1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 1 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Geologie: Die Lehre von der Entstehung, Beschaffenheit und Entwicklung der Erde sowie der Entwicklung des Lebens. Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 2 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Unsere Heimat – ein Mittelgebirge Höhen: ca. 400 m bis 1.456 m über NN (Großer Arber) Größtes zusammenhängendes Waldgebiet in Mitteleuropa Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 3 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Entstehung eines Bruchschollengebirges Geologische Vorgänge im Erdaltertum (545 – 251 Mio. Jahre) - Hebung zum Faltengebirge (= Variskische Gebirgsbildung) durch endogene Kräfte aus dem Erdinneren - durch Bruchtektonik beginnt sich der Pfahl zu bilden - gleichzeitig Abtragung (= Erosion) des Faltengebirges durch (= exogene Kräfte) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 4 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Entstehung eines Bruchschollengebirges Geologische Vorgänge im Erdmittelalter (251 – 65 Mio. Jahre) Erosion zum Gebirgsrumpf unter tropisch/subtropischem Klima Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 5 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Entstehung eines Bruchschollengebirges Geologische Vorgänge in der Erdneuzeit (65 Mio. Jahre – heute) - Hebung/Senkung und Bruchtektonik durch Auswirkungen der Alpenbildung - Folgen: Horste, Gräben, Bruchlinien (= Höhepunkt der Pfahlbildung) - gleichzeitig Erosion und Akkumulation (= Ablagerung) durch Flüsse und z.T. durch Gletscher (Arber, Rachel) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 6 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Störungszonen Beginn: Ende Erdaltertum (= Perm) Keilberg Störung Donaurandbruch Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 7 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Die Meere des Erdmittelalters - Erosion des Ostbayerischen Grundgebirges unter tropisch/subtropischen Bedingungen (chemische Verwitterung) - Anhäufung des Verwitterungsschutts in die angrenzenden Meere des Germanischen Beckens im Westen - Meere des Trias, des Jura und der Kreide erreichen das Rumpfgebirge nur randlich und in wenigen Becken (z.B. Bodenwöhr) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 8 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Eiszeiten im Pleistozän der Erdneuzeit vor 2,6 Mio – 10.000 Jahre Kleiner Arbersee (= Zungenbeckensee mit Moränen am Rande) - In den Vereisungsgebieten im Hinteren Bayerischen Wald - entstanden kleinere lokale Talgletscher in den Hochlagen ab 1.000 m üNN mit einer Länge bis zu 2 km. - Die eiszeitlichen (= glazialen) Prozesse hinterließen: - Kare über 1.300 m üNN (heute meist vermoort) - Zungenbeckenseen (z.B. Arberseen, Rachelsee) - Grund- und Endmoränen (blockreich) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 9 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Eiszeiten im Pleistozän der Erdneuzeit vor 2,6 Mio – 10.000 Jahre Blockmeer am Lusengipfel - In den eisfreien Gebieten des Bayerischen/Oberpfälzer Waldes herrschte Tundra-Vegetation auf Permafrostböden. - Periglaziale Prozesse führten: - zur Solifluktion (= Bodenfließen) und Talaufschüttungen, - zu Blockmeeren /-strömen (Ursache: Frostverwitterung), - zu Schotterterrassen in den Talsenken durch Flüsse, - zu Sandablagerungen durch Wind und Wasser. Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 10 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie SW-NO Querschnitt (= Profil) durch den Bayerischen Wald Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 11 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Allgemeiner Gesteinskreislauf Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 12 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Die Gesteine der Bergwachtregion Bayerischer Wald Erstarrungsgesteine (= Magmatite): - Tiefengesteine (= Plutonite) - Ergussgesteine (= Vulkanite) - Ganggesteine (= Subvulkanite) Ablagerungsgesteine (= Sedimentite): - Mechanische Sedimentgesteine: - unverfestigt: - verfestigt: - Chemische Sedimentgesteine: - verfestigt: Granit, Gabbro (Hohenbogen) Basalt Pegmatit Kies, Sand, Ton, Moränen, Löss Sandstein Kalkstein (Fränkischer Jura) Umwandlungsgesteine (= Metamorphite): Gneis, Glimmerschiefer (Osser) Quarzit (Pfahl) Granit und Gneis sind am weitesten verbreitet. Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 13 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Der Bayerische -/ Oberpfälzer Wald ist ein kristallines Grundgebirge bestehend aus: - Gneis: = metamorphe Gesteine des Moldanubikums - Granit: = variszische Intrusivgesteine Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 14 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Gneis - ein metamorphes Gestein Vorkommen: sehr häufig (Beispiel: Arber) Mineralien: Feldspat, Quarz und Glimmer Artenvielfalt je nach Mineralanteilen: z.B. Cordierit-Sillimanit-Kalifeldspat-Gneis häufig gebändert, geschiefert, verfaltet Ursprung: Sedimentgesteine - Sandstein - Tonstein - Grauwacke (= kristalline Trümmer mit Ton verkittet) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 15 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Gneis - ein metamorphes Gestein Hochtemperatur-Metamorphose: Druck: 3-5 kbar, Temperatur.: 650-840°C Entstehung: - Sedimente stammen aus der cadomischen Gebirgsbildung (= zu Beginn des Erdaltertums vor ca. 540 Mio Jahre) - Ablagerung der Sedimente in einem Meer vor Gondwana (= Ur-Afrika, S-Pol) - Subduktion (= Versenken und Überschieben der Schichten) während der späteren Variskischen Gebirgsbildung und Metamorphose (= Veränderung der Kristallstruktur) aber keine Aufschmelzung Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 16 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Granit - ein Tiefengestein Vorkommen: - in den Gneis eingelagert, - häufig im südlichen Bayerischen Wald (Beispiel: Dreisessel) Mineralien: Feldspat, Quarz und Glimmer (Artenvielfalt je nach Körnung) häufig Farbunterschiede je nach Mineralbeimischung (z.B. rötlich = Eisen) fein- bis mittelkörnig Ursprung: heiße, flüssige Magmen Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 17 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Granit – ein Tiefengestein Entstehung: - starke tiefgründige chemische Verwitterung im Erdmittelalter (Tertiär: 65 – 2,6 Mio. Jahre) - Abtragung der Gneis-Deckschichten in der Erdneuzeit (Pleistozän: 2,6 Mio. – 10.000 J.) - Freilegung der Granit-Plutone bis heute „Wollsack-Verwitterung“ bildet Granit-Felstürme z.B. Dreisessel Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 18 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Pfahlquarz – ein Fluid NW-SO streichende landschaftsprägende Felszone (hier Pfahl bei Viechtach) Ursprung Spaltenfüllungen der Störungszonen (in offenen Gängen) durch Ausscheiden von Quarz nach Eindringen von heißen (hydrothermalen) Lösungen nach der Variskischen Gebirgsbildung im Perm und im Trias (280-200 Mio J.) Entstehung: Herauswitterung als Härtlinge durch Erosion der weicheren Gneis-Deckschichten Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 19 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Glimmerschiefer am Osser Mineralien: Quarz und Glimmerschiefer (Muskovit = hell, Biotit = dunkel) sehr verwitterungsanfällig Entstehung im Erdaltertum: durch Metamorphose von Ton - im Silur (vor ca. 400 Mio J.): Sedimentation von Ton in einem Meer und Verfestigung zu Tonstein - bei der Variskischen Gebirgsbildung (- 280 Mio. J.): Metamorphose von Tonstein zu Glimmerschiefer unter starkem Druck und hohen Temperaturen sowie Schieferung der Schichtsilikate (= silbrig glänzende Plättchen) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 20 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Basalt am Parkstein Gebogene fünf bis siebenseitige Säulen eines Vulkanschlotes Entstehung der Basaltruine: - Vulkanismus in der Erdneuzeit (Tertiär 65 – 2,6 Mio Jahre) wegen Alpenbildung - explosive Eruptionen von Asche (Tuff) und Lavabomben - Säulenbildung im Schlot nach Abkühlung der Gesteinsschmelze - nach Erosion der Asche und und Lava blieb der Förderschlot als Härtling zurück Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 21 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Gabbro-Amphibolit am Hohenbogen Amphibol (= Hornblende): dunkel Plagioklas: helle Einschlüsse Tektonische Einheit des Bohemikum (= Teplá-Barrandium) Entstehung im Erdaltertum: - auf der ozeanischen Kruste eines Meeres - entsteht Basalt (= Ergussgestein) oder - Gabbro (= Tiefengestein) - Metamorphose bei der Variskischen Gebirgsbildung zu Metabasit (= basisches Gestein) - Bohemikum wird auf das Moldanubikum (SW) geschoben (Folge: Hebung) - starke Deformierung / Zerscherung (Folge: Schieferung) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 22 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Geotope Am Osser: ... sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Natur schöpfungen und natürliche Landschaftsteile. Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 23 1 Gebietskenntnis 1.2 Geologie Geotope in der Region Auswahl für die Region Bayerwald - Oberpfälzer Wald: 20 = Basaltkegel Hoher Parkstein 36 = Kreuzberg Pleystein 56 = Schutzfelsen Pentling - Bayerischer Wald: 1 = Großer Pfahl bei Viechtach 17 = Silberberg Bodenmais 26 = Buchberger Leite 32 = Blockmeer am Lusen 59 = Glimmerschiefer am Osser Die 100 schönsten Geotope Bayerns Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 24 1 Gebietskenntnis 1.1 Geologie: Prüfungsfragen 7. Wie heißt die „Lehre von der Entstehung, Beschaffenheit und Entwicklung der Erde und des Lebens“? Nenne den Begriff! 9. Unsere Heimat ist ein Mittelgebirge. Gib den Höhenbereich in ganzen hundert Meter ü.NN an! 10. Der Bayerische Wald ist ein Bruchschollengebirge mit einer geologischen Entwicklungsgeschichte von 545 Mio. Jahren. Kreuze die geologischen Prozesse im Erdaltertum an! Hebung zum Faltengebirge (Variskische Gebirgsbildung) Erosion zum Gebirgsrumpf unter tropisch/subtropischem Klima Bruchtektonik (Beginn der Pfahlbildung) Hebung und Bruchtektonik durch Auswirkungen der Alpenbildung 11. Der Bayerische Wald ist ein Bruchschollengebirge mit einer geologischen Entwicklungsgeschichte von 545 Mio. Jahren. Kreuze die geologischen Prozesse im Erdmittelalter an! Hebung zum Faltengebirge (Variskische Gebirgsbildung) Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 25 1 Gebietskenntnis 1.1 Geologie: Prüfungsfragen Erosion zum Gebirgsrumpf unter tropisch/subtropischem Klima Bruchtektonik (Beginn der Pfahlbildung) Hebung und Bruchtektonik durch Auswirkungen der Alpenbildung 12. Der Bayerische Wald ist ein Bruchschollengebirge mit einer geologischen Entwicklungsgeschichte von 545 Mio. Jahren. Kreuze die geologischen Prozesse in der Erdneuzeit an! Hebung zum Faltengebirge Hebung und Bruchtektonik durch Auswirkungen der Alpenbildung Erosion und Akkumulation (Ablagerung) auch durch Gletscher Höhepunkt der Pfahlbildung 13. Neben dem Bayerischen Pfahl gibt es in der Region Bayerwald noch weitere sog. Störungszonen. Nenne zwei weitere Störungszonen! 14. Der Rachelsee und die Arberseen sind durch eiszeitliche (glaziale) Vorgänge entstanden. Nenne die besondere Art von Seen, die durch Gletscher geschaffen wurden! Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 26 1 Gebietskenntnis 1.1 Geologie: Prüfungsfragen 15. Der Rachelsee und die Arberseen sind durch eiszeitliche (glaziale) Vorgänge entstanden. Wie nennt man das Geröll, das die Gletscher am Rande dieser Seen abgelagert haben? 16. Wie heißt die geologische Besonderheit des Lusengipfels? 17. Ordne den folgenden Aussagen aus dem Gesteinskreislauf die richtigen Gesteinstypen zu! - Durch Aufschmelzen entstehen - Durch Ablagern und Verfestigen entstehen - Durch Umwandeln entstehen 18. Nenne eines der beiden in der Region Bayerwald am weitesten verbreiteten Gesteine und ordne es dem Gesteinstyp zu! 19. Nenne die drei Mineralien aus denen die beiden Gesteine aufgebaut sind, die in der Region Bayerwald am weitesten verbreitet sind! Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 27 1 Gebietskenntnis 1.1 Geologie: Prüfungsfragen 20./21. Ordne den folgenden Erhebungen der Region Bayerwald die entsprechenden Gesteine zu! - Pfahl - Osser - Dreisessel - Parkstein - Hohenbogen - Arber 22. Was versteht man unter „Gebilde der unbelebten Natur, die Erkenntnisse der Erde und des Lebens vermitteln“? 23. Nenne zwei Geotope aus der Region Bayerwald! Leitfaden Naturschutz Bergwachtregion Bayerwald 2016 28