Reinhard G. Lehmann Norbert Jacoby Glossar grammatischer und linguistischer Grundbegriffe für den Hebräisch- und Griechischunterricht Nur zur Verwendung in den Lehrveranstaltungen der Evangelisch-Theologischen Fakultät des FB 01 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Jede Form der Weitergabe und Vervielfältigung ist untersagt! Adjektiv Wortart, die syntaktisch zum → Nomen / Substantiv gehört (das große Haus). Hebräische Adjektive haben oft eine unklare Grenze zum Substantiv, mit dem sie annähernd die gleichen Flexionsformen teilen. Es erscheint in der Regel bezüglich Genus, Numerus (im Hebräischen auch Determination, im Griechischen, Lateinischen und Deutschen auch Kasus) mit dem Bezugsnomen kongruent. Adverbial (< ad verbum – ‚beim Verb‘) Funktion in Beziehung zum Verb zur Charakterisierung hinsichtlich Zeit, Ort, Art und Weise etc. – wird im Hebräischen häufig durch (erstarrte) Modalverben abgedeckt. Akkusativ Kasusform zur Markierung des direkten Objekts eines transitiven Verbs (sie besucht den Propheten). Aspekt Kategorie der zeitlichen Struktur (Imperfektiv ↔ Perfektiv) oder anderer inhaltlicher Merkmale, i.d. Regel des Verbs. Attribut (< attribuere < ad-tribuere – ‚hinzufügen‘) Unselbständige nähere Bestimmung eines nominalen Satzteils durch Adjektiv, Genetiv, Adverb / Adverbiale (das Haus da drüben ist groß). Im Griechischen zwischen Artikel und Substantiv oder mit wiederholtem Artikel, im Hebräischen nach dem Nomen. Deixis (< deivknumi – ‚zeigen‘) Wörter und Ausdrücke, die nur durch Bezug auf die Sprechsituation, in der sie geäußert werden, Bedeutung haben, insbes. Demonstrativpronomina. Dental ‚Zahnlaut‘ (< dens – ‚Zahn‘), Konsonant, der mit Hilfe der Zähne geformt wird (z.B. /d/, /t/, /th/) – im Hebräischen durch die Buchstaben t, f, d und z.T. auch z repräsentiert, im Griechischen durch t, d, und q. Determination Näherbestimmung eines Nomens durch ein Determinans, in der Regel der Artikel, aber auch durch andere Morpheme oder Bindungen. Diathese (genus verbi) Aktiv, Passiv, Reflexiv (im Griechischen auch Medium). faktitiv (< facere – ‚machen, bewirken‘) Sogenannter 'Tiefenkasus' oder Aktionsart eines Verbs, das die Befindlichkeit eines Objekts oder einen Zustand bewirkt. Finalsatz (finis – ‚Ziel, Zweck’) Nebensatztyp, durch den Zweck, Ziel oder Absicht des im übergeordneten Satz (Matrixsatz) Bezeichneten ausgedrückt wird. finites Verb (verbum finitum < finire – ‚begrenzen‘) Verbform, die nach 1., 2. oder 3. Person definiert ist. Ferner weisen finite Verbformen weitere Spezifizierungen auf: im Griechischen und Lateinischen Numerus, Diathese, Modus und Tempus, im Hebräischen Genus (außer in der 1. Person), Numerus und Modus/Aktionsart (Tempus). Genitiv (auch Genetiv) Kasusform zur Markierung von Abhängigkeitsund Zugehörigkeitsbeziehungen, Zuordnung zu einer Gattung oder allgemeine Herstellung einer Relation (das Haus des Propheten). Die Funktion wird im Hebräischen durch Constructusannexion oder Umschreibungen abgedeckt. Guttural (< guttur – ‚Gurgel, Kehle‘) ‚Kehllaut‘. Alte Sammelbezeichnung, im Hebräischen zusammenfassend für die Pharyngale a und h und die Laryngale [ und j. Im Griechischen unpräzise, aber traditionelle Bezeichnung der zusammenfallenden Velare und Palatale, d.h. k, g, c. Hypotaxe Subordination (Unterordnung) syntaktisch verschiedenwertiger Ausdrücke oder Sätze (Satzverknüpfung). Indikativ ‚neutrale‘ Aussageform eines Verbs als Modus zur Bezeichnung eines realen oder real gedachten Sachverhalts mit vollständigem Paradigma. Intransitiv sind Verben, die in der Regel kein Akkusativobjekt haben können. Kausalsatz (< causa – ‚Grund‘), Begründungssatz. Durch eine kausale (begründende) Konjunktion eingeleiteter untergeordneter Satz, entweder erfragbar (Antwort im Kausalsatz: weil …) oder nicht erfragbar (Antwort: da …). kausativ Aspekt bzw. Aktionsart eines Verbs, die das Bewirken oder Veranlassen einer Handlung ausdrückt, z.B. trinken => tränken. Konditionalsatz (auch Kondizionalsatz, Bedingungssatz) Ein die Bedingung für die Existenz oder Gültigkeit benennender untergeordneter Satz, im Deutschen durch wenn, falls, sofern eingeleitet. Konjunktion Unflektierbare Wortart, die dazu dient, Verbindungen (Bei- und Unterordnungen) zwischen Wörtern oder Sätzen herzustellen und diese Verbindung semantisch zu spezifizieren. Konsekutivsatz (Folgesatz) Untergeordneter Satz, der eine Folge oder Wirkung des übergeordneten Satzes ausdrückt, erfragbar durch mit welcher Folge?, im Deutschen mit so dass und ohne dass eingeleitet. Konzessivsatz (< con-cedere – ‚weichen, zugeben‘) Untergeordneter Satz, der eine ‚Einräumung‘ (Konzession) angibt, im Deutschen durch obgleich, obschon, obwohl, wenn auch eingeleitet. Labial ‚Lippenlaut‘, Konsonant, der mit den Lippen gebildet wird (z.B. /b/, /p/, /m/, /f/, /v/) – im Hebräischen durch die Buchstaben π, m, w, b repräsentiert. Im Griechischen oft auf labiale Verschlusslaute (ohne m) beschränkt, d. h. p, b, f. Modus, Modalität (modal) Kategorie des Verbs, welche die subjektive Stellung des Sprechers zu dem durch die Aussage bezeichneten Sachverhalt ausdrückt, z.B. Indikativ (neutral), Konjunktiv, Optativ, Imperativ (Direktiv), etc. Nomen zusammenfassend für → Substantiv und → Adjektiv. Nominativ (< nominare – ‚nennen‘) Kasusform zur Bezeichnung des Subjekts oder Prädikatsnomens / Prädikativums eines transitiven oder intransitiven Verbs (sie besucht den Propheten). Numerus Singular, Plural, Dual. Objekt Bezeichnung des von einem Verb ‚Betroffenen‘ (sogenanntes actum): … den Propheten. Kann im Akkusativ (= direktes Objekt), Dativ oder (selten) Genetiv stehen. Objektsatz (Komplementsatz) Nebensatz, der als Objekt fungiert, oft mit dass eingeleitet (Ich freue mich, dass du kommst), z. B. nach Verben des Sagens im Deutschen aber auch uneingeleitet (sie behauptet, sie sei krank). Paradigma (p a r a v d e i g m a = ‚Beispiel‘) Vollständiges Muster eines einheitlichen Flexionstyps, der an einem Beispielwort (oft auch fiktiv) durchgespielt werden kann. Parataxe Koordination (Beiordnung) syntaktisch gleichwertiger Ausdrücke oder Sätze. Passiv (< pati – ‚eine Erfahrung machen’) Meist die Umkehrung der Subjekt-Objekt-Struktur. Dadurch wird das ursprüngliche Objekt zum Subjekt (aktiv: sie besucht den Propheten, passiv: der Prophet wird von ihr besucht) Prädikat Der Teil eines (Aussage-) Satzes, der über einen Gegenstand (Subjekt) eine bestimmte Tätigkeit bzw. Eigenschaft aussagt bzw. nicht aussagt (sie besucht [nicht] …; der Prophet ist [nicht] weise). Häufig verkürzt nur auf das Verb eines Satzes bezogen und dann für den hebräischen Nominalsatz mißverständliche bzw. irreführende Kategorie. Prädikativ Funktion der artikellosen nicht-verbalen Näherbestimmung eines Nomens (der Prophet ist groß) im Gegensatz zum Attribut, kann im Hebräischen unter Verzicht auf die verbale Kopula ist auch im Nominalsatz verwendet werden. reflexiv verbale Aktionsart, die Referenzidentität von Subjekt und Objekt hat, entweder obligatorisch (er strengt sich an) oder optional / fakultativ (er zieht sich aus / sie ruht [sich] aus), Hebräisch durch Hitpa‘‘el oder Nif‘al, Griechisch durch Medium oder Aktiv mit Reflexivum vertreten. Relativsatz Durch ein Relativpronomen eingeleiteter Nebensatz, der als Attribut zu einem Bezugswort (der Prophet, der weise ist; die Frau, die gesagt hat), als Subjekt (wer das macht, ist klug) oder Objekt (ich sehe, was du tust) fungiert. resultativ Aspekt bzw. Aktionsart eines Verbs, das nicht-durativ ist, also zu einem Abschluß führt (telisch): brechen – zerbrechen, brennen – verbrennen Sibilant (< sibilare ‚zischen, pfeifen‘), Zischlaut. Sonderfall der Frikative, z.B. /s/, /z/, /¸s/, im Hebräischen durch die Buchstaben v, c, x, s, z repräsentiert, griechisch nur s. Spirantisierung, Spirierung: Übergang eines Plosivlautes wie z.B. /k/, /t/ zu einem Frikativlaut /kh/, /th/ (Frikativierung), betrifft im Hebräischen t, p, k, d, g, b. Subjekt Handlungsträger eines Verbs (Agens): sie besucht... Substantiv Wortart, die meist Gegenstände und Sachverhalte repräsentiert und nach Genus, Numerus und (nicht Hebr.) Kasus dekliniert wird. Syntax (< sun-tav s sw – ‚zusammenordnen‘ im Sinne von ‚Wörter korrekt zusammenordnen‘) Regelsystem zur Beschreibung der Entstehung korrekter Sätze. Temporalsatz Untergeordneter Satz, der zur Zeitbestimmung dient und durch temporale Konjunktionen / Subjunktionen eingeleitet werden kann (während, solange, nachdem, bevor, seit etc.). transitiv Verben, die ein Akkusativobjekt haben können (oder müssen) und demnach auch fähig sind, ein Passiv zu bilden. Umstandssatz (Adverbialsatz) Untergeordneter Satz, der als → Adverbial zu einem Verb bzw. einem Satz fungiert, im Hebräischen speziell der nachgestellte Nominalsatz (als % alsatz) zur Angabe von Hintergrundinformationen (sie betrat das Haus des Propheten, der übrigens weise war). Zeichen ‹ …› spitze Klammern: orthographische Wiedergabe (Transliteration z.B. des Hebräischen in lateinische Buchstaben) eines Worts im Kontrast zur phonologischen Transkription. / …/ Schrägstriche: phonologische Transkription zur Bezeichnung der Aussprache im Kontrast zur orthographischen Wiedergabe. * Asteriskus zur Bezeichnung von sprachwissenschaftlich rekonstruierten, nicht belegten Formen, wird auch zur Bezeichnung ungrammatischer Formen verwendet. > … wird zu … < … entsteht aus … => … wird transformiert zu …