Merkblatt Komplexe Zahlen Definition der komplexen Zahlen Die komplexe Einheit i erfüllt i2 = −1. Es gilt also i 6∈ R. Die komplexen Zahlen C := {a + b · i | mit a, b ∈ R} Beispiel: 3 + 4 · i Rechenregeln für C (a + b i) + (c + d i) = a + c +(b + d) · i (a + b i) · (c + d i) = ac +ad i + bc i + bd · i2 Rechenregeln wie bei Polynomen a+b·x. Einzig neu: i2 wird immer durch −1 ersetzt. −1 ac−bd +(ad + bc) i Beispiel: (2 + 3 · i) · (4 + 7 · i) = (2 · 4 + 3 · 7 · i2 ) + (2 · 7 + 3 · 4) ·i | {z } | {z } 8−21=−13 −13 + 26 · i = 14+12=26 Kartesiche Koordinaten & Polarkoordinaten a . b Im Im z z r Jede Komplexe √ Zahl z = a + b i entspricht einem Vektor Betrag |z| := a2 + b2 ist die Länge dieses Vektors. b Für Multiplikation in Polarkoordinaten gilt: Längen werden multipliziert, Winkel addieren sich. α a Die Polarkoordinaten von z sind das Paar (r, α) aus Länge r = |z| ≥ 0 und dem Winkel α ∈ [0, 2π] zu Realteil-Achse. Re z= b (r , α) w= b (R, β) Re ⇒ z · w=(r b · R, α + β) Im Im w z·w z z 3 z2 =(1, b 2α) z=(1, b α) +α α+ β z4 β α α α Re z6 z7 z Für z ∈ C mit Länge r = 1 und Winkel α liegt z k auf dem Einheitskreis bei Winkel k · α. Re 1 z5 ⇒ z k = (1, α) = (1, k · α) Die Komplex konjugierte Die zu z = a + bi komplex Konjugierte ist z := a − bi. Mit ihr berechnet man alle reellen Größen: √ z · z = a2 + b2 ⇒ |z| = z · z Re(z) = z+z und Im(z) = z−z 2 =a 2i = b 1 Teilen Beim Teilen durch eine Komplexe Zahl erweitert man mit der Komplex Konjugierten, um den Nenner reell zu machen: w w·z w·z = = z z·z |z| i ist nicht √ 2 + 9i (2 + 9i) · (1 − 2i) 20 + 5i =4+i = = 2 1 + 2i (1 + 2i) · (1 − 2i) 1 + 22 −1 Die Wurzelfunktion ist nur für nicht-negative Zahlen aus R definiert, d.h. auch√nach Einführen der √ Komplexen Einheit i mit i2 = −1 ist “ −1” nicht definiert, und es gilt i 6= −1. √ −1 √ Die Wurzelfunktion x liefert für x ∈ R mit x ≥ 0 das nicht-negative y, für dass y 2 = x gilt. Wegen der Einschränkung “nicht-negativ” funktioniert die Wurzelfunktion nicht bei −1: Warum nicht • Die Lösungen für y 2 = 16 sind zum Beispiel 4 und −4, die Wurzelfunktion liefert aber nur die postive Lösung √ 16 = 4. • Die Lösungen für y 2 = −1 sind i und −i, aber hier ist (und bleibt!) unklar, wer “die positive” Lösung ist. Sowohl i als auch −i sind weder positiv noch negativ! Auch das Argument “i hat kein Vorzeichen” zieht hier nicht, denn: Bei der Definition von C hätte man (statt die Zahl i zu wählen) ebenso gut die komplexen Zahlen über j := (−i) definieren können! Dann hätte die Zahl j (also eigentlich −i) “kein Vorzeichen”. √ Ein anderes, etwas schwierigeres Argument für i 6= −1 ist das Folgende: √ Wäre√ −1 eine echte Zahl, so dürfte man also aus −1 √ die Wurzel d.h. für die entstehende √ √ ziehen, Zahl −1 müsste dann die übliche Wurzelrechenregel a · b = a · b gelten. √ (?) Annahme: Es gelte i = −1. √ √ √ (??) Dann gilt die Wurzelrechenregel a · b = a · b auch für a = b = −1. p Es gilt dann also: 1) 1 = p(−1) · (−1) p ?? (−1) · (−1) 2) ⇔ 1 = ? 3) ⇔ 1 = i·i 4) ⇔ 1 = −1 √ Wärend hier 1) unstrittig wahr ist, ist 4) unstrittig falsch, d.h. √ die Annahme i = −1 führt zu einem Widerspruch (und zwar durch (??), das direkt aus i = −1 folgt). Einheitswurzeln Die Lösungen der Gleichung z n = 1 sind Punkte auf dem Einheitskreis zk =(1, b k · α) mit Winkel α = 2π/n, wobei gilt k = 0, 1, 2, . . . n − 1. Für jeden dieser Punkte gilt: zk =(1, b k · 2π/n) =⇒ (zk )n = b (1, n · k · 2π/n) = b (1, k · 2π) =⇒ (zk )n = 1 Einer der Punkte ist die Zahl z = 1 (bei k = 0), alle weiteren Punkte liegen auf einem Symmetrischen n-Eck. z5 = 1 Im z1 =(1, b α) z2 =(1, b 2α) +α α z0 =(1, b 0) 1 Re z3 =(1, b 3α) α = 2π 5 (72◦ ) z4 =(1, b 4α) Dies lässt sich aus den Multiplikationsregeln (Längen multiplizieren, Winkel addieren) für Polarkoor- 2 dinaten folgern. Wir betrachten das Beispiel z 5 = 1: Die Zahl z hat Polarkoordinaten (r, α), d.h. z 5 hat die Polarkoordinaten (r5 , 5 · α). • Radius von z: Aus z 5 = 1 folgt sofort r = 1 (also z auf Einheitskreis), denn wegen den Längenberechnungen |z 5 | = r5 und |1| = 1 folgt z5 = 1 ⇒ |z 5 | = |1| ⇔ r5 = 1 ⇒ r = 1 denn wegen ”r ist eine Länge” ist r ∈ R und r ≥ 0 (d.h. r ist nicht komplex). • Winkel von z: Wegen den Multiplikationsregeln (Winkel addieren!) folgt: z ≡ (1, α) ⇒ z 5 ≡ (1, 5α) Die Zahl 1 hat Polarkoordinaten (1, β) mit Winkel β ∈ {0, 2π, 2 · 2π, 3 · 2π, . . .} Es folgt also 5α 5α 5α 5α = = = = 0 · 2π 1 · 2π 2 · 2π 3 · 2π oder oder oder oder . . . D.h. 5α = k · 2π bzw. α = k · 2π/5 mit k ∈ N – Für k = 0, 1, 2, 3, 4 ergeben sich Punkte auf dem Einheitskreis mit Winkelabstand 2π/5 zueinander (die Ecken eines symmetrischen 5-Ecks!), z.B. die Zahl z = 1 ist diejenige Lösung mit k = 0, d.h. Winkel α = 0. – Für k = 5, 6, 7, 8, . . . ergeben sich zwar neue Winkel α, aber nicht neue Lösungen z ∈ C, denn ab k = 5 wiederholen sich die Ergebniszahlen z, weil sich immer Winkel der Form “echtes-2π-Fünftel plus Vielfaches-von-2π” ergeben. Die Punkte mit Winkel “echtenFünftel-2π” sind mit k = 0, 1, 2, 3, 4 schon entdeckt, während ”Vielfaches-von-2π” für Winkelangaben unbedeutend ist! Zum Beispiel gilt wegen 5 · 2π/5 = 2π: k = 5 heißt α = 5 · 2π/5 = 2π + 0 ergibt selbes z wie bei k = 0. k = 6 heißt α = (5 + 1) · 2π/5 = 2π + 1 · 2π/5 ergibt selbes z wie bei k = 1. k = 7 heißt α = (5 + 2) · 2π/5 = 2π + 2 · 2π/5 ergibt selbes z wie bei k = 2. 3