K U LT U R K U LT U R Es tut sich was in der Dreieinigkeitskirche Regensburg Wiedereröffnung im Dezember 2013 – Große Kirchenmusik mit Kantorei und Bachorgel Franz Jakob Späth eines neuen würdigen Innenlebens. Würdig ist auch der neue Name des Instruments: Die „Bachorgel“ soll an den bedeutendsten evangelischen (Orgel-) Komponisten Johann Sebastian Bach erinnern und höchsten musikalischen Standard einfordern: „Bach ist einfach das Nonplusultra aller Kirchenmusik“, so Kantor Emilius. „Deshalb wird die Orgel in ihrer Disposition auch so zugeschnitten, dass Bachs Musik hier am authentischsten und schönsten erklingt.“ Die Bachorgel sei gewissermaßen der Schlussstein in der vielfältigen Orgellandschaft Sie steht mitten im Weltkulturerbe Regensburg und ist unübersehbar groß. An ihr gehen täglich tausende Menschen vorbei: früh morgens zur Arbeit, tagsüber zum Shoppen oder ins Café und nachts beim Kneipenhopping der Nachtschwärmer. Doch bekannt ist sie nicht wegen ihres massigen Baukörpers sondern wegen ihres Nordturms – mit der besten Panorama-Aussicht auf Altstadt und Dom von Regensburg. Die Rede ist von der Dreieinigkeitskirche an der Gesandtenstraße. Dass von ihr nur der Turm einigermaßen bekannt ist, liegt nicht zuletzt daran, dass die größte evangelische Kirche der Stadt nur zu bestimmten Zeiten offen ist und seit ein paar Jahren gar nicht mehr. Die lang anstehende Innenrenovierung hat sich immer mehr hingezogen, soll aber im Herbst dieses Jahres zum Abschluss kommen. Ein Datum für die feierliche Wiedereröffnung gibt es schon: Am 2. Adventssonntag, 8. Dezember 2013, soll die Kirche mit Festgottesdienst und großem Konzert wieder ihrer Bestimmung zurückgegeben werden. Größte und erste rein evangelische Kirche Regensburgs Die Dreieinigkeitskirche ist die Hauptkirche der westlichen Innenstadt von Regensburg und größtes Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Kirche in der Donaustadt. Als erste Kirche in Regensburg wurde sie nur für den evangelischen Gottesdienst gebaut, denn die beiden anderen Innenstadtkirchen der Protestanten waren zuvor katholisch: die Neupfarrkirche eine Wallfahrtskirche zur Schönen Maria und die Oswaldkirche das 8 Aktiv & Gesund Gotteshaus für ein Armenspital. Die Dreieinigkeitskirche ist quasi aus Raumnot entstanden: Seit 1563 nutze man das Langhaus der benachbarten Dominikanerkirche St. Blasius für die evangelischen Predigtgottesdienste. Als die Kirche den Dominikanern zurückgegeben werden musste, beschloss der Stadtrat – weltliches Oberhaupt der evangelischen Konfession in Regensburg – 1626 den Neubau. Mitten im Dreißigjährigen Krieg und in nur gut vier Jahren Bauzeit stellte der Nürnberger Festungsbaumeister Johann Carl einen beeindruckend großen Predigtraum in die Regensburger Altstadt. Unter einem sternenbesetzten Tonnengewölbe, ohne störende Säulen und mit mehreren hölzernen Emporen mit weit über 1000 Plätzen wurde alles aufs gesprochene Wort ausgerichtet, bei Bibellesung, Predigt und Katechismuslehre. nigkeitskirche schon viele Aufführungen großer Kirchenmusik anhören können. „Das soll mit der Wiedereröffnung im Dezember 2013 auch wieder so werden“, so Kantor Emilius: „Schon beim Eröffnungsgottesdienst am 8.12. werden wir die grandiose Originalmusik der Einweihung vom 5.12.1631 wieder aufführen. In dieser Form wird die Musik also nach fast auf den Tag genau 382 Jahren wieder in Regensburg zu hören sein.“ Die Regensburger Kantorei plane darüber hinaus große Konzerte mit Solisten und Orchester, die bisher aus Platzmangel nicht möglich waren. „Ich freue mich schon sehr, wieder aus dem Vollen schöpfen zu können“ ist Roman Emilius begeistert. Konzertkirche der Regensburger Kantorei Doch auf eine Musikart muss in diesem grandiosen Kirchenraum noch mehrere Jahre gewartet werden: Orgelmusik kann nicht erklingen, weil das denkmalgeschützte Orgelgehäuse von 1758 noch leer ist. Das schon jahrelang unzureichende Spielwerk wurde zu Beginn der Innenrenovierung ausgebaut. Jetzt harrt das verspielte Rokokogehäuse des Regensburger Orgelbauers Heute ist vor allem der Regensburger Kirchenmusikdirektor Roman Emilius für diesen Raum dankbar, der sich durch die angeführten Merkmale hervorragend als Konzertraum eignet. Als Konzertstätte der Regensburger Kantorei hat die Dreiei- Neubau der Bachorgel braucht viele Spenden der Stadt Regensburg, „der Welthauptstadt der Kirchenmusik“, wie Emilius gern den Komponisten Franz Liszt zitiert. Deshalb ist die Bachorgel auch viel mehr als eine evangelische Kirchenorgel, sondern das Instrument für die Bürger Regensburgs, die für ihre Musikbegeisterung überall bekannt sind. Auf diese Begeisterung baut auch Roman Emilius, denn die neue Bachorgel ist ausschließlich auf Spendengelder angewiesen, damit sie zum anvisierten Zeitpunkt, dem 500-jährigen Jubiläum der Reformation 2017, erstmals erklingen kann. Für das neue Orgelwerk mit 30 Registern und etwa 2500 Pfeifen sind Gesamtkosten von circa 1 Million Euro zu schultern. Dafür wurde 2012 auch ein Förderverein gegründet, der mit Konzerten, Veranstaltungen und Aktionen über den Baufortschritt informieren und Spenden einwerben will. Damit alle Bachorgel-Aktivitäten in einer Hand sind, ist Kirchenmusikdirektor Roman Emilius zugleich 1. Vorsitzender der Fördervereins. Er erklärt: „Wie die Orgel kleine und große Pfeifen hat, helfen uns kleine und große Beiträge. Viele einzelne Spenden machen das Gesamte erst möglich.“ Text & Fotos: Dr. Martin Weindl 2. Vorsitzender: Bachorgel Regensburg – Förderverein e.V. Spendeninfo: Bachorgel Regensburg – Förderverein e. V. Konto 264 385 56 bei der SPK Regensburg (BLZ 750 500 00) Internet: www.bachorgel-regensburg.de Aktiv & Gesund 9