PROGRAMM Donnerstag, 19.05. I 20:00 Uhr Moderation: Nina Polaschegg Charlotte Seither „Visible thoughts“. Für Tenorsaxophon, Schlagzeug und Klavier (2005) Mit: Ensemble PHACE Elisabeth Harnik „passim“. Für Streichtrio und Frauenstimme (2007) Text: Peter Waterhouse Mit: Ensemble PHACE Susanna Gartmayer, Thomas Grill (gxg) * „Unwege / untours” (UA). Für Bassklarinette, Kontraaltklarinette und Elektronik (2011) Mit: Susanna Gartmayer (Bassklarinette, Kontraaltklarinette) und Thomas Grill (Elektronik) Judith Unterpertinger „zone3#2.5”. Für Streichquartett mit Live-Elektronik (2010) Mit: Thomas Grill (Elektronik) und Ensemble PHACE Pause Kurzvortrag “...und die Zeit” von Judith Unterpertinger Judith Unterpertinger * „Wallstudy III“ (UA). Für Fagott solo (2011) Mit: Robert Gillinger (Fagott) Isabel Mundry „Traces des moments“. Für Akkordeon, Streichtrio und Klarinette (2000) Mit: Ensemble PHACE UA Darmstadt (Internationale Ferienkurse), 20. Juli 2000 Elisabeth Schimana * „Virus #1“ (UA). Für Streichquintett und einen live-generierten elektronischen Klangkörper (2011) Mit: Ensemble PHACE * Auftragswerk für das Festival e_may ´11 Ensemble PHACE I contemporary music Lars Mlekusch (Saxophpn), Bernd Thurner (Schlagwerk). Hsin-Huei Huang (Klavier), Judith Ramerstorfer (Sopran), Ivana Pristasova (Violine 1), Petra Ackermann (Viola), Roland Schueler (Cello), Barbara Lüneburg (Violine 2), Reinhold Brunner (Klarinette), Krassimir Sterev (Akkordeon), Maximilian Ölz (Kontrabass) Klangregie: Alfred Reiter WERKBESCHREIBUNGEN CHARLOTTE SEITHER VISIBLE THOUGHTS Für Tenorsaxophon, Schlagzeug und Klavier (2005) Um drei vergleichsweise heterogene Instrumente einander anzunähern, werden in Charlotte Seithers “Visible Thoughts” deren Festschreibung in traditionelle Satzfunktionen weitgehend aufgehoben. Nicht selten agiert hier das Klavier als „Schlagzeug“, das Saxophon als „harmoniegebendes Tasteninstrument“ und das Schlagzeug als die Linie ziselierendes „Blasinstrument“. Die Funktionen wechseln dabei mitunter auch mitten in einer Formulierung, überlappen sich oder bleiben vollständig in der Schwebe. Mehrdeutigkeit – auf den verschiedensten Ebenen - versetzt die Triokonstellation dabei stets neu in Bewegung. Durch die Aufspaltung des Materials in kleinste Elementarteilchen begegnen sich vermehrt auch die Klangfarben auf kleinster Ebene. Und so fügt sich die durch Dissoziation des Materials nach innen zerlegte musikalische Textur schließlich auf einer neuen Ebene zu „sichtbaren Gedanken“ zusammen. ELISABETH HARNIK PASSIM Für Streichtrio und Frauenstimme (2007) Text: Peter Waterhouse „passim“ für Streichtrio und Frauenstimme wurde 2007 für „A Day In Life“, eine Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe „die andere saite“ komponiert. Das Trio EIS und die Sängerin Judith Ramerstorfer haben das Werk im Kulturzentrum bei den Minoriten Graz uraufgeführt. Text: Peter Waterhouse, Standpunkt in einem Himmel, in: passim, Gedichte, Rowohlt 1986. Standpunkt in einem Himmel “Aber (eine Bewegung, das Wort selbst, der Himmel das sogleich), aber ganz hell durchmischt von wer-was müssen wir nicht immer sagen: Sonne leucht. Die Sonne leuchtet schnell. Welche Zeit? Aber gerad, aber von hier weit. Ich habe das ganz vergessen. Verneinung der Vögel. Standpunkt in einem Himmel? Noch etwas dümmer möchte ich werden damit mir mein Hut passt. Alles scheint zu sprechen.” SUSANNA GARTMAYER, THOMAS GRILL (GXG) * UNWEGE / UNTOURS (UA) Für Bassklarinette, Kontraaltklarinette und Elektronik (2011) Die Musik des frei improvisierenden Duos gxg versteht sich als eine Reflexion über musikalische Kommunikation. Die eingesetzten Instrumente sind sehr verschieden, in ihrer Beschaffenheit, ihrer Tradition, wie auch in den ihnen üblicherweise zugeschriebenen Klangcharakteren: prädestiniert, sich klanglich an einander zu reiben und zu kontrastieren. In dieser Zusammenarbeit werden die Instrumente allerdings absolut gleichartig behandelt – im verwendeten Klangmaterial, der Gestik, der Präsenz etc., sodass sie einander auch umspielen und befragen, sich austauschen und verschränken. Das aktuell präsentierte Programm greift gezielt die individuellen Herangehensweisen dieser Konstellation auf. In variationsreichen Miniaturen werden frischauf immer wieder Anläufe unternommen, den Möglichkeitsraum auszuloten – neue Perspektiven zueinander gesichtet, Schärfen und Unschärfen erforscht, Sichtachsen genutzt und gemieden. Es ist dies nichts anderes als eine Konzeptualisierung gezielter Wege vom Ausgangspunkt zurück zum Ausgangspunkt, Un-wegen also, mit dem Instrument als Transportmittel, mit dem Zwiegespräch als Treibstoff. JUDITH UNTERPERTINGER ZONE3#2.5 Für Streichquartett mit Live-Elektronik (2010) Durch ihre Beschäftigung mit dem urbanen Umfeld, in dessen Anonymität der einzelne Mensch nicht mehr wahrgenommen wird, entstand Judith Unterpertingers Werk “zone3#2”, das Fotografien von sich bewegenden Füßen, Schuhen und Beinen Londoner Passanten umfasst, um sie anschließend in Tusche-/Acrylzeichnungen zu abstrahieren. In “zone3#2.5” erfolgt dann die Umformulierung dieser erstarrten Bewegungsmomente in akustisches Material zu einer Komposition. Sowohl Schritte als auch Bewegungen erfuhren nach ihrer graphischen Umsetzung die Übertragung in klangliche Dimensionen von zwei Violinen, Viola und Violoncello intoniert. Diesem klassischen Streichquartett wird noch ein Elektroniker als fünfter Mitspieler zur Seite gestellt. Er hat einen eigenen Part und wird - in Analogie zum Vorgang des Übersetzens der Fotografien in musikalische Notation - u. a. die Stimmen der Streicher verfremden. Er agiert sowohl live als auch mit Zuspielungen, sodass sich eine bewusst herbeigeführte akustische Unschärfe ergibt, die gleichsam die Blicke der fotografierenden Komponistin in Musik übersetzt. “zone 3#2.5” war ein Auftragswerk der Klangspuren, uraufgeführt im September 2010 in Schwaz. JUDITH UNTERPERTINGER * WALLSTUDY III (UA) Für Fagott solo (2011) Den Wallstudies I, II, III, drei Solowerken für Bläser, geht die Fotoserie London Wall Studies voraus. Sie handelt von Architektur als ein scheinbar unverrückbares Gegenstück zu dem sich darin bewegenden Menschen. Tuschezeichnungen von Details im Mauerwerk von Häusern in London fotografiert und davon Tuschezeichnungen angefertigt. Diese sind der Ausgangspunkt für die Solostücke. wallstudy I ist eine Komposition für Klarinette mit Böhmsystem, in dem ich ein dialogisches Prinzip auszudrücken versucht habe. wallstudy II für Englischhorn findet seinen Ausgangspunkt im Zerfall von Architektur. wallstudy III für Fagott hat Erinnerung zum Thema. London Wall Studies, drawings, 2008 wall study I for clarinet, composition, 2008 wall study II for english horn, composition, 2010 wall study III for bassoon, composition, 2011 ISABEL MUNDRY TRACES DES MOMENTS Für Akkordeon, Streichtrio und Klarinette (2000) UA Darmstadt (Internationale Ferienkurse), 20. Juli 2000 “Die Komposition geht auf die Begegnung mit japanischen Gärten zurück. Dabei ging es mir nicht um irgendeine Form exotistischer Vereinnahmung, sondern um die kompositorische Durchleuchtung eines Moments, in den ich mich verhakt habe. Nach dem Anblick zeitenthoben stehender Kieswellen im Garten Nanzenij traf ich unerwartet auf einen kleinen Teich mit Wasserfall. Die ewige Wellenzeichnung ist hier in ständiger Bewegung, beeinflusst durch zufällige Bewegungen des Windes oder den Sprung eines Frosches. Von diesem Augenblick an begann ich alle naturhaft unberechenbaren Momente und alles Geformte als Zeichen zu lesen, Resonanzphänomene in einem komplexen Netz gegenseitiger Bespiegelung. Ähnlich verhält sich das Spiel der Elemente in der Musik. In einem permanenten Wechsel von Vordergrund und Hintergrund, Momente und ihren Schatten, zeichnen sich die Dinge ein in den Verlauf klanggestalteter Zeit.” Isabel Mundry ELISABETH SCHIMANA * VIRUS #1 (UA) Für Streichquintett und einen live-generierten elektronischen Klangkörper (2011) Der live-generierte elektronische Klangkörper ist Wirt und Wirtin an den sich die Streicherklänge andocken, an ihn anpassen, in ihn hineindringen und zu ihrer Replikation benützen. Zu Beginn ist dieser Körper immun, aber im zeitlichen Verlauf des Stückes gibt er seinen Widerstand auf, nimmt die Streicherklänge in sich auf und einer Vermehrung der Viren steht nichts mehr im Wege. Es ist Kampf und Synthese der beiden Klangkörper. Gemeinsam bleiben sie am Leben. BIOGRAFIEN Charlotte Seither Charlotte Seither wurde 1965 in Landau/Pfalz geboren. Regelmäßig arbeitet sie mit renommierten Interpreten wie dem BBC Symphony Orchestra London, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart oder dem Nederland Vocaal Laboratorium Amsterdam zusammen. Sie ist Gast bei zahlreichen Festivals wie Gaudeamus Amsterdam, Grame Lyon, IFWM Seoul und Lacma Los Angeles. 1998 promovierte sie zum Doktor der Philosophie und ist eine gefragte Referentin bei internationalen Symposien. Als erste Deutsche erhielt sie 1995 den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995). Charlotte Seiter erhielt zahlreiche weitere Preise und Stipendien (darunter den Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Ciutat de Palma/Spanien für Orchester oder das Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes). 2003 wurde sie mit dem Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung ausgezeichnet. Als artist in residence lebte und arbeitete sie in der Cité des Arts Paris (1999), Akademie Schloss Solitude Stuttgart (1995, 2008), im Palazzo Barbarigo Venedig (1993) und in der Villa Aurora Los Angeles (2000). Ihre Werke kommen in Europa, Asien, Kanada, Südamerika und den USA zur Aufführung. www.charlotteseither.de Elisabeth Harnik Elisabeth Harnik wurde in Graz geboren. Sie studierte zunächst klassisches Klavier an der Musikhochschule Graz und begann ihre künstlerische Laufbahn in verschiedensten Bereichen der improvisierten Musik. Ein Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz folgte. Harnik bewegt sich in ihrer künstlerischen Arbeit in den Spannungsfeldern von Improvisation und Komposition. Die Komponistin erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge verschiedener Festivals im In- und Ausland. Ihre Kompositionen waren u.a. beim Hörfest Graz, im Rahmen der Münchner Opernfestspiele, beim Wiener Mozartjahr, beim Haydnjahr oder am Grazer Opernhaus zu hören. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen. Zuletzt war sie Auslandsstipendiatin des Landes Steiermark 2010 und Artist in Residence im OMI International Arts Center in New York. www.elisabeth-harnik.at Judith Unterpertinger Judith Unterpertinger studierte Komposition und Klavier bei Christoph Cech, Gunter Waldek und Martin Stepanik an der Bruckner Universität in Linz sowie Philosophie bei Michael Benedikt an der Universität in Wien. Sie ist als Komponistin, Pianistin und Performancekünstlerin tätig. In ihren bisherigen Arbeiten setzte sie sich mit mechanischen, seelischen und städtischen Zustandsformen auseinander, realisierte musikalisch-performative Architekturen und untersuchte die Verhältnisse der Künste zueinander (Musik, Tanz und bildende Kunst). Die Werkliste von Judith Unterpertinger umfasst Ensemblestücke, Kurzopern, Klanginstallationen, Fotografien/Zeichnungen sowie Performances. Es folgten Veröffentlichungen sowohl auf renommierten wie auch auf Underground Labels. Sie erhielt Kompositionsaufträge vom Janus Ensemble, ORF, Klangspuren Schwaz, Festival EchtFalsch, Linz 09, Chicago Soundmap, e_may u.v.a.m.. Als Instrumentalistin ist sie in Ensembles mit unterschiedlichster Ausprägung tätig. 2009 erhielt sie ein Startstipendium für Komposition. Ebenfalls 2009 wurde Judith Unterpertinger mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in London, UK. www.unterpertinger.zustand.org Isabel Mundry Isabel Mundry absolvierte ein Kompositionsstudium an der Hochschule der Künste Berlin bei Frank Michael Beyer und Gösta Neuwirth sowie an der Hochschule für Musik in Frankfurt am Main bei Hans Zender. Die Komponistin unterrichtete Musiktheorie und Analyse an der Berliner Kirchenmusikschule sowie an der Hochschule der Künste Berlin. 1996 übernahm sie eine Professur für Komposition und Musiktheorie an der Musikhochschule Frankfurt. Seit 2003 ist sie Professorin für Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste. Isabel Mundrys Werke gelangen international durch die bedeutendsten Orchester und Ensembles zur Aufführung. Ihre Oper „Ein Atemzug – Odyssee“ wurde an der Deutschen Oper Berlin im September 2005 uraufgeführt und von der Kritikerjury der Fachzeitschrift Opernwelt zur „Uraufführung des Jahres 2006“ gewählt. In der Saison 2007/2008 war Isabel Mundry Capell-Compositeur bei der Sächsischen Staatskapelle in Dresden. elIsAbeth schIMAnA elisabeth schimana arbeitet seit 1983 als Komponistin, Performerin und Radiokünstlerin. sie studierte elektroakustische und experimentelle Musik an der hochschule für Musik und darstellende Kunst sowie Musikwissenschaft und ethnologie an der Universität Wien. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit stimme, Körper und elektronik. elisabeth schimana kooperiert laufend mit dem ORF KUnstRADIO und dem theremincenter Moskau und forscht im bereich Frauen, Kunst und technologie. www.elise.at enseMble PhAce | cOnteMPORARy MUsIc (bis ende 2009 ensemble on_line) ist seit vielen Jahren in der zeitgenössischen Musikszene sehr erfolgreich aktiv und zählt zu den innovativsten und vielfältigsten österreichischen ensembles für zeitgenössische Musik. neben dem schwerpunkt der klassischen, zeitgenössischen Kammermusik inkludiert das künstlerische spektrum Musiktheaterproduktionen und spartenübergreifende Projekte mit tanz, theater, Performance, elektronik, Video, DJs, turntablisten, Installationen u.v.m. Mehr als 140 Werke wurden bisher in Auftrag gegeben und uraufgeführt. 2010 wurde die Reihe PhAce x gestartet, die sich mit inszenierten „MUsIK-theatralischen“ Räumen beschäftigt, in denen die Grenzen zwischen zeitgenössischer Musik, Performance, elektronik, Klang- und Video(installation) verschwimmen. Der aktive Kern des ensembles von 10 MusikerInnen wird regelmäßig mit MusikerInnen und Gästen aus den verschiedensten Kunstdisziplinen erweitert. seit Mitte der 90er Jahre ist das ensemble mit Auftritten an den wichtigsten Konzerthäusern und bei renommierten Festivals, sowohl in Österreich als auch im Ausland präsent (wie z.b. Wien Modern, Klangspuren schwaz, salzburger Festspiele, Generator, Wiener Konzerthaus, transart bozen, berliner Festspiele, Ultraschall berlin, salihara Festival Indonesien, sOneMUs Festival, bludenzer tage zeitgemäßer Musik, u.v.m.). www.phace.at e_MAy ´11 Ist eIne KOPRODUKtIOn VOn sUOnO UnD KOsMOstheAteR In zUsAMMenARbeIt MIt enseMble PhAce. DAnK Allen PARtneRInnen VOn e_MAy ´11 Wien Neubau