RICHTI WALLISELLEN BAND 2 DIE BAUTEN RICHTI WALLISELLEN Band 2: Die Bauten RICHTI WALLISELLEN Von der Industriebrache zum attraktiven Quartier mit gemischter Nutzung Band 2: Die Bauten Stein auf Stein Baustellenfotos von Pierluigi Macor 5 Vorwort 13 Ein Stadtquartier als Entwurf Vittorio Magnago Lampugnani 17 Bürokomplex Allianz Wiel Arets 33 Wohnüberbauung Konradhof Vittorio Magnago Lampugnani und Jens Bohm 49 Wohnüberbauung Escherhof Sacha Menz 63 Wohnüberbauung Favrehof Roger Diener 75 Wohnüberbauung Ringhof Christoph Mathys 87 Bürogebäude Richtiring Mark van Kleef 98 Autoren/Fotografen/Impressum Von Menschen geschaffen Handwerkerporträts von Pierluigi Macor Von der Industriebrache zum attraktiven Quartier mit gemischter Nutzung Am 23. Juni 2009 genehmigte die Walliseller Gemeindeversammlung den von Allreal vorgelegten privaten Gestaltungsplan für das Richti-Areal mit überwältigendem Mehr. Damit machten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger den Weg frei für die Rea­ lisation eines gemischt genutzten Quartiers mit Wohnraum für rund 1200 Personen und mit über 3500 Arbeitsplätzen. Nur gut sieben Monate später, am 1. Februar 2010, erfolgte bereits der Spatenstich für Richti Wallisellen, eines der grössten privat finanzierten Bauvorhaben der Schweiz. Danach ging es Schlag auf Schlag: Im September 2013 befanden sich alle sechs Projekte auf dem Richti-Areal in Ausführung. Mit zeitweise 24 gleichzeitig im Einsatz stehenden Baukränen war die Grossbaustelle kaum zu übersehen. Die einzelnen Bauten nahmen rasch Gestalt an, und schon bald bestätigte die Wirklichkeit, was Pläne, Visualisierungen und das Modell versprochen hatten: Auf dem während Jahrzehnten ungenutzten Grundstück zwischen Bahnhof und Einkaufs­ zentrum Glatt entstand ein städtebaulich und architektonisch überzeugendes Quartier mit grosszügigen Dimensionen und städtischem Flair. Nach einer Entwicklungs-, Planungs- und Bauzeit von weniger als acht Jahren waren die Gebäude Ende 2014 bezogen und das Werk vollbracht. Um ein qualitativ hochstehendes und wirtschaftlich erfolgreiches Projekt dieser Grösse und Komplexität in so kurzer Zeit realisieren zu können, brauchte es die Professionalität, die Fachkompetenz und die Leistungsbereitschaft sämtlicher an der Entwicklung, Planung und Ausführung von Richti Wallisellen beteiligten Personen und Institutionen. Ihnen allen gebührt für ihren Beitrag zum guten Gelingen des Projekts grosser Dank und Respekt, denn ohne sie hätte sich dieses attraktive Stück Stadt so nicht verwirklichen lassen. Bruno Bettoni Mitglied des Verwaltungsrats 5 Roger Herzog Vorsitzender der Gruppenleitung 6 Von der Industriebrache zum attraktiven Quartier mit gemischter Nutzung 7 8 Von der Industriebrache zum attraktiven Quartier mit gemischter Nutzung 9 10 Von der Industriebrache zum attraktiven Quartier mit gemischter Nutzung 11 Ein Stadtquartier als Entwurf Vittorio Magnago Lampugnani Zu den beklagenswertesten Übeln des zeitgenössischen Städtebaus gehört die Abwesenheit eines Autors oder einer Autorin. Die Städte und Stadtviertel der Vergangenheit tragen, wenn sie in einem Zug entstanden sind, stets eine Handschrift: das antike Piräus jene von Hippodamos von Milet, die barocke Südliche Friedrichstadt Berlins jene von Philipp Gerlach, das wiederaufgebaute Zentrum von Lissabon jene von Eugénio dos Santos, die Erweiterung von Barcelona jene von Ildefons Cerdà. Die zeitgenössischen städtebaulichen Projekte, die grossen wie die kleinen, scheinen zur Anonymität verurteilt. Es wird gemein-­ hin nicht eine, sondern es werden verschiedene Planungen in Auftrag gegeben, sie werden überlagert, vermischt, verwässert, zerredet und verschliffen, und am Ende kommt etwas heraus, was keiner der zahllosen Beteiligten verantworten will und tatsächlich auch nicht zu verantworten hat. Die Berücksichtigung unterschiedlichster Interessen verschiedenster Akteure und die Vermischung gegensätzlicher Gestaltungsvorstellungen gebären eine Mittelmässigkeit, die niemanden zufriedenstellt und mit der sich niemand zu identifizieren vermag. Bei Richti Wallisellen hatten wir das Glück, einen Wettbewerb zu gewinnen, der explizit als städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben war: Ein brachliegendes Areal ansehnlicher Grösse sollte einen urbanistischen Plan erhalten. Das uns vorgegebene Programm war, wenn auch nicht ganz ideal, ausgesprochen erfreulich: Wohnungen für etwa 13 Ein Stadtquartier als Entwurf 1200 Bewohner, Arbeitsplätze für etwa 3500 Personen, dazu eine angemessene Anzahl von Restaurants, Cafés und Läden. Wir hätten lieber etwas mehr Wohnungen gehabt, weil wir die Balance von eins zu eins zwischen Wohnen und Arbeiten in der Stadt für das Optimum halten. Aber die Mischung war immer noch ausgewogen und damit eine gute Voraussetzung für ein Stück Stadt. Hinzu kam der Wunsch, eine relativ hohe bauliche Dichte zu erreichen, die sich auf einer Geschossflächenzahl (Verhältnis der gesamten gebauten Geschossfläche zur Fläche des Grundstücks) von etwas über 2,2 einpendeln sollte. Städtische Strukturen Wir zeichneten ein städtisches Quartier, das sich nach innen orientierte, um auf die von grossen Infrastrukturen bestimmte Umgebung zu reagieren, und dabei ganz unserer Vor­ stellung von Stadt als zusammenhängendem Gefüge von öffentlichen Räumen entsprach, zwischen denen Baufelder ausgespart waren. Die Grundelemente bildeten der zentrale Platz, der für ein veritables Stadtviertel unabdinglich ist, eine Hauptstrasse als urbane Strasse, dazu Nebenstrassen als Wohnstrassen und in der Mitte der Baukörper geschützte, miteinander verbundene und üppig begrünte Höfe. Unser Entwurf ging, wie alle unsere städtebaulichen Entwürfe, von den öffentlichen Räumen aus. Sie sollten nicht Resträume zwischen den Bauten darstellen, sondern bewusst und zusammenhängend gestaltet werden. Dafür untersuchten wir zunächst attraktive und erfolgreiche Referenzbeispiele: Arkadenstrassen in Mailand und Turin für die Richtiarkade, Wohnstrassen mit Vorgärten für die Querstrassen, Quartierplätze wie die Place Dauphine in Paris, aber auch den Idaplatz in Zürich für den Richtiplatz. Für die Höfe sammelten wir ebenfalls Vergleichsbeispiele. Auf der Grundlage dieser Analyse von detaillierten Studien, die die Verschattung zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten zeigten, sowie von Computersimulationen, bei denen wir sowohl die Dimensionen der Freiräume als auch die Höhe der Bauten variierten, legten wir für die Richtiarkade eine Breite von 15 Metern plus 4 Meter Arkadenraum, für die Wohnstrassen 13 Meter fest. In Strassen- und Platzschnitten bestimmten wir die Breite der Fahrbahn, jene der Trottoirs, die Lage und Art der Bäume sowie die Materialisierung und Gestaltung der einzelnen Elemente. Grundtypus Hofrandbau Parallel dazu untersuchten wir die Volumina der Bauten, die zwischen diesen Freiflächen vorgesehen waren. Deren Grundtypus sollte der geschlossene Hof sein, weil er den öffentlichen Raum scharf und unzweideutig definiert, in seinem Inneren geschützte Gartenund Parkanlagen aufnehmen kann und gemeinschaftliches Wohnen mit ausreichender Privatheit verbindet; als Bürobau ermöglicht er auch in einem dichten städtischen Kontext natürlich belichtete und belüftete Arbeitsplätze. Das schien uns eine angemessene Antwort auf die Zielsetzung des RichtiAreals und seine besondere Lage. Die Höhe legten wir aufgrund von Raumsimulationen und Schattenstudien mit fünf Geschossen plus eines Staffelgeschosses fest. Zum Glattzentrum hin sahen wir ein Hochhaus vor, das mit dem Turm des Zentrums eine Torsituation schaffen und zusammen mit dem Platz zu einer Art Wahrzeichen des neuen Quartiers geraten sollte. Der orthogonale Raster, von dem wir ausgingen, verformte sich, um funktionelle und sinnfällige Beziehungen zu schaffen: Die Hauptstrasse verknüpft den Bahnhof Wallisellen mit der Haltestelle der Glattalbahn, der etwa in der Mitte positionierte Platz leitet zum Haupteingang des Glattzentrums über. An der Geometrie arbeiteten wir lange: Wir korrigierten und verfeinerten sie, hielten jedoch grundsätzlich an ihr fest. Mehr noch: 14 Ein Stadtquartier als Entwurf Wir versuchten, sie so scharf und konsistent wie möglich zu konturieren. In dieser Konsistenz und Schärfe bestimmte sie den Gestaltungsplan und wurde der Gemeinde zur Abstimmung vorgelegt. Das neue Quartier sollte sich einerseits durch eine lapidare urbane Figur auszeichnen, andererseits aber auch durch die Reichhaltigkeit der architektonischen Formen, die unsere historischen Städte so abwechslungsreich und liebenswert macht. Deswegen entschieden wir in Absprache mit der Bauherrschaft, die öffentlichen Räume einheitlich zu gestalten und auch einen der Höfe selbst zu entwerfen; die übrigen Baufelder wurden unter fünf Architektenkollegen verteilt. Sie sollten mit ihren verschiedenen Haltungen und verschiedenen Handschriften zur städtischen Vielfalt, aber auch zur ästhetischen Dichte des Quartiers beitragen. Die Unterschiedlichkeit sollte aber nicht so weit gehen, aus Richti Wallisellen eine Schausammlung unzusammenhängender Architekturen zu machen. Die verschiedenen Häuser sollten eigenständig sein, aber aufeinander Rücksicht nehmen und miteinander sprechen. Oder, wie es der englische Architekt und Architekturkritiker Trystan Edwards formulierte: Sie sollten gute Manieren zeigen. Gestaltungsrichtlinien, die über die abstrakten Mass- und Volumenangaben des Gestaltungsplans hinausgingen, schienen uns ebenso beliebig wie unzulänglich. Was hätte es für einen Sinn gehabt, kompetenten und talentierten Kollegen vorzuschreiben, dass sie alle ein bestimmtes Material zu verwenden hätten, ohne dass sich dieses Material aus technischen, wirtschaftlichen oder logistischen Gründen aufdrängen würde? Es wäre ein Akt der Willkür gewesen und hätte möglicher­ weise gute Lösungen, die wir noch gar nicht abzusehen vermochten, ohne Not verhindert. Und es hätte immer noch nicht jenen Zusammenhalt gewährleistet, den unser Verständnis von Stadt anstrebte: Jeder unserer Mitentwerfer und Mitbauer war klug und gewieft genug, Vorschriften zum eigenen Vorteil zu deuten, auszureizen und sogar auszuhebeln. Die städtebaulichen Projekte, die nach derlei Richtlinien entstanden sind und immer noch entstehen, schienen die Skepsis zu bestätigen. Stattdessen organisierten wir mit der Unterstützung der Bauherrschaft Workshops, an denen die beteiligten Architekten ihre Projekte vorstellten und diskutierten. Wir erarbeiteten Vorschläge zu möglichen Materialien, Farbpaletten, Fensterformaten, selbst zu gestalterisch wirksamen Regeldetails – nicht als bindende Vorgaben, sondern als Diskussionsgrundlagen. Schrittweise und gemeinsam entwickelten wir Regeln, die alle mittragen und in ihren Entwürfen anwenden konnten. Dementsprechend wurden die Projekte verändert und ausgearbeitet. Annäherung der Projekte Deren Zusammenspiel zeigte ein grosses Arbeitsmodell des gesamten Quartiers, in das die einzelnen Gebäudemodelle eingesetzt wurden, und die Strassenabwicklungen, die wir aus den verschiedenen und immer wieder veränderten Fassaden zusammensetzten. Ohne äusseren Zwang, vielmehr aus der inneren Gestaltungslogik heraus näherten sich die Projekte einander an, ohne ihre Individualität aufzugeben. Harte Brüche wurden abgeschliffen, Konventionen kollegial erfunden und gegenseitig übernommen. Die einzelnen Häuser begannen, miteinander zu sprechen und dabei tatsächlich «gute Manieren» zu zeigen. Dieser subtile und selbstbestimmte Angleichungsprozess, der keineswegs linear und schon gar nicht konfliktfrei, aber stets dialogisch erfolgte, war mit dem Ende der Entwurfsplanung nicht abgeschlossen. Mit Baumustern wurden die definitiven Materialien, Farben und Ausführungsdetails selbst in ihren Nuancen koordiniert. Bis hin zu den Vorhängen, den Markisen und den Werbeschildern wurde alles gemeinsam, intensiv und sorgfältig besprochen – wobei jeder Architekt die letzte Entscheidungsfreiheit für das eigene Gebäude behielt und ausübte. Gleichermassen diskutierten wir auch die Ausführung der Freiflächen, für die wir als Verfasser des städtebaulichen Konzepts zwar die Verantwortung übernahmen, aber auch die Anregungen der Kollegen sowie die Wünsche der Bauherrschaft und der Gemeinde berücksichtigten. So anspruchsvoll ihr Zuschnitt und ihre Proportionierung sein sollten, so schlicht wünschten wir uns ihre Detaillierung. So gerieten die Höfe, bei deren Bepflanzung uns ein Landschaftsarchitekt unterstützte, zu ansprechenden, aber einfachen Landschaftsgärten en miniature, die Fahrbahnen wurden asphaltiert, die Wohnstrassen und die Trottoirs mit beigen Granitblöcken gepflastert. Bewusst entwarfen wir kein Einrichtungselement selbst, sondern wählten Lampen, Bodenabdeckungen, Baumscheiben und Rinnen aus der gängigen industriellen Produktion: Sie sollten hochwertig, aber unscheinbar sein. 15 Ein Stadtquartier als Entwurf Als Hausnummern und Strassenschilder verwendeten wir jene, die in Wallisellen und in Zürich üblich sind. Nur den Brunnen für den Richtiplatz zeichneten wir und liessen ihn aus grauem Granit ausführen: weil wir auf dem Markt nichts fanden, was uns gediegen und unaufgeregt zugleich erschien. Wir wollten keinen ostentativ besonderen, sondern im Gegenteil einen guten, normalen Ort schaffen. Radikal normal. Ein veritables Stück Stadt Richti Wallisellen kann gefallen oder nicht; unstrittig aber ist es ein Stück Stadt. Ist es ein Stück Stadt aus der Retorte? Gewissermassen ja: Prozesse, die in der Regel Jahrzehnte in Anspruch nehmen, wurden hier in sieben intensiven Jahren komprimiert. Aber auch im Piräus des 4. Jahrhunderts vor Christus, im Lissabon des 18. und im Barcelona des 19. Jahrhunderts wurde Stadt in vergleichsweise kurzer Zeit gebaut. Und da Stadt immer etwas Artifizielles ist, ist die Eile zwar eine Gefahr, aber kein Präjudiz per se. Ob das Experiment gelungen ist, vermag am schlechtesten derjenige zu entscheiden, der das Quartier entworfen hat. Am besten wohl diejenigen, die Richti Wallisellen bewohnen – und freilich die Zeit. Richti Wallisellen: gemischt genutztes Quartier mit Wohnraum für zirka 1200 Bewohnerinnen und Bewohner sowie mit über 3500 Arbeitsplätzen in sechs fünfgeschossigen (plus Attikageschoss) Blockrandbauten und einem Bürohochhaus. Von der bebaubaren Fläche von 64’500 m 2 entfallen auf – Grünflächen: 30 Prozent – Strassen und Plätze: 27 Prozent – Neubauten: 43 Prozent Von der gesamten Nutzfläche von 126’620 m 2 entfallen auf – Wohnen (189 Miet- und 299 Eigentums­wohnungen): 40 Prozent – Dienstleistung/Büro: 50 Prozent – Gewerbe/Verkauf: 10 Prozent Der Spatenstich für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von gegen CHF 800 Millionen erfolgte im Februar 2010; die Fertigstellung im September 2014. Richti Wallisellen erfüllt die Anforderungen aus der Vision der 2000-Watt-Gesellschaft. Bürokomplex Allianz Wiel Arets Zwei miteinander verbundene Bürogebäude auf den Baufeldern 1 und 7. Der 18-geschossige Büroturm und das über Passerellen mit ihm verbundene 6-geschossige Bürogebäude nutzt Allianz Suisse als Schweizer Hauptsitz. Die beiden Neubauten mit einer Nutzfläche von insgesamt 50’819 Quadratmetern sollten nicht wie typische Bürogebäude aussehen, sondern vielmehr auch als Hotel oder Wohneinheit durchgehen: Der zwei Gebäude umfassende Bürokomplex ist anpassbar und ändert sein Erscheinungsbild chamäleonartig. Unterhalb des rund 70 Meter hohen Turms und des 6-geschossigen Bürogebäudes befindet sich ein Parkhaus mit drei Ebenen. Der Flachbau ist um einen Innenhof mit japanischem Ahorn errichtet, der von der Strasse und vom angrenzenden Platz aus öffentlich zugänglich ist. Beim Projekt spielen die im Hof gepflanzten Bäume eine zentrale Rolle: Sie verbinden die Pflanzen im gesamten Gebäude 17 mit den ausserhalb vorhandenen Grünflächen, die von oben sichtbar sind. Öffen­t licher Zugang und Transparenz sind wesentliche Merkmale des Gebäudes. Die beiden Gebäudeteile waren ursprünglich separat angelegt, wir haben sie jedoch durch vier Passerellen auf verschiedenen Ebenen verbunden. Wie in einer Stadt ist es möglich und explizit gewünscht, sich zwischen den verschiedenen Bereichen oder Vierteln zu bewegen. Jeder Stadtteil hat ein eigenes Programm, das mit jenen der anderen harmonisch zusammenwirkt. Dies gilt auch für den Innenhof und den angrenzenden Richtiplatz – hier kann man sich entspannt hinsetzen, um neben einem Wasserspiel einen Kaffee zu trinken. Im Inneren lädt das Gebäude zum Schlendern und Flanieren ein. Genau wie im öffentlichen Raum kann man umhergehen und zwischendurch für einen Plausch mit Freunden und Bekannten stehenbleiben. Die unterschiedlichen Viertel sind alle einzigartig, aber miteinander verbunden – wie in einer Stadt. Horizontal und vertikal vernetzt Da es innerhalb des Gebäudes keine Flure im klassischen Sinne gibt, erfolgt der gesamte horizontale Verkehr über nicht festgelegte Strecken, sodass Besucher und Mitarbeitende auf dem Weg von A nach B auch zufällige Entdeckungen machen können. In einem Gebäude, in dem mehr als 2000 Menschen beschäftigt sind, ist Arbeit nicht gleich Arbeit, es ist auch Wohnen, denn es geht auch um Interaktion und Kontakt mit anderen. Die besondere Architektur fördert die geistige Produktivität. Sie ermuntert die Benutzer, ihre Umgebung wie ein Flaneur sowohl horizontal als auch – über die grosszügig und attraktiv konzipierten Treppen – vertikal zu erkunden. Auf diese Weise tragen die verschiedenen Viertel und ihre speziellen Merkmale zur Persönlichkeit des Gebäudes bei. Die Decke wurde von uns speziell entwickelt. Sie ermöglicht die Klimatisierung und Beleuchtung des Gebäudes sowie die Dämpfung der Innenakustik ohne störende Elemente. Das Muster wird deutlicher, wenn natürliches Licht darauf fällt und man es aus der Ferne betrachtet. Da die Panels ausserdem schallabsorbierend sind, werden Stimmen und Hintergrundgeräusche diffus verstreut. Die Mikroperforationen an der Oberfläche der Panels sorgen für eine sehr langsame Luftzirkulation im Inneren und damit für eine subtile und frische Belüftung. Das Gebäude verbindet Tradition und Zukunft: Es ist technisch innovativ, ohne überladen zu wirken, da die entsprechenden Komponenten fliessend integriert wurden. Innovative Fassade Die Gebäudefassade besteht aus in Natursteinoptik gesintertem Glas. Zudem enthält sie ein geschlossenes Hohlraumsystem mit sehr niedrigem Luftdruck. Während Blicke von innen nach aussen möglich sind, wird die Privatsphäre der Gebäude­nutzer – anders als in einem typischen Glasbau – durch Vorhänge geschützt. Da diese aluminiumbedampften Vorhänge, die sich im Hohlraumsystem befinden, eine Perforation von 50 Prozent auf­ weisen, bleibt die Sicht nach aussen selbst im geschlossenen Zustand erhalten. Sie werden entsprechend dem Stand der Sonne geschlossen, können aber auch individuell von innen gesteuert werden. Mein Ziel war es, dass sich die Gebäudenutzer als Teil eines neuen Quartiers und gleichzeitig in Wallisellen integriert fühlen. Der Mieter Allianz ist ein innovativer Weltmarktführer, der globales Vertrauen geniesst. Mit den beiden als Schweizer Hauptsitz genutzten Gebäuden untermauert er seinen Optimismus und seine Vorreiterrolle. Die Menschen, die die Gebäude täglich frequentieren, zeigen eine hohe Zufriedenheit – was recht ungewöhnlich ist für ein Bürogebäude 18 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz von dieser Grösse. Das Leben im Inneren lässt sich mit den Szenen eines Drehbuchs vergleichen: Der Regisseur legt zwar den Rahmen fest, doch es sind die Schauspielerinnen und Schauspieler, die für das endgültige Ergebnis sorgen. Sowohl beim Büroturm als auch beim Flachbau entscheiden nur die Benutzer über die darin stattfindenden Bewegungen. Dennoch gibt es eine Art latentes Drehbuch: Ohne an feste Abläufe gebunden zu sein, haben die Menschen das Gefühl, in gewisser Weise Teil einer Geschichte oder einer Szene zu sein. Ein Grund hierfür ist auch die zurückhaltend konzipierte Zugangsregelung. Das Bürogebäude ist hochsicher, ohne einer Festung zu gleichen. Durch die hohe, aber unauffällige Sicherheit wirkt es sehr entspannt und einladend. Es soll denn auch für alle, die das Haus betreten, ein Ort sein für Arbeit und Wohnen, Lernen und Neugierde. Wiel Arets Architects Amsterdam, Maastricht und Zürich www.wielaretsarchitects.com Bürokomplex Allianz Suisse (Baufeld 1 und 7) 18-geschossiger Büroturm und 6-geschossiges Bürogebäude Gewerbeflächen in den Erdgeschossen Tiefgarage mit 366 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 13’078 m 2 Nutzfläche: 50’819 m 2 Baubeginn: März 2010 Fertigstellung: Juni 2013 19 20 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 21 22 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 23 24 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 25 26 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 27 28 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 29 30 Wiel Arets – Bürokomplex Allianz 31 Wohnüberbauung Konradhof Vittorio Magnago Lampugnani und Jens Bohm Eigentumswohnungen auf dem Baufeld 2. Der Konradhof, der grösste Wohnblock des Richti-Quartiers, thematisiert die Kombination und Verschränkung von städtischen und ländlichen Vorzügen. Vom umgebenden Strassenraum aus zeigt er sich ausgesprochen urban mit einer werthaltigen, noblen und zeitlos schönen Architektur. Der weitläufige Innenhof hingegen ist mit Bäumen, Wiesen, geschwungenen Wegen, Sitzgelegenheiten, einer runden Holzpergola und einem natürlichen Teich als Landschaftspark mit hoher Aufenthaltsqualität gestaltet. Ein Kinderspielplatz vervollständigt das gemeinschaftliche Angebot. Zur Richtiarkade hin präsentiert sich das Gebäude kompromisslos städtisch, mit rigorosen Reihungen schmaler französischer Fenster, die durch zurückhaltend dekorierte Metall­ geländer und vierteilig zusammenfaltbare Fensterläden charakterisiert sind. Hier wurde 33 bewusst auf Loggien verzichtet, um die Kraft der Geometrie nicht zu beeinträchtigen. Das überhöhte Erdgeschoss ist zu einer sorgfältig proportionierten und gestalteten Pfeilerkolonnade aufgelöst, hinter der sich die Treppenhauseingänge und teilweise doppelgeschossige Ladenräume öffnen. Die übrigen Strassenfassaden sind, wenngleich immer noch schlicht, durch Loggien und Variationen im Fensterformat rhythmisiert. Der hohe Sockel ist abgesetzt, zwischen Bau und Strassen vermitteln Vorgärten, die das Hochparterre von den öffentlichen Freibereichen abschirmen. Im Gegensatz zu den Strassenfassaden tragen die Hoffassaden eine extreme Offenheit zur Schau: Eine Schicht von Loggien und Balkonen vermittelt zwischen innen und aussen und schafft grosszügige Freiräume, die den Wohnungen zugeschlagen werden. Nach Bedarf können sie mit textilen Markisen verschattet werden. Tageslicht von zwei Seiten Die mit einer Deckenhöhe von 2,8 Metern überdurchschnittlich ausgestatteten Wohnungen, die als Zweispänner organisiert und vielfältig dimensioniert und geschnitten sind, nehmen die besondere Situation des Gebäudes auf. Nahezu ausnahmslos weisen sie alle eine Strassen- und eine Hofseite auf. Als Verbindungsglied und Herz des Wohnungsgrund­ risses dient der Wohnraum, der beidseitig belichtet und zur Strasse hin auf eine Loggia, zum Hof hin auf einen Balkon geöffnet ist. Beide Freiräume sind so dimensioniert, dass man dort bequem einen Tisch und Stühle aufstellen kann. Je nach Orientierung zur Sonne sind die Wohnungsgrundrisse leicht variiert, wobei sie alle ein separates Entrée, ein ausgesprochen grosszügiges lichtes Wohnzimmer, Freiflächen und getrennte Tages- und Nacht­ zonen bieten. Besondere, teilweise eigenwillige Grundrisskonstellationen weisen die Eckwohnungen auf. Im Erdgeschoss verfügen die familienfreundlichen Maisonettewohnungen über einen separaten Eingang durch einen Vorgarten, einen teilweise doppelgeschossigen Wohnraum und einen privaten Garten im Hofbereich. Den Wohnungen auf dem Attikageschoss sind grosse Terrassen zugeordnet, die als veritable hängende Gärten ausgestattet werden können und schöne Ausblicke bieten. Allen Wohnungen sind ein unterirdischer Parkplatz, ein Kellerraum, Trockenräume, Veloparkplätze und Besucherparkplätze zugeteilt. Das gesamte Gebäude ist als Betonkonstruktion mit aussen gedämmter Putzfassade im Minergie-Standard realisiert und verfügt über Komfortlüftung. Die hochwertigen Kunststofffenster mit Metallclips sind dreifach verglast. Die Heizungswärme wird geothermisch erzeugt. dessen Eingang vom Bahnhof Wallisellen einen unaufgeregten Auftakt bildet. Er versucht nichts anderes darzustellen als das, was es ist: ein Wohngebäude in einem – neu geschaffenen – urbanen Kontext. Allerdings ein Wohn­ gebäude, das sich durch die Sorgfalt seiner Gestaltung und Detaillierung vom Mittelmass des zeitgenössischen Wohnungsbaus abhebt und dessen Raffinement, das sich erst auf den zweiten Blick erschliesst, eine ruhige Würde ausstrahlt. Studio di Architettura, Mailand / Baukontor Architekten, Zürich www.baukontorarchitekten.ch Konradhof (Baufeld 2) Wohnüberbauung mit 177 Eigentumswohnungen Gewerbeflächen im Erdgeschoss Tiefgarage mit 172 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 19’373 m 2 Nutzfläche: 21’270 m 2 Baubeginn: September 2010 Fertigstellung: Juni 2013 Ein Hauch Italianità Der Bau, der einfach und solide konstruiert ist, vollzieht nicht nur eine grosszügige urbane Geste, sondern knüpft auch an die Tradition des bürgerlichen Wohnungsbaus an und zeugt von der Liebe zum handwerklichen Detail. Die Strassenfassaden sind in gebrochenem Weiss verputzt, das stark auskragende Gesims ist aus Betonelementen zusammengefügt. So auch die Loggien und Balkone zum Hof hin, die mit filigranen Metallgeländern geschützt und optisch zusammengehalten sind. Die Kolon­ naden sind mit römischem Travertin verkleidet, ihr Boden ist mit zwei verschiedenen Granitsorten belegt. Das Sockelgeschoss der drei weiteren Strassen hebt sich mit einem vertikal gekämmten Dickschichtputz von den Ober­ geschossen ab. Hier ist der Travertin als Fensterund Türlaibung sowie als Anschluss an das Erdreich eingesetzt. Die Eingangslobbys sind vornehm und individuell gestaltet: jene an der Richtiarkade mit kraftvoller Auskleidung aus Marron-Emperador-Marmor, alle übrigen mit farblich sorgfältig abgestimmtem Glasmosaik. Insgesamt bildet der Konradhof einen grossen Stadtbaustein, der sich zurückhaltend ins neue Quartier fügt und ausgerechnet an 34 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 35 36 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 37 38 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 39 40 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 41 42 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 43 44 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 45 46 Vittorio Magnago Lampugnani – Wohnüberbauung Konradhof 47 Wohnüberbauung Escherhof Sacha Menz Eigentumswohnungen auf dem Baufeld 3. Vittorio Magnago Lampugnani hat in der Tradition der Stadt des 19. Jahrhunderts mit seinem Masterplan in Wallisellen ein neues, urbanes Quartier geschaffen. In dieses städtebauliche Muster fügt sich der dreieckige Blockrand des Escherhofs und bildet einen knappen und markanten Abschluss nach Westen als Auftakt zum frisch errichteten Quartier. Für Architekten bedeutet dies eine seltene Gelegenheit, einen Baustein für ein von Grund auf neues Stück Stadt zu entwerfen. Der Hofbau versteht sich als städtische Blockrandbebauung und erschliesst gewerbliche Nutzungen wie auch Wohnnutzungen. Den Gesetzen der neu entstandenen Stadt folgend, reiht sich der Baukörper in seiner Materialisierung und Höhenstaffelung in die Masse der Nachbargebäude. Der dreieckige, öffentlich zugängliche Hof ergänzt das Wegnetz des städtischen Quartiers und wird jeweils von der 49 Richtiarkade und vom Escherweg über einen Durchgang erschlossen. Im Untergeschoss – von Norden her befahren – finden sich Parkplätze und Wohnungsabstellräume. Die Bahnlinie und der anschliessende Richtiring begrenzen das Areal nach Norden und beeinflussen in der Folge die Wahl der Nutzungen im Erdgeschoss. Hier wie auch am seitlich gelegenen Escherweg finden sich durchgesteckte Kleinwohnungen als Hoch­ parterretypen, die jeweils wie deren Ober­ geschossnutzungen von der Strasse her als Zweispänner erschlossen werden. Urbanität Zur Richtiarkade wie an der westlichen Spitze des städtischen Blocks reihen sich im Erdgeschoss gewerbliche Nutzungen. Hier haben sich Geschäfte und Gastronomiebetriebe verschiedenster Herkunft und Ausstattung hinter den bronzefarbenen Schaufenstern einge­richtet. Rot eingefärbte, in den Strassenraum ragende Markisen spenden hier Schatten und setzen einen farbigen wie auch rhythmischen Kontrapunkt zu den beigen Vertikalmarkisen der Wohnungsloggien in den Obergeschossen. Der Sockel in Stein zeichnet sich deutlich in seiner Materialität vom Überbau in Verputz ab. Die öffentlichen Beschriftungen der Ladenlo­kale stellen klassische Schaufensterbedruckungen innerhalb blinder, schwarz emaillierter Glas­elemente dar. Die Strenge dieser Gestaltungslogik vermittelt die nötige Ruhe und Eleganz im städtischen Raum. Darüber finden sich die Wohneinheiten, die als Zweispänner organisiert und von der Richtiarkade her erschlossen sind. Die Wohnungen orientieren sich auf den Hof wie auch nach Süden zur Arkade. Ein Attikageschoss mit zusätzlichen Wohneinheiten bildet den oberen Anschluss des Gebäudes. Die Wohnungen im Kopf des dreieckigen, gemischt genutzten Baukörpers erschliessen sich über den Hofdurchgang und in der Folge über eine innere, mehrgeschossige Halle. Tageslicht erhellt den farbigen Raum über eine zenitale Verglasung. Grosszügig konzipierte Aussenräume Die Wohnbereiche in sämtlichen Wohnungen sind durch Veranden ergänzt, die über öffnende Faltverglasungen im Sommer als klassische Aussenräume und während der Übergangsmonate im geschlossenen Zustand jeweils als Wohnraumerweiterung im Sinne eines Jahreszeitenzimmers genutzt werden können. Die Fassaden gestalten sich abwechselnd als raue und fein geometrisch gegliederte Verputzoberflächen. Es liegt an der Logik der heutigen Ökonomie, Gestaltungsprinzipien zu finden, die sich konstruktiv wie strukturell zurückzuhalten haben; mitunter werden dadurch die Federn der Entwerfer geführt. Die Tonalität der Farboberflächen entwickelt sich aus den Ockertönen der Muschel­ kalke im Sockelbereich. Die rechteckigen, netzartig geflochtenen Texturen der groben Putz­flächenfelder in den Obergeschossen sowie die Aussengeländer der Veranden orientieren sich an Maschendrahtgeflechten der Zäune in den früheren, hier angesiedelten Schreber­ gärten. Einzig die Natursteineinfassungen nobilitieren die konsequente Einfachheit in Ausdruck und Form des Baukörpers. Im Gegensatz zu den vertikal geordneten Aussenfassaden folgt die Hofansicht einer horizontalen Gliederung. Die farbig alternierenden, horizontalen Bänder binden Bereiche der Öffnungen zu einem Ganzen und prägen auf besondere Weise das Bild des sich nach Westen zuspitzenden Hofes. Loggien wie Fenster ordnen sich diesem System unter, das gewollt das Bild der Strassenansichten kontrastiert. In vornehmer Zurückhaltung und im Sinne einer der Ökonomie folgenden Logik sind die Fassaden hier gänzlich in Verputz gehalten. 50 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof SAM Architekten 8037 Zürich www.samarch.ch Escherhof (Baufeld 3) Wohnüberbauung mit 122 Eigentumswohnungen Gewerbe- und Gastronomieflächen im Erdgeschoss Tiefgarage mit 116 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 8394 m 2 Nutzfläche: 14’520 m 2 Baubegin: September 2010 Fertigstellung: Juli 2013 51 52 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof 53 54 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof 55 56 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof 57 58 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof 59 60 SAM Architekten – Wohnüberbauung Escherhof 61 Wohnüberbauung Favrehof Roger Diener Mietwohnungen auf dem Baufeld 4. Auf den ersten Blick versetzt das Studio di Architettura das Bauland in Wallisellen in die europäische dichte Stadt des 19. Jahrhunderts. Von Anfang an betrachtete es die einzelnen Baufelder nicht bloss als Teil einer Bebauung mit fünf weiteren Blöcken, sondern als Teil der Idee, den traditionellen Stadttypus des Blockrands erneut an der Realität zu überprüfen. Vittorio Magnago Lampugnanis städtebaulicher Entwurf spielt dazu das Gegenüber ganz unterschiedlicher Gebäude aus. Diese Heterogenität ist auch eines der Grundmuster der modernen Stadt. Allerdings bleibt die städtebauliche Komposition dieses Zusammentreffens in Wallisellen auf elegante Weise mit der Figur des traditionellen Städtebaus verknüpft, die auch die italienischen Rationalisten in den 1960er Jahren theoretisch herausgearbeitet haben: die Komposition der 63 zusammenhängenden Gebäudemasse für das Wohnen und Arbeiten, meist in der Gestalt von Blockrandgevierten, versus das freistehende Monument, das in Szene gesetzt wird und sich in die Erinnerung einschreibt. Vittorio Magnago Lampugnani hat den Ausreisser gewissermassen in die besondere Position des monumentalen Solitärs gerückt, um ihn so wiederum in die klassizistisch anmutende städtebauliche Figur einbeziehen zu können. Die städtebauliche Komposition von Richti handelt somit nicht nur von Kohärenz. Der Masterplan ist hier ein Erlass einheitlicher Regeln für alle Blockrandgevierte, die der schöpferischen Interpretation durch die verschiedenen Architekten ausgesetzt worden sind. Vielzahl unterschiedlicher Grundrisse Für das Baufeld 4 wurde eine Wohnnutzung vorgesehen. Die möglichen Nutzflächen der als Favrehof benannten Wohnüberbauung wurden auf fünf Geschosse und ein zurückversetztes Attikageschoss des Gebäudes verteilt. Grosszügige Durchgänge in den Erdgeschossen binden die Innenhöfe in das übergeordnete Konzept vernetzter Aussen- und Grünräume ein. Zur Richtiarkade hin sind im Erdgeschoss Läden angeordnet. Alle Etagen- und Maisonettewohnungen sind um den Hof gruppiert, sodass jede Wohnung eine grosszügige Loggia oder eine Dachterrasse besitzt. Die mehr als 40 verschiedenen Grundrisstypen teilen die insgesamt 118 Wohnungen in Varianten mit 1½ bis 5½ Zimmern. Die Wohnbereiche sind sogenannte durchgesteckte Räume, über ein Zimmer zweiseitig belichtet, oder bilden mit der offenen Küche eine Raumschicht längs der Fassade. Ausserordentlich ist die durchgehende Raumhöhe von rund 2,8 Metern. Die mehrheitlich hell verputzten Fassaden des Wohnhauses erfahren durch die Fensterformate eine rhythmische Gliederung. Der gewünschten Schwere geschlossener, muraler Strassenfassaden zu den drei Seiten setzen die Fassaden an der Richtarkade und zum Hof das Thema der Auflösung der Wand entgegen. Die Loggien lassen die Fassaden hier an räum­ licher Tiefe gewinnen. Naturstein setzt Akzente Wenn wir Gebäude für die europäische Stadt entwerfen, ob es sich um Transfor­mationen und Erweiterungen bestehender Strukturen handelt oder um gänzlich neue Gebäude, empfinden wir eine natürliche Grenze der Möglichkeiten, die sich innerhalb des Kanons zeitgenössischer Architektur anbieten – ob wir nun von einer modernen Position im Sinne der Klassischen Moderne sprechen oder von einer postmodernen Architektur. Für die Strassenfassade an der Richtiarkade gestaltete der Schweizer Bildhauer, Grafiker und Maler Josef Felix Müller im Bereich zwischen den Schaufenstern, die in Naturstein eingelassen sind, und den Fenstern der Wohnungen ein durchgehendes Fries, das als Sopraporte auch über den Eingängen der Wohnhäuser wieder erscheint. Er widmet dieses klassische Element zur Gliederung und Dekoration eines Bauwerks der Trockenmauer und deutet so die Identität des Neubaus, die er mit folgenden Worten beschreibt: «Bei der Wohnüberbauung Richti wird ein ganz neues Quartier gebaut. Das Areal wird auf einen Schlag für sehr viele Menschen zu einem neuen Wohn- und Lebensraum. Das Konzept ‹Trockenmauer› nimmt Bezug auf das Thema der Neubesiedlung. Der Bau von Trockenmauern ist in ländlichen Gegenden bekannt und ein Teil der bäurischen Kultur. Beim Urbanisieren von neuen Kulturflächen wurden Steine auf den Feldern aufgelesen und an den Rändern aufgeschichtet. Dadurch wurden Grenzen markiert, Felder vor Wind geschützt und Zäune für die Tiere errichtet. Das Bild der Trockenmauer soll in einfacher Weise erinnern an eine grenzüberschreitende Kultur, die uns verbindet.» 64 Diener & Diener – Wohnüberbauung Favrehof Diener & Diener Architekten 4010 Basel www.dienerdiener.ch Favrehof (Baufeld 4) Wohnüberbauung mit 118 Mietwohnungen Gewerbeflächen im Erdgeschoss Tiefgarage mit 116 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 8791 m 2 Nutzfläche: 13’930 m 2 Baubeginn: März 2012 Fertigstellung: Juli 2014 65 66 Diener & Diener – Wohnüberbauung Favrehof 67 68 Diener & Diener – Wohnüberbauung Favrehof 69 70 Diener & Diener – Wohnüberbauung Favrehof 71 72 Diener & Diener – Wohnüberbauung Favrehof 73 Wohnüberbauung Ringhof Christoph Mathys knickten Ostfassade, und daher ist dieser Gebäudeteil tiefer zugeschnitten, um eine zwei­ bündige Schulanlage aufnehmen zu können. Der zwischen Hausfront und Glattalbahn entstandene Aussenraum hätte als separierter Schulhof gedient, wogegen der Innenhof den Wohnungen zugeschrieben war und von Passanten, wie im Gestaltungsplan festgeschrieben, hätte genutzt werden können. In der heutigen Form schafft die kleine öffentliche Platzgestalt einen gebührenden Abstand zum Verkehrsbauwerk der Glattalbahn. Büros und Gewerbe auf dem Baufeld 5. Der Ringhof bildet den östlichen Abschluss des städtebaulichen Musters zum Hochtrassee der Glattalbahn hin. Die Grundrissfiguren der einzelnen Baufelder unterscheiden sich neben den geometrischen Dispositionen bei gleichbleibender Bauhöhe durch unterschiedliche Bautiefen der Blockränder. Sind bei den Wohnbauten geringere Bautiefen charakteristisch, so zeichnen bei den Geschäftshäusern tiefere Bürogrundrisse die städtebauliche Figur stärker nach. Auf der Südseite der Hauptachse, die das Quartier längs durchquert, weitet die in die Baukörper eingeschnittene Arkade auch den grossen Konradhof zur Strasse hin markant aus. Der Ringhof beinhaltet alle drei Nutzungen des Richti-Areals: Wohnen, Büro und Gewer-­ be, Dienstleistung und Verkauf. In einer frühen Planungsphase gab es die Idee, im Gebäude Raum für eine Schule zu schaffen. Daher rührt die Form des Blocks mit der konkav einge- 75 Wohnungen und Büros unter einem Dach Typologisch orientiert sich der sechsgeschossige Ringhof am benachbarten Favrehof. Beide Häuserblocks wurden als Gebäude mit Mietwohnungen entworfen und zu Beginn der Planung durch das Architekturbüro Diener & Diener entwickelt. Sieben zweispännig organisierte «Häuser» umschliessen dreiseitig einen Hof. Der in sich geknickte Bürotrakt schliesst diesen nach Osten hin ab. An der Nordseite und am Favreweg sind im Erdgeschoss Hochpar­terrewohnungen mit Vorgärten situiert, die gegenüber dem Hofniveau leicht erhöht angelegt sind. Die ebenerdigen Ladenlokale an der Richtiarkade und am Richtiring erhalten dadurch hinter den eleganten städtischen Schaufensterfassaden eine stattliche Raumhöhe und eine repräsentative Erscheinung. Über diese grossen «Raumvitrinen» wird der begrünte Innenhof auch von der öffentlichen Strassenseite her einsehbar. In den Strassenfassaden und deren Fensteranordnungen widerspiegeln sich unmerklich die unterschiedlichen Nutzungen des Gebäudes, ohne dass ein markant anderes Bild von Wohn- und Bürowelt daraus entsteht. Leichte Variationen der Fensteröffnungen und Pro­ portionen verweisen auf diesen Unterschied. Dabei sind die grösser geschnittenen Fenster bei den Büros rational in einem präziseren Raster auf die innere Struktur, die grössere Raumtiefe und die Nutzungsanforderung abgestimmt. Auch die Fassaden der Bürotrep­ penhäuser unterliegen der strengeren Gestalt des Bürohauses. Bei den Wohnungen ergeben die unterschiedlich grossen Räume ein Fassadenbild, das von der strengen Gliederung des Bürotrakts abweicht. Anwendungen bewährter Gestaltungsprinzipien Die natürlich belichteten Wohnungstreppenhäuser liegen am Hof an, ohne den Rhythmus der Strassenfassaden zu unterbrechen. Das Sockelgeschoss an der Richtiarkade und die Ostfassade sind der Gestaltungsvorgabe nach mit Naturstein aus Dietfurter Dolomit ver­ kleidet. Darüber gliedern Gesimsbänder auf Höhe der Fensterbänke die Geschosse. Das daraus entstandene Gestaltungsprinzip kann seine Vorbilder in vielen innerstädtischen Situationen aus verschiedenen Epochen finden. Wandfelder mit unterschiedlichen Putzkörnungen betonen die stehende Gliederung der Wandpilaster zwischen den Fenstern und nehmen Bezug auf die Gestalt und Anmutung der anderen Hofbauten auf dem Richti-Areal. Der Hof wird dreiseitig von durchlaufenden Balkonen umschlossen. Die leicht vorspringenden, eng stehenden Pilaster unterstreichen die Vertikalen in den Fassaden und vermitteln das Bild einer Aufreihung von Loggien. Der Gestaltungsplan ist so angelegt, dass bei entsprechender Ausnützung sich schlanke Gebäudegrundrisse ergeben wie bei den Gründerzeithäusern unserer Städte. Typisch dafür ist die mehrseitige Ausrichtung der Wohnungen. Die unterschiedlichen Hof- und Strassenseiten ergeben eine ganz selbstverständliche urbane Situation, wie sie im heutigen Siedlungsbau oft nicht mehr vorhanden ist und bei grossen, mehrspännigen Wohnanlagen zu einseitig ausgerichteten Wohneinheiten führt. Die Grundrisse in den oberen Geschossen sind geprägt von grosszügig zweiseitig orientier- 76 Joos & Mathys – Wohnüberbauung Ringhof ten, über die ganze Gebäudetiefe reichenden Wohnräumen. Kleine Eingangsdielen und Vorräume vermitteln zwischen diesen Haupträumen der Wohnung und den Küchen, Bädern und Zimmern. Die Parterrewohnungen präsentieren sich zum Hof hin mit einem Geschosssplit und überhohen Wohnräumen als attraktive Atelierräume. Sieben vornehme Attikawohnungen erhalten den Charakter kleiner Reihenhäuser mit grosszügigen Aussenräumen und bilden das Dach des Gebäudes. Joos & Mathys Architekten 8003 Zürich www.joosmathys.ch Ringhof (Baufeld 5) Wohnüberbauung mit 71 Mietwohnungen 4600 m 2 Bürofläche für rund 200 Arbeitsplätze Gewerbeflächen im Erdgeschoss Tiefgarage mit 77 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 9409 m 2 Nutzfläche: 16’572 m 2 Baubeginn: Oktober 2011 Fertigstellung: März 2014 77 78 Joos & Mathys – Wohnüberbauung Ringhof 79 80 Joos & Mathys – Wohnüberbauung Ringhof 81 82 Joos & Mathys – Wohnüberbauung Ringhof 83 84 Joos & Mathys – Wohnüberbauung Ringhof 85 Bürogebäude Richtiring Mark van Kleef Bürogebäude auf dem Baufeld 6. Der Charakter des Richti-Areals als Stadtquartier ist für das ehemals dörflich geprägte Wallisellen neuartig. Mittels Blockrandbebauungen wird ein Quartier europäischer Prägung gestaltet, das Stadträume klassischen Zuschnitts bildet, wie Gassen, Strassen, Arkaden und Plätze. Der Büro- und Gewerbebau Richtiring markiert im neuen Quartier nach den städtebaulichen Vorgaben von Professor Vittorio Magnago Lampugnani einen markanten Stadtbaustein: klassisch, traditionell, elegant und zeitlos zugleich. Das traditionell gestaltete städtische Gebäude soll vornehmlich Ruhe ausstrahlen. Zurückhaltung, Einfachheit und Souveränität – das sind die Qualitäten, die die Städte heute dringlichst benötigten. Auch am Gebäude Richtiring werden diese Themen dekliniert. Die Ausbildung der Steinfassade wirkt als 87 urbanes Relief. Zur Richtiarkade und zum Richtiplatz gibt sich das Gebäude mit seinem überhohen Sockel selbstbewusst öffentlich, die Kolonnade bildet nicht nur den markanten gravitätischen Sockel der Fassade. Der darunter befindliche, dezent nobel gestaltete Raum bildet eine Durchlässigkeit zwischen den umgebenden öffentlichen Räumen und vermittelt zu den Nutzungen im Erdgeschoss. Die darüber aufsteigende Fassade weist ein hohes repetitives Moment auf. Erst auf den zweiten Blick erkennt man das subtile Spiel der leicht zurückversetzten Brüstungsbänder. Als oberer Abschluss des Blocks ist das Attikageschoss klassisch zurückgestaffelt und bildet so den Abschluss der klassischen Fassade. Im Vordergrund stehen das Schaffen einer noblen Einfachheit durch Wiederholung und das Errichten eines städtischen, in Materialisierung und Gestaltung dauerhaften Hauses. Innenhof im 1. Obergeschoss Das Erdgeschoss nimmt Verkauf und Gastronomie als Nutzungen auf sowie repräsentative Eingänge zu den Büroflächen. Im Innern des Blockrands befindet sich ein hell gestalteter begehbarer, intimer Hof. Hier treffen sich die Mitarbeitenden des neu angesiedelten Kabelnetzbetreibers. Um die angenehme Aufenthalts­ qualität zu gewährleisten, ist der Innenhof mit Sitzgelegenheiten, schattenspendenden Sonnenschirmen und üppiger Bepflanzung versehen. Die Gebäudeerschliessung ermöglicht eine flexible Ausgestaltung und Aufteilung der Flächen auch für mehrere Mieter. Die Büro­ flächen der Obergeschosse sind als klassische Dreibundanlage organisiert. Das Haus ist sowohl typologisch wie in Bezug auf seine Erscheinung als Bürogebäude erkennbar – und will auch nichts anderes sein. Hierin liegt seine Identität. Die Steinfassade des Hauses aus dem dunkelgrünen Cape-Green-Granit ist mit subtilen Gestaltungsmitteln klassisch in Sockel, Regelfassade und zurückversetztes Attika­ geschoss gegliedert. Die grossen Fassadenflächen sind in ruhigem Rhythmus durch vertikale Pfeiler, horizontale Balken und tief darin eingesetzte grossformatige, quadratische Fensterflächen gegliedert. Dabei ist die Steinfügung so präzis wie dezent. Plastizität und Rhythmus des elegant wirkenden Steinreliefs der Fassade werden durch die Farbigkeit und Materialität der bronzefarbenen Fensterrahmen unterstützt. Durch den unregelmässigen Zuschnitt der Grundform gewinnt die zu­rückhaltende, fast abstrakte Gebäudegestaltung einen expressiven, skulpturalen Ausdruck. Offene Strukturen schaffen Transparenz Als Quasi-Umkehrform wirkt der Innenhof mit seinen hellen Putzoberflächen und den loch­ artigen Einzelfenstern intim und wohnlich. Die Profilfarbe der Fenster ist das verbindende Element und Stilmittel. Dies lässt sich besonders im Innern der Büroflächen nachvollziehen. Meist sind die Arbeitsbereiche als offene Struktur in der Dreibundanlage angeordnet. Zudienende Räume für Sitzung, Konferenz, ein Callcenter und viele Raumgruppen sind geschickt um die grossen Arbeitsflächen angeordnet, sodass ein wohltuender Funktionenmix die innere Arbeitswelt gliedert und abwechslungsreich gestaltet. Technisch ist das Gebäude auf höchstem Stand. Die Fenster mit äusserer Einfachver­ glasung und innerer Dreifachverglasung im CCF-Verbund (Closed Cavity Facade) sorgen für einen ausgezeichneten Wärme- und Sonnenschutz im Gebäude. Um Kondensat an den Scheiben zu vermeiden, wird der Fassadenzwischenraum periodisch mit gereinigter, tro­ ckener Luft durchspült. Dadurch wird eine zeitgemässe, effiziente Nachhaltigkeit erreicht. Für Architekten ist das Bürogebäude Richtiring ein wertvoller Beleg dafür, dass es auch in einem schwierigen Marktumfeld möglich ist, mit einer zurückhaltenden Archi- 88 Max Dudler – Bürogebäude Richtiring tektur durchzudringen, deren Raffinesse für den flüchtigen Betrachter erst auf den zweiten Blick ersichtlich wird. Max Dudler Architekten 8005 Zürich www.maxdudler.com Richtiring (Baufeld 6) Bürogebäude mit rund 1400 Arbeitsplätzen Gewerbe- und Gastronomieflächen im Erdgeschoss Tiefgarage mit 200 Einstellplätzen Grundstücksfläche: 10’639 m 2 Nutzfläche: 24’260 m 2 Baubeginn: Mai 2011 Fertigstellung: Oktober 2014 89 90 Max Dudler – Bürogebäude Richtiring 91 92 Max Dudler – Bürogebäude Richtiring 93 94 Max Dudler – Bürogebäude Richtiring 95 96 Max Dudler – Bürogebäude Richtiring 97 AUTOR FOTOGRAFEN IMPRESSUM VITTORIO MAGNAGO LAMPUGNANI ERICA OVERMEER Herausgeber Allreal-Gruppe Eggbühlstrasse 50 8050 Zürich T 044 319 11 11 www.allreal.ch Vittorio Magnago Lampugnani studierte Architektur in Rom und Stuttgart und promovierte an beiden Universitäten. Von 1974 bis 1980 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Stuttgart, von 1980 bis 1984 Berater der Internationalen Bauausstellung (IBA) Berlin. Von 1984 bis 1985 lehrte er an der Graduate School of Design der Harvard University. Von 1985 bis 1986 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, von 1990 bis 1995 Direktor des Deutschen Architektur-Museums und Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main. Daneben war er von 1986 bis 1990 stellvertretender Herausgeber der Zeitschrift «Domus» und von 1990 bis 1995 ihr alleinverantwortlicher Herausgeber. Seit 1994 ist er orden­t­ licher Professor für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, wo er seit 2010 das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) leitet. Er führt ein eigenes Architekturbüro in Mailand (Studio di Architettura) sowie ein weiteres in Zürich (Baukontor Architekten, mit Mark Amman und Jens Christian Bohm). Erica Overmeer hat an der RietveldAkademie in Amsterdam studiert. Nach der Arbeit bei Herzog & de Meuron und beim Scalo-Verlag beschäftigte sie sich zunehmend mit eigenen fotografischen Projekten. Ihre fotografischen Arbeiten im Grenzbereich von Kunst und Architektur werden international publiziert und ausgestellt. Sie lebt und arbeitet zwischen Amsterdam, München und Mexico City. PIERLUIGI MACOR Pierluigi Macor lebt und arbeitet in Zürich. Er startete seine Laufbahn als Assistent bei diversen bekannten internationalen Fotografen. Im Anschluss folgten elf Jahre Selbständigkeit in Paris, wo er für Magazine wie «20ans», «View on colour», «Vogue China», «Vogue Portugal», «Spoon» und «Gloss» arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Zürich zeigte er 2007 in der Galerie A.C. Kupper Modern seine Arbeit «Zukunft». Die Serie wurde bei Edition Patrick Frey als Fotoband publiziert. Es sind Geschichten von Begegnungen mit Menschen, die manchmal nur durch ein kurzes Gespräch verbunden sind oder aus grosser Distanz observiert werden. Es sind ausgedachte Bilder, die ihren Ursprung in der Wirklichkeit haben. Es sind Stücke des Gesehenen. Würdevoll und ruhig. Schwebend im einzigartigen Moment, den nur die Fotografie kennt: die Gegenwart. Projektleitung und Redaktion Allreal Unternehmenskommunikation Layout/Gestaltung Studio Achermann GmbH, 8004 Zürich Fotografie Baufelder 1–7: Erica Overmeer Baustellenfotos und Porträts: Pierluigi Macor Korrektorat Susanne Brülhart www.korrekturen.ch Prepress/Press Linkgroup AG, 8008 Zürich Emanuel Hamouda – Eisenleger Vasile-Stelico Birliba – Eisenleger Alberto Colao Mu oz – Gipser Idriz Hirdo – Gipser Dino Engeler – Akkordschaler Alex Hegner – Pflasterer Mourat Bocka – Schaler Cesar Gomes – Gipser Abraham Karkour – Elektroinstallateur Claudio Santos – Maurer Louis Otero – Plattenleger Arian Farvolo – Sanitärinstallateur Fabio Agnelli – Heizungsmonteur Carneiro Salgado – Schreiner Michael Brudsche – Eisenleger Mathias Müller – Maurer Daniele Vattimo – Maurer Francisco Suaris – Hilfsarbeiter Jorge Pinto – Maurer Zodan Kuzmanović – Gipser Mario Frehner – Eisenleger / Maurer Michael Brudsche – Gerüstebauer Ismail Adnan – Maler Paulo Martius – Hilfsarbeiter Adelino Fernandes – Maurer Osinuga Tolulope Timothy – Bohrhelfer Edvard Avdiu – Bohrhelfer / Schreiner Andri Kraft – Akkordmaurer Iseni Senad – Kranführer Sven Ehrensperger – Akkordmaurer Steve Hartmann – Schaler