Bericht über die Veranstaltung der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) am 12. Juni 2007 1. Vortrag Dr. Gurn „ Armenien – der erste christliche Staat“ Armenien liegt im Übergangsbereich zwischen Asien und Europa Das historische Armenien erstreckte sich im Norden von den Südhängen des Kaukasus bis an das Kaspische Meer Im Osten, bis zur Ebene zwischen Syrien und Anatolien im Süden und bis zum Taurusgebirge im Westen. Das heutige Staatsgebiet Armeniens umfasst jedoch nur das Kernland des armenischen Hochlandes – ein Hochgebirgsland : im Norden Georgien, im Westen die Türkei, im Osten Aserbaidschan, im Süden einen kleinen Grenzabschnitt zum derzeitigen Iran [ 1] [ 2 ] S. 10 Geschichte – kurze Punkte Das armenische Volk kann auf eine historisch belegte Geschichte von ca. 3000 Jahren zurückblicken, .Das armenische Hochland – hauptsächlich das Tal am Fuße des Berges Ararat – ist Zeuge frühgeschichtlicher Besiedlung – Fundstätten und Ausgrabungen aus der Bronze- und Eisenzeit. Urartu – das ist der assyrische Name für ein Reich vom Schwarzem bis zum Kaspischen Meer, das seine Blütezeit im 8. Jahrhundert v. Chr. hervorbrachte. Hier entwickelte sich eine Landwirtschaft zum Vorzeigen mit einem hervorragenden Bewässerungssystem und mächtigen Festungen an strategischen Punkten. Die Frage, ob die Armenier die direkten Nachfolger der Urartäer sind, ist umstritten. Zur Zeit Chr. Geburt wurde Armenien zum Zankapfel zwischen Persien im Osten des Laneds und den Römern im Westen [ 2 ] s. S.. 41. Im Jahre 301 n. Chri. nahm das damalige Königreich das Christentum offiziell an und wurde damit der erste christliche Staat.. Als Apostel gelten Thaddäus und Bartholomäus. Die Gründung de Nationalkirche wird dem heiligen Grigor – genannt Lusaworitsch (der Erleuchtete) zugesprochen. Die armenisch apostolische Kirche gilt als die älteste Staatskirche der Welt [ 2 ] s. S. 63 Die folgenden Jahrhunderte waren gekennzeichnet durch ständige kriegerische Auseinandersetzungen mit Inländischen Turkvölkern, mit Persern, Osmanen und nicht zuletzt mit Russen am Rande des Reiches. Das Reich zerfiel in West- und Ostarmenien. Im Rahmen der Berliner Verträge von 1878 wurde Armenien zwischen dem Osmanischen Reich und Russland aufgeteilt. [ 2 ] s. S. 45. Ende des 19. Jahrhunderts fanden zahlreiche Massenverhaftungen und Progrome an Armeniern statt. Ende 1915 sind 600 armenische Intellektuelle in Istanbul gefangen, deportiert. und hingerichtet worden. Weitere Deportationen schlossen sich an. Nach70 Jahren kommunistischer und russischer Herrschaft ist seit 1991 Armenien eine freie unabhängige Republik. Symbole des armenischen Widerstandes gegen Unterdrückung und Verfolgung An der Hauptstraße von Jeriwan nach Vagharschabat beim Dorf Mussaier besteht ein Memorialkomplex auf einem Hügel im Andenken an das Dorf Musan Dagh Dieser Hügel ist das Symbol für den armenischen Widerstand und Kämpfe mit den Türken. Hohe armenische Verluste waren zu beklagen. Franz Werfel hat diesen Widerstand in seinem Buch „Die vierzig Tage des Musan Dagh“(2 Bde. 1933) nachgezeichnet und damit das Elend und die Kriegsgreuel an die Öffentlichkeit gebracht Eine weitere Gedenkstätte anläßlich der Verteidigung Nordarmeniens gegen die Türken (1915 im Gebiet des Berges Aragats (4095 m) bis hin zum Tal des Berges Ararats (5165m) ) ist 1968 in monströser Weise bei Sardarapat errichet worden – ein hoher Glockenturm mit der sog. Allee der Adler und der Siegesmauer [ 2 ] s. S. 196. -2- -2Deutsche Grabstätten (Fortsetzung Vortrag Dr. Gurn) Nach Ausführung des Referenten werden an verschiedenen Orten in Armenien vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V. Grabstätten deutscher Soldaten und Kriegsgefangener unterhalten und gepflegt. Nach Feststellung von Dr. Gurn haben u. a. auch Russen Grabstätten von deutschen Kriegsgefangenen gepflegt. Jerewan Jerewans Stadtbild ist sehr unterschiedlich – einmal geprägt von alter Bebauung, zum anderen bestimmt von den Neubauten geschmackloser „Klötzer“- d.h. kein einheitliches Bild der städtebaulichen Entwicklung ist erkennbar (ca. 800.000 Einwohner) Eines der auffälligen Gebäude ist die Oper mit hohen Fensterbögen und aufgesetzten Stützenreihen. Ararat – der mythische Berg ( Ararat auf türkischem Hoheitsgebiet) . Der 5165 m hohe markante Berg mit seinem weißen Gipfel unweit der Grenze zu Armenien Ist weithin von Armenien aus zu sehen. Nach armenischer und christlicher Überlieferung sei der Berg eng mit dem Begriff der Arche verbunden und Noah habe im armenischen Hochland die ersten Weingärten gepflegt. Von hier habe sich die Menschheit erneut ausgebreitet. Nur an ca. 30 Tagen im Jahr hätte man nach Ausführung des Referenten bei günstiger Witterung einen freien Blick auf diesen Berg Mehrgeschossige Grabkirchen, Klösterstraße Armenien ist das Land der Kirchen, Klöster und Kathedralen. Insbesondere fallen die mehrgeschossigen Kirchen ins Auge. Eine davon ist die mehrgechossige Muttergotteskirche In Jaghward. In der unteren Etage befindet sich eine Grabkammer. Darüber wurde eine kleine eigenständige Kapelle mit separatem Zugang errichtet und darauf noch ein schlanker Turn gestellt. Die Grabkirche ist ein Raum mit quadratischem Grundriß und einer Apsis. Die Kapelle weist einen kreisförmigen Grundriß auf, die vier Kreuzarme sind als kleine Dächer gestaltet [3 ].[ 2 ]. Nordöstlich der Provinzialhauptstadt Vanadzor schlängelt sich die Hauptstraße M 6 an den Schluchten entlang bis an die georgische Grenze. An dieser Straße – sog. Klösterstr. – entstanden zwischen dem 10. und 13. Jahrh. n. Chr. unzählige Klöster und Kirchen [ 2 ] s. S. 305, die neben der sakralen Funktion Zentren der wissenschaftlichen Bibliotheken und Kultur im auslaufenden Mittelalter darstellen. Viele kulturbedeutsame und geistige Impulse für Armenien gingen von dort aus. Schluß Dr. Gurn hat eine Vielzahl von Einzelheiten über Land und Leute und über die Reise mitgeteilt, die vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V. organisiert wurde. Eine Aussprache schloß sich an und der Referent stand für Fragen zur Verfügung. Alle Zuhörer waren von der kompetenten und interessanten Vortragsart des Referenten sehr angetan. Literatur: [ 1 ] Brockhaus Enzyklopädie 20 Bände, 17. Auflage 1. Band S. 726 F. A. Brockhaus Wiesbaden 1966 [ 2 ] Jasmun Dum-Tragut, „Armenien entdecken, 3000 Jahre Kultur zwischen West und Ost Trescher – Reihe Reisen, 3. Auflage 2006 [ 3 ] Wasmuths Lexikon der Baukunst, 5 Bände, Verlag Ernst Wasmuth Berlin, 1929 1. Band S. 184, Beitrag : Armenische Baukunst mit Abbildungen über Kirchen 2. Ausklang der Veranstaltung Anschließend zum Vortrag hielt der stellvertretende Vorsitzende – Herr Dr. Horst Späth - eine Laudatio auf den Vorsitzenden Felix Schecke zu dessen rundem Geburtstag. Berichterstatter- 11.07.2007 : Vorstandsmitglied OMV Hannover