Strategisches Personalmanagement als neue Herausforderung Autor: Dr. Eduard Hauser Hauser + Hauser AG Beratung für - Unternehmensentwicklung - Projektmanagement - Personalmanagement - Wissensmanagement www.hauser-hauser.ch www.entwicklungschweiz.ch Worum geht es beim 'strategischen Personalmanagement'? Strategie als Grunddisposition Personalmanagement hat sich bisher vor allem auf Auswahl- und Anstellungsprozesse von Mitarbeitenden, Arbeitsrecht, Personaladministration und Personalförderung konzentriert. In einem nächsten Schritt sind Ansätze zur integrativen Sichtweise der Personalarbeit (Hilb) entwickelt worden. In den aktuellen Zeiten des schnellen, grossflächigen Wandels entstehen neue Anforderungen an das Personalmanagement, die mit dem strategischen Ansatz gemeistert werden können (Hauser). Das strategische Management des Unternehmens befasst sich mit den Grundlagen zur Sicherung des langfristigen Erfolgs. Die Unternehmensstrategie muss zu den folgenden 5 Themenkomplexen Auskunft geben: ? Welches sind für das Unternehmen die relevanten Anspruchsgruppen - mit welchen Anliegen, Bedürfnissen und Kommunikationsformen? (Kapitalgeber, Kunden, Mitarbeiter, Öffentlichkeit/NGO's, Staat, Lieferanten, Konkurrenz) ? Wie sieht das Leistungs- und Dienstleistungsangebot aus? Welche Nutzenstiftungen ergeben sich für die Kunden? ? Welcher Teil des Gesamtwertschöpfungsprozesses soll mit dem Leistungsangebot abgedeckt werden? Welche Teilleistungen werden anderen überlassen? ? Welche Kooperationen (Kooperatio nsfelder und -Partner) ergeben sich zur Gestaltung der Wertschöpfungskette? ? Welche Kernkompetenzen (Wissen x Fähigkeit x Wille) braucht es und sind vorhanden, damit sich das Unternehmen langfristig und nachhaltig bei den Kunden profilieren kann? (Hamel/Prahalad) Die 5 Themenkomplexe haben überwiegend mit Wissen und Fähigkeiten von Menschen zu tun. Das Verständnis des Kompetenzmanagements als wichtige strategische Grösse zeigt auf, dass strategisches Personalmanagement einen hohen Stellenwert haben muss. Desto unverständlicher ist es, wenn beobachtet werden muss, wie im täglichen Managementverhalten mit der Ressource 'Kompetenz' umgegangen wird. Nebst der strategischen Gestaltungsebene des Unte rnehmens müssen auch die operative und normative Ebene Beachtung finden. Handelt es sich beim operativen Aspekt um Ausführung und Umsetzung der Strategie in die Praxis, bildet der normative Aspekt den Werterahmen, in welchem unternehmerisches Verhalten stattfindet. Hier geht es um die Unternehmenskultur, die sich im Verlauf des Unternehmensentwicklungsprozesses herausbildet und Antworten auf die Frage liefert 'warum und wozu tun wir das, was wir tun?'. Das strategische Personalmanagement kann mit den folgenden Inhalten in einen Orientierungsrahmen eingebettet werden. Die konkreten Inhalte sind selbstverständlich von der Strategie und dem aktuellen Entwicklungsstand des Unternehmens abhängig:( in Anlehnung an das St. Galler Management-Modell) Strategisches Personalmanagement 2 Normatives Management ? Vision und Leitbild ? Rechtlich bindende Bestimmungen nach innen und aussen - Verträge ? Personalpolitik ? Führungsgrundsätze ? Informations- + Kommunik ationsverhalten ? Mitarbeiter- und Kunden-Feedback ? Werte für den Umgang mit Mitarbeitenden ? Humanvermögen ? Vorbild / Zeichen des Top Managements Werte vorzuleben Strategisches Management ? Organisation des Personalmanagements - Dienstleistungszentrum für die Führung ? PersonalmanagementSystem - Personalprozessabbildung ? Personalprojekte ? Unterstützung der Personalführung mit integrativen Systemen ? Personalmanagement als Zubringer und Erleichterer zur Umsetzung der Unternehmensziele auf der Ebene der Mitarbeiterfähigkeiten ? Ausrichtung der Personalmanagementaktivitäten auf die unternehmerischen Erfolgspositionen ? Verbindung der Balanced Scorecard mit dem Personalmanagement Operatives Management ? Definition der Personalteilprozesse: - Marketing - Selektion - Einsatz - Honorierung - Erhaltung - Freisetzung Strukturen und Prozesse WISSEN ? Strategieumsetzende Programme: - Assessmentprogramme; Laufbahn- und Karriereplanung - Personalmarketing - Leistungsbeurteilung - Leistungsentlöhnung - MA-Förderungsprogramme - Freisetzungsaktivitäten ? kontinuierliche Verbesserung und Controlling ? Leistungs- und marktgerechtes Salär ? Potenzialorientierte Förderung der Mitarbeiter Aktivitäten Verhalten FÄHIGKEITEN WILLE Das strategische Personalmanagement und die Prozessorientierung Die Kernaufgabe des strategischen Personalmanagements besteht darin, jene Kompetenzen zu entwickeln, zu beschaffen und zur Verfügung zu stellen, welche für die Umsetzung der Gesamtunternehmensstrategie wichtig und notwendig sind. Das Personalmanagement orientiert sich am Personalprozess (Lebenszyklus eines Mitarbeitenden) und wird von integrativ gestalteten Hilfsmitteln (Software) unterstützt. Die Personalstrategie ist in ein Umfeld eingebettet, welches wie Märkte funktioniert (AbsatzArbeits-, Beschaffungs- und Technologiemarkt) und gleichzeitig den sozialen Wertewandel (Trends) beinhaltet. Die folgende Darstellung zeigt das strategische Personalmanagement-Modell: Strategisches Personalmanagement 3 Vision / Leitbild ? WARUM + WOZU etwas tun? Effektiv ität; das Richtige tun Geschäftsstrategie ? Kompetenzmanagement ? WAS tun? WIE tun? Beurteilungsprozess die Dinge richtig tun; Effizienz Marketing Organisation + Administration Entwicklungsprozess Selektion Einsatz Technologie + Software Honorierung erfolgs orientierte Vertrauenskultur Erhaltung Change Management + Organisat ionsentwicklung Hard-Facts Freisetzung Prozessoptik; Wertschöpfung Wissensmanagement ? implizites Wissen ? explizites Wissen Soft-Facts Das strategische Personalmanagement-Modell ist eingebettet in die Märkte und die Trends in unserer Gesellschaft. Dieser Zusammenhang kann wie folgt in e iner Übersicht dargestellt werden: Trends in Wirtschaft und Gesellschaft bilden den Rahmen zu den geschilderten Trends im Personalmanagement: ? Die Bevölkerungspyramide ändert sich vorhersehbar so, dass immer weniger Arbeitnehmer mehr Pensionierte, Ausgesteuerte, Freigestellte finanzieren müssen ? Es zeigt sich eine zunehmende Heterogenität in der Gesellschaft bezüglich Ausbildungsniveau, Alter und Nationalität ? Die gesellschaftlichen Wertemuster individualisieren sich noch stärker, so dass verschiedene Lebensstile geführt und "Patchwork-Lebenskonzepte" wichtiger werden ? Die Wirtschaft wird sich noch stärker internationalisieren, so dass die Fähigkeit wichtiger wird, mit unterschiedlichen Kulturen umzugehen. ? Es wird eine wachsende Zahl Forschungsergebnisse geben, die neue Technologien ermöglichen und die neue Lebensformen auslösen ? Die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien wird anwachsen Strategisches Personalmanagement 4 Trends im Personalmanagement Absatz-Markt - Mitarbeitende werden frühzeitig dem Arbeitsmarkt zugeführt (Entlassungen, frühzeitige Pensionierungen). Die Betroffenen sollten möglichst attraktiv für den Arbeitsmarkt sein, damit sie eine neue Laufbahn beginnen können oder eine Beschäftigung finden, die Ihren Kompetenzen entspricht - Die Kompetenzen sind laufend zu erhalten und zu fördern. Zu einem Teil wird Verlernen und die Technologie-Markt Beschaffungs-Markt Arbeits-Markt Flexibilität Neuartiges hinzuzulernen vorausgesetzt - Die Unternehmen profilieren sich im Arbeitsmarkt über ein gezieltes Personalmarketing und "Personal Branding". Damit entstehen nachhaltige Wettbewerbsvorteile über eine klare Positionierung bei potenziellen Mitarbeitenden. Die Nachfrage nach Arbeit ist in diesen Unternehmen - unabhängig von der Konjunktur - stark ausgeprägt - Die Unternehmen bieten im Beschaffungsmarkt Verdienstmöglichkeiten an, die Anforderungsgerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit, Marktgerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit auslösen. Die Attraktivität einer Arbeit wird nicht ausschliesslich über das Shareholder-Denken ausgelöst. In den Unternehmen gibt es geringe Statusunte rschiede, die mit nachvollziehbaren Salärunterschieden zwischen allen Mitarbeiterstufen parallel laufen. - Die Unternehmen haben die Personalmanagement und Personaladministrationsprozesse so automatisiert, dass die Komplexität sozialer und versicherungstechnischer Aspekte beherrscht wird. Die EDV-Unterstützung des Personalmanagementprozesses geschieht so, dass die Führungsarbeit in der Linie integrativ unterstützt wird. Die Softwareunterstützung liefert Personalführungskennziffern (Teil der Balanced Scorecard), die die Strategieumsetzung im Bereich Lernen und Mitarbeiterkompetenz ständig überprüft und die kontinuierliche Verbesserung auslöst Die Konsequenzen für die Wirtschaft und für das Personalmanagement können sein: ? Systemische und nachhaltige Rationalisierungen werden fortgeführt ? Verflachung von Hierarchien mit Verstärkung der schlanken Organisationen und des Prozessmanagements ? Verstärkung des e-business ? zunehmender ökonomischer und gesellschaftlicher Wettbewerb ? zunehmende geografische Mobilität ? Ortsunabhängige Verfügbarkeit des Wissens und Verstärkung der Bedeutung von Kompetenzen ? Wachstum des tertiären Dienstleistungssektors Die Konsequenzen werden in den erwähnten Absatz-, Arbeits-, Beschaffungs- und Technologiemärkten für das strategische Personalmanagement sicht- und spürbar. Die Ausgestaltung des strategischen Personalmanagements hängt von der Gesamt-, den Teilstrategien des Unternehmens und von den Zielmärkten und Anspruchsgruppen ab. Es handelt sich um einen komplexen Gestaltungsprozess, der sich am folgenden, einfachen Gedankenmodell zur Strategieübersicht orientieren kann: Strategisches Personalmanagement 5 Focus: Sache / Produkte / Zielmärkte / Ko sten Nachhaltigkeitsstrategie auf allen Ebenen Entwicklung neuer Produkte für bestehende Märkte Imitation bestehender Produkte Technologieund Marktinnovation Verbesserung der Produktequalität Wachstum + Produktivität durch Menschen Diversifikation; neue Produkte in neuen Märkten Verbesserung der Dienstleistungsqualität Entwicklung neuer Märkte mit bestehenden Produkten Durchdringung bestehender Märkte mit bestehenden Produkten Focus: Mensch / Dienste / Bedürfnisse der Anspruchsgruppen / Produktivität Paradigmawechsel im Umgang mit Mitarbeitenden Im gesellschaftlichen Wertewandel und in der Ausgestaltung der Unternehmenskultur lassen sich Verhaltensmuster eruieren, die mit den Erfolgsaussichten eines Unternehmens in Ve rbindung gebracht werden können. Immer häufiger beschäftigen sich Unternehmen mit der 'Corporate Reputation'. Dazu sind in verschiedenen europäischen Ländern und den USA CEO's befragt worden. (Pharoha) Die Zahl der Unternehmen nimmt zu, welche ihre Reputation auf höchster Ebene messen und die Ergebnisse in die Vergütung einfliessen lassen. Allerdings ist auch eine Zunahme von Unternehmen zu beobachten, die sich nicht darum kümmern. Die Unterschiede zwischen Europa und USA lassen sich bezüglich Unternehmensziele, bei welchen die Reputation hilfreich ist, wie folgt darstellen: 60 US 50 Europa 40 30 20 10 Verkaufszahlen erhöhen Prozessoptimi erung und strategische Initiativen Anwerbung und Mitarbeiterbindung Aktienkurse Alle Befragten stimmen zu, dass die Kunden der wichtigste Einflussfaktor auf die Unternehmensreputation darstellen. Gleichzeitig ist die Kundenbindung für jedes Unternehmen von grösster Bedeutung. Andererseits muss festgestellt werden, dass zwischen 10% und 30% der Kunden jährlich abwandern. Analog wird festgestellt, dass zwischen Kundenabwanderungsraten und Mitarbeite rfluktuation ein starker Zusammenhang besteht. Bei hohen Kundenabwanderungsraten liegt die Fluktuation zwischen 10% und 25%. Daraus können Leistungseinbussen zwischen 30% bis 50% Strategisches Personalmanagement 6 abgeleitet werden. Das folgende, vereinfachte Beispiel stellt die finanziellen Auswirkungen exe mplarisch dar: Abwanderung von Mitarbeitern ? ? Abwanderung von Kunden 120 Mitarbeiter im Call Center 20% Fluktuation ? ? 24 Mitarbeiter pro Jahr Fluktuation ? 30.000 Kunden 10% Abwanderung durch Mängel im Service 3.000 Kunden Verlust/Jahr Durchschnittliche Kosten für den Ersatz eines Mitarbeiters 7.500 Euro Kosten aus Fluktuation 180.000 Euro ? Angenommener Jahresumsatz je Kunde 800 Euro Umsatzeinbusse 2.400.00 Euro Jährliche Kosten aus Abwanderungen von Mitarbeitern und Kunden 2.580.00 Euro Aus diesen Feststellungen kann abgeleitet werden, dass es eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit ist, sich mit diesem Zusammenhang zu beschäftigen. Die Wert- oder Geringschätzung der Mitarbeiter wirkt sich unmittelbar auf die Kundenbeziehungen aus. Diese wiederum bestimmen weitgehend die Reputation des Unternehmens. Aktuell muss festgestellt werden, dass Geringschätzung im Umgang mit Mitarbeitenden weit verbreitet ist. Dies zeigt sich beispielsweise wie folgt: • Mitarbeitende sind enttäuscht, ausgebrannt und frustriert • sie sehen wenig Zukunftsperspektiven • sie stürzen sich in den Konsumrausch und machen private Schulden • sie sind auf dem Ego- und Narzissotrip • sie üben sich in Schuldzuweisungen in Verbindung mit gering schätzenden Kommunikationsstilen • etc. Die Folgen dieser Verhaltens- und Denkmuster zeigen sich in 'neuen Gewohnheiten', wie • übersteigerter Aggressivität und Konfrontationsbereitschaft • Hemmungslosigkeit und Rauditum • 'Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist' als soziale Norm • Einseitigkeit der Ausrichtung auf Kostenreduktion • Ideenarmut mit 'Gefangen-Sein' in den eigenen 'Trampelpfaden' • etc. Strategisches Personalmanagement 7 Der wertschätzende Ansatz im Umgang mit Mitarbeitenden Der wertschätzende Ansatz zeigt sich in den Grundwerten und bei den Verhaltensweisen in der täglichen Kommunikation. Die Sprachregulierung wird damit zu einem wesentlichen Teil eines wertschätzenden Konzepts. Wie kann sich die Wertschätzung bei den oben genannten Beispielen zeigen? ? Frustration und Enttäuschung wird spürbar: ? Dahinter können nicht erreichte Ziele und/oder nicht erfüllte Erwartungen stehen, etc. ? Mitarbeiter haben wenig Zukunftsperspektiven: ? In vielen Unternehmen sind die strategische Ausrichtung und die persönlichen Ziele, die damit verbunden sind, unklar, nicht vorhanden oder auch nicht kommuniziert. Das Lebensmotto müsste sein: 'Ziele verlängern das Leben!' ? Menschen stürzen sich in den Konsumrausch: ? Die 'Welt des Habens' ist statusorientiert sehr stark besetzt und gewichtet. Die Sinnfrage in der 'Welt des Seins' muss wieder intensiv gestellt werden. ? Menschen sind auf dem 'Egotripp': ? Statt ausschliesslich die Selbstbehauptung in extremis ins Zentrum zu stellen geht es darum, die Rücksichtnahme auf andere zu verstärken ? Schuldzuweisungen werden ins Zentrum gerückt: ? Es geht darum zu entdecken, warum der andere Recht hat oder haben kann. Dies setzt die Haltung des Zuhörens voraus und löst Lernprozesse aus Wertschätzung statt Geringschätzung im Sprechstil und den Grundhaltungen geht von sich wechselseitig ergänzenden Polaritäten aus. Dazu die folgenden Beispiele: ? Bejahende Haltung ↔ kritische Haltung ? Gefühlsbetonung ↔ Verstandesbetonung ? Erfahrung ↔ Lernfreude ? Freiheitsbetonung ↔ Integration ? Harmonie ↔ Auseinandersetzung ? Analytisches Denken ↔ Ganzheitliches Denken etc. Diese Auflistung lässt sich ergänzen. Wesentlich ist, dass Grundhaltungen, Motivationsstrukturen, Handlungs- und Entscheidungsstrukturen, Sozialkompetenzstrukturen und Denkstrukturen in der obigen Art 'komplementär' statt 'schwarz -weiss' gesehen werden. Dies führt zu wertschätzenden Kommunikationsmustern, die differenzierend und bestätigend wirken statt pauschal und verbiegend. Strategisches Personalmanagement 8 Am Beispiel der Grundhaltung Bejahende Haltung n kritische Haltung wird der "Mechanismus" der Wertschätzung erläutert. Die "Schwarz -Weiss-Aussage" zu einem Menschen mit "kritischer Haltung" lautet: diese Person ist misstrauisch. Auf der "bejahenden Seite" ist die Aussage gültig: diese Person ist naiv. Diese Ausdrucksweisen über Personen sind uns allen sehr geläufig: Die wertschätzende Ausdrucksweise differenziert und geht davon aus, dass Menschen ? sowohl bejahend als auch kritisch sein können. Diese flexible Haltung ist von der Situation und der Anforderung abhängig ? eine innere Neigung zur Kritik oder Bejahung haben können. Diese Neigung kann entweder prüfend oder wohlwollend ausfallen. In Abhängigkeit davon, was die Anforderung ist, wird dieser Mensch die Flexibilität auf die eine oder andere Seite haben. Diese beiden Zustände werden als der "flüssige Teil" des Charakterbildes eines Menschen bezeichnet. ? Starke Ausprägungen auf beiden Seiten betonen entweder das häufige kritische Prüfen und Hinerfragen oder die zustimmende und vertrauensorientierte Haltung. Verlangt eine Situation das Hinterfragen, so wird der stark vertrauensorientierte Mensch mit Vertrauen reagieren und so ein Fehlverhalten zeigen. Dasselbe gilt für die andere Seite. ? Die sehr starke Ausprägung ist absolut und stellt eine Tugend dar. Entweder alles zu hinterfragen oder zu bejahen, egal was die Anforderung an die Situation ist. Diese Tugenden sind mit Ängsten verbunden, beispielsweise als "Ja-Sager" zu versagen. Menschen mit solchen Qualitäten erhalten wegen diesen sehr stark ausgeprägten Charaktermerkmalen Übernamen, wie beispielweise "Ideenkiller", da sie dies immer und in jeder Situation tun. Diese beiden Zustände werden als "kristalliner Teil" eines Charakterbildes eines Menschen bezeichnet. Der wertschätzende Sprechstil schliesst das Unangenehme nicht aus. Das störende Verhalten wird differenzierend ausgesprochen: Der sehr stark ausgeprägt vertrauende Mensch, der kritisch sein sollte kann wertschätzend kritisiert werden, indem "sein Vertrauen in andere Personen als Stärke geschätzt wird, die aktuelle Situation aber eine kritische Einschätzung verlangt, was seine vertrauensorientierte Haltung nicht zulässt". Diese Ausdrucksweise verlangt selbst eine wertschätzende Haltung und das Verinnerlichen der dargestellten Bipolarität. Strategisches Personalmanagement 9 Literatur: - Rüegg-Stürm J. (2003): Das neue St. Galler Management-Modell; Haupt, Bern 2003 - Pharoha A. (2003): Corporate Reputation, in: Corporate Governance, Vol. 3, No. 4, 2003 - Hilb M. (2004): Integriertes Personalmanagement. Ziel, Strategien, Instrumente; 12. durchgesehene Auflage, Luchterhad, Neuried 2004 - Hauser E. (2004) Hrsg. : Human Power + Strategie Performance. Gellius Verlag, Herrsching am Ammersee, 2004 - Hamel G. / Prahalad C. (1995): Wettlauf um die Zukunft; Ueberreuter Wirtschaft, Wien 1995 Strategisches Personalmanagement 10