Künstliche Intelligenz – Maschinelles Lernen Künstliche Intelligenz – Maschinelles Lernen 1. Moderne KI Alle Systeme die wir bisher kennen gelernt haben gehören zur klassischen künstlichen Intelligenz. Das Wissen dieser Systeme und die Strategien zur Problemlösung müssen vom Entwickler selbst einprogrammiert werden, sie sind deshalb statisch. Die Systeme aus der modernen künstlichen Intelligenz sind dagegen lernfähig, sie erlangen ihr Wissen, indem sie trainiert werden. Diese Systeme sind auch sehr fehlertolerant. Sie können nicht immer eine optimale Lösung liefern, jedoch eine gute Einschätzung. 2. Neuronale Netze Die neuronalen Netze sind der Versuch ein Gehirn auf dem Computer zu simulieren. Das Gehirn besteht aus Millionen von Neuronen. Diese Zellen haben Tausende von Verbindungen untereinander und kommunizieren über elektrische Impulse. Jedes Neuron nimmt eine Anzahl von Impulsen von anderen Neuronen entgegen (Dendriten), es verarbeitet diese mit seiner Logik (Nucleus) und gibt darauf je nach Zustand einen Impulse über seinen Ausgang (Axon) weiter. Ein einzelnes Neuron hat natürlich nur eine sehr beschränkte Funktion, es kann z.B. mehrere Eingangssignale logisch verknüpfen. Erst durch die Verbindung vieler Neuronen über Synapsen können komplexere Aufgaben wie Schrift- und Bilderkennung gelöst werden. Das Neuronale Netzwerk auf dem Computer funktioniert eigentlich genau gleich, im Gegensatz zu einem biologischen Gehirn ist es jedoch nicht möglich, fortlaufend neue Verbindungen zwischen Neuronen aufzubauen, sondern diese müssen bereits bei der Entwicklung hergestellt werden. Das Netzwerk besteht aus drei Schichten. Die Eingabeschicht nimmt Anfragen entgegen und leitet diese an die optionale versteckte Schicht weiter, wo die eigentliche Logik enthalten ist. Am Ende wird über die Ausgabeschicht das Ergebnis ausgegeben. Bei einem Menschen dienen seine Sensoren wie Augen und Nase als Eingabe, diese werden vom Gehirn verarbeitet und als Ausgabe Impulse zur Steuerung der Muskeln abgesetzt. Jedes einzelne Neuron im Netzwerk funktioniert wie folgt: Das Neuron weist jedem Eingangssignal eine eigene Gewichtung zu. Anschliessend rechnet es die gewichteten Eingangssignale zusammen und übergibt sie seiner “Schwellenwert Funktion“, die bestimmt, ab welcher Grenze ein Ausgangssignal ausgegeben werden soll. M.Spirig 27.06.03 Seite 1 / 3 Künstliche Intelligenz – Maschinelles Lernen Am Anfang macht das Netzwerk jedoch überhaupt nichts, es muss zuerst trainiert werden. Dazu werden Beispiele in das Netzwerk eingegeben und mit der gewünschten Ausgabe verglichen. Die Abweichung davon stellt der Fehlerwert dar. Mit Hilfe diese Wertes werden dann die Gewichtungen der Eingangssignale der einzelnen Neurone solange angepasst, bis die Ausgabe des Netzwerkes zufriedenstellend ist. 3. Genetische Algorithmen Die Lebewesen auf unserem Planeten haben nur solange überlebt, weil sie sich immer wieder ihrer Umgebung angepasst haben, dieser Vorgang nennt sich Evolution und dient als Vorbild für die genetischen Algorithmen. Die Problemlösung mit einem genetischen Algorithmus besteht aus mehreren Phasen. Anfangszustand Am Anfang werden eine Reihe von Lösungen rein zufällig generiert. Die Darstellung der Lösungen muss dazu zuerst in einen Bit-String umgewandelt werden (vergleichbar mit den Chromosomen). Tauglichkeit auswerten Als nächstes wird jeder Lösung durch eine sogenannte “Fitness Funktion“ ein Wert zugewiesen, der angibt, wie gut sie, verglichen mit der idealen Lösung, ist. Die Fitness Funktion ist deshalb vom gestellten Problem abhängig. Fortpflanzung Je höher die Fitness einer Lösung ist, desto grösser ist die Chance sich fortzupflanzen. Dazu werden immer zwei Lösungen miteinander gekreuzt, dass heisst ihre Bit-Strings werden zu einer neuen Lösung kombiniert. Dabei treten manchmal Mutationen auf, wodurch bisher scheinbar unmögliche Lösungen entstehen. Nächste Generation Der Prozess wird immer wieder von neuem gestartet, jedoch mit den neuen Lösungen als Eingabe. Dabei entstehen immer bessere Lösungen und der Prozess wird erst dann abgebrochen, wenn eine zufriedenstellende Lösung für das Problem gefunden wurde. 4. Künstliches Leben Das Gebiet des künstlichen Lebens (ALife) versucht Wege und Praktiken aus der Natur nachzumodellieren, um intelligente Systeme zu erschaffen. Die Intelligenz entsteht dabei durch die Interaktion einer Anzahl einfacher autonomer Agenten in der virtuellen Welt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Simulation von Vogelschwärmen (siehe Bild). Jeder Vogel ist ein Agent und befolgt ein paar einfache Regeln. Er versucht einen Mindestabstand zu seinen Nachbarvögeln zu halten, in die gleiche Richtung wie sie zu fliegen, und gleichzeitig möglichst in ihr Zentrum zu kommen. Dadurch entsteht bereits die typische Dreiecksformation der Vogelschwärme. M.Spirig 27.06.03 Seite 2 / 3 Künstliche Intelligenz – Maschinelles Lernen 5. Quellen – – – – U.Lämmel, J.Cleve: Lehr- und Übungsbuch Künstliche Intelligenz Hanser, 2001 G.F.Luger: Künstliche Intelligenz – Strategien zur Lösung von komplexen Problemen. Pearson Studium, 2001 http://www.generation5.org http://www.ai-junkie.com M.Spirig 27.06.03 Seite 3 / 3