Vielbejubelte Uraufführung im Dom zu Brixen Peter Jan Marthé KLANGDOM DER HEILIGEN HILDEGARD Oratorium Der Klang der Ewigkeit beschreiben, was nicht zu beschreiben ist Sehr geehrter Herr Komponist, es war zweifellos ein als absurd zu bezeichnender Zufall, der mein Interesse an der Uraufführung Ihres Oratoriums „Klangdom der heiligen Hildegard“ entfachen half und mich veranlasste, eine Distanz von mehr als tausend Kilometer zurückzulegen, um im Dom zu Brixen in Südtirol mit etwas Erstaunlichem konfrontiert zu werden. Ich zähle zu jenen freien Journalisten, die ihr Geld damit verdienen, singuläre kulturelle Ereignisse aufzuspüren – wo auch immer diese stattfinden mögen. Ich betone: singuläre und damit zukunftsweisende, kulturelle Ereignisse, die sich wohltuend vom gewohnten Hochglanz-Einheitsbrei des zeitgenössischen Kulturbetriebs abheben. Ich lebe also davon, derartige „vielversprechende“ Ereignisse aufzuspüren und sie sodann prominenten internationalen Medien zur Publikation anzubieten. Bedauerlicherweise hatte ich in Ihrem Fall die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn nach Verklingen des letzten Akkords sah ich mich außerstande, eine herkömmliche „Rezension“ zu etwas zu verfassen, was nicht in Worte zu fassen ist. Was sich absolut jeder Beurteilung und Bewertung entzieht; was sich in keine der gängigen musikalischen Kategorien einordnen lässt und auch keinerlei Vergleiche mit irgendetwas anderem zulässt. Ihr „Klangdom der heiligen Hildegard“ ist zweifellos ein musikalisches Novum von elementarer Wucht sowie von extremer emotionaler Abgründigkeit. Erschreckend, doch zugleich schmerzhaft tief berührend. Aber jeder Versuch einer Beschreibung für nicht dabei Gewesene wäre lächerlich wenn nicht peinlich. So etwas kann nur persönlich erlebt, durchlebt werden. Entweder du bist drinnen oder du musst draußen bleiben. Und so musste ich aus Brixen unverrichteter Dinge wieder abreisen. Außer Spesen nichts gewesen? Beruflich ja. Bedauerlicherweise. Und dennoch. Ihre leider nicht merkantil verwertbaren Klangwelten schwingen in mir unaufhörlich weiter. Und es tut verdammt gut. Immer noch. (Statement zur Uraufführung anstelle einer „Rezension“ an den Komponisten) Keine Frage, es war für mich als Veranstalter schon vorab eine ziemliche Herausforderung. Ist so etwas überhaupt irgendjemandem zumutbar? Da kommt ein Komponist und beabsichtigt, das Publikum mit endlos lang ausgehaltenen Tönen zu „beglücken“. Und dann auch noch der angekündigte, ganze zehn Minuten ausgehaltene Schlussakkord, der den Dom zum Beben bringen sollte. Und irgendwann ist man im Lauf dieser Veranstaltung vor der Entscheidung gestanden. Entweder es reicht jetzt und du gehst unverzüglich hinaus oder du lässt dich auf etwas ein, was du zuvor noch nie gemacht hast: du lässt dich voll auf dieses „Klangspiel“ ein. Und dann hat plötzlich jedes Zeitgefühl aufgehört zu existieren. Das war für mich schon eine große Überraschung und ein bleibendes Erlebnis. Dr. Josef Lanz, Künstlerischer Leiter der Brixner Initiative „Musik und Kirche“ In der intensiven Beschäftigung mit dem „Jenseits“ der Nahtoderfahrungen bin ich unvermeidlich auf das Thema „Himmlische Musik“ oder „Klang“ gestoßen. Die zentrale Aussage Ihres Oratoriums, Gott habe die Schöpfung ins Dasein gesungen, deckt sich mit den dort vorgefundenen Aussagen, das „OM“ oder auch das „Amen“, zwei universelle Symbole für den „Urklang“, seien der wahre Name Gottes. Auch in meiner eigenen Forschungsarbeit zum Thema „Sterben“ und Nahtoderfahrung“ bin ich immer wieder dem Phänomen „Ton“, „Klang“, „unbeschreibliche Musik“ begegnet. Mir fehlte jedoch bis jetzt eine nachvollziehbare Vorstellung davon, was damit konkret gemeint sein könnte. Mit herkömmlicher Musik hat das wohl eher wenig zu tun. Ihr „Klangdom der heiligen Hildegard“ ist für mich diesbezüglich zum Schlüsselerlebnis geworden. Denn plötzlich war für mich dieser ominöse „Klang“ konkret vernehmbar. Das hat mich unglaublich fasziniert. Jetzt ahne ich zumindest, was Sterbende bzw. Menschen mit Nahtoderfahrung damit anzudeuten versuchen. Bernard Jakoby. Nahtod- & Sterbeforscher. Bestsellerautor Ich habe soetwas noch nie vorher erlebt. Das ist einmalig. Das ist ein Unikat. Das hat mit einem traditionellen „Konzert“ nichts mehr zu tun. Oben Klang, unten Klang. Der Chor, der singend zu uns herabsteigt. Die Räucherzeremonie, die Lichterprozession. Alles tönt, sogar das Publikum ist miteinbezogen. Ich bin in intellektueller Erwartungshaltung gekommen. Aber meine intellektuelle Distanz hat sich sehr schnell in Luft aufgelöst. Und plötzlich war ich mitten drinnen im Klanggeschehen. Aktiv, verstehen Sie. Aktiv. Das Ganze kam mir vor wie eine „himmlische Liturgie“. Ich habe dafür nur ein einziges Wort parat: überwältigend. Univ.-Prof. Dr.Dr. P. Andreas Resch CSsR 3. Oktober 2015