Wörterverzeichnis shin-buddhistischer Begriffe zusammengestellt von Myoshu Agnes Jedrzejewska aus Kapiteln von Shinrans Briefen aus dem Englischen ins Deutsche übertragen von Ingrid Kamratowski Amida Butsu 阿弥陀佛 Amida Buddha sk. Amitābha u. Amitāyus Buddha Amida Dieser Buddha hat im Sanskrit zwei Namen: Amitābha = Unermessliches Licht Amitāyus = Unermessliches Leben. Seine Essenz ist der Dharma-Leib, [sk. Dharmakâya]. Der formlose Dharma-Leib „nahm Form und einen Namen an“ und erschien als Dharmākara Bodhisattva, um mit mitfühlenden Mitteln die in blinder Dummheit befindlichen Wesen zu sich selbst zu erwecken. Dieser Buddha legt ein besonderes Gelübde ab, um dumme und böse Wesen zu retten. Er erfüllte dieses Gelübde und wurde zu Buddha Amida. Während die anderen Buddhas denjenigen Menschen helfen, die verdienstvolle Taten ansammeln, meditieren und sich weise verhalten, rettet der Buddha Amida alle, die in blinder Dummheit karmisch üble Taten vollbringen, durch „Form“ (sein ursprüngliches Gelübde) und „Name“ (Nembutsu). Wer selbst erkennt, dass er wirklich menschlich (ignorant und böse) ist, dessen törichtes Selbst erreicht die Buddhaschaft durch Amidas Tugend. In Brief Nr. 5 legt Shinran dar, dass „Amida das Medium ist, durch das wir befähigt werden, jinen [自然, endgültige Realität, Dharma-Natur] zu verwirklichen. Das bedeutet: durch die Form und den Namen Amidas Dharma-Leibes als barmherziges Mittel werden wir dazu befähigt, den formlosen Dharma-Leib als Soheit zu erkennen. * Akugô 悪業 karmic evil Schlechtes Karma Das schlechte (böse) Karma befindet sich an der Wurzel der menschlichen Existenz. Schlecht ist es, weil unter dem Schleier eines normalen Lebens unersättliche Gier und blinder Egoismus gefunden werden. Es ist karmisch, weil es das Produkt von zahllosen vergangenen Leben ist. Schlechtes Karma liegt nicht auf der gleichen Ebene wie die herkömmlichen oder die ethischen Begriffe von Gut und Böse. Es ist grundlegender und regiert die Handlungen und Gedanken eines Menschen. Erkennbar ist es nur durch die Erleuchtung des ungehinderten Lichts. Religiös gesehen könnte schlechtes Karma der christlichen Vorstellung von Sünde entsprechen, aber der fundamentale Unterschied scheint zu sein, dass Sünde der gefallene Zustand eines Menschen in Hinblick auf ein höchstes Wesen ist, während schlechtes Karma die Folge seiner in blinden Leidenschaften verbrachten zahllosen Leben ist, in denen sich Intellekt, Wille und Gefühle auswirkten. Die Verwandlung dieses schlechten Karmas in wirkliche Erleuchtung ist die Essenz des Ursprünglichen Gelübdes. * 1 Bombu (ぼんぶ) foolish being gusha 愚者 sk. bāla 愚 Unwissendes Wesen Unwissend ist in Sanskrit bāla und hat verschiedene Bedeutungen: unreif, albern, dumm, töricht, unwissend. Dieser Begriff sollte aber nicht im normalen Sinne verstanden werden, den diese Worte nahe legen, vielmehr ist die Folge eines tiefen religiösen Erwachen gemeint, bei dem sogar ein so genannter intelligenter Mensch dazu kommt, sich selbst als unwissendes Wesen zu erkennen, sobald er vom ungehinderten Licht erleuchtet wird und durch die Weisheit von shinjin sich dessen bewusst wird, ein unwissendes Wesen zu sein. Als solches ist er immer von blinden selbstsüchtigen Wünschen angetrieben, gebunden durch die Faszination dieser vergänglichen Welt und unfähig, die Widersprüche der menschlichen Existenz gründlich zu lösen. Tatsächlich sagt Shinran, dass wahre Weisheit nur in Herz und Geist eines Menschen entsteht, der zu sich selbst als ein unwissendes Wesen erwacht ist. Dieses Erwachen besteht aus zwei entgegengesetzten Aspekten: einer ist das Erkennen der eigenen Unwissenheit und Bosheit, und der andere ist das Erkennen des großen Mitleids der Anderen Kraft. Ein arroganter und stolzer Mensch blockiert das Wirken des ursprünglichen Gelübdes und sieht sich niemals als unwissendes Wesen. Ein Synonym für diesen Begriff bombu ist „unwissendes Wesen“ (gusha 愚者). * Bonnô 煩悩 blind passion Blinde Leidenschaft Blinde Leidenschaft ist ein umfassender Begriff, der alle bewussten und unbewussten Kräfte umfasst, welche die unerleuchtete Person antreiben, so zu denken, zu fühlen, zu handeln und zu sprechen, dass bei ihr und bei anderen Unbehagen, Frustration, Qual, Schmerz und Sorgen usw. entstehen. Das geschieht auf mentalem, emotionalem und spirituellem Gebiet und wirkt sich sogar körperlich aus, und zwar für die Person selbst und für andere. Der Buddhismus analysiert die blinden Leidenschaften scharfsinnig und im Einzelnen. Das zeigt sich in solchen Ausdrücken wie Verlangen, Ärger, Irrglaube, Arroganz, Zweifel, falsche Ansichten usw. Sie wurzeln grundlegend in dem heftigen und sturen Festhalten an dem dummen und bösen Selbst, welches die Basis unserer Existenz bildet. Wenn wir die volle Auswirkung dieser unser Selbst betreffenden Wahrheit erkennen, sehen wir, dass der Zustand des Menschen nur durch blinde Leidenschaften bedingt ist. Das Leben eines unerleuchteten Menschen besteht daher die ganze Zeit über nur im Ausleben seiner blinden Leidenschaften, ungeachtet dessen, was er an der Oberfläche darstellen mag. Wer das aber versteht, sich nach äußersten Kräften anstrengt und der dennoch kein wahrhaftes, aufrichtiges Leben zu führen vermag, auf den ist Amidas wirkliches und aufrichtiges Ursprüngliches Gelübde [Primal Vow] vor allem gerichtet. * 2 Button 佛恩 Buddha’s benevolence Buddhas Wohltaten Dieser Ausdruck besteht aus zwei Wörtern, butsu (Buddha) und on. Das sino-japanisch gelesene Wort on entspricht dem Wort krta im Sanskrit und bedeutet Wohlwollen oder Freundlichkeit. Als buddhistischer Begriff jedoch wurde on benutzt, um krtajna aus dem Sanskrit zu übersetzten, es bezieht sich auf die Dankbarkeit, die aus der Erkenntnis dessen entsteht, was für einen getan wurde. Es ist besonders das tiefe Gefühl der Dankbarkeit für Buddha Amidas Ursprüngliches Gelübde, das in unzähligen Zeiträumen für einen selbst verwirklicht wurde. Wie groß auch immer die Verblendung, Ignoranz und Selbstsucht der Menschen ist, die Kraft des Ursprünglichen Gelübdes ist dennoch größer und wird sie in ihr Gegenteil verwandeln. Wenn wir das verstehen, erkennen wir es als das Wohlwollen des Tathagata; dieses Gefühl heißt Buddhas on. * Daihi 大悲 true compassion sk. mahākarunā Wahres Mitgefühl (Erbarmen) True compassion ist die engste englische Annäherung an daihi und sein Sanskrit-Original mahā-karunā, das die Essenz des Buddhas des unermesslichen Lebens und Lichts bildet. Nach Webster’s International Dictionary bedeutet „compassion“ mit einem anderen Lebewesen mitzufühlen: „Es ist ein tiefes Gefühl für den anderen, das Verstehen seiner Trauer oder seines Leidens und der begleitende Wunsch, sich für deren Linderung einzusetzen, sowie spirituelles Bewusstsein der persönlichen Tragödie eines anderen oder anderer und selbstlose Zärtlichkeit für die Betroffenen.“ Während diese Definition scheinbar die Idee des buddhistischen Mitleids erklärt, ist sie dennoch unzulänglich, wegen der Unterscheidung von Selbst und Anderen, denn im Buddhismus geht Mitleid über jegliche Trennung zwischen Selbst und Anderen hinaus und in die Welt vollständiger Identität. Die Grundbedeutung von „Sorge“ in daihi oder „klagen“ in maha-karuna versucht genau das Gleiche zu zeigen, dass nämlich Elend, Leiden oder persönliche Tragödie eines anderen gleichzeitig mein eigenes Leiden ist. Ein solches nicht trennendes Mitleid wird von prajña geleitet, einer Weisheit, die normales Denken und Fühlen übersteigt und sich in nicht trennender Wahrnehmung bewegt, (nirvikalpajñāna) [無分別智 wisdom with perception of non-discrimination, ] * Dôgyô, dôbo 同行, 同房, 同坊 fellow-practitioner Mitübender, Dharma-Freund Das ist ein Begriff für Menschen, die das gemeinsame Ziel der Erleuchtung haben und zusammen den Weg des Dharma gehen. Er wird besonders mit Shin-Buddhisten in Verbindung gebracht, bei denen ein es starkes Gemeinschaftsgefühl gibt, hervorgerufen von Amidas Mitleid, das niemanden ausschließt. Der Begriff zeigt besonders die Überwindung all der Barrieren, die vom traditionellen Buddhismus errichtet wurden, der gewisse Leute anders als andere ansieht. Der Shin-Buddhismus kennt keinen Unterschied zwischen Priestern und Laien, Geschlechtern, sozialem Status, Lernen, Intelligenz, und moralischer Tugend, wenn es sich um Errettung oder Erleuchtung handelt, die durch die Tugend des Ursprünglichen Gelübdes erfolgt. Shinran sagte selbst, er habe keine Schüler; dafür nannte er jeden seinen Dharma-Freund. * 3 Ekô 回向 giving and being given Geben und Nehmen Der Begriff “ekô” lässt sich nicht vollständig ins Englische übersetzen. Die Schriftzeichen bedeuten „turning over“ überreichen, „redirecting“ umadressieren oder „giving to another“ einander geben. Er wird gewöhnlich als „merit-transference“ Verdienstübertragung übersetzt. Das Konzept von ekô entstand in der Bodhisattva-Tradition, in der religiöse Praktiken nicht nur für das eigene Wohl, sondern auch für das Wohl der anderen geübt werden. Der intensive Wunsch oder das Gelübde eines Bodhisattvas bezieht sich auf die moralische Erhebung aller Wesen, was traditionell als „going out from birth-and-death“, (Geburt und Tod überwinden), bezeichnet wurde. Deshalb ist es nur natürlich, dass er seine Vervollkommnungen mit anderen teilt. Dieses Teilhabenlassen oder Übergeben bedeutet jedoch keineswegs so etwas wie ein Opfer, wie man annehmen könnte, denn es ist ein Akt des Mitleids, ausgeführt in nicht trennendem Denken und Fühlen. In anderen buddhistischen Schulen bedeutet ekô, dass eigene Verdienste für die eigene Erleuchtung und für die eines anderen verwendet werden können. Im traditionellen JôdoBuddhismus, der sich praktisch den ungeheuren Schwierigkeiten des Bodhisattva-Pfades gegenüber sah, bedeutet ekô, dass die eigenen unzulänglichen Verdienste nicht auf andere übertragen wurden, sondern dem Erreichen der Geburt in Buddhas Land dienten, wo man Erleuchtung erlangen konnte, um dann in diese Welt zurückzukehren und hier für die Rettung aller Wesen zu arbeiten. Shinran jedoch sah ekô von einer entgegengesetzten Seite und benutzte den Begriff, um damit kund zu tun, dass die Erleuchteten (Amida) ihre Verdienste den übenden Menschen überlassen. So heißt es, dass das von uns Verwirklichtete Nembutsu und shinjin von der anderen Kraft gegeben wurden. Er spricht von zwei Arten der Übertragung: ausgehendes ekô (d.h. vom Bereich Geburt-und-Tod ausgehend), welches sich auf die Geburt in Buddhas Land auswirkt und (in den Bereich von Geburt-und-Tod) zurückkehrendes ekô, das ihn [den Menschen] befähigt, für die Rettung aller Wesen in diese profane Welt zurückzukehren. Beide Aktivitäten sind das Ergebnis von Amidas Wirken, d.h., es ist eine Gabe von Amida. * Fukashigi 不可思議 inconceivable das Unbegreifliche Was über das begriffliche Verstehen hinausgeht, das Unbegreifliche, war die normale Übersetzung für fukashigi; und das stimmt so, wenn man es richtig versteht. Es bedeutet, dass etwas mit herkömmlichen Mitteln nicht verstanden werden kann. Trotzdem ist es im Bewusstsein des Menschen. Aber das Bewusstsein kann nicht seine Tiefe erschöpfen, da sie unergründlich ist. So bedeutet fukashigi, dass etwas gewusst werden kann, aber kein Objekt für die intellektuelle Analyse ist. Aus diesem Grunde wird davor gewarnt, die Bedeutung von „no selfworking is true working - keine Eigenkraft ist die Andere Kraft“ zu erklären. Eine passende Übersetzung könnte „Mysterium“ sein, aber dann würde es mit Rätselhaftigkeit und Mystifikation im allgemeinen Sprachgebrauch verbunden werden. Deshalb sollte „Mysterium“ mit Vorsicht benutzt werden. * 4 Futaiten 不退位 non-retrogression sk. avaivartika Nicht -Zurückfallen Die Verwirklichung von shinjin bedeutet, dass man in den Ozean von Amidas Ursprüngliches Gelübde eingetaucht ist, so dass „die lange Nacht von Geburt-und-Tod schon zu Ende geht.“ Das wird auch ausgedrückt mit „von Amida angenommen und niemals mehr verlassen werden“ und mit „in die Gemeinschaft der wahrhaftig Aufgenommenen eintreten.“ Shinran nennt dies den „Zustand des Nicht-Zurückfallens“ (avaivartika). Ursprünglich benutzte man diesen Ausdruck für den Bodhisattva auf seinem Wege zur Erleuchtung, der niemals zurückfallen wird, weil er die Soheit (selbst) als nicht-unterscheidend verstanden hat, d.h., er hat schon das andere Ufer vom Nirvana erreicht, obgleich er noch in der unterscheidenden Welt lebt. Siehe auch Shojoju! * Gi 義 selfworking (jiriki) 自力 and Other Power (tariki) 他力 Eigenkraft und Andere Kraft [siehe auch jiriki und tariki] Der ursprüngliche Ausdruck gi hat mehrere Nebenbedeutungen: Vernunft, Bedeutung, Rechtfertigung, Prinzip, Gerechtigkeit, Loyalität usw. Shinran benutzt gi , um zwei sich gegenüberstehende Realitäten zu bezeichnen: erstens das mentale, emotionale und willentliche Bemühen eines unerleuchteten Menschen (selfpower, Eigenkraft), um Amidas Ursprüngliches Gelübde zu ergründen, das begriffliches Verstehen überschreitet; das wird als Eigenkraft („selfworking“) übersetzt; zweitens die grenzenlose Tätigkeit von Amidas Ursprünglichem Gelübde (Other Power; Andere Kraft), die den in blinden Leidenschaften gefangenen Menschen mit wahrer Weisheit und Mitleid erfüllt; das wird als wahres Wirken („true working“) übersetzt. So wird der paradoxe Satz: „mu-gi wo motte gi to su“ (wörtlich kein Wirken ist Wirken) übersetzt mit „Keine Eigenkraft ist wahre Kraft“ („No selfworking is true working“) Das besagt: Wo es keine Tätigkeit des Ego mehr gibt, offenbart sich die wahre Aktivität von Amidas Mitleid. * Gogyakuzai 五逆罪 fife grave offences Die fünf schweren Vergehen Die frühe Tradition zählt sie auf als: 1. seine Mutter töten 2. seinen Vater töten 3. einen Arhat töten 4. Blut aus dem Körper eines Buddha vergießen 5. die Harmonie der Mönchsgemeinde zerstören Eine andere Tradition gibt sie so an: 1. Stupas und Tempel zerstören, Sutras und buddhistische Bildnisse verbrennen, die drei Schätze rauben, andere zu solchen Taten anstiften oder sich darüber freuen 2. Schüler und einzelne Buddhas der Mahayana-Lehre oder die Lehre selbst verleumden 3. die Praxis eines Mönchs stören, einen Mönch ermorden 4. eine der fünf Straftaten der frühen Tradition begehen 5. die zehn Überschreitungen begehen mit der Überzeugung, dass es keine karmischen Folgen haben wird und man keine Furcht vor dem nächsten Leben haben muss. Diese Einstellungen anderen vermitteln. * 5 Gonkyô 権教 accommodated teachings Angepasste Lehren Lehren, die individuellen Bedürfnissen und dem Grad des Verständnisses [der Schüler] angepasst sind. Im Gegensatz dazu gibt es die „wirkliche“ Lehre, die direkter Ausdruck der Wahrheit ist. Der ursprüngliche Begriff gon bezieht sich auch auf die Erscheinung der Buddhas in ihrer zeitlichen Form; dieser etwas andere Gebrauch findet sich in Brief Nr. 1. * Gyô 行 religious practice Religiöse Praxis Anders als religiösen Traditionen, welche „faith“, den Glauben, betonen, hat der Buddhismus religiöse Praxis als notwendig für die Erleuchtung betrachtet. Eine geläufige Form im Mahayana-Buddhismus, hat vier Stufen: 1. reiner Glaube an die Gültigkeit der Lehre, 2. Intellektuelles Verstehen der Inhalte der Lehre, 3. religiöse Praxis, welche die Lehre in unser Sein hineinnimmt und 4. das höchste Erreichen der Erleuchtung. Es gibt zwei Hauptarten religiöser Praxis: meditative und nicht meditative. Meditative Praxis schließt alle Formen zielstrebiger Konzentration ein, ob im Lotussitz, in der Geh-Meditation, beim Singen (Chanten) von Mantras, durch Visualisation von Mandalas und Budda-Bildern usw. Nicht-meditative Praktiken enthalten die Beachtung von Grundsätzen, selbstloses Geben, tägliches Gebet und andere Formen religiöser Rituale. Shinran lehnt diese als „Allerweltspraktiken, die nicht zu wirklicher Erleuchtung führen können, ab. Für ihn besteht die einzig authentische religiöse Praxis aus den unzählige Äonen dauernden Anstrengungen, den Gedanken, der Disziplin und der Verdienste des Dharmakara Bodhisattva, also des Buddha Amida. So ist die einzige wahre religiöse Praxis, die zur Erleuchtung führt, die des Buddha, und der Mensch nimmt teil an seinen Errungenschaften, indem er das Nembutsu spricht. Diese Praxis hat Amida extra ausgesucht als hervorragend passend und wirksam für alle Menschen in allen Zeitaltern. So nennt man das Sprechen des Nembutsu die „große Praxis“, weil es nicht eine menschliche Praxis, sondern die des Buddha ist. Wenn die Essenz dieser großen Praxis in Herz und Geist realisiert ist, wird das shinjin [wahres Herz] genannt. * Gyôja 行者 Practicer Praktiker Dieses im Englischen etwas ungewöhnlicher Wort wurde gewählt, um einen oft benutzten Ausdruck Shinrans zu übersetzen: „shinjin no gyôja“, Praktiker des Shinjin oder „nembutsu no gyôja“, Praktiker des Nembutsu. Damit wird betont, dass für einen Shin-Buddhisten das Feld religiöser Praxis das tägliche Leben ist mit Pflichten und Verantwortung, persönlichem und sozialen Engagement, sowie emotionalen und körperlichen Handlungen! Für alle, die im täglichen Leben stehen und deshalb keine mönchischen Praktiken ausüben können, stellen Shinjin und Nembutsu in der Tat die einzige Praxis dar, sich von Geburt-undTod zu befreien und die Buddhaschaft erreichen zu können. * 6 Hakarai 計らい calculation + 図らい planning Berechnung Das Schriftzeichen 計 hakaru bedeutet berechnen. Das Schriftzeichen 図 hakaru bedeutet entwerfen oder arrangieren. Shinran benutzt beide Versionen von hakarai. 計 ist die Berechnung der fühlenden Wesen. Bevor jemand shinjin versteht, weiß er nicht, dass dies nur durch das Wirken des Ur-Gelübdes möglich ist; deshalb klammert er sich bewusst oder unbewusst an das, was er bei seinen Versuchen, Erleuchtung zu erfahren, tun zu müssen glaubt. Shinran nannte dieses unvermeidliche Blockieren des menschlichen Geistes hakarai und warnte entschieden davor. Denn shinjin ist völliges Vertrauen in das Ur-Gelübde, in dem kein hakarai zu finden ist. Wo Berechnungen irgendwelcher Art vorhanden sind, gibt es kein Erwachen zu Amidas Fürsorge; und wo es wahres Verständnis für Amidas Wirken gibt, existiert keinerlei menschliche Berechnung; beides schließt einander aus. Shinjin ist das völlige Negieren selbst gewollter Berechnung, und die grundlegende Idee des Buddhismus, die Ichlosigkeit, ist darin verwirklicht. Man sollte aber sorgfältig beachten, dass die Verneinung menschlicher Berechnung nicht bedeutet, dass man sich nicht anstrengen sollte, shinjin zu verwirklichen. Was verneint wird, ist das Festhalten am eigenen Ich, an Gedanken, Leistungen und Forderungen des selbstsüchtigen Herzens und Geistes. In verschiedenen Beispielen haben wir hakarai als planen oder argumentieren übersetzt. Die zweite Bedeutung von hakarai 図 ist Amidas Tun und Planen für die Menschen, was man erst richtig zu schätzen weiß, wenn menschliche Berechnung aufgehört hat und shinjin erreicht ist. * Henji 辺地 borderland Grenzland Grenzland hat die gleiche Bedeutung wie die Begriffe “Land der Trägheit”, “Mutterschoß des Buddha-Landes” und “Festung des Zweifels”. Sie alle beschreiben Gebiete, in die ReineLand-Buddhisten hineingeboren werden, die aber außerhalb des Buddha-Landes liegen. Sie sind für diejenigen, welche immer noch an der Selbstkraft festhalten und die noch das shinjin [Buddhanatur] der Anderen Kraft verstehen müssen. So werden sie im Grenzland geboren, das neben dem Buddha-Land liegt, oder im Lande der Trägheit, wo sie sich weiterhin in Selbstzufriedenheit gehen lassen können, oder im Mutterschoß des Buddha-Landes, wo sie ein eingeengtes Gesichtsfeld haben, als ob sie in einer Gebärmutter eingeschlossen sind, oder in der Festung des Zweifels, wo sie in ihre eigenen selbstsüchtigen Unzuverlässigkeit gefangen sind. * 7 Hôben 方便 compassionate means sk. upāya Fürsorgliches Mittel, (mitfühlendes, geschicktes, hilfreiches Mittel) Das originale upāya im Sanskrit bedeutet „nahe kommen“, „sich nähern“ und weiter „Mittel“, „Zweckdienlichkeit“. Im Buddhismus verwendet man Hôben in zwei verschiedenen Bedeutungen: 1. die Praxis, durch die ein Mensch Buddhaschaft erlangen kann und 2. die geschickten [skilful] Mittel, welche Buddhas benutzen, um fühlende Wesen zu lehren und zur Erleuchtung zu bringen. Im Shin-Buddhismus beziehen sich „geschickte Mittel“ auf den Begriff der höchsten Realität, welche in der Welt der Relativität jenseits von Zeit und Form existiert, d. h. auf den Gesetzeskörper (Dharma-Körper, Dharma-Body) als Soheit (suchness) im Bereich von Geburt und Tod und damit im Bereich beschreibbaren menschlichen Verständnisses. So wird also Amida mit seinem ursprünglichen Gelübde, seinem Namen [namu Amida Buddha] und seinem [Reinen] Land als Gesetzeskörper (Dharma-Körper, Dharma Body) und als mitfühlendes Mittel beschrieben, welches die Rettung und Erleuchtung aller Lebewesen möglich macht. In diesem Falle jedoch wird „Gesetzeskörper als mitfühlendes Mittel“ für dasselbe gehalten wie „Gesetzeskörper als Soheit (suchness)“. Deshalb werden mitfühlende Mittel nicht als zweitrangig sondern als essentiell für unseren Eintritt in den Ozean von Amidas Gelübde und die höchste Erleuchtung gesehen. Dieser Begriff „Gesetzeskörper“ wird auch für „geschickte Mittel“ benutzt, wie sie als Praktiken im 19. und 20. Gelübde beschrieben sind, mit denen Amida Praktizierende der Eigenkraft [Jiriki] zum shinjin der Anderen Kraft [Tariki] leitet, die jenseits aller Eigenkraft liegt. * Hongan 本願 Primal Vow sk. pûrva-pranidhana 前願 Das Ursprüngliche Gelübde Das Ursprüngliche Gelübde ist eine dynamische Lebenskraft. Sie befähigt jedes fühlende Wesen dazu, die höchste Erleuchtungsarbeit zu leisten. Sie erschien in der Person des Buddha Shakamuni, der dazu bewegt wurde, das Larger-Sukkhavati-Sutra darzulegen, welches zum ersten Mal in der Geschichte diese Lebenskraft als Ursprüngliches Gelübde des Buddhas des Unermesslichen Lebens und Lichts enthüllte. Aber das Sanskrit-Original, pûrva-pranidhāna, beinhaltet, dass das Ursprüngliche Gelübde vor (vor = pûrva) den frühesten Wesen bestand und dass es die Basis eines jeden Wesens ist. Es führt sie zur Selbsterkenntnis der bodenlosen Tiefe, das heißt des Gesetzeskörpers als Soheit. In anderen Worten, das Ursprüngliche Gelübde ist das Wirken von Buddha Amida, wobei der Gesetzeskörper als hilfreiches Mittel dient. Es entsteigt der tiefsten Quelle des Lebens selbst und lässt das intensive Verlangen, den Wunsch oder die Bitte entstehen, alle Wesen vom Gewicht des karmischen Bösen im Ozean von Geburt-und-Tod zu befreien. Das Zeitlose hat sich in der anfangslosen Vergangenheit vor zehn Kalpas in der Zeit manifestiert. Das wird in dem Larger Sutra gelehrt, deren chinesische Übersetzung Samghavarman (j. Kosogai) in der Wu-Dnastie (252 n.Chr.) zugeschrieben wird. Dies sind die 48 Gelübde des Amida, deren wichtigstes das 18. Gelübde ist. Hongan wurde als Original Vow, Original Prayer usw. ins Englische übersetzt, deutsch: Ürsprüngliches Gelübde. Aber „Ursprüngliches Gelübde“ wird bevorzugt, weil für die Doppelbedeutung von pûrva das Wort „ursprünglich“ (primal) nahe gelegt wird, welches in Webster’s Third International Dictionary definiert wird als: 1. zur Anfangsperiode gehörend, original, primitiv 2. höchste Wichtigkeit, fundamental, hauptsächlich. Das Ursprüngliche Gelübde fand jedoch vor der Anfangsperiode statt, vor der Zeit, und das ist viel ursprünglicher als „fundamental“. Es drückt tatsächlich das aus, was sogar vor dem ersten * Wort kommt 8 Hosshin 法身 Dharma-body sk. dharmakāya Gesetzeskörper, Dharma-Körper D.T. Suzuki erklärt diesen Begriff so: „kāya“, d.h. „Körper“, ist ein wichtiger Begriff der buddhistischen Theorie der Realität. „Dharmakāya“ wird gewöhnlich mit „Gesetzeskörper“ übersetzt. Dabei wird „dharma“ im Sinne von Gesetz, Organisation, Systematisierung oder regulatives Prinzip gebraucht. Aber in Wirklichkeit hat „dharma“ im Buddhismus eine viel umfassendere Bedeutung. Besonders wenn „dharma“ mit „kāya“ verbunden ist („dharmakāya“), enthält es die Vorstellung von „Persönlichkeit“. Die höchste Realität ist nicht eine bloße Abstraktion, sondern sie ist sehr lebendig mit Sinnen, Intelligenz und vor allem mit Liebe, gereinigt von menschlicher Schwäche und Verschmutzung. Dharmakāya ‚besitzt’ nicht Weisheit und Mitgefühl, er ist Weisheit und Mitgefühl, da jede Phase seines Seins einem speziellen Zweck dient. Es wäre ein Missverstehen, ihn als etwas anzusehen, was irgendwie der menschlichen Vorstellung eines Mannes ähnelt, Er hat keinen Körper in dem Sinne, wie wir einen menschlichen Körper haben. Er ist Geist, ein Feld der Tätigkeit, wenn wir diese Form des Ausdrucks verwenden, in der Weisheit und Mitgefühl miteinander verschmolzen und ineinander transformiert sind und so das Prinzip des Lebens in der Welt von Gefühl und Intellekt darstellen. (The Essence of Buddhism, p.47) Der ShinBuddhismus sieht zwei Aspekte im Gesetzeskörper: erstens der Gesetzeskörper als Soheit (suchness) und zweitens der Gesetzeskörper als mitfühlendes Mittel. Der Gesetzeskörper als Soheit ist formlos und namenlos, er übersteigt die Fähigkeit eines normalen Geistes, ihn zu verstehen oder darüber zu sprechen. Deshalb zeigt er sich in der Form des Gesetzeskörpers als mitfühlendes Mittel, das, indem es die 48 Gelübde erfüllt, zu Amida Buddha wird. Amida wird verschiedentlich als „erfüllter Körper“ (fulfilled body), „Belohnungskörper“ (reward body, recompens body) usw. beschrieben, wobei alle die Erfüllung der zahllosen Erfordernisse für die Rettung aller Wesen hervorheben. Um die Beziehung zwischen diesen beiden Aspekten des Gesetzeskörpers zu erklären, zitiert Shinran im Kyôgyôshinshô [教行信 証] die folgende Passsage aus T’an-luans Kommentar zu Vasubandhus Abhandlung über das Buddha-Land: „Bei Buddhas und Bodhisattvas gibt es zwei Aspekte des Gesetzeskörpers: der Gesetzeskörper als Soheit und der Gesetzeskörper als fürsorgliches Mittel. Der Gesetzeskörper als fürsorgliches Mittel entspringt dem Gesetzeskörper als Soheit. und der Gesetzeskörper als Soheit erscheint [im Bereich menschlichen Verständnisses] als Gesetzeskörper der fürsorglichen Mittel. Diese beiden Aspekte des Gesetzeskörpers sind verschieden aber untrennbar; sie sind eins aber nicht identisch. * 9 Hôzô-Bosatsu 法蔵菩薩 sk. Dharmakara Bosatsu Dharmakara Der Bodhisattva Dharmakara legte das Gelübde ab alle fühlenden Wesen im Universum durch deren Anrufung seines Namens zu retten. Durch die Erfüllung dieses Gelübdes wurde er zum Buddha Amida. Amidas Gelübde ist eigentlich das Gelübde des Bodhisattvas Dharmakara. Die Geschichte des Dharmakara zeigt, dass Amida kein statisches Symbol der absoluten Wahrheit ist, sondern der Ausfluß des ewigwährenden Wirkens von Mitgefühl, das den Kern des Mahayana-Buddhismus bildet. Der Gesetzeskörper der Soheit, dieses Wirken mit fürsorglichen Mitteln der höchsten Realität, ist eine der Phasen von jinen. Shinran stellt fest:“ Indem aus dem (formlosen) Schatz-Ozean der Soheit (treasure ocean of suchness) eine Form entstand, die sich Bodhisattva Dharmakara nannte und die ein sich frei entfaltendes Gelübde sprach, wurde Dharmakara zum Buddha Amida. Deshalb wird er der Tathagata des erfüllten Körpers (fulfilled body) genannt [ sk. sambhogakâya ]. Dieser Tathagata ist der Gesetzeskörper als mitfühlendes Mittel, welcher Form angenommen hat, einen Namen verkündet und lebende Wesen sich dessen bewusst werden lässt. Das ist der Buddha Amida. (Ichinen-tanen mon’i) * Ichi-nen 一念 one moment nen = Idee, Gedanke, Sinn, Wunsch, concern, care Ein Moment „Ein Moment“ ist ein wesentlicher Begriff im Shin-Wortschatz. Er wird gebraucht in Ausdrücken wie „ein Moment von shinjin“ und „ein Moment von Nembutsu“. Dieser Moment ist nicht irgendein Moment im herkömmlichen Sinne; es ist die kürzeste mögliche Zeitdauer an der äußersten Grenze von Zeit und dennoch im Zeitbereich, verbunden mit der Zeitlosigkeit. In einem solchen Zeitpunkt kehrt das Herzwasser eines fühlenden Wesens, ob gut oder schlecht, in den Ozean des Gelübdes zurück, dringt in Buddhas Herz und Geist ein und erhält den gleichen Geschmack wie diese. Mit anderen Worten: Hier vereint sich der Geist des unwissenden Wesens mit dem Geist des Buddhas. Dabei nimmt der befleckte Geist, so wie er gerade ist, die Qualität von Buddhas Geist an. Die Einheit von Zeit und Zeitlosigkeit oder deren einziger Geschmack tritt hier auf und bildet die Essenz von shinjin. Ihr Auftauchen wird „der eine Moment des Erwachens von shinjin“ (ichinen hokki) genannt. So ist der Moment des Erwachens von shinjin und der Moment des Nembutsu-Sprechens innerhalb und außerhalb der Zeit. Es ist erfüllte, reiche, reife Zeit, die von der Zeitlosigkeit durchdrungen ist. Ichi-nen bedeutet auch „ein Gedanke“, wobei der Gedanke in Einheit des Herzens (singleheartedness), frei von Zweifel und Zögern, gemeint ist. * 10 Jinen 自然 Natur (wie von selbst) Jinen, als Amidas Gelübde, wirkt dahin, dass „sich jeder dem Gelübde mit dem Nembutsu anvertraut und in Buddhas Land empfangen wird. Nichts davon geschieht durch die Berechnung des Praktizierenden.“ Es bringt uns zur Erkenntnis des shinjin, und das bedeutet, dass wir das Stadium des Nicht-Zurückfallens erreicht haben. Shinran erklärt im Zusammenhang mit der Erkenntnis des shinjin: Erschaffen zu sein, um so zu werden, bedeutet, dass ohne jegliche Berechnung des Übenden sein schlechtes Karma aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in gutes (in Buddhas Tugenden) transformiert wird. (Yuishinshomon’i) Darüber hinaus wird ein Mensch des shinjin notwendigerweise in Buddhas Land geboren. Auch das ist das Wirken von jinen. Bei Shinran bedeutet „Geburt erlangen“ das absolute Nirvana erkennen, und er nennt es „zur Hauptstadt der Dharma-Natur zurückkehren“. Tatsächlich bedeutet es, zum höchsten Buddha zu werden. „Wenn ein Mensch diese Erleuchtung erreicht, entwickeln große Liebe und großes Mitleid unverzüglich ihre Fülle in ihm, und er kehrt in das Meer von Geburt-und-Tod zurück, um die fühlenden Wesen zu retten. (Yuishinsho-mon’i) Vom Standpunkt des Übenden aus gesehen bedeutet jinen, das Wirken des Ursprünglichen Gelübdes, die Ablehnung jeglicher Berechnung. Das bedeutet, dass er durch jinen gerettet wird, ohne sich von blinden Leidenschaften zu befreien. Jinen bedeutet „Erschaffen zu sein, um so zu werden“. Das heißt, ohne irgendeine Berechnung des Praktizierenden wird sein ganzes schlechtes Karma aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in gutes transformiert, (in Buddhas Tugenden). Transformiert bedeutet, dass schlechtes Karma nicht ausgelöscht, sondern in gutes verwandelt wird. (Yuishinsho-mon’i) * Jinen-hôni 自然 法爾 Natur (wie von selbst) + nach dem Gesetz Wie Shinran im Brief Nr. 5 feststellt, ist jinen [die Natur] der höchste Buddha. Es ist ein Begriff für die grundlegende Realität des Buddhismus. Er drückt die Soheit aus oder die Dinge-wie-sie-sind und ist frei von der Gefangenschaft durch Geburt-und-Tod. Jinen bedeutet also das, was jenseits von Form und Zeit und jenseits menschlichen Intellekts und menschlicher Arbeit ist. Er ist mit anderen Worten Gesetzeskörper als Soheit, welcher “die Herzen und den Geist im Ozean aller Wesen füllt.“ (Yuishinsho-mon’i = 唯心書聞い). Das Erwachen zu diesem Dharma-Körper als Soheit bedeutet zum Buddha werden. Für den Menschen ist es unmöglich, den Dharma-Körper mittels menschlicher Berechnung zu erkennen. Dennoch arbeitet er im Menschen als Dharma-Körper in Form fürsorglicher Mittel, um sich bemerkbar zu machen. Dieses Wirken wird von Shinran auch jinen genannt; damit erklärt er die Bedeutung von jinen als: „nicht durch Berechnung des Übenden wird man so; der Mensch wurde erschaffen, so zu werden.“ Sein Synonym hôni bedeutet: „man wird so durch die Tugend dieses Dharmas (d.h. des Gelübdes).“ Beides bezieht sich darauf, dass jemand in Buddhas Land geboren wird und durch das Wirken von jinen als Ursprüngliches Gelübde in den höchsten Buddha eingeht. Obgleich andere Richtungen des Buddhismus die Auffassung vertreten, dass die Buddhaschaft des Dharma-Körpers als Soheit mit dem jetzigen [menschlichen] Körper zu erreichen ist, erkennt der Shin-Buddhist die menschlichen Bedingungen als lebendes Wesen und lässt das vollständige Erlangen erst bei der Geburt in Buddhas Land des Dharma-Körpers als fürsorgliches Mittel beim Tode geschehen. Jinen arbeitet jedoch ständig im Menschen, 11 und es ist auch eine Art von Erlangen, wenn man zu diesem Wirken erwacht und es erlebt, d.h., wenn einem shinjin bewusst wird. Shinran nennt es „die Dämmerung der langen Nacht der Unwissenheit.“ Shinran sagt:“ Von Anfang an ist man dazu erschaffen, so zu werden.“ „So zu werden“ kann man als verschiedene Aspekte eines Prozesses auffassen. * Jiriki 自力 Selfpower Eigenkraft [siehe auch Gi] Es besteht der Irrglaube, dass man durch berechnende Anstrengung die Erleuchtung erlangen kann. Nach Shinran “versucht die Eigenkraft die Geburt zu erreichen, indem sie gemäß ihrer besonderen Umstände und Möglichkeiten die Namen anderer Buddhas als Amida anruft, gute Taten vollbringt, aber nicht das Nembutsu spricht. Man will würdig sein, indem man die Verwirrung in seinen Taten, Worten und Gedanken beseitigt. Im Vertrauen auf die eigenen Kräfte lässt man sich durch seine eigenen Berechnungen leiten.“ (Brief Nr. 2) Was abgelehnt werden sollte, ist nicht das Bemühen, ein religiöses Leben zu führen, sondern Selbstbetrug und falsches Vertrauen, die damit verbunden sind. * Jôdo 浄土 Buddha Land, Pure Land sk. Buddha ksetra Buddha-Land, Reines Land Jôdo wird besser als „Buddha-Land“ übersetzt, früher übersetzte man es als „Reines Land“ (Pure Land or Pure Realm, um seinen Grundcharakter hervorzuheben als das Reich der erleuchteten Wesen. Für Shinran war die Realität des Erleuchtungslandes das Vollkommenerleuchtet-Sein. Diese Land des Amida Buddha wird auch „das erfüllte Land“ (fulfilled land) oder „das wahre Land der Erfüllung“ (the true land of fulfilment) genannt, weil es als Resultat der erfüllten 48 Gelübde eingerichtet wurde. Es unterscheidet sich von dem „Land des wunderbaren Körpers“; das ist ein zeitlich begrenzter Ort, der zum erfüllten Land hinleitet. * 12 Jôdo-shinshû 浄土眞宗 Shin-Buddhismus Shin-Buddhismus Jôdo-shinshû wurde von Shinran benutzt, um die wahre Essenz der Jôdo-Lehre seines Meisters Hônen zu beschreiben. Shinrans Nachfolger benutzten diesen Ausdruck jedoch als Namen für ihre Schule, deren Gründer Shinran ist. So unterschieden sie sich von anderen Jôdo-Schulen, die auch den Anspruch erhoben, Hônens Lehren weiterzugeben. Heute hat der Shin-Buddhismus die meisten Anhänger aller japanischen Schulen. Der Reine-Land-Buddhismus beginnt mit den drei Mahayana-Sutren: 1. 無量壽経 無量壽 sk. Amitāyus (Dai) muryôju kyô Larger Sukhāvatî-Sûtra, Larger Sutra of Immeasurable Life das größere Sutra des unermesslichen Lebens 2. 観無量壽経 Meditation Sutra sk. Amitāyur-dhyāna-Sûtra Kanmuryôju-kyô 3. 阿弥陀経 Amida kyô Smaller Sukhāvatî-Sûtra, Smaller Sutra of Immeasurable Life das kleinere Sutra des unermesslichen Lebens Reine-Land-Praktiken, wie das Anrufen von Amidas Namen oder die Besonderheiten des Buddha-Landes zu betrachten, werden oft in den verschiedenen buddhistischen Schulen in Ost-Asien angewendet. Der Jôdo-Buddhismus jedoch bezieht sich auf die unabhängige JôdoSchule, die 1175 von Hônen auf der Grundlage, dass das Nembutsu die Praxis ist, welche Amida für die Menschen vorgegeben hat, gegründet wurde. Alle anderen Übungen werden als unzulänglich abgelehnt. * Ju-aku 十悪 ten transgressions Die 10 Überschreitungen Überschreitungen heißen die buddhistischen Vorschriften gegen : 1.) Leben zerstören, 2.) Diebstahl, 3.) Ehebruch, 4.) Lügen, 5.) harte Worte, 6.) schlecht über andere sprechen, 7.) müßiges Geschwätz, 8.) Gier, 9.) Zorn und Ärger, 10.) falsche Ansichten. * 13 Kongô-shin 金剛心 diamond-like heart and mind kongô = sk. vajra Diamant-Herz Der Diamant ist im Mahayana-Buddhismus eine beliebte Metapher für die unbezwingbare und unzerstörbare Weisheit der Bodhisattvas. Sie kann alle Formen des Bösen brechen, sowohl innen als auch außen. Auf dem Wege der Weisen wird diese Metapher gebraucht, um die große Macht von prajñā [Weisheit] zu bezeichnen. Diese Weisheit wirkt auf der letzten Etappe der Bodhisattvas, um die tiefste Wurzel des Festhaltens an Geburt-und-Tod abzuschneiden. In Shinrans Lehre wird prajñā benutzt, um zu zeigen, dass Geist und Herz einer Shinjin-Person unerschütterlich und unzerstörbar sind, nicht wegen unserer starken Überzeugung, unseres festen Glaubens oder unserer Härte, sondern weil ihre Essenz die Andere Kraft (Other Power, Tariki) ist. * Mujô-nehan 無上涅槃 supreme nirvana sk. nirvāna Das höchste Nirvana Nirvana ist das Ziel des buddhistischen Lebens, wo das falsche Selbst vernichtet wird, um sich niemals wieder zu erheben. Ein neues Wesen mit wahrem Mitleid und wahrer Weisheit, das sich um das Wohlergehen aller Wesen kümmert, wird geboren. Das höchste Nirvana unterscheidet sich vom Nirvana durch persönliche Befreiung. * Myôgô 名号, nembutsu 念仏、 Name、 sk. namadheya j. namu-amida-butsu (南無阿弥陀仏), ch. namo omito fu, sk. Namah Amitābha d. Namu Amida Buddha der Name Das ursprüngliche Sanskrit „namadheya“ bedeutet einfach „Name“ eines Buddhas oder Bodhisattvas. Aber im Shin-Buddhismus hat dieser Ausdruck eine besondere Bedeutung, deshalb wird er mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Man könnte denken, dass „Amida Buddha“ der Name ist, aber der Name ist „Namu-Amida-Butsu“ [Namu Amida Buddha]. Der Unterschied zwischen Name und Name ist, dass der Name das Wort „namu“ als notwendiges grundlegendes Teil enthält. „Namu“ bedeutet gerufen werden und von Buddha in sein Land eingeladen werden. Man ist dazu erschaffen, Amidas Ursprünglichem Gelübde, das für einen selbst erfüllt wurde, völlig zu vertrauen. Deshalb ist „Namu“ ein entscheidender Teil der Erleuchtung, die vom Buddha Amida verwirklicht wird. Die Einfügung in seinen Namen enthüllt die vollkommene Natur von Amidas Mitleid. Wenn der Name gesprochen wird, so ist da weder ein bittendes Gebet noch eine magische Formel, sondern es ist Amidas Ruf und die Erkenntnis dieses Rufes durch den Menschen. Mit anderen Worten, wenn der Name mit Amidas tiefem Wunsch für den Menschen auf diesen einwirkt und als shinjin Wirkung zeigt, fließt er weiter als Namu-Amida-Butsu [Namu Amida Buddha]. Hier gibt es keinen Raum für irgendeine Form des Zweifels, Zögerns oder eigenwilliger Berechnung. * 14 Nyorai 如来 thus-come sk. tathāgata Tathagata, (Buddha) Jinjippô-mugekô-nyorai 尽十方無碍光 Tathāgata of unhindered light Tathagata des ungehinderten Lichts Der Tathagata des ungehinderten Lichts füllt die 10 Richtungen [mit seinem Licht]. Der Name Jinjippô-mugekô-nyorai ist ein Synonym für Buddha Amida, manchmal abgekürzt zu Ungehindertes Licht. Nach Shinran ist Licht die Form oder die Erscheinung der transzendentalen Weisheit; weil dieses durchdringende Licht nichts hemmen oder hindern kann, wird es ungehindertes Licht genannt. Dieses ungehinderte Licht füllt das ganze Universum in den 10 Richtungen, die sich auf die acht Hauptrichtungen des Kompasses, den Nadir [unten] und den Zenit [oben] beziehen. Das ungehinderte Licht wirkt auf den Menschen, und seine Funktion hat verschieden Stadien: Es erleuchtet und durchleuchtet die härteste Substanz in der Welt: das blinde, eigensinnige Festhalten am falschen Ego, entstanden in zahllosen Zeiträumen. Es schmilzt diese härteste Substanz in der Welt und formt sie um in ein Wesen, dessen Geist und Körper geschmeidig und elastisch ist. Es nährt ein neues Wesen, eine Person des shinjin, die notwendigerweise und unverzichtbar die Buddhaschaft erreicht hat. * Nyorai ni hitoshi 如来に等 equal to Tathāgatas Dem Tathāgatas gleich Sogar wenn man ein Wesen mit schlechtem Karma ist, sind Herz und Geist so wie die von Tathāgatas, wenn man ohne jegliche Form von eigenwilliger Berechnung dem Ursprünglichen Gelübde vollkommen vertraut, Das ist möglich, weil dieses Vertrauen (shinjin) nichts anderes bedeutet. als dass Herz und Geist des Buddha Amida im Menschen wirken. Um dies zu veranschaulichen, sagt Shinran, dass Herz und Geist einer shinjin-Person immer in Buddhas Land sind, obgleich ihr Körper in der relativen Welt der Befleckung verharrt. Das soll aber nicht heißen, dass es eine Dualität von Körper und Geist gibt, oder dass der Geist sich vom Körper löst und in ein entferntes Buddha-Land geht. * Nembutsu (ねんぶつ ) 念仏 nembutsu, (Name) sk. namadheya j. Namu-Amida-Butsu (南無阿弥陀仏), ch. namo omito fu, sk. Namah Amitābha d. Namu Amida Buddha Nembutsu Dieser Begriff hat im historischen Buddhismus verschiedene Bedeutungen. Das liegt an den unterschiedlichen Nebenbedeutungen von „nen“ (meditieren, denken, aussprechen usw.) Meditiert wird über die speziellen Eigenschaften eines Buddha-Bildnisses, indem man den Gedanken an den Buddha festhält und den Namen ausspricht. Im Shin-Buddhismus gibt es zwei Bedeutungen: 1. der Name (myôgô) als die höchste Verwirklichung wahren Mitleids und 2. das Aussprechen dieses Namens: Namu-Amida-Butsu [Namu Amida Buddha]. [s, auch shinnen und myôgô] * 15 Oochô 大跳 leaping crosswise Kreuzweise springen Ooshô ist ein Begriff, den Shinran benutzt, um die sofortige Erleuchtung durch die Tugend des Ursprünglichen Gelübdes zu erlangen, im Gegensatz zur schrittweisen Entwicklung über lange Zeiträume, die erforderlich ist, wenn auf anderen Wegen als mit dem Nembutsu Erleuchtung erlangt werden soll. Shinran schreibt: „Im Zeitraum eines Moments, schnell und sofort springt man und erreicht die höchste wahre Erleuchtung. Deshalb heißt es „kreuzweis springen“. (Kyôgyoshinsho, SSZ II,73). Ôjô 往生 birth - to go to be born Wiedergeburt im Reinen Land Die Bedeutung dieses Schriftzeichens Ôjô ist: „gehen um geboren zu werden“. Früher verstand man darunter, dass man nach dem Tode einfach im Buddha-Land wiedergeboren wird. Aber für Shinran bedeutete es ausdrücklich: ‚Das Nirwana erreichen und zum höchsten Buddha werden“. Deshalb wird in Shinrans Schriften ‚Geburt’ beim Tode nicht nur als vollkommenes Erreichen der Erleuchtung im Buddha-Land verstanden, sondern auch als Verwirklichung von shinjin im Hier und Jetzt. Die natürliche Folge von shinjin ist die höchste Buddhaschaft. * Rinjû raikô [raigô] 臨終来迎 Amidas coming at the moment of death Dem Sterbenden erscheint der Buddha Amida, um ihn abzuholen. In traditionellen Formen des Buddhismus gibt es wichtige spirituelle Übungen mit Kontemplationen über verschiedene Aspekte der Buddhas. Das Erscheinen eines Buddhas vor einem ist das Zeichen dafür, dass man in eine tiefe Meditation gekommen ist und Kontakt hat zu dem Bereich der Erleuchtung. Im Reinen-Land-Buddhismus hat die Vision von Amida und einer Anzahl von Bodhisattvas im Moment des Todes eine ähnliche Bedeutung. Denn man glaubte, dass Amida beim Tode kommen würde, um den Nembutsu-Praktiker ins Reine Land zu holen. Bis zu Shinrans Zeit war dies die größte religiöse Sehnsucht der Reine-LandBuddhisten: das Kommen des Amida. Den Umständen und dem Bewusstseinszustand einer Person, die im Sterben lag, wurde entscheidende Bedeutung zugemessen. * 16 Senjaku hongan nembutsu shû 選澤本願念仏集 selected Primal Vow Ursprüngliches Gelübde mit Auswahl Gemäß des Larger Sutra durchsuchte Dharmakaya bei der Formulierung seines Gelübdes alle Buddha-Länder und wählte daraus die Qualitäten aus, die er für die besten hielt. Im Grunde erschuf er durch sein Ursprüngliches Gelübde ein Buddha-Land. Jedes der 48 Gelübde stellt die Auswahl eines bestimmten Merkmals des Landes dar. Zusammengenommen bilden diese die Struktur des Buddha-Landes. Hônen war es, der den Begriff senjaku für das Prinzip festlegte, das der speziellen Formulierung des Ursprünglichen Gelübdes zugrunde liegt. Im dritten Kapitel des senjaku-shû stellt Hônen fest: “Das Wort ‚auswählen’, das im „Dai Amida kyô“ vorkommt, bedeutet ‚aufnehmen’ und ‚zurückweisen’.“ Und er fährt fort, seine Anwendbarkeit auf individuelle Gelübde zu zeigen. Die Wichtigkeit von senjaku für die fühlenden Wesen liegt in seiner Interpretation des 18. Gelübdes; das ist die Zurückweisung aller anderen Praktiken und die Annahme des Nembutsu-Sprechens als die einzige Ursache für die Geburt in Amidas Land. Da dies der entscheidende Punkt in Hônens Lehre ist, weist senjaku hongan nur zum 18. Gelübde hin, in dem das Nembutsu als die ausgewählte Praxis festgelegt ist. * Sesshu-fusha 接取富者 being grasped and never abandoned Angenommen werden und nicht mehr verlassen werden Die englische Übersetzung zeigt nicht die genaue und angemessene Bedeutung des originalen Ausdrucks. Die ursprüngliche Bedeutung ist: wenn ein Mensch shinjin erlangt, erreicht ihn das wahre Mitleid Buddhas, und es ist unmöglich, dass er aufgegeben und verlassen wird, denn er ist über Geburt und Tod hinausgelangt. Nicht mehr verlassen werden heißt auch im Zustand des Nicht-Zurückfallens zu sein. Sesshu (being grasped – ergriffen werden) ist ein dynamischer Begriff mit verschiedenen Bedeutungen: die aktive und nicht zurückweisende Annahme aller Wesen, besonders derjenigen, die sich vom Gelübde abwenden, das Ergreifen aller Wesen ohne Diskriminierung und der unvermeidliche Akt, jedes Wesen vollkommen in das Herz des wahren Mitleids aufzunehmen. Der Mensch kann nicht die immense Größe der wahren mitleidigen Liebe verstehen (wegen jiriki 自力 Eigenkraft des Menschen); er kann nur vom wahren Mitleid ergriffen werden, (das ist das wahre Wirken Buddhas, tariki 他力). * Shojoju non-retrogression, truly settled ones Die nicht mehr zurückfallen, die wirklich Versorgten Der Ausdruck Shojoju beschreibt diejenigen, die ohne Hindernis Erleuchtung erlangen werden. Andere früher benutzte Übersetzungen enthalten Ausdrücke wie: die wirklich Gesicherten, die wirklich Bestimmten usw. Aber „die wirklich Versorgten“ [settled] wird vorgezogen, weil bei „Versicherte“ [assured] die Bestimmtheit des originalen Ausdrucks fehlt, „Bestimmte“ [determined] klingt willkürlich, erzwungen und unnatürlich. „Versorgte“ dagegen zeigt die Ganzheit, Natürlichkeit und Friedfertigkeit eines Menschen, dessen vollkommene Erleuchtung entschieden wurde und nur noch eine Frage der Zeit ist. Das Wort settled wurde ursprünglich dazu benutzt, einen Bodhisattva zu beschreiben, der ein Stadium erreicht hat, in dem Erleuchtung fraglos erreicht wird. In der Jôdo-Tradition bezog es sich auf die Wesen im Buddha-Land, die unfehlbar Erleuchtung erreichen werden, und zwar wegen der der idealen Umgebung, die dem religiösen Leben förderlich ist. Für Shinran jedoch sind die wirklich Versorgten diejenigen Menschen mit shinjin in diesem Leben, die hier und jetzt durch das Ursprüngliche Gelübde erweckt wurden. Sie werden auch beschrieben als Wesen im Stadium des Nicht-mehr-Zurückfallens (sk. nirvikalpa jñāna). Siehe auch Futaiten 不退位 ! * 17 Shinjin 信心 Das wahre Herz Shinjin ist die Verwirklichung der Anderen Kraft, in der menschliche Berechnung durch das Wirken von Buddha Amida weggelassen wird. Es bezeichnet die zentrale religiöse Erfahrung im Shin-Buddhismus. Wörtlich bedeutet es „das wahre, reale und aufrichtige Herz“ (makoto no kokoro), das uns vom Buddha Amida gegeben wird. Shinjin [Herz und Geist, heart -mind] hat zwei grundlegende Aspekte: eine nicht verschiedene Identität, bei der Herz und Geist von Amida und Herz und Geist des Menschen eins sind, und eine unterschiedliche Beziehung, wobei die beiden verschieden voneinander sind und sich in dynamischer Wechselwirkung befinden. Als Adjektiv bedeutet shin wahr, real und aufrichtig. Als Verb bedeutet es, „sich auf den Buddha verlassen“, ermöglicht durch das Wirken des treuen, realen und aufrichtigen Herzens von Buddha Amida. Diese beiden Bedeutungen sind immer unzertrennbar. Während shinjin eine Erfahrung von Seiten des Menschen darstellt, sind seine Quelle, sein Inhalt und seine Erfüllung nicht im Menschen, sondern im Buddha zu finden. Shinjin wurde normalerweise mit Vertrauen oder Glaube (faith) übersetzt; aber wir denken, dass dieser Begriff, der so stark durch seinen Gebrauch in der jüdisch-christlichen Tradition gefärbt ist, nur die Genauigkeit der originalen Bedeutung verschleiert. Paul Tillich stellt fest: „Es gibt kaum ein Wort in der religiösen Sprache, sowohl theologisch als auch volkstümlich, welches durch verzerrte und fragliche Definitionen mehr missverstanden wird, als das Wort „faith“. Es gehört zu den Begriffen, die geheilt werden müssen, bevor sie für die Heilung der Menschen benutzt werden können. Heute erzeugt der Begriff „faith“ mehr Krankheit als Gesundheit. Er macht konfus, führt irre, erzeugt abwechselnd Skeptizismus und Fanatismus, intellektuellen Widerstand und gefühlsmäßiges Kapitulieren, Abwehr einer wahren Religion und Unterwerfung unter Ersatzreligionen. Man ist wirklich versucht vorzuschlagen, dass das Wort „faith“ völlig weggelassen werden sollte; aber so wünschenswert das wäre, ist es kaum möglich. Eine kraftvolle Tradition (Christentum) schützt es. [Dynamic of Faith - „Introductory Remarks“ ix, New York, Harper & Row, 1957] * Shinjitsu-hodo 真実ほど true and real Land, fulfilled land Das Land der Erfüllung Das ist ein Synonym für Jôdo oder das Buddha-Land. Buddha Amida, der die nötigen Vorbereitungen für die Erleuchtung aller Wesen getroffen hat, richtete dieses Reich ein. Es ist ein Land, das sich bei der Erfüllung von Amidas Gelübde zeigt, aber zur selben Zeit ist es der Bereich der höchsten Erfüllung des Menschen. So ist in Shinrans Denken Jôdo oder das Buddha-Land nichts anderes als Wahrheit, Realität und Aufrichtigkeit. Diese allein können die tiefsten Bedürfnisse der Menschen erfüllen. Shinran bezieht sich selten auf Jôdo mit den traditionellen mythischen Begriffen wie „Land der Seligkeit“ oder „Westliches Land“ [Westliches Paradies]. * 18 Shinnen 信[眞]念 right-mindedness Rechtschaffenheit Für Shinran ist Rechtschaffenheit nichts anderes als shinjin oder das Vertrauen auf das Gelübde, durch welches Amida eins wird mit dem Geist des Menschen. So ist Rechtschaffenheit das Sprechen des Nembutsu als Verwirklichung von shinjin. Dieser Ausdruck kommt ursprünglich aus der kontemplativen Praxis, in der er sich auf das Erlangen ungestörter Konzentration bezieht. Im traditionellen Jôdo-Buddhismus ist Rechtschaffenheit der Zustand, in dem der Übende seine Verbindung zu Amida aufgebaut hat, indem er den Namen [das Nembutsu] spricht und so Buddhas Erscheinen im Moment seines Todes veranlasst. In der traditionellen Nembutsu-Praxis gibt es zwei Haupt-Interpretationen von Rechtschaffenheit. Eine ist das Nembutsu-Samadhi, das Eintreten in tiefe Konzentration auf Amida, obgleich wiederholtes Sprechen des Namens schon als ausreichend für Amidas Erscheinen angesehen wird. Die andere Interpretation hält die meisten Menschen für unfähig für jegliche meditative Praxis; jedoch wird der im Moment des Todes reinigende Verdienst des Namens selbst das ganze schlechte Karma neutralisieren, so dass Amida uns empfangen wird. Durch diese Begegnung mit Amida erhält der Mensch einen Zustand von Rechtschaffenheit und bleibt darin bis zum Ende seines Lebens. Sobald ein Mensch shinjin erreicht hat, wirkt sich jinen schon auf ihn aus, und seine [zukünftige] Buddhaschaft ist notwendig und unabwendbar. Das ist vergleichbar mit dem Status des Buddhas Maitreya, der auf Shakamuni folgen wird. Maitreya und ein Mensch mit shinjin – beide sind gerade noch einen Schritt von der Buddhaschaft entfernt. In diesem Sinne ist eine shinjin-Person genau so wie Maitreya. * Shôdô-mon 聖道門 path of sages der Weg der Weisen Dieser Weg bezieht sich auf die grundlegend klösterlichen buddhistischen Schulen, wie Zen, welche die Beachtung von Vorschriften betonen, darunter das Zölibat, Nahrungseinschränkungen, Verhaltensregeln usw. sowie das Einhalten genormter Methoden religiöser Praxis. Im Kontrast dazu steht der Weg des Jôdo oder Reinen Landes, bei dem man zum höchsten Buddha wird, indem man in Buddhas Land hineingeboren wird. * Shôji 生死 birth and death Geburt und Tod Shôji ist die sinojapanische Lesung der chinesischen Schriftzeichen für Samsara. Es bedeutet Der Strom der Zeit von der Geburt bis zum Tod und vom Tod bis zur [nächsten] Geburt. Unerleuchtete Wesen wiederholen diesen bedeutungslosen Zyklus in unzähligen Leben. Sie werden nur von Gier, Zorn und Dummheit angetrieben. Die Absicht des Buddhismus ist, den Menschen von einer solchen leeren Existenz zu befreien, indem er zu einem Wesen mit Weisheit und fürsorglicher Liebe wird, erfüllt mit dem, was wahr, real und aufrichtig ist. * 19 Shômyô 称名 Das Nembutsu [den Namen] sprechen Gewöhnlich werden dafür verschiedene Ausdrücke gebraucht, wie: das Nembutsu rezitieren, aussprechen oder äußern. „Das Nembutsu sprechen“ klingt jedoch sehr normal und natürlich; es passt zum religiösen Leben eines Shin-Buddhisten. „Rezitieren“ lässt an ein mechanisches und künstliches Repetieren denken, „aussprechen“ scheint zu förmlich zu sein, und „äußern“ suggeriert, dass es unsinnig und bedeutungslos ist. Während am Sprechen des Nembutsu nichts Außergewöhnliches ist, ruft die damit verbundene Verwirklichung, die unser ganzes Wesen betrifft, ein ganz neues Bedeutungsfeld hervor. Im einfachen Sprechen des Nembutsu, das in die Tiefen der menschlichen Existenz reicht, geschieht die höchste menschenmögliche Verwirklichung. * Tariki 他力 Other Power Die Andere Kraft [siehe auch Gi] Das ist die Kraft von Amidas Gelübde, die Nichtwissen in Weisheit, Dunkelheit in Licht und Böses in Gutes verwandelt. Das „Andere“ ist hier nicht ein Begriff, der dem Selbst gegenüber steht, sondern ein absolut Anderes jenseits aller fühlenden Wesen. Es arbeitet innerhalb und außerhalb eines jeden Selbst, um dessen Erleuchtung zu verwirklichen. In Shinrans Worten: „Die Andere Kraft bedeutet, von jeder Form von Berechnung frei zu sein.“ (Brief 10) Das bedeutet, die Andere Kraft soll sich verwirklichen, wo aller Eigenwille aufgehört hat und man von wahrem Mitleid erfasst wird. * Tathagata 如来 der So-Gekommene [siehe Nyorai] Der Tathagata des unermesslichen (ungehinderten) Lichts erfüllt alle zehn Richtungen (jinjippo- mugeko-nyorai); Tathagata ist ein Synonym für Amida Buddha. Nach Shinran ist Licht die Manifestation der transzendalen Weisheit. und weil nichts sein alles durchdringendes Leuchten begrenzen kann, wird es ungehindert genannt. Dieses ungehinderte Licht erfüllt das ganze Universum, alle zehn Richtungen: die acht Himmelsrichtungen und die Richtungen zum Zenit und zum Nadir. Die Funktion des ungehinderten Lichts, die auf den Menschen einwirkt, hat verschiedene Stufen: es erleuchtet und durchleuchtet die härteste Substanz der Welt – das sind die während unzähliger Äonen der Zeit geblendeten Menschen, die eigensinnig an ihrem falschen Ego festhalten. Es verwandelt die härteste Substanz der Welt zu Wesen mit beweglichem und spannkräftigen Geist und Körper. Es ernährt die neuen Wesen, die Shinjin-Personen, die notwendig und unvermeidlich die Buddhaschaft erreichen. * Zenjishiki 善知識 true teacher 美友 sk.kalyānamitra, guter Freund Der wahre Lehrer [und Freund, der Dharma-Freund] Kalyānamitra bedeutet wörtlich “guter Freund“, die sinojapanische Wiedergabe „einer mit Tugend und Wissen. Shin-Buddhisten benutzen den Begriff für Personen, denen sich durch die Verwirklichung von shinjin im täglichen Leben die Möglichkeit eröffnet, mit dem wahren Mitleid in Berührung zu kommen. Obgleich er kein Titel oder Rang ist, drückt er eine starke Dankbarkeit aus für den, der einen dazu befähigt, auf die wahre Lehre zu treffen und zu ihrem Verständnis zu erwachen. * 20