Konzentrationslager Natzweiler-Struthof - Dokumentations

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Ende August 1944 begann die Auflösung des Lagers. In mehreren Transporten wurden die
Gefangenen ins Deutsche Reich verschleppt, u.a. nach Rotenfels, Haslach und Sulz am Neckar.24
Das Lager Schirmeck wurde Schritt für Schritt aufgelöst und die Kommandantur nach Rotenfels
in der Gemeinde Gaggenau verlegt. Dort bestand bereits ein Außenkommando des Lagers, dessen
Insassen in den Gaggenauer Daimler-Benz-Werken Zwangsarbeit leisten mussten. Nachdem die
Alliierten im November 1944 strategisch wichtige Punkte im Breuschtal bombardiert hatten, verließ
der letzte Gefangenentransport am Abend des 22. November 1944 das Lager. Zurück blieben etwa
300 weibliche Häftlinge, die nicht deportiert worden waren. Am 24. November erschien gegen
8.30 Uhr der erste amerikanische Panzer vor dem Lagergelände.
GESCHICHTE
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Unmittelbar nach der Befreiung entschied der französische Justizminister, einen Teil der Baracken
zur Unterbringung von Kollaborateuren einzurichten. Vom 1. Januar 1945 bis zum 31. Dezember
1949 wurden dort Franzosen, die auf unterschiedlichste Art und Weise mit den Nationalsozialisten
zusammengearbeitet hatten, interniert. Zur gleichen Zeit entstand eine Initiative des Bürgermeisters
von La Broque, Teile des Geländes für die Errichtung eines zukünftigen Museums zu erhalten.
Eine von 1950 bis 1952 im ehemaligen Kantinengebäude lebende Elsässerin betreute und begleitete zahlreiche Einzelpersonen und Gruppen, die im Rahmen von Gedenkfahrten das
Lagergelände aufsuchten oder das in den Kriegsjahren berüchtigte Lager sehen wollten. Nach
dem Jahr 1952 wurde der Plan zur Errichtung eines Museums jedoch verworfen. Bereits 1954 lag
ein Bebauungskonzept für das einstige Lagergelände vor. Während bald die letzten Überreste des
Lagers verschwanden, entstand im nahe gelegenen ehemaligen Konzentrationslager NatzweilerStruthof eine Gedenkstätte, die fortan eine zentrale Rolle bei der nationalen Erinnerung an die
Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzer übernehmen sollte.
Konzentrationslager Natzweiler-Struthof
Die Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler (so lautete die offizielle Bezeichnung der
SS) begann im September 1940. Bei der Suche nach Granitvorkommen wurde der Geologe und
SS-Standartenführer Heinz Blumberg auf dem „Mont Louise“ unweit des als Hotel und Gasthof
beliebten Ausflugsziels „Le Struthof“ beim Dorf Natzwiller (deutsch: Natzweiler) fündig. Da die
Ausbeutung des Steinbruchs unter Leitung des SS-eigenen Unternehmens „DEST“ (Deutsche Erdund Steinwerke GmbH) durch Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen erfolgen sollte, entstand der Plan,
in der Nähe ein neues Konzentrationslager zu errichten.
24
Böhm, 1989, S. 21.
Nach ersten Vorbereitungsarbeiten durch Insassen des Lagers Schirmeck wurde das Konzentrationslager Natzweiler am 1. Mai 1941 offiziell eröffnet. Es war das einzige, dem SS-Wirtschaftsund Verwaltungshauptamt unterstellte Konzentrationslager im besetzten Frankreich. Am 21. und
23. Mai trafen die ersten zwei Transporte mit Gefangenen aus dem KZ Sachsenhausen ein. Sie
wurden zunächst im Hotel Struthof und dessen Nebengebäuden untergebracht und mussten
Behelfsbaracken errichten. Von dort aus begann der Bau des 800 Meter entfernten und 100 Meter
höher gelegenen neuen Konzentrationslagers. Die dabei verwendeten Materialien (Bretter, Steine,
vorgefertigte Barackenteile) lagerten größtenteils beim Struthof und mussten von den Gefangenen
den Berg hochgetragen werden. Bis 1943 legten die Häftlinge Terrassen auf dem steilen Berghang an,
errichteten Stacheldrahtzäune und Wachtürme sowie insgesamt 17 Gebäude des Häftlingslagers:
Krankenbaracken, Unterkunftsbaracken, eine Verwaltungsbaracke mit der Lagerschreibstube, eine
Häftlingsküche, einen Arrestbunker und ein Krematorium. Auf der anderen Seite des Stacheldrahts
entstand ein Lager für die SS mit Unterkünften, Baracken der Lagerverwaltung und Werkstätten.
Anfang 1942 zogen die Häftlinge in die ersten fertig gestellten Baracken ein. Das ehemalige Hotel
Struthof, unter dessen Name das Konzentrationslager in Frankreich bekannt wurde, bildete
zusammen mit den dortigen Nebengebäuden bis zur Auflösung des Lagers im September 1944
einen ebenfalls mit Stacheldraht und Wachposten umgebenen Lagerteil. Die SS richtete dort
Werkstätten, Garagen, Magazine für Lebensmittel, Kleider und Materialien sowie eine Kantine und
eine Küche ein. Ein Nebengebäude, das dem Hotel als Veranstaltungsraum gedient hatte, wurde
1943 in eine Gaskammer für pseudowissenschaftliche Experimente umgebaut.
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In den ersten beiden Jahren der Lagerexistenz wurden nur wenige Häftlinge nach NatzweilerStruthof gebracht: im Jahr 1941 mindestens 539, 1942 mindestens 1.465. Erst 1943 erhöhte sich die
Zahl der Einlieferungen auf 4.808 und stieg vor allem mit dem wachsenden Interesse der deutschen
Rüstungsproduktion an der Arbeitskraft der KZ-Häftlinge und der Gründung zahlreicher
Außenlager drastisch an.25 Zwischen Januar und Anfang September 1944 wurden 24.065 Gefangene
eingewiesen – anschließend bis zum April 1945 nochmals weitere rund 20.000 Häftlinge. Nach
3Baracken des Häftlingslagers nach
der Befreiung.
25
Steegmann, Das KL 2005, S. 25.
neuesten Forschungen des französischen Historikers Robert Steegmann waren insgesamt rund
52.000 Menschen im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seinen Außenlagern inhaftiert.
Die Häftlinge stammten aus über 20 Nationen, wobei Polen mit mehr als 17.000 Häftlingen (35%),
Russen mit 12.000 (25%) und Franzosen (einschließlich Elsass-Mosel) mit 7.000 Häftlingen
(14%) die größten nationalen Gruppen bildeten.26 Durch die menschenunwürdigen Lebensund Arbeitsbedingungen, an Krankheiten, durch Misshandlungen, bei Hinrichtungen und bei
pseudowissenschaftlichen Versuchen starben rund 20.000 Gefangene, davon 3.000 im Hauptlager.
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
Foto
5Häftlingsarbeitskommando auf dem
Rückweg zum Lager.
26
Ebenda.
27
Ebenda, S. 21.
Auffällig ist, dass insgesamt weit mehr Menschen in den Außenlagern inhaftiert waren als im
Hauptlager. Befanden sich im März 1944 in dem ursprünglich für 1.500 Menschen geplanten
Hauptlager rund 5.000 Häftlinge, so waren Mitte Oktober 1944 bereits 18.907 Häftlinge in den
Außenlagern untergebracht. Bis zu 38.000 aller Häftlinge kamen trotz ihrer Registrierung in
der zentralen Lagerverwaltung niemals in das Hauptlager, sondern wurden direkt in eines der
Außenlager gebracht. Das erste war bereits im Dezember 1942 in Obernai entstanden. Weitere
ca. 70 folgten bis 1945. Darunter auch zahlreiche in Süddeutschland und auf dem Territorium des
heutigen Baden-Württemberg, wie z.B. in Gaggenau, Kochendorf, Leonberg, Mannheim-Sandhofen,
Neckarelz, Schwäbisch Hall und Stuttgart-Echterdingen. In den Außenlagern mussten die Häftlinge
für die Rüstungsindustrie, die SS oder die Luftwaffe Zwangsarbeit leisten. Firmen wie DaimlerBenz, BMW, Messerschmidt, Heinkel, AEG und Bosch profitierten von der billigen Arbeitskraft
der Gefangenen. Im Gegensatz zum Hauptlager, in dem ausschließlich männliche Häftlinge
untergebracht waren, wurden verschiedene Außenlager mit weiblichen Gefangenen gegründet, wie
z.B. in Geislingen, Frankfurt-Walldorf und Calw.
Eine besondere Gefangenengruppe bildeten die so genannten „Nacht- und Nebel-Häftlinge“.
Aufgrund eines von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, dem Chef des Oberkommandos der
Wehrmacht, unterzeichneten Erlasses vom 7. Dezember 1941 versuchten die Nationalsozialisten, die
Bevölkerung der besetzten Staaten Westeuropas vor weiteren Widerstandshandlungen abzuschrecken.
Belgier, Franzosen, Luxemburger, Niederländer und Norweger konnten schon auf Verdacht von
Widerstand oder bei Razzien verhaftet und ohne Verbindung zu ihren Familienangehörigen
„bei Nacht und Nebel“ in ein Konzentrationslager verschleppt werden. Dort wurde ihnen
jeglicher Kontakt zur Außenwelt verboten und ihrer Häftlingskleidung auf dem Rücken mit den
Buchstaben „NN“ gekennzeichnet. Aufgrund eines Befehls des SS-Reichssicherheitshauptamts
vom 20. September 1943 wurde Natzweiler-Struthof zum zentralen Lager für die Aufnahme von
NN-Häftlingen bestimmt. Bis zum August 1944 wurden rund 3.500 Bürger aus westeuropäischen
Staaten nach Natzweiler verschleppt, darunter vor allem Franzosen (65%), Niederländer (10,9%),
Belgier (10,3%) und Norweger (10,1%).27 Viele von ihnen wurden dort ermordet, weil die SS die
NN-Häftlinge besonders schikanierte und terrorisierte.
Auch wenn die Freiheit auf der anderen Seite des Stacheldrahts für die Häftlinge greifbar schien,
waren Fluchten aus dem Lager kaum denkbar und scheiterten häufig. Nach einem missglückten
Versuch drohte wiederaufgegriffenen Häftlingen zur Strafe und Abschreckung die öffentliche
Hinrichtung. Die erhaltenen Dokumente der Lagerverwaltung verzeichnen für den Zeitraum von
1941 bis 1945 insgesamt 251 Fluchtversuche, darunter 98 misslungene.28 Diese Zahlen sind jedoch
nur schwierig zu bewerten, da die SS unter dem Eintrag „Auf der Flucht erschossen“ auch Morde
an unliebsamen Häftlingen tarnte. Bis zum Jahr 1944 waren Fluchten jedoch relativ selten. Für 1941
sind zwei, für das Jahr 1942 insgesamt 25 und für 1943 nur 20 Einträge überliefert. Ab 1944 schnellte
die Anzahl der Fluchten drastisch in die Höhe: insgesamt 85% aller Fluchtversuche fanden in den
letzten beiden Jahren der Lagergeschichte statt. Dies hängt mit zwei Faktoren zusammen. Ab 1944
wurden mehr und mehr Häftlinge in Außenlager gebracht, deren Bewachung oftmals durchlässiger
als im Hauptlager war und bessere Aussichten auf eine erfolgreiche Flucht versprach. Einer weiteren
Anzahl von Häftlingen gelang die Flucht von so genannten Evakuierungstransporten, bei denen sie
von Lager zu Lager getrieben wurden, um nicht in die Hände der Alliierten zu fallen.
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Für das Hauptlager ist nur eine erfolgreiche und äußerst spektakuläre Flucht am 4. August 1942
überliefert. An diesem Tag konnten fünf Häftlinge unbemerkt entkommen. Zwei von ihnen
arbeiteten in der SS-Kleiderkammer und beschafften sich Offiziers-Uniformen. Ein dritter hatte
durch seine Arbeit in der SS-Autowerkstatt Zugang zu den Fahrzeugen der SS. Nachdem er ein
Fahrzeug organisiert hatte, setzten sich die beiden uniformierten Häftlinge in den vorderen Teil
des Wagens. Die anderen drei legten sich hinten flach auf den Boden. So steuerten sie auf einen
Wachposten zu, der militärisch salutierte und sie ungehindert passieren ließ. Nur einer der Männer
wurde später wieder aufgegriffen und nach einer mehrstündigen Folter am 5. November 1942
öffentlich im Lager hingerichtet.
Das Konzentrationslager und insbesondere ein beim Struthof zur Gaskammer umgebautes Gebäude
wurden wiederholt zum Schauplatz pseudowissenschaftlicher Experimente von Wissenschaftlern
der Reichsuniversität Straßburg, die KZ-Häftlinge für ihre Versuche missbrauchten: Versuche mit
Yperit (Senfgas) durch den Anatomie-Professor August Hirt, Erprobung des Schutzmittels Urotropin
bei Vergiftungen mit dem Kampfgas Phosgen durch Professor Otto Bickenbach im Frühjahr 1943
und Sommer 1944 sowie Fleckfieberversuche durch den Bakteriologen Eugen Haagen. Im August
1943 wurde das Lager Natzweiler-Struthof zum Schauplatz eines besonders grausamen Verbrechens:
an vier Tagen wurden insgesamt 86 jüdische Häftlinge in der Gaskammer ermordet. Sie waren kurz
zuvor aus dem Konzentrationslager Auschwitz nach Natzweiler überstellt worden. Der Mord an
den 29 Frauen und 57 Männern geschah im Auftrag des Straßburger Anatomie-Professors Hirt,
der eine „jüdische Skelettsammlung“ anlegen wollte. Auftraggeber war die SS-Wissenschaftsorganisation „Ahnenerbe“, die mit den Skeletten der Ermordeten an der Reichsuniversität Straßburg
zu Propagandazwecken eine anthropologische Schausammlung bestücken wollte. Die Leichen der
Ermordeten wurden in das Anatomische Institut der Universität nach Straßburg gebracht, wo
sie präpariert werden sollten. Dazu kam es jedoch nicht mehr.29 Bei der Befreiung von Straßburg
wurden die Leichen im Keller der Anatomie von den Alliierten aufgefunden und später in einem
Massengrab beigesetzt.
Die Bewachung der Häftlinge im Hauptlager erfolgte durch etwa 200 SS-Männer. In der
Lagerkommandantur waren weitere 80 SS-Männer beschäftigt. Sie alle unterstanden dem Befehl
des Lagerkommandanten, dessen Posten in Natzweiler-Struthof von nacheinander insgesamt fünf
28
Steegmann, Struthof 2005, S. 177ff.
29
Dem Tübinger Geschichtswissenschaftler und Journalisten HansJoachim Lang gelang es, die Namen
und das Schicksal der bis dahin
namentlich unbekannten 86 Opfer zu
rekonstruieren (vgl. Lang, 2004).
SS-Führern besetzt wurde. Bei der Gründung des Lagers wurde Hans Hüttig am 31. März 1941 zum
Lagerkommandanten ernannt. Als er im Januar 1942 nach Norwegen versetzt wurde, trat Egon Zill
am 24. April 1942 seine Nachfolge an. Zill blieb nur kurze Zeit in Natzweiler und wurde Anfang
Oktober 1942 in das KZ Flossenbürg in der Oberpfalz versetzt. An seine Stelle trat Josef Kramer,
der bereits im April 1941 nach Natzweiler gekommen war und offiziell am 4. Oktober 1942 den
Posten des Lagerkommandanten übernahm. Von allen fünf Kommandanten blieb er die längste
Zeit in Natzweiler. Erst im Mai 1944 wurde Kramer zum Lagerkommandant von AuschwitzBirkenau bestimmt. Dort war er maßgeblich an der Ermordung von etwa 350.000 ungarischen
Juden beteiligt. Kramers Nachfolger wurde Fritz Hartjenstein. Er begann am 12. Mai 1944 seinen
Dienst in Natzweiler. Am 23. Januar 1945 wurde er aus disziplinarischen Gründen zu kämpfenden
Einheiten der SS versetzt. An seine Stelle trat Heinrich Schwarz, der letzte Kommandant des
Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof.
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Angesichts des Vormarsches der alliierten Truppen beschloss die SS im September 1944 die
Auflösung des Hauptlagers. In drei Etappen wurden ab dem 2. September insgesamt 5.517 Häftlinge
mit Zügen in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Mehr als ein Drittel von ihnen waren
Kranke. Am 22. November verließen die letzten 20 SS-Männer und 16 Häftlinge das Hauptlager,
das am folgenden Tag von Soldaten der 6. US-Armee erreicht wurde. Während das Hauptlager
fortan nicht mehr existiert, bestanden zahlreiche Außenlager weiter – neue Außenlager wurden
sogar gegründet. Mehr als 18.000 Häftlinge mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen bis
zum Kriegsende Zwangsarbeit leisten. Vom Gasthof „Zum Karpfen“ im badischen Guttenbach
aus wurde die Organisation dieses Lagerkomplexes geleitet. Dorthin hatte der Kommandant Mitte
November 1944 die Lagerverwaltung verlegt. Ab Januar 1945 besaß die Kommandantur schließlich
keinen festen Sitz mehr. Trotzdem zeichnete sie verantwortlich für den Tod von Tausenden von
Häftlingen, die angesichts der schnell vorrückenden Alliierten aus den Außenlagern auf so genannten
Todesmärschen in Richtung Dachau getrieben wurden. Viele von ihnen starben unterwegs an
Entkräftung oder wurden von den SS-Bewachern erschossen.
Sinti und Roma im KZ Natzweiler-Struthof30
30
Die nachfolgend genannten
Zahlenangaben beruhen, sofern
nicht anders angegeben, auf einer
Namensliste der Sinti- und RomaHäftlinge, die der Historiker Robert
Steegmann für diese Publikation zur
Verfügung stellte.
Mindestens 501 Sinti und Roma wurden in das Konzentrationslager Natzweiler und seine
Außenlager deportiert. Diese Zahl ließ sich anhand erhaltener Nummernbücher und Dokumente
der Lagerverwaltung ermitteln. Berücksichtigt werden konnten dabei jedoch nur die Häftlinge, die
von der SS in die Kategorie „Zigeuner“ eingruppiert wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde
eine unbekannte Anzahl weiterer Sinti und Roma anderen Häftlingskategorien zugeordnet. Ihre
Namen konnten nicht mehr ermittelt werden. Auch über die individuellen Erfahrungen der Sinti
und Roma im KZ Natzweiler lassen sich nur vereinzelte Aussagen treffen. Nach dem Kriegsende
wurde den Überlebenden nicht nur bis in die 1980er Jahre hinein die politische und juristische
Anerkennung des von den Nationalsozialisten rassisch begründeten Völkermords verwehrt. Auch
eine wissenschaftliche Aufarbeitung der historischen Zusammenhänge und eine Dokumentation
der individuellen Verfolgungsschicksale blieben aus. Die entstandenen Forschungsdefizite zur
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