„Wer Vertrauen gibt, der verpflichtet andere auch zur Selbständigkeit, zum Erwachsenensein. Wer jemand etwas zutraut, der verlässt sich auf ihn – und das heißt für den derart Beschenkten: harte Arbeit. Vertrauen schenken, das ist immer auch ein bisschen perfide, aber dennoch ein fairer Preis im Tausch gegen enge Regeln, Anführung und Bevormundung. Vertrauen kontrolliert sich von selbst. Dieses scheinbare Paradox folgt einem fundamentalen Prinzip menschlichen Handelns, der Gegenseitigkeit, der Reziprozität. Wer nimmt, gibt auch – in der Regel mehr, als er erhalten hat. Ein mechanistisches Menschenbild, das nahelegt, dass sich alles auf dem Verordnungsweg regeln lässt, führt nicht zum Erfolg. Regeln schaffen kein Vertrauen. Menschen schaffen Vertrauen. Vertrauen ist die Fähigkeit, nicht auf seinen schlechten Erfahrungen sitzen zu bleiben.“ (Aus: BRANDEINS 10/2014 – Wolf Lotter)