Philosophische Grundlagen des Buddhismus und dessen Weg von Indien nach China Gregor Paul, http://paul.dcg.de Vortrag am Düsseldorfer Konfuzius-Institut am 30.05.2011 Buddha und Avalokiteśvara Avalokiteśvara 2 Avalokiteśvara 3 Guanyin Avalokiteśvara 4 Aspekte, Komponenten, Formen und Problematiken des Buddhismus • Geschichte und Systematik: Berufung auf den historischen Buddhismus bei Willkürlichkeit der Lehren • Buddhismus und Staatsmacht • Buddhismus und Staatsökonomie (Besitztum, Unternehmertum, Steuern, Zwangsarbeit, Militärdienst) • Buddhismus und kulturspezifischer Kontext • Philosophischer Buddhismus • Religiöser Buddhismus • Synkretistische Volksreligiosität Buddhistische Philosophie Begriff und Abgrenzung gegen buddhistische Religion Grundprinzipien 1. Uneinschränktes Kausalitätsprinzip und damit Einbezug moralischer Kausalität 2. Uneingeschränktes Gerechtigkeitspostulat Die Vier Edlen Wahrheiten 1. Die Wahrheit vom Leiden: Leben ist Leiden 2. Die Wahrheit von der Entstehung des Leidens: Verblendung und Begierde als Ursachen des Leidens. Das Kausalitätskonzept des Abhängigen Entstehens 3. Die Wahrheit vom Vergehen des Leidens: mit der Beseitigung der Ursachen bleiben die Wirkungen aus 4. Der Achtfache Pfad: die Methode der Beseitigung des Leidens Die drei Merkmale alles Seienden • Zusammengesetzheit, Abhängigkeit, Substanzlosigkeit oder Leere • Vergänglichkeit • Leidhaftigkeit (Paul 1993: 60-83, ins. 66, 73, 78f.) Buddhismus als Mittlere Lehre •Ethische bzw. moralische Mitte: weder Askese noch Hedonismus •Ontologische Mitte: weder Eternalismus noch Annihilismus Philosophische Schulen Schule des Mittleren Weges Schule vom bloßen Bewusstsein Logik und Glauben Das Beispiel Xuanzang (600?-664) Xuanzang, Pascal und Leibniz – Gläubige und Logiker Oder das Vorurteil von einer spezifisch östlichen oder buddhistischen Logik und einer östlichen Weisheit jenseits logischer Gesetze Leben und Indienreise Aralsee Reiseroute 14 15 13 16 11 8 9 10 58 12 17 56 49 19 50 18 20 24 5 57 4 53 51 22 6 55 54 52 48 21 7 3 25 59 1 2 27 60 47 33 29 36 30 31 46 45 32 35 37 41 38 39 61 62 40 42 63 43 44 Standbild bei Lanzhou (ähnlich einem bei Turfan) Ashoka-Tempel – Ayuwang si bei Ningbo Ayuwang si – Xuanzang mit Gefährten Ayuwang si – Xuanzang mit Gefährten Ayuwang si – Xuanzang mit Pferd Ayuwang si – Xuanzang mit Pferd Yinglin si [Tempel der Seelenzuflucht]: Xuanzang-Relief vor den Tempelhöhlen Comics Abbildung aus den Monkey Series, einer für englischsprachige Kinder bestimmten Reihe, die bei der Foreign Language Press in Beijing erschienen ist. The Tang Priest hurried to recite the spell. Su Wukong's head began to ache terribly again. He dropped his cudgel and fell to the ground shouting, „Master, stop saying the spell! I promise to protect you on the way to the West to get the true scriptures.“ The Tang Priest stopped and asked, „Will you obey me now?“ „Yes,“ said Monkey. From then on he faithfully escorted Xuanzang to the West. Shinyakushi-ji-Pavillion in Nara Tempel des JadeBuddhas in Shanghai [1] Tempel des JadeBuddhas in Shanghai [2] Yinglin si in Hangzhou: Herz-Sutra [1] Yinglin si: Herz-Sutra [2]: Text Guanyin-Skulpturen auf dem Tiantai shan Yinglin si: Maitreya-Relief Gelehrter, Übersetzer, Logiker Lehre vom blossen Bewusstsein weishi zong Yinglin si: Herz-Sutra [3] Form ist Leere/ Leere ist Form Der berühmte Syllogismus Behauptung: Vom Standpunkt absoluter Wahrheit [*paramārthataḥ] aus betrachtet, sind Farbe und Form [*rūpa, d.h. das Sichtbare oder Gegenstände des Gesichtssinns], die unter den Menschen wohlbekannt sind [*lokaprasiddha], nicht vom Sehbewusstsein getrennt. Grund: Weil sie in ersten drei [dhātus] die [auch von uns] anerkannt werden, aber nicht im Sehbewusstsein enthalten sind. Beispiel: Wie das Sehbewusstsein selbst. Tertium non datur you fei yi yi wei shi gong zhi you yi yi wu 又非一異 違世共知 有一異物 „Dass etwas weder identisch noch verschieden [von anderem] ist, widerspricht der in der Welt allgemeinen Erkenntnis, dass die Dinge entweder identisch [mit] oder verschieden [von anderen] sind.“ [Cheng weishi lun, nach Übers. Wei Tat 1973: 44f.] Ein Argument im Cheng weishi lun Es gibt [...] drei weitere Theorien über das Selbst: das Selbst ist identisch mit den Aggregaten; es ist [von ihnen] verschieden; es ist weder identisch mit ihnen noch verschieden von ihnen. Was die erste Theorie angeht, so ist sie unvernünftig [...], da ein Selbst, das den Aggregaten gleich wäre, nicht ewig sein könnte. Literatur • Ch’en, Kenneth, Buddhism in China, Princeton University Press 1972. • Ch’en, Kenneth, The Chinese Transformation of Buddhism, Princeton University Press o.J. • Paul, Gregor (Hg.), Großes Lexikon des Buddhismus: Zeittafeln und Karten: Indien, China, Japan […], München: Iudicium 2009. • Paul, Gregor, Philosophie in Japan, München: Iudicium 1993. • Tsukamoto Zenryuu, A History of Early Chinese Buddhism, 2 vols., trans. Leon Hurvitz, Tokyo: Kodansha 1985. • Zürcher, Eric, The Buddhist Conquest of China, Leiden: Brill 1959.