Nr. 06 / 03. April 2008 >> Exklusiv-Interview: Dipl.-Ing. Peter Bachschuster, Architekt des Green Buildings der Firma ALKITechnik in Ingolstadt >> Green Buildings: Erbauer der Zukunft Inhalt Ausgabe 06 / 08 3 >> Editorial 4 >> Erbauer der Zukunft Green Buildings 8 >> Exklusiv Interview mit Dipl.-Ing. Peter Bachschuster, Architekt des Green Buildings der Firma ALKI-Technik 12 >> Länderreport Sachsen-Anhalt Positive Entwicklung - trotz vielfältiger Konkurrenz durch Shopping-Center 18 >> Branchentalk 20 >> REITs, Derivate & Co. – ein Jahr danach 28 >> Top 5 29 >> Der Countdown läuft: Baubeginn für Wittener StadtGalerie 34 >> Schlüsselmärkte 2008 Großbritannien, Deutschland und Russland 37 >> Running Deals 41 >> Impressum Editorial Ausgabe 06 / 08 Green Building – Modetrend oder Zukunftsmarkt? Die Notwendigkeit, die soziale und wirt- Fragestellungen wie „Was kann Nachschaftliche Entwicklung im Einklang mit haltigkeit und Ökologie für die Bau- und der Tragfähigkeit des Ökosystems zu Immobilienwirtschaft bedeuten?“ oder gestalten, ist mittlerweile auch in der ist „Energieeffizientes Bauen als Stra- Immobilienwirtschaft ein Thema. tegie für den Immobilienmarkt der Zukunft?“ zu sehen, werden wir in den Die Bedeutung von Projektentwick- nächsten Monaten für Sie aufgreifen. lungen in diesem Bereich – die sogenannten „Green Buildings“ - nimmt in Freuen Sie sich auf eine Reihe informaallen Asset-Klassen stark zu. Die Anzahl tiver Artikel, exklusive Interviews und an Seminaren, Fachtagungen und Studi- interessante Fachbeiträgen zu diesem en rund um das Thema Energieeffizienz Thema. In der heutigen Ausgabe starten im Gebäudebereich durch nachhaltiges wir mit der Vorstellung eines der inno- Bauen schießen wie die Pilze aus dem vativsten Green Buildings Europas und Boden und erstmals wurde auch auf der einige interessante Ausführungen des diesjährigen MIPIM ein Preis für diese Architekten zum Thema Energieeffizi- Kategorie verliehen. enz im Gebäudebereich. Ein Modetrend? Oder sehen Investoren Viel Spaß beim Lesen! angesichts niedriger Betriebskosten Michaela Schroer Chefredakteurin PROPERTY MAGAZINE Telefon: +49 29 24 - 87 99 88 Mail: [email protected] und trotz der oftmals höheren Kosten für die Erstellung der Projekte in Green Herzlichst Ihre >> Buildings einen Zukunftsmarkt? Michaela Schroer 3 >> (c) pixelio.de 4 G rüne Gebäude sind weltweit zu einer Perspektive für nachhaltiges Bauen geworden. Die üblicherweise als „Green Buildings“ be- zeichneten Bauwerke unterscheiden sich durch überdurchschnittlich über dem Boden der Verwaltungsmit dem darunter befindProduktionsareal. Die t e r s c hie dli c h e n heiten beste- bereich, ferenzierte Oberflächengestaltung und werden in der lichem Nacht durch ein lichttechnisches Band miteinander u n - verbunden. Ein chen Der Bauherr und Firmeninhaber Albert Kipfelsberger hohe Ökologie Standards vom durch wünschte sich für den Bau der Firmenzentrale eine Mainstream der Immobilien. dif- Architektur, die den innovativen Charakter des Unter- Eines der bislang raren Pro- nehmens nach Außen darstellen sollte. Ein zufälliges jekte, die in Europa zu finden Aufeinandertreffen des Architekten Peter Bachschu- sind, wurde in Ingolstadt er- ster und des Energieberaters Manfred Rössle brach- richtet. Ein Gebäude, das sich ten neben der konventionellen Bauweise neue Erde und Sonne zur Energie- Ideen ins Spiel sowie eine Vielzahl von positiven gewinnung zu Nutze macht Argumenten, die für eine ökologisch-ökono- und dem es mittels innova- mische Gebäudetechnik sprachen. Ökologisch tiver Methoden gelang, Vor- innovatives Bauen als Perspektive war nun reiter in Sachen nachhaltig eine Option, mit der sich der beauftrage umweltverträglicher Bauwei- Architekt Peter Bachschuster intensiv zu beschäftigen begann. se zu werden. Der fünfgeschossige Bau der Neues Terrain betretend, gelang es Firma alkiTECHNIK mit einer dem Architekten ein Gebäude zu Bruttogrundrissfläche von konzipieren, dessen Energiever- 3.700 m² vereint verschie- sorgung und Klimatisierung gänz- dene Funktionsbereiche unter lich ohne fossile Brennstoffe auskommt. Während für die Ausführung einem Dach. Neben den Wohneinheiten „schwebt“ 24 m herkömmliche Nord-West Ansicht des Green Buildings der Firma ALKI-Technik. Baukosten 5 die für Heiz- und Kühltechnik bei rund 430.000 sers wiederum über einen Schluckbrunnen. Für die Euro gelegen hätten, schlug die innovative Ausfüh- Beheizung des Bürotraktes ist eine Betonkernakti- rung mit Verzicht auf fossile Brennstoffe vierung verantwortlich, ein Röhrensystem und Nutzung von Wärmepumpen mit einer Länge Die Erde, auf dem das Bauwerk steht, liefert die d e r ner- Kunststoffrohren Leitgedanke der Entwicklung: inklusive G ar t- von Energie und die Sonne, die auf das Gebäude scheint, sorgt für die Antriebsenergie. F a s - 10.000 m, die in die Decke s a d e (Einzelpreis von eingelegt rd. 140.000 Euro) lediglich mit werden und mittels Strahlungswärme die Räu- 496.000 Euro zu Buche. Mehrkosten, die durch die me temperieren. Spitzenlasten übernehmen die Energieeinsparungen in Höhe von 50 % sowie den Gartner-Fassade und Wandheizmodule. Die Wand- deutlich niedrigeren Betriebskosten, später binnen heizung wird ebenso wie die Fassade durch Raum- kürzester Zeit wett gemacht sind. fühler gesteuert, wodurch die Temperatur in jedem Raum individuell regelbar ist. Hinzu kommt eine Dem Leitgedanken der Entwicklung folgend, wird Speisung der Energie durch Photovoltaikanlagen, die Energie für Heiz- und Kühlzwecke aus dem Erd- die mit Solarzellen Strom erzeugt. reich bezogen. Das Besondere an diesem System: Es wird unerschöpfliches Potential an gespeicher- Auf der Westseite sorgt die 54 m² große Heiz-Kühl- ten Energiemengen genutzt, die sich stetig durch fassade für einen behaglichen Temperaturaus- Sonneneinstrahlung, Niederschläge und Erdwärme gleich in den Räumen. In ihren Stahlträgern ste- erneuern. Zwei parallel geschaltete Grundwasser- cken Wasserrohre und vor den Fenstern befinden pumpen sorgen für die nötige Wärmeerzeugung. sich durch Sensoren gesteuerte Jalousien. Durch Die Versorgung mit Wasser erfolgt über einen För- diese Fassade wurde es möglich auf Klimaanla- derbrunnen, und die Rückführung des Grundwas- gen zu verzichten, die einerseits die Umwelt an sich, aber auch den Menschen, durch Zugluft, Unterkühlung und oftmals wegen der durch Verunreinigung der Filter entstehenden Bakterien, belasten. Zudem können die Räume entsprechend ihrer tatsächlichen Quadratmeterzahl genutzt werden, da keine Abstände zu Heizungen oder Klimaanlagen berücksichtigt werden müssen. Das Grundwasser dient der Speisung der Wärmepumpen und sorgt im Sommer für einen wirtschaftlichen Kühlbetrieb durch Aufnahme der anfallenden Wärmelasten und deren Abtransport. Dieses Prinzip der stillen Kühlung ermöglicht eine angenehme Zimmertemperatur im Sommer. Da es in dieser Konstellation der Nutzung und Anwendung von Energieträgern nur eine Handvoll in ganz Europa gibt, wird das Gebäude durch das Neuburger Forschungszentrum für erneuerbare Energien f10 wissenschaftlich begleitet. So konnten Daten aus dem laufenden Betrieb ermittelt und dokumentiert werden, was die proklamierte Einsparung durch den Einsatz innovativer Energiesysteme in Zahlen, tatsächlich bedeutet. Der richtige Schritt in eine grüne Baurichtung beinhaltet also eine Vielzahl von Vorteilen. Frontansicht des Green Buildings der Firma ALKI-Technik. Da die generell steigenden Energie- und Heiz- 7 Exklusiv im Interview: Der Architekt und Dipl. Ing. Peter Bachschuster kosten mittlerweile quasi eine zweite Miete ausmachen, kommt es so zu einer enormen Anhebung des wirtschaftlichen Wertes gegenüber konventionellen Gebäuden. Zudem wird die Umwelt PROPERTY MAGAZINE: Haben Sie mit dem Büro- effizient genutzt und kaum belastet. und Produktionsgebäude der Firma alkiTECHNIK So betrachtet hätte das von Architekt Peter Bach- bereits die Spitze der möglichen Energiekonzeption schuster konzipierte Gebäude nicht weniger als erreicht? fünf Sterne in der Kategorie für ökologisches-ökoHerr Bachschuster: Sicherlich kann man in Punk- nomisches Bauen auf höchstem Stand verdient. to Primärenergieverbrauch und Energieeffizienz mit Autor: Sylvia Drabits entsprechendem Mehraufwand noch mehr erreichen. Unser Ziel war es ein Gebäude zu entwerfen, dessen INFO Energieeffizienz zu einem attraktiven Kosten-Nutzen-Verhältnis realisiert werden kann und gleichzeiMehr Informationen: tig die komfortorientierten Ansprüche des Nutzers [email protected] optimal erfüllt. Abgesehen davon haben wir dieses Projekt an der obersten Spitze angesiedelt. Gerade www.property-magazine.de hinsichtlich der einzusparende Energie, sowie der Baukosten stellt dieses Projekt vor dieser Zieldefinition sicherlich einen Referenzcharakter dar. Der spezifische Jahres-Primärenergiebedarf des Gebäudes von 60 kWh/m²*a spricht dabei für sich. Der momentane Verbrauch von Bürogebäuden liegt bei zum Teil 500. Der Zielwert soll auf Dauer für innovative Gebäude bei 100 liegen. Gerade diese Werte wurden heute bei der Konferenz „energieeffiziente Gebäude made in Germany“ in Peking hervorgehoben Lesen Sie auch: Solarsiedlung GmbH: Vertriebsstart für Son- PROPERTY MAGAZINE: Zur Zeit gibt es in Europa nur fünf Bauwerke, die dem Ihren entsprechen. Woran nenschiff-Bürofonds kann es ihrer Meinung nach liegen, dass diese richtungsweisende Bauart noch nicht zum Standard geworden ist ? Colonia Real Estate startet größtes Solarprojekt für Wohnimmobilien in Deutschland Herr Bachschuster: Zum Einen, dass es bei den verschiedenen Planern noch nicht genügend an- 8 sich immer stärker auf unsere Arbeit auswirken wird Wissen dafür fehlt, beziehungsweise nicht ausrei- und welcher enormes Wissen, Koordinationsfähigkeit chend vorhanden ist. Zum Anderen gehört intensive und Teamgeist des Architekten fordert, um für jedes Vorarbeit - weit vor der eigentlichen Planung - dazu, Objekt das richtige Energiesystem zu finden. Es mit um das wirtschaftlichste beziehungsweise effek- einem kreativen Entwurf zu vereinen stellt allergrößte tivste System für die unterschiedlichen Nutzungen Herausforderung für den Architekten dar. Besonders beziehungsweise Standorte zu finden. Dies wird oft- für die Umsetzung energieeffizienter Projekte ist es mals, auch durch fehlendes Wissen auf Seiten der wichtig, ein über die Inbetriebnahmephase hinaus Bauherrnschaft, noch nicht ausreichend finanziell gehendes Monitoring aller wesentlicher Betriebs- honoriert. Der Bauherr hat Angst vor dem Einsatz daten durchzuführen. Erst dadurch können die ge- (c) pixelio.de gekommen ist, beziehungsweise das fundierte solcher Techniken, da er sich kostentechnisch nicht verausgaben möchte und nicht genügend Referenz- planten Kenngrößen überprüft werden und ggf. Abweichungen analysiert und optimiert werden. objekte dieser Art kennt, die er als Vergleichsobjekt heranziehen könnte. Insofern herrscht Kosten und nationalen Tätigkeitsbereich wie Indien, China und PROPERTY MAGAZINE: Die EU hat 2005 ein freiwil- Nutzungsunsicherheit. Südafrika. liges Projekt mit dem Namen „green building“ ins Leben gerufen. Gibt es in diesem Zusammenhang PROPERTY MAGAZINE: Ein Auskommen ohne fossile PROPERTY MAGAZINE: Haben Sie durch die Zusam- spezielle Förderungen für Bauherren, die vorhaben Brennstoffe bedeutet ja einen bewußten Verzicht auf menarbeit mit dem Forschungszentrum für erneu- energieeffiziente Gebäude zu errichten ? konventionelle Energien. Arbeiten Sie mit Energie- erbare Energien f10 in Neuburg neue Erkenntnisse konzernen zusammen und wenn ja, wie sieht diese gewinnen können und wie werden sich diese auf zu- Herr Bachschuster: Das Rahmenprogramm „green Kooperation aus ? künftige Projekte auswirken ? building“ wird in Deutschland von der deutschen Energieagentur (dena) bereut. An dem Programm Herr Bachschuster: Im Moment arbeiten wir mit Herr Bachschuster: Durch die Zusammenarbeit mit können Eigentümer bestehender Nichtwohngebäu- keinem Energiekonzern zusammen. Dies wäre aber der Forschungsgesellschaft F10 hat sich die Bear- de als GreenBuilding-Partner oder Planer, Berater, wünschenswert. Hierzu würde unser Büro mit all un- beitung beziehungsweise Herangehensweise an die Contractoren und Hersteller als GreenBuilding- seren Kooperationspartner gerne bereit stehen, da Projekte grundlegend geändert. Hierdurch ist uns Unterstützer teilnehmen. Finanzielle Förderungen wir ein sehr großes Potenzial, auch für die Energie- bewusst geworden, dass es einen Bereich vor der ei- sind mit dem Programm green building nicht ver- konzerne sehen. Im Besonderen durch unseren inter- gentlichen Planung, Entwurf des Architekten gibt, der bunden. 9 Im Wohnungsbau gibt es die bewährten För- für den erhöhten Planungsaufwand, als Vorberei- derprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau tung zum Einsatz der energieeffizienten Techniken (KfW). Für einzelne Technologien die auf der Nut- und der damit zusammenhängenden Tätigkeiten und Anmerkung => Nutzungsoptimierung und wirt- zung erneuerbarer Energien basieren, z.B. Wärme- Planungen Zuschüsse für den Bauherrn als Anreiz schaftliche Optimierung von Liegenschaften: pumpenanlagen oder solarthermische Anlagen, wer- geschaffen werden würden. den Zuschüsse vom Bundesamt für Ausfuhrkontrolle zu sichern. Durch den Einsatz von Strukturplanung könnn Op- (BAFA) bereit gestellt. Darüber hinaus existieren PROPERTY MAGAZINE: Durch die von ihnen erfun- timierungen von Firmenanlagen und Firmenflächen zeitweise individuelle Möglichkeiten energieeffizi- dene Strukturplanung können Grundstücke, die oft- zur besseren logistischen Abwicklung und Nutzung ente Gebäude finanziell zu fördern. Die Erstberatung mals zunächst als ungeeignet erscheinen, eine Auf- herbeigeführt werden. Die Flächen werden so ge- eines Bauherrn sollte eine Überprüfung des Gebäu- wertung erfahren und somit optimal genutzt werden. staltet, dass das Unternehmen in seiner Entwicklung dekonzepts auf dessen Fördertauglichkeit enthalten. Für welche Zielgruppe und welche Bauprojekte ist für die nächsten Jahre sichergestellt ist, gleichzeitig Generell gilt: steigende Energiepreise sind der beste eine Strukturplanung besonders interessant oderan- jedoch vorhandene Flächen reduziert werden kön- Ansporn energieeffiziente Gebäude zu errichten. geraten ? nen. Die Flächen, die dadurch herausgelöst werden, Wünschenswert wäre von Seiten der Planer, dass können dann einer zu veräußernden neuen Nutzung Herr Bachschuster: Die Zielgruppe für die von mir zugeführt werden. entwickelte Strukturplanung sind mittelständische Betriebe, gleich welcher Größe. Im Besonderen auch PROPERTY MAGAZINE: Vielen Dank für das freund- für Flächenoptimierungen, sowie Ansiedlung im liche Gespräch Herr Bachschuster. Ausland. Daneben auch Städte und Kommunen, die einerseits problematische Situationen mit bereits vorhandenen Unternehmen oder Situationen haben. Ebenso um sich dem steigenden Wettbewerbsdruck der miteinander konkurrierenden Kommunen beziehungsweise Städte zu rüsten, ihre Position in diesem Kampf sichern. Unternehmen hierbei Unterstützung zu bieten und eine schnelle Ansiedlung problemfrei Dipl. Ing Peter Bachschuster, Architekt des Firmengebäudes der Firma ALKI-Technik in Ingolstadt 10