Aesch Nord – Das solide Gewerbeareal wird zum Hotspot Gesucht sind Lösungen für die Verdichtung im Siedlungsgebiet. Für Aesch Nord gibt es nun eine kluge Idee: Gestapelte Gebäude, unten mit gewerblicher Nutzung und oben aufgesetzt, attraktiver Wohnraum. In Hochhäusern mit begrünten Fassaden entstehen Flächen für Gewerbe, Bildung, Forschung und Entwicklung – und in den oberen Etagen moderne Wohnungen mit atemberaubendem Weitblick. B egrenzung von Bauzonen, Schutz des Kulturlandes und Entwicklung nach Innen, das sind aktuelle Aufgaben für die Baselbieter Gemeinden. Seit der Volksabstimmung im März 2013 hat die Schweiz ein neues Raumplanungsgesetz, das eine dichtere und kompaktere Bebauung fordert. Für Aesch sind diese Hausaufgaben aber auch ein Anreiz, nach neuen Lösungen zu suchen. Und sie hat sich einen spannenden Ort ausgesucht: Aesch Nord. Dort, wo schon heute viele Firmen, Schulen, Verkaufseinrichtungen und Dienstleister ansässig sind, gibt es viel Potenzial; eine Nachverdichtung ist möglich. Und so sieht die Aescher Idee – entwickelt gemeinsam mit der Firma Fankhauser Arealentwicklung und Architektur AG – aus: An den zentralen Lagen von Aesch Nord werden neue Flächen geschaffen, und zwar mit bis zu 55 Meter hohen Häusern. Im Sockel wird mit Dienstleistungen, Forschung und Entwicklung oder Gewerbe Geld verdient. Die oberen Geschosse werden teilweise versetzt darauf gestapelt. In diesen befinden sich Wohnungen mit Aussicht ins Grüne. Diese Konstellation nimmt derzeit ganz in der Nähe, beim Umbau des Transitlagers im Dreispitz, Form an. In den Randgebieten von Aesch Nord mit Blickrichtung gegen Süden und Pfeffingen und sowie gegen Westen und Schlatt sollen attraktive Wohnungen entstehen. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch eine qualitativ hochstehende Architektur. Aesch orientiert sich deshalb an der Avantgarde und an denjenigen Hochhäusern, die als «vertikale Wälder» in Mailand für Furore sorgen. Dafür scheint Aesch Nord eine gute Lage zu sein. Die Idee wird zur Debatte gestellt Die Gemeinde muss das Vorhaben nun rasch in die laufenden Planungsprozesse einbringen. Das dürfte nicht ganz einfach sein. Nur: «Die guten Ideen müssen auf den Tisch, wenn sie noch frisch sind», sagt Marianne Hollinger, Gemeindepräsidentin, überzeugt. Die Aescher Gemeinderätin Eveline Sprecher, zuständig für den Hochbau, führt weiter aus: «Sowohl der Birsstadt wie auch der räumlichen Entwicklung des Kantons kann unsere Idee wertvolle Impulse geben. Denn sie zeigt einen Weg auf, wie endlich ernsthaft etwas gegen die Zersiedlung gemacht werden kann.» Pionierarbeit ist gefragt Nun stehen einige Weichenstellungen an: Die sieben Gemeinden der Birsstadt arbeiten gemeinsam an einem Raumkonzept, das von Birsfelden bis nach Pfeffingen reicht und im Sommer von den Gemeinderäten verabschiedet werden soll. Zudem revidiert der Kanton Basel-Landschaft seinen Richtplan. Dieser gibt den Behörden des Kantons und der Gemeinden Leitplanken für die räumliche Entwicklung vor. Aesch Nord wird dort als «Arbeitsplatzgebiet von kantonaler Bedeutung» bezeichnet. Genau hier will Aesch ansetzen und einen Schritt weiter gehen. Die Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger bringt es auf den Punkt: «Das bisher solide Gewerbeareal Aesch Nord soll noch weiter aufgewertet werden. Dank Bauen in die Höhe und kluger Einpassung von Wohnraum wird aus Aesch Nord ein Hotspot, der die Aufmerksamkeit von innovativen Firmen auf sich lenken wird.» Keine Konkurrenz fürs Gewerbe Modell Aesch Nord - von Reinach nach Aesch blickend. Gemeinderat und Verwaltung (von links: Eveline Sprecher, Gemeinderätin; Marianne Hollinger, Gemeindepräsidentin; Matthias Gysin, Verwaltungsleiter; Roland Blöchlinger, ­Leiter Bauabteilung) freuen sich über die Entwicklungen. In Milano sorgen seit 2014 Hochhäuser, die mit vertikalen Wäldern begrünt sind, für Furore. Das Modell kann am Mittwoch, 27. April 2016 von 17.00 bis 20.00 Uhr auf der Gemeindeverwaltung, Bauabteilung, Hauptstrasse 29, öffentlich besichtigt werden. Mischnutzungen hatten in der Vergangenheit einen nicht so guten Ruf, da Wohnen fast immer das Gewerbe verdrängte. Nur: In Aesch Nord entstehen die Wohnungen in den Randgebieten sowie in den kaum lärmexponierten oberen Stockwerken der 14-geschossigen Gebäude. Der Raum darunter – und eben nicht unmittelbar neben den Wohnungen – bleibt dem Gewerbe, der Bildung, Forschung und Entwicklung vorbehalten. Durch die neuen Hochhäuser droht deshalb keine Verdrängung des Bestandes. Marianne Hollinger steht für das Gewerbe ein: «Indem wir den gewerblichen Bauten eine Wohn-Krone aufsetzen, muss niemand weichen. Im Gegenteil, es gibt mehr Platz für alle. Für das kluge Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen und für kurze Wege setzen wir uns gerne ein.» Die Gemeinde setze alles daran, dass die bestehenden Hürden genommen werden können und sich die Idee realisieren lässt, betont Hollinger.