Die ganze Welt ist Bühne - Kunst

Gerd Krauss (1941–2012)
Die ganze Welt ist Bühne
So hat der in Frankfurt am Main geborene und preisgekrönte Bühnenbildner, Filmarchitekt und Maler
Gerd Krauss (1941–2012) eines seiner Bilder in diesem
Katalog betitelt. Dieses und viele andere werden ab dem
15. Oktober auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt in
einer Ausstellung gezeigt und am 21. Oktober vom
Kunst-Auktionshaus Wendl im Auktionshaus am Fuße der
Burg versteigert.
In dieser Welt, ob im Großen oder Kleinen, spiegelt sich
seine faszinierende Vielseitigkeit wider, so sein Freund und
Mentor, der Oscar-Preisträger Hein Heckroth.
Krauss studierte an der heutigen Hochschule für Gestaltung in Offenbach und wirkte schon in jungen Jahren an
den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Er stattete
mehr als tausend Kino- und Fernsehfilme, unzählige
namhafte Opernhäuser und Theater in aller Welt aus. Sein
Werk ist seit Jahrzehnten einem Millionenpublikum
vertraut und so manches Stück, das in der Auktion
angeboten wird, hat bereits in Schauspielen und
Dokumentationen „mitgewirkt”. Die thematische Breite
seiner Ausstattungsarbeiten reicht von Richard Wagners
„Tristan und Isolde” im Auftrag von Leonard Bernstein, über
Literaturverfilmungen (Heinrich Bölls „Nicht nur zur
Weihnachtszeit”) und Shakespeare-Schauspiele, über
Kabarett („Lach- und Schießgesellschaft“), Fernsehserien
wie „Hotel Paradies“ (ZDF) und den „Komödienstadel”
(Bayerisches Fernsehen) bis hin zur „Goldenen Hitparade
der Volksmusik” und die „Heimatmelodie”, die ihm sogar
eine Goldene Schallplatte einbrachte. Krauss konnte seine
Kunst auf jedes Metier projizieren. „Und immer stil- und
geschmackssicher, fundiert, inspirierend, kompetent”,
stellte der Produzent und Regisseur Henno Lohmeyer bei
einer Vernissage 1996 in München fest. Auf den von Krauss
gestalteten Bühnen tummelten sich die großen Namen des
deutschen und internationalen Films und Theaters,
Regisseure wie Wolfgang Staudte, Helmuth Käutner, Otto
Schenk, Alfred Hitchcock, Rolf von Sydow, Dirigenten wie
Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Schauspieler und
Sänger wie Gert Fröbe, Curd Jürgens, Gustav Gründgens,
Wolfgang Kieling oder Anneliese Rothenberger.
Ausgezeichnet wurden aber nicht nur die Filme und
Stücke, sondern auch der Künstler Krauss selbst, unter
anderem mit dem Prix Italia, der Silbernen Rose von
Montreux und dem Deutschen Fernsehpreis, dem
TELESTAR 1989.
Leben mit humorvollem Augenzwinkern und versteckten
Anspielungen widerspiegeln, in märchenhafte Szenerien
entführen und voller Überraschungen stecken. Die
plastischen Teile bestehen größtenteils aus metallischen
Fundstücken, wie zum Beispiel Uhrenräder, BlechschnipEr selbst blieb stets bescheiden im Hintergrund. In seinem sel, Nägel und Heftklammern, denen der Künstler neue
Gestalt verlieh. Er lötete die Teile zu figürlichen und
Atelier am Chiemsee hat er seine ganz eigene Welt der
abstrakten, grafisch wirkenden Gebilden zusammen, die
Bühne im Kleinformat entstehen lassen. Die Gemälde,
Zeichnungen, Materialbilder, Skulpturen und Krippenkäs- mit seiner Malerei eine lebhafte Körperlichkeit erfahren.
ten begannen bei Postkartengröße und erreichten Formate Die Themen greift Krauss aus seiner Umwelt, der Literatur,
der Musik, dem Theater, dem Sport wie auch aus dem
von zwei mal zwei Metern. Seine mit Akribie und
Alltäglichen.
Sachkenntnis nach historischen Vorlagen gebauten
Krippen und seine Sammlung neapolitanischer Krippenfi- Seine Bildwerke wurden nur auf wenigen Ausstellungen
guren verdeutlichen seine Liebe zur Volkskunst und
(u. a. in Hamburg 1983 eröffnet durch den Schauspieler
Volksfrömmigkeit, die sich auch auf die Gestaltung seiner
und Berufskollegen Gert Fröbe) der Öffentlichkeit und dem
Bühnenbilder, etwa im „Komödienstadel”, niedergeschlaKunstmarkt präsentiert. Auf Wunsch seiner Witwe soll es
gen hat. Er war ein unermüdlich Schaffender. Seine
nun durch diese Auktion neuen Liebhabern zugänglich
Malereien kombinierte er zunehmend mit plastischen
gemacht werden.
Elementen. Diese oft kleinen Kunstwerke von hoher Dichte
locken den Betrachter in eine phantastische Welt, die das
Holger Dell