Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Fakultät für Informatik Proseminar Computermusik Leitung: Prof. Dr. rer. nat. habil. Dietmar Rösner Einführung in MIDI Jakob Starick | Matr.-Nr. : 200148 Bachelor Computervisualistik (3. Semester) Halberstädter Str. 108 39112 Magdeburg Tel.: 0151 22286166 | E-Mail: [email protected] Inhalt 1. Einführung ...................................................................................... 3 2. Allgemeines .................................................................................... 3 2.1. Geschichte …...................................................................... 3 2.2. Aufbau …............................................................................. 4 3. Anwendung …................................................................................. 5 3.1. Bedeutung für die Musikentwicklung …............................... 5 3.2. Gegenwärtige Anwendungen ….......................................... 5 4. Schlusswort …................................................................................ 8 5. Quellenverzeichnis.......................................................................... 9 2 1. Einführung In der frühen Digitalisierung innerhalb der Musikindustrie der 70er Jahre und mit dem vermehrten Einsatz von Synthesizern, wuchs, wie allgemein in der elektronischen Datenverarbeitung zu beobachten, der Bedarf nach genormten Standards. Die Technik zur elektronischen Musikerzeugung lag in der Kinderschuhen, und war dementsprechend noch unausgereift. Oft waren Synthesizer von jedem Hersteller mit eigenen Formaten, Protokollen und individueller Hardware ausgestattet. Die effektive Kombination von und ein zielsicherer Umgang mit digitalen Klangerzeugern wurde dadurch stark gehemmt. An dieser Stelle setzte das neue Format „Musical Instrument Digital Interface“, kurz MIDI, an, um neue Standards in den Übertragungsprotokollen und den Hardware-Schnittstellen zu etablieren. Midi entwickelte sich seit den 80er-Jahren zum Industriestandard. Neben der reinen Funktionsweise dieses Formats, und wie es MIDI möglich war, ein möglichst großes Publikum anzusprechen, werde ich im Folgenden die Frage diskutieren, inwiefern MIDI noch heute Relevanz besitzt, bzw. welche Anwendungsmöglichkeiten es der modernen Musikproduktion und -komposition bietet. 3 2. Allgemeines 2.1. Geschichte In der Anfangsphase digitaler Musikproduktion entstand ein großer Markt an Synthesizern und anderen elektronischen Elementen. Diese wurden von einer Vielzahl von Anbietern hergestellt , die jedoch zumeist interne Datenformate und Schnittstellen nutzten. Demnach war die Erzeugung elektronischer Musik in den späten 70er Jahren ein komplexer Themenbereich, eine Vernetzung von Geräten unterschiedlicher Hersteller war größtenteils unmöglich. Infolge dessen entwickelte der Elektrotechniker und Unternehmer Dave Smith mit Unterstützung der Roland Corporation den ersten Entwurf des MIDI-Protokolls für die Audio Engineering Society. Dieses als MIDI 1.0 im August 1982 veröffentlichte Protokoll ist der Prototyp des noch heute verwendeten MIDIProtokolls. Bis heute wird der MIDI-Standard von der seit 1983 bestehenden MIDI Manufacturers Association (MMA) geregelt. 2.2. Aufbau Auf der Hardware-Ebene besteht MIDI standardmäßig aus drei Schnittstellen: IN, OUT und THRU. Während die IN- und OUT-Schnittstellen den Namen entsprechend für die Eingabe und Ausgabe von Signalen dienen, leitet die THRU-Schnittstelle das IN-Signal in Rohform, d.h. unverarbeitet, weiter. Dies ermöglicht eine Verkettung beliebig vieler MIDI-Elemente, die mithilfe eines einzigen ursprünglichen Eingangssignals steuerbar sind. Somit liegt in der THRU-Schnittstelle ein großer Vorteil von MIDI. MIDI ist kein eigentliches Audioformat. Stattdessen handelt es sich um ein Steuerprotokoll zur Datenübertragung, d.h. es ist viel mehr eine formale Beschreibung der Musik in binärer Form. Es 4 werden insofern nicht, vergleichbar mit MP3 oder WAV, keine wiedergebbaren Audiospuren gespeichert, sondern rein formale Eigenschaften der abzuspielenden Noten beschrieben. Die Daten , welche in MIDI enthalten sind, müssen erst von einem Klangerzeuger interpretiert werden, um daraus tatsächliche Töne zu generieren. Der tatsächliche Klang ist demnach auch von der Interpretation, bzw. der Art des Erzeugers abhängig. Die Daten werden in binärer Weise übermittelt. Sie bestehen aus Gruppen von Status Bytes , gefolgt von mehreren Data Bytes. Diese unterscheiden sich anhand des Most Significant Bit (MSB), dem höchststelligen Bit des entsprechenden Bytes. Bei einem Status Byte, welches durch eine 1 im MSB definiert ist, wird ein Ereignis, beispielsweise „Ton an“ oder „Ton aus“, eingeleitet. Die Art des Ereignisses wird im vorderen Halbbyte codiert, das zweite Halbbyte deklariert den Channel, auf welchem das Ereignis ausgeführt werden soll. Die folgenden Data Bytes, beginnend mit einer 0 als MSB, definieren nähere Eigenschaften des vorrangegangenen Status Byte. Diese Eigenschaften beziehen sich auf sämtliche musikalischen Beschaffenheiten des Tons , wie der Tonhöhe, der Anschlagsstärke der Note oder der Akzentuierung derselben. Abb.: Beispiel einer binären MIDI-Codierung 5 3. Anwendung 3.1. Bedeutung für die Musikentwicklung Wie bereits in der Einführung angesprochen, schaffte es MIDI, erstmalig einen Standard für die Verwendung musikerzeugender Geräte zu schaffen. Der frühen digitalen Musikszene, gerade im Bereich der Techno- und Experimentalmusik, verschaffte diese Versimplifizierung einen enormen Auftrieb. Für Amateurmusiker wurde durch die einheitliche Steuerung nicht nur das Handhaben von Synthesizern erleichtert, es konnten selbige auch massentauglich hergestellt werden , was die Anschaffungskosten stark zu reduzieren vermochte. Digitales Musizieren, vorher ein Privileg einzelner technisch versierter Spezialisten, konnte sich somit weiter verbreiten. 3.1. Gegenwärtige Anwendungen In der heutigen Zeit scheint reine MIDI-Musik nachteilhaft , da der MIDI-typische Sound sehr technisch klingt, und die Arbeit mit Klangeffekten, trotz der guten Vorraussetzungen des Protokolls, bald an seine Grenzen stößt. Dies liegt unter anderem an der „Stufigkeit“ der Daten, beispielsweise der Anschlagsstärke oder des Spieltempos. Während MIDI hierfür 128 Werststufen zur Verfügung stehen, ist das analoge Spiel von Instrumenten stufenlos. Die Fähigkeit zur Imitation von Instrumenten unter MIDI ist somit sehr begrenzt, weshalb es zur direkten Programmierung von fertigen Musikstücken kaum noch genutzt werden kann. Auch in der Szene elektronischer Musikgenres sind die Möglichkeiten und die Vielfalt an rechnergenerierten Tönen längst über das Pensum des MIDI-Protokolls hinausgewachsen. Seine Kompatibilität macht es dennoch attraktiv: Moderne MIDI-Programme können zur Generierung ganzer Orchester verwendet werden, um diese dann mit wenig Aufwand in Notenblätter umzuwandeln oder sie in entsprechenden Programmen spurenweise weiterzuverarbeiten. Dies eignet sich gerade innerhalb der Komposition, und bildet aufgrund seiner 6 Einfachheit etwas, das dem „Rapid Prototyping“–Verfahren in der Software-Entwicklung gleicht. Musikalische Prototypen sind mittlerweile auch in der professionellen Komposition üblich . Beispielsweise dienen sie bei der Ausarbeitung eines Film-Soundtracks als frühes lieferbares Produkt des Komponisten an den Regisseur. Während früher der Komponist die einzelnen Melodien auf dem Klavier vorzuspielen pflegte, liefern heutige Musikproduzenten eine vollständige Vorabversion der zukünftigen Stücke, was den Dialog mit den Auftragsgebern vereinfacht, und ihre Einbindung besser ermöglicht. Kompositionen können einfach erstellt, jederzeit verändert und über Netzwerke verschickt werden. Da es sich bei MIDI um binäre Daten handelt, beläuft sich dabei der Speicherbedarf auf ein Minimum. Die Informationen können über Netzwerke weiter vermittelt werden, und können in Folge problemlos und ohne Konvertierung sowohl angehört, als auch bearbeitet und zurück gesendet werden. Somit kann an mehreren Standorten zusammen an einem Musikstück geschrieben werden, ohne entsprechenden Mehraufwand, der beispielsweise durch Audioübertragung oder Internet-Telefonie entstehen würde. In der Gegenwart hat sich ebenso die Tendenz entwickelt , Musikstücke mithilfe von ditigaler Unterstützung zu lernen. Häufig finden sich MIDI-Dateien von Werken jeder Bekanntheitsstufe im Internet. Diese lassen sich sofort auf ihre Güte untersuchen , indem der Empfänger dieser Daten sich selbige anhört, um dann zu entscheiden, ob die Noten der Vorlage entsprechen. Programme wie „Guitar Pro“ oder „Synthesia“ unterstützen das Lernen mithilfe von MIDIDateien, indem diese beispielsweise in Gitarrentabs umgewandelt, oder digital in variierbarem Tempo auf einer Piano-Tastatur vorgespielt werden. Auf der Hardware-Ebene lässt sich MIDI nach wie vor in der Veranstaltungstechnik finden . 7 Aufgrund seiner Vielseitigkeit und seiner Kompatibilität wird es mittlerweile nicht nur zur Steuerung der Tontechnik, sondern vereinzelt auch zur Lichtsteuerung eingesetzt, wo es als Kommunikationseinheit zwischen herkömmlichen Mischpulten und Lichtsteuerungen mit DMXFormat fungiert. 4. Schlusswort In Folge der Entwicklungen innerhalb der Datenverarbeitung verlor MIDI seine Relevanz in der Musikproduktion, kann sich jedoch aufgrund seiner Variablität und Einfachheit bis heute seiner Existenzberechtigung behaupten. Zusätzlich basieren viele der heute verwendeten Übertragungsprotokolle zur Verschlüsselung von Musikinformationen direkt oder indirekt auf den Grundgedanken, die mit der MIDI-Codierung zuerst eingeführt worden sind. 8 5. Quellenverzeichnis • Vortrag: ◦ Was ist MIDI – Hartmut Kummer (Mobile Entertain 2010) http://www.youtube.com/watch?v=nache480Kuc • Dokumentationsfilm: ◦ Hans Zimmer – Der Sound für Hollywood (Polyband/WVG 2011) • Internet-Adressen (Stand September 2013): ◦ A Brief Introduction to MIDI – Andrew Swift http://www.doc.ic.ac.uk/~nd/surprise_97/journal/vol1/aps2/ ◦ Homepage der „MIDI Manufacturers Association“ (MMA) http://www.midi.org/aboutmidi/index.php ◦ Educypedia: The MIDI Specification http://educypedia.karadimov.info/library/The_MIDI_Specification.pdf ◦ Musiksoftware Kaiser-Kaplaner: Was ist MIDI? - Johannes Kaiser-Kaplaner http://www.musica.at/midi/ ◦ Musiklehre Online: Grundlegendes über MIDI – Johannes Kaiser-Kaplaner http://www.musiklehre.at/12_001.htm 9