Studienbrief 3

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Studienbrief 3
Volkswirtschaftslehre I
- Grundlagen der Makroökonomie –
Volkswirtschaftslehre I
- Grundlagen der Makroökonomie –
1. Volkswirtschaftliches Rechnungswesen
1.1. Vermögensrechnung
1.1.1. Einzelwirtschaftliche Vermögensrechnung
Aktivseite:
•
Sachvermögen
•
Forderungen
Zahlungsmittel
o Bargeld
= Forderungen an die Zentralbank
o Giralgeld = Forderungen an die Bank
Sonstige Geldforderungen
Das Sachvermögen und die Forderungen bilden zusammen das Bruttovermögen (Rohvermögen). Die Differenz zwischen dem
Bruttovermögen und den Verbindlichkeiten ist das Reinvermögen (Nettovermögen). Die Differenz zwischen Forderungen und
Verbindlichkeiten wird als Geldvermögen bezeichnet.. Ein positives Geldvermögen begründet eine Nettogläubigerposition, ein
negatives eine Nettoschuldnerposition.
Grundgleichungen der Vermögensrechnung
Grundgleichung der Vermögensrechnung
SV + F = V + R
Geldvermögen
GV = F – V
Reinvermögen
RV = SV + GV
1.1.2. Gesamtwirtschaftliche Vermögensrechnung
Die einzelnen Vermögensrechnungen können zu einer gesamtwirtschaftlichen Vermögensrechnung zusammengefast werden
(Konsolidiert). Im Fall einer geschlossenen Volkswirtschaft (ohne Ausland) muss das Geldvermögen steht’s Null sein. Für den
Fall einer offenen Volkswirtschaft kommt es zu Forderungen von Inländern an Ausländer (FA) und zu Verbindlichkeiten von
Inländern gegenüber Ausländern (VA).
Geldvermögen
GVA = FA – VA
Das Geldvermögen einer offenen Volkswirtschaft heißt daher auch Auslandsposition. Ist die Auslandsposition positiv, ist das
Land ein Gläubigerland, umgekehrt ein Schuldnerland.
1.1.3. Vermögensrechnung der Bundesrepublik Deutschland
1.2. Kreislaufanalyse und Sozialprodukt
1.2.1.Vermögensrechnungen und Kreislaufanalyse
Die Vermögensrechnung ist Zeitpunktbezogen, die Kreislaufrechnung bezieht sich auf einen Zeitraum. Im Gegensatz zur
Vermögensrechnung ist die Kreislaufrechnung also eine Stromrechnung und die in ihr enthaltenen Größen heißen
Stromgrößen. Sie weißt folgende Daten aus:
•
Änderung des Bestandes an Reinvermögen
= Ersparnis
•
Änderung des Bestandes an Sachvermögen
= Investition
•
Änderung des Bestandes an Geldvermögen
= Finanzierungsaldo
Die Ersparnis ist steht’s gleich der Summe aus Investition und Finanzierungssaldo. Es gibt vier Sektoren:
1. Unternehmen
2. (private) Haushalte
3. Staat (öffentliche Haushalte) und
4. Ausland.
1.2.2. Geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat
1.2.2.1. Haushalte und Unternehmen
Der innere Kreislauf der Güter und Produktionsfaktoren wird als Realstrom der äußere Kreislauf des Konsums und des
Einkommens als monetärer Strom bezeichnet. Wir analysieren den monetären Strom. Wir werden hierbei die Grundsätze der
doppelten Buchführung anwenden. Der Kreislaufgedanke kommt hierbei dadurch zum Ausdruck, dass mit jeder Buchung eine
Gegenbuchung korrespondiert.
1.2.2.2. Entstehung des Volkseinkommens
Die Tätigkeit der Produktion wird auf dem Produktionskonto buchhalterisch festgehalten.
Linke Seite = Aufwand
rechte Seite = Ertrag
Ertragsseite
Umsatz
Bestandsänderung an Halb- und Fertigerzeugnissen
Selbsterstellte Anlagen
Die gesamte rechte Seite des Produktionskonto gibt somit den Wert der waren und Dienstleistungen an, die das Unternehmen
erzeugt hat (Bruttoproduktionswert).
Aufwandsseite
Roh-‚ Hilfs-und Betriebsstoffe und Dienstleistungen (Vorleistungen)
Abschreibungen von Produktionsmittel
Löhne und Gehälter
Mieten, Pachten und Zinsen
Als Saldo ergibt sich der Gewinn
Die Differenz zwischen dem Bruttoproduktionswert und den Vorleistungen ist der Nettoproduktionswert. Vom
Nettoproduktionswert werden die Vorleistungen subtrahiert, so ergibt sich die Wertschöpfung. Diese Wertschöpfung ist gleich
der Summe aller Faktoreinkommen. Die Produktionskonten der einzelnen Unternehmen können zusammengefasst werden. Wir
erhalten so das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto. Bei dieser Konsolidierung fallen die Stromgrößen heraus, die innerhalb
des Sektors Unternehmen zwischen den einzelnen Unternehmen fließen: Das sind die Vorleistungen. Diese
gesamtwirtschaftliche Produktion ist das Bruttosozialprodukt. Werden hiervon die Abschreibungen abgezogen ergibt sich das
Nettosozialprodukt. Das Nettosozialprodukt ist in der betrachteten Volkswirtschaft (ohne Staat) auch gleich der
gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Da die Wertschöpfung identisch ist mit den Faktoreinkommen, heißt das
Nettosozialprodukt auch Volkseinkommen. Das Volkseinkommen kann somit nach drei Seiten aufgegliedert werden:
Entstehungsseite = Summe der Nettoproduktionswerte abzüglich der Abschreibungen
Verteilungsseite = Summe aller Faktoreinkommen
Verwendungsseite = Summe aus Konsum und Nettoinvestition
1.2.2.3. Verwendung des Volkseinkommens
Betrachten wir zunächst das Einkommensverwendungskonto der Haushalte.
Das Einkommensverwendungskonto der Haushalte ist ein Gegenkonto zum gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto. Wir
wenden uns nun dem Einkommensverwendungskonto der Unternehmen zu.
Auch dieses Konto ist ein Gegenkonto zum gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto.
1.2.3.4. Vermögensänderung und Finanzierungsrechnung
Vermögensänderungskonto der Unternehmen
Die Habenseite des Vermögensänderungskontos zeigt gewissermaßen die Finanzierungsquellen auf:
Abschreibungen
Einbehaltene Gewinne
Fremdkapitalaufnahme
Vermögensänderungskonto der Haushalte
Da die Haushalte definitionsgemäß nicht investieren, ist die Ersparnis gleich dem Finanzierungsüberschuss. In der
geschlossenen Volkswirtschaft muss die Änderung des gesamtwirtschaftlichen Geldvermögens stets Null ergeben Also ist das
Finanzierungsdefizit der Unternehmen gleich dem Finanzierungsüberschuss der Haushalte. Werden die beiden
Vermögensänderungskonten konsolidiert, dann heben sich somit die sektoralen Finanzierungssalden in dem
gesamtwirtschaftlichen Vermögensänderungskonto gegenseitig auf.
Fazit
Wir haben damit das Grundprinzip der volkswirtschaftlichen Finanzierungsrechnung kennengelernt. Eine
Finanzierungsrechnung ist eine systematische Zusammenstellung der sektoralen Vermögensänderungskonten einer
Volkswirtschaft. Aus der Finanzierungsrechnung ist ersichtlich, in welchem Umfang und in welcher Form die Sektoren
Vermögen gebildet habe, und wie sich dadurch die Verschuldung zwischen den Sektoren geändert hat.
1.2.2.5. Kreislaufschema einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat
Die bis dato beschriebenen 4 Konten sind ein geschlossenes Kontensystem, da zu jeder Buchung eine Gegenbuchung gehört.
Dieses Kontensystem kann auch als ein Kreislaufschema dargestellt werden. Das Schema kann vereinfacht werden, indem das
Produktionskonto und das Einkommensverwendungskonto der Unternehmen konsolidiert werden.
1.2.3. Geschlossene Volkswirtschaft mit Staat
1.2.3.1. Der Sektor Staat im Wirtschaftskreislauf
Zum Sektor Staat zählen:
Die Gebietskörperschaften
Die Sozialversicherung
Nicht zum Sektor Staat gehören staatliche Unternehmen, diese werden prinzipiell im Sektor Unternehmen erfasst. Der Staat
greift auf vielfältige Weise in den Wirtschaftskreislauf ein. Für die Kreislaufanalyse von Bedeutung sind die Tätigkeiten des
Staates:
Im Bereich der Produktion und deren unentgeltlicher Abgabe
Im Bereich der Umverteilung von Einkommen
Wir entwickeln im Folgenden zunächst für den Staat die drei prinzipiell gleichen Konten wie für die Sektoren Unternehmen und
Haushalte.
1.2.3.2. Wirtschaftliche Aktivitäten des Staates
Produktionskonto
Sollseite (Aufwand)
Käufe von Vorleistungen
Abschreibungen
Gezahlte Faktorentgelte
Habenseite (Ertrag)
Hier taucht das Problem der Bewertung der Staatsproduktion auf, da es keine Marktpreise gibt. Man behilft sich mit
der Bewertung zu Herstellkosten, d.h. der Wert der linken Seite wird einfach als Wert der Staatsproduktion
angenommen.
Die Bewertung zu Herstellkosten hat, z.B. die Konsequenz, dass der Wert der Staatsproduktion allein dadurch steigt, dass die
Gehälter der Staatsdiener erhöht werden. Man sagt daher auch, dass sich die Produktivität im Staatssektor nicht sinnvoll
messen lässt. Noch ein zweites Problem, betrifft die Gegenbuchung zu den Erträgen. Streng genommen ist die Gegenbuchung
bei den Unternehmen bzw. den Haushalten vorzunehmen. Da eine solche Zurechnung jedoch nicht möglich ist, werden die
staatlichen Dienstleistungen beim Staat selbst auf dessen Einkommensverwendungskonto als Staatsverbrauch gegengebucht.
Die Ausgaben
o Transferzahlungen an Haushalte und Unternehmen
o Der staatliche Eigenverbrauch
Die Einnahmen
o Indirekte Steuern
o Direkte Steuern (auch Sozialversicherungen)
o Gewinn aus Beteiligungen
Als Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben ergibt sich die Ersparnis des Staates. Diese Ersparnis wird nun auf
das Vermögensänderungskonto des Staates gebucht.
Zu einem Staatsdefizit kommt es, wenn die Staatsersparnis nicht ausreicht, die staatlichen Nettoinvestitionen zu finanzieren.
Sind die Nettoinvestitionen geringer als die Ersparnis, erwirtschaftet der Staat einen Budgetüberschuss. Wir übergehen der
Einfachheit halber die Gegenbuchungen der ökonomischen Aktivitäten des Staates auf den Konten der Haushalte und
Unternehmen.
1.2.3.3. Sozialprodukt und Volkseinkommen in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit Staat
Wir können nun die verschiedenen Sozialprodukte unter Berücksichtigung der Rolle des Staates ermitteln. Dazu bilden wir das
gesamtwirtschaftliche Produktionskonto
Die Summe der passiven Positionen der gesamtwirtschaftlichen Produktionskontos ist das Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen.
Werden vom Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettosozialprodukt zu
Marktpreisen.
Werden vom Nettosozialprodukt zu Marktpreisen die indirekten Steuern abzüglich der Subventionen abgezogen, ergibt sich die
gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung oder auch Nettosozialprodukt zu Faktorpreisen.
1.2.4. Die ex-post-Identität von Investition und Ersparnis
Das gesamtwirtschaftliche Vermögensänderungskonto in der geschlossenen Volkswirtschaft mit Staat hat folgendes Aussehen.
Die Finanzierungssalden der Sektoren addieren sich zu Null und fallen daher weg. Das Konto gibt die Aufteilung der
gesamtwirtschaftlichen Vermögensbildung an:
Ib-D = In = SH + SU + SSt*
Ex post ist die gesamtwirtschaftliche Investition stets gleich der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis.
1.2.5. Offene Volkswirtschaft mit Staat
1.2.5.1. Wirtschaftliche Transaktionen zwischen In- und Ausländern
Für die deutsche Wirtschaft haben die Beziehungen zum Ausland eine sehr große Bedeutung. Für die Abgrenzung zwischen Inund Ausländern kommt es nicht auf die Staatsangehörigkeit an, sondern darauf, wo das Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten
des Wirtschaftssubjekts liegt. Wir beschränken uns in der Kreislaufanalyse auf die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Inund Ausländern, die Netto-Wirkung auf Einkommen und Vermögen haben. Diese werden in der Statistik untergliedert in:
Ex- und Importe von Waren
Ex- und Importe von Dienstleistungen
Erwerbs- und Vermögenseinkommen
Laufende Übertragungen
Vermögensübertragungen
Im Gegensatz hierzu stehen die reinen Finanztransaktionen, die die Höhe des Einkommens und Vermögens unberührt lassen.
Die Summe aller Transaktionen zwischen In- und Ausländern wird in der Zahlungsbilanz erfasst.
1.2.5.2. Exporte, Importe und Inlandsprodukt
Exporte sind die Waren und Dienstleistungen, die von Inländern an Ausländer verkauft werden. Sie werden daher auf der
rechten Seite (Haben) des Produktionskontos der Unternehmen gebucht. Umgekehrt sind die Importe die Waren und
Dienstleistungen, die von Ausländern an Inländer geliefert werden. Sie werden auf der linken Seite (Soll) des Produktionskontos
der Unternehmen gebucht. Die im Inland erzeugte gesamtwirtschaftliche Produktion an Waren und Dienstleistungen ist das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen.
Die Differenz zwischen Ex- und Importen, also der Betrag (X-Q) heißt auch Außenbeitrag. Der Außenbeitrag gibt
gewissermaßen an,
Wie viel der Inlandsproduktion an das Ausland geliefert wird (positiver Außenbeitrag)
Wie viel der im Inland verwendeten Güter aus Auslandslieferungen stammt (negativer Außenbeitrag)
1.2.5.3. Erwerbs- und Vermögenseinkommen und Sozialprodukt
Das Bruttoinländerprodukt enthält zusätzlich zu den Ex- und Importen von Waren und Dienstleistungen die Erwerbs- und
Vermögenseinkommen zwischen In- und Ausländern. Das Bruttoinländerprodukt heißt auch Bruttosozialprodukt.
1.2.5.4. Übertragungen
Die Übertragungen von Inländer an Ausländer und umgekehrt sind unentgeltliche Zahlungen, denen keine Gegenleistung
gegenübersteht, man unterscheidet:
Laufende Übertragungen, die regelmäßig anfallen
Vermögensübertragungen, die unregelmäßig anfallen.
Der Saldo der laufenden Übertragungen ist im Fall Deutschlands regelmäßig negativ. Es handelt sich hierbei im wesentlichen
um Überweisungen der Gastarbeiter in ihre Heimatländer und um Beiträge des Staates an internationale Organisationen.
1.2.5.5. Auslandsposition und Leistungsbilanz
Die gesamten Transaktionen zwischen In- und Ausländern werden auf einem Auslandskonto gegengebucht.
Der Saldo [(X-Q) + EA –ZA –VZA] ist die Änderung der Auslandsposition der Volkswirtschaft. Dieser Saldo wird auf dem
gesamtwirtschaftlichen Vermögensänderungskonto gegengebucht.
Die ex-post Gleichheit zwischen Investition und Ersparnis gilt somit in dieser einfachen Form für eine offene Volkswirtschaft
nicht. Dies rührt daher, dass eine offene Volkswirtschaft eine Geldvermögensänderung realisieren kann, während in der
geschlossenen Volkswirtschaft die Geldvermögensänderung stets Null sein muss. Die Änderung der Auslandsposition ohne den
Saldo der Vermögensübertragungen, wird als Leistungsbilanz bezeichnet.
1.3. Inlandsprodukt, Zahlungsbilanz und Finanzierungsrechnung der Bundesrepublik Deutschland
In der aktuellen wirtschaftlichen Diskussion werden drei Rechenwerke verwendet. Diese drei Rechenwerke sind:
Die Inlandsprodukt- bzw. Sozialprodukt-Statistik
Die Zahlungsbilanz
Die Finanzierungsrechnung
1.3.1. Inlandsprodukt und Volkseinkommen
1.3.1.1. Entstehungsrechnung
Die Entstehungsseite des Inlandsprodukts gibt die Wertschöpfung der verschiedenen Branchen der Volkswirtschaft an. Man
kann aus dieser Statistik die Produktionsstruktur einer Volkswirtschaft erkennen.
Eine verbreitete Branchen-Gliederung ist die Aufteilung der gesamten Volkswirtschaft in:
Primären Sektor
Land- und Forstwirtschaft
Sekundärer Sektor
produzierendes Gewerbe
Tertiärer Sektor
Dienstleistungen
In diesen Zahlen kommt der Strukturwandel gemäß der sogenannten 3-Sektoren-Hypothese zum Ausdruck. Durch die
Industriealisierung verliert zunächst de primäre Sektor immer mehr an Bedeutung zugunsten des sekundären Sektors. Der
Anteil des sekundären Sektors geht zurück zugunsten des Anteils des tertiären Sektors.
1.3.1.2. Verwendungsrechnung
Die Verwendungsseite des Inlandsprodukts gibt an, für welche Zwecke die Produktion verwendet wird. Man macht Gebrauch
von folgender Gleichung für das BIP einer offenen Volkswirtschaft mit staatlicher Aktivität.
BIP = CH + CSt + Ib + X –Q
In Westdeutschland sind die Anteile der einzelnen Verwendungen nicht sehr abweichend von den Werten für GesamtDeutschland. Dagegen sind die Unterschiede in Ostdeutschland bemerkenswert. Die ostdeutsche Wirtschaft ist nach der
Einigung in einem tiefgreifenden Anpassungsprozess begriffen. Auffallend sind die außerordentlich hohen Anteile des privaten
Verbrauchs und der Importe.
1.3.1.3. Verteilungsrechnung
Bei der Verteilungsrechnung steht die Frage im Vordergrund, wie die aus der Produktion fließenden Einkommen sich auf die
verschiedenen Produktionsfaktoren verteilen. Ausgangspunkt ist folglich nicht das Bruttoinlandsprodukt, sondern das
Bruttosozialprodukt.
Das Volkseinkommen wird in der Statistik nach der Verteilungsseite aufgegliedert:
In Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit
In Bruttoeinkommen aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen
Der Anteil der Einkommen aus unselbstständiger Arbeit am Volkseinkommen wird als Lohnquote bezeichnet. Der Anteil der
Einkommen aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen am Volkseinkommen ist definitionsgemäß 100% minus Lohnquote. In
den Einkommen aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen sind z.B. auch die Zinsen auf ein Sparguthaben, oder auch die
kalkulatorischen Einnahmen aus selbst genutztem Wohnraum enthalten. Es ist also unzutreffend, den Anteil der Einkommen
aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen als Gewinnquote zu interpretieren. Ist man an der Größenordnung der Gewinnquote
interessiert, so bietet sich als Anhaltspunkt die Gewinn-Erlös-Relation an.
1.3.2. Zahlungsbilanz
Wir wollen uns nun einen Eindruck über die außenwirtschaftliche Situation Deutschlands verschaffen. Die gängige Statistik
hierfür ist die Zahlungsbilanz. Ausgangspunkt für die Zahlungsstatistik ist das Auslandskonto aus der Kreislaufanalyse. Die Exund Importe von Waren, die Ex- und Importe von Dienstleistungen, die Erwerbs- und Vermögenseinkommen und die laufenden
Übertragungen werden zusammengefasst zur Leistungsbilanz. Sie ist eine der vier Teilbilanzen. Die zweite Teilbilanz ist die
Bilanz der Vermögensübertragungen. Die dritte Teilbilanz ist die Kapitalbilanz, in ihr werden die Kapitalimporte und –exporte
dargestellt. Die vierte Teilbilanz ist die Devisenbilanz. Sie enthält die Bestandsveränderung der Devisenreserven der
Bundesbank.
1.3.3. Finanzierungsrechnung
Sie basiert auf der folgenden Beziehung:
Ersparnis = Investition + Finanzierungssaldo
Man erhält Aufschluss darüber:
In welcher Form Ersparnisse gebildet werden
Wie die Sachvermögensbildung finanziert werden.
Die Finanzierungsrechnung gibt auch Aufschluss über die Entwicklung der Verschuldensstruktur zwischen den Sektoren.
Aus dieser Finanzierungsrechnung ergeben sich insbesondere drei Erkenntnisse:
1.) Ist der Finanzierungssaldo der Unternehmen regelmäßig negativ und der Finanzierungssaldo der Haushalte
regelmäßig positiv. Dies bedeutet, dass die Ersparnisse der Unternehmen nicht ausreichend, um die Investitionen aus
eigenen Mittel zu finanzieren. Die Investitionen müssen in beträchtlichen Umfang durch Fremdkapitalaufnahme
finanziert werden.
2.) Beginnt der Staat in der Bundesrepublik etwa 1975 mit einer defizitären Haushaltspolitik. Die Staatsdefizite sind als
Finanzierungssaldo des Sektors Staat ausgewiesen.
3.) Besteht zwischen Staatsdefiziten und dem Leistungsbilanzsaldo ein gewisser Zusammenhang. Der
Leistungsbilanzsaldo ist die Summe der Finanzierungssalden der inländischen Sektoren und entspricht mit
umgekehrtem Vorzeichen dem Finanzierungssaldo des Auslands. Wird das Staatsdefizit so in die Höhe gefahren,
dass die Geldvermögensbildung der inländischen Sektoren zur Finanzierung nicht ausreicht, dann müssen sich
zwingend Leistungsbilanzdefizite ergeben. Umgekehrt entsteht ein Leistungsbilanzüberschuss, wenn der Staat einen
hinreichend hohen Budgetüberschuss realisiert.
Ein Staatsdefizit muss jedoch nicht unbedingt mit einem Leistungsbilanzdefizit einhergehen. Der Zusammenhang ist von dem
Konjunkturverlauf überlagert.
Wenn bei schlechter Konjunkturlage wegen schwacher Investitionen das Finanzierungsdefizit der Unternehmen relativ
niedrig ausfällt, führt dies nicht zwingend zu einem Leistungsbilanzüberschuss
Dagegen realisieren die Unternehmen bei guter Konjunkturlage wegen der anziehenden Investitionstätigkeit höhere
Finanzierungsdefizite.
o Werden auch bei der guten Konjunktur hohe Staatsdefizite gemacht, dann wird die Geldvermögensbildung
der Privaten durch die Defizite des Staates überkompensiert.
o Führt der Staat dagegen im Konjunkturaufschwung sein Defizit zurück und bildet u.U. sogar einen
Überschuss, dann kann sich trotz steigender Finanzierungsdefizite der Unternehmen insgesamt ein
Leistungsbilanzüberschuss ergeben.
1.4. Mängel des Volkswirtschaftlichen Rechnungswesen
Die in der Kreislaufanalyse ermittelten Größen wie das Inlandsprodukt oder auch das Volkseinkommen werden häufig zu
Charakterisierung des Wohlstandes der betreffenden Bevölkerung herangezogen. Kritik:
1.) Sind in den Produktionsgrößen nur die Waren und Dienst berücksichtigt, die am Markt gehandelt werden.
(konzeptionelles Problem).
2.) Können viele Waren und Dienstleistungen aus erfassungstechnischen Gründen überhaupt nicht erfasst werden.
(Erfassungsproblem).
3.) Sind in den Produktionsgrößen negative Aspekte des Produktionsprozesses nicht entsprechend berücksichtigt.
Die konzeptionellen und erfassungstechnischen Mängel sind bei der Beschreibung der zeitlichen Entwicklung, kaum von
Bedeutung. In der Regel ändert sich das Ausmaß der Fehlschätzung im Zeitablauf nicht, so dass die Wachstumsrate davon
unberührt bleibt. Dagegen können diese beiden Mängel bei interregionalen und internationalen Vergleichen von Bedeutung
sein. Der Kritik, dass in den üblichen Produktionsgrößen negative Aspekte des Produktionsprozesses nicht berücksichtigt sind,
kann durch zwei Methoden Rechnung getragen werden:
Entweder werden die ermittelten Produktionsgrößen modifiziert.
Oder aber es werden zusätzlich zu den ermittelten Produktionsgrößen noch andere Indikatoren zur Charakterisierung
der Bevölkerung herangezogen.
2. Ex-ante-Analyse des Volkseinkommens, keynesianische Makroökonomik und
gesamtwirtschaftlicher Gütermarkt
2.1. Gleichgewicht, Anpassungsprozesse und keynesianische Makroökonomik
2.1.1. Überblick
Wie lernen im Folgenden ein makroökonomisches Modell kennen, in welchem die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im Zentrum
der Überlegungen stehen. Diese Analyse geht zurück auf den englischen Nationalökonomen John M. Keynes. Der Ansatz wird
daher auch als nachfrageorientierte Einkommensanalyse bezeichnet.
Kernstück des Standard-Modells ist das Angebots-Nachfrage-Achsenkreuz.
Die Produktion Y und das Preisniveau P ergeben sich aus dem Zusammenspiel zwischen dem aus der Produktion stammenden
geplanten Angebot Ys (s= Supply) und der geplanten Nachfrage Yd (d=demand) nach Gütern. Stimmen Angebot und Nachfrage
überein, kann also die Produktion vollständig abgesetzt werden, liegt also ein Gleichgewicht vor.
Das Angebot Ys ist positiv abhängig vom Preisniveau. Das rührt daher, dass die Unternehmen bei steigenden Preisen gewillt
sind die Produktion auszudehnen.
Die Nachfrage Yd ist negativ abhängig vom Preisniveau, weil die Nachfrager bei sinkenden Preisen gewillt sind, mehr Güter zu
kaufen.
In dem keynesianische Ansatz wird nun die Angebotsseite nicht näher analysiert. Man geht gewissermaßen davon aus, dass
die Fabriken und Produktionsstätten vorhanden sind und nur darauf warten, dass die Nachfrage endlich Güter kaufen (→
elastisches Angebot). Diese Annahme trifft tendenziell auf Verhältnisse zu, in denen Unterbeschäftigung herrscht und freie
Produktionskapazitäten vorhanden sind. Das Hauptproblem der wirtschaftlichen Situation wird in der Arbeitslosigkeit wegen
nicht ausgelasteter Kapazität gesehen, was wiederum Folge einer zu geringen Nachfrage ist.
Keynesianischer, nachfrageorientierter Ansatz
Das Gleichgewicht Y0 hängt also nur von der Nachfrage Yd ab.
Zu einer Produktionsausdehnung kommt es nur, wenn sich das Niveau der Nachfrage erhöht. (Rechtsverschiebung)
Die Produktionsausdehnung geschieht ohne Preisanhebung, da die Produktion der Nachfrage wegen freier
Kapazitäten problemlos angepasst werden kann.
Das wirtschaftspolitische Problem in diesem keynesianischen Ansatz ist die Unterauslastung der Produktionskapazität und die
Arbeitslosigkeit und nicht die Inflation. Mit andern Worten: In dem keynesianischen Ansatz wird durchweg ein konstantes
Preisniveau unterstellt.
2.1.2. Gleichgewichtseinkommen bei autonomen Investitionen
Wir gehen zunächst von einer geschlossenen Volkswirtschaft aus. In einer solchen Volkswirtschaft besteht die geplante
Nachfrage aus:
Der geplanten Konsumnachfrage
Der geplanten Investitionsnachfrage
Konsumgewohnheiten der Haushalte
Die Haushalte wollen zunächst einmal unabhängig von ihrem Einkommen einen bestimmten Betrag auf jeden Fall für
Konsum ausgeben (autonomer Konsum).
Über diesen Mindestkonsum hinausgehende Konsumausgaben machen die Haushalte von ihrem Einkommen
abhängig. Und zwar wollen sie mit steigendem Einkommen auch mehr für Konsum ausgeben. Allerdings wollen sie
bei steigendem Einkommen die Konsumzunahme unter der Einkommenszunahme halten.
C = C + c ▪ Y, C> 0, 0<c>1.
(1)
In Gleichung (1) ist C der autonome Konsum und Y ist das Einkommen. Die Größe c ist die marginale Konsumquote.
Die marginale Konsumquote liegt zwischen 0 und 1 und gibt den Anteil an, der von einer Einkommenssteigerung für
Konsum verwendet wird.
Was die Investitionsnachfrage angeht so nehmen wir an, dass die Unternehmen eine bestimmte, fest vorgegebene Investition
realisieren. Die Investition ist also eine exogene Größe.
Id = I
(2)
Gemäß den Gleichungen (1) und (2) gilt also, für die geplante gesamtwirtschaftliche Nachfrage:
Yd = Cd + Id
Yd = C + c ▪ Y + I
(3)
Für das geplante gesamtwirtschaftliche Angebot gilt in dem keynesiantischen Ansatz annahmegemäß:
Ys = Y
(4)
Das Gleichgewichtseinkommen ist dort, wo Nachfrage und Angebot übereinstimmen,d.h. wo (3) = (4)
Grafik Seite 41
Zunächst einmal machen wir uns klar, das Preisniveau überhaupt nicht mehr auftaucht, da es keine Rolle mehr spielt. Man lässt
daher das Preisniveau einfach weg, und trägt auf der Ordinate Angebot und Nachfrage und auf der Abszisse die Produktion ab.
Ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot herrscht nur bei dem Einkommen Yd. Dieses Einkommen ist das
Gleichgewichtseinkommen.
Machen wir uns den Anpassungsprozess an das Gleichgewichtseinkommen klar:
Nehmen wir an, das tatsächliche Einkommen ist kleiner als das Gleichgewichtseinkommen. Dann ist das Angebot der
Unternehmen an Konsum und Investitionsgüter kleiner als die Nachfrage. Das heißt nichts anderes, als dass die
Lagerbestände der Unternehmen sinken. Die Unternehmen werden auf diese Situation reagieren, indem sie die
Produktion wegen der guten Absatzlage ausdehnen, d.h. das tatsächliche Einkommen wandert auf der Abszisse nach
rechts.
Aus analogen Gründen sinkt das tatsächliche Einkommen, wenn die Produktion höher ist als das
Gleichgesichtseinkommen.
2.1.3. Der Ausgabenmultiplikator
Wir bestimmen das Gleichgewichtseinkommen aus den beiden Gleichungen (3) und (4). Im Gleichgewicht gilt, dass Nachfrage
und Angebot einander entsprechen:
Yd = Cd + Id
Yd = C + c ▪ Y + I = Y0
Die autonomen Ausgaben werden zu A = C +I zusammengefasst. Dann gilt:
Y0
(5)
Gemäß Gleichung (5) ist das Gleichgewichtseinkommen über den Faktor 1/(1-c) mit den autonomen Ausgaben verknüpft. Der
Faktor 1/(1-c) ist der Multiplikator. Durch diesen Multiplikator verschiebt sich die Nachfragelinie parallel nach oben. Da die
Nachfragelinie flacher als 45° ist, ist die Zunahme des Gleichgewichtseinkommens auf der Abszisse größer als die Zunahme
der Investition auf der Ordinate. Ist die marginale Konsumquote c = 0, ist der Multiplikator = 1, das heißt dass 100% gespart
wird. Die Wirtschaft erlebt ein einmaliges Aufflackern der Produktion, ohne dass es zu einem dauerhaften Wachstumsprozess
kommt. Ist die marginale Konsumquote c=1, strebt der Multiplikator gegen unendlich. Das bedeutet die Wirtschaft gerät in einen
endlosen Aufschwungprozess.
2.1.4. Staatliche Aktivitäten
Der Staat hat die Aufgabe, die Ankurbelung der Produktion und Beschäftigung die autonomen Staatsausgaben in die Höhe zu
fahren. Wir führen also in unsere Volkswirtschaft jetzt den Staat ein. Die ökonomischen Aktivitäten des Staates werden in
Anlehnung an das volkswirtschaftliche Rechnungswesen wie folgt berücksichtigt:
1) Der Staat fragt Waren und Dienstleistungen nach
G=G
Die entspricht im System des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens dem Staatsverbrauch und den
Staatsinvestitionen.
2) Der Staat leistet unentgeltliche Übertragungen an private Haushalte
Z=Z
Dies sind im System des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens die Transferzahlungen an die Haushalte.
3) Der Staat erhebt einkommensabhängige Steuern in Höhe von
T=t▪Y
Dies sind im System des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens die von den Haushalten zu entrichtenden
Einkommenssteuern.
Die Staatsnachfrage nach Gütern und die Übertragungen werden als exogene Größen behandelt. Die Einkommenssteuer T
wird zur Vereinfachung als Proportionalsteuer in unser Modell eingebaut. Die Größe t ist der konstante Steuersatz.
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich aus:
Der Konsumentennachfrage
Der Investitionsnachfrage
Der Staatsnachfrage zusammen
► Konsumnachfrage
● Verfügbares Einkommen der Haushalte:
Yv = Y – T + Z
● Konsumnachfrage
C = C + cZ + c(1-t)Y
► Investitionsnachfrage
Id = I
► Staatsnachfrage
G =G
Für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage unter Berücksichtigung der ökonomischen Aktivitäten des Staates gilt also:
Yd = Cd + I + G
Yd = C + cZ + I + G + c (1-t)Y
Yd = A + c (1-t)Y
Das Symbol A steht für autonome Ausgaben und fast die Elemente mit autonomen Ausgabenkomponenten zusammen.
Für das gesamtwirtschaftliche Angebot gilt wie bisher Ys = Y
Das Gleichgewichtseinkommen ist dort, wo Nachfrage und Angebot übereinstimmen.
Das Gleichgewichtseinkommen geht nicht automatisch mit Vollbeschäftigung einher. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass
der Staat mit seinen Instrumenten dieses Gleichgewicht in Richtung auf Produktionserhöhung und damit Arbeitsplatzschaffung
beeinflussen muss. Es gibt 3 Möglichkeiten der expansiven Finanzpolitik:
1) Nachfrage der Güter erhöhen – Dadurch verschiebt sich die Linie der Nachfragefunktion parallel nach oben
2) Transferzahlungen an die Haushalte erhöhen – Die Nachfragefunktion verschiebt sich parallel nach oben
3) Steuern senken – Nachfragefunktion wird steiler
Staatsausgabenmultiplikator =
Man kann hieraus auch den Steuermultiplikator und den Transfermultiplikator ableiten. Wenn die Staatsausgaben für Güter
erhöht werden und gleichzeitig zur Finanzierung die Steuern erhöht werden (Parallelpolitik) ist der Multiplikator gleich 1. Bisher
wird davon ausgegangen, dass bei einer Variation der Staatsaktivitäten die private Investitionsnachfrage und das Preisniveau
konstant bleibt. Beide Annahmen sind jedoch fragwürdig.
2.2. Gesamtwirtschaftlicher Gütermarkt
Analyse in zwei Richtungen:
Es wird ansatzweise auf das Angebot von Gütern eingegangen
Es werden verschiedene Nachfragekomponenten ausführlich behandelt.
2.2.1. Determinanten des Angebots
Das Angebot an Gütern, die Produktion, entsteht durch den Einsatz von Produktionsfaktoren. Zwei wesentliche
Produktionsfaktoren sind hierbei:
Arbeit
Kapital
Ist Y die Produktion, K der Kapitaleinsatz du N der Arbeitseinsatz, dann kann eine Produktionsfunktion in sehr allgemeiner Form
wie folgt formuliert werden:
mit Pluszeichen über K und N
Diese Pluszeichen bedeuten, dass zwischen K und N als unabhängige Variable und Y als abhängige Variable eine positive
Beziehung besteht.
Durch die Berücksichtigung der Angebotsseite des Gütermarktes mit dem Produktionsfaktor Arbeit kommt der Arbeitsmarkt in
unserer Analyse mit ins Spiel.
2.2.2. Komponenten der Nachfrage
privater Konsum
Investitionen der Unternehmen
Staatsnachfrage
Außenbeitrag
2.2.2.1. Konsumgüternachfrage der privaten Haushalte
C = C +cY, C > 0 und 0<c>1
So dass mit steigendem Einkommen die Ersparnis überproportional zunimmt.
2.2.2.1.1. Postulierte Eigenschaften der keynesianischen Konsumfunktion
Konsum C = Einkommen Y – Ersparnis S
Sparfunktion:
S = -C + (1-c) ▪ Y
Bei einem Einkommen von Null ist die Ersparnis negativ in Höhe des autonomen Konsums. Aus der Konsumfunktion ergibt sich
für die durchschnittliche Konsumquote:
Die Abbildung macht zwei Eigenschaften der keynesianischen Konsumfunktion deutlich:
1. Ist die durchschnittliche Konsumquote größer als die marginale Konsumquote und sinkt mit steigendem Einkommen.
2. Ist die marginale Konsumquote unabhängig von der Höhe des Einkommens konstant.
Keynes nennt dieses Konsumverhalten ein „fundamentales psychologisches Gesetz“. Mit steigendem Einkommen wird eine
Sättigungstendenz bemerkbar
2.2.2.1.2. Kongruenz der postulierten Eigenschaften der keynesianischen Konsumfunktion mit dem tatsächlichen
Konsumverhalten
Die keynesianische Konsumfunktion gilt nur für ausgewählte kurze Zeiträume. Für hinreichend lange Zeiträume ergibt sich
regelmäßig, dass die marginale Konsumquote langfristig höher ist als kurzfristig, und dass die durchschnittliche Konsumquote
langfristig nicht sinkt, sondern recht konstant ist. Die langfristige Konsumfunktion widerspricht der keynesianischen Hypothese.
Kurzfristig hat Keynes recht. Eine Synthese zwischen kurzfristig sinkender durchschnittlicher Konsumquote und langfristig
konstanter durchschnittlicher Konsumquote liefert die permanente Einkommenshypothese. Gemäß dieser sind die langfristigen
Einkommenserwartungen der Haushalte für die Konsumnachfrage entscheidend:
Die Haushalte orientieren sich in erster Linie an der langfristigen erwarteten Einkommensentwicklung, und weniger an
kurzfristigen, vorübergehenden, sogenannten transitorischen Einkommensänderungen.
Transitorische Einkommensänderungen gehen nur schwach in den Konsum ein.
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Die marginale Konsumquote transitorischer Einkommenselemente ist niedriger als die marginale Konsumquote permanenter
Einkommenselemente.
In dieser Abbildung sind Bewegungen auf der Investitionsfunktion streng zu unterscheiden von Verschiebungen der
Investitionsfunktion:
Sinkt der Realzins, dann steigen die Investitionen. Dies ist eine Bewegung auf der Investitionsfunktion
Dagegen bedeutet eine Verbesserung der Ertragserwartungen der Investoren eine Verschiebung der
Investitionsfunktion nach rechts oben. In diesem Beispiel steigen die Investitionen auch bei konstantem Realzins.
Bei Keynes spielt eine solche Veränderung der Ertragserwartung der Investoren eine bedeutende Rolle. Solche Veränderungen
sind generell mit der Folge von Arbeitslosigkeit (pessimistische Ertragserwartung) bzw. Inflation (optimistische
Ertragserwartung). Die Investitionsfunktion kann also in allgemeiner Form wie folgt formuliert werden:
Das Minuszeichen über r bedeutet, das zwischen I als abhängiger Variable und r als abhängige Variable eine negative
Beziehung besteht. Es wird umso mehr, je niedriger der Realzins ist. Die Neoklassik begreift den Investitionsvorgang als einen
Anpassungsprozess an den optimalen, d.h. gewinnmaximalen Kapitalbestand. Der Unternehmen investiert bis zum optimalen
Kapitalbestand. Wichtig ist nur, dass bei steigendem Kapitalbestand die marginale Kapitalproduktivität sinkt. Der Kapitalbestand
ist dort optimal, wo die marginale Kapitalproduktivität gleich dem Realzins ist, d.h. also diesen Realzins nicht mehr übersteigt.
Insgesamt können wir also davon ausgehen, dass die Investitionsnachfrage negativ vom Realzins abhängt. Etwas allgemeiner
ausgedrückt bedeutet das einfach, dass um so mehr investiert wird, je niedriger die Zinsen sind. Denn bei niedrigen Zinsen ist in
einer Geldanlage von einbehaltenen Gewinnen kaum etwas zu verdienen, und bei einer Fremdfinanzierung der Investition fallen
die an die Bank abzuführenden Zinsen im Investitionskalkül kaum ins Gewicht.
2.2.2.2.2. Investition und Nachfrage
Investitionsfunktion gemäß der Akzeleratorhypothese
Die Relation ß ist der Kehrwert der durchschnittlichen Kapitalproduktivität und wird als Akzelerator bezeichnet.
Nachfrageänderungen haben einen beschleunigenden Effekt auf die Investitionstätigkeit. Daher rührt auch die Bezeichnung
Akzelerationsprinzip. Demgegenüber sind in der neoklassischen Sichtweise durchaus Substitutionen zwischen den
Faktoreinsatzmengen möglich. Empirisch lässt sich dies jedoch kaum nachweisen.
2.2.2.2. Güternachfrage des Staates
Sie gilt als exogene Größe, d.h. als eine hinsichtlich ihrer Determinanten nicht näher analysierte Größe.
Die quantitative Bedeutung der Staatsnachfrage liegt um die 20% vom BIP.
2.2.2.3. Güternachfrage des Auslandes
Gilt auch als exogene Größe.
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