30. Jahrgang - Heft 02 - 2. Quartal - 2008 Messung der Markenstärke von Künstlermarken Eine empirische Untersuchung am Beispiel von Popmusikern Von Michel Clement, Franziska Völckner, Nancy Granström und Tim van Dyk Executive Summary Künstlermarken wie etwa Madonna oder U2 beeinflussen die Präferenzen der Konsumenten, denn wie Marken reduzieren sie die Unsicherheit über das Produkt vor dem Konsum. So weiß ein Konsument in der Regel annähernd, was ihn bei einem neuen Album von U2 erwartet und hat daher eine geringere Unsicherheit bezüglich des Neuprodukts des Künstlers als bei einer ihm vollkommen unbekannten Band. Entsprechend zahlt die Musikindustrie sehr große Summen an ihre Top-Künstler. Interessanterweise hat sich die Literatur bislang noch nicht damit auseinander gesetzt, inwieweit Künstler hinsichtlich ihrer Markenstärke gemessen und letztlich auch gesteuert werden können. Dies ist umso erstaunlicher, als dass eine kontinuierliche Messung und Kontrolle der Markenstärke von Künstlern zentral für die Medienindustrie ist. Dies gilt vor allem im schnelllebigen Geschäft der Popmusik, in dem Skandale schnell zu erheblichen Veränderungen der Markenstärke führen können (z. B. Britney Spears oder Michael Jackson). Wir nutzen das in der Markenliteratur etablierte Konzept von Keller (1993) zum CustomerBased Brand-Equity und erweitern dieses zu einem Markenstärkemodell für Künstler im Popmusikbereich. Unter Verwendung einer großzahligen Stichprobe (n = 1077) werden die Parameter des Modells mittels PLS-Pfadmodellierung geschätzt. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass die Künstlerbekanntheit und das Künstlerimage – als grundlegende Dimensionen der Künstlermarkenstärke – die Verhaltensabsicht gegenüber der Künstlermarke (z. B. Mehrzahlungsbereitschaft, Weiterempfehlungsbereitschaft, Kauf von Tonträgern etc.) hochsignifikant beeinflussen. Interessanterweise ist es jedoch nicht erforderlich, dass der Künstler bereits zuvor langjährig erfolgreich im Musikmarkt war. Sofern das Marketing-Management eines Labels in der Lage ist, durch geeignete Maßnahmen die Bekanntheit zu steigern und gleichzeitig dem Künstler über entsprechende Aktionen zu einem positiven Image zu verhelfen, kann vielmehr auch für einen neuen Künstler eine relativ hohe Markenstärke geschaffen werden. Zudem zeigt sich, dass das Image eines Künstlers durch zielgerichtete Maßnahmen beeinflusst werden kann. Hierbei ist der wichtigste Treiber die Markenpersönlichkeit, die sich nahezu gleichrangig und jeweils signifikant aus den Dimensionen Attraktivität, Kreativität, Professionalität und Kompetenz zusammensetzt. Wird die Wichtigkeit der einzelnen Dimensionen der Künstlermarkenstärke dem Leistungsvermögen des jeweiligen Künstlers auf dieser Markenstärkedimension gegenübergestellt, so lassen sich weitere Managementimplikationen hinsichtlich der Steuerung und Kontrolle der Künstlermarkenstärke ableiten. Autoren Prof. Dr. Michel Clement, Institut für Marketing und Medien: Lehrstuhl für Marketing und Medienmanagement, Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5, 20146 Hamburg, E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Franziska Völckner, Seminar für Allg. BWL, Marketing und Markenmanagement, Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz 1, 50923 Köln, E-Mail: [email protected] Dipl.-Kffr. Nancy Granström, Institut für Innovationsforschung, Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Westring 425, 24098 Kiel, E-Mail: [email protected] Dipl.-Vw. Tim van Dyk, Leitung New Business & Market Research bei der Warner Music Germany Group, Oberbaumbrücke 1, 20457 Hamburg, E-Mail: [email protected] 2