Mozartgesellschaft: Die Kinderoper "Reineke Fuchs" feiert im Rokokotheater eine gefeierte Premiere mit stürmischem Beifall Ein hinreißender Schmeichler Von unserer Mitarbeiterin Mario Herlo Die größte Herausforderung einer Kinderoper ist, komplexe Geschichten so zu reduzieren, dass sie nachvollziehbar sind, ohne banal zu erscheinen. Diese Gratwanderung gelingt der Kinderoper "Reineke Fuchs", deren Uraufführung am Samstagnachmittag im ausverkauften Rokokotheater mit Bravorufen und langem Applaus stürmisch gefeiert wurde. Durch die großartige Synthese von Musik, Bühnendichtung und szenischer Darstellung bot die Opernwerkstadt am Rhein in Zusammenarbeit mit der Mozartgesellschaft Schwetzingen ein zauberhaftes Theatererlebnis. Neu daran ist: Die Fabel wurde unter Einbezug des lokalen Kinderchors des Sängerbundes Schwetzingen unter der Leitung von Elena Spitzner inszeniert. Dass die Erstaufführung in Schwetzingen stattfand, ist als Hommage an die Mozartgesellschaft gedacht, die durch ihren unermüdlichen Einsatz und den der Sponsoren, der Stadt Schwetzingen, der Sparkasse Heidelberg und des Lions Clubs, das Zustandekommen einer solchen Produktion erst möglich gemacht haben. Die Komposition lag in Händen von Ulrike Haage, die Goethes Text, bearbeitet vom Librettisten Sascha von Donat, feinfühlig musikalisch umgesetzt hat. Sie wirkt wie ein von Kinderhand gemalter Wald und genau der gibt den Hintergrund ab für die ernst verspielte Inszenierung der Regisseurin Tracy E. Lord. Dabei muss sie tief in ihren Kindheitserinnerungen gegraben haben, denn sie verpasst den Protagonisten der Fabel die Aura von Plüschtieren, die sich schwatzend, streitend und wunderbar singend am Hofe des Königs Nobel (Andrew Young) einfinden: Kala, das Känguru (Annette Regnitter), Bär Braun (Peter Kellner), Dachs Grimbart (Jürgen Hahn), Kater Hinze (Cornelia Haslbauer), Henne Kratzfuß (Katharina Ajyba) und Wolf Isegrim (Peter Schoenaker). Einer fehlt, und zwar Reineke Fuchs (Stephanie Woodling). Fast allen hat er was angetan. Nun soll der Gehasste zur Rede gestellt werden. Aus dem Fest wird somit ein Gerichtstag. Das letzte Stündlein scheint für Reineke geschlagen zu haben, aber selbst noch mit dem Strick um den Hals gibt er nicht auf. Durch einschmeichelnde Worte erlangt der Listige beim König einen Aufschub seiner Hinrichtung. Betrogen und verhöhnt müssen seine Widersacher am Schluss erkennen, dass sich Reineke über sie alle erhebt. Beim Auftritt der einzelnen Tiere erschließen sich die verschiedenen Schichten der musikalischen Gestaltung. In den Songs und Kinderchören, die stellenweise Hitcharakter haben und leicht mitzusingen sind, steckt große emotionale Tiefe. Sie prägen die Wahrnehmung der Geschichte, geben der Struktur Halt und bauen Spannung auf mit einer Mischung aus Faszination und wohligem Grusel. Betörende Mischung Ulrike Haage lässt auch die Instrumentisten ihre Klangpotenziale auf sehr individuelle Art ausloten. Da, wo das Auge auf der Bühne die Musiker erkannte - die Pianistin Irina Benkowski, Stefank Karl Schmid an der Klarinette, Joel Wieck am Cello und Timafei Birukou am Schlagwerk -, da vernahm das Ohr eine betörende stilistische Mischung aus sinfonischer Schwere und kammermusikalischer Leichtigkeit, die das Geschehen begleitet, ergänzt, interpretiert. Es gelingt der Komponistin, emotional zu führen, ohne sentimental zu werden. Eine wunderbare Inszenierung, die zum Nachdenken anregt über Versuchungen und Standhaftigkeit. Schwetzinger Zeitung 28. November 2011 KINDEROPER Freispruch für den listigen Reineke Von Julia Sprügel, 28.11.2011 Die Opernwerkstatt am Rhein brachte zusammen mit Kinderchören aus Hürth eine Opernversion der Fabel „Reineke Fuchs“ von Johann Wolfgang von Goethe auf die Bühne - in aufwendigen Kostümen mit Fell und tollen Tiermasken. HÜRTH - „Reineke, Reineke, Reineke“, tönte es zum Schluss der OpernAufführung durch den Saal vom Bürgerhaus. Die Kinder taten es dem Känguru auf der Bühne gleich und hüpften in die Luft. Sie hatten entschieden: Reineke wird freigesprochen. Die Opernwerkstatt am Rhein brachte zusammen mit zwei Kinderchören aus Hürth eine vertonte Opernversion der Fabel „Reineke Fuchs“ von Johann Wolfgang von Goethe auf die Bühne. Es gelang eine anspruchsvolle Interpretation, obwohl „Reineke Fuchs“ sicher kein leichter Stoff für eine Kinderoper ist. Denn was ist die Moral von der Geschicht’? Reineke ist ein schlauer Fuchs, er betrügt und führt die Schwächen der anderen Tiere vor. Dafür muss er vor Gericht. Aber am Ende steht er dennoch als Sieger da. Die Regisseurin Tracy E. Lord erzählt: „Wir wollen den Kindern die Wahl lassen, welchen Ausgang der Geschichte sie für richtig halten.“ Damit verlangte die Oper den Kindern einiges ab. Aber das ist auch gut so, denn wer sagt, dass immer das eindeutig Gute siegen muss, wenn die Realität ganz anders aussieht? Gut und Böse wechseln sich in den Charakteren der Tiere ab. Fière (Katharina Ajyba), die Löwin und Frau des Königs, träumt von Reichtum und Schönheit. Sie manipuliert ihren Mann, Reineke freizusprechen. „Australien ist unparteiisch“, ruft das Känguru (Annette Regnitter) zuerst, um sich dann auf die Seite Reinekes zu schlagen. Gute Leistung In aufwendigen Kostümen mit echt wirkendem Fell und tollen Tiermasken von Claudia Radowski zeigten alle Darsteller eine sehr gute Leistung. Vor allem die Bewegungen waren lebensecht der Tierwelt nachempfunden, so kamen beispielsweise die kleinen Katzenkinder eindrucksvoll mit riesigen roten Wollknäulen auf die Bühne geschlichen. Die Regisseurin erzählt, dass die Arbeit mit den beiden Chören der Musikschule Auftakt und der Josef-MetternichMusikschule viel Raum zum Ausprobieren geboten habe. Die kleinen Kaninchen, die als Gerichtsschreiber fungierten, konnten selbst entscheiden, wie viel sie vom Prozess um Reineke mitschreiben. Auf der Bühne verzogen die Kaninchen keine Miene und erfüllten ihre Aufgabe mit sehr viel Ernsthaftigkeit. Vertont wurde die Oper von der Komponistin Ulrike Haage, die Textbearbeitung übernahm Sascha von Donat. Stellenweise gab es, wie in der Oper für Erwachsene, richtige Arien zu hören, die von den großen Tieren professionell gesungen wurden. Einen Höhepunkt erreichte das Stück mit dem Streitduett zwischen dem Wolf Isegrim (Peter Schoenaker) und Reineke (Stephanie Woodling), woraufhin es dann zum alles entscheidenden Duell kommen soll. Neben den eher dramatischen Passagen gab es aber auch immer wieder heitere Songs mit Ohrwurm-Charakter. Besonders eindringlich war der Schlussgesang, in den alle Tiere einstimmten. Und dann nahmen sie einer nach dem anderen ihre Masken ab. Am Ende nahmen die großen und kleinen Schauspieler ihre Tiermasken ab und genossen den Beifall. IVilhelw M h l - - B u c h - undzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Offsetdruck GwbH • - - ^ ^ f T i T i l f i>tlUllliiLLjiil>'W"*''>'*^'T11zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXW 'iTn^ Annettezyxwvutsrqponmlkj W6KU