns (1835–1921):
Six Duos pour harmonium et piano op. 8 (1858)
(L.J.A. Lefébure-Wély gewidmet)
1. Fantasie et Fugue – 2. Cavatine – 3. Choral –
4. Capriccio – 5. Scherzo – 6. Finale
• César Franck (1822–1890):
Prélude, Fugue et variation op. 21 (ca. 1865) Originalfassung
(Camille Saint-Saëns gewidmet)
• L.J.A. Lefébure-Wély (1817–1869):
Allegro de la Sonate op. 61 (ca. 1851)
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Jérôme Granjon gewann erste Preise für Klavier und für
Kammermusik am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris und war Preisträger des Wettbewerbes Città
di Senigallia. Er studierte bei Jacques Rouvier, Jean Hubeau,
Maria João Pires, Maria Curcio et Colette Zerah. Konzertreisen
führten ihn nach Japan, Mexiko, Argentinien, Brasilien und in
die USA. Er spielte als Solist mit Orchestern und Ensembles
wie Orchestre Philharmonique de Radio-France, Orchestre
des Solistes de Moscou und dem Monteverdi Choir unter der
Leitung von Sir John Eliot Gardiner. Im September 2015 wurde
er als Klavierpädagoge ans Conservatoire à Rayonnement
Régional de Paris gewählt. Seit Januar 2015 unterrichtet er
Kammermusik am Conservatoire National Supérieur de Musique de Lyon. Er gibt Meisterkurse in Frankreich, Südkorea,
Spanien, Brasilien, China und war von 2002–2004 Assistent
von Maria João Pires in der künstlerischen Leitung des Centre
Belgais d’Etude des Arts in Portugal.
Biografie von Emmanuel Pélaprat siehe
Konzert, 17. Juni, 21.30 Uhr.
Freitag 17. Juni 2016
«Hommage à
Victor ­Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 19.00 Uhr
Anne Page, Harmonium
(GB)
«Hommage à Lionel Rogg»
Heiliggeistkirche
Anne Page ist in Perth, Australien, aufgewachsen. Ihre Lehrerin an der University of Western Australia, Annette Goerke
ermutigte sie, nach Europa zu reisen und bei Marie-­Claire
Alain Orgelunterricht zu nehmen. Anne Page studierte anschliessend bei Peter Hurford an der Royal Academy of
Music in London. Ihr London Debut 1988 in der Royal Festival Hall markiert den Beginn ihres Engagements für die
zeitgenössische Orgelmusik und führte zu Aufträgen und
Uraufführungen zahlreicher neuer Werke. Mit Jacques van
Oortmerssen studierte sie auf historischen Instrumenten
Interpretation und Spieltechnik, was ihr Repertoire und ihre
Pädagogik massgeblich beeinflusste. Mit ihren Harmonium-CD-Aufnahmen und -Konzerten gilt Anne Page in England als Pionierin bei der Wiederentdeckung des Harmoniums. 2008 gab sie ein abendfüllendes Harmonium-Konzert
im Purcell Room, in welchem das Harmonium zum ersten
Mal als Soloinstrument in London‘s South Bank zu hören
war.
Lionel Rogg (*1936):
Suite anglaise pour harmonium (2009)
1. Prelude
2. Stream
3. Procession
4. Mist
5. Winds
6. Drops
7. Clouds
8. Fanfare
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
2002 wurde Anne Page von der Royal Academy of Music eingeladen, den ersten Harmoniumkurs in einem englischen
Konservatorium der Neuzeit zu etablieren. 2009 kam der
Genfer Organist und Komponist Lionel Rogg als Gastdozent
in Kontakt mit der Harmonium-Célesta der Royal Academy
of Music in London und widmete Anne Page eine Suite von
acht Stücken für Harmonium (Suite Anglaise). Das «Prelude» erinnert an die englischen Virginalisten Byrd und
Gibbons. Stream, Mist, Wind und Clouds sind impressionistischer Art und spielen mit den speziellen Klangfarben
des Kunstharmoniums. Procession bewegt sich auf einem
unvermeidlichen rythmischen Pfad, Pizzicati spielt mit den
Möglichkeiten des Registers «Percussion», welches die Metallzungen mit kleinen Filzhämmern anschlägt. Diese Stücke existieren auch in einer Version für Orgel, klingen aber
am besten mit den Klangfarben und expressiven Möglichkeiten des Harmoniums. Die Erstaufführung spielte Anne Page
im schweizerischen St. Imier.
Freitag, 17. Juni 2016,
Ernst Breidenbach und Jan Hennig spielen seit einigen Jahren im Duo. Inzwischen liegt eine erste gemeinsame CD mit
einer Auswahl der Opernbearbeitungen Richard Wagners
von Sigfrid Karg-Elert vor, produziert für PanClassics in
Koproduktion mit DeutschlandradioKultur (2013). Eine weitere CD hat der Hessische Rundfunk mit wiederentdeckten
Werken französischer Komponisten im März 2016 produziert. Bemerkenswert ausser dem Repertoire ist der Einsatz
des eigenen Erard-Konzertflügels, der im Frühjahr 2015
aufwendig für diese Produktion restauriert wurde. Für das
Gastspiel in Bern verwendet das Duo Hennig-Breidenbach
die Orgue-Célesta Nr. 1146-870-188 (Baujahr 1902) aus der
Sammlung von Jan Hennig und einen Erard-Flügel (Baujahr
1847), welcher Claudio Brizi freundlicherweise aus seiner
Sammlung zur Verfügung stellt.
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 19.30 Uhr
Jan Hennig, Harmonium
und Ernst Breidenbach,
Klavier (DE)
Heiliggeistkirche
• Joseph Collin (1902–1990): Six Pièces en Duo
1. Marche Héroïque de Jeanne d’Arc
2. Cantilène
3. Pastorale
4. Priere à la Madone
5. Idylle
6. Pleurs amers
Foto: Thomas Klewar
• Lætitia Sari (1822–1893): Causerie op.23
Jan Hennig studierte an der Musikhochschule Freiburg
Dirigieren, Klavier (bei Prof. Wilhelm Behrens) und privat
Violoncello (bei Walter-Michael Vollhardt). Er war als Kapellmeister, Studienleiter und Solorepetitor an verschiedenen deutschen Theatern tätig und erarbeitete sich dort ein
breites Repertoire an Opern, Operetten, Musicals und Balletten. Seit 1999 beschäftigt er sich intensiv mit dem Kunstharmonium. Interpretationskurse besuchte er bei Johannes
­Matthias Michel und Mark Richli. Seine erste CD-Veröffent­
lichung «Das Kunstharmonium – Hommage à Victor Mustel»
wurde 2012 mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik
ausgezeichnet. Jan Hennig lebt freischaffend in Offenburg.
Er unterrichtet an der Musikhochschule Trossingen Opernund Oratoriumskorrepetition sowie Partiturspiel.
Biografie von Ernst Breidenbach siehe
Konzert am 16. Juni, 18.00 Uhr
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 20.00 Uhr
Balázs Szabó,
Harmonium (HU)
«Hommage à Zalánfi Aladár
(1887–1959), ungarischer
Schüler von Sigfrid KargElert»
Heiliggeistkirche
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Zalánfi Aladár wurde am 17. März 1887 in Bardejov, Saris
geboren und verstarb am 15. Mai 1959 in Budapest. Er war
ein bedeutender ungarischer Organist, Orgelsachverständiger und Musiklehrer. Er studierte bei John Kössler Komposition und Orgelspiel und wurde in Leipzig Schüler von
Karl Straube und von Sigfrid Karg-Elert, sowie in Paris von
Charles-Marie Widor. Als virtuoser Konzertorganist war er
über die ungarischen Landesgrenzen hinaus tätig. Als Lehrer und Orgelexperte hat er ein halbes Jahrhundert lang
die Orgelkultur Ungarns massgeblich geprägt. Sein Mustel
Harmonium aus dem Jahre 1911 befindest sich heute in
der Privatsammlung von Balázs Szabó. Für sein Gastspiel
in Bern verwendet Balázs Szabó ein rares Kunstharmonium
«Johannes Titz», Löwenberg, Nummer 310-6 (1905/06), welches Mark Richli freundlicherweise aus seiner Sammlung
zur Verfügung stellt.
• Sigfrid Karg-Elert (1877–1933):
Aus den Impressionen Op. 102:
– Klösterliche Melodie
– Vorüber
Aus der zweiten Sonate für Kunstharmonium Op. 46:
– I. Enharmonische Fantasie und Doppelfuge
Als vielseitiges Talent und Preisträger bedeutender Wettbewerbe hat sich Balázs Szabó (*1985) in der Orgelwelt
einen Namen gemacht. Sein Studium absolvierte er in Budapest, Würzburg, Trossingen, Rom und Utrecht. Während
dieser Zeit besuchte er auch zahlreiche Meisterkurse. Die
entscheidenden künstlerischen Impulse erhielt er von Prof.
Dr. h.c. Christoph Bossert, in dessen Klasse er 2010 das Masterdiplom für Orgel abgeschlossen hat. 2015 promovierte er
als Musikwissenschaftler über Max Regers Orgelschaffen an
der Universität in Utrecht (NL) bei Prof. Dr. A. A. Clement.
Bei zahlreichen bedeutenden internationalen Wettbewerben
ging er als Sieger und Preisträger hervor, u.a. ION Musica
Sacra in Nürnberg und Bach-Preis Wiesbaden (DE), Grand
Prix de Chartres und Grand Prix de Biarritz (F), St. Maurice
d’Agaune (CH). 2010 wurde ihm der Niveaupreis der Stadt
Miskolc, der Junior Prima Award und 2015 der Musen-Preis
verliehen. Im Jahre 2010 wurde Balász ­Szabó der Titel «Master of arts» nach erfolgreichem Studium des Internationalen
Studiengangs «European OrganExpert» von der Musikhochschule Trossingen verliehen. 2011 erfolgte die Berufung an
die Musikuniversität Ferenc Liszt, 2013 zusätzlich an das
Bartók Béla Konservatorium in Budapest. Einladungen zu
internationalen Meisterkursen und Seminaren runden seine
pädagogische Tätigkeit ab.
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 20.30 Uhr
Marc Fitze, Harmonium
und Alexandre Dubach,
Violine (CH)
«Das Harmonium in
­Spanien»
Heiliggeistkirche
Seit mehreren Jahren erforscht Marc Fitze intensiv das Leben und das Werk des Harmoniumvirtuosen Antonio Lopez
de Almagro. Almagro war als Komponist, Verleger und
Gründer von Orchester-Gesellschaften in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts in Spanien eine einflussreiche musikalische Persönlichkeit. Königin Isabella II schuf für ihn
einen Lehrstuhl für Harmonium am Königlichen Konservatorium in Madrid. Sowohl als Harmoniumkünstler wie auch
als Inhaber des Musikgeschäftes «Casa Romero Madrid»,
welches Mustels Instrumente verkaufte, war Almagro spanischer Repräsentant der Firma Mustel. Im Museo del Real
Conservatorio de Musica de Madrid sind eine Stradivari-Violine von Pablo Sarasate und das Unterrichts-Harmonium
von Antonio Lopez Almagro nebeneinander ausgestellt. In
diesem Zusammenhang möge Clément Lorets Zitat erwähnt
sein: Man sagt mit Stolz «ich besitze ein Mustel, wie der
Violinspieler sagt, er besitze eine «Stradivarius».
• Antonio Lopez de Almagro (1839–1904): Allegro maestoso aus der Sonata para harmonium (ca.1890)
• Pablo Sarasate (1844–1908):
Introduction et Tarentella op. 43 (1899)
• Antonio Lopez de Almagro (1839–1904):
«Fiesta de Aldea. Escena campestre»
Aus «El harmonium de doble expresion» (1880)
• Camille Saint-Saëns (1835–1921):
Introduction et Rondo capriccioso op. 28 (1870)
(Pablo Sarasate gewidmet)
Seinen ersten nationalen Preis gewann der Thuner Geigenvirtuose Alexandre Dubach nach nur zwei Jahren Unterricht.
Als Schüler von Ulrich Lehmann, Yehudi Menuhin, Nathan
Milstein und Salvatore Accardo debütierte er im Alter von
15 Jahren als Solist mit dem Tonhalleorchester Zürich mit
Mendelssohns Violinkonzert. Immer wieder gewann er namhafte erste Preise im In- und Ausland, so auch den begehrten «Premio Rodolfo Lipizer» in Gorizia. Tourneen führen ihn
regelmässig nach Deutschland, Polen, Italien, Frankreich,
Rumänien, Japan und China. Seine grosse Liebe gilt dem von
ihm hoch verehrten Meister und Vorbild Niccolò Paganini.
Mit dem «Orchestre Symphonique de Monte-Carlo» spielte
er beim Label «Claves» alle 6 Paganini-Violinkonzerte mit
eigenen Kadenzen auf CD ein. Alexandre Dubach spielt auf
einer Violine von Antonio Stradivari.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Biografie von Marc Fitze siehe Konzert
vom 10. Juni, 12.30 Uhr
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 21.00 Uhr
Claudio Brizi und
­L’Orchestra Tascabile (I)
mit Filmprojektion auf
Grossleinwand
Heiliggeistkirche
Der Stummfilm «L’Assassinat du Duc de Guise» der Frères
Lafitte war der erste Film der Welt, der eine Originalmusik
bekam. Die Musik wurde extra für den Film von Camille SaintSaëns komponiert. Zu jeder Vorführung dieses Filmes wurde
dann Camille Saint-Saëns’s Opus 128 zu den jeweiligen Szenen gespielt. Im Jahr 1908 war es für die Kinobesucher eine
Sensation, einen Film mit solch hochkarätiger Besetzung zu
sehen: Die Hauptrollen spielten bekannte Schauspieler der
Comédie Française. Doch das pantomimenhafte Spiel der
Darsteller und die starre Kamera beweisen unübersehbar,
dass der Film an Inszenierung und Schauspiel ganz andere
Anforderungen stellt als das Theater. Somit war dieser Film
ein Meilenstein der Filmgeschichte.
Claudio Brizi (Harmonium und Direktion), Giulio Giurato
(Klavier) und L’Orchestra Tascabile spielen die Filmmusik
von Camille Saint-Saëns in der originalen Besetzung für
Klavier, Harmonium, zwei Violinen, Viola, Violoncello und
Kontrabass.
Giulio Giurato wurde 1964 in Taranto geboren. Er erlangte
das Klavierdiplom am Conservatorio «G.B. Martini» in Bologna in der Klasse von Valeria Cantoni und machte weiterführende Studien bei Jörg Demus und anderen Lehrern. Seit
1984 verfolgt er eine intensive Konzerttätigkeit als Solist und
in verschiedenen Kammermusik-Formationen. Er ist bisher
in Ägypten, in verschiedenen europäischen Ländern und in
allen grossen Städten Italiens aufgetreten. Sein Repertoire
zählt ungefähr 300 Werke von Bach bis Shostakovich. Er hat
im Musiktheater mit Schauspielern und Filmgrössen wie
Riccardo Cucciolla, Roberto Herlitzska, Giancarlo Giannini,
Ugo Pagliai zusammengearbeitet. Seit 1998 ist er verschiedentlich mit Jörg Demus in vierhändigen Konzerten aufgetreten. Diese Zusammenarbeit hat sein Musikverständnis
grundlegend beeinflusst. Er unterrichtet Kammermusik am
Konservatorium von Parma. Mit den Brüdern Roberto und
Andrea Noferini hat er im Jahr 2000 das Ensemble «SchuberTrio» gegründet und für das Schallplatten-Label Tactus das
Gesamtwerk für Klaviertrio von Schubert eingespielt. Zurzeit nimmt er das gesamte Kammermusikwerk von Marco­
Enrico Bossi auf fünf CDs auf. Im März 2015 ist mit Giulio
Giurato und Paola Borganti eine CD mit dem vierhändigen
Klavierwerk Bossis erschienen.
Biografie von Claudio Brizi siehe Konzert
vom 15. Juni, 21.00 Uhr.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 21.30 Uhr
Emmanuel Pélaprat,
Harmonium (F)
Hommage à Schartel
Heiliggeistkirche
Emmanuel Pélaprat ist ein aussergewöhnlicher Musiker in
der französischen Musikszene: Er pflegt eine facettenreiche
Karriere sowohl als Interpret wie als Forscher, zwei sich ergänzende Aktivitäten für den unersättlichen Musiker, welcher immer wieder neue Entdeckungen sucht.
Geboren in Toulouse, studiert er zuerst am Konservatorium
seiner Heimatstadt mit Jan Willem Jansen Cembalo und mit
Michel Bouvard Orgel. Er gewinnt dort sieben Auszeichnungen, bevor er ins Conservatoire National Supérieur de Musique et Danse de Paris eintritt, wo er zwei Diplômes de Formation Supérieure mit Prädikat «sehr gut» und fünf ­erste
Preise gewinnt. Er gehört zu den ganz wenigen Musikern,
welche im selben Jahr drei erste Preise in unterschiedlichen
Disziplinen gewonnen haben.
• Rudolf Schartel:
Aus Wald und Feld, romantische Studien, op. 13
1. Tages Erwachen – 2. Feldfrieden –
3. Was die Erlen am Bache erzählen – 4. Libelle
Schwanengesang, ein Tongedicht, op. 18
Scheherazade (Zwei Märchen, n°2)
Seit langem leidenschaftlicher Forscher, integriert Emma­
nuel Pélaprat nach dem Orgelstudium die universitäre
Laufbahn und schreibt Arbeiten über die französischen
Komponisten Aymé Kunc (1877–1958) et Benjamin Godard­
(1849–1895). Er vollendet zur Zeit seine Doktorarbeit über
das Kunstharmonium unter der Leitung von Florence
Gétreau und Denis Herlin (Iremus). Seit 2005 ist er Dozent
an der Universität Bordeaux III, nachdem er zuvor am Konservatorium von Toulouse unterrichtet hatte.
Emmanuel Pélaprat ist Titularorganist der Eugène PugetOrgel der Eglise Notre-Dame du Taur in Toulouse. Seine
Vorliebe für die romantische Musik mit seiner Forschungstätigkeit verbindend, interessiert er sich leidenschaftlich
fürs Kunstharmonium. Er hat unter anderem in der Petite
Messe Solennelle von Rossini unter der Leitung von John
Eliot Gardiner gewirkt und er tritt regelmässig im Ausland
auf. Zu seinen aktuellsten Projekten zählen die Aufführung
der Symphonie F-Dur für Orgel und Orchester von Gabriel
Fauré und die Leitung der wissenschaftlichen Neuauflage
der Harmoniummusik-Editionen des Hauses Mustel Paris
zusammen mit Jacques Prévot.
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 22.00 Uhr
Joris Verdin, Harmonium
(BE) Harmoniumwerke
Belgischer Komponisten
Heiliggeistkirche
Joris Verdin ist Organist und Musikwissenschaftler. Derzeit
ist er am Königlichen Konservatorium (Musik-Hochschule Antwerpen) Professor für Orgel und an der Universität
Leuven Professor in der Fakultät der Künste. Joris Verdins
Reper­toire ist breit gefächert, es umfasst sowohl vergessene Kompositionen alter Meister als auch zeitgenössische
Werke. Joris Verdin ist «organista honorario» in Torre de
Juan Abad (Spanien), auf der historischen Orgel von Gaspar
de la Redonda aus 1763. Er kann auf über 40 CD-Produktionen verweisen; im Mai 2000 bekam er den «Diapason
d’Or» und im März 2001 den «Cecilia Preis» der Belgischen
Musikpresse. Ausserdem ist er Mitarbeiter des Göteborg
Organ­ Art ­Center (Schweden). Neben diesen Aktivitäten
komponiert Joris ­Verdin und engagiert sich auf dem Gebiet
des Verlags­wesens: u.a. Gesamtausgabe der Harmoniumwerke von César Franck, ein Handbuch für Harmoniumspiel
(Niederländisch, Englisch, Franzözisch) sowie Facsimile-­
Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert und wissenschaftliche
Beiträge.
• Edouard Grégoir (1822–1890):
Caprice original pour Harmoniophone (1854)
• Clément Loret (1833–1909):
Le Zéphyr
• Victor Dubois (1832–1869):
Rêverie
Élégie, aus «6 Compositions pour Harmonium»
• Charles Loret (1835–1870):
Souvenir de Madrid
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
2002 war Joris Verdin Musiker des Jahres im «Festival van
Vlaanderen». Seit 2007 ist er Mitwirkender des Programms
«Voix Célestes» in Royaumont, Frankreich. Im 2011 bekam
er den «Preis der deutschen Schallplattenkritik», im März
2012 den «Diapason d’Or» für seine Aufnahme von Lefé­
bure-Wely‘s Suites pour Harmonicorde. «The American Record Guide», November 2011: «Verdin, the apparent Dean
of harmonium players, certainly knows how to get the most
from the harmonium.» Im September 2012 wurde seine Aufnahme mit Orgelmusik von Willaert in Zusammenarbeit mit
der Capilla Flamenca mit folgenden Preisen ausgezeichnet:
«Choc de la Musique», «Diapason d‘Or», Klara Prize», Flämische Radio und Cecilia-Award. 2014: «Diapason d‘Or» für
«Guide des Instruments de Musique» in Zusammenarbeit
mit Musikern des Ricercar Labels. 2015: »Preis der deutschen Schallplattenkritik» for the Fugue State Films DVD
César Franck, Father of the Organ Symphony. 2015: künstlerische Leitung Gothenburg International Organ Academy.
Freitag, 17. Juni 2016
«Hommage à Victor
Mustel»
8 Kurzkonzerte – 8 Länder
> 22.30 Uhr
Mark Richli, Orgue-Célesta
und Otto Georg Linsi,
Bariton/Sprecher (CH)
Heiliggeistkirche
In diesem Programm werden alle Erwartungen eingelöst,
die sich mit «Fin de Siècle» verbinden: parfümierte Klänge,
dramatische Lyrik, fantastisch-groteske Gemälde, amüsanter Kitsch. Kristallisationspunkt des Programms bildet die
Person Alphonse Mustel; der Enkel des genialen Harmoniumbauers Victor Mustel und, zusammen mit seinem Vater
Auguste, um 1900 Mitinhaber der Firma «Mustel Père et
Fils». Alphonse Mustel war Instrumentenbauer, Komponist,
Autor von Fachliteratur und unermüdlicher Konzert-Harmonist. Er unternahm 1899 eine ausgedehnte Tournee nach
Konstantinopel, St. Petersburg und Moskau. Im folgenden
Jahr spielte er in Berlin und Leipzig, und zwar auf demselben Instrument, das auch im heutigen Konzert eingesetzt
wird, der Orgue-Célesta 987-759-127 (1899/1900).
• Alphonse Mustel (1873–1937)
Ballade fantastique (op. 9, 1894)
Adaptation musicale sur un Poème d’Eren Dobselt
• Léo Pouget (1875–1930)
Hymne Profane («à Alphonse Mustel»)
Mélodie avec accompagnement d’Orgue-Célesta
(Poème de René Delbost)
• Jules Mouquet (1867–1946)
L’Église du Village pour chant avec accompagnement
d’Orgue – Célesta (Poésie de A. Deschamps)
• Théophile Sourilas (1859–1907)
Attente
Mélodie avec accompagnement d’Orgue-Célesta
(Poésie de J. Bonhoure)
• Alphonse Mustel
Au Pays Breton (op. 25, 1899)
Pièce d’ombre en 6 Tableaux avec adaptation symphonique
(Poème de René Delbost, Tableaux d’ Eugène Frey)
mit Projektion auf Grossleinwand
Eintritt frei,
Kollekte
zur Deckung der Unkosten
(Richtpreis CHF 30 bis 40.–)
Der Komponist Léo Pouget, der Dichter René Delbost und
der Maler Eugène Frey müssen Freunde des Hauses Mustel
gewesen sein. Außer ihren im Verlag Mustel erschienenen
Werken, einem Buch von Delbost (Georges Berr et René
Delbost: Les Trois Dictions, Paris, ohne Jahr) und einem
monumentalen, von Frey gestalteten Plakat («Mustel, Paris,
Harmoniums d’Art et Célestas») konnte über keinen von ihnen Weiteres in Erfahrung gebracht werden. Jules Mouquet
ist etwas bekannter: Neben seinen Lebensdaten sind auch
noch einige weitere Werke von ihm überliefert. Das längste­
Stück des Konzerts ist ein Gesamtkunstwerk. «Au Pays Breton» wurde am 26. Januar 1899 von den Autoren uraufgeführt: Der Komponist Mustel spielte die «Adaptat­ion sym-
phonique pour l’Harmonium-Célesta Mustel», der Dichter
Delbost rezitierte dazu die «Légende dramatique», während
der Maler Frey mit der Laterna magica die «Pièces d’ombre en 6 Tableaux» projizierte. Den Anfang macht ein Melodram Alphonse Mustels über einen grotesken Text eines
gewissen Eren Dobselt, dessen Name sich nach kräftigem
Buchstabenschütteln in René Delbost zurückverwandelt ...
Dazwischen erklingen Lieder mit Orgue-Célesta-Begleitung
von Jules Mouquet, Léo Pouget (wiederum auf einen Text von
René Delbost) und Th. Sourilas. So oder ähnlich dürfte es
auch bei der Uraufführung von «Au Pays Breton» am 26. Januar 1899 in der Salle Mustel geklungen haben.
Mark Richli wurde 1964 in Luzern geboren. Er studierte an
den Musikhochschulen Zürich und Winterthur Orgel und
Cembalo sowie einige Semester Musikwissenschaft an der
Universität Zürich. Von 1991 bis 2016 war er Hauptorganist
an der Kirche St. Josef in Zürich, wo er unter anderem 2001
die «Zürcher Harmoniumtage» organisierte. Seit 1983 konzertiert er im In- und Ausland als Solist, in Ensembles und
in Orchestern auf Orgel, Cembalo und Kunstharmonium.
Mark Richli beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit
historischen Tasteninstrumenten (Cembali, Hammerkla­
viere, Harmoniums). Er ist ein international gefragter Experte und Restaurator von Mustel-Harmonien, Erard-Flügeln und Orgues polyphones Debierre. 2004 war er Verfasser
des Artikel Mustel für die zweite Auflage der Enzyklopädie
MGG. Er war viele Jahre exklusiv zugelassener Inventarist
im noch existierenden streng gehüteten Archiv der ehemaligen Firma Mustel in Paris. Mit seiner CD-Einspielung
der beiden Sonaten für Kunstharmonium Op. 36 und 46 von
Sigfrid Karg-Elert hat er eine Referenzaufnahme hingelegt. Seit 1989 ist er Mitglied der «Karg-Elert-Gesellschaft
e. V.» und derzeit Stellvertretender Vorsitzender. Er ist ausserdem Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich (SP),
Ratssekretär und «Fachvisitator» für die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiterbeurteilung (MAB) an der Musikschule
Konservatorium Zürich (MKZ).
Otto Georg Linsi ist Schweizer mit italienischen, deutschen
und polnischen Wurzeln. Seine sängerische Ausbildung erhielt er in der Schweiz, in Frankreich und Italien bei Glenys
Linos, Zürich/Wien, und bei Elisabeth Züblin Tymoshenko,
Zürich/Kiew. Er verfolgt eine ausgedehnte Konzert- und
Operntätigkeit, vor allem in Frankreich und im benachbarten Ausland. Besondere Erwähnung verdienen Auftritte in
der Nationalen Philharmonie und der Nationalen Musikakademie der Ukraine, Kiew. Mit der Aufnahme von Honeggers
Jeanne au Bûcher erhielt er den Grand prix du disque.
Samstag, 18. Juni 2016
> 15.00 Uhr
Generalversammlung
­Association Jehan Alain
mit Guy Bovet (Neuchâtel),
Aurelie Decourt (Paris) u.a.
Präsentation des Digita­
lisierungprojektes der
­Manuskripte
(in französischer Sprache)
öffentliche Veranstaltung
der Alain Gesellschaft.
Heiliggeistkirche
Die Musik des französischen Komponisten Jehan Alain
(1911–1940) zählt weltweit zu den beliebtesten und meistgespielten Orgelwerken des 20. Jahrhunderts. Ein grosser
Schatz von Kammermusik, Klaviermusik und Vokalwerken
bleibt noch zu entdecken, ebenso zahlreiche Zeichnungen
und Texte.
Die Jehan-Alain-Gesellschaft ist im Besitz der Hausorgel,
welche von 1910 bis 1971 vom Vater Jehans, Albert Alain,
erbaut wurde. Dieses prächtige Instrument wurde restauriert und steht in einem wunderschönen Rahmen, dem ehemaligen Clunisienserkloster von Romainmôtier (Schweiz)
dem Publikum zur Verfügung. Ebenfalls bewahrt die Gesellschaft ein grosses Harmonium auf, welches Albert Alain
gehörte. Die Aufgabe der Gesellschaft besteht darin, diese
Instrumente nutzbar zu machen, indem Konzerte, Kurse
und Seminare organisiert werden, und die Dokumente und
Erinnerungen öffentlich zugänglich zu machen, die ihr die
Angehörigen Jehan Alains anvertraut haben.
Digitalisierungsprojekt der Manuskripte
Zurzeit beschäftigt sich die Gesellschaft mit dem grossen
Projekt der Digitalisierung sämtlicher heute verfügbaren
Manuskripte der Orgelwerke von Jehan Alain mit dem Ziel,
das Quellenstudium allen zugänglich zu machen und den Interpreten der Musik Jehan Alains ein Werkzeug in die Hand
zu geben, um auf die Fragen, welche durch die unterschiedlichen Editionen entstanden sind, eigene Antworten und Lösungen zu finden. Guy Bovet wird den aktuellen Stand des
Projektes dem Publikum präsentieren.
Einführung in das Oratorium «La Fuite en Egypte» von
Albert Alain
Aurelie Décourt, Musikwissenschaftlerin und Enkelin von
­Albert Alain, wird eine Werkeinführung in das Oratorium «La
fuite en Egypte» geben, welches im Konzert um 17.00 Uhr
zur Schweizer Erstaufführung kommt. Albert Alains szenisches Oratorium in 4 Bildern für dreistimmigen Frauenchor
und Soli mit Begleitung des Klaviers oder des Harmoniums
entstand im Jahr 1937 (22.–27. März). Die Szenenbilder
schuf der befreundete Maler Maurice Denis.
Samstag, 18. Juni 2016,
> 17.00 Uhr
Konzert «Flucht»
Vokalensemble
Les Voc-à-Lises
Marc Fitze, Harmonium
Heiliggeistkirche
Wiederholung
des Oratoriums «Hypatia»
von Waël Sami Elkholy im
Gottesdienst am
Sonntag, 19. Juni 2016
> 10.30 Uhr
Als Beitrag zum nationalen Flüchtlingstag kommen zwei
halbstündige Oratorien zur Aufführung. Während Albert
Alains Oratorium «Die Flucht nach Ägypten» auf dem Text
der biblischen Weihnachtsgeschichte basiert, handelt das
Oratorium «Hypatia» des in der Schweiz im Exil lebenden
ägyptischen Komponisten Wael Sami Elkholy von ­Frauen­auf
der Flucht und von Religionskriegen auf dem Hintergrund
der historischen Figur der Hypatia. Hypatia (auch Hypatia von Alexandria, griechisch Ὑπατία
Hypatía; geboren um 355 in Alexandria und verstorben im
März 415 oder März 416 in Alexandria) war eine griechische,
spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Als
Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition
gehörte sie im überwiegend christlichen Alexandria einer
Minderheit an. Dennoch konnte sie lange unangefochten
lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Neid, männlicher
Machtanspruch und religiöser Wahn machten sie und ihre
Anhänger schliesslich zum Opfer einer Intrige, bei der Hypatia ermordet wurde.
• Albert Alain (1880–1971): «La fuite en Egypte» Oratorium (Schweizer Erstaufführung)
à trois voix égales et harmonium
• Waël Sami Elkholy (*1976): «Hypatia», Oratorium (Uraufführung)
für 8 Frauenstimmen und Harmonium
Der Komponist Wael Sami Elkholy schreibt zu seinem Werk:
«Die Lebensgeschichte der Hypatia, welche im derzeitigen
politischen Geschehen im mittleren Osten brandaktuell ist,
legt nahe, dafür eine Komposition für einen Frauenchor zu
schreiben. Das Ensemble «Les Voc-à-Lises» illustriert die
Figur der Hypatia. Inhaltliche Grundlage der Gesangstexte
für den Gesamtchor bilden verschiedene Gedichte von Frauen aus unterschiedlichen Epochen und in verschiedenen
Sprachen (Deutsch, Altdeutsch, Latein, Englisch und Arabisch). Die wenigen überlieferten Texte von Hypatia werden
in der Art eines Rezitativs oder Sprachgesangs als Solostimme gesungen, welche die Rolle Hypatias in der Aufführung
personifizieren soll. Dass mein Werk mit dem Tod beginnt
und mit der Wahrheit endet, soll versinnbildlichen, dass trotz
Gewalt und Ungerechtigkeit niemals die Hoffnung auf Frieden und Freiheit aufgegeben werden darf. Die Komposition
ist im Stil der zeitgenössischen Klassik gestaltet, darin sind
aber auch traditionelle orientalische Muster eingefügt. Bei
der Auswahl mancher Tonarten und bei der Stimmtechnik
entstehen Klangbilder, die uns in die Zeit und an den Ort der
Handlung versetzen sollen. Gleich zu Beginn, im ersten Teil,
geht der Schrecken des Todes mit Wimmern und Schreien in
einen apokalyptischen Totentanz über. Ein schräger Walzer,
der uns die Absurdität des Geschehens vermittelt. Der Teil
zum Thema Leben und Flucht erinnert in seiner musikalischen Behandlung an eine Fuge. Einerseits für ihre Überzeugung hinzustehen und für ihre Prinzipien zu kämpfen,
andererseits Hypatias verständliche Angst und der Drang
nach freiem Leben sind Gegensätze und zeigen ihre innere
Zerrissenheit. Die Musik der Liebe erscheint im dritten Teil
– umrahmt und begleitet von zarten Klängen des Harmoniums. Freiheit und Emanzipation müssen erkämpft werden.
Im vierten Teil erwartet uns ein Kampf der Stimmen, Wörter
und Sprachen. Wie in einem Brainstorming blitzen die Ideen
auf, bis schlussendlich in einfachsten Melismen die persönlichsten Wünsche und Träume offenbart werden. Im letzten
Teil zum Thema Wahrheit und Weisheit soll uns auch musikalisch Hypatias Vermächtnis als Botschaft für unser Leben
und Denken begleiten.»
Das Ensemble Les Voc-à-Lises wurde 2007 gegründet. Die
acht professionellen Sängerinnen Rachel Kessler, Edith
Keller, Ursula Krummen Schönholzer, Bettina Pflugshaupt,
Tabea Bürki, Simone Rychard, Amanda Schweri und Kazuko Nakano pflegen ein breit gefächertes Repertoire von den
Gesängen der Hildegard von Bingen über russische Sakralgesänge bis hin zur Messe a cappella von André Caplet und
zeitgenössischer Musik. Die Uraufführung von «Hypathia»
singt das Ensemble unter der Leitung von Monika Nagy.
Libretto Hypatia
3. Liebe
1. Tod
«Ich hatte nie ein eigenes Leben,
und nun frage ich mich,
was hat das für einen Sinn?
Wen habe ich je geliebt?»
(Mutterland)
Mein Vaterland
ist tot
sie haben es begraben
im Feuer
Ich lebe
in meinem Mutterland
Wort
Rose Ausländer (1901–1988)
I have triumphed over both life and death,
because I no longer desire to live,
nor do I any longer fear to die.
Nawal El-Saadawy (1931–2015), Woman at Point Zero
2. Leben/Flucht
«Das Leben ist Entfaltung,
jeder Schritt lehrt dich erkennen.
Begreif, was vor der Türe liegt,
und eher wirst du dann verstehn,
was hinter ihr dich noch erwartet.»
Hypatia (355–415)
Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten heben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich will nicht sterben. Nein!
Selma Meerbaum-Eisinger (1924–1942)
Fuge, fuge speluncam
antiqui perditoris
et veniens veni in palatium regis.
(Fliehe, fliehe aus der Höhle des Alten Zerstörers und komm, komm in den Palast des
Königs.)
Hildegard von Bingen (12.Jh.)
Nein.
Das Leben ist rot,
Das Leben ist mein.
Mein und dein.
Mein.
Selma Meerbaum-Eisinger (1924–1942)
Hypatia ( 355–415)
Ich sturbe gerne von minnen,
möchte es mir geschehen;
den jenen, den ich minnen,
den han ich gesehen
mit minen liehten ogen
in miner sele stan.
Du minne mag nit wol vergan.
Mechthild von Magdeburg (13.Jh.)
4. Freiheit/Emanzipation
«Ihr stellt euren Glauben nicht in Frage –
ich muss es tun. Wer mein Denken fesseln will,
mit Angst vor Strafe in dieser oder einer anderen
Welt, tut mir Gewalt an.»
Hypatia (355–415)
Was hab’ich denn von allen, die mich lenken und
zügeln wollen! Sie reden von Dingen, die meine
Seele nicht achtet, reden somit in den Wind
hinein.
Das gelobe ich: Ich will mich nicht zügeln lassen.
Ich will lieber auf das gewisse Etwas vertrauen,
das in mir jubelt.
Bettina von Arnim (1785–1859)
She is free to do what she wants, and free not to
do it. I’m free to do what I want, and free not to
do it.
Nawal El-Saadawy (1931-2015), Woman at Point Zero
Sà abqa tudchàthebunil umnejàt
Uà àh’lumu uà àh’lumu là àstafiq
Uà às àlu hàttà jamutus su àl
(Ich verbleibe angezogen von Wünschen,
und ich träume, träume und erwache nicht,
und ich frage, bis die Frage stirbt.)
Nazik El-malae’ka (1923–2007)
5. Wahrheit/Weisheit
«Bewahre dein Recht zu denken;
selbst falsch zu denken ist besser,
als überhaupt nicht zu denken.»
Hypatia ( 355–415)
They said, «You are a savage and dangerous
woman.» I am speaking the truth. And the truth
is savage and dangerous.
Nawal El-Saadawy (1931–2015), Woman at Point Zero
«Wahrheit ist dein Weg zu sehen,
wie dein selbst die Welt gewahrt.
Wer da spricht: Ich kenne sie!
Fasst den Sinn der Wahrheit nie.»
Hypatia (355–41
Samstag, 18. Juni 2016
> 19.30 Uhr
G. Rossini: Petite Messe
solennelle
Berner Kammerchor,
Martina Jankova, Sopran,
Olivia Vermeulen, Alt,
Bernhard Schneider, Tenor, Daniel Ochoa, Bass, Klavierduo Gerwig & Gonzales, Kurt Lueders, Harmonium,
Jörg Ritter, Leitung.
Konzert-Einführung
Professor Kurt Lueders verdankt die musikwissenschaft­
liche Quellenforschung von Rossinis «Petite Messe solennelle» wichtige Beiträge und sensationelle Entdeckungen.
Die komplizierte Entstehungsgeschichte, welche sich in
den äusserst unterschiedlichen Editionen des Werkes wiederspiegelt, betrifft im Besonderen den Harmoniumpart.
Zurzeit kennt wohl kaum jemand Rossinis beliebte «Petite
Messe» besser als Prof. Kurt Lueders und zwar sowohl aus
praktischer wie aus musikologischer Sicht. Seine Anwesenheit in Bern und seine Mitwirkung in den Aufführungen des
Berner Kammerchors dürfte darum zu einer äusserst spannenden Begegnung werden.
Platzkarten: CHF 62.– / 48.– / 38.– / 20.–
Studierende mit Rabatt; bis 14 Jahre: Eintritt frei
Online Vorverkauf: www.ticketino.com, Tel. 0900 441 441
Direktverkauf: Poststellen der Schweiz, BLS Bahnhöfe
Abendkasse: 1 Stunde vor Konzertbeginn
durch Kurt Lueders
(Sorbonne, Paris)
Französische Kirche Zweite Aufführung:
Sonntag, 19. Juni 2016
> 17.00 Uhr
Französische Kirche
• Gioachino Rossini:
Petite Messe solennelle à quatres parties, soli et choeur
avec accompagnement de piano et orgue-harmonium
(1863–1867)
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Kyrie (Coro)
Gloria (Soli SATB, Coro)
Gratias agimus tibi (Soli ATB)
Domine Deus (Tenore)
Qui tollis peccata mundi (Soli SA)
Quoniam tu solus Sanctus (Basso)
Cum Sancto Spiritu (Coro)
Credo (Soli, Coro)
Crucifixus (Soprano solo)
Et resurrexit (Soli, Coro)
Et vitam venturi (Soli con Coro)
Prélude religieux pour l‘Offertoire (instrumental)
Ritornelle Pour le Sanctus (Harmonium)
Sanctus (Soli, Coro)
O salutaris hostia (Soprano solo)
Agnus Dei (Alto solo, Coro)
Das Harmonium für die Aufführungen der Petite Messe solennelle wurde von Louis Huivenaar freundlicherweise zur
Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein Harmonium d‘art
Mustel Nr. 3182–1448.
Kurt Lueders ist Organist an der Eglise Réformée du SaintEsprit in Paris und Co-titulaire der Pfarrei Saint-Maurice de
Bécon-lès-Bruyères. Er war viele Jahre Professor an der
Université de Paris-Sorbonne und am Conservatoire de Plaisir (Yvelines) bei Versailles. Als Orgelsachverständiger und
Experte für das Orgelrepertoire des 19. Jahrhunderts hat
Kurt Lueders zahlreiche Publikationen veröffentlicht, Konzerte, Referate und Meisterkurse in verschiedenen Ländern
Europas, Nord- und Südamerikas und Japan gegeben sowie
an Musikenziklopädien mitgearbeitet. Seit 1978 ist er Vize­Präsident der Association Aristide Cavaillé-Coll und Redaktor der Musikzeitschrift La Flûte Harmonique. Von 1986 bis
1999 war er Sekretär der I. S. O. (Société Internationale des
Facteurs d‘Orgues). Kurt Lueders ist in den USA geboren
und aufgewachsen. Er hat Musik an der Yale University und
in Paris studiert, wo Maurice Duruflé, Edouard Souberbielle,
André Fleury und Stéphane Caillat seine Lehrer waren. An
der Universität Sorbonne Paris hat er mit seiner Doktorarbeit über den französischen Komponisten Alexandre Guilmant (1837–1911) abgeschlossen.
Weitere Informationen und Biografien siehe Programmheft
des Berner Kammerchors.
Die «Petite Messe solennelle» von Gioacchino Rossini
«Lieber Gott – voilà, nun ist diese arme Messe­beendet. Ist es
heilige Musik (musique sacrée), die ich gemacht habe oder ist
es verdammt gute Musik (sacrée musique)? Ich wurde für die
Opera buffa geboren, das weisst Du wohl! Wenig Wissen, ein
bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre
mir das Paradies.»
Mit dieser ironischen Widmung an den lieben Gott beendet Rossini 1863 sein Manuskript der «Petite Messe solennelle». Auf dem Titelblatt nennt er seine Messe,
welche sein letztes Werk bleiben sollte, «die leider letzte Todsünde meines Lebens». Aus diesen Zeilen spricht nicht nur die Selbstironie des alternden Komponisten, welcher bereits Jahre zuvor nach dem Grosserfolg seiner Oper «Wilhelm
Tell» beschloss, mit Komponieren aufzuhören, sondern auch das Missverständnis, welches seinen geistlichen Kompositionen entgegenschwappte. Die Kritik, die
ausgehend von Deutschland schon seit Anfang des 18. Jh. an der italienischen
Kirchenmusik geübt wurde, befand auch Rossinis geistliche Kompositionen als zu
weltlich und zu opernhaft, obwohl er – im Unterschied etwa zu Mozart – sich nie
auf die Praxis einliess, eine erfolgreiche Opernarie mit geistlichem Text zu ver­
sehen und in der Kirche aufführen zu lassen.
In der «kleinen» Messe solennelle, welche in Wahrheit volle 90 Minuten dauert,
findet sich nicht nur «ein wenig Wissen und ein bisschen Herz», sondern Rossinis
profunde Kenntnis der Gattungsgeschichte der Messkomposition. Von Palestrina
über Bach bis hin zu Beethovens unausweichlicher «Missa solemnis» finden sich
in der «Petite Messe solennelle» eine Vielzahl Referenzen und tradiertes musikalisches Handwerk.
Das Wort «Petite», soweit nicht ironisch gemeint, mag sich auf die kleine Besetzung von 4 Solisten, 8 Chorsängern, 2 Klavieren und Harmonium beziehen,
sowie auf den kleinen häuslichen Rahmen, in welchem das Werk uraufgeführt
­wurde. Zum ersten Mal erklang die Messe am 13. und 14. März 1864 vor geladenen Gästen zur Einweihung der Hauskappelle des befreundeten Bankiers Graf
Michel-Frédéric Pillet-Will und seiner Gattin Comtesse Louise Pillet-Will, welcher
Rossini das Werk widmete. Die Tatsache, dass schon bei der Uraufführung die
Grösse des Chors durch Studierende des Konservatoriums auf 18 Sänger erhöht
wurde, legt nahe, dass Rossinis Angabe von nur 12 Sängern in erster Linie symbolischen Charakter hat und heutige Aufführungen mit grösseren Chören nicht fehl
am Platz sind. Die Wahl der Begleitinstrumente Klavier und Harmonium indes
fügt sich einer französischen Tradition ein. Seit Erfindung des Harmoniums durch
Alexandre Debain im Jahre 1842 in Paris wurden Messen, die nur von Klavier und
Harmonium begleitet werden, in Frankreich beliebt. Gounod, Grandval, Guilmant
und viele andere Komponisten leisteten ihre Beiträge zu dieser Gattung. Rossini
bevorzugte auch nach seiner Fertigstellung der Orchestrierung stets die Kammermusikfassung seiner «Petite Messe solennelle», was allerdings einen ausgebildeten Harmoniumspieler bedingte, der die Spieltechnik des französischen
Druckwindharmoniums beherrscht.
Unter den geladenen Gästen im Hause Pillet-Will befanden sich berühmte Komponisten wie Giaccomo Meyerbeer. Dass in den Schilderungen des Konzertes niemand auf Rossinis Kontrafaktur hinwies, bleibt erstaunlich: Im «Christe eleison»
zitiert Rossini wörtlich das «Et incarnatus est» seines Schweizer Freundes Louis Niedermeyer aus dessen «Messe solennelle», welche am Cäcilienfest 1849 in
­Paris uraufgeführt wurde. Bei diesem Pseudo-Plagiat handelt es sich vermutlich
um eine Hommage an den im vorigen Jahr verstorbenen Restaurator der Kirchenmusik, dessen Todestag (14. März) exakt mit dem Datum der Uraufführung von
Rossinis Petite Messe solennelle zusammenfällt.
Während Rossinis Kyrie eleison und die von Niedermeyer übernommene Komposition mit ihrer schlichten vokalen Linienführung sich bei Palestrina anlehnen,
sind die monumentale Fuge am Ende des Gloria sowie die noch längere Doppelfuge am Ende des Credo Referenzen an Beethovens «Missa solemnis», fern jeglicher Kopie.
Das Crucifixus wird oft als schönste Melodie des italienischen Belcanto bezeichnet, die jedoch überhaupt keinen Bezug zum liturgischen Text habe. Bei genauer
Betrachtung wird klar, dass Rossini sehr wohl den Text ausdeutet: Unter viermaliger Wiederholung des Wortes «Crucifixus» steigt der Sopran modulierend
empor, die Erhöhung am Kreuz symbolisierend, um gegen Ende durch vier­malig
absteigende Wiederholung von «et sepultus est» die Grablegung anzudeuten. Die
anschliessende Pause, während welcher das dunkle As-Dur des Cruxifxus sich in
die helle Kreuztonart(!) H-Dur des «et resurrexit» verwandelt, ist in Beethovenschem Sinne zu verstehen. Beethoven schreibt: «Der Tod muss mit einer Pause
ausgedrückt werden.» In der monumentalen Doppelfuge «Et vitam venturi saeculi. Amen», kombiniert Rossini zwei traditionelle Tonsymbole, um das Leben nach
dem Tod musikalisch auszudrücken: Den Dreiklang «et vitam venturi» – seit dem
Barockzeitalter als Symbol der Reinheit und Perfektion bekannt – mit der aufsteigenden Tonleiter «Amen», welche die Auferstehung versinnbildlicht.
Das instrumentale Zwischenspiel «Prélude religieux pendant l’offertoire», welches vor dem Sanctus erklingt, geht auf die alte liturgische Tradition des «Präludierens» zurück, welche Adriano Banchieri in seinem Lehrbuch für Organisten
1611 codifiziert hat: Er schreibt, dass der Organist während dem Offertorio der
Festmesse («Missa solemnis») ein spezielles Stück spielen soll. In Anlehnung
an diese Tradition des «Präludierens» und zur Erhöhung der Feierlichkeit seiner
Messe solennelle fügt Rossini hier nach ein paar einleitenden Takten des Klaviers ein Solostück für Harmonium ein. In diesem 3-stimmigen Fugato machen
sich des Komponisten Mitgliedschaft in der Bachgesellschaft und seine profunden
Kenntnisse von Bachs Wohltemperiertem Klavier bemerkbar. Die typische Melodik Rossinis verbindet sich auf wundersame Weise mit dem Kontrapunkt Johann
Sebastian Bachs. Die Sopran Arie «O salutaris hostia», die Rossini erst später bei
der Orchesterfassung einfügte und das Agnus Dei, welches an den lyrischen Stil
Bellinis denken lässt, zeigen hingegen kaum Bezüge zur Kirchenmusik-Tradition.
«Das ist keine Kirchenmusik für euch Deutsche, meine heiligste Musik ist doch
immer nur semi seria», sagte einst Rossini, während die Pariser die Aufführungen
der «Petite Messe solennelle» mit grosser Begeisterung aufnahmen, während der
Papst Rossinis Gesuch ablehnte, die Messe trotz dem Verbot von Frauenstimmen
in der Kirche aufführen zu dürfen und während der österreichische Musikkritiker August Wilhelm Ambros die Ernsthaftigkeit Rossinis mit folgenden Worten zu
erklären versuchte: «Es war ihm Ernst, aber sein Ernst war eben Heiterkeit aus
einem durch und durch liebenswürdigen Gemüth. Besteht ja doch der Morgen­
gottesdienst der Lerche darin, dass Sie wie der Dichter sagt, an ihren bunten Liedern aufsteigt – zum Himmel!»
Marc Fitze
Freitag, 24. Juni 2016
> 12.30 Uhr
Orgelpunkt zur Finissage
mit Julien Paillard,
Akkordeon und Antonio
Garcia, Orgel
Heiliggeistkirche
Julien Paillard lebt in Schliern bei Köniz. Geboren wurde
er 1986 in Genf. Mit sieben Jahren begann er, Akkordeon zu
spielen und bereist seither mit diesem Instrument ganz unterschiedliche Musikwelten: Klassik, Volksmusik, zeitgenössische Musik und Jazz. Er studierte an der Hochschule der
Künste Bern bei Teodoro Anzellotti und an der Haute Ecole
de Musique de Lausanne bei Stéphane Chapuis. Julien Paillard ist Preisträger des Fond Jeunesse Genf und der FriedlWald Stiftung in Basel. Er ist als Komponist, Arrangeur und
als Interpret in verschiedenen Schweizer Ensembles tätig.
Seit 2013 unterrichtet er am Konservatorium Zürich.
• Bernardo Pasquini (1637–1710):
Sonate in re minore a due bassi continui
Allegro – Adagio – Vivace
• Julien Paillard (*1986):
«Pieuvre» pour accordéon et orgue
• W. Friedemann Bach (1710–1784):
Sonate für zwei Claviere in F-dur «Duetto»
Allegro e moderato – Andante – Presto
• Astor Piazzolla (1921–1992):
Balada para un organito loco aus «María de Buenos Aires»
Biografie von Antonio Garcia siehe Konzert
vom 10. Juni, 17.00 Uhr.
Eintritt frei, Kollekte
Impressum
Texte von: Marc Fitze, Silvano Cerutti, Urs Hangartner, Antonio Garcia, Evelyn und
Kristina Brunner, Joris Verdin, Michel Dieterlen, Artis Wodehouse, Anja Wernicke
und Thomas Strässle (Hermann Burger), Jacques Prévot, Anne Page, Wikipedia
(Film: Assassinat du Duc de Guise), Mark Richli und Wael Sami Elkholy.
Gestaltung: Renata Hubschmied, Bern; Fotos: zvg; Druck: Geiger Druck, Bern
programm
Polyphonie der
Kulturen
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