EigenHeim BAUEN WOHNEN LEBEN Bauen und Häuser/Neubauplanung Seite 1/6 Auf gute Nachbarschaft! Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Dass sich derzeit viele neue Wohnformen etablieren, hat mehrere Gründe: Großstädte gewinnen als Standort zum Leben und Arbeiten weiterhin an Attraktivität – für Singles sowieso, aber auch für Familien mit Kindern und alte Menschen. Obwohl die verfügbaren Flächen knapp sind und dicht bebaut werden müssen, wollen die Kommunen ihren Bürgern möglichst viel Wohnqualität bieten – fast wie in einem Einfamilienhaus, mit Gärten und Gemeinschaftsflächen, Dachterrassen oder Kinderspielzonen. Auf dem flachen Land wiederum sind neue Ideen gefragt, um der drohenden Abwanderung entgegen zu wirken. Gleichzeitig sind viele Stadt- und Landbewohner auf der Suche nach neuen Nachbarschaftsmodellen jenseits der gängigen Wohnkonzepte. Sie sind immer mobiler, ihr soziales Umfeld verteilt sich übers ganze Land. Neue Konzepte sind gefragt, für Patchworkfamilien, fürs Wohnen im Alter oder das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Wir stellen einige innovative Projekte vor. Wien: „Tunesisches Dorf“ Seite 4 Hamburg: „Neue Hamburger Terrassen“ Dortmund: „Baugruppe Kaiserviertel“ Seite 2 Seite 5 Wien: „Bremer Stadtmusikanten“ 1115 - 415 Weikersheim: „Hof 8“ Seite 3 Seite 6 EigenHeim Bauen und Häuser/Neubauplanung BAUEN WOHNEN LEBEN Seite 2/6 Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Fotos: Julien Lanoo Hamburg: „Neue Hamburger Terrassen“ Bautafel 1115 - 415 Bauzeit: Fertigstellung der ersten Gebäude zur Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 Wohnkonzept: 4 Häuser, 32 Wohneinheiten, Wohnungen mit 2 bis 6 Zimmern (58 bis 150 m²), insg. 3.500 m² Wohnfläche; 4.288 m² Grundstücksfläche Gemeinschaftsflächen: Gemeinschaftsraum mit Küche und WC (62 m²) als Gästewohnung bzw. Mehrzweckraum; pro Wohnblock ein Gemeinschaftsgarten, ein Wohnblock mit Dachterrasse Bauweise: Außenwände Betonrahmen mit Ausfachung, 200 mm Zellulosedämmung, Fassade Douglasienholzelemente, dreifach verglaste Kunststofffenster Haustechnik: Blockheizkraftwerk für alle 4 Gebäude, Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung Primärenergiebedarf: 25 kWh/m²a Kosten: 2.524 Euro/m² Wohnfläche; insg. 8,8 Mio. Euro In Anlehnung an die traditionellen Hamburger Terrassenbauten sind im Stadtteil Wilhelmsburg Neubauten entstanden – in der Stadt und gleichzeitig im Grünen. Die Häuser liegen direkt an den Grünflächen und Wasserläufen, die im Zuge der Internationalen Gartenschau 2013 zu hochwertigen Parkflächen umgestaltet wurden. Als Bauherren haben sich Gleichgesinnte zu einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Interesse war, überschaubare nachbarschaftliche Strukturen zu schaffen und die Naturnähe des Standorts zu nutzen. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2013 fand ein Architektenwettbewerb für die Häuser statt, den LAN Architecture aus Paris gewann. Das Konzept der französischen Architekten sieht eine flexible Aufteilung der Wohneinheiten vor. Ebenerdig geht es direkt zu den naturnahen Gemeinschaftsflächen. Geschützte Freisitze in den Obergeschossen sorgen für Privatheit. Auch die Stadtplanung hat ihren Teil zum Gelingen des Projekts beigetragen: Die Anliegerstraße wurde zur Spielstraße, und in der Mitte des kleinen Wohngebiets gibt es einen Quartiersplatz als Treffpunkt für alle Bewohner: Familien, Singles, Paare, Ältere, Junge und Junggebliebene. Lageplan der vier Wohnhäuser im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg EigenHeim Bauen und Häuser/Neubauplanung BAUEN WOHNEN LEBEN Seite 3/6 Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Fotos: Klärle GmbH Weikersheim: „Hof 8“ Bautafel Baujahr: ca. 1800 Sanierung/Umbau: 2012 bis 2014 Maßnahmen: u. a. Außenwand 240 mm Zellulosedämmung, Holzfassade, U-Wert 0,166 W/m²K; Dach 300 mm Zellulosedämmung, U-Wert 0,133 W/m²K; dreifach verglaste Fenster Wohn-/Nutzfläche: 750 m² Haustechnik: Nahwärmenetz mit Grundwasser-Wärmepumpe; auf 3 Dächern Photovoltaikanlage mit insg. 550 m² Fläche und 81 kWp Leistung; 2 Elektroladestationen Energiebilanz: Verbrauch 36.452 kWh/Jahr, Erzeugung 74.485 kWh/Jahr Sanierungskosten: 1,8 Mio. Euro (Förderung: 218.690 Euro) Architekt: Rolf Klärle, Dipl.-Ing. freier Architekt BDA, Bad Mergentheim Bauherren: Prof. Dr. Martina Klärle, Andreas Fischer-Klärle Se nio wo hn un g1 Se nio ren wo hn un g2 1115 - 415 o ür rb ieu en Ing H praeba xis mm en - A V us be eranstellu rei sta ng ch ltu sng / s- ren Lageplan der Gebäude in Weikersheim-Schäftersheim Im Nordosten BadenWürttembergs wurde eine landwirtschaftliche Hofanlage zu einem PlusenergieGebäudeensemble umgebaut. Im ehemaligen Stall ist nun eine große Hebammenpraxis untergebracht, die ehemalige Remise beherbergt zwei Wohneinheiten, das Bauernhaus das Ingenieurbüro der Bauherrin Martina Klärle. Sie befasst sich beruflich mit Konzepten zur Entwicklung ländlicher Räume und nachhaltigen Energiekonzepten. Beides hat sie mit diesem Projekt in ihrem Geburtsort Schäftersheim erreicht: Der lange leer stehende Bauernhof ist nicht nur attraktiver Wohnraum und Arbeitsplatz, sondern auch ein neuer Treffpunkt im Dorf. Der restaurierte Brunnen im Innenhof lädt zum Verweilen ein und dient darüber hinaus als Wärmequelle für die Grundwasser-Wärmepumpe, die alle Gebäude des „Hof 8“ mit Wärme versorgt. Strom wird über große Photovoltaikanlagen im Überfluss produziert. Zwei Ladestationen stehen den E-Mobilen von Büromitarbeitern zur Verfügung – moderne Mobilität auf dem flachen Land. Das mehrfach ausgezeichnete Projekt „Hof 8“ ist ein Musterbeispiel, das zeigt, wie auch abgelegene Regionen ihre Attraktivität sowie Kaufkraft und damit auch die Grundversorgung der alteingesessenen Bevölkerung erhalten können. EigenHeim Bauen und Häuser/Neubauplanung BAUEN WOHNEN LEBEN Seite 4/6 Fotos: Roland Krauss Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Wien: „Tunesisches Dorf“ Bautafel Bauzeit: 8/2010 bis 12/2012 Wohnkonzept: 4 Wohneinheiten mit insgesamt 396 m² Wohn-/Nutzfläche, 213 m² Terrassenfläche, 42 m² Gemeinschaftsfläche Bauweise: Holzrahmenkonstruktion in Leichtbauweise Erschließung: Freitreppe ab 3. OG auf der Hofseite sowie Aufzug Haustechnik: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Solarwärmeanlage zur Warmwasserbereitung Baukosten: 1 Mio. Euro Architekten: PPAG Architekten, Wien, www.ppag.at Bauherr: Dachbodenbaugruppe Radetzkystraße GesbR 1115 - 415 Die Schnittzeichnung illustriert die verschachtelte Anordnung der unterschiedlich hohen Baukörper mit Terrassen und Freisitzen. Vier neue Wohnungen entstanden auf dem Dach eines dreistöckigen Gründerzeithauses in Wien. Jede der Wohnungen besteht aus unterschiedlichen Raumkuben, die sich um einen kleinen „Dorfplatz“ gruppieren, zu dem auch Freitreppe und Aufzug heraufführen. Zudem flankieren kleine Terrassen die einzelnen Baukörper. So entstehen die unterschiedlichsten Blickachsen über die Dächer der Stadt. Die Höhe der Wohnkuben variiert von 2,30 bis 5 Meter. Manche sind eingeschossig, manche zweigeschossig mit einem Galeriegeschoss. Es ergibt sich eine lebendige Dachlandschaft, die dem Ensemble den Spitznamen „Tunesisches Dorf“ eingebracht hat. Die Wände zur Straße mussten im Übrigen geneigt werden, um dem Straßenbild gerecht zu werden – eine Auflage der Behörden. Ökologisch ist nicht nur die Niedrigenergiebauweise, sondern auch die Tatsache, dass für die vier Wohneinheiten kein Quadratmeter wertvoller Fläche verbraucht werden musste. Diese Form der innerstädtischen Nachverdichtung durch Dachaufbauten nennen Experten „parasitäres Bauen“, weil der Neubau von der Infrastruktur des „Wirts-Hauses“ profitiert, etwa von den Heizungs-, Strom-, Wasser- und Abwasserinstallationen. EigenHeim Bauen und Häuser/Neubauplanung BAUEN WOHNEN LEBEN Seite 5/6 Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Fotos: Cornelia Suhan Dortmund: „Baugruppe Kaiserviertel“ Bautafel Wohnfläche: 7 Wohneinh. (2 x 85 m², 2 x 105 m², 2 x 126 m², Penthouse-Wohnung 150 m²), insgesamt 780 m² Wohnfläche Bauweise: Außenwände Porenbeton bzw. Kalksandstein mit 20 bis 28 cm WDVS, U-Wert 0,10 bis 0,15 W/m²K Haustechnik: Energieeffizienzhaus KfW 55, Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, Blockheizkraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung, Photovoltaikanlage Primärenergiebedarf: 15,2 kWh/m²a, Plusenergiehaus Kosten: 2.683 Euro/m² Wohnfläche, insg. 2,13 Mio. Euro (inkl. Tiefgarage, ohne Grundstück) Architektur: Post-Welters Architekten und Stadtplaner, Dortmund, www.post-welters.de Bauherr: Baugruppe Kaiserviertel, zunächst Bau-GbR, dann Gründung einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) Eine Stadtvilla neuen Typs hat eine Baugemeinschaft in innenstadtnaher Lage in Dortmund gebaut. Präsentieren sich „Villen“ normalerweise als großzügige Einfamilienhäuser, leben hier 7 Parteien unter einem Dach. Dennoch ist der Begriff nicht fehl am Platz, denn Großzügigkeit besitzen auch die barrierefreien Eigentumswohnungen – mit mindestens 2,75 Meter hohen Räumen, Dachterrasse sowie auf der Südseite Privat- und Gemeinschaftsgärten. Das Grundstück, ein ehemaliger Spielplatz, lag einige Jahre lang brach und wurde von der Stadt Dortmund zur Bebauung ausgeschrieben. Mit ihrem Konzept überzeugte die Baugemeinschaft Kaiserviertel und erhielt den Zuschlag. Von der ersten Idee bis zum Einzug plante die Baugemeinschaft zusammen mit den Architekten Norbert Post und Hartmut Welters. Nebeneffekt: Die Nachbarschaft hat sich schon vor dem Einzug kennen und schätzen gelernt. Die Kosten der Wohnungen variieren je nach Lage im Haus. Über den gemeinsamen Ausstattungsstandard wurde in der Baugemeinschaft abgestimmt, darüber hinaus konnte jede Partei besondere Wünsche realisieren. Beim Energiestandard herrschte Konsens: Ein Blockheizkraftwerk sorgt für Wärme und Strom. Zusammen mit der Photovoltaikanlage ergibt sich sogar ein Stromüberschuss mit regelmäßigen Einnahmen für die Gemeinschaftskasse. Zufahrt TG Eingang Zuwegung Garten 1115 - 415 Gemeinschaftsgarten Spielplatz Sitzplatz der Hausgemeinschaft Terrasse Balkone Garten Garten Wohnung 1 Wohnung 2 Die Dortmunder Baugemeinschaft nutzte eine Baulücke im gewachsenen, innenstadtnahen Wohnumfeld. EigenHeim Bauen und Häuser/Neubauplanung BAUEN WOHNEN LEBEN Seite 6/6 Neue Bau- und Wohnkonzepte für Stadt und Land Fotos: Artec Architekten Wien: „Bremer Stadtmusikanten“ Bautafel 1115 - 415 Bauzeit: Fertigstellung 2009 Wohnfläche: 100 Wohneinheiten; Wohnungsgrößen: 1-Zi.Whg. 46–96 m², 2-Zi.-Whg. 60–81 m², 3-Zi.-Whg. 75–137 m², 4-Zi.-Whg. 136–150 m², insg. 9.413 m² Nutzfläche Gemeinschaftsflächen: 36 m² Gemeinschaftsraum, 115 m² Kinderspielbereiche, 591 m² Pool mit Liegewiese Heizung: Fernwärme Kosten: 2.172 Euro/m² Wohnfläche; insg. 19,6 Mio. Euro; Grundstückskosten 2,4 Mio. Euro Architektur: Artec Architekten, Bettina Götz und Richard Manahl, Wien, www.artec-architekten.at Bauträger: Neues Leben, Gemeinnützige Bau-, Wohnund Siedlungsgenossenschaft, Wien Der Lageplan verdeutlicht die verdichtete Bauweise der insgesamt 100 Wohneinheiten. Sozialer Wohnungsbau mit Gemeinschafts-Pool auf dem Dach: Die 100 Wohneinheiten des Gebäudekomplexes „Bremer Stadtmusikanten“ zeigen, dass dies möglich ist. Das Baukonzept nimmt auf das Märchen der Brüder Grimm Bezug – nur stapelt es nicht Esel, Hund, Katze und Gockel, sondern verschiedene Gebäudetypen aufeinander. Atriumhaus, Reihenhaus und Siedlungshäuschen mit Garten liegen also nicht nebeneinander wie in den Wohnsiedlungen am Stadtrand, sondern übereinander. Ein Grünzug im Inneren des Quartiers ist Die übereinander gestapeldurch eine halböffentliche Zone ten Wohnungstypen der im Sockel des Gebäudes mit „Bremer Stadtmusikanten“. dem Straßenraum verbunden. Bild oben: die Architekten. Alle Wohnungen besitzen vorgelagerte Freiflächen. Zudem lassen zahlreiche Vor- und Rücksprünge private Zonen entstehen. Dazu kommen große Gemeinschaftsflächen: Neben dem Schwimmbecken mit Liegewiese auf einer der Dachebenen und dem ebenerdigen Hofraum gibt es auf halber Höhe große Terrassen mit gemeinschaftlichen Kinderspielplätzen. Die Baukosten sind mit knapp über 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sehr niedrig angesichts der Wohnqualität – und vor allem angesichts der zentralen Lage in der österreichischen Hauptstadt. Weitere Hausbeispiele finden Sie im Internet unter www.mein-eigenheim.de/bauen-und-haeuser.html