INTERVIEW mit der MAXIMA im Jänner 2002 Was kann Astrologie - und was nicht? Kann sie z.B wirklich präzise Prognosen abgeben oder nur Tendenzen anzeigen? Was zeigt ein Horoskop eigentlich an, was darf man sich als Klient von einer Horoskopanalyse erwarten? Ausgehend vom Geburtshoroskop, das eine Person eindeutig mit ihren Stärken und Schwächen erkennen lässt, kann der Astrologe eine Diagnose erstellen, das heisst, feststellen, welche Grund-Problemstellung im Leben dieses Menschen immer wieder auftaucht. Man kann Prognosen darüber abgeben, welches „Thema“ im Leben wann aktuell wird, wann man in welchen Lebensbereichen kritische Zeiten erleben wird und wann harmonische. Man sieht beispielsweise, wann die Zeit günstig ist, einen Partner für eine längere Beziehung kennen zu lernen, wann die Zeit reif wäre für einen Berufswechsel, oder wann ein günstiger Zeitpunkt wäre, schwanger zu werden. Es gibt auch Prognosemethoden, mit denen man gewisse Ereignisse präzise vorhersagen kann. Was die Astrologie sicher nicht kann ist, eine Ziffer zu nennen, mit der man den Lotto-Zwölfer gewinnt. Die Astrologie soll also helfen, das Schicksal eines Menschen zu erkennen und damit ermöglichen, daran zu arbeiten und es in seine Bahnen zu lenken. Als Außenstehender hat man den Eindruck, es gäbe verschiedene Strömungen bzw. Schulen in der Astrologie (klassische Astrologie, psychologische Astrologie, eher esoterische Richtung), die zueinander in Konkurrenz stehen. Ist dieser Eindruck zutreffend? Wo setzen Sie persönlich den Focus in Ihrer Arbeit? Ich würde nicht sagen, dass die einzelnen Richtungen zueinander in Konkurrenz stehen. Vielmehr sehe ich die Unterscheidung darin, dass jede dieser Richtungen einen anderen Ansatzpunkt hat und auch in verschiedene Tiefen geht. Dabei ist die klassische Astrologie, mit der ich vor etwa 20 Jahren meine Astrologische Ausbildung begonnen habe, sehr deterministisch angelegt. Das geht soweit, dass klassische Astrologen in ein anderes Land ziehen, um ihr Schicksal zu beeinflussen, weil da eine kritische Konstellation in ihrem Geburtshoroskop nicht so negativ ausfällt. Die psychologische Astrologie hingegen lässt mehr Spielraum zu. Sie ist meiner Meinung nach durch die Hinzunahme von psychologischen Komponenten eine Weiterentwicklung der klassischen Astrologie. Die psychologische Astrologie lässt verschiedene Möglichkeiten offen, mit einem Thema, mit dem man zu bestimmten Zeiten konfrontiert wird, umzugehen. Die karmische Astrologie geht noch tiefer und sucht die Ursachen für aktuelle Situationen, den Schlüssel für die Lösung anstehender Probleme, in der pränatalen Zeit und in den vorhergehenden Leben der Person. Gibt es eine Form des Austauschs der Astrologen untereinander? Beispielsweise um Lehre, Forschung und Ausbildung zu nach einheitlichen Maßstäben zu regeln? Oder, siehe vorige Frage, ist in dieser Branche eher die Konkurrenz untereinander vorherrschend? Es gibt durchaus kollegialen Austausch und immer wieder von verschiedenen Astrologen unterschiedlichste Bemühungen für ein gemeinsames Vorgehen. Einige Astrologen zeigen auch großes Interesse daran, einen Berufsverband zu gründen, in dem verschiedene Kriterien des „Astrologen“ samt Ausbildungsrichtlinien etc festgelegt werden sollten. Immer wieder finden Symposien oder einfach Zusammenkünfte statt, Trainer verschiedener Schulen halten Vorträge in anderen Instituten usw. Ich meine nicht, dass ein Klima der Konkurrenz vorherrscht, vielmehr arbeitet jeder Astrologe so intensiv auf seinem Gebiet, dass bislang keine Initiative zur Gründung einer übergreifenden Plattform umgesetzt wurde. Ich sehe darin einen großen Vorteil, dass jeder Astrologe sich sozusagen einen Schwerpunkt setzt und daran arbeitet. In so einer weitgefassten Wissenschaft wie der Astrologie, die kein abgeschlossenes System darstellt, sind noch viele Erfahrungen zu sammeln und einzuarbeiten und noch viele Aspekte und Gebiete zu erforschen. Wie groß ist die Toleranzschwelle gegenüber angrenzenden Gebieten, wie z.B Psychologie, aber auch mediale Arbeit, Chakrenarbeit, eher esoterischen Richtungen? Für mich stellt die Astrologie eine Wissenschaft dar, die nicht mit den esoterischen Richtungen vermischt werden sollte. Natürlich kann jeder Astrologe zusätzlich auf verschiedene andere Möglichkeiten zurückgreifen und diese anwenden, wenn er Astrologie betreibt oder einen Menschen berät. Die Astrologie ist jedoch eine Wissenschaft in sich. Im 15. Jahrhundert wurde Astrologie an den Universitäten gelehrt, bevor die technisch-materialistische Fortschrittsgläubigkeit den Menschen diese Wissenschaft immer mehr ablehnen ließ. Ich hoffe, dass es bald wieder soweit sein wird, dass man die Astrologie allgemein anerkennt als eine Art „Lebenshilfe“, eine Möglichkeit, Probleme richtig zu sehen und den Lösungsansatz zu erkennen. Persönliches: Welche Methoden und Absichten waren mit Ihrem Studium der Astrologie verbunden? Es war pures persönliches Interesse, ich wollte sehen, was an der Astrologie „dran“ ist, was sie wirklich kann. Und ich habe im Laufe der Jahre immer mehr erkannt, was sie kann. Was hat Sie persönlich an der Astrologie gereizt? Einen Menschen aufgrund seiner „Daten“ zu kennen. Gibt es Vorbilder bzw. große Astrologen, die sie diesbezüglich geprägt und inspiriert haben? Fasziniert hat mich schon als Jugendliche der große Astrologe Nostradamus, der seine Prophezeiungen aufgrund seiner Visionen, gestützt auf astrologische Daten, getroffen hat . Die erste Kontaktperson in dieser Richtung war der mittlerweile verstorbene Sandor Belcak, der Gründer der „Österreichischen Astrologischen Gesellschaft“. Seit vielen Jahren sind es Intensiv-Seminare mit dem Astrologen und Kunsttherapeuten Mag. Harald Fritz, die mir mittlerweile eine neue Dimension der Kombination zwischen Astrologie und Psychologie, der psychologischen Astrologie, eröffnet hat. An welchen Fragen ist Ihr Klientel vorwiegend interessiert? (job, Liebe, Aktien, ...) Hauptsächlich geht es um Liebesangelegenheiten, die analysiert und besprochen werden oder um allgemeine Lebenssituationen. Oft wird die Frage aufgeworfen, wie lange eine bestimmte Krise oder eine „Pechsträhne“ noch anhalten wird. Viele Menschen möchten auch wissen – sei es beruflich oder privat -, wie und wann sie sich in einer bestimmten Angelegenheit am besten entscheiden. Wie leben Sie persönlich mit "Ihrem" Horoskop? Haben Sie dieses stets im Kopf oder rechnen Sie im wahrsten Sinne des Wortes erst dann damit, wenn Sie etwas Spezielles wissen möchten, den besten Zeitpunkt für ein neues Projekt usw . Da muss man unterscheiden: mit meinem Geburtshoroskop und das meiner Familie setze ich mich regelmäßig auseinander und lerne dadurch sehr viel. Was die Prognosen betrifft, beschränke ich mich auf eine jährliche Übersicht. Nur selten gehe ich alle möglichen Prognosemöglichkeiten - so wie bei meinen Klienten durch, um das kommende Jahr genau zu analysieren. Wenn ich etwas Spezielles wissen möchte, schaue ich natürlich „in die Sterne“. Es scheint, als ob die Astrologie eine neue Blütezeit erlebt. Ist das auch Ihre Beobachtung? Wenn ja, wo sehen Sie den Grund dafür? Ja, ich glaube der Beginn der Blütezeit ist gekommen. Mit der zunehmenden Aufgeschlossenheit für „alte Weisheiten“ steigt die Anerkennung der Astrologie wieder. Noch eine Verständnisfrage: ich habe im Zuge meiner Recherchen entdeckt, dass es neben dem tropischen Tierkreis, also dem normalen, einen zweiten gibt, genannt siderischer Tierkreis, der, angeblich, den "wahre" Hintergrund für Horoskope liefert, da er die Präzession der Erde mit einrechnet. Dass ich nach diesem nicht Krebs, sondern Zwilling sein soll, stellt jetzt natürlich mein ganzes Weltbild auf den Kopf:-)... bitte um kurzen Kommentar, was von solchen neuen? Erkenntnissen zu halten ist. Ja, es gibt nicht eindeutig festgelegte Dinge in der Astrologie. Nicht nur die Frage des Tierkreises, auch die der Häuserstellung ist beispielsweise nicht eindeutig festgelegt. Es gibt verschiedene Methoden, die Häusergrenzen zu berechnen, was auch eine andere Interpretation des Radix bedeutet. Zu diesem Thema kann ich nur sagen: Jeder findet in einer der Möglichkeiten der Horoskopberechnung „sein“ Horoskop, nämlich das, dessen Inhalt ihn anspricht und ihm zur Ganzwerdung dient. In jedem Falle würde ich nach einem Gespräch - wenn geht persönlich - raten, welchen Tierkreis Sie heranziehen sollten.