Für die Modellierung werden folgende Annahmen getroffen. • Export

Werbung
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
Literatur
SS 2008
Jarchow, H.-J. und P. Rühmann (2000), Monetäre Außenwirtschaft I.
Monetäre Außenwirtschaftstheorie, 5., Aufl., Göttingen, S. 33-38; 7177.
r
IS0
r0
MP
Krugman, P.R. und M. Obstfeld (2003), International Economics, 6.
Aufl., S. 388-429.
2. Außenbeitrag bei konstantem
Wechselkurs
P0
+
Px
–
Z
Pm
r'↓
Y
Y
1
• Für die Modellierung werden folgende Annahmen
getroffen.
2
• Angebot und Nachfrage in den USA hängen
unmittelbar vom Dollar-Preis (pa) ab. Hier erfolgt
eine Umrechnung.
• Export- und Importgüter werden unter den
Bedingungen vollständiger Konkurrenz angeboten
und nachgefragt.
• Unterschiedliche Preise bleiben bestehen, wenn
Handel blockiert ist.
• Transportkosten, Zölle und andere
„Translokationskosten“ werden vernachlässigt.
• Sobald die Grenzen geöffnet werden, müssen die
Preisdifferenzen bei Vernachlässigung der
Translokationskosten verschwinden (law of one
price).
• „Rest der Welt" wird zusammengefasst und als
ein Land (Ausland) aufgefasst.
• Es liegt ein homogenes Gut vor.
• Zur Darstellung eines Exportmarktes ist
erforderlich, dass Deutschland ein
Niedrigpreisland ist und die USA ein
Hochpreisland.
• Die Notation wird in einer einheitlichen Währung
vorgenommen.
3
4
Angebot und Nachfrage auf dem Exportmarkt
Deutschland
• Eine Darstellung des Importmarktes erfordert
demgegenüber, dass Deutschland ein
Hochpreisland ist und die USA ein
Niedrigpreisland.
Preis in €
Preis in €
Preis in €
USA
D
S
D
S
• Aggregation über alle Export- bzw. Importgüter
liefert damit eine Gesamtdarstellung.
P
px
• Die Darstellung ist analog zu der eines einzelnen
Gutes.
xd
xs
Menge
(a)
(b)
Menge
Menge
(c)
5
Angebot und Nachfrage auf dem Importmarkt
^p
S
• Preisverändernde (exogene) Vorgänge können
z.B. aus einer erhöhten Zahlungsbereitschaft
bzw. einer Nachfrageerhöhung im Inland oder
Ausland resultieren.
Preis in €
D
Preiseffekte
USA
Preis in €
Preis in €
Deutschland
md
D
• Dies bewirkt eine Rechtsverschiebung der
Nachfragekurve im Drei-Quadranten-System.
S
P
pm
ms
p
(a)
Menge
(b)
Menge
(c)
6
Menge
7
• Exportgut: Die auf den Weltmarkt
ausweichenden Angebotsüberschüsse werden
reduziert und es ergibt sich demzufolge eine
Linksverschiebung der Exportangebotskurve xs.
8
Zunahme der Nachfrage auf dem Inlandsmarkt für
ein Exportprodukt
Deutschland
• Der Exportgüterpreis steigt und die
Exportgütermenge sinkt.
Preis in €
Preis in €
Preis in €
USA
• Die Entwicklung des Exportwertes lässt sich
nicht eindeutig vorhersagen.
D
• Der Exportwert sinkt wenn x0px0>x1px1 Ù x0px0x1px0>x1px1-x1px0 Ù -Δx px0>x1Δpx1.
S
D
S
P1
px1
px0
P0
• Bei infinitesimal kleinen Änderungen folgt:
-dx p>xdp Ù -dx/dp . p/x>1. Allgemein sinkt
der Exportwert, falls |ηx| >1.
xd
xs
p
• Demgegenüber steigt der Exportwert falls
|ηx|<1.
Menge
x1
x0
Menge
Menge
9
10
Zunahme der Nachfrage auf dem Inlandsmarkt für
ein Importprodukt
• Bei einem Importgut ergibt sich eine analoge
Darstellung.
md
D
^p
D
pm1
pm0
• Der Importgüterpreis und Importgütermenge steigen
und damit auch der Importwert.
P0
S
P1
ms
p
Menge
11
Preis in €
S
USA
Preis in €
• Die auf den Weltmarkt ausweichenden
Nachfrageüberschüsse werden größer und es folgt
eine Rechtsverschiebung der Importnachfragekurve
md.
Preis in €
Deutschland
m0 m1
Menge
Menge
12
• Eine erhöhte Zahlungsbereitschaft im Inland lässt
somit den Außenbeitrag sinken, außer wenn die
Nachfrage nach dem Exportgut unelastisch reagiert
(|ηx|<1) und die sich dann einstellende Erhöhung
des Exportwerts größer ausfällt als die gleichzeitige
Erhöhung des Importwerts.
• Eine analoge Darstellung ergibt sich bei einer
erhöhten Zahlungsbereitschaft bzw.
Nachfrageerhöhung auf dem Auslandsmarkt.
• Es verschiebt sich entweder die
Exportnachfragekurve xd nach rechts oder die
Importangebotskurve ms nach links.
13
14
Preis in €
Preis in €
Preis in €
Zunahme der Nachfrage auf dem Auslandsmarkt
Deutschland
USA
S
D
S
px1
px0
xs
p
Preis in €
Preis in €
^p
pm0
pm1
x1
xd
D
Menge
Menge
Preis in €
x0
Menge
S
P0
P1
md
ms
P1
D
• Eine erhöhte Zahlungsbereitschaft im Ausland
lässt somit den Außenbeitrag (des Inlands)
steigen, außer wenn die Importnachfrage nach
dem Auslandsgut unelastisch reagiert (|ηm|<1)
und die sich dann einstellende Erhöhung des
Importwerts größer ausfällt als die gleichzeitige
Erhöhung des Exportwerts.
S
P0
D
p
Menge
m1 m0
Menge
15
Menge
16
• Insgesamt folgt aus diesen Überlegungen ein
Einfluss des (nachgefragten) Inlandsprodukts auf den
Außenbeitrag.
• Für Importe ergibt sich eine positive Abhängigkeit
vom Inlandsprodukt, da eine Ausweitung des privaten
Konsums, des Staatskonsums oder der Investitionen
auch immer anteilig mit einer Erhöhung der Importe
einhergeht.
• Analog ergibt sich für die Exporte eine positive
Abhängigkeit vom ausländischen realen
Inlandsprodukt.
• Damit gilt insgesamt:
A=A(Y,Ya)
−+
• Die marginale
Importquote indiziert den
Anstieg der Importe bei
einem Anstieg des
Inlandsprodukt. Für diese
lassen sich nebenstehende
empirische Resultate
erzielen.
Land
Marg.
Importq.
Deutschland
0,348
Frankreich
0,225
Niederlande
0,558
Belgien
0,757
Italien
0,236
Großbrit.
0,271
USA
0,137
Japan
0,101
17
Direkter internationaler Preiszusammenhang
• Ausgangspunkt: Eine erhöhte Zahlungsbereitschaft
im Ausland führt dort zu Inflation.
• Dies führt zu einer Erhöhung der Exportgüter- und
Importgüterpreise.
• Dies bewirkt Inflation im Inland.
• Preisauftriebstendenzen im Ausland werden auf das
allgemeine Preisniveau des Inlands übertragen.
• Dieser direkte internationale Preiszusammenhang
besteht unabhängig davon, ob der Außenbeitrag als
Folge der Preisauftriebstendenzen im Ausland
zunimmt (wie im Normalfall) oder abnimmt.
19
18
• Der Preiszusammenhang kann sich auch auf
nationale Güter auswirken.
• Internationale Güter (traded goods): im In- und
Ausland abgesetzte Exportgüter; importierte Güter;
unmittelbar mit importierten Gütern konkurrierende
Produkte des Inlands
• Nationale Gütern (nontraded goods): nur im Inland
produziert und abgesetzt; stehen nicht in einer
unmittelbaren Konkurrenzbeziehung zu importierten
und exportierten Gütern. Bsp. Dienstleistungen und
Erzeugnisse des Baugewerbes
20
• In der traditionellen Makroökonomik existiert ein
„indirekter“ internationaler Preiszusammenhang:
• Exportierte Güter werden auch im Inland als
Endprodukte abgesetzt. Es resultiert Inflation.
• Ein erhöhtes Preisniveau im Ausland lässt bei
Normalreaktion den Außenbeitrag des Inlands
steigen.
• Bei importierten Gütern und unmittelbar
konkurrierenden Produkte des Inlands resultiert
ebenfalls unmittelbar Inflation.
• Sofern Importgüter als Vorprodukte (z.B.
importierte Rohstoffe) Verwendung finden, ergibt
sich eine Kostensteigerung und Inflation, sogar bei
den nationalen Gütern.
• Eine Produktionserhöhung bei Exportgütern kann
ebenfalls einen kosteninduzierten Preisanstieg
induzieren – auch bei nationalen Gütern.
• Hierdurch erhöht sich die inländische Nachfrage,
wodurch ein inflatorischer Druck auf die Preise
erzeugt wird.
• Bei einer anomalen Reaktion des Außenbeitrags
würde hingegen die inländische Nachfrage sinken
und kein inflatorischer Druck erzeugt.
• Für den makroökonomischen Preiszusammenhang ist
daher eine Normalreaktion erforderlich.
21
22
Die Kaufkraftparität in ihrer absoluten Form
• Der direkte internationale Preiszusammenhang
besteht unabhängig von derartigen Saldeneffekten.
• Es ist denkbar, dass sich auch bei anomaler Reaktion
des Außenbeitrags ein „Inflationsimport“ ergibt.
• Die Lebenshaltungskosten setzen sich zusammen aus
den Kosten für heimische Produkte und den Kosten
für importierte Produkte, gemäß ihrem jeweiligen
Anteil. Es gilt:
px=(1-β)p+βpm.
• Je höher der Importanteil, β, desto stärker schlagen
steigende Importpreise auf die Inflationsrate durch.
23
• Das Gesetz des Einheitspreises führt unmittelbar zur
Kaufkraftparität (KKP).
• Zwischen zwei Ländern ist diese erfüllt, wenn in
beiden Ländern für einen bestimmten, in die
jeweilige Landeswährung umgerechneten
Geldbetrag die gleiche Gütermenge erworben
werden kann.
• In- und ausländisches Preisniveau sind dann über
den Wechselkurs fest miteinander verknüpft sein.
24
• Beträgt etwa der Wechselkurs 1,50 $/€, dann muss
gemäß der Kaufkraftparität in der absoluten Form
das US-amerikanische Preisniveau (in
Landeswährung gerechnet) genau um 50 Prozent
über dem des Euro-Raumes liegen.
• In Preisnotierung gilt dann w=0,66 €/$ und das
(nominale) Preisniveau im Euro-Raum beträgt nur
66 Prozent des US-amerikanischen.
• Allgemein muss also gelten:
p=paw
• Anderenfalls werden Arbitragegeschäfte ausgelöst,
welche eine Anpassung bewirken.
• Die Tendenz zum Ausgleich der Preise bewirkt ein
Gesetz des einheitlichen Preises (law of one price).
• Abweichungen vom law of one price sind dort zu
erwarten, wo Transportkosten und
Handelsbeschränkungen auftreten, oder mit nichthomogenen Gütern gehandelt wird (z. B.
Maschinen) besteht.
• Da heterogene Güter gegeneinander nur
unvollkommen substituierbar sind, besteht keine
ökonomische Notwendigkeit zu übereinstimmenden
Preisen.
25
26
• Ferner wird das Gesetz des einheitlichen Preises
durchbrochen durch die Existenz von Waren und
insbesondere Dienstleistungen, die nur national
gehandelt werden (nationale Güter).
• Länder mit geringem Kapitalstock, Humankapital
oder technischem Fortschritt können international
nur konkurrenzfähig sein, wenn die Arbeitskosten
niedrig sind. Im anderen Fall wäre bei handelbaren
Gütern die Kaufkraftparität verletzt.
• Dies wird die Löhne auch im Sektor der
nichthandelbaren Gütern drücken (aufgrund von
Arbeitsmobilität zwischen Sektoren,
Gewerkschaftsmacht oder Fairness).
• Der vom Economist
erstellte Big Mac-Index
ermittelt mit dem law of
one price einen
Wechselkurs, bei dem ein
Big Mac in allen Ländern
gleich viel kostet. Dies
unterstellt, dass der Preis
eines Big Mac
repräsentativ für alle Preise
einer Volkswirtschaft ist.
27
28
• Der Nachteil im Sektor der handelbaren Güter
(geringer Kapitalstock, Humankapital oder
schwacher technischer Fortschritt) wird im Sektor
der nichthandelbaren Güter typischerweise weniger
ausgeprägt sein. Dies kann damit begründet werden,
dass dort weniger kapital- oder technologieintensiv
gearbeitet wird.
• Daher sind diese nicht-handelbaren Güter günstiger
als in anderen Ländern.
• Insgesamt ist daher der BIP-Deflator in Ländern mit
geringer Produktivität bei den handelbaren Gütern
niedriger.
• Dies zeigt sich auch empirisch.
29
• Dieser Effekt wird Samuelson-Balassa-Effekt
genannt.
• Im Falle von Produktivitätssteigerungen bei
handelbaren Gütern steigen die Löhne auch im Sektor
der nationalen Gütern.
• Dies bewirkt eine erhöhte Inflation, ohne dass
hierdurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit
geschwächt wird.
• Diese Überlegungen sprechen gegen die Gültigkeit
der Kaufkraftparität in der absoluten Form.
31
BIP-Deflator im Jahre 2000 in ausgewählten Ländern
Western Hemisphere
Australia
74.6
Canada
79.3
France
90.7
Germany
95.0
Norway
112.4
Portugal
62.1
Spain
73.8
Switzerland
118.1
United Kingdom
98.5
United States
100.0
Middle East
Israel
Pakistan
Syrian Arab Republic
Turkey
92.5
19.9
114.3
40.3
Africa
Gabon
Mozambique
South Africa
Tanzania
51.5
19.3
36.7
54.6
Asia
Bangladesh
China,P.R.: Mainland
Japan
Nepal
Singapore
Thailand
19.6
23.1
144.8
14.8
80.1
29.6
Eastern Europe
Belarus
Czech Republic
Hungary
Latvia
Poland
Russia
11.6
33.3
41.8
36.3
42.2
17.3
Latin America
Argentina
Brazil
Colombia
Costa Rica
Ecuador
Mexico
65.6
45.1
33.1
70.9
28.9
60.8
Quelle: Penn World Table Version 6.1
http://pwt.econ.upenn.edu/php_site/pwt61_form.php
30
• Den Bedenken gegen die absolute Form der
Kaufkraftparität trägt die abgeschwächte,
komparative Formulierung teilweise Rechnung:
p=γpaw
• Falls γ≠1 weicht das heimische Preisniveau von der
Kaufkraftparität in der absoluten Form ab.
• Bei der komparativen Form wird unterstellt, dass
sich γ im Zeitablauf nicht verändert.
• Damit bleibt auch der reale Wechselkurs (wpa/p) im
Zeitablauf konstant.
• Insbesondere bei festen Wechselkursen liefert die
komparative Kaufkraftparität (KKP) brauchbare
Prognosen.
• Dies veranschaulicht das folgende Schaubild:
32
• Entgegen der bisherigen Modellierung können
Preise für Produkte des Exports von den denjenigen
des Inlands abweichen, selbst für identische
Produkte.
• Dies wird auch als pricing to market (PTM)
bezeichnet.
• Dies ist insbesondere mit Preisdifferenzierung zu
erklären.
• So wird ein Exporteur seine Produkte dort am
teuersten anbieten, wo die Zahlungsbereitschaft am
höchsten ist und nur eine geringe
Nachfrageelastizität vorliegt.
Schaubild: Großhandelspreise Deutschlands (D), Großbritanniens (GB) und
der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) 1880-1913 (1913=100).
33
34
• Beim Export eines heterogenen Produkts in große
Länder mit einer stabilen Währung wie die USA
oder die Euro-Zone ist insbesondere mit PTM zu
rechnen. Viele lokale Wettbewerber kalkulieren in
der heimischen Währung. Daher werden auch
ausländische Anbieter die Preise in lokaler Währung
fakturieren und nur im Ausmaß der lokalen
Marktentwicklung schwanken lassen.
• Beim Export in kleine Länder oder solche mit hohen
Inflationsraten haben lokale Preise wenig Einfluss,
da kaum lokale Wettbewerber auftreten. Internationale Vergleichspreise dienen zur Berechnung des
adäquaten Preisniveaus und Verträge werden
oftmals in ausländischer Währung fakturiert.
• Die geringsten Preise resultieren bei starkem
Wettbewerb und einer geringen Zahlungsfähigkeit.
• Folge des PTM ist, dass im Extremfall ein
Preisanstieg im Ausland sich nicht auf das Inland
überträgt.
• Ausländische Exporteure beurteilen den
Importmarkt nach dessen eigenen Charakteristika
und haben keinen Anlass zu Preisanpassungen im
Falle eines heimischen Anstiegs des Preisniveaus.
• Inländische Exporteure erhöhen ihre Gewinne im
Ausland, bedienen den Inlandsmarkt aber ebenso
wie vorher.
35
36
• So schätzt Warmedinger, T. (2004), „Import Prices
and Pricing-to-Market Effects in the Euro Area”,
ECB working paper series 299, den Einfluss des
lokalen Preisniveaus auf Importpreise.
• Während mit Daten von 1980-1992 für Deutschland
ein Wert von 0,44 geschätzt wird, ist dieser für
Frankreich, Italien und Spanien niedriger, in den
Niederlanden sogar Null.
• Für die Euro-Zone wird ein Wert von 0,55 ermittelt.
• Dies bestätigt Größe und Währungsstabilität als
Einflussgrößen des PTM.
37
Herunterladen