Sparsam gewandet

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AUTSPRECHER
Sparsam gewandet
Wie stellt man das als Hersteller an: günstiger werden und
gleichzeitig die Oualität halten? Dynaudios Emit-Serie zeigt's.
er dänische Traditionshersteller
Dynaudio stand vor einer echten
Herkules-Aufgabe: Die Qualitäten
der,,Excite"-Serie sollten möglichst unangetastet bleiben, der Preis aber deutlich
volkstümlicher werden.
Natürlich kennt man in Skanderborg die
üblichen Tricks, mit denen man den Preis
drücken kann: einfacheres Gehäuse mit
Folie statt Lack oder Echtholzfurnier, Verzicht auf verschiedene Gehäuseausführungen, keine magnetische Halterung für
die Bespannung, einfache Metall-Spikes
statt teurer Alu-Kegel, schwarze Schrauben statt in Chassisfarbe lackierter Exem-
plare und noch ein paar Kleinigkeiten
mehr. Soweit, so gut. Dann setzt jedoch
meist der Rotstift dort an, wo es der
.,.Kunde nicht sieht, aber durchaus hört:
'idünnere Gehäuse, einfache Versteifungen, weniger hochwertige Weichenbau-
teile, Billigverkabelung und schließlich
einfachere Chassis.
Die Dänen, die sämtliche Chassis selbst fertigen, sparten jedoch ganz
entscheidend an anderer Stelle: den
Entwicklungskosten! Man bediente sich
weitestmöglich aus dem Baukasten der
bereits existierenden Chassis. Gehäuseabmessungen und Konstruktion erfor-
derten nur geringe Anpassungen.
So
konnte das Entwicklungsbudget, sonst
einer der größten Posten auf der Kostenseite, erklecklich kleiner ausfallen.
Selbst für die Innenverkabelung aus 2,5
qmm OFC-Kupferblieb noch Luft. LedigIich die kleine M20 muss beim Tieftöner
ohne Aluguss-Chassiskorb auskommen,
sondern sich mit einem gewöhnlichen
Metallkorb begnügen. Aluminiu-Schwingspule, symmetrische Magnetanordnung
mit Polkernbohrung, MSP-Membranen,
beschichtete Gewebekalotte - die üblichen Dynaudio-Zutaten für den,,DänenIügen-nicht-Klang" blieben aber vollständig erhalten, die impedanzkorrigierte Weiche ebenfalls. Letztere macht dem vorgeschalteten Verstärker das Leben Ieichter,
wenn auch der Leistungsbedarf insbesondere der kleineren M 20 nahelegt, mit der
Wattleistung des Amps eher großzügig zu
kalkulieren. Die flüssigkeitsgekühlte 28mm-Kalotte und die l7er-Bässe mit der
riesigen
75
-mm-Schwingspule galten
ja noch nie als besonders wirkungsgradstark.
Routiniert, aber mit Verve
Im Hörraum zeigte sich die für Dynaudio-Verhältnisse mit 700 Euro
beinahe spektakulär günstige M20
ähnlich wie ihre toskanische, jedoch
deutlich teurere Konkurrentin,,Giglio" als watthungriges Kistchen. Doch
&
unsere Allzweckwaffe Exposure 3010
zeigte sich der Aufgabe wieder mal
gewachsen. Die Sorgfalt, mit der man
in Dänemark Lautsprecher abstimmt,
sodass charakteristische Anteile der
Firmen-DNA nicht nur technisch,
sondern auch akustisch erkennbar
sind, erstaunt immer wieder. Es soll
Hersteller geben, da ist die Differenz innerhalb der Serie größer als
hier zwischen beiden Modellen. Die
Standbox M 30, aufdem Papier kaum zwei
Dezibel empfindlicher als die kleinere
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28 STERE0 2/2016
M 20, sprach wesentlich spontaner an und
überzeugte mit einer Selbstverständlichkeit im gesamten Mittenbereich, der
uns ihre Preisklasse anzweifeln ließ.
Tonal ein klein wenig auf der warmen
Seite, begünstigt von einem Bass-Peak
bei knapp über 100 Hertz, ging sie
Paarum€1500
Maße 17,2x108x29,5 cm (BxHxT)
Garantie. 5 Jahre
Gut doppelt so teuer wie die kompakte Schwester, die ihr dicht auf
sehr weit in den Basskeller hinunter, ohne dabei unsauber zu werden.
Ihre Charmeoffensive startete
angelegtes Geld
sie
etwas verhalten, aber nachhaltig. Auch
in puncto räumliches Abbildungsvermögen ließ sie sich keine Vorwürfe machen
und war weiträumig und doch punktgenau in der Abbildung, was auch auf die
M20 zutraf, wenn sie auf einem Ständer
platziert war. Das gilt übrigens wieder mal
für alle Kompaktlautspecher dieses Testfeldes: Klein bedeutet nicht unbedingt ,,ab
ins Regal damit", sondern vielmehr häufig
eine elegantere Optik zu Lasten der Party-
Paar um €700
Maße 11x32x26 cm (BxHxT)
den Fersen ist, aber nach zusätzlichen
Ständern verlangt. Auch hier gilt. gut
Garantie: 5 Jahre
I
Wie machen die das, wird sich mancher
fragen
ja
100
dBSPt
-
-
die Dänen erklären es gern. Sparen
aber mit Verstand, heißt das Motto.
Top-Klang zum Schmunzelpreis
90
I
ao
2o
15
1o
0
100
H2
'1
kHz
10 kHz
tauglichkeit, weil der Verstärker mehr
arbeiten muss und die Maximallautstärke
eines kleinen Basschassis nunmal früher erreicht ist als die mehrerer Basstreiber oder eines großen Chassis. Doch bis
dahin hat der Hörer jede Menge Spaß.
Ein Klavier bleibt über alle Frequenzen
als solches erkennbar, ebenso wie seine
Größe erstaünlich glaubwürdig vermittelt
wird. Popmusik jedweder Art, von Köster
& Hocker live bis Laurie Anderson sind
eine leichte Übung, die mit hoher Sprachverständlichkeit glänzend absolviert wird.
Zum angekündigten Preis zäh1en beide
zur engsten Auswahl bei Musikliebhabern, die spitz rechnen müssen.
Michael Lang
100
'1
kHz
10 kHz
l
3
minimale
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-u*.Ir,.Lr,.l*,".
ms
35
4
4.5
lmpedanz
4,9
Q bei 190 Hertz
l0 Q bei
1200 Hertz
3
35
ms
4
4.5
t
Kennschalldruck (2,83 V/1 m)
l.eistunq lür 94 dB
(1 m)
5,3
untere Grenzlrequenz (-3 dB)
Klirrlaktor bei
63
/ 3k / 10k
Hz
1,010r10,1%
Der Frequenzgang zeigt die ordentliche
Bassanhebung bei etwas über 100 Hertz
und die Senke zwischen 1000 und 2000
Hertz. Alle anderen Messwerte sind sehr gut
und bieten keinen Anlass zur Kritik. Leichte
Ausgeglichenheit in den Höhen. Die exakte
Sprungantwort belegt die lmpulsivität der
Emit M 30. Deren Impedanzverlauf
die
Fünf-Ohm-Marke wird kaum unterschritten
- in Verbindung mit ordentlichem Wirkungsgrad machen sie für viele Verstärker taug-
-
lich Spikes gehören zum Lieferumfang. Etwa
30 bis 50 Zentimeter Abstand zur Rückwand
sollte man ihr gönnen, sonst wird der Bass
ii
Q bei 77 Hertz
i
(1 m)
I
untere Grenzlrequenz (-3 dB)
(lirrlaktor
bei 63 / 3k
/ l0k
Hz
llN2
0l7o
Der Frequenzgang der Emrt N/ 20 ist linearer
als bei der Standbox M30, der lmpedanzverlauf ebenfalls unkritisch. Aber: Leistungshungrig ist die Box N/it 100 ehrlichen
Watt pro Kanal macht man nichts falsch,
dies ist natürlich auch immer etwas v0n der
Raumgröße abhängig. Saubere Verarbeitung.
prima Sprungantwort, kaum Verzerrungen
- die Boxen leicht Fichtung Hörplatz einwinkeln, und das Hörvergnügen kann beginnen.
Ständer nicht vergessen, im Begal verliert die
Box deutlich an Potenzial.
Bassrellex, Sockel: Gleiches und
Unterschiede bei M20 (li.) und M30
Kontakt:
I
bei 200 Hertz
Kennschalldruck {2,83 V/1 m)
[eistung lür 94 dB
leicht mulmig.
0
12,5
Anwinkelung auf den Hörplatz sorgt für
Ä Single-Wiring,
Hz
*****
Dynaudio
Tel : 041 0B/41 800, www dynaudio de
2/2016 STEREo 29
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