Das Berliner Magazin für Architektur, modernes

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Das Berliner Magazin
für Architektur,
modernes Wohnen
und Lebensart
ARCHITEKTUR Inszenierung des Wohnens – Klassische Villa in zeitgemäßer Interpretation
Interview „Unsere Welt braucht ruhige Räume“ – Interview mit dem Architekten Max Dudler
Innenarchitektur Denkfabrik in hellem Holz – Räume für eine Strategieagentur in Kreuzberg
Kunst und Kultur Wien Berlin – Kunst zweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz.
01|13
Mit Gaggenau gewinnt die Kunst der Zurückhaltung Ausdruck.
Der Unterschied heißt Gaggenau.
Scheinbar Widersprüchliches zu verbinden, ist eine Kunst,
die wir perfekt beherrschen. Unser unverwechselbares
Design zeigt selbst in kompromissloser Reduktion Charakter.
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Inhalt
Zweites Leben eines alten Bungalows
Als die Bauherren das Grundstück in BerlinLichterfelde erwarben, schien zunächst klar, dass
der darauf befindliche unscheinbare Bungalow
abgerissen und anschließend neu gebaut wird.
Architektin Hannelore Kaup erkannte dessen
Potentiale und überzeugte die Bauherrn schließlich, das bestehende Haus zu erweitern, wofür
nicht zuletzt wirtschaftliche Erwägungen sprachen. Seite 6
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach Hamburg, Essen, Düsseldorf, Köln Bonn,
Frankfurt, Stuttgart und München geht CUBE,
das Magazin für Architektur, modernes Wohnen
und Lebensart, nun auch in Berlin an den Start!
Viermal im Jahr informieren wir Sie ab sofort
über zeitgemäße Architektur, modernes Wohnen
und Lebensart in Berlin und Potsdam. Entdecken
Sie in der ersten Ausgabe das kürzlich eröffnete
Museum für Architekturzeichnungen am Prenzlauer Berg, den Neubau der türkischen Botschaft,
die Verjüngungskur für ein 60er-Jahre Bungalow in Berlin-Lichterfelde und das Werkhaus,
ein ausgefallenes Kreativrefugium in der Weite
der Uckermark. Lassen Sie sich von unseren Themen begeistern, von Designideen inspirieren und
informieren Sie sich über architektonische Entwicklungen und Trends in der Hauptstadt. Wir
hoffen, dass Ihnen unser Magazin gefällt und
wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ihre CUBE-Redaktion
Werkstatt mit Weitblick Die Uckermark
ist Sehnsuchtsort für stressgeplagte Städter, die
unverbaute Landschaft, Weite und Kontemplation
suchen. Hierher zog es auch den Produktdesigner
und Tischler Gerhard Schütze. Gemeinsam mit
dem Architekten Thomas Kröger entwickelte
Schütze ein Konzept, um ein Gebäude, das 1987
errichtet worden war, nach seinen Bedürfnissen
zum Wohnhaus mit Werkstatt umzubauen.
Seite 16
4
Inszenierung des Wohnens – Klassische Villa in zeitgemäßer Interpretation
6
Zweites Leben eines alten Bungalows – Wohnhauserweiterung in Lichterfelde
12
Elegant und eigenwillig – Braves Townhouse wird zur lackglänzenden Kleidertruhe
16
Werkstatt mit Weitblick – Ein Landhaus zum Arbeiten und Leben
18
Haus mit Augenbrauen – Wohnlandschaften hinter skulpturaler Hülle in Mitte
22
Federstrich in Ortbeton – Neues Museum widmet sich der Architekturzeichnung
26
Kubisch komponiert – Zweite Moderne im Duktus der ersten: Ein Baugruppenhaus
29
Stadthaus mit Ausblick – Exklusiver Neubau in der historischen Spandauer Vorstadt
30
„Unsere Welt braucht ruhige Räume“ – Im Gespräch mit Max Dudler
34
TRADITION UND MODERNE – Die weltweit größte Botschaft der Türkei steht in Berlin
36
Bauen in der bewegten Stadt – Showroom und Laden in einem temporären Pavillon
39
Domizil für Wassersportler – Das neue Bootshaus für Berlins ältesten Turnverein
40
Naturnah Lernen und Spielen – Kindergarten Apfelbäumchen in Berlin-Grünau
42
Denkfabrik in hellem Holz – Räume für eine Strategieagentur in Kreuzberg
46
Arbeiten und empfangen – Ein repräsentativer Ort für vielfältige Nutzungen
53
EINRICHTUNGS-HIGHLIGHT – Kaminöfen orientieren sich an den aktuellen Wohntrends
58
Symbol der Riesling-Kultur – Das Weingut Robert Weil im Rheingau
64
WIEN BERLIN – Kunst zweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz.
70
Impressum
3
Architektur
Inszenierung des Wohnens Fotos: Thomas Hillig
Klassische Villa in zeitgemäßer Interpretation Nach dem zweiten Weltkrieg schien dieser Bautypus einfach aus der Mode gekommen, nicht
mehr up to date, wie so viele Dinge, die eindeutig
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angehörten: Zeppeline, Hüte, Telegramme oder der Gepäckträger am Bahnhof. Es gab zwar weiterhin
Behausungen für Wohlhabende, aber mit der
klassischen Villa hatten diese meist als Bungalow konzipierten Domizile wenig gemein. In
Lankwitz und Dahlem kann man den Charme
urbaner Villenarchitektur der Jahrzehnte nach
1900 noch sehr gut studieren – herrschaftlich ja,
aber nie protzig, elegant ohne modisch zu sein
und geräumig, ohne Raum zu verschwenden.
An diese Tradition wollten die Bauherren des
Architekten Thomas Hillig anknüpfen: Für ein
Paar mit zwei Kindern galt es die klassische Villa
zeitgemäß zu interpretieren. Anstelle eines Vorgartens ist das Gebäude mit seinen 450 m² Wohnfläche dicht an die Straße gerückt, um an der
Rückseite einen großen, zusammenhängenden
Garten zu erhalten. Die Straßenfront besteht aus
einem quaderförmigen, geschlossenen Baukörper,
mit einer horizontalen Fuge gegliedert in einen
4
fensterlosen Sockel und ein Obergeschoss aus
dicht gestellten vertikalen Lamellen, hinter denen
sich unter anderem eine Dachterrasse verbirgt.
So introvertiert sie zur Straße wirkt, öffnet sich
die Villa nach Süden mit großen Fenstern zum
Garten. Der Zugang ins Innere des Gebäudes
wird mit glatten, geschwungenen Wänden in-
szeniert, die sich der Haustür entgegenwölben.
Durch ein Entrée gelangt man in die zentrale
Halle, und sie ist wohl das unverkennbarste
Merkmal der klassischen Villa. Man fällt nicht
„mit der Tür ins Haus“ – der Besucher landet also
nicht sofort in den privaten Räumen, sondern
kommt zunächst in eine neutrale, repräsentative Vorzone. Diese abgestufte Inszenierung von
Architektur
Räumen unterschiedlicher Intimität, die bis in
die Tiefe des Gebäudes fortgeführte Vermittlung
zwischen Außen und Innen macht die Würde
der klassischen Villa aus – und das gelang auch
in dieser zeitgenössisch-zeitlosen Interpretation
von Thomas Hillig Architekten.
Das Motiv der gewölbten Wände, Reminiszenz
an die weiße Moderne von May und Mendelssohn, setzt sich in der Halle fort. Sie ist der Mittelpunkt des Parterres mit seinen großzügigen
Raumfluchten und verbindet es mit dem Obergeschoss. Hinter der elegant emporschwingenden
Brüstung der Treppe in den ersten Stock verbirgt
sich eine geschliffene und lackierte Holzkonstruktion. Mit verputztem Beton hätte sich kein
so glatter, wie ein Möbel ausgebildeter Körper
herstellen lassen. Oben geht die Brüstung der
Treppe nahtlos über in eine Folge von Einbauschränken. Alle größeren Schränke wurden von
den Architekten als Einbaumöbel geplant und
von insgesamt vier Tischlern umgesetzt, was
die Tiefe der handwerklichen Durcharbeitung
deutlich macht.
Das Obergeschoss ist der eher private und kompakte Gebäudeteil. Alle Schlafräume sind außen
über die an Süd- und Westseite umlaufende Terrasse miteinander verbunden und öffnen sich
zum Garten. Im Untergeschoss ist ein Well-
nessbereich mit Schwimmbad untergebracht.
Architekt und Bauherren kennen sich gut, was
dazu beitrug, dass sich letztere mit großer Aufgeschlossenheit auf die Ideen des Architekten
einließen; dieser wiederum empfand die Erwartungen seiner Bauherren in erster Linie als
Inspiration – so wurde die Villa ein für beide
Seiten anregendes, von Enthusiasmus und Gestaltungsfreude getragenes Projekt.
(Beteiligte Gewerke siehe S.69)
www.hillig-architekten.de
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Architektur
6
Architektur
Zweites Leben eines alten Bungalows
Eine Wohnhauserweiterung in Lichterfelde
Fotos: Andrew Alberts
Als die Bauherren das Grundstück in einer locker bebauten Gegend von Berlin-Lichterfelde
erwarben, schien zunächst klar, dass der darauf
befindliche unscheinbare Bungalow abgerissen
und anschließend neu gebaut wird. Das Haus
aus dem Jahr 1962 mit seinem flach geneigten
Satteldach wirkte abgewohnt und schien mit
zeitgemäßen, großzügigen Wohnvorstellungen
unvereinbar. Architektin Hannelore Kaup sah
sich das Gebäude in Ruhe an, erkannte dessen Potentiale und überzeugte die Bauherren
schließlich, das bestehende Haus zu erweitern,
wofür nicht zuletzt wirtschaftliche Erwägungen
sprachen.
Durch einen zweigeschossigen Anbau im Norden und einen kleineren eingeschossigen an der
Südseite, erhält das Gebäude eine winkelförmige
Grundform und es entsteht an der Gartenseite
eine intime, sichtgeschützte Terrasse, die von
den beiden Ergänzungsbauten flankiert wird.
Während an der Eingangsseite die ursprüngliche
Erscheinung des Gebäudes weitgehend gewahrt
bleibt, ist sie an der Gartenseite vollkommen
verwandelt:
7
Architektur
Die Architektin versucht gar nicht erst, die beiden neu angefügten Gebäudeteile harmonisch
mit dem Bestandsbau zu verschmelzen, sie setzt
auf Kontrast und Maßstabssprung: Die Erweiterungstrakte mit ihren rohen Sichtbetonfassaden und den großformatigen Fensteröffnungen
werden als deutlich erkennbare Ergänzung an
das Bestandsgebäude angedockt. Dessen Satteldach blieb erhalten und steht im augenfälligen
Gegensatz zu den Flachdächern des erweiterten
Wohnbereichs und des neuen zweigeschossigen
Flügels für die Schlafräume. Ein puristisches
Verständnis von Weiterbauen also, das die
Schnittkanten zwischen alt und neu sichtbar
bestehen lässt. Es sieht jetzt so aus, als hätten sich
eine eher konservative und eine progressivere
Linie der Nachkriegsmoderne in einem Gebäude vermählt – denn Hannelore Kaups kantige
Sichtbetonkuben könnten ähnlich auch in den
späten sechziger Jahren entstanden sein.
Im Inneren gehen Bestand und Erweiterung dagegen eine enge Synthese ein. Der Korridor des
Altbaus wurde aufgeweitet und lenkt den Blick
geradewegs auf die Wendeltreppe am Ende des
Flurs im Neubauflügel, wo sie das Obergeschoss
erschließt. Damit die orangerot lackierte Stahltreppe leuchtet und als Blickfang wirken kann,
sitzt sie in einer weiten Öffnung, deren seitliche
Wände von großen Fenstern erhellt wird. Wo es
8
Architektur
ging, wurden zeittypische Elemente, etwa ein gut
erhaltenes Mosaikparkett bewahrt und repariert.
Durch die Erweiterung wächst die oberirdische
Nutzfläche des Hauses von 110 auf rund 250
m². Die neuen Eigentümer schätzen zurückhaltende, helle Möbel mit glatten Oberflächen
und klaren Linien. Vielleicht bilden gerade die
lebhafte, teils raue Materialität von Sichtbeton,
Estrich und altem Parkett und die sichtbaren
Schnittpunkte zwischen Alt und Neu dazu den
perfekten Rahmen.
Der Löwenanteil der Erneuerungsarbeit ist
praktisch unsichtbar. Vor allem technisch wurde
der Bestandsbau vollständig überholt – angefangen von statischen Ertüchtigungen bis zur
haustechnischen Ausstattung. Das neue Niedertemperaturheizungssystem wird weitgehend mit
Warmwasser thermischer Kollektoren betrieben
und das Gebäude entspricht den Anforderungen
der EnEV 2009.
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Architektur
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Architektur
Elegant und eigenwillig Fotos: Jesper Reinholt
Braves Townhouse wird zur lackglänzenden Kleidertruhe
Es waren nicht, wie so oft, wirtschaftliche Schwierigkeiten oder gar eine handfeste Pleite, die zum
Verkauf führten. Der Investor hatte einfach das
Interesse an dem von ihm beauftragten und fast
fertig gestellten siebengeschossigen, schmalen
Townhouse in der Oberwallstraße verloren. Deshalb stand der schon weit fortgeschrittene Rohbau
zum Verkauf und das Studio Rundholz, ein familiengeführtes rheinisches Modeunternehmen,
sicherte sich das schmale Haus in bester MitteLage – um nach Läden in Düsseldorf, München
und Antwerpen in der deutschen Hauptstadt die
vierte eigene Niederlassung zu eröffnen.
Das ursprüngliche Haus mit seinem Erker und
den Sprossenfenstern entsprach aber weder dem
Geschmack der Inhaber noch passte es zur Mode
des Unternehmens. Man beauftragte das Berliner Büro apool Architekten mit dem Umbau.
Den Architekten Dominik Franz und Jesper
Reinholt wurde bald klar, dass mit ein wenig
Fassadenkosmetik eine radikale Neukonzep­
tion des Gebäudes nicht zu machen war. Daher
brach man im Eingangsbereich zur Straße sowie zwischen erstem und zweitem Obergeschoss
große Deckenpartien ab. Das erforderte statische Ertüchtigungen der verbleibenden Decken
und führte zu Flächeneinbußen – der Gewinn
jedoch sind großzügige und durchlässige Räume, in denen das Licht weich fließt. Die Öffnung
in der Vertikalen kompensiert zudem die für
einen repräsentativen Laden und Showroom
sehr geringe Breite von 6,5 m. In den oberen vier
Etagen befinden sich kombinierte Wohn- und
Atelierräume. Die in den Obergeschossen verlorene Fläche gewannen die Architekten zurück,
indem sie das Kellergeschoss durch eine weitere
hausbreite Deckenöffnung zum Erdgeschoß auf
der Gartenseite einbezogen, wo es durch 6,5 m
hohe Fenster und Türen zum ausgeschachteten
Atrium ein Maximum an Tageslicht erhält.
Die Fassade zur Oberwallstraße wird radikal
abstrahiert. Sie besteht aus weißen, glanzlackierten Aluminiumpaneelen. Die scharfkantigen,
mit lediglich 7 mm breiten Fugen montierten
Bleche und ihre verdeckte Befestigung geben
der Fassade einen ausgesprochen strengen und
zugleich eleganten Ausdruck. Diese Außenhaut
bildet einen wohltuenden Ruhepol innerhalb der
13
Architektur
Häuserzeile, eines Architekturzoos, in dem alle
6,5 m ein neuer Duktus regiert. Der Baukörper
erinnert in seiner glatten, geschlossenen Gestalt
fast an ein Möbel. Und wie bei einem Möbel gibt
es keine Fenster – außer einer rechteckigen Öffnung im zweiten Obergeschoss, die sich jedoch
mit vertikalen Aluminiumlamellen ebenfalls
verschließen lässt, so dass die weiße Haut des
Hauses wieder blank und geschlossen ist und
alleine die Häuserzeile gegenüber zeigt. „An der
Fassade muss nicht ablesbar sein, was sich dahinter verbirgt“, sagt Architekt Dominik Franz.
Vielmehr müssten die Nutzer gerade in einer
so dicht auf dicht bebauten Nachbarschaft die
Chance auf Privatsphäre haben.
Die einzige wirkliche Öffnung der Front ist die
Tür zum Geschäft – sie reicht Dank der entfernten ersten Geschossdecke bis zur Unterkante
der zweiten Etage und erinnert ans Portal eines
repräsentativen Stadtpalais. Mit 6,5 m Höhe ist
die Türe so hoch, wie das Haus breit ist. Die
verwendete gläserne Automatik-Schiebetür,
eine Sonderanfertigung, ist die bisher größte in
Deutschland. In den oberen Geschossen befinden sich zwei weitere, aus Brandschutzgründen
notwendige Öffnungsflügel, die jedoch im Alltag
geschlossen bleiben. In seinem Inneren lebt das
Gebäude ganz von der Wirkung des in die Vertikale geöffneten Raums mit seinen Galerien und
14
Blickbeziehungen. Der kompakte Küchenblock
im ersten Obergeschoss entstand nach Vorgaben
der Architekten. Ansonsten bestimmen die weißen Flächen der lackbeschichteten Einbaumöbel
das Bild. Sie machen die Räume aber nicht steril,
sondern leicht und heiter und damit zur idealen
Kulisse für die drei Modelinien des Unternehmens und für die Präsentation der aktuellen
Kollektionen, die an diesem Ort zwei Mal im
Jahr stattfindet. Die Events für Einkäufer, Fachbesucher und VIPs der Modebranche können
sich bei gutem Wetter in den Garten sowie den
Patio im ersten Obergeschoss ausdehnen.
(Beteiligte Gewerke siehe S.69)
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Architektur
Werkstatt mit Weitblick Fotos: Thomas Heimann
Ein Landhaus zum Arbeiten und Leben Die Uckermark ist Sehnsuchtsort für stressgeplagte Städter, die unverbaute Landschaft, Weite
und Kontemplation suchen. Vor allem Leute aus
Kulturszene und Kreativberufen erwarben in
den vergangenen Jahren Häuser in der dünn besiedelten, eiszeitlich gewellten Hügellandschaft
mit ihren Apfelalleen und stillen Seen.
Hierher zog es auch den Produktdesigner und
Tischler Gerhard Schütze. Gemeinsam mit dem
Architekten Thomas Kröger entwickelte Schütze ein Konzept, um ein Gebäude, das 1987 als
Schlosserei und Schmiede für eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft errichtet worden war, nach seinen Bedürfnissen zum
Wohnhaus mit Werkstatt umzubauen.
Der Architekt verkleidete das gesamte Gebäude
mit einer neuen Haut aus grünem Wellblech.
An der Traufkante abgerundet, zieht sie sich
weich über Dach und Außenwände, wodurch
sich das umgebaute Haus ganz selbstverständlich in die sanft gewellte Hügellandschaft der
Uckermark einfügt. An den Giebelseiten prägt
eine den umliegenden Scheunen entliehene, un16
besäumte Stülpschalung aus Lärchenholz das
Erscheinungsbild.
Im Inneren gliedert sich das Gebäude entsprechend seiner volumetrischen Außenform in drei
Einheiten: Werkstatt, Wohn- und Wirtschaftsteil.
Im letztgenannten, mittleren Teil ließ der Architekt die ursprüngliche Konstruktion abreißen
und an ihrer Stelle eine Holzkonstruktion errichten, die in Höhe und Form zwischen ehemaligem Flachbau und Werkstatt vermittelt. Hier
gewährt nun ein großzügig verglaster Showroom
Architektur
weite Ausblicke in die Landschaft. Im zweigeschossigen Teil befinden sich Büro- und Aufenthaltsräume.
Für Wand und Decke des Showrooms wurden
in Anlehnung an die Bestandskonstruktion der
Dächer Nagelbrettbinder aus heimischer Kiefer gefertigt. Die Binder bilden hier gleichzeitig
die Rahmen für die Verglasung des Showrooms
und tragen die schwarz gebeizte Sperrholzdecke,
welche zusammen mit dem roh belassenen Gussasphaltboden einen höhlenartigen Raum bildet.
Die mitten im Showroom in den Boden eingelassene, offene Feuerstelle unterstreicht den Charakter des Rohen und Ländlichen ebenso wie der
felsenartige Treppeneinstieg zu den Kammern
im Obergeschoss.
Der Kontrast zwischen rohen Materialien und
feinen Oberflächen und Details durchzieht den
gesamten Innenausbau; am prominentesten beim
Schlafraum der Einliegerwohnung, der im Inneren komplett mit massiven Kiefernbrettern
ausgekleidet ist. Diese befestigte man mit kleinstmöglichen Fugen auf der Unterkonstruktion.
Kiefernholz findet sich auch in den furnierten
Paneelen, die den Aufenthaltsraum einkleiden.
Deren edle Oberfläche verbirgt alle Funktionen
wie Schränke, Teeküche sowie die Zugänge zu
der Wohnung und Nebenräumen.
Ein Haus, das fast japanisch anmutet in seiner
klaren Konzentriertheit. Souverän und elegant
ist die hier gefundene Kombination moderner
Formen mit dem baulich Vorgefundenen und
ortstypischen Materialien. Das neue Haus des
Tischlers ist nicht nur ein Gebäude, es verkörpert
vor allem ein Lebensgefühl – urbane Modernität
etabliert sich in ländlicher Abgeschiedenheit.
(Beteiligte Gewerke siehe S.69)
www.thomaskroeger.net
17
© Ludger Paffrath
Architektur
18
Haus mit Augenbrauen
© Patricia Parinejad
© Patricia Parinejad
Architektur
Fotos: Patricia Parinejad, Ludger Paffrath
Wohnlandschaften hinter skulpturaler Hülle in Berlin-Mitte
© Patricia Parinejad
Erblickt man zum ersten Mal das Apartment­
haus, das die Architekten von J. Mayer H. in der
Johannisstraße in Mitte errichtet haben, reibt
man sich verwundert die Augen. Ist das denn
überhaupt ein Haus? Zwar steht das Gebäude
ganz selbstverständlich in der Häuserzeile und
man erkennt auch Fenster – damit aber enden
schon die Gemeinsamkeiten mit einer landläufig
vertrauten Hausfassade.
Vom Boden bis zum Dach legen sich metallische
Lamellen über das Gebäude. Ein dichter, verti­
kaler Vorhang, unterbrochen nur von wolken­
för­m igen Öffnungen für die Fenster. Die La­
mellen wölben sich um Schaufenster und Glas­
portal des Parterres, legen sich wie buschige
Augenbrauen um Fenster und Balkone. Was
aussieht, wie über das Gebäude gewachsen, sind
CNC-gefräste Aluminium-Lamellen – jede Ein­
zellamelle erhielt im Zuge der computergestütz­
ten Fertigung ihre eigene Form. Die silbrig
schimmernde Hülle dient als Sonnen- und
Sichtschutz für die Wohnräume. Auf sieben
Etagen entstanden 21 Wohnungen zwischen 40
und 310 m². Und die können sich sehen lassen.
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Wer glaubt, J. Mayer H. sei es mit ihrer Lamellenfassade nur um einen Oberflächenreiz gegangen, hinter dem sich Allerweltsgrundrisse
verbergen, sieht sich getäuscht. Innenräume und
Balkone folgen den Schwingungen der Fassade
– nicht nur innerhalb der Geschossebenen, sondern auch in die Vertikale übergreifend, etwa
in Gestalt der Wohnlounges, wo sich der Raum
mit einer gepolsterten Sitzstufe um einen offenen Kamin herum absenkt. Geschosshöhen
zwischen 2,70 und 5,80 m erlaubten es zudem,
Wohnungen doppelgeschossig zu konzipieren,
20
© Ludger Paffrath
© Ludger Paffrath
© Ludger Paffrath
© Ludger Paffrath
© Ludger Paffrath
Architektur
so dass interne Galerien die Raumfolgen beleben.
Die Wohnungen sind mit Mosaik- oder Natursteinböden ausgestattet und orientieren
sich vorwiegend in Süd-West Ausrichtung zu
einem ruhigen Gartenhof. Ein durchgängiges
Gestaltungskonzept von der Fassade über die
Treppenräume bis hin zu den Innenräumen führt
zu einem einzigartigen, von Handarbeit und Individualität geprägten Wohn- und Raumerlebnis.
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© Patricia Parinejad
Architektur
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© Roland Halbe
© Roland Halbe
© Roland Halbe
Architektur
Federstrich in Ortbeton
Seit kurzer Zeit ist Berlin um ein kleines, feines
Architekturmuseum reicher: Auf dem Pfefferberg, einem alten Brauereigelände am Prenzlauer Berg, eröffnete im Sommer das Museum für
Architekturzeichnung. Initiator des Projektes
ist der in Berlin und St. Petersburg lebende Architekt Sergei Tchoban. Dass der Partner des
Büros nps tchoban voss ein Feingeist ist und ein
Faible für Kunst und insbesondere für Architekturzeichnungen hat, war schon länger bekannt.
Schon 2009 rief er eine Stiftung ins Leben, die
künftig junge Talente auf dem Gebiet der Architekturzeichnung fördern soll. Jetzt macht er
seine Passion öffentlich und widmet dem Genre
Architekturzeichnung ein Museum – was generös erscheint, kommen doch Stiftung wie Museum ohne einen Cent öffentlicher Mittel aus.
Und die Nachbarschaft zur Architekturgalerie
AEDES gleich nebenan lässt auf baukulturelle
Synergien hoffen.
Am Westrand des Geländes erhebt sich das
viergeschossige, weitgehend fensterlose Gebäude, bekrönt von einem dreiseitig verglasten
Staffelgeschoss. Es schließt eine Reihe Berliner
© Tschoban Foundation
Ein neues Museum widmet sich dem Genre der Architekturzeichnung Entwurfszeichnung des Museums
Mietshäuser ab und ragt in einen an dieser Stelle
neu geschaffenen Vorplatz zum Areal. Wie locker
gestapelte Quader oder Kisten stehen die vier
Etagen mit 270 m² Nutzfläche übereinander; der
gläserne Aufbau ragt in Querrichtung über den
sandfarbenen Sockel hinaus.
Fotos: Roland Halbe, Patricia Parinejad
Nach welchem Prinzip sich Kuben und Ecken
jeweils etagenweise aus dem rechteckigen Baukörper herausschieben, darauf kann man sich
zunächst keinen rechten Reim machen.
Dass es in den ersten Obergeschossen des Hauses
nur ein einziges größeres Fenster gibt, verstärkt
die Wirkung seiner geometrischen Elementarformen. Mit der Klarheit und Strenge der Sichtbetonkörper kontrastiert ihre reich ornamentierte Oberfläche. Noch vor 20 Jahren wäre einem
solchen Gebäude die aufrichtige Irritation von
Architekturkritikern und Kollegen sicher gewesen, doch inzwischen ist Ornament – zu Recht
– wieder akzeptiertes Mittel der Gestaltung. Auf
der Fassade wird erzählt, was den Besucher im Inneren des Gebäudes erwartet. An das Papier alter
Zeichnungen soll die Farbe im Beton erinnern.
Sergei Tchoban und sein Moskauer Partner Sergey
Kuznetsov übertrugen Architekturzeichnungen,
unter anderem von Pietro di Gottardo Gonzaga
(1751 - 1831), als Relief in den Ortbeton der Fassaden. Der frühklassizistische Bühnenbildentwurf
des Italieners war 2001 das erste Blatt in Sergei
Tchobans Sammlung. Um Gonzagas Zeichnung
23
Jedoch wird die Zeichnung nicht 1 : 1 auf die Fassade gelegt, sondern in sich wiederholenden Bildausschnitten. Diese sind teils in größeren, teils in
kurzen, dafür vielfach repetierten Ausschnitten
arrangiert, so als lägen mehrere Zeichnungen
übereinander, wie einst in den großformatigen
Folianten, in denen man sie in den Architektursammlungen bewahrte. Diese Bildsequenzen
wechseln ab mit abstrakten Elementen, und zwar
einer Folge vertikaler, in wechselnden Abständen
angeordneten Kanneluren, die an die Ränder
eines Papierbündels erinnern.
Man betritt das Museum durch eine gestreckte,
bis zur Decke mit Walnussholz getäfelte Eingangshalle, die in ihrer konzentrierten, fast
feierlichen Ausstrahlung von russischer Repräsentationsfreude zeugt; wie auch die Türgriffe,
nach Entwürfen Tchobans von einer Berliner
Firma individuell aus Messing gefertigt. In der
Nussbaumtäfelung taucht das Bild der Fassade wieder auf, es wurde von Hand in die Paneele geschnitzt. Auch die Fensterausschnitte
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© Roland Halbe
© Roland Halbe
über Strukturmatrizen auf den Beton zu übertragen, wurden sie in Platten gefräst, von denen
wiederum Negativformen in Flüssigkunststoff
gegossen und auf der Schalung montiert wurden.
Darauf folgten die üblichen Arbeitsschritte der
Ortbetonbauweise.
© Roland Halbe
© Roland Halbe
Architektur
folgen den Lineaturen der alten Blätter – ihre
Formen entwickelte man aus Flächen innerhalb
der Zeichnungen. Ein schmales Treppenhaus
erschließt die oberen Etagen: Die ersten zwei
Obergeschosse, in denen die Ausstellungen
stattfinden, den dritten Stock mit dem Sammlungsdepot und das gläserne Dachgeschoss als
Büro- und Besprechungsraum der Stiftung.
Beim Betreten der beiden Ausstellungssäle stellt
man erstaunt fest, dass die von außen fast willkürlich wirkenden Auskragungen innen kaum
auffallen – vielmehr bewahren sie die rechteckigen Säle vor Monotonie. Jener im ersten Stock
erhält eine seitliche Erweiterung, jener im zweiten Stock wird zum Vorplatz hin verschwenkt.
Dadurch vergrößert sich an der Innenseite der
Freiraum für eine kleine, geschosshoch verglaste
Loggia. Ein intimer, zugleich tagheller Raum, in
dem der Besucher nach dem Rundgang durch
das abgedimmte Licht der Säle entspannen und
ein wenig im Katalog blättern kann. Der Ausblick aus dieser Loggia wird nur von dem Panoramablick übertroffen, den die Stiftungsräume
und ihre Terrasse im Dachgeschoss bieten.
(Beteiligte Gewerke siehe S.69)
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Architektur
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Architektur
Kubisch komponiert
Fotos: Bernd Borchardt
Zweite Moderne im Duktus der ersten: Ein Baugruppenhaus Friedrichshagen ist ein grüner Vorort von Berlin, gerahmt vom Großen Müggelsee im Westen
und weitläufigen Wäldern im Süden und Osten. Wie die Umgebung ist auch das Ortsbild
auf malerische Weise heterogen – es dominieren
gründerzeitliche Mietshäuser, doch dazwischen
finden sich in den stillen Straßen immer wieder
Villen und eingeschossige Kolonistenhäuser aus
der Frühzeit des Ortes in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Dieses Nebeneinander von ein- bis viergeschossigen Häusern, von offener und geschlossener
Bebauung war für Kaden Klingbeil Architekten
gedanklicher Ausgangspunkt bei dem Konzept
für ihr Mehrfamilienhaus: „Für die Entwicklung der Gebäudekubatur haben wir einmal die
gesamte Straße Haus für Haus abfotografiert“,
erzählt Architekt Tom Kaden.
Das Ergebnis war ein dreigliedriges Ensemble,
bestehend aus einem vier- und einem dreigeschossigen Haus an der Straße sowie einem weiteren dreigeschossigen Gebäude im rückwärtigen
Bereich. In den 16, zwischen 90-160 m² großen
Wohnungen leben Junge und Alte, Singles und
Paare, Ostler und Westler, Menschen mit und
ohne Kinder.
Die straßenseitigen Gebäude trennt eine Raumfuge, in die ein freistehendes Treppenhaus und
ein gläserner Fahrstuhl eingefügt sind. Sie erschließen die beiden Haushälften.
An der Hofseite ist vor allem das rechte, niedrigere Gebäude großräumig nach hinten zurückgestuft, wodurch den Wohnungen opulent
dimensionierte Dachterrassen vorgelagert sind.
Le Corbusier hätte wohl seine Freude an diesem
„Spiel der weißen Kuben unter der Sonne“ gehabt, denn unübersehbar greifen die Architekten
mit den flächigen weißen Putzfassaden und der
27
Architektur
kubischen Rhythmisierung der Baukörper auf
Motive der klassischen Moderne zurück.
Den konstruktiven Kern der Häuser bildet wie
bei den schon realisierten Stadthäusern von
Kaden Klingbeil eine Holzkonstruktion: Die
tragenden, aussteifenden und raumabschließenden Wände sowie das Dach führte man in
hochwärmegedämmter Holzrahmenbauweise
mit nichtbrennbaren Bauteiloberflächen aus.
Die Vertikallasten werden ausschließlich über
Vollholzstützen abgeleitet.
Die ausgefallensten Grundrisse finden sich im
Gartenhaus, das in Wirklichkeit eine Kombination aus Townhouse, Maisonettes und Geschosswohnungen bildet. Hier sind die Volumina der
28
Wohnungen kunstvoll ineinander verschränkt.
Neben einer Wohnung über vier Etagen gibt es
fünf über zwei Geschosse, eine Etagenwohnung
sowie zwei kleine Einliegerwohnungen. Einmal
mehr zeigt das Projekt, dass der Boom der Baugruppen als städtisches Bauherrenmodell Rückwirkungen auf die Architektur selbst hat – sie
ist originell, wirtschaftlich, wandlungsfähig und
dabei Ausdruck ganz unterschiedlicher Lebensentwürfe in trautem Nebeneinander.
www.kaden-klingbeil.de
© Eberle & Eisfeld (Berlin)
© Eberle & Eisfeld (Berlin)
Architektur
Stadthaus mit Ausblick
Exklusiver Neubau in der historischen Spandauer Vorstadt
Fotos: Sebastian Reuter (Berlin), Eberle & Eisfeld (Berlin)
Die strahlend weiße Fassade aus Laaser Marmor
verleiht dem Wohnhaus in Kombination mit zum
Teil gerundeten Glasflächen eine edle Eleganz,
die sich von der bestehenden Bebauung der Spandauer Vorstadt eindrucksvoll abhebt. Enstanden
ist ein leuchtender Mittelpunkt inmitten eines
lebhaften Geschäftsviertels. Großformatige, ge­
schossweise versetzte Fenster erzeugen eine lebendige, differenzierte Fläche, in die sich die
großen Loggien in der Rückerstraße nahtlos
ein­fügen. Die Fassade wirkt lebendig durch die
Präzision und Feinheit des Fugenbildes und der
ideenreichen Detaillösungen. Die Erschließung
des Gebäudes ist über zwei Treppenhäuser organisiert, die sich um den großzügigen Innenhof
gruppieren. Eine Tiefgarage im Untergeschoss
© Sebastian Reuter (Berlin)
Auf einem der letzten großen, freien Grundstücke in der Spandauer Vorstadt entstand das
Wohnhaus Linienstraße 218/219 mit 26 exklusiven Eigentumswohnungen. Ein fünfgeschossiger
Neubau mit verglastem Penthouse, das einen
beeindruckenden Blick über Berlin-Mitte bietet. Der Entwurf stammt von den Architekten
Gewers & Pudewill.
Strahlend weißer Marmor
Die Fassade an der Linienstraße 219 verfügt
über gelochte, senkrechte Fassadenschwerter, die auf der aus weißem Laaser Marmor
bestehenden Natursteinfassade je nach Sonnenstand für ein lebendiges Schattenspiel
sorgen.
www.natursteinverband.de
bietet 40 Stellplätze für die Bewohner. Die Wohneinheiten sind zwischen 75 und 300 m2 groß,
zwölf Wohnungen sind barrierefrei angelegt. Die
Eigentümer haben die Möglichkeit, ihre Wohnungen vollkommen individuell auszubauen. Die
intensive Begrünung des Innenhofs sorgt zusammen mit der extensiven Dachbegrünung für eine
nachhaltige Verbesserung der Gebäudehülle.
www.gewers-pudewill.de
29
© Max Dudler Architekten
Interview
Max Dudler
Max Dudler zählt zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen rationalistischen Architektur. Er wurde 1949 in Altenrhein
in der Schweiz geboren. Nach dem Studium der Architektur an der
Städelschule in Frankfurt am Main und an der Hochschule der Künste
Berlin arbeitete er zunächst im Büro von Oswald Mathias Ungers,
bevor er 1986 – in Gemeinschaft mit Karl Dudler und Pete Wellbergen – ein eigenes Büro gründete. Es hat heute Niederlassungen in
Berlin, Zürich und Frankfurt am Main. Nach verschiedenen Lehraufträgen und Gastprofessuren u.a. in Venedig, Mantua, Dortmund
und Wien wurde Max Dudler 2004 als Professor der Klasse Baukunst
der Kunstakademie Düsseldorf berufen. Zuletzt erhielt er den DAM
Preis für Architektur in Deutschland 2012 und die Auszeichnung des
Deutschen Architekturpreises 2013 für seine Arbeit am Hambacher
Schloss in Neustadt an der Weinstraße.
www.maxdudler.com
Max Dudler
„Unsere Welt braucht ruhige Räume“
Im Gespräch mit dem Architekten Max Dudler
War für Sie von vornherein klar, dass Sie Architekt werden?
Ich komme aus einer Familie, die in sechs Generationen am Schweizer
Ufer des Bodensees als Steinmetze tätig war. Mein Vater hat mich immer
nach Italien mitgenommen in die Steinbrüche des Apennin, um dort
Travertin oder Marmor auszuwählen. Da hatte ich von klein auf mit dem
Bauen zu tun und deshalb konnte ich es mir in meiner Jugend überhaupt
nicht vorstellen, Architekt zu werden. Ich sah mich um in Europa und
bald darauf entdeckte ich dann doch die Architektur für mich.
Nach einigen Semestern an der Frankfurter Städelschule sind Sie nach
Berlin gegangen. Als Sie Ihr Diplom machten, war die Vorbereitung
der Internationalen Bauausstellung (IBA) 1984 in vollem Gange …
Ja, das stimmt. Für die IBA durfte ich mein erstes Haus bauen, das Abspannwerk an der Lützowstraße in Tiergarten. Ich mag dieses Gebäude
bis heute; das Haus ist jetzt 25 Jahre alt, aber es könnte auch von 2013
sein und ist vielleicht noch in hundert Jahren modern. Das meine ich,
wenn ich von zeitloser Architektur spreche. Mein allererstes Projekt war
allerdings eine Bar. Ein Umbau einer früheren Bäckerei in der Schweizer
Straße in Frankfurt-Sachsenhausen. 1986 baute ich den Laden zu einem
Restaurant mit Bar um. Die „Café Bar“ war damals legendär in Frankfurt.
Ein großer Raum, der Länge nach geteilt von einem riesigen, schwarz
lackierten Möbel, in dem sogar noch die Toiletten und die Garderobe
Platz fanden, schwarze Stühle, schwarze Polster. Das war ein starkes
Statement in der Hochphase der Postmoderne, als fast alle ihre Kol30
legen anfingen Säulen, Sprenggiebel und bunte Türmchen zu bauen.
Diese Art der Postmoderne erschien mir damals wie heute zu intellektuell. Im Abspannwerk Lützowstraße wie auch in der Café Bar sind indes
fast alle Elemente meiner späteren Arbeit schon angelegt. Leider wurde
die Café-Bar vor kurzem umgebaut. Ich hatte zuvor noch versucht, sie
zu kaufen.
Ihr Diplom absolvierten Sie bei Ludwig Leo …
Ludwig Leo, der im vergangenen November leider verstorben ist, hat
mich sehr beeinflusst, genauso wie später Oswald Mathias Ungers. Er
war ein großer Analytiker. Ich habe von ihm gelernt, wie man die Basis
für ein architektonisches Konzept findet. Leo hat mir auch geraten, zu
Ungers zu gehen, der gerade den Wettbewerb für die Erweiterung der
Frankfurter Messe gewonnen hatte.
Ludwig Leo hat sich stark für die konstruktiven Aspekte des Bauens
interessiert. Ungers, genauso zeitgleich Aldo Rossi, war für uns wegen
seines Verständnisses von der europäischen Stadt wichtig. Wichtiger
als ihre konkreten Bauten, erscheinen mir die theoretischen Grundlagen, die sie damals zur Weiterentwicklung der europäischen Stadt
formuliert haben.
Ihre Projekte sind fast immer sehr kontextbezogen – also ist auch für
Sie die europäische Stadt der wichtigste Referenzpunkt?
Eindeutig. Aber auch Chicago oder New York gehören für mich dazu, die
Folkwang Bibliothek, Essen
© Stefan Müller
Projekt Europacity Berlin
© Stefan Müller
© Max Dudler Architekten
Interview
hohes Gebäude, aber wie in der europäischen Stadt ist alles in Straßen
und Blocks parzelliert, jedoch ist der Inhalt dieser klaren Struktur ziemlich verrückt. Da baut jeder was er will, eigentlich ein anarchistisches
Durcheinander, das aber als Stadt funktioniert, es hat seine Qualität.
Sie haben lange für Oswald Mathias Ungers gearbeitet. Was verbindet
sie mit ihm?
Die Gespräche und Diskussionen mit ihm haben mich sehr fasziniert. In
der Kunst- und Architekturgeschichte kannte er sich aus wie kein anderer!
Auch seine Art zu Bauen war für mich ein wesentlicher Ausgangspunkt
meiner Auseinandersetzung mit Architektur. Ungers hat seine Bauten in
erster Linie von einem intellektuellen Konzept her gedacht. Ihre konkrete
Ausgestaltung stand für ihn weniger im Vordergrund, die hat er eher
seinem Büro überlassen.
Unsere Gebäude sind dagegen stärker vom Städtebau her gedacht, von den
Körpern in der Stadt, also von der konkreten Wirkung der Materialien
und der Detaillierung . Der Ort spielt für mich eine überragende Rolle,
auch bei der Entscheidung, welches Material in welcher Form verwendet
wird. Die Materialwirkung, die Textur eines Gebäudes, das hat Ungers
weniger interessiert und das bringt vielleicht den Unterscheid unserer
Arbeit auf den Punkt. Aber ich verehre ihn natürlich.
Wo, würden sie sagen, ist Ihr Zuhause?
Eine gute Frage. Ich sollte wohl sagen: Europa.
Umspannwerk Lützowplatz, Berlin
Städte sind sehr europäisch geprägt. Oder Buenos Aires. Buenos Aires
ist eine Lieblingsstadt von mir, denn dort funktioniert die Anarchie. An
einer Stelle steht ein dreigeschossiges Haus und daneben gibt es ein 80 m
Es kommt Ihnen jetzt nicht über die Lippen zu sagen „Berlin“.
Ich habe mich in Berlin sozialisiert, darum kann ich schon sagen, Berlin
ist mein Lebensmittelpunkt. Die Schweiz kann langweilig werden, wenn
man zu lange dort bleibt.
31
© Stefan Müller
© Stefan Müller
Interview
Projekt Wohn und Geschäftshaus Zimmerstraße, Berlin
Hochhausensemble Hagenholzstrasse, Zürich
Regula Lüscher, die Nachfolgerin von Hans Stimmann als Senatsbaudirektorin kommt wie Sie aus der Schweiz, aus Zürich. Schätzen
sie ihre Arbeit?
Um die städtebauliche Entwicklung einer Stadt wie Berlin erfolgreich
gestalten zu können, braucht man einen hohen Entwicklungsdruck des
einströmenden Investitionskapitals. Nur wo ein hoher Nachfragedruck
besteht, wie in Zürich, ist es möglich, starke Regeln zu definieren.
der Wiederholung von Elementen hat schon die Renaissance Fassaden
gestaltet. Ich würde darum eher von einem Volumen sprechen, das durch
Stützen und Stürze gegliedert ist – daraus ergibt sich dann die Fassade.
Aber so stark ist der wirtschaftliche Verwertungsdruck in Berlin nicht.
In Ihrer früheren Position bei der Stadt Zürich hatte sie darum einen
größeren Gestaltungsspielraum. Sie hat in Zürich dazu beigetragen, die
ersten Hochhäuser durchzusetzen. Und da hat mir ihre Art zu argumentieren gefallen. Unter den in Berlin gegebenen Möglichkeiten leistet sie
also eine gute Arbeit.
Welchen Städtebau braucht Berlin?
Die Innenstadt ist sehr vital, fast ein Selbstläufer, es geht hier jetzt vor allem
um Gestaltungsfragen auf der Maßstabsebene der Gebäude. Ich denke,
die wirklichen Strukturprobleme von Berlin betreffen die Ränder – vor
allem die Frage, wie mit den großen Plattenbausiedlungen umzugehen
ist. Mit den Großsiedlungen kann und sollte man leben, auch weil diese
Quartiere relativ billigen Wohnraum bieten. Mich interessiert, wie diese
Wohngebiete weitergebaut werden können.
Sicher, ich arbeite mit einem zurückhaltenden Vokabular, und die Begriffe in diesem Vokabular sind die Proportionen, sind Materialität und
Tiefe, etwa die Tiefe der Fensterlaibungen. Mal sind sie recht tief wie bei
der Diözesanbibliothek in Münster, mal sitzt ein Fenster in der Ebene
der Fassade. Die Wiederholung erzeugt aber keine Monotonie, sondern
scheint recht anziehend zu sein.
Sie haben das Grimm-Zentrum für 3.000 Besucher am Tag geplant,
aber derzeit kommen 6.000 bis 7.000 pro Tag. Denken Sie, das liegt
auch an der Qualität des Gebäudes?
Ich werde in ganz Europa auf die Bibliothek angesprochen, vor allem
von jungen Leuten, die sagen, sie gehen immer wieder dorthin, wenn sie
nach Berlin kommen.
Ich glaube, dass Bibliotheken immer mehr zu Arbeitsorten werden, für
Studenten, für geistig Arbeitende überhaupt, weil sie sich da konzentrieren können. In unserer Welt braucht es irgendwo einen ruhigen Raum.
Heute mehr denn je.
Herr Dudler, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Erscheinung Ihrer Bauten, z.B. das Grimm-Zentrum, die Hauptbibliothek der Humboldt-Universität, ist stark von Rastern geprägt.
Haben sie keine Furcht vor Monotonie?
Wenn man mit einer Addition von Stützen und Stürzen arbeitet, handelt
es sich nicht unbedingt gleich um einen Rasterbau. Das Raster ist bei mir
kein Selbstzweck, wie bei Ungers vielleicht – noch so ein Unterschied. Mit
32
Das Interview führte Frank Peter Jäger
Öffentliche Bauten
TRADITION UND MODERNE
Fotos: Bernadette Grimmenstein
Die weltweit größte Botschaft der Türkei steht in Berlin
Ein Gebäude, das die verschiedenen kulturellen
Seiten der Türkei berücksichtigt, sehr modern
und europäisch ist, und dabei die historischen
Wurzeln nicht vergisst: nsh architekten haben in
Berlin die weltweit größte Botschaft der Republik
Türkei entworfen.
Ein Kubus, der von seiner Nutzung her in zwei Bereiche unterteilt ist. Ein Bereich, der in erster Linie
den repräsentativen Räumen der Botschaft vorbehalten ist und ein zweiter, in dem die Büroräume
der rund einhundert Mitarbeiter angesiedelt sind.
Beide Teile werden durch das Foyer miteinander
verbunden. Es zieht sich vom Haupteingang - mit
gebäudehohem Kupferportal - bis zum Garten
und erlaubt Ausblicke auf das kleine Wäldchen
im Innenbereich des Blocks. Der repräsentative
Teil steht samt Festsaal und Empfangsräumen
des Botschafters für die anatolische Seite der Türkei. Für die kulturellen Werte, den Stolz und die
Gastfreundschaft des türkischen Volkes. Der Teil,
der zur Hildebrandstraße und zur benachbarten
Botschaft der Slowakei ausgerichtet ist, symbolisiert die europäische Seite und die Offenheit zum
modernen, westlichen Wertekanon. Das Foyer
34
mit seinen hell schimmernden und bedruckten
Glasfassaden ist das heitere, trennende aber auch
zugleich verbindende Element des Gebäudes.
Bei der Gestaltung des Kubus spielt das traditionelle Girih-Muster eine tragende Rolle. GirihKacheln sind die Grundlage von zeitloser, ästhetischer und komplexer Ornamentik, die schon im
osmanischen Reich in der Architektur verbreitet
war. Die Anwendung von Girih-Kacheln ermöglichte eine einfache, schnelle und sehr komplexe
Konstruierung von komplizierten Mustern. nsh
architekten entwickelten in Zusammenarbeit
mit dem Büro planit4 ein Muster, das sich nach
den gegebenen Anforderungen in Form, Farbe
und Material verändert und in vielen Bereichen
Öffentliche Bauten
der Botschaft zum Einsatz kommt: Die durchbrochenen Felder der Fassade aus türkischem
Kalkstein, das Relief des großen Kupferportals,
die Bedruckung der Foyer-Verglasung und der
Festsaaltapete sowie der Teppich stellen allesamt
Variationen des Girih-Musters dar.
Über eine beeindruckende, skulptural geformte Treppe im Foyer erreicht man durch einen
Dachpavillon die Dachterrasse des 16 m hohen
Gebäudes, mit weitem Blick über den Tiergarten
und über Berlin.
Die Grundsteinlegung für die Botschaft erfol­g te
am 27. Februar 2010 in Anwesenheit des Botschafters der Türkei. Eröffnet wurde das Gebäude
am 30. November 2012 u.a. durch den türkischen
Kalkstein aus der Türkei
Der verwendete Kalkstein stammt aus
der Türkei. Das Girih-Muster wurde im
Wasserstrahlverfahren aus den Natursteinplatten „herausgesägt“. Die glatten
Flächen sind nicht poliert, sondern nur
geglättet, die Platten im Sockelbereich in
1 cm-Streifen geschlitzt. Die Stege wurden mechanisch abgeschlagen.
www.natursteinverband.de
Ministerpräsidenten Erdogan und Bundesaußenminister Westerwelle. Die Bruttogeschossfläche
der Botschaft beträgt ca. 15.600 m2, die Hauptnutzungsfläche rund 9.150 m2.
nsh architekten:
www.volkmarnickol.de
www.pfeiferschmidt-architekten.de
www.hillig-architekten.de
35
Gewerbliche Bauten
Bauen in der bewegten Stadt
Fotos: Kay Fingerle
Showroom und Laden in einem temporären Pavillon Die Torstraße in Berlin-Mitte gehört vielleicht
nicht zu den schönsten Straßen Berlins, wohl
aber zu den interessantesten, denn sie hat sich
zu einer Meile für hippe Möbelläden und an­
dere trendsetzende Spots entwickelt. Genau
der richtige Platz für den Modeladen „Happy
Shop“, der zugleich als Ort für Tanzperforman­
ces und andere modeaffine Veranstaltungen
dient. Und weil hier statt etablierter Marken
vor allem junge, aufstrebende Labels feilgeboten
werden, passt es ins Image, dass die Architekten
Fingerle&Woeste den Laden als leichten, tempo­
rären Pavillon in eine Baulücke fügten.
Auf dem 800 m² großen Grundstück errichteten
Kay Fingerle und Eghard Woeste einen Holz­
skelettbau mit 200 m² Nutzfläche. Die Innen­
verkleidung besteht aus Seekieferplatten, die
hinterlüftete Vorhangfassade ist mit weißen und
dunkelbraunen Faserzementplatten verkleidet,
Betonplatten bilden den Boden. Die Netto-Bau­
kosten beliefen sich auf schlanke 150.000 Euro.
Die Straßenfassade mit ihren vertikalen Sequen­
zen heller und dunkler Faserzementplatten
gestalteten die Architekten korrespondierend
36
zum unablässig vorbei rauschenden Verkehr der
Torstraße. „Ganz wie eine kinetische Plastik“,
erklärt Architekt Eghard Woeste. „Nur dass sich
in diesem Fall nicht die Plastik selbst bewegt,
sondern die vorbeifahrenden Autos, Trams oder
Radfahrer“. Und in deren Wahrnehmung ent­
steht mit dem sich ändernden Blickwinkel auf
das Gebäude der visuelle Effekt einer flirrenden
Längsbewegung.
Der Pavillon setzt sich aus drei unterschiedlich
großen und farbigen Gebäudekörpern zu­sam­
Gewerbliche Bauten
men, in denen die Bereiche Verkauf, Atelier und
Service angesiedelt sind. Vom violett gehaltenen
Atelier, das u.a. als Änderungswerkstatt dient,
gelangt man durch den grün gestalteten Servicebereich mit Küche, WC und Lager, in den Verkaufsraum. Er bildet mit einer Höhe von 5,80 m
das größte Volumen, und wurde, weil er auch für
Fashionshows und Performances genutzt werden
soll, wie eine Bühne geplant: Die Kleiderstangen
hängen an stählernen Traversen, die sich mit
kleinen Motoren per Knopfdruck unter die Decke fahren lassen – wie Kulissen, die in den
Schnürboden eines Theaters gehoben werden.
Der obere Teil des Raums ist mit Kieferplatten
verkleidet, die Wände unterhalb der hoch gefahrenen Kleiderstangen sind grau gestrichen.
Diese Zweiteilung verweist auf die funktionale
Differenzierung in „Bühne“ und „Bühnenhaus“.
Der Shop bleibt so lange, bis die Lücke in vier
bis sechs Jahren mit einem mehrgeschossigen
Haus gefüllt wird, bis dahin bewahrt er dem
Standort noch etwas vom Charme des Provisorischen.
www.fingerle-woeste.de
37
Architektur
Domizil für Wassersportler
Das neue Bootshaus für Berlins ältesten Turnverein wirkt leicht und transparent
Wassersport hat in Berlin Tradition, 6,7 Prozent des Stadtgebietes sind Wasserflächen. An
der Oberspree im Süden der Stadt befindet sich
Oliver Mangs Neubau für die Ruder- und Kanutensparte des ältesten Berliner Turnvereins TiB
1848. Ein Raster aus Stahlbetonstützen, ergänzt
um ein Fachwerk aus Diagonalstreben entlang
der Seitenwände, bildet sein konstruktives Gerüst. Die Fassaden werden von zwei Elementen
bestimmt: Den langen Seiten aus transluzenten
Polycarbonatplatten sowie einer skulptural geformten Sichtbetonhülle, welche das Gebäude
an den Schmalseiten umschließt und nahtlos in
Dach und Sockel übergeht. Dadurch entsteht der
Eindruck, die Betonwandung lege sich wie ein
Band einmal um das ganze Gebäude – effekt­
voll ausgespart bleibt lediglich die uferseitige
Erdgeschosszone, durch deren Tore die Boote
in Richtung Wasser gezogen werden. Die Halle
bietet Platz für 180 Boote und ist unbeheizt, was
zur Konsequenz hatte, dass die Wärmedämmung
an der Decke zum oberen Geschoss angebracht
wurde. Dort befinden sich Umkleiden, Klubräume, Sauna- und Fitnessbereiche. Die Länge der
Boote, insbesondere der 18 m lange Ruder-Achter,
Fotos: Kai Bienert
erforderte eine kluge Planung der Verkehrsflächen. Oliver Mang entwickelte aus der spröden
Ästhetik einfacher, industriebautypischer Materialien effektvolle architektonische Motive: Die
PC-Platten der Seitenwände lassen das Bootshaus
bei Dunkelheit zu einer Laterne werden, aus deren
Inneren die farbigen Bootsrümpfe leuchten. Hohe
Funktionalität verbindet sich bei dieser Halle mit
dem Charme einer heiter verspielten Modernität.
www.m-arc.de
39
Öffentliche Bauten
Naturnah Lernen und Spielen Fotos: Marcel Klebs
Der Kindergarten Apfelbäumchen in Berlin-Grünau
Von so viel Platz wie am grünen, locker bebauten
Südrand von Berlin können die Kindergartenkinder in der Innenstadt nur träumen: 5.000 m²
groß ist das mit großen alten Bäumen bestandene
Grundstück, auf dem die evangelische Gemeinde
Bohnsdorf-Grünau nach Plänen des Architekten
Karl Heinz Winkens den Neubau ihres Kindergartens errichtete. Ein kleiner Hügel grenzt das
Grundstück zur Straße hin ab.
Gewünscht war ein Gebäude mit einer größtmöglichen Nutzfläche und ausgeprägtem Bezug
zum grünen Außenraum, das das pädagogische
Konzept eines naturnahen Lernens und Spielens
unterstützt. Der Architekt entwarf ein gestrecktes, eingeschossiges Gebäude, das als „flaches,
ruhendes Haus ganz in der Landschaft aufgeht“,
so Winkens. Bodenständig in den Materialien,
aber stringent in der Form, bettet es sich in die
vorgefundene Topographie ein. 750.000 Euro kostete der Kindergarten inklusive Einrichtung und
aller Nebenkosten.
Das rötlich braune Ziegelmauerwerk sitzt als
Vorsatzschale mit Dämmung vor einer Wand
40
aus Kalksandstein. Massiv gemauert sind nur die
Wände der Längsseiten und die Umfassungsmauern des Mehrzweckraums, die übrigen Wände
einschließlich der holzverschalten Wände an den
Terrassen errichtete man in Holzständerbauweise.
Damit bildet die rundum holzverkleidete Terrasse
das räumliche Bindeglied zwischen Schale und
Kern – also der steinernen Außenseite und dem
von Holz geprägten Innenräumen des Gebäudes.
Der für die Fassade verwendete Ziegel „Gent“
Öffentliche Bauten
des Herstellers Hagemeister ist 29 cm lang aber
nur 5 cm hoch; ein flacher, langer Stein, der die
Quaderform des Gebäudes in Bild und Textur
der Fassade wiederholt.
Um möglichst wenig von den 380 m² Nutzfläche
an Verkehrsflächen zu verlieren, gibt es nur ein
bescheidenes Foyer. Von hier aus gelangt man
nach links in den Kindergarten und nach rechts
in den Bereich der Krippe, die räumlich gespiegelt und jeweils über eine zentrale Garderobe
erschlossen sind. Den Mitteltrakt bilden das
Foyer, Nebenräume und ein großer, dem Foyer
gegenüber liegender Mehrzweckraum. An beiden
Stirnseiten schließt das Gebäude mit bedachten
Außenterrassen ab, so dass die Kinder auch bei
wechselhaftem Wetter eine geschützte Spielfläche
an der frischen Luft nutzen können. Auf der Terrasse der Krippe steht in einer aus den Bodenplanken ausgesparten Öffnung der namensgebende
Apfelbaum. Eine weite Öffnung im Dach wird
es dem Bäumchen erlauben, Jahr für Jahr weiter
über das Haus hinaus zu wachsen. Mit dieser Idee
gelang dem Architekten ein poetisches Bild zum
Thema des Heranwachsens; und an dem Baum
erleben die Kinder sinnlich die Jahreszeiten und
die stetig wiederkehrenden Zyklen von Werden
und Vergehen.
www.winkens.de
41
© Udo Meinel
© Udo Meinel
InnenArchitektur
Denkfabrik in hellem Holz
Räume für eine Strategieagentur in Kreuzberg
Fotos: Udo Meinel, Matthias Walendy
Funktionales Ziel war es, innerhalb des bestehenden Gebäudes Lobby, Empfang, Besprechungsräume und Büros räumlich schlüssig zu organisieren. Die 700 m² der Agentur sind auf drei Etagen verteilt. Mit dem Ziel einer unkomplizierten
Verbindung zwischen Empfang im ersten und
Konferenzräumen im zweiten Obergeschoss wurde die bestehende Geschoßdecke durchbrochen
42
© Udo Meinel
An den Wochenenden pulsiert rund um die
Kreuzberger Oberbaumbrücke das Nachtleben,
unter der Woche dominieren kreative Dienstleister das Quartier. Am Spreeufer, gleich über dem
Club Watergate nutzt die Strategieagentur diffferent drei Etagen einer ehemaligen Druckerei.
Mit dem breiten Strom der Spree vor dem Fenster
entwickeln hier rund 100 Mitarbeiter Strategien
und Marktauftritte für Produkte von morgen
– ein der klassischen Werbeagentur vorgeschalteter Think Tank also, wo sich Marktforschung,
Soziologie und Kommunikationswissenschaften
überschneiden und Reflektion so gefragt ist wie
Kreativität. Das Büro raumstar architekten erhielt den Auftrag, das Gebäude für die Agentur
umzubauen.
und ein aus Empfangsbereich und einer internen
Treppe bestehendes Raumelement eingefügt. In
den Bürozonen soll auf vielseitige Weise Kommunikation und ein Arbeiten der kurzen Wege
begünstigt werden, offene Großräume wechseln
sich mit abgeschirmten Bereichen ab. Neben klassischen Konferenzräumen sieht der Grundriss
Orte für informelle Besprechungen vor.
Die Architekten setzten bewusst auf zurückhaltende Materialien: Weiße, von zierlichen Fugen
gegliederte Wände, hellbraunes Linoleum, Birken-Schichtholz für kubusförmige Sitzbänke und
die Möblierung der Mittelzonen. Weiße Flächen
und helle Holztöne dominieren das Bild. Keine
edlen Materialien und keine ausgefallen gestalteten Interieurs, mit denen vielleicht manche
Werbeagentur ihre Besucher beeindrucken will.
„Das Architekturkonzept soll sich über längere
Zeit bewähren“, erklärt Architekt Michael Kloos.
"Wo sich Ideen und gedankliche Unabhängigkeit
entfalten sollen, kann eine laute, aufgepeppte Innenarchitektur auch stören", sagt Kloos. Und für
aktive Entspannung sorgt nicht etwa ein Kicker-
© Udo Meinel
© Udo Meinel
© Matthias Walendy
© Udo Meinel
© Udo Meinel
InnenArchitektur
tisch, sondern der agentureigene Gemüsegarten
auf der 150 m² großen Dachterrasse. Jeder Mitarbeiter hat – unter gärtnerischer Anleitung – zwei
Beete in Pflege. Nach dem Kundenmeeting die
eigenen Kartoffeln ernten oder ein selbst gezogenes Radieschen essen – für Bildschirmarbeiter
ein erfrischender Ausgleich, der dazu beiträgt,
dass die Leute nicht ganz in den Denkschleifen
von Marken- und Kommunikationskonzepten
verloren gehen.
www.raumstar.de
43
IN EIGENER SACHE
Das Berliner Magazin
für Architektur,
modernes Wohnen
und Lebensart
01|13
ARCHITEKTUR Inszenierung des Wohnens – Klassische Villa in zeitgemäßer Interpretation
InTERvIEw „Unsere Welt braucht ruhige Räume“ – Interview mit dem Architekten Max Dudler
InnEnARCHITEKTUR Denkfabrik in hellem Holz – Räume für eine Strategieagentur in Kreuzberg
KUnsT Und KUlTUR Wien Berlin – Kunst zweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz.
WIR SUCHEN SIE !
CUBE – Das lokale Magazin für Architektur, modernes Wohnen
und Lebensart sucht für Berlin einen VERLAGSDIREKTOR/IN.
Sie haben eine angenehme Ausstrahlung, besitzen Verkaufstalent
und eine hohe Affinität zu unseren Themen Architektur und
modernes Wohnen? Sie kennen sich in der Stadt aus und sind
gut vernetzt? Dann rufen Sie uns bitte an.
Ihr Ansprechpartner:
Gerrit Menke
Telefon 0211 650 264-12
oder schreiben eine E-mail an [email protected]
www.cube-magazin.de
Innenausstatung
Lebenswelt Arbeitsplatz
Fotos: Sedus
Ein ergiebiger Showroom in Berlin-Mitte
Das 1871 gegründete Unternehmen Sedus stellte
zunächst Bürostühle her und entwickelte sich
nach und nach zum ganzheitlichen Komplettanbieter für Büroeinrichtungen. Diesem Kompetenzfeld ist Sedus treu geblieben und hat dabei
auch ein Stück Designgeschichte geschrieben. Zur
starken Marktposition des Unternehmens trägt
zweifellos bei, dass man sich in Waldshut schon
seit den 1970er Jahren intensiv mit Fragen der
Ergonomie und des gesunden Sitzens beschäftigt. Wichtige Meilensteine wurden in der unternehmenseigenen Entwicklungsabteilung gesetzt,
diese Arbeit kommt Sedus nun in Zeiten erhöhten
Gesundheitsbewusstseins zu Gute. Denn nach
vielen Stunden konzentrierter Bildschirmarbeit
braucht der Mensch mal eine Pause. Der Bürostuhl „open up“ erlaubt ein kurzes Nickerchen
und das Arbeiten in entspannter Haltung, denn
seine Lehne kann bis zu 45 Grad nach hinten
geneigt werden.
Im Kerngeschäft der klassischen Bürodrehstühle
umfasst das Sortiment unterschiedlichste Modelle. Ein weiteres kam im September mit dem
Stuhl „swing up“ auf den Markt – ein innovativer
Drehstuhl, der bisher ungekannte Bewegungsmöglichkeiten im Hüftbereich ermöglicht und
auch eine seitliche Sitzneigung erlaubt.
Der Showroom in der Reinhardstrasse 29 in Berlin-Mitte bietet Interessierten auf 400 m² einen
Überblick über die Bandbreite des Sortiments:
Einzel- und Chefarbeitsplätze, Teambüros, Konferenzlösungen sowie Einrichtungslösungen für
Loungebereiche. Nach Vereinbarung beraten Sie
Sedus-Experten zu allen Möblierungsaufgaben.
www.sedus.de
45
Innenarchitektur
Arbeiten und empfangen
Fotos: Reichardt Architekten
Ein repräsentativer Ort für vielfältige Nutzungen
Das Hamburger Büro Reichardt Architekten
wurde mit der Gestaltung der Repräsentanz einer international tätigen Unternehmensgruppe
beauftragt. In Berlin-Mitte sollte nicht nur ein
modernes Büro geschaffen werden, sondern auch
ein Ort für offizielle Empfänge hochrangiger
und internationaler Gäste. Da die zu planenden
Räumlichkeiten in einer fast bezugsfertigen Mieteinheit in einem sanierten Altbau lagen, waren
zahlreiche Herausforderungen beim Umbau zu
meistern.
Das vorhandene helle Fischgräteichenparkett
wurde durch dunkle Wenge Möbel und elegante
dunkelbraune Ledergarnituren akzentuiert. Das
Konzept der Gradlinigkeit findet sich in vielen
Details wieder: Die rechtwinklige Arbeitsplatzbeleuchtung, die geometrischen Standleuchten
und der rechteckige Küchentresen greifen die
Form der Beistelltische und die Oberfläche der
Arbeitsplätze auf. Die dunklen und edlen Hölzer
im Zusammenspiel mit der formalen Strenge der
Elemente schaffen eine moderne Gediegenheit
und stärken den repräsentativen Charakter des
Büros.
46
Ein umfangreiches Beleuchtungskonzept ermöglicht verschiedene Lichtstimmungen, angepaßt an Tageszeiten und Nutzungen. Empfangsbereich, Flur und Konferenzraum wurden
mit einer dimmbaren Lichtvoute versehen, die
angenehmes, indirektes Licht verbreitet. Zusätzlich wurden rahmenlose, eingeputzte Downlights angeordnet sowie dekorative Leuchten und
direkte Beleuchtung über den Arbeitsplätzen
und eine geometrische, große Leuchte über dem
Konferenztisch montiert.
www.mr-architekten.de
Inneneinrichtung
Float von Sancal
Zeitgenössisches Sofa trifft auf Tradition
Gemeinsam mit dem Designer Karim Rashid,
hat das spanische Unternehmen Sancal ein Sofa
geschaffen, das zeigt, wie das Zusammenleben
im öffentlichen Raum funktionieren kann und
das selbige repräsentiert. Die Couch Float ist für
mehrere Zwecke ausgelegt. Der schlanke, schwebende Sitz mit integrierter Rückenwand bietet
komplette Privatsphäre in offenen Räumen. Hier
kann man zur Ruhe kommen, Mantel und Schal
aufhängen oder einfach in der durch die hohe
Wand abgeschirmten Ecke seine Wartezeit verbringen. Eines der Merkmale des Designs von
Karim Rashid sind die vielen bunten Kombinationen, die auf den ersten Blick unerwartet erscheinen. Float bietet die perfekte Mischung von
Intimität und Freiheit. Es wurden hochwertige
Materialien verwendet, die Stoffe der Kopfstützen
und Kissen wirken als bunte Farbtupfer und
kleine auffällige Details.
Der Name Float stammt von den „schwimmenden“ Komponenten des Sofas, wie den Armlehnen, der Sitzfläche, der Rückwand und den Kopfstützen. Diese Elemente können jeweils in einem
anderen Stoff ausgewählt werden. Float ist in drei
Größen erhältlich: zwei Sofas mit einem niedrigen Rücken und ein Sofa mit hoher Rückenlehne. Letzteres bietet verschiedene Kombinationen: Neben geraden Armlehnen gibt es zudem
die Möglichkeit geneigte Lehnen anzubringen,
so kann man gemütlich auf dem Sofa liegen und
sich anlehnen. Des Weiteren gibt es die Option
zwei Kleiderhaken auf dem hohen Rücken anzubringen, wie an einer Wand. Neben den einfarbigen Sofa-Kombinationen gibt es für die
Kissen und Kopfstützen auch eine Reihe von
Mustern; bei der Kollektion Kairo ließ sich der
Designer von seiner Heimat Ägypten inspirieren. Die starke zeitgenössische Annäherung
vereint Karim Rashid mit Tradition und persönlichen Erinnerungen durch das Hinzufügen
von hellen Farben, Bildern und organischer
Geometrie.
www.sancal.com
47
Reuber Henning
Modern, aber nicht modisch, Trends setzend
statt folgend, zeitlos und doch den Puls der Zeit
treffend: Die Designs von Reuber Henning sollen in erster Linie Spaß machen und inspirieren.
Gegründet 2007 von Franziska Henning und
Thorsten Reuber, bietet das Label handgemachtes
Design mit künstlerischem Ansatz und humorvollem Understatement. Ihre Teppiche tragen Namen wie Carrot Cake, Neverland, Squaredance
oder Lost in Translation und spiegeln so nicht
nur den Humor des Design-Duos, sondern auch
ihre Inspirationsquellen wider. Von eigenen Entwürfen bis zu kompletten Wohnkonzepten – bei
Reuber Henning erhalten Kunden nicht nur einen
Teppich, sondern gleich ein kleines Universum.
Mit Herz und Verstand und großer Leidenschaft
setzt das Team Großprojekte genauso wie Einzelanfertigungen um.
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© Maria Grossmann / Monika Schürle
Innenausstattung
© Nyhues / Reuber Henning
© Nyhues / Reuber Henning
Innenausstattung
Hopeland, Design: Reuber Henning
Raum im Raum
Fotos: Nyhues / Reuber Henning, Maria Grossmann / Monika Schürle
Handgeknüpfte Teppiche aus der Nyhues-Kollektion schaffen Werte, die bleiben
Die Spezialisten für Designerteppiche bieten in
ihren Geschäften in Münster, Berlin und Düsseldorf Kollektionen der weltweit bekanntesten
Teppich-Designer wie Jan Kath, Reuber Henning,
Stephanie Odegard und James Tufenkian. Verarbeitet werden ausschließlich wertvolle Materialien wie chinesische Seide und tibetische Hochlandwolle. Diese ist besonders widerstandsfähig
und zählt qualitativ zu den besten weltweit. „So
schaffen wir Werte, die bleiben und sogar vererbt
werden können“, so Nyhues.
Alle Teppiche sind handgeknüpft und werden
in einer Manufaktur im Kathmandu-Tal ohne
jeden maschinellen Einsatz hergestellt. Beson-
© Nyhues / Reuber Henning
Teppiche schaffen Bezugspunkte und klare Strukturen. Sie bringen Ruhe und ein angenehmes
Raumgefühl. Durch die feinen textilen Strukturen werten Sie die Einrichtung auf – sie sind
„Raum im Raum“. „In einer Welt, in der man sich
an anonyme Massenware längst gewöhnt hat, ist
der handgeknüpfte Teppich ein echter Genuss“,
sagt André Nyhues, Inhaber von Nyhues Internationale Teppichkollektion.
deren Wert legt Nyhues auf die Beratung seiner
Kunden, denn: Jeder Teppich der handverlesenen
Kollektionen wirkt in den eigenen Räumlichkeiten anders als im Geschäft – bedingt durch die
von Hand kandierte Hochlandwolle, die sich je
nach Lichteinfall in den Räumen anders darstellt,
und die Haptik der feinen, von Hand geknüpften
Teppiche.
„Deshalb besuchen wir unsere Kunden, um uns
einen Eindruck vor Ort zu verschaffen“, erläutert
Nyhues. Beim zweiten Termin wird dem Kunden
eine Auswahl von Teppichen vorgelegt, um dann
das passende Stück in Gestaltung, Farbgebung
und Größe auszusuchen.
Dieser Service ist unverbindlich und wird von
Kunden aus ganz Deutschland und dem Ausland
gerne in Anspruch genommen. Seit dem Start in
Münster im Jahr 2005 ist bei dem Unternehmen
Nyhues viel passiert - es zählt mittlerweile zu den
führenden Händlern im Bereich handgeknüpfter
Designer-Teppiche in Deutschland.
www.nyhues.de
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Inneneinrichtung
Neuauflage des Bardi’s Bowl Chair
Limitierte Edition des Kultobjekts aus den 50er Jahren
Fotos: Arper
62 Jahre ist es nun her, dass die italienisch-brasilianische Architektin Lina Bo Bardi den Bardi‘s
Bowl Chair entworfen hat. Klar und universal in
Form und Struktur, belegt die halbrunde SesselSchale, die auf einer metallischen Ringstruktur
ruht, einmal mehr Lina Bo Bardis Vorliebe für
einfache, funktionelle, organische Formen. Darüber hinaus ist der Stuhl so anpassungsfähig,
dass er harmonisch in jede Umgebung passt.
Außerdem lässt sich der Stuhl nach Belieben
in verschiedene Stellungen drehen, so dass er
mehrere Funktionen erfüllen kann.
Die bei diesem Projekt neue Vorgehensweise, die
menschliche Interaktion mit dem Objekt in den
Mittelpunkt zu stellen, war für die 50er Jahre
revolutionär. Bardi‘s Bowl erfindet neu, wie wir
sitzen: natürlich und entspannt. Dies kündete
von einem Kulturwandel, der einen neuen Lebensstil begründete, der lockerer und offener
war als der bisherige. Das Dasein und das Sein
haben Vorrang vor der Erscheinung.
Da das Möbelstück von Lina Bo Bardi gut in die
Arper Kollektion passt, hat sich der italienische
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Möbelhersteller nun damit befasst, Bardi‘s Bowl
Chair erstmals industriell zu produzieren und
in einer limitierten Auflage von 500 Stück herzustellen. Dabei blieb man innerhalb des Designprozesses dem ursprünglichen Entwurf treu,
wobei man zugleich die eigene Kernkompetenz
einbringen konnte. Jeder Schritt dieses Prozesses
wurde gemeinsam mit dem Instituto Lina Bo e
P.M. Bardi in São Paulo vollzogen, um im Einklang mit den ursprünglichen Ideen von Lina
Bo Bardi zu stehen.
„Das Streben nach dem Wesentlichen, die Innovationsfähigkeit und der Drang, Menschen in
den Mittelpunkt jedes Projekts zu stellen: Das ist
das, was uns spontan zu Lina hingezogen hat, als
wir ihr Werk erstmals entdeckten. Auch darum
arbeiten wir mit dem Instituto Lina Bo e P.M.
Bardi in São Paulo zusammen“, erklärt Claudio
Feltrin, Geschäftsführer von Arper.
www.arper.com
Inneneinrichtung
Ein System, viele Optionen
Fotos: Formkind
Modulare Bauweise lässt zahlreiche Kombinationen entstehen
Ein wenig Zeltatmosphäre, Space-Look und
Farbenpracht – formkind bricht mit räumlichen
Konventionen im Büro, auf Messen und Events.
Das in Deutschland entwickelte und patentierte
System, bei dem ein filigranes Stahl-Skelett und
Cover aus thermisch verformtem Filz polygonale
Strukturen bilden, teilt Räume sowohl optisch
als akustisch. Dabei sind Form und Oberfläche
individualisierbar und können jederzeit neu
konfiguriert werden.
Ein formkind Modul setzt sich aus hochwertigen
Bauelementen zusammen. Da wären zum einen
die verchromten, hochglanzpolierten Komponenten aus Stahl, die zu einem Skelett verwachsen.
Zum anderen gehören die im Feinguss-Verfahren
hergestellten Konnektoren mit zylinderförmigen
Konstruktionsstreben zum System. Und schließlich kommen noch akustisch effiziente Cover aus
recycelbarem, dreidimensional verpresstem Textil hinzu, die magnetisch auf beiden Seiten der
Skelett-Struktur haften.
Module können Winkel fixiert und die erzeugten
Strukturen statisch gesichert werden. Da sich die
Winkel jederzeit anpassen lassen, lässt sich die
Ausrichtung ganzer Modulketten verändern und
beliebig große Strukturen erreichen. Dabei erzeugen die Verbindungspunkte einzigartige Muster
und ermöglichen jede Menge Spielraum zur Beeinflussung der Winkel zwischen den Modulen.
Die Skelett-Komponenten bilden immer ein
gleichseitiges Dreieck. Mit dem Verschrauben der
Durch einfaches Verformen der verschraubten
Struktur können zudem selbsttragende Raum-
konstruktionen erzeugt werden, wobei die formkind Module mit wenigen Handgriffen zu einer
stabilen und ästhetisch anspruchsvollen Konstruktionseinheit zusammen wachsen. Auf diese
Weise kann eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt
architektonischer Kombinationen entstehen. Ein
weiterer Vorteil: Dank Geometrie, Materialität
und Position der Cover im Raum wird die Akustik
durch Schallabsorption und -reflektion in hohem
Grade optimiert.
www.formkind.de
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Innenausstattung
Futuristische Impulse
Aus der Serie Designer gestalten Wände – Lars Contzen Bunt, spektakulär und voller Lebensfreude – die
aktuellen Tapetentrends sorgen in jedem Zimmer
für einen frischen Look. Dabei sind in diesem
Jahr vor allem florale und grafische Muster angesagt. Das zeigt sich auch in den Mustertapeten
von Lars Contzen, der gemeinsam mit A.S Création bereits fünf Kollektionen verwirklicht hat.
Von riesigen Kreisformen, feinsten Linien und
Karos über barocke Muster bis hin zu Dekoren
aus der modernen Märchenwelt – seine zweite
Kollektion umfasst sechs lifestyleorientierte
Dekore, wobei die Farbpalette die ganze Bandbreite an poppigen Colorits zeigt und so positive
Energie ausstrahlt.
Pure Lebensfreude versprüht auch seine dritte Kollektion, die Wände in Bewegung bringt.
So vielfältig wie das moderne Leben sind die
künstlerisch komponierten Dessins, bei denen
grafische Muster auf florale Ornamente treffen.
Neben den anspruchsvollen Formensprachen
unterstreicht auch die Farbästhetik die spannungsvollen Stil-Statements.
www.tapeten.de
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Fotos: AS Création
© www.brunner.de / Ofendesign Königsart
© Focus
Kaminbau
DEKORATIVES EINRICHTUNGS-HIGHLIGHT
Kaminöfen orientieren sich an den aktuellen Wohntrends
Draußen stürmt und regnet es, drinnen prasselt
das Feuer und spendet - sicher geschützt hinter
großen Fenstern - wohlige Wärme. Im Zusammenspiel mit dem beruhigenden Flackern der
Flammen erhöhen Kaminöfen die Wohn- und
Lebensqualität. Neben der unvergleichlichen
Atmosphäre können die modernen Feuerstellen
auch die Heizkosten reduzieren, helfen also, sauber, effektiv und sicher zu heizen. Und dank des
Designbewusstseins der Hersteller lassen sich
Kamine ohne Stilbruch in das eigene Zuhause
integrieren. Lagen in den vergangenen Jahren
kantige Objekte im Trend, setzen sich 2013 auch
immer mehr runde Formen durch, die einen
Blick auf die Flammen aus möglichst vielen
Winkeln erlauben. Längst steht nicht mehr nur
der reine Nutzen im Vordergrund – Kaminöfen
© Commoto
Feuer fasziniert. In Zeiten steigender Gas-, Ölund Strompreise besinnen sich immer mehr
Menschen auf die ursprünglichste Form des
Heizens: Kamin- und Kachelöfen finden verstärkt ihren Weg in die Wohnräume. Die Hersteller orientieren sich dabei an den aktuellen
Wohn- und Einrichtungstrends.
wirken stattdessen wie dekorative Skulpturen im
Raum. Sie kommen in reduziertem Design daher, sind modern und verschmelzen harmonisch
mit der Umgebung. Manche Modelle ähneln in
ihrer Ausführung auch Fernsehgeräten; sie sind
dreh- und schwenkbar. Ein weiterer Vorteil: Der
Kamin kommt in verschiedensten Größen daher
und lässt sich bei einem Umzug sogar mitneh-
men. So muss auch in weniger großen Räumen
nicht mehr auf einen Kaminofen verzichtet werden. Die kleinen Modelle beanspruchen wenig
Platz und bieten zum Teil direkt die Möglichkeit, unterhalb des Brennraums Holz zu lagern.
Außerdem gibt es Modelle, die direkt an die
Wand gehängt werden können. Diese sind nicht
mehr als 50 cm tief und so sehr platzsparend.
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© Stuv
© Stack Stoves
Kaminbau
Architektur
Wer sich für Heizen mit Holz entscheidet, dem
wird 2013 mit vielen Modellen eine hohe Energieausbeute geboten. Herstellerangaben zu
Folge erreichen manche Kamine inzwischen
einen Wirkungsgrad von 89 % – verglichen mit
dem eines durchschnittlichen Heizkörpers. Die
gefühlte Wärme, die ein holzbefeuerter Kamin
ausstrahlt, steigt durch eine Neuerung bei der
Form des Brennraums: Dieser ist nicht länger
nur würfel- oder quaderförmig, die Rückwand
bildet stattdessen eine Schräge und lässt so die
Wärme besonders gut nach vorn abstrahlen.
Thema Feinstaub: Insbesondere die Markenhersteller bemühen sich um eine Reduktion der
Werte. So gestalten sie die Luftführung im Inneren dahingehend, dass eine möglichst gute
Nachverbrennung der Heizgase ermöglicht wird.
Zusätzlich setzen die Firmen auf unterschiedliche Filtersysteme, die einen Großteil der Teilchen direkt auffangen.
Je nach Kundenwunsch bieten Hersteller die
klassischen Modelle, die mit Holz oder Briketts
betrieben werden, Pelletöfen, gasbetriebene Kamine und verstärkt auch solche, die auf Bioethanol zurückgreifen, an.
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© Rika
Was ihrer Wirkung – sowohl optisch als auch
als Wärmequelle – jedoch keinen Abbruch tut.
Kachelöfen haben 2013 ihr rustikales Aussehen
abgelegt und treten modern auf. Die Kacheln
sind großformatig und folgen dem Pfad der
Sachlichkeit. Der Trend geht zu puristischen
Modellen, die meist sehr groß sind. Im Kommen
sind im Gegenzug aber auch Modelle mit teils
aufwändig von Hand bemalten Ofenkacheln,
die besser in ein gemütliches Wohnzimmer im
Landhausstil passen, als ein Ofen mit reduziertem Design. Gefragt sind außerdem verputzte
Varianten, die sich farblich immer neu gestalten
lassen.
Auch sogenannte Pelletöfen finden immer öfter
ihren Weg in die Wohnbereiche: Als dezent
designter Kaminersatz mit klarer Linienführung. Sie stellen nicht nur eine Alternative zum
Kamin dar, sondern können als Primäröfen auch
die Zentralheizung ersetzen. Pellets haben im
Vergleich zu Holzscheiten einen höheren Wirkungsgrad. Sowohl Pellet- als auch Kaminöfen
gibt es inzwischen als wasserführende Modelle beziehungsweise als Modelle mit Wasseranschluss: Sie heizen nicht nur die angrenzenden
Räumlichkeiten, sondern sind außerdem mit
Buchtipp
© Focus
Kaminbau
der Zentralheizung verbunden. Dazu wird die Ofenwärme über ein Rohrsystem in einen Heizwasserpufferspeicher geleitet, der meist im Heizraum
steht.
Wer sich für die gasbetriebene Variante entscheidet, bekommt sein Lagerfeuer im Wohnbereich quasi auf Knopfdruck. Die aufwändige Versorgung mit Feuerholz fällt weg, ebenso die Reinigung des Kamins. Es entstehen weder Rauch noch Ruß. Ähnliches gilt auch für die Variante mit
Bioethanol. Die inzwischen sehr dekorativen Feuerstellen gibt es zur
Wandmontage, als Boden- und Tischgeräte. Hier geht der Trend zum
tragbaren Modell, das je nach Wunsch im Wohnzimmer, im Bad oder auf
dem Balkon und der Terrasse zum Einsatz kommen kann. Selbstverständlich gibt es auch im Bereich der mit Bioethanol betriebenen Kamine Geräte, die sich problemlos in die vorhandene Architektur einfügen.
Egal, welche Entscheidung letztendlich getroffen wird – im Trend liegen
Kamine mit großen Scheiben, die einen möglichst Rundum-Blick auf die
lodernden Flammen erlauben und so eine behagliche Wohnatmosphäre
schaffen. Je mehr vom Feuer zu sehen ist, desto höher ist der Gemütlichkeitseffekt. Ein besonderes Highlight sind Kamineinsätze, die um die Ecke
gedacht wurden: Wahlweise nach links oder rechts erweitert, spielen sie
mit Winkeln und Perspektiven. Und dass Kamine nicht nur Wärmen,
sondern auch als architektonische Gestaltungselemente vollkommen akzeptiert sind, beweist der Ofen als Raumteiler: Beispielsweise als optische
Trennung zwischen Wohn- und Esszimmer. Perfekt ergänzt mit dekorativem Holzlager.
Wiederbegegnung
mit Schinkel
Ein Führer zu seinen Werken
Rainer Haubrich, der langjährige Architekturredakteur der Zeitung Die
Welt, hat ein Buch zu den Bauten Karl Friedrich Schinkels in Berlin und
Potsdam verfasst. Es versteht sich als Kombination aus Lesebuch und Führer
zu den einzelnen Bauwerken.
Schinkel, ein Meister der alten Stile, die er kongenial für den Klassizismus adaptierte, gilt zugleich als Wegbereiter der Moderne und ist nicht
zuletzt durch diese Mittlerrolle eine Ausnahmeerscheinung der Architekturgeschichte. Sein Erbe ist so vielfältig und universell, dass sich bis heute
Architekten ganz unterschiedlicher Ausrichtung auf ihn berufen – doch
auch für den Laien gehören seine Bauten zum kulturellen Vermächtnis
Preußens. In seiner umfassenden, lebendig geschriebenen Einleitung bringt
uns der Autor auch den Menschen Schinkel nahe und skizziert seine ideelle Wirkungsgeschichte. Zwei Dutzend der erhaltenen Schinkel-Bauten
werden vorgestellt, wobei auch die Interieurs und Möbel berücksichtigt
sind, vielfach in Originalzeichnungen Schinkels. Rainer Haubrich ist
ein angenehm kompakter, reich bebilderter Überblick zu den Hauptwirkungsstätten des 1781 in Neuruppin geborenen Architekten, Malers und
Bühnenbildners gelungen.
Rainer Haubrich: Karl Friedrich Schinkel
Seine Bauten in Berlin und Potsdam
144 Seiten, 100 Abbildungen., Broschüre, 14,95 Euro
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Garten und Landschaft
Kunst unter freiem Himmel
Fotos: Max Leonhard
Langlebige Gemälde mit Silikonbeschichtung Ein schönes Ölgemälde über dem Kamin, Aquarelle im Schlafzimmer und Bleistiftfeine Skizzen im Arbeitszimmer – wie selbstverständlich
schmücken wir unsere vier Wände mit Kunst
und ansprechenden Bildern. Gut, dass sich diese Art der Gestaltung nicht mehr nur auf den
Innenbereich beschränkt.
Denn seit 1991 besteht die Möglichkeit, auch
Außenwände und Räume im Outdoorbereich mit
farbenfrohen Werken zu schmücken, die langlebig sind und nicht verblassen. Möglich gemacht
hat das der freischaffende Südtiroler Künstler
Max Leonard, der seine Bilder auf Dralon Segel
malt und sie mit einer speziellen, gemeinsam
mit Chemikern entwickelten Silikonrezeptur vor
sämtlichen Witterungseinflüssen schützt. „Silikon ist ein äußerst strapazierfähiges Material. Es
ist wasserabweisend, UV-stabil und hält sogar
Sturm und Hagel stand. Außerdem ist es dauerelastisch“, erklärt der Künstler. Eine wichtige
Eigenschaften, um auf lange Sicht auch dem Spiel
der Jahreszeiten standzuhalten. Denn während
sich das Gemälde im Winter auf der Leinwand
genauso wie der Rahmen zusammen zieht, dehnt
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es sich zum Sommer hin wieder aus. All dies
deutet schon darauf hin, dass der Prozess, ein
Outdoor-Gemälde zu schaffen, weit aufwendiger
ist, als Bilder für den Innenbereich zu kreieren.
Und tatsächlich ist die Herstellung eines einzelnen Außenbildes ein langer Weg, wobei zunächst
ein silikonbeschichtetes Dralongewebe auf einen
geschweißten Aluminiumrahmen gespannt und
fest verschraubt wird. Anschließend wird die so
entstandene Leinwand mit einer dicken Grundierung aus einem speziellen Silikon-Bronzestaubgemisch grundiert, ehe mehrere Farbschichten von
Silikon und Pigment mit dem Pinsel aufgetragen
werden können.
www.aussenbilder.de
Garten und Landschaft
Grillen mit Ästhetik Fotos: Feuerring
Der Feuerring verbindet Design und Gaumenfreude
Sobald die Tage wieder länger und die Abende lauer werden, gehen viele ihrer Sommer-Lieblingsbeschäftigung nach: Dem Grillen. Dabei gibt es neben den klassischen Möglichkeiten wie Gas- und
Kohlegrill auch eine etwas stilvollere Variante, die
genussvolle Gaumenfreude mit ansprechendem
Design verbindet. Die Rede ist vom Feuerring.
Vom Stahlplastiker Andreas Reichlin entworfen,
handelt es sich hierbei um eine Ringform, die aus
massiven Stahlplatten gefertigt wird.
Das lodernde Feuer in der Mitte lässt ein archaisches Grillerlebnis entstehen und sorgt für eine
behagliche Atmosphäre. Gegrillt wird auf dem
Stahlring, der unterschiedliche Temperaturen
ermöglicht. So lässt sich das Grillgut innen bei
300 Grad scharf anbraten, während der äußere
Rand eher indirekte Hitze von 180 bis 200 Grad
zum schonenden Garen bietet. „Das Schöne am
Feuerring ist, dass man nie auf die ultimative
Glut warten muss. Man hat immer ein offenes
Feuer, das zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit
des Grillens bietet“, erzählt Bildhauer Andreas
Reichlin. Ein weiterer Vorteil zeigt sich nach dem
Grillen: So ist die Reinigung im Handumdrehen
erledigt. Einfach mit dem Spachtel oder einer
Bürste die Stahlplatte säubern und schon ist der
Feuerring startklar für den nächsten Grillabend
mit Freunden.
Die Inspiration für den Feuerring und all seine anderen Werke, die er in seinem Atelier am Schweizer Zugersee entwirft, holt sich Andreas Reichlin
in der Natur. Und so findet sich in jeder seiner
Skulpturen etwas Figürliches wieder. Gespannte
Flächen, schwungvolle Kanten und perfekte Verarbeitung sind seine Grundelemente, mit denen er
die Reduktion auf das Wesen(tliche) anstrebt und
erreicht. Mit dem Feuerring hat Andreas Reichlin
auch dem Feuer seine ursprüngliche Form gelassen und es in eine ästhetisch-sinnliche Form
gebracht. Mittlerweile gibt es den Feuerring in
verschiedenen Größen und Ausführungen. Bei
allen gleich ist jedoch die massive Stahlplatte,
die mit der Schale verbunden ist und das ganze
Jahr über für ein knisterndes, offenes Feuer im
Garten genutzt werden kann, das Behaglichkeit
pur verbreitet.
www.feuerring.ch
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Lebensart
Symbol der Riesling-Kultur
Fotos: Weingut Robert Weil
Das Weingut Robert Weil im Rheingau
Ein weltweites Symbol deutscher Riesling-Kultur:
Seit vier Generationen werden auf dem Weingut Robert Weil im Rheingau Reben angebaut.
Dr. Robert Weil, der Gründer, kaufte 1867 die
ersten Weinberge im Kiedricher Berg und legte
damit den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens. Von Beginn an hielt Weil an der
Philosophie fest, absoluten Qualitätsweinbau zu
betreiben. Das zahlte sich aus: Schnell wurden
die Weine international vertrieben. In exklusivem Ambiente mit Blick auf den Gräfenberg in
Kiedrich präsentiert das Rheingauer Weingut
nun zusammen mit seinem Partner Gaggenau
die Verbindung aus Kulinarik und perfekter
Weinbegleitung.
Die Riesling-Auslesen fanden ihren Weg an
viele Kaiser- und Königshäuser Europas - als
weiße Pendants zu den großen Weinen des
Bordeaux. Der internationale Erfolg kam mit
einem Gräfenberg-Riesling aus dem Jahrgang
1893. Schon bald fanden sich die Auslesen aus
dem Kiedricher Berg auf den Weinkarten vieler
Grandhotels der großen Metropolen, so auch im
Berliner Hotel Adlon. Selbst bei der Jungfern58
fahrt des Graf Zeppelin nach New York durfte
ein Wein aus dem Hause Dr. Weil nicht fehlen.
Heute leitet Wilhelm Weil das Weingut - er
ist der Urenkel des Gründers. Auf den 90 ha
Rebfläche wächst ausschließlich Riesling. Der
konsequente Anbau der Rebsorte sowie eine
streng qualitätsorientierte Arbeit in Weinberg
und Keller zielen auch heute auf die Erzeugung
wertvollster Weine: Qualität, die aus der geglückten Verbindung von Tradition und Moderne entsteht. Geprägt von der Mineralität der
Schieferböden, zeigt sich der Weil-Riesling als
Lebensart
Perfekter WeingenuSS
Vario Weinklimaschränke der Serie 400 von
Gaggenau
eleganter, fruchtbetonter Wein, den aber ebenso
Komplexität und Dichte auszeichnen. Als trockener, fruchtsüßer Riesling ist er der perfekte Essensbegleiter, gleichzeitig ein wunderbarer Solist.
Im Einklang von feiner, selbstbewusster Säure,
naturbelassener Restsüße und Extrakt zeigt er
das Geschmacksprofil, das die Weil-Rieslinge
auszeichnet. Diese Stilistik und deren Anerkennung haben dazu geführt, dass Beobachter der
nationalen wie internationalen Weinwelt heute
im Weingut Robert Weil mit seinem ChâteauCharakter ein weltweites Symbol deutscher
Riesling-Kultur sehen.
www.weingut-robert-weil.com
Was im Weinberg entsteht, wird im Weinkeller herausgearbeitet und mit perfekter
Lagerung und Temperierung erhalten. Zur
Vollendung kommt der Genuss bei den exklusiven Weinpräsentationen, wenn Wein und
Kulinarik gemeinsam zelebriert werden, denn
was wäre kulinarischer Genuss ohne den perfekt gelagerten Wein? Gaggenau bietet nicht
nur Geräte für die Zubereitung der Speisen,
sondern auch Weinklimaschränke, die den
Anspruch des Winzers fortführen und die
perfekte Lagerung und Temperierung der
Weine auch nach dem Verlassen des Weingutes ermöglichen.
Als Innovationsführer für Technologie und
Design bietet Gaggenau unterschiedliche
Weinklimaschränke für individuelle Ansprüche und Einbausituationen.
Professionelle Lagerung
Die im Weingut Robert Weil eingebauten Vario Weinklimaschränke RW 464 der Serie 400
bieten zwei getrennte Klimazonen mit gradgenauer Regelung für Temperaturen von 5 °C
bis 20 °C. Die Temperatur kann zuverlässig
konstant gehalten und die Luftfeuchtigkeit
individuell gesteuert werden. Dank der gedämpften Kompressoraufhängung lagern bis
zu 99 Weinflaschen nahezu vibrationsfrei.
Die voll ausziehbaren Ablagen aus Aluminium und abgerundetem Buchenholz schonen
empfindliche Weinetiketten.
Der passende Wein immer in Griffweite
Der kompakte Gaggenau Weinklimaschrank
RW 404 kann in der Küche, im Wohnbereich
oder z.Bsp. auch im Degustationsraum untergebaut werden. Bis zu 41 Flaschen (0,75 l)
finden auf den ausziehbaren Tablaren aus
Aluminium und Buchenholz Platz.
Weinklimaschrank für den Unterbau
www.gaggenau.com
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© resort-mark-brandenburg
Ausflugstipp
Relaxen in Fontanes Heimat Neuruppin verbindet Wellness mit einem malerischen Stadtbild und viel Natur 60
© Petra Stüning
Noch immer ist Neuruppin als Ausflugsziel für
Berliner fast ein Geheimtipp – was schwer zu
verstehen ist, denn in der 30.000-EinwohnerStadt liegen urbane Sehenswürdigkeiten und
eine malerische Wald- und Seenlandschaft nur
ein paar Schritte auseinander. Die Geburtsstadt
von Theodor Fontane und Karl Friedrich Schinkel
ist über die Autobahn nach Hamburg vom Berliner Zentrum in kaum einer Stunde erreichbar.
Dem Architekturinteressierten zeigt sich die
einstige Garnisonsstadt als Musterbeispiel des
frühklassizistischen Städtebaus: Als im Jahre 1787
fast die gesamte Stadt einem Brand zum Opfer fiel,
beschloss man, sie mit durchweg traufständigen,
steinernen Häusern in geordneter Stadtplanung
© Petra Stüning
Die Morgensonne lacht über Neuruppin und wohin man schaut, dampft es: Der herbstliche Ruppiner See draußen vor dem Fenster, der blanke
silberne Samowar im Frühstückssaal des Resorts
Mark Brandenburg und auch vom Außenbecken
der Therme nebenan mit seinem 35 Grad warmen Solewasser steigen Dampfschwaden auf und
kräuseln sich sanft in die kühle Morgenluft über
der Prignitz-Stadt.
wieder aufzubauen – und so ist Neuruppin bis
heute erhalten. Das rechtwinklige Gleichmaß
des von zweigeschossigen Häusern gesäumten
Straßenrasters ist ein ästhetisches Vergnügen und
wird von zwei großen, quadratischen Plätzen belebt. Ihren größten Reiz offenbart die Stadt jedoch
am Seeufer, das die Verwaltung nach der Wende
beherzt aus seinem Dornröschenschlaf befreite.
An der Stelle alter Industrieanlagen entstand das
Resort Mark Brandenburg mit einem 4-SterneHotel und der Fontane Therme, deren Ther-
© Andreas Muhs
© resort-mark-brandenburg
Ausflugstipp
Wer nur für einen Tag kommen möchte, kann
die Therme und das Spa mit einem Tagesticket
nutzen, für die Gäste des Resorts ist der Besuch
der Therme im Übernachtungspreis inbegriffen.
Ein gläserner Gang führt von der 1. Etage des
© Andreas Muhs
Besondere Attraktion dieser bis ins kleinste Detail
durchdachten Wellnesslandschaft mit insgesamt
acht Saunen und Dampfbädern: Die mit 70 m²
größte der Saunen platzierten die Architekten
auf einer künstlichen Insel im See. Der hölzerne
Kubus, in dem zum Aufguss mühelos 40 Saunafreunde Platz finden, ist über eine hölzerne Brücke vom Haupthaus zu erreichen. Das Tauchbad
nach dem Saunagang nimmt man direkt im See.
Schon Ende September eine sehr stimulierende
Erfrischung, die die Haut noch Minuten später
prickeln lässt.
© Andreas Muhs
malwasser im Mai 2011 der Heilwasserstatus
zuerkannt wurde. Die vom Berlin Büro GAP
Architekten entworfene, 2007 fertig gestellte
Therme ist heute der wichtigste Besuchermagnet Neuruppins und weit und breit sicher eine
der gelungensten Thermenbauten – schnörkellos und dabei souverän in der Inszenierung der
Räume und ihrer Beziehung zur Landschaft des
Ruppiner Sees. Mehrere Außenbecken, gespeist
mit Solewasser aus 1.700 m Tiefe, laden ein, ins
Freie zu schwimmen.
Hotels auf direktem Weg in die Badelandschaft.
Die 121 Doppelzimmer und 9 Suiten des Hotels
gehen überwiegend auf den See und verfügen alle
über geräumige Balkone bzw. Terrassen. Sie sind
so wohnlich eingerichtet, dass man sich keinen
Moment wie in einem Hotel fühlt, sondern eher in
einem neuen Zuhause, angekommen in der lange verdienten Atempause vom Alltag. Das Hotel
bietet verschiedene Arrangements an und kann
auch für Tagungen gebucht werden.
www.resort-mark-brandenburg.de
www.german-architects.com/de/gap-arch
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Design
Architektur für Hunde
Diese Entwürfe machen Mensch und Tier glücklich
„Architecture for dogs“ macht vor allem eins:
Spaß! Den Menschen beim Betrachten der Bilder,
beim Nachbauen der Entwürfe von Architekten
und Designer und den Hunden beim Benutzen.
Die Idee geht zurück auf Kenya Hara, den wohl
einflussreichsten zeitgenössischen Designer Japans und kreativen Kopf von MUJI.
Er versammelte 13 weltbekannte Designer und
Architekten, um eine bauliche Struktur zu schaffen, die die Interaktion zwischen Mensch und
Hund nachhaltig verändert. Jedem Entwerfer
wurde eine bestimmte Hunderasse zugeordnet.
Interessante Paarungen entstanden dabei, von
denen wir acht vorstellen. Das niederländische
Architekturbüro MVRDV baute ein archetypisches Haus für den Beagle, Rückzugsort und
Spielzeug zugleich. Für den Chihuahua entwarfen die amerikanischen Architekten Reiser +
Umemoto eine Wolke, die den kapriziösen Hund
beschützt sowie Mensch und Tier den großen
Auftritt ermöglicht. Der deutsche Designer Konstantin Grcic sah das Divenhafte und die Intelligenz des Pudels und gab ihm die entsprechende
Bühne. Das japanische Architekturbüro Atelier
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Fotos: Hiroshi Yoda
Design
Bow-Wow hatte ein Einsehen mit dem langen,
aber kurzbeinigen Dackel und kreierte für ihn
komfortable Rampen mit Liegeflächen. In Anlehnung an den Bichon Frisé schuf das japanische
Architekturbüro SANAA ein Objekt, welches
genauso verspielt, weich und flauschig wie der
Hund selbst ist. Der japanische Architekt Sou
Fujimoto entwarf unter dem Motto „Kein Leben
ohne Hund“ ein Haus für den Boston Terrier, das
zugleich ein Möbelstück für die Menschen ist.
Das japanische Architekturbüro Torafu ersann
für den lebhaften Jack Russell Terrier eine Hängematte mit einem alten Shirt seines Menschen
zum perfekten Ausruhen. Das Leben des Shibas
möchte der japanische Architekt Toyo Ito mit
seinem „Wohnwagen“ erleichtern und bietet ihm
Schutz vor rauem Asphalt und stechender Sonne.
Die Prototypen wurden auf der Design Miami
im Dezember 2012 ausgestellt und sind jetzt auf
Welttournee. Auf der Website kann jeder die
Pläne für alle Entwürfe kostenfrei herunterladen, dann nachbauen und sich und einen Hund
glücklich machen. Die eigenen Konstruktionen
mit Hund zu fotografieren und online zu stellen,
sorgt dann noch für weltweite Verbreitung und
Freude.
www.architecturefordogs.com
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Kunst und Kultur
Egon Schiele - Eduard Kosmack, 1910 Belvedere, Wien, © erloschen
Christian Schad - Portrait des Schriftstellers Ludwig Bäumer, 1927, Berlinische Galerie, © Christian Schad Stiftung
Aschaffenburg/ VG Bild-Kunst, Bonn 2013
WIEN BERLIN
Bild-/Textquelle: Berlinische Galerie
Kunst zweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz.
Mit der jüngeren Generation der Expressionisten, wie beispielsweise Ernst Ludwig Kirchner,
verdrängt das aufstrebende Berlin im Verlauf der
1910er Jahre die Metropole Wien zusehends aus
ihrer Rolle als führende Kunststadt. Junge österreichische Künstler wie Oskar Kokoschka und
Egon Schiele treten aus dem Schatten Klimts und
werden mit ihrer avantgardistischen Kunst in
Berlin einem aufgeschlossenerem, aber auch kritischen Publikum bekannt gemacht. Kunsthändler und Publizisten wie Paul Cassirer, Herwarth
Walden oder Karl Kraus sind in der Kunstwelt
beider Städte gleichermaßen Zuhause und knüpfen ein enges Netzwerk, über das vor allem nach
dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Künstler nach
Berlin kommen.
Erstmals präsentieren die Berlinische Galerie und
die Österreichische Galerie Belvedere gemeinsam
zentrale Werke der Wiener und Berliner Moderne
von den Sezessionen über den Expressionismus
bis hin zur Neuen Sachlichkeit. Meisterwerke
beider Sammlungen und bislang weniger beachtete Positionen geben im Zusammenspiel
einen umfassenden Einblick in den intensiven
Austausch beider Metropolen zu Beginn des 20.
Jahrhunderts.
Mit rund 200 Exponaten widmet sich die Ausstellung dem bislang nicht aufgearbeiteten Dialog
Wiener und Berliner Positionen der Klassischen
Moderne in der Bildenden Kunst. Ausgangspunkt
sind die Gründungen der Sezessionen, deren Protagonisten sich in Abkehr vom Akademismus zwischen Jugendstilkunst und Spätimpressionismus
bewegen. Der Aufbruch in die Moderne zeigt sich
auf beiden Seiten in der Suche nach neuen Mitteln
des Ausdrucks. Doch während sich die Berliner
Sezessionisten um Max Liebermann zunehmend
der Alltagswirklichkeit widmen und die Erfahrung der Großstadt thematisieren, dominiert bei
den Wiener Stilkünstlern um Gustav Klimt und
64
Franz Lerch - Mädchen mit Hut, 1929
© Belvedere, Wien
Koloman Moser die ornamentale Form, häufig in
Verbindung mit einer symbolistischen Bildsprache. Zahlreiche Ausstellungen jener Zeit zeugen
allerdings von stetem Austausch und gegenseitiger Kenntnisnahme.
Der Untergang der Donaumonarchie nach dem
Ersten Weltkrieg sowie der Tod wichtiger Künstler wie Egon Schiele und Gustav Klimt lassen
die Wiener Kunstwelt in den 1920er und 1930er
Jahren aus dem Fokus der internationalen Wahrnehmung verschwinden. Während sich Dada,
Verismus und Neue Sachlichkeit in Berlin offensiv
mit der neuen politischen und gesellschaftlichen
Kunst und Kultur
avantgardistische Bildsprache zur Anwendung
bringt. Bislang zu Unrecht wenig beachtet wurde
außerdem die spezielle österreichische Interpretation der Neuen Sachlichkeit. Sie weist Verbindungen zu den Berliner Werken eines Otto Dix oder
George Grosz auf, steht aber gleichermaßen in
der Wiener Tradition psychologisierender Kunst.
1924 lässt die von Friedrich Kiesler organisierte
„Internationale Ausstellung neuer Theatertechnik“ Wien wieder zu einem Anziehungspunkt der
Avantgarde werden. Mit dem Ausstellungsmacher
und Kunsthistoriker Hans Tietze wird schließlich
eine historische, hierzulande fast unbekannte Persönlichkeit gewürdigt, dessen Aufforderung zur
„lebendigen Kunstwissenschaft“ die Schau „Wien
Berlin. Kunst zweier Metropolen“ inspiriert hat.
Gustav Klimt - Johanna Staude (unvollendet),
1917/18, Belvedere, Wien, © erloschen
Lage auseinandersetzen, geschieht dies in Wien
nur vereinzelt. Dort entwickeln sich zeitgleich
völlig eigenständige Phänomene wie der Kinetismus, der in utopischen Weltentwürfen eine
Ausstellungsdauer:
24. Oktober 2013 bis 27. Januar 2014
Berlinische Galerie
Alte Jakobstraße 124-128
10969 Berlin
www.berlinischegalerie.de
Ernst Ludwig Kirchner - Frauen auf der Straße,
1915, Von der Heydt-Museum, Wuppertal,
© erloschen
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65
© Will McBride
Buchtipp
Stadt zwischen den Zeiten Fotos: Will McBride
Das Nachkriegsberlin in Fotografien von Will McBride Ob Maurer an der Ostberliner Karl-Marx-Allee,
Willy Brandt im Kreis seiner Familie oder die
akrobatischen Kunststücke junger Männer am
Strandbad Wannsee – McBride hatten es die
Menschen dieser Stadt angetan, ihre Gesichter,
ihr Witz und ihre Individualität. Auf McBrides
Bildern sieht man lebenshungrige, aufmüpfige
Jugendliche, die noch nicht offen aufbegehren,
66
© Will McBride
Die Stadt, in die der Amerikaner Will McBride
1955 zum Studieren kam, war ein merkwürdiges Gebilde, das den Künstler und leidenschaftlichen Fotografen bald in seinen Bann ziehen
sollte: In der Osthälfte, die aufwändig wieder
aufgebaute Kapitale eines neuen, sozialistischen
Deutschlands. Die Westhälfte gab sich dynamisch und schillernd rund um den Kurfürstendamm, doch in den grauen, vom Krieg ramponierten Gründerzeitvierteln ringsum, beherrschten Ruinen und bröckelnde Fassaden
das Bild. Der Leipziger Lehmstedt Verlag hat
eine Auswahl der zwischen 1956 und 1963 entstandenen schwarzweißen Berlin-Fotografien
McBrides in einem sorgfältig gestalteten Bildband zusammengestellt.
sich aber schon abgewandt hatten von der Welt
ihrer Eltern. Eine Stadt, die sich noch nicht entschieden hatte zwischen gestern und morgen,
die noch nicht geteilt war, als der Amerikaner
Will Mc Bride hier auftauchte, eintauchte in ihre
Welt und sich einer Clique junger Intellektueller anschloss.
McBride war gleich nach seiner Ankunft in
Deutschland fasziniert von dem, was er sah:
„Kleine graue Menschen, in dunkle Mäntel
gekleidet, in dunkle Schals gehüllt, die kleine
graue Autos fuhren. Ich war sofort gefangen von
diesen Grautönen, die ich in meinem übermäßig glitzernden Heimatland nie gesehen hatte“,
wird der Fotograf in dem lesenswerten Vorwort
von Hans-Michael Koetzle zitiert. Will McBride
blieb in Deutschland und lebt bis heute in Berlin.
Zwei Jahrzehnte später lieferte der inzwischen
vielbeschäftigte Fotograf die Bilder für das Aufklärungsbuch „Zeig mal!“, das 1974 für einen
kleinen Skandal sorgte und Will McBride über
Nacht berühmt machte.
Will McBride – Berlin im Aufbruch
Fotografien 1956-1963
Herausgegeben von Mathias Bertram
Mit einem Vorwort von Hans-Michael Koetzle
168 Seiten mit 120 Abbildungen
ISBN 978-3-942473-67-5, 29,90 Euro (D)
Marcel Gautherot, Der Alvorada Palast, Wohnsitz des Präsidenten,
Brasilia, um 1962
© Instituto Moreira Salles
© Instituto Moreira Salles
Kunst und Kultur
José Medeiros, Gavéa, Rio de Janeiro, 1952
Esprit des Fortschritts
Fotografien der brasilianischen Moderne Bild-/Textquelle: Museum für Fotografie, Fotos: Instituto Moreira Salles
Dieser Weg in die Moderne hatte in Wirklichkeit
schon in den 1940er Jahren begonnen. Er ist das
Thema einer Ausstellung im Berliner Museum für
Fotografie. Am Werk von vier Fotografen wird
der Aufbruch des tropischen Landes in die neue
Zeit dargestellt – neben dem Brasilianer José Medeiros, einem klassischen, dabei handwerklich
exzellenten Bildreporter seiner Zeit, werden
Arbeiten von drei Europäern gezeigt, die die
Aufbruchsstimmung nach 1945 ins Land gelockt
hatte – Thomaz Farkas aus Ungarn, Marcel Gautherot aus Frankreich und Hans Gunter Flieg
© Instituto Moreira Salles
Der Aufbruch Brasiliens in die Moderne ist heute
untrennbar mit den Bildern der neuen Hauptstadt
Brasília verbunden, die von Lucio Costa und dem
kürzlich verstorbenen Oscar Niemeyer geplant
und im April 1960 festlich eingeweiht wurde. Die
am Reißbrett entworfene Stadt fernab der Küste
war ein Symbol für den Willen zur Erschließung
des weitläufigen Hinterlands von Brasilien. Brasília stand für die Idee, mit Bildung, Technik und
moderner Planung das Leben der Menschen zu
verbessern und die küstenfernen Provinzen aus
der Rückständigkeit zu befreien.
Hans Gunter Flieg,
Electroradiobras, São Paulo, um 1956
aus Deutschland. Die Arbeiten stammen aus der
Sammlung Fotografie des Instituto Moreira Salles, einer privaten brasilianischen Kulturstiftung.
Thomaz Farkas Arbeit steht für die Freude am
Experiment, für eine Suche nach immer neuen
Bildsprachen. In den späteren Jahren gelingt ihm
eine Übertragung seines formbewußten Umgangs
mit der Fotografie in eine stärker bildjournalistische Arbeit.
Marcel Gautherots Bilder volkstümlicher Riten
und Feste und von den Fischern von Belém sind
sorgfältig auskomponierte Studien, die Erzählung
und Bildwirkung gleichermaßen im Blick behalten. Mit dieser Haltung war er der perfekte Chronist des Aufbaus von Brasília. Seine Fotografien
der ohnehin auf große Bildwirkung angelegten
Bauten Oscar Niemeyers prägen unsere Vorstellung vom Elan der brasilianischen Moderne.
Mit seinen Industriefotografien begleitete Hans
Gunter Flieg die Industrialisierung Brasiliens. Oft
im Auftrag entstanden, künden seine Bilder von
einem ungebrochenen technischen Fortschrittsglauben – in eindrucksvollen Aufnahmen aus
Werkhallen, von Kraftwerken und Staudämmen.
Die Ausstellung im Museum für Fotografie ist
bis zum 5. Januar 2014 zu sehen.
www.smb.museum
67
Architektur
News
Aktuelles in Berlin
Architekten waren aufgerufen, Orte und Räume
vorzuschlagen, aus denen sich neue Perspektiven
des Sozialen Wohnungsbaus für Berlin entwickeln lassen.
Landschaftsarchitektur
100 Hektar Parklandschaft
für Marzahn-Hellersdorf
Rund 30 Teilnehmer haben dazu ihre Ideen
im Format der klassischen Papierserviette 40 x 40 cm - formuliert. Die Ausstellung zeigt
unterschiedlichste Positionen zum Thema, die
von städtebaulichen Skizzen über architektonische Konzepte bis hin zu politischen Statements
reichen. Dabei geht es um ein Forum von Ideen,
nicht jedoch um einen klassischen Ideenwettbewerb. Statt auf aufwändige und ausformulierte Beiträge zielt 40/40 über das Medium der
spontanen Entwurfsskizze auf die noch fragile
Intensität eines ersten Entwurfgedankens.
Im Zuge der Internationalen Gartenschau (IGA)
Berlin 2017 sollen unter anderem die bestehenden
Gärten der Welt in Berlin-Marzahn vergrößert
und der Kienberg in einen Stadtwald mit viel-
3 Kontinente, 7 Länder Werke von Erich Mendelsohn
Aussichtsturm Wolkenhain © geskes.hack Landschaftsarchitekten,
VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten
Arbeitsergebnisse des Forschungsprojektes werden in der Ausstellung zugänglich sein. Die Ausstellung soll das Erich Mendelsohn Werk einer
breiten Öffentlichkeit näher bringen.
www.smb.museum
68
Gesprächsreihe
Ausstellung
Aus Anlass von Mendelsohns 60. Todestag am
15. September 2013 zeigt die Kunstbibliothek aus
dem Bestand der Architektursammlung von rund
2.000 Zeichnungen, Fotografien und Briefen, ein
Querschnitt seines Schaffens.
Mendelsohns umfangreicher Briefwechsel mit
Vertretern aus Wissenschaft, Kunst und Kultur
spiegelt den geistigen "Kosmos" seiner Zeit wider. Die Kunstbibliothek hat zusammen mit dem
Getty Research Institut in einem Forschungsprojekt begonnen den Schriftwechsel des Ehepaares
Mendelsohn zu scannen, zu transkribieren und
wissenschaftlich zu erschließen.
Galeriegespräch: Fr, 18. Oktober 2013, 19 Uhr
www.bda-berlin.de
fältigen Sportmöglichkeiten verwandelt werden.
1. Preisträger des landschaftsarchitektonischen
Wettbewerbs sind geskes.hack Landschaftsarchitekten und VIC Brücken und Ingenieurbau
mit Kolb Ripke Architekten.
www.iga-berlin-2017.de
© Eike Becker
Erich Mendelsohn (1887-1953) gehört neben Mies
van der Rohe zu den Wegbereitern der modernen
Architektur im 20. Jahrhundert. Seine so klare
wie dynamische Formensprache wirkte stilbildend innerhalb der klassischen Moderne. In der
Zeit des Nationalsozialismus musste der aus
Allenstein stammende jüdische Architekt über
Holland und England zunächst nach Palästina
und später in die USA emigrieren. So hinterließ
Erich Mendelsohn auf drei Kontinenten und in
sieben Ländern seine architektonischen Spuren.
Als Geste der Aussöhnung mit Deutschland hat
Luise Mendelsohn den Nachlass ihres Mannes in
die Kunstbibliothek gegeben, 42 Jahre nachdem
das Ehepaar Mendelsohn aus Berlin flüchtete.
© Deutsches Architektur
Zentrum DAZ
© SMB, Kunstbibliothek, Dietmar Katz
Ausstellung
"Face to Face"
Ausstellung „Sozialer Wohnungsbau“ Berlin 40/40
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte
um bezahlbaren Wohnraum in Berlin zielt die
Ausstellung des BDA Berlin auf eine Diskussion
über Perspektiven, die sich aus den Plänen des
Senats für ein verstärktes Engagement auf dem
Wohnungsmarkt ergeben. Der Erörterung von
ökonomischen, sozialen und ökologischen Aspekten soll eine städtebauliche Absichtserklärung
vorangestellt werden. Es gilt, den spezifischen
Reichtum Berlins an freien oder potentiell zu
verdichtenden Flächen, vom Zentrum bis zur
Peripherie, zu identifizieren und zu qualifizieren.
Ausgewählte Architekten führen Dialoge mit
Gesprächspartnern ihrer Wahl über Architektur, Raum und Gesellschaft. Sie stehen für
eine konzeptionelle Sicht auf Architektur und
Städtebau und sind bekannt für herausragende
Architekturkonzepte und Bauten, sowie für eine
kritische Haltung zu ihrer Berufssparte. Ihre Dialogpartner sind u. a. ein Komponist, ein Journalist, ein Professor für Raumfahrttechnik und
die Geschäftsführerin eines Wohnungsbauunternehmens. Ein disziplinübergreifendes Feld an
Themen von "Eigentum und öffentlicher Raum"
über "Neue Materialien" zu zivilgesellschaftlichen
Fragen wird aufgespannt, um Einblicke in ihre
Konzepte, die Forschung und die Arbeitsphilosophien zu aktuellen architektonischen und
städtebaulichen Fragen zu geben. Die Dialoge
finden im Deutschen Architektur Zentrum DAZ
in intimer, salonartiger Atmosphäre statt.
www.daz.de
Gewerkeliste
Seite 6
Architekten:
Hannelore Kaup Architekten
www.hkaup-architekten.de
Tischler:
Holzwerkstätten Jörg Weber
www.holzwerkstaettenweber.de
Küchenplanung und -bau:
Berlincuisine
www.berlincuisine.de
Ausstattung (Leuchten):
Merkur Electronic
www.merkur-electronic.de
Seite 4
Architekten:
Hillig Architekten
www.hillig-architekten.de
Sanitär & Heizung:
SHL Richter www.shlrichter.de
Tischlerarbeiten Türen:
Royek GmbH www.royek.de
Bodenbeläge Holz:
Zielke & Vogel Raumkontor
Seite 16
www.raum-kontor.de
Architekten:
Bodenbelag / Naturstein­
Thomas Kröger Architekt
arbeiten: Gebauer Steinmetzarwww.thomaskroeger.net
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Innenausbau und Tischlerarbei­
www.gebauer-steinmetz.de
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Maler: Chudy Bau GmbH
Gerhard Schütze - Schütze
Küche: Küchenstudio HaBeMa
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Licht: lumoplan GmbH & Co. KG www.gerhard-schuetze.de
www.lumoplan.de
Holzfassade, Loggia:
Treppe: Christoph Steinberg
Möbeltischlerei Richard Maier
Fenster:
www.maier-moebel.de
Tischlerei Oliver Giese
Gartengestaltung/-planung:
www.giese-liebenwalde.de
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Schlosser:
www.kreta-berlin.de
Metallbau & Bauschlosserei
Schwimmbadbauer: Hans-Jürgen Gohr
aquatik Schwimmbad-Komplettwww.metallbau-gohr.de
lösungen GmbH
Maler:
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Lamellen: www.erste-prenzlauer-maler.de
Lichtbogen Metallwerkstatt
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69
Impressum
CUBE 01|13
Das Berliner Magazin für Architektur,
modernes Wohnen und Lebensart
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Gerrit Menke (verantwortlich)
Folker Willenberg (verantwortlich)
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