Programm 24. - 26. Juni Kultur lebt von Experiment Igor Strawinsky war einer von ihnen. Maurice Ravel und Steve Reich auch. Von Stockhausen gar nicht zu reden. Als Maurice Ravels Bolero 1928 in Paris seine Uraufführung erlebte, rief eine Dame aus dem Publikum: „Hilfe, ein Verrückter.“ Den Komponisten veranlasste dies zu der nüchternen Replik: „Die hat‘s kapiert.“ Wie Strawinsky, Stockhausen und Reich steht auch Ravel für eine Zensur in der Musikgeschichte – sie wollten etwas Neues ausprobieren. Heute gelten ihrer Kompositionen als Wegbereiter der Musikgeschichte und sind längst selbst zu Klassikern geworden. Trio Catch, das den Anstoß dafür gab, in Husum ein Festival für Neue Musik auf Beine zu stellen, definiert Neue Musik so: Alles, was nach 1999 komponiert wurde. Eine Jahrtausend-Definition. Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn „die“ Neue Musik, das ist musikalische Diversität, ist Anerkennung des jeweils anderen Ausdruckswillens und gleichberechtigtes Nebeneinander. Nicht zuletzt durch die digitale Revolution sind Kunst und Kultur radikalen Veränderungen ausgesetzt. In der Musik, insbesondere in der Neuen Musik, hat dies unter anderem eine Modifikation des herkömmlichen Instrumentariums zur Folge. Zeitgenössische Komponisten haben bei der Arbeit nicht mehr die Instrumente etwa eines Sinfonieorchesters vor Augen und Ohren, sondern beziehen ihre Klänge aus dem Leben, aus dem, was uns täglich klanglich umgibt. Auf diese Weise schafft es ein einfaches Holzbrett aus dem Baumarkt womöglich auf die Bühnen der großen Konzertsäle. Der Fantasie sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Vor allem das ist Neue Musik – spannend, vielleicht nicht immer leichte Kost, aber eine voller Potenzial und auf Sicht vielleicht sogar mit dem Potenzial zum Klassiker. Darüber werden spätere Generationen entscheiden. Aber in Husum wird schon einmal der musikalische Grundstein gelegt. Abstrakte Gemälde haben unsere Sehgewohnheiten auch nachhaltig verändert. Wir selbst sind heute schon aufgefordert, unsere eingefahrenen Hörsinne zu schärfen. Als Schirmherrin wünsche ich dem Festival viel Erfolg, aber vor allem offene Ohren, denn auf sie wird es ankommen. Anke Spoorendonk, Ministerin für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein Neue Impulse für Husum Der Kulturkeller-Verein e.V. und der Rotary-Club Husum veranstalten in diesem Jahr erstmalig Tage für Neue Musik in Husum. Musiktage abseits vom Mainstream mit herausragenden Musikerinnen und Musikern, die sich in der neuen Kammermusik einen Namen gemacht haben und international ausgezeichnet sind. Kompositionen der Neuen Musik sind hochkomplexe, innovative Stücke, die den Interpreten alles abverlangen. Die Musikerinnen und Musiker sind klassisch ausgebildet und mehrfach ausgezeichnet, die Voraussetzung für das Eintauchen in neue Formen und völlig ungewohnte Klänge. Für den Zuhörer gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird diese Art der Musik sofort und komplett abgelehnt, oder er lässt sich darauf ein, zuzuhören und diese Musik nicht nur an sein Ohr heranzulassen, sondern sie mit allen Sinnen aufzunehmen. Rittersaal im Schloss vor Husum Besonders danken möchten wir den beiden Gymnasien in Husum, die durch ihre großzügige Unterstützung diese Musiktage erst ermöglicht haben: der Hermann-Tast-Schule durch Bereitstellung der Aula für das Konzert von Trio Catch und der Theodor-Storm-Schule für die Durchführung der beiden Musikworkshops mit Susanne Fröhlich (Blockflöte) und Sun-Young Nam (Klavier). In Husum jedenfalls werden spannungsgeladene Interpretationen dargeboten – Avantgarde meets Husum. Matthias Schenke, Initiator und Veranstalter Was ist das: Neue Musik? Definition laut Wikipedia ist „Neue Musik” der Sammelbegriff für eine Fülle unterschiedlicher Strömungen der komponierten, mitteleuropäisch geprägten Musik von etwa 1910 bis zur Gegenwart. Igor Strawinsky – Wegbereiter der Avantgarde zählen heute zu den Klassikern Ihr Schwerpunkt liegt in Kompositionen der Musik des 20. Jahrhunderts. Sie ist insbesondere durch – teils radikale – Erweiterungen der klanglichen, harmonischen, melodischen, rhythmischen Mittel und Formen charakterisiert. Ihr ist die Suche nach neuen Klängen, neuen Formen oder nach neuartigen Verbindungen alter Stile zu eigen, was teils durch Fortführung bestehender Traditionen, teils durch bewussten Traditionsbruch geschieht und entweder als Fortschritt oder als Erneuerung (Neo- oder Post-Stile) erscheint. Der Begriff Neue Musik wurde durch den gleichnamigen Vortrag des Musikjournalisten Paul Bekker von 1919 geprägt. Die Definition weist in ihrem Text schon darauf hin, dass Neue Musik mit Hörgewohnheiten bricht und versucht, neue Wege abseits der Norm zu gehen. Dadurch entstehen Kompositionen, die den Hörer mitunter verwirren und auch verstörend wirken können. In meiner Arbeit als Musikpädagoge konnte ich immer wieder feststellen, dass die Beschäftigung mit neuer Musik für meine Schülerinnen und Schüler eine spannende neue Erfahrung gewesen ist. Sie hat jedoch dazu geführt, dass das genaue Hinhören der Schülerinnen und Schüler gestärkt wurde und so auch positive Auswirkungen auf das Musizieren von „normaler“ klassischer Musik bewirkt hat. Man hört die Musik sozusagen aus einem anderen „Blickwinkel”. Von daher halte ich die Auseinandersetzung mit neuer Musik und auch zeitgenössischer Musik für jeden, der sich mit Musik beschäftigt, für eine lohnende Erfahrung. In diesem Sinne wünsche ich dem Festival Neue Musik einen erfolgreichen Start mit möglichst vielen Zuhörern! Henning Bock, Leiter Kreismusikschule Nordfriesland KreisMusikschule Nordfriesland Kultur | Bildung | Treffpunkt Festival Neue Musik – Programm 2016 Sonntag, 26.06. Freitag, 24.06. 09:30 Uhr Susanne Fröhlich Blockflötenworkshop in der Theodor-Storm-Schule, Ludwig-Nissen-Straße 62, 25813 Husum 19:30 Uhr Samstag, 25.06. Susanne Fröhlich, Solo-Rezital „recorder evolution” Rittersaal im Schloss vor Husum, König-Friedrich V.-Allee Eintritt 15 EUR /Schüler 5 EUR /Workshop-Teilnehmer frei In Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule Nordfriesland 10:00 Uhr Sun-Young Nam, Klavierworkshop in der Theodor-Storm-Schule, Ludwig-Nissen-Straße 62, 25813 Husum 19:30 Uhr Trio Catch, Werkstattkonzert„intaglio” (Eun-Ji Anna Lee, Korea) Aula der Hermann-Tast-Schule, Am Bahndamm, 25813 Husum Eintritt 15 EUR /Schüler 5 EUR /Workshop-Teilnehmer frei 12:30 Uhr Percussions-Matinée mit Jonathan Shapiro im Rathaus der Stadt Husum, Zingel 10, 25813 Husum Eintritt frei In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Husum und Umgebung e.V. Vorverkauf Schlossbuchhandlung, Schlossgang 10, 25813 Husum Telefon: +49 4841 89214 · Fax: +49 4841 89215 · Mail: [email protected] Marktstraße 2-3 25813 Husum Mo. – Sa. von 8 – 20 Uhr geöffnet Impressum V.i.S.d.P.: Dr. Matthias Schenke, Wiesengrund 20, 25813 Husum, Mail: [email protected] Gestaltung: Uli Heid, Druck: Lempfert, Bredstedt Fotohinweise: Thomas Lorenzen, Susanne Fröhlich, Jonathan Shapiro, Stiftung Nordfriesland Susanne Fröhlich – ungewohnte Flöten -Töne Das erste Highlight des ersten Festivals für Neue Musik wird der Konzertauftritt von Susanne Fröhlich auf diversen Blockflöten sein. Susanne Fröhlich wurde in Passau geboren und studierte Blockflöte in Amsterdam, Berlin und Darmstadt. Seit April 2010 hält Susanne Fröhlich einen Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin inne und ist seit Oktober 2015 künstlerisch-wissenschaftliche Doktorandin an der Kunstuniversität in Graz. Darüber hinaus gibt sie regelmäßig Konzerte und Workshops inner- und außerhalb Europas. „recorder evolution” ... ist ein spannungsgeladenes Programm, das dem facettenreichen und virtuosen Spiel der Blockflöte gewidmet ist. Im Fokus stehen 500 Jahre Evolution im musikgeschichtlichen und flötenbautechnischen Kontext. Angefangen bei sephardischer Volksmusik und sphärischer Spektralmusik, über experimentelle Avantgarde und barocken Solofantasien, hin zur smarten Funkhommage, wird das Konzert zu einem Parcours unterschiedlicher Genres und somit zu einem abwechslungsreichen Hörerlebnis. So haben Sie Blockflöte selten erlebt. Anonymus (um 1500) Nani nani (sephardisches Wiegenlied; aus: Isaac Levi Sammlung ca.1950) G.Ph. Telemann (1681-1767) Fantasie No. 1 (aus: 12 Fantasien, TWV 40:2) Giorgio Tedde (*1958) Austro (1991) L. Lim (*1966) The long forgetting (2007) Jakob van Eyck (ca.1590-1657) Den Nachtigael F. Romitelli (1963-2004) Seascape (1994) P. Ovsepyan (*1968) Precipitate/Reciperated (2013/2016) J. S. Bach (1685-1750) Sonate für Flöte solo (aus: BWV 1013) Allemande, Gigue PAUSE Göran Månsson (*1954) Kubb Funk (2006) Trio Catch – leidenschaftlicher Klang Für die 33-jährige italienische Komponistin Clara Iannotta ist jede neue Komposition immer auch ein Experimentierfeld, um die eigene musikalische Sprache zu präzisieren. Ihren Kompositionen ist eine bestimmte „Theatralität“ eigen. Theatralität, die die Körperlichkeit des Klanges, seine innere Bewegtheit, seine Erregungszustände, seine instrumentale Genese aus der Stille heraus meint. Ihre Partituren wirken wie Choreographien, nach denen die Klänge in den Aufführungen von den Instrumentalisten buchstäblich geformt und zum Leben erweckt werden. 2010 gegründet, hat sich das Trio Catch rasch einen hervorragenden Namen in der internationalen Kammermusikszene erspielt. Zahlreiche Auftritte bei internationalen Festival und in Konzerthäusern, mehrere CD-Produktionen und Förderpreise sowie eine regelmäßige Zusammenarbeit mit renommierten Komponisten stehen für das besondere Engagement des Trios – nicht nur bei der Interpretation klassischer Werke, sondern auch für die zeitgenössische Musik. Ein besonderes Anliegen sind dem Trio Catch dabei die aktive Musikvermittlung und die Erprobung neuer Konzertformate. Trio Catch sind: Eva Boesch, Cello Sun-Young Nam, Klavier Boglárka Pecze, Klarinette Eun-Ji Anna Lee (Korea): „intaglio“ Werkstattkonzert Jonathan Shapiro – unerhörte Schläge Dr. Jonathan Shapiro ist ein leidenschaftlicher Interpret der zeitgenössischer Musik und ist der Schlagzeuger vom Decoder ensemble, RADAR ensemble, und Ensemble Laboratorium und arbeitet darüberhinaus regelmäßig mit Ensembles wie MusikFabrik Köln, Ensemble Resonanz, Alarm Will Sound, Ensemble Courage, Reflexion K, Signal und Newband zusammen. Jonathan wurde als Schlagzeuger von Gruppen wie Bang on a Can All- Stars, Argento Chamber Ensemble, Internationale Ensemble Modern Akademie und den Schlagzeugern der Philharmonie New York für Konzerte angefragt Dr. Jonathan Shapiro hat seine Studien an der Interlochen Arts Academy (HS), Manhattan School of Music (BM), SUNY Stony Brook (MM, DMA) und Musikhochschule Lübeck (Aufbaustudium) in Hauptfach Schlagzeug abgeschlossen. Dr. Jonathan Shapiro ist ein „Artist Endorser“ für Black Swamp Percussion, Zildjian Cymbals und Mike Balter Mallets. Programm: Georges Aperghis - Le corps à corps James Tenney - Having Never Written a Note for Percussion Vinko Globokar - ?corporel Nicolaus Huber - Clash Music Iannis Xenakis - Psappha Kultur braucht auch privates Engagement „Die Stiftung Nordfriesland ist die größte Kulturförderin im Kreisgebiet. Jährlich stellt sie rund 2 Millionen Euro für Kultur und kulturelle Bildung in Nordfriesland zur Verfügung. Sie begrüßt es ausdrücklich, wenn die Privatwirtschaft sich ebenfalls für die kulturelle Vielfalt in Nordfriesland stark macht. Dieses neue Festival ist ein gutes Beispiel dafür, dass es gelingen kann, gemeinsam ein attraktives Angebot für Nordfriesland zu schaffen.“ Johanna Jürgensen Leiterin Fachdienst Kultur Stiftung Nordfriesland Für die freundlichen Spenden und das Interesse, als auch für die ideelle Unterstützung, ein neues und ungewöhnliches Musik-Event in Husum zu etablieren, möchten sich die Veranstalter recht herzlich bedanken bei: Husumer Kunststofftechnik — Reisebüro Grunert — Volker und Carola Saupe — Uhren Sievers — Dr. Frank Junge — FTCAP — Husumer Dock und Reparaturwerft — Ingenieurbüro Ivers — Auto Vertrieb Kielsburg — Peter Eggers GmbH — Bartels & Langness — Johannes und Irene Thordsen-Stiftung — Stiftung Nordfriesland — Stadtwerke Husum — Kunstverein Husum und Umgebung e.V. ­— Husumer Volksbank — Stiftung Husumer Volksbank. Wir versorgen Sie mit Erdgas und 100 % Ökostrom. Und auch mit Glückwünschen. Wir fördern die Kultur in der Region! Dem Festival NEUE MUSIK viel Erfolg und gutes Gelingen. Im Namen der Stadtwerke Husum: Ihr Team der Geschäftskundenberatung Dr. Matthias Schenke Kultur braucht Unterstützung – auch für 2017 Spenden für das Festival Neue Musik bitte an: Spendenkonto Förderverein Rotary Club Husum Nord-Ostsee-Sparkasse, Stichwort „Neue Musik“ IBAN: DE71 2175 0000 0000 0395 86 BIC: NOLADE21NOS BLZ: 21750000 KTO: 39586