ITMAGAZINE Leistung durch Kernspaltung von Marcel Wüthrich 2. September 2003 - IBM will bis 2010 die Leistung eines Supercomputers auf einem Chip realisieren, bringt aber zuerst die Power5-CPU mit Multithreading. Der Earth Simulator von NEC ist derzeit der schnellste Supercomputer der Welt und arbeitet mit einer Leistung von knapp 36 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde - beziehungsweise 36 Teraflops. Der Rechner besteht aus insgesamt 5000 CPUs. IBM will nun in Zusammenarbeit mit der Universität von Texas bis im Jahr 2010 einen Prozessor entwickeln, der allein die Leistung von 1 Teraflop (entspricht einer Taktfrequenz von 10 GHz) bringen soll. Dazu bedient sich IBM einer neuen Architektur namens TRIPS (Tera-op Relieable Intelligently-adaptive Processing System), die mit der Technik "block-oriented execution" arbeitet. Dabei werden Kalkulationen blockweise ausgeführt und vor allem mehrere Blöcke parallel abgearbeitet. Der erste Prototyp, der 2005 erscheinen soll, wird über 4 CPU-Kerne verfügen. Jeder dieser Kerne ist mit 250 Millionen Transistoren bestückt und auf 500 MHz getaktet. Pro Kern und Takt führt die CPU dank TRIPS 16 Rechenschritte aus. So wird der Prototyp auf 32 Milliarden Operationen pro Sekunde oder eine Leistung von 32 Gigaflops kommen. Mit 11 Millionen Dollar ist auch die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) - die Technologieabteilung des US-Militärs - am ehrgeizigen Projekt beteiligt. Chip aus Diamanten Bei der Leistung von 10 GHz dürften die Forscher der Universität Ulm und des japanischen Telekomriesen NTT nur müde lächeln. Sie haben gemeinsam einen Chip entwickelt, der mit einer Taktfrequenz von 81 GHz arbeitet. Als Halbleiter kommen Diamanten anstelle des gängigen Silizium zum Einsatz. Bei früheren Versuchen mit Diamant-Halbleitern wurde die nötige Reinheit des Materials nicht erreicht. Dank einer neuen Layer-Technologie konnten die Probleme nun weitgehend beseitigt werden. Trotzdem wird NTT weiter an der Qualität der Diamant-Halbleiter arbeiten. Angestrebt werden Taktraten von 200 GHz. Die Chips wird man jedoch kaum in "ordinären" Supercomputern finden. Vielmehr sollen sie in Vakuumröhren von High-Tech-Sendeanlagen für das digitale Fernsehen Verwendung finden. Power5 mit Multithreading Zwar nicht mit Diamanten, aber zumindest doch mit Multithreading stattet IBM seine kommenden Power5-Prozessoren aus. Dank dieser Technologie soll die Leistung um bis zu 40 Prozent gesteigert werden können. Die Power5-CPU ist bereits von Natur aus mit zwei Kernen ausgestattet. Multithreading spaltet den Chip nun virtuell nochmals in weitere Prozessoren auf, um mehrere Berechnungen simultan auszuführen. Multithreading kommt bereits bei Intels jüngsten Pentium-4-Systemen zum Einsatz. IBM liess verlauten, dass sich die Betriebssysteme AIX, OS/400 und Linux bereits mit Power5-CPUs booten lassen. Der Prozessor soll im nächsten Jahr mit 1,4 GHz auf den Markt kommen. Seine Leistung soll dann bis auf 2 GHz gesteigert werden. Der Nachfolgechip Power5+ ist mit Taktraten ab 3 GHz geplant. Copyright by Swiss IT Media 2017