Grundwissen 10 - FRG

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Friedrich-Rückert-Gymnasium
Ev. Religionslehre
Grundwissen 10
Hinweis: Texte in dieser Schrift sind auswendig zu lernen!
Zugänge zur Bibel
Da die Bibel ein über fast zwei Jahrtausende gewachsenes Werk ist, versucht man sie mit
Hilfe der historisch - kritischen Exegese auszulegen.
Die Textkritik geht davon aus, dass kein biblischer Text vollständig im Original erhalten ist
und durch Abschreiben weitergegeben wurden. Infolgedessen muss man sich zwischen
verschiedenen Textvarianten entscheiden.
Die Literarkritik untersucht den biblischen Text im Hinblick auf seine schriftlichen Vorformen, Vorlagen und Quellen.
Für den Pentateuch (5 Bücher Mose: Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium) ist die Vierquellentheorie ein gängiges Modell.
Danach liegen dem Pentateuch folgende schriftlichen Quellen zugrunde:
 Die Schriften des Jahwisten (J): Verwendung des Gottesnamens „Jahwe“, um 950 v. Chr., am
Königshof von Salomo in Jerusalem entstanden (dazu gehören z.B. Gen 2 und 3).
 Die Schriften des Elohisten (E): Bezeichnung Gottes als „Elohim“, entstanden um 850 v. Chr.
 Die Schriften des Deuteronomiums (D): nach 622 v. Chr. in Jerusalem entstanden.
Priesterschrift (P) : ca. 550 v. Chr. im Babylonischen Exil begonnen und nach der Rückkehr im
Einfluss des Jerusalemer Tempels fertig gestellt (dazu gehört z.B. Gen 1).
Wer von vielfältigen Quellen ausgeht, nimmt Redakteure an, die die biblischen Texte in die
uns heute vorliegenden Formen brachten. Die Redaktionskritik fragt danach, wie die
Redakteure die ihnen vorliegenden Quellen bearbeitet haben.
Die Formkritik fragt nach dem „Sitz eines Textes im Leben“ und versucht Textgattungen zu
identifizieren wie: Liebeslied (Hoheslied), Glaubensbekenntnis (Christushymnus Phil 2),
Ätiologie (Sage, die Kulte oder Bräuche zu einem Ort erklären soll (Gen 28,10-22), Mythos,
Geschichtsschreibung (1. / 2. Chronik), Gedicht, Brief (Paulusbriefe im NT) u.v.m.
Für Martin Luther war der Maßstab der Bibelauslegung stets die Frage nach der Mitte der
Schrift, also: „Was Christum treibet“. •
Religion und Religionen
Toleranz
Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder
Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.
Viele Religionen erheben den Anspruch, die allein seligmachende Wahrheit zu besitzen.
Dies steht einem tolerantem Umgang mit anderen Religionen im Wege.
Buddhismus
Buddha – Lebensdaten
 Lebenszeit: zwischen 450 v. Chr. und 370 v. Chr.
 Geburt als Gautama Siddharta, Sohn eines Provinzkönigs
 vier heimliche „Ausfahrten“ (Tod, Krankheit, Alter und Askese)
 lange Jahre der Entsagung, des Lebens als Bettelmönch auf Wanderschaft und der
Meditation
 in seinem 35.Labensjahr Erleuchtung unter einem Bodhi-Baum in Benares
 Tod im hohen Alter von 80 Jahren
 Titel: Buddha = „der Erleuchtete“
Der Buddhismus kennt folgende Grundlehren (Dhamma):
Der „Mittlere“ Weg: Ein Buddhist meidet den Weg des Leids und den Weg des Luxus, wählt
also den mittleren, gemäßigten Weg zwischen beiden. An sich ist der Buddhismus aus einer
Reformation des Hinduismus hervorgegangen.
Die „Vier Edlen Wahrheiten“
 Erste Edle Wahrheit: Alles Leben, alle individuelle Existenz ist Leiden.
 Zweite Edle Wahrheit: Ursache für die Entstehung des Leidens sind Begehren und
Lebensdurst.
 Dritte Edle Wahrheit: Leidenserlöschung bedeutet das völlige Aufhören solchen
Begehrens und Lebensdurstes.
 Vierte Edle Wahrheit: Dies erreicht man durch Begehen des Achtfachen Pfades.
Der Achtfache Pfad: Rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechte Tat, rechter
Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung.
Das Rad der Lehre (Samsara): Die Lehre (Dhamma), die Buddha in Gang gesetzt hat, hat
die Form eines Rades mit acht Speichen (achtfacher Pfad) und umschließt den „Mittleren
Weg“, die „Vier Edlen Wahrheiten“ und das „Nirvana“*.
* Nirvana: („Verwehen“, „Verlöschen“) Das Eingehen ins Nirwana ist das erklärte Ziel eines
Buddhisten und ist schon zu Lebzeiten möglich, geschieht dann aber noch nicht vollständig,
weil dem Menschen immer noch „Daseinsfaktoren“ anhaften. Erst nach dem Tod erfolgt die
vollständige Erlösung.
Karma: Karma beschreibt die fortlaufende Kette von Ursache, Aktivität und Wirkung, aus der
Gläubige eine Befreiung sucht.
Glaubensbekenntnis: „Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha, zum Dhamma (seiner
Lehre) und zum Sangha (= Gemeinschaft der Buddhisten).“
Die Konfessionen des Buddhismus
Hinayana („Kleines Fahrzeug“)
Mahayana („Großes Fahrzeug“)
strengere und ältere Form
„Mönchsreligion“
nur eine Minderheit (Mönche) kann das Nirvana
erreichen - Selbsterlösung
neuere Form
„Laienreligion“
Erlösung mit Hilfe von außen durch barmherzige
Bodhisattvas (Menschen im Nirvana,
Übertragbarkeit karmischer Verdienste)
mehrere Erlösungswege (durch Bodhisattvas,
Einhaltung von Ritualen, Glauben)
Es gibt zu allen Zeiten unendlich viele Buddhas;
jeder Mensch trägt die „Buddhaschaft“ in sich
nur ein einziger Erlösungsweg (achtfacher Pfad)
Verzicht auf Heilsmittler, Opfer und Priester
Tod und Leben
Eschatologie: Von griechisch eschaton („das Letzte, das Endgültige, das Ewige“) und logos
(„Lehre“). Bezeichnet zunächst die in einer Religion entstandenen Jenseitsvorstellungen,
meint aber dann auch das Nachdenken über dasjenige, was zuletzt gilt, was zuletzt zählt und
welche Bedeutung deshalb dem Vorläufigen zukommt.
Es gibt vielfältige religiöse Deutungen des Todes. Wichtig ist, dass sich durch die christliche
Auferstehungshoffnung im Glaubensbekenntnis die Sicht des Lebens verändert und
erweitert. Dies schließt eine besondere christliche Verantwortung für das Leben und einen
behutsamen Umgang mit dem Sterben und seinen Begleitumständen (Sterbe- und
Trauerbegleitung; Hospizbewegung; Organspende u. a.) sowie den Sterbenden ein.
Tun und Lassen
Ethik: von griechisch ethike („das die Sittlichkeit, die Gesinnung Betreffende“). Ethik ist die
Theorie der menschlichen Lebensführung, d. h. Lehre vom sittlichen Verhalten des
Menschen. Im engeren Sinn bezeichnet Ethik das reflektierte Nachdenken über Moral
(Grundbestand sittlicher Regeln).
Man unterscheidet drei verschiedene ethische Ebenen:
1. Alltagsethik: „ganz normales“, weitgehend unreflektiertes Verhalten des Menschen,
d. h. Rollen, Verhaltensgrundmuster
2. Entscheidungsethik: bewusstes Treffen ethischer Entscheidungen
3. Konfliktethik: Treffen einer Entscheidung hinsichtlich eines persönlichen sittlichen
Konflikts, der existentiell herausfordert und für den es keine einfache Lösung gibt.
Um eine ethische Entscheidung zu treffen, kann man nach den sog. „Schritten ethischer
Urteilsfindung“ (von Tödt) vorgehen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Feststellung des Problems
Analyse der Situation bzw. des Sachverhalts
Erörterung der Verhaltensalternativen
Prüfung der Normen, Gütern
Prüfung der sittlich-kommunikativen Verbindlichkeit von Verhaltensoptionen
Urteilsentscheid
Das Gewissen bezeichnet eine Instanz im Menschen, die seine Handlungen moralisch
beurteilt und deren Ausführung bzw. Unterlassung einfordert.
Für Luther ist das (schlechte) Gewissen zunächst der Ort, an dem der Selbstsüchtige und
sich selbst rechtfertigende Mensch scheitert. Mit seiner reformatorischen Erkenntnis wird es
jedoch zum Ort der Begegnung mit dem Evangelium. Somit ist das Gewissen innerstes
Zentrum der Person und Ort des Gottesverhältnisses, an dem der Mensch Vertrauen zu Gott
fasst.
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