40 Finanzplatz Schweiz EQUITY 5/2014 Die Investmentbank genoss früher einen hervorragenden Ruf, steht mittlerweile aber für vieles, was im Bankgeschäft falsch gelaufen ist. Vor der Finanzkrise verkaufte Goldman Sachs den Kunden Finanzprodukte, von deren Wertzerfall sie profitierte – ein offensichtlicher Interessenkonflikt. Aus Kundensicht ist die Schlussfolgerung daraus simpel: Sein Geld lässt man besser nicht von Produkteherstellern verwalten. Interessenkonflikte müssen in der Organisation einer Bank konsequent vermieden werden. Auch sollte sich laut Eppenberger wieder die Sicht durchsetzen, dass es Grenzen gibt, wie viel eine Bank an einem Kunden verdienen darf. Mittlerweile hat sich die Graubündner Kantonalbank mit 50% an der Private Client Bank beteiligt. Sie beschäftigt 25 Personen und ist in einer Nische tätig. Ihr Hauptgeschäft sind Family-Office-Dienstleistungen, die sich an Kunden mit mindestens 20 Mio. Fr.Vermögen richten. Grosse Vermögen sind oft auf verschiedene Institute aufgeteilt. Daher sei es für die Kunden wichtig, dass Daten zusammengeführt, Übersicht geschaffen, Risiken kalkuliert und Chancen genutzt werden, sagt Eppenberger. Mitarbeiter von Treuhandbüros bevorzugt Matthias eppenberger, private client Bank. FÜR WOHLHABENDE UNTERNEHMER Den Ferrari soll der Kunde fahren, nicht der Betreuer Die Private Client Bank hat ihren Sitz in einem Geschäftshaus am Zürcher Utoquai. Neben den Hotels Eden au Lac und Bellerive, die sich nebenan befinden, wirkt es schlicht, aber elegant. Auch die Räumlichkeiten der Bank sind nüchtern eingerichtet. Einzig die Seesicht im Sitzungszimmer ist grandios. Reichtum wird hier nicht zur Schau gestellt. Auf eine lange Tradition kann die Private Client Bank nicht verweisen. Bankdirektor Matthias Eppenberger und Verwaltungsratspräsident Robert Scherer haben sie im Jahr 1998 gegründet. Andere Privatbanken hatten damals ihr Zweihundert-Jahr-Jubiläum bereits gefeiert. Und trotzdem war die Zeit günstig, um eine Bank ins Leben zu rufen, sagt Eppenberger. Die Kunden erkannten deren Potenzial. Zu ihnen gehören unter anderem die deutschen Unternehmenfamilien Kipp (Detailhandel) und Grohe (Armaturenfabrikation), die sich auch an der Bank beteiligten. Wenn der Kunde gleichzeitig Eigentümer ist, fördert das den Gleichlauf der Interessen. Vor 1998 waren Scherer und Eppenberger bei Goldman Sachs tätig und hatten auch dort direkten Kundenkontakt. Nicht nur die Kunden des Instituts sind oft Unternehmer. Der Bankchef verlangt, dass auch die Family-Officer, also die Betreuer, unternehmerisch denken. Dazu seien aber viele Bankangestellte, die nach der Finanzkrise von 2008 entlassen worden seien, schlicht nicht fähig. Eppenberger rekrutiert neue Mitarbeiter deshalb lieber bei Anwaltskanzleien und Treuhandbüros. Dort lerne man – anders als bei einer Grossbank – die Kundensituation umfassend zu verstehen. Die fetten Jahre hätten bei manchem Banker Spuren hinterlassen, die fragwürdig seien. Den Ferrari sollen die Kunden fahren, nicht die Bankangestellten, sagt Eppenberger. «Ich komme aus dem Toggenburg, mein Wochenendhaus steht in Wildhaus, nicht in St.Moritz.» Er glaubt, dass Bescheidenheit auch in der Frage der Bankgrösse eine Zier sei. Vermögensverwaltung habe etwas Gewerbliches an sich, das sich nicht industrialisieren lasse. In diesem Geschäft gebe es mit wenigen Ausnahmen keine positiven Skaleneffekte, sondern vor allem Grössennachteile. Deshalb müsse auch die Private Client Bank ihr Wachstum gut dosieren. Der Verlagerung der Kundenbasis nach Asien will Eppenberger trotzdem Rechnung tragen: «Für mich ist es faszinierender, Marketing in Indien zu betreiben, als in Bern.» Die Leute dort hätten ein Faible für die Schweiz und wollten keine Steuern hinterziehen, sondern suchten den Schutz der Privatsphäre wegen der Missstände vor Ort – Gründe, welche die Leute schon vor zweihundert Jahren dazu veranlassten, ihr Geld in die Schweiz zu bringen. Anders als im Investment Banking habe das Land in der Vermögensverwaltung natürliche Vorteile. Während viele in der Branche mahnen, dass sich die verschärfte Regulierung als Standortnachteil erweisen werde, findet Eppenberger, man solle sich darüber nicht wundern. Sie sei eine «notwendige Folge des Zerfalls von Ethik und Moral», schrieb er in einem Artikel. Statt zu jammern, müsse man sich wieder auf urschweizerische Qualitäten wie Fleiss und Zuverlässigkeit besinnen.