Schwerpunkt: Arbeit gestalten LEHRSTUHLPorträt Marketing und Personalmanagement Personalmanagement und Marketing sind zwei Gebiete, die nicht erst in Zeiten des Employer Brandings bestens zu verzahnen sind. Gerade für die Führung von KundenkontaktMitarbeitern und den Aufbau von Marketing-Teams an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden wird die enge Vernetzung deutlich. In jedem Fall erfasst Personalmanagement und Marketing zwei zentrale Bereiche der Betriebswirtschaftslehre, die für den Unternehmenserfolg zentral sind. Mit der Kombination beider Forschungsbereiche in einem Fachgebiet für Marketing und Personalmanagement hat die Technische Universität Darmstadt bereits im Wintersemester 2006/2007 dieser Entwicklung Rechnung getragen. Inhaberin des Lehrstuhls ist die Professorin Dr. Ruth Stock-Homburg, unter deren Leitung Forschung an der Schnittstelle zwischen Marketing und Personalmanagement betrieben wird. Einer der drei wissenschaftlichen Schwerpunkte des Fachgebiets liegt in der Personalmanagement-Forschung und fokussiert Aspekte, die aus der Veränderung der Arbeits- und Unternehmenswelt resultieren: Personalführung im interkulturellen Kontext, aber auch die Work-Life-Balance von Topmanagern werden untersucht. Im Bereich Marketing liegen die Schwerpunkte in den Bereichen Kundenbeziehungsmanagement und Innovationsmanagement. Die 37-jährige Wissenschaftlerin erzielte mit ihrer Arbeit in diesem Jahr im Handelsblatt-Ranking der Betriebswirte an Hochschulen Platz 109 beim Lebenswerk der deutschen Betriebswirt- Der Lehrstuhl in Zahlen Mitarbeiter: 11 Studierende: ca. 1.500 Bachelor-Arbeiten: 19 Diplomarbeiten (2008): 30 Abschlussarbeitsthemen (Auswahl): Zusammenhang zwischen Unternehmensstrategie und Innovationserfolg; Arbeitswelten 2030: Eine qualitative Analyse; Leadership and Teamwork Training through Serious Games; Does Top Management Really Matter?; Gender Diversity Management; Work-LifeBalance und Stress im Management: Ansätze zur Verbesserung Dissertationen (Auswahl): Mitarbeiterführung im internationalen Kontext: Stand der Forschung und Klassifikation von Expatriate-Führungskräften (Na­dine Ringwald); Innovationsmanagement in Business-to-Business Geschäftsbezie- 18 hungen: Eine informationsbezogene Perspektive (Lars Herrmann); Top Executives‘ Work Relationship and Work-Family Balance: Taxonomy Development and Performance Implications (Eva Bauer) Kontakt: Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg Fachgebiet Marketing und Personalmanagement Institut der Betriebswirtschaftslehre Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Technische Universität Darmstadt Hochschulstraße 1 64289 Darmstadt Tel. 06151/16-7322 Fax 06151/16-7320 [email protected] www.bwl.tu-darmstadt.de schaftler aller Fachgebiete, Platz 35 bei der BWL-Forschungsleistung der vergangenen drei Jahre und Platz 11 bei den unter 40-jährigen BWL-Forschern. Filtert man die Personalwissenschaftler aus den Gesamtdaten steht StockHomburg in der Forschungsleistung auf Platz 4 und beim LebenswerkRanking auf Platz 7. Beste Frau ist sie mit diesen Plätzen ohnehin. Ruth Stock-Homburg wurde 1972 in Hadamar geboren und ging nach dem Abitur an die Fachhochschule nach Koblenz, wo sie Betriebswirtschaft studierte. Schon während ihres Studiums hatte sie die Absicht, Hochschullehrerin zu werden, weil man in diesem Beruf Projekte anstoßen und gleich umsetzen kann – also mit hoher Eigenmotivation und Eigenverantwortung arbeitet. „Man verfügt über eine große gedankliche Freiheit“, betont die Professorin. „Wenn einem Fragen in den Sinn kommen, kann man direkt an der Antwort arbeiten.“ Und das tat Ruth Stock-Homburg mit der ihr eigenen Zielstrebigkeit. Sie studierte zusätzlich an der Fernuniversität Hagen das Fach Psychologie, blieb aber den Wirtschaftswissenschaften treu: Im Jahr 2000 promovierte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Ihre Dissertationsschrift gehört zu den wenigen betriebswirtschaftlichen Abschlussarbeiten, die sich im Buchhandel gut verkaufen. Unter dem Titel „Der Zusammenhang zwischen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit: Direkte, indirekte und moderierende Effekte“ geht das Werk 2009 bereits in die 4. Auflage. Internationale Anerkennung für ihre Forschung PERSONAL · Heft 10/2009 erhielt Ruth Stock-Homburg mehrfach von der renommierten American Marketing Association: Zwei ihrer Arbeiten wurden mit dem Overall-Best-PaperAward ausgezeichnet. Auch in ihrem Habilitationsprojekt richtete Ruth Stock-Homburg den Blick wieder auf den Kunden. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft untersuchte sie das Thema „Teams an der Schnittstelle zwischen Anbieter- und KundenUnternehmen: Eine integrative Betrachtung“. 2003 schloss sie als knapp 30-Jährige das Habilitationsverfahren am Organisationslehrstuhl am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität der Bundeswehr in Hamburg – heute Helmut-SchmidtUniversität – erfolgreich ab. Danach ging Professor Stock-Homburg auf Lehr- und Forschungstour: in die USA an die University of Texas at Austin, in die Schweiz an die Université de Fribourg, und 2004 als Vertretung an den Lehrstuhl für Unternehmensführung und Organisation der Universität Karlsruhe. Einen Ruf nach Bern und Aachen lehnte die junge Professorin ab und übernahm stattdessen 2005/06 den Lehrstuhl für Unternehmensführung, Organisation und Personalwesen an der Universität Stuttgart-Hohenheim. Allerdings blieb die Hochschullehrerin dort nur ein Jahr. Dann rief Darmstadt. Dort lässt sie seitdem ihrer wissenschaftlichen Neugierde freien Lauf. „Ich habe eine hohe Motivation, etwas zu bewegen“, sagt Ruth StockHomburg – und ergänzt: „So sind Professoren typischerweise auch, sonst wird die Arbeit eine Quälerei.“ Das erhebliche Maß an wissenschaftlicher Unabhängigkeit in der Arbeit sieht die Universitätsprofessorin in einem Prozess von Geben und Nehmen verankert. „Wir wollen uns als Forscher weiterentwickeln und können der Gesellschaft die Ergebnisse unserer Arbeit weitergeben.“ Damit der Nutzen möglichst groß wird, und die Themen aufregend bleiben, wird im Fachgebiet Marketing und Personalmanagement sowohl interdis- PERSONAL · Heft 10/2009 PERSONALKurzinterview Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg schart Teamspieler um sich. Wie kann man an Ihrem Lehrstuhl erfolgreich forschen? Man muss im Team spielen können, darf nicht im eigenen Saft schmoren wollen, muss Erkenntnisse teilen. Arbeiten an den Schnittstellen zu Technik und zur Psychologie oder zum Wirtschaftsingenieurwesen sind förderlich. Sie erforschen gerade die Arbeitswelt 2030? Ist das nicht etwas weit weg? ziplinär geforscht als auch ein intensiver Austausch mit Partnerunternehmen gepflegt. Von dieser Dialogplattform haben nicht nur die Wissenschaftler etwas, sondern auch die Studierenden. Denn Unternehmensführung bleibt für sie kein theoretisches Konstrukt. „Personal ist ein sensibles Thema in Unternehmen“, meint Stock-Homburg, und sie will diese Sensibilität den Studierenden frühzeitig vermitteln. Die TU Darmstadt steckt wie die meisten deutschen Universitäten mitten im Umbruch. In ihrem Fachgebiet hält die Hochschullehrerin die Anforderungen gewohnt hoch. Zu den Lehrprinzipien gehört eine quantitativ-empirische Orientierung. „Das ist“, so Ruth StockHomburg, „für Darmstadt normal, und die Studierenden sind formelerprobt.“ Wer – wie die angehenden Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsinformatiker – an einer technischen Hochschule studiert, wundert sich nicht, dass auch Personalthemen mit Statistik zu tun haben. Neben der Empirie legt die Professorin in der Lehre Wert auf theoretischen Pluralismus, sowie auf Interdisziplinarität und Praxisrelevanz. Gastvorträge durch Unternehmenspraktiker und Praktika sind selbstverständlich. Im Bachelor-Studiengang werden Marketing und Personalmanagement Im Gegenteil. Das Projekt zeigt schon in seinen ersten Ergebnissen, die aus der Befragung von 90 Topmanagern resultieren, dass wir weit nach vorne schauen müssen, um nicht von den demografischen und interkulturellen Entwicklungen überrollt zu werden. Welche Themen werden in den nächs­ten Jahren für Ihre Forschung relevant werden? Innovation, Diversity, Health und Age sind die Stichwörter, die im Marketing wie im Personalmanagement die Entwicklung vorantreiben werden. Und genau da werden wir dabei sein: mit Masterarbeiten, Dissertationen und Habilitationen. frühzeitig angeboten, die Vertiefungsrichtungen des Fachgebiets sind Marketing, Personalmanagement, Unternehmensführung und Personalmanagement sowie Personalmanagement und Marketing. Für Bachelorarbeiten hat der Lehrstuhl eine strukturierte Bewerbung erarbeitet. Jetzt im Wintersemester startet das erst Master-Programm. „Ich empfehle den Master“, sagt Ruth Stock-Homburg – und ist gespannt auf die vielen Bewerber und ihre Interessen. Und wer dann noch eins draufsetzen will sollte neben einer sehr guten Qualifikation mit Begeisterung, Kreativität und Teamgeist aufwarten können, um am Fachgebiet Stock-Homburg aufgenommen zu werden. Das auf rund drei Jahre ausgelegte Doktorandenprogramm umfasst die Methoden, wissenschaftliches Arbeiten und Selbstentwicklung. „Das Funktionieren des Lehrstuhls hängt manchmal auch von scheinbar selbstverständlichen Dingen ab wie dem Funktionieren der Telefonanlage“, sagt die Hochschullehrerin, die in ihrem persönlichen Zeitmanagement auch eine Familie mit achtjähriger Tochter und dreijährigem Sohn gut unterbringt. Stock-Homburg: „Wir haben unseren Lehrstuhl in Ressorts untergliedert, jeder hat seine Zuständigkeit“. Ruth Lemmer 19