Kurzer Leitfaden zum Schreiben deutscher Texte Spickzettel, um die häufigsten Fehler zu vermeiden, die auch Muttersprachler/innen unterlaufen, aber doof aussehen 1) Zusammenschreibung von Substantiven - Ein Substantiv wird immer zusammengeschrieben, alternativ mit Bindestrich, aber nie auseinander. - „Projekt Management“ ist einfach kein korrektes Deutsch. Das sind zwei zusammenhanglose Wörter. „Projektmanagement“ oder „Projekt-Management“. Einfache oder gebräuchliche Wörtern schreibt man am besten einfach zusammen, nur bei Wortmonstern nimmt man Bindestrich. - Das gilt auch für längere Zusammensetzungen. - Bei Substantiven wird der erste Teil dieser Zusammensetzung großgeschrieben. In solchen Zusammensetzungen enthaltene Substantive werden auch großgeschrieben. Beispiel: „Er war mal wieder in Ich-scheiß-hier-gleich-die-Bude-zusammen-Laune.“ 2) Zusammenschreibung von Verben - Bei Verben kommt es auf den Sinn an, ob sie zusammengeschrieben werden. - Faustregel 1: Wenn das Verb eine übertragene Bedeutung hat, wird es zusammengeschrieben (s. u.). - Faustregel 2: Während bei Substantiven NUR die Zusammenschreibung richtig ist, kann man sich bei Verben entspannen, da man es meist so oder so lesen kann. Merke: Macht die sch... Substantive richtig, Verben sind nicht so wichtig. - Beispiele: o „Bei GSDH wird Fleiß großgeschrieben!“ – „Bei GSDH wird FLEISS groß geschrieben!“ o „Wir haben hier einen Brief zusammengeschrieben.“ (wie ‚zusammengestellt‘) – „Wir haben hier einen Brief zusammen geschrieben.“ (‚gemeinsam‘, nicht jeder für sich) - Achtung 1: Meist gibt es mehr als eine (übertragene) Bedeutung für ein Verb; egal, siehe Faustregel 2. - Achtung 2: Zusammengeschriebene Verben können in bestimmten Satzstellungen natürlich auch auseinandergeschrieben werden: „Wir bei GSDH schreiben Fleiß groß!“ – „Wir bei GSDH schreiben FLEISS groß!“ 3) Großschreibung - In der modernen e-Kommunikation ist alles erlaubt, aber ansonsten müssen Substantive immer großgeschrieben werden. - Das gilt auch für substantivierte Verben und Adjektive. Faustregel: Wenn man einen Artikel (der, die, das, ein ...) davorstellen kann, ist es ein Substantiv / ist es substantiviert: „Das Kleinschreiben großzuschreibender Worte ist das Schlimmste überhaupt und das schlimmste Übel.“ 4) Anglismen - Anglismen am besten beibehalten, aber großschreiben „Social-Media-Strategie“ - Im Marketing- und Digital-Deutsch gibt es jede Menge englische Worte, die gebräuchlicher sind als die deutschen bzw. eine leicht andere Bedeutung haben: Eine Kloschüssel hat einen Inhalt, eine Website doch eher einen Content. - Oft sind wenigstens Teile dieser Worte im Deutschen gebräuchlich, dann empfiehlt es sich, diese einzudeutschen. Beispiele: o „Projekt-Management“ („Project-Management“ liest sich doof) o „Art-Direktor“, auch ok: „Art-Director“ - Verben und Adjektive werden besser übersetzt: o „dynamischer Content“ o Wenn’s unbedingt sein mus, nutzt man aber deutsche grammatische Endungen: „Ich habe das geliket.“ Nicht: „Ich habe das geliked.“ 5) Unterschied ss / ß - Kein Unterschied in der Grammatik, es geht rein nach Aussprache: - ss nach kurzem Vokal: „Das Wissen, dass Fässer viel fassen, verlässt mich nie.“ - ß nach langem Vokal und ei, eu, au etc.: „Ich weiß, weiße Füße sind scheußlich.“ - Aufpassen bei verwandten Wörtern: weiß / wusste – verlasse / verließ - In der Schweiz gibt es kein „ß“; aber das ist kein Grund für uns, alles nur noch mit „ss“ zu schreiben. - Nur bei Schreibung in GROSSBUCHSTABEN sollte aus „ß“ ein „SS“ werden. „GROßBUCHSTABEN“ sieht doof aus. 6) Unterschied DAS / DASS - DAS mit einem s ist ein Artikel (steht vor Substantiven) od. Pronomen (steht statt Substantiven): „das Schiff“, „Meinst Du das oder das?“, „Er verließ das Mädchen, das er liebte.“ - DASS mit zwei s ist eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein: „Ich weiß, dass ein Arsch kein Gesicht ist.“ - Weiteres Beispiel: „Er sah, dass das Pferd das einzige Fortbewegungsmittel war, das ihm zur Verfügung stand, ohne dass ihm das viel geholfen hätte.“ - „bla bla bla, dass das ...“ kommt häufig vor und kann nie „bla, das dass“ oder „bla, das das“ sein. - Es gibt nichts Peinlicheres als Komma-dass ohne Komma und Doppel-s: „Ich weiß das das hier nicht richtig ist.“ – „Er sagt das das so nicht stimmt.“ (AAAAARRRGGGLLLHHHH!) - „daß“ ist alte Rechtschreibung und wird nicht mehr verwendet. 7) Kommasetzung / neue Rechtschreibung - Das Schöne an der neuen Rechtschreibung ist, dass sie alles, was nicht grottenfalsch ist, erlaubt! (Also nich dauernd auf die neue Rechtschreibung schimpfen und sich vor allem entspannen, was das angeht.) - Die schlimmsten Böcke habe ich ja in diesem Papier aufgezeigt, alles andere ist nicht so wichtig: Schreibt ansonsten wie Ihr wollt. - Am Beispiel der Kommata heißt das: Nebensätze müssen vom Hauptsatz durch Komma angetrennt werden, gegebenenfalls an beiden Enden. Nebensätze haben ein Prädikat (Verb) und meist ein spezielles einleitendes Wort (s. u.). - Beispiele: „Ich liebte die Kuh KOMMA die die Milch für meinen Pudding gab.“ „Die Kuh KOMMA die die Milch für meinen Pudding gab KOMMA liebte ich.“ - Außer Relativsätzen (wie im obigen Beispiel) und Inhaltssätzen („Komma dass“) gibt es eigentlich nur Nebensätze, die man an den Konjunktionen erkennt: o während, als, nachdem, seitdem, bis, ehe (zeitlicher Bezug) o als, wie, ob, insofern, insoweit, indem (beschreibt die Art und Weise) o weil, da, so dass, wenn, obwohl (gibt den Grund an) o ob, wie - (Ich glaube) Alle anderen Kommata sind wahlfrei! 8) Kleinigkeiten - Das &-Zeichen Am besten nicht benutzen! Dieses Zeichen wird nur bei Namen und untrennbaren Einheiten wie C&A oder H&M verwendet, in Fließtexten (Angebote) nie. Wenn „und“ abgekürzt werden muss, dann „u.“ - Kein Komma nach Grußformel Am Ende eines Briefes setzt man – anders als im Englischen – nach der Grußformel KEIN Komma, sondern den Namen in einer neuen Zeile darunter. (In einer Mail, wenn man alles in eine Zeile schreibt („Viele Grüße, Tim“), ist das Komma verzeihlich.) - Bindestriche vs. Gedankenstriche o Die kurzen Striche (identisch mit dem Minus) sind Bindestriche und verbinden. Deswegen stehen keine Leerzeichen davor oder danach. Siehe „Zusammenschreibung“ weiter oben. Aber: Selbst- und Fremdbefriedigung, Selbstbefriedigung und –zerstümmelung o Die langen, dünnen Striche sind (meist) Gedankenstriche und trennen einen Teil des Satzes vom Rest: „Selbstbefriedigung ist was Schönes – solange sie nicht zu Selbstzuerstümmelung ausartet.“ Hier müssen auf beiden Seiten Leerzeichen stehen. (Ist das der Fall, macht word aus dem Minus meist automatisch den langen, dünnen Strich.) In der Bedeutung „bis“ nimmt man einen langen, dünnen Strich OHNE Leerzeichen: 08–20h „von ... bis“ sollte man aber ausschreiben: von 08 bis 20 Uhr