Medien Stephanie Müller Fernsehwerbung für Kinder - Reflexion kindlicher Bedürfnisse? Diplomarbeit Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar. Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsschutz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Auswertungen durch Datenbanken und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten. Impressum: Copyright © 2006 GRIN Verlag, Open Publishing GmbH ISBN: 9783638557573 Dieses Buch bei GRIN: http://www.grin.com/de/e-book/62538/fernsehwerbung-fuer-kinder-reflexionkindlicher-beduerfnisse Stephanie Müller Fernsehwerbung für Kinder - Reflexion kindlicher Bedürfnisse? GRIN Verlag GRIN - Your knowledge has value Der GRIN Verlag publiziert seit 1998 wissenschaftliche Arbeiten von Studenten, Hochschullehrern und anderen Akademikern als eBook und gedrucktes Buch. Die Verlagswebsite www.grin.com ist die ideale Plattform zur Veröffentlichung von Hausarbeiten, Abschlussarbeiten, wissenschaftlichen Aufsätzen, Dissertationen und Fachbüchern. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.grin.com/ http://www.facebook.com/grincom http://www.twitter.com/grin_com Fernsehwerbung für Kinder – Reflexion kindlicher Bedürfnisse? Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Kommunikationswirtin an der Fakultät 02 - Gestaltung - der Universität der Künste Berlin vorgelegt von Stephanie Müller eingereicht am 10. Juli 2006 Inhaltsverzeichnis I EINLEITUNG .............................................................................................. 1 1 FRAGESTELLUNG UND BEGRÜNDUNG DES THEMAS .................... 1 2 AUFBAU DER ARBEIT .......................................................................... 3 II SEKUNDÄRANALYTISCHER TEIL ......................................................... 5 3 KINDER ALS TEIL DER GESELLSCHAFT .......................................... 5 3.1 Einführung ................................................................................................. 5 3.2 Definition Kind ........................................................................................... 5 3.3 Definition Kindheit und ihr Wandel ............................................................ 6 3.4 Die kindliche Entwicklung........................................................................... 8 3.4.1 Einführung ..................................................................................................... 8 3.4.2 Entwicklungsstufen nach PIAGET ................................................................ 9 3.4.3 Wahrnehmung.............................................................................................. 11 3.4.4 Bedürfnisse .................................................................................................. 12 3.4.4.1 Einführung ..................................................................................... 12 3.4.4.2 Der Bedürfnisbegriff ....................................................................... 12 3.4.4.3 Kindliche Bedürfnisse ..................................................................... 13 3.4.5 4 Freizeitverhalten und Fantasien von Kindern .............................................. 16 3.5 Kinder als Zielgruppe ............................................................................... 19 3.6 Zusammenfassung..................................................................................... 21 DAS KINDERFERNSEHEN.................................................................. 23 4.1 Einführung ............................................................................................... 23 4.2 Geschichte des Kinderfernsehens .............................................................. 24 4.3 Programmangebot der deutschen Fernsehsender für Kinder ..................... 26 4.4 Fernsehverhalten von Kindern .................................................................. 27 4.5 Bedeutung des Fernsehens für die kindliche Entwicklung .......................... 30 4.6 Pädagogische Bedenken............................................................................. 30 5 6 FERNSEHWERBUNG FÜR KINDER................................................... 32 5.1 Exkurs: Kindermarketing ......................................................................... 32 5.2 Begriff Kinderwerbefernsehen .................................................................. 34 5.3 Fernsehwerbezeiten................................................................................... 34 5.4 Geschichtlicher Überblick ......................................................................... 35 5.5 Rechtliche Bedingungen ............................................................................ 36 5.6 Werbeverhalten von Kindern .................................................................... 37 5.6.1 Einführung ................................................................................................... 37 5.6.2 Altersspezifische Merkmale......................................................................... 38 5.6.3 Kindliche Bewertung von Fernsehwerbung................................................. 40 5.6.4 Zusammenfassung........................................................................................ 42 5.7 Werbewirkung bei Kindern....................................................................... 43 5.8 Kritik an Kinderwerbung.......................................................................... 45 ZWISCHENFAZIT ............................................................................... 46 III EMPIRISCHER TEIL ............................................................................. 49 7 ANALYSE FERNSEHWERBESPOTS FÜR KINDER ........................... 49 7.1 Einführung ............................................................................................... 49 7.2 Methode.................................................................................................... 50 7.3 Fehlerquellen ............................................................................................ 51 7.4 Die Stichprobe........................................................................................... 52 7.5 Sequenzprotokolle der ausgewählten Werbespots ...................................... 55 7.6 Analyse formale Kriterien ......................................................................... 59 7.6.1 Formale Eigenschaften................................................................................. 59 7.6.2 Unterschiede Jahreszeiten ............................................................................ 61 7.6.3 Werbestrategien und Werbetechniken ......................................................... 62 7.6.4 Zusammenfassung........................................................................................ 65 7.7 Analyse Bedürfnisdarstellung.................................................................... 65 7.7.1 Kategorisierung............................................................................................ 65 7.7.2 Kategorien in den Fernsehwerbespots für Kinder........................................ 69 7.7.3 Auswertung .................................................................................................. 73 7.7.3.1 Einführung ..................................................................................... 73 7.7.3.2 Bedürfnisgruppen in Fernsehwerbung für Kinder ............................... 74 7.7.3.3 Bedürfnisgruppen bei Unterteilung nach Alter ................................... 76 7.7.3.4 Bedürfnisgruppen bei Unterteilung nach Geschlecht........................... 78 7.7.3.5 Bedürfnisgruppen bei Unterteilung nach Jahreszeiten ......................... 81 7.7.3.6 Bedürfnisgruppen bei Unterteilung nach Werbespotklassen................. 83 7.7.4 Mittel der Bedürfnisdarstellung ................................................................... 85 7.7.5 Zusammenfassung........................................................................................ 86 IV SCHLUSS................................................................................................ 91 8 FORSCHUNGSAUSBLICK .................................................................. 91 9 FAZIT ................................................................................................... 92 V LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS ....................................... 95 VI ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................. 102 VII TABELLENVERZEICHNIS ................................................................ 103 VIII ANHANG ........................................................................................... 105 I Einleitung Fragestellung und Begründung des Themas I EINLEITUNG 1 FRAGESTELLUNG UND BEGRÜNDUNG DES THEMAS Gesättigte und zunehmend differenziertere Märkte erfordern ein Denken in Zielgruppen, um Kommunikationsmaßnahmen besser gestalten zu können. Zielgruppengerechtes Marketing gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen. Auch Kinder werden aufgrund ihrer wachsenden Kaufkraft zur wichtigen Zielgruppe der Unternehmen. Mittlerweile sind 20% des gesamten Werbeaufkommens an Kinder adressiert (vgl. Neumann-Braun/Erichsen 1995: 4). Angesichts der Zahlungsfähigkeit der Heranwachsenden haben soziologische, psychologische und pädagogische Erkenntnisse über Kinder und Kindheit für die Werbebranche eine besondere Bedeutung. Denn Kinder in Deutschland verfügen über ein Budget von 20 Millionen Euro (vgl. Geißler 2006). Marketingfachleute haben erkannt, dass es wichtig ist, die Werte, Bedürfnisse und das Moralempfinden der heterogenen Zielgruppe Kind zu kennen. Durch deren Berücksichtigung gewinnt ein Produkt und auch Werbung an persönlicher Relevanz (vgl. Barlovic 2003: 50). Generell leiten Kinder die Brauchbarkeit eines Produktes aus den eigenen Bedürfnissen ab (vgl. Barlovic/Clausnitzer 2005: 17ff.). Aus diesem Grund ist es für Erfolg versprechende Werbung wichtig, Bedürfnisse abzubilden. Marketingexperten wie DAMMLER (2002) sind der Meinung, dass sich „gerade Werbung ganz bewusst an die Bedürfnisse der Kinder wendet.“ (Dammler 2002: 110). Denn Werbung will gegenwärtig vorherrschende Interessen, Phantasien und Wünsche herausstellen und in den dargestellten Themen reflektieren, um sie zu manifestieren und auszubauen (vgl. Vollbrecht 1997: 235). Demnach glauben Werbemacher, dass sie mit Werbung Bedürfnisse ansprechen und wecken. Die als Titel gewählte Frage „Fernsehwerbung für Kinder – Reflexion kindlicher Bedürfnisse?“ würde folglich mit „ja“ beantwortet werden. Ob diese Antwort der Realität entspricht soll die vorliegende Diplomarbeit klären. Die „Reflexion kindlicher Bedürfnisse“, meint dabei die Darstellung der Bedürfnisse in der Werbung für Kinder. Die Abbildung der Bedürfnisse soll nicht vom Produkt ausgehen, sondern vom Werbespot allgemein. Das bedeutet, dass auf die Darstellungen neben der Produktpräsentation Wert gelegt wird. Im Verlauf der Arbeit sollen folgende Fragestellungen untersucht werden: Finden kindliche Bedürfnisse ihre Darstellung im Kinderwerbespot? Welche Bedürfnisgruppen werden 1 I Einleitung Fragestellung und Begründung des Themas vorwiegend dargestellt? Gibt es bei der Abbildung der Bedürfnisse Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht, Werbekategorien und Jahreszeit? Ein weiterer Analyseschritt wird sein, sich die Mittel der Bedürfnisdarstellung wie Bild, Text und Musik genauer anzusehen. Damit soll untersucht werden, welchen Stellenwert die formalen Gestaltungskriterien einnehmen. Im sekundäranalytischen Teil der Arbeit werden vorhandene Untersuchungen zum Thema Wandel der Kindheit, Kinderfernsehen und Fernsehwerbung für Kinder betrachtet. Es wird dargestellt, welche Wirkung Fernsehen und Werbung auf Kinder haben, indem das kindliche Rezeptionsverhalten beleuchtet wird. In der vorangegangen Literaturrecherche wurden keine wissenschaftlichen Analysen zum Thema „Reflexion von kindlichen Bedürfnissen in Fernsehwerbung“ gefunden. Aufgrund der Forschungssituation muss auf Quellen der letzten 15 Jahre zurückgegriffen werden, da neuste Untersuchungen sich auf Medienanalysen beschränken, nicht aber qualitative Inhaltsanalysen präsentieren. Die Bearbeitung des Themas ist demnach von großer Relevanz. So kann mit der vorliegenden Abhandlung ein Beitrag zur Optimierung von Kinderfernsehwerbung geleistet werden, indem gezeigt wird, wie existentiell Bedürfnisse für Kinder sind. Für die Kinderwerbung nimmt die Arbeit somit eine wichtige Position für erfolgreiche Kommunikation mit Kindern ein. Inwieweit kindliche Bedürfnisse bereits jetzt schon bei der Darstellung in Werbespots Beachtung finden, soll im empirischen Teil der Arbeit untersucht werden. Dabei können mögliche Missstände in der Werbung für Kinder aufgedeckt werden, die vor allem aus den großen finanziellen Restriktionen resultieren, der die Werbung ausgesetzt ist. Denn in den meisten Fällen wird Kinderwerbung nicht getestet (vgl. Barlovic/Clausnitzer 2005: 17-23). Die Wahl des Untersuchungsgegenstandes „Fernsehwerbespots“ lässt sich folgendermaßen begründen: Laut der Studien von CHARLTON u.a. ist für die meisten Kinder der Werbespot der Prototyp von Werbung (vgl. Charlton u.a. 1995: 41). Hinzu kommt, dass die Zielgruppe der Printwerbung kleiner ist als die bei der Fernsehwerbung, da Zeitungen bzw. Zeitschriften nicht im jeden Haushalt zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zum Medium Fernsehen, das fast 100% aller Haushalte in Deutschland besitzen. Des Weiteren sind Printanzeigen für Kinder weniger mitreißend, die Reizstärke ist wesentlich geringer als bei der Rezeption von Fernsehwerbespots. Aus diesen Gründen erscheint es der Verfasserin interessanter und sinnvoller die Arbeit auf Fernsehwerbung für Kinder zu beziehen, da die Relevanz und der Nutzen größer sind. Untersuchungsgegenstand ist also ausschließlich der Fernsehwerbespot, der sich direkt an Kinder als Zielgruppe wendet. Dabei bezieht sich die Autorin auf Fernsehwerbung neben dem Programm, d.h. Werbespots und Werbeblöcke, die zwischen die redaktionellen Programme für Kinder platziert werden. Sonderwerbeformen wie Spielshows, Bartering oder Product Placement werden außer Acht gelassen. 2 I Einleitung Aufbau der Arbeit Die im Titel verwendete Bezeichnung „Fernsehwerbung für Kinder“ wird innerhalb der vorliegenden Abhandlung gleichgesetzt mit „Fernsehwerbespots“ bzw. „Werbespots“ oder „Werbefilmen“ für Kinder. Der Begriff kindliche Bedürfnisse bzw. Bedürfnis meint Wünsche, Begehren oder Verlangen von Kindern. 2 AUFBAU DER ARBEIT Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert: Einleitung, sekundäranalytischer Teil, Analyse und Schluss. Abschnitt zwei und drei werden mit einer Einleitung eingeführt und enden mit einer Zusammenfassung bzw. einem Fazit. Im zweiten Teil, der Sekundäranalyse, soll die relevante Literatur zur Fragestellung aufbereitet werden. Das Thema „Kind“ und „Kindheit“ bildet dabei den Einstieg in die Abhandlung. Es wird der Begriff „Kind“ definiert und beleuchtet, wie die heutige Gesellschaft Kinder wahrnimmt. Den Wandel der Kindheit in den letzten Jahrzehnten behandelt ein weiteres Kapitel. Der Schwerpunkt des zweiten Teils der Ausführung ist die kindliche Entwicklung und die daraus resultierenden kindlichen Bedürfnisse. Hier soll aufgezeigt werden, was Kinder brauchen und wollen, um gesund aufzuwachsen. Dieses Kapitel bildet die Grundlage für den analytischen Teil der Arbeit. Als Überleitung zum Themenkomplex „Kinder und Fernsehwerbung“ werden die Zielgruppe Kind, ihre Eigenschaften aus wirtschaftlicher Sicht und das Marketing für Kinder vorgestellt. Denn Fernsehwerbung gehört zu den wichtigen Instrumenten des Kindermarketings, welches Kinder als Zielgruppe anspricht. Um die Hintergründe für die Entstehung und den Einsatz von Fernsehwerbung für Kinder, welche den Untersuchungsgegenstand der Arbeit darstellt, verständlich zu machen, wird die Medienlandschaft für Kinder, besonders im televisionären Bereich, beleuchtet. Im nächsten Kapitel werden die für Kinder wichtigen Merkmale für Fernsehwerbung erörtert und das altersabhängige Verhalten gegenüber Werbung erklärt. Diese Abschnitte stellen die Verbindung zum Kapitel der kindlichen Bedürfnisse her. Denn Kinder rezipieren Werbung ihren Bedürfnissen entsprechend. Sowohl im Passus über die Fernsehlandschaft wie auch im Absatz über das Werbeverhalten wird die Kritik an beiden Themen nicht außen vor gelassen. Sie erhält in einem eigenen Kapitel der Sekundäranalyse Raum. Zu Beginn der empirischen Untersuchung steht die Auswahl des Datensatzes. Darauf folgt die Protokollierung des Inhalts der ausgewählten Fernsehwerbespots. Sie werden in Bezug auf die im sekundäranalytischen Teil aufgezählten formalen Kriterien für effiziente Kommunikation mit Kindern hin untersucht. Die Analyse der Darstellung kindlicher Bedürfnisse in den ausgewählten Fernsehwerbespots erfolgt im nächsten Abschnitt. Die qualitative Inhaltsanalyse bildet die Grundlage der Untersuchungen. Das Instrument zur 3 I Einleitung Aufbau der Arbeit einheitlichen Überprüfung des Datensatzes stellt die Kategorienbildung dar. Anhand dieser ist es möglich, die abgebildeten Bedürfnisse innerhalb der Werbespots gleichermaßen zu identifizieren. Die Auswertung bildet mit der Interpretation der Ergebnisse den Schwerpunkt des dritten Hauptkapitels. Im Schlussteil der Arbeit wird ein letztes Fazit gezogen und der Forschungsausblick für weitere wissenschaftliche Vorhaben, zum Themenkomplex „Werbung und Kinder“ gegeben. 4 II Sekundäranalytischer Teil Kinder als Teil der Gesellschaft II SEKUNDÄRANALYTISCHER TEIL 3 3.1 KINDER ALS TEIL DER GESELLSCHAFT Einführung Kinder sind Mitglieder der Gesellschaft. Sie nehmen aktiv an ihr teil und gestalten so ihre Entwicklung mit. Als jüngste Gruppe beschränkt sich ihr Einfluss vor allem auf die Eltern und Erziehungsberechtigten, denen sie mit ihren Wünschen und ihrem Handeln, Denken und Fühlen vermitteln, was sie brauchen um glücklich heranzuwachsen und zukünftig die Gesellschaft zu prägen. Denn Kinder werden zu Erwachsenen, die ihre Werte und Normen, die sie während ihrer Kindheit vermittelt bekamen, im gesellschaftlichen Leben und im sozialen Umgang mit anderen zeigen. Es sollte also von oberster Priorität einer Gesellschaft sein, Kindern ein kindgerechtes Heranwachsen zu ermöglichen, indem ihre Entwicklung gefördert und ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Wie ein Staat seine Kinder behandelt, zeigt wie er in Zukunft funktionieren wird. Der sekundäranalytische Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen Kind. Anhand von Sekundärquellen soll ein Überblick zur kindlichen Entwicklung und ihren Bedürfnissen gegeben werden. Im Anschluss werden die Merkmale für Kinder als wirtschaftliche Zielgruppe abgeleitet, um so den Übergang zum nächsten Abschnitt, dem Kinderfernsehmarkt. zu bilden. Dabei wird das Fernsehverhalten von Kindern dargelegt und die Bedeutung des Fernsehens für Kinder analysiert. Auch pädagogische Bedenken werden angesprochen. Schließlich folgt das Kapitel zur Fernsehwerbung für Kinder. Hier wird ein Bogen von der Geschichte der Kinderwerbung über die rechtlichen Rahmenbedingungen bis hin zum Werbeverhalten von Kindern gezogen. Den Schluss des zweiten Teils bildet ein Zwischenfazit, das die einzelnen Kapitel zusammen fasst und so den Übergang zum analytischen Teil der Arbeit schafft. 3.2 Definition Kind Zunächst soll der Begriff Kind definiert werden. Die Sekundärliteratur zeigt, dass unterschiedliche Eingrenzungen des Begriffes „Kind“ existieren. Die Angaben zum Alter schwanken zwischen drei bis neunzehn Jahren. In Ausführungen zum Themenkomplex „Werbung und Kinder“ werden die Sechs bis Dreizehnjährigen als „Kinder“ verstanden. Die Jüngeren sind nach Aussagen der dort zitierten Experten noch nicht in der Lage, zwischen 5 II Sekundäranalytischer Teil Kinder als Teil der Gesellschaft Fiktion und Realität zu unterscheiden. Demnach können sie auch Werbung und Programm nicht trennen und sind somit für Studien nicht interessant. Andere Quellen verstehen unter Kindern bereits die Dreijährigen und dehnen die Altersspanne bis vierzehn Jahre aus (vgl. Mayer 1998: 14). Eine differenzierte Einteilung nimmt DAMMLER ET AL (2000) vor. Er unterteilt den Bereich Kinder in Babys (null bis zwei Jahre), Kleinkinder (zwei bis drei Jahre), Kindergarten-/Vorschulkinder (drei bis fünf Jahre) und in Schulkinder (sechs bis neun Jahre). Kinder ab zehn Jahren sind laut DAMMLER Pre-Teens, die sich eher wie Jugendliche als wie Kinder verhalten (vgl. Dammler u.a. 2000: 27). Diese Gliederung kommt der entwicklungspsychologischen Sichtweise am nächsten. Auch hier wird der Begriff „Kinder“ in Entwicklungsabschnitte eingeteilt. Die Verfasserin versteht unter dem Begriff „Kinder“ Personen zwischen drei und zwölf Jahren, die sich je nach Entwicklungsstand in ihren Eigenschaften unterscheiden, aber dennoch ähnliche Grundbedürfnisse haben. Im Alter von null bis drei Jahren handelt es sich auch für die Verfasserin um Säuglinge bzw. Kleinkinder, die aufgrund ihres Entwicklungsstandes das Fernsehen nicht verarbeiten können und damit nicht direkte Zielgruppe für Werbung sind. 3.3 Definition Kindheit und ihr Wandel Die Definition des Lebensabschnitts „Kindheit“ bezieht sich auf die Ausführungen der beiden Entwicklungspsychologen OERTER und MONTADA. Gemäß dieser Autoren ist Kindheit nicht nur durch bestimmte qualitative und quantitative psychische Veränderungen bestimmt, sondern auch immer durch die jeweilige Kultur, in der ein Kind aufwächst. In unserer industriellen Gesellschaft umfasst Kindheit einen klar abgegrenzten Lebensabschnitt, in dem das Kind bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat, aber dennoch von der Verantwortung Erwachsener verschont bleibt (vgl. Oerter/Montada 1982: 209). Kindheit gilt nicht mehr nur als eine biologische Altersphase, sondern als gesellschaftliches Konstrukt, das je nach Art der Gesellschaft „erzeugt, modelliert und geprägt“ wird (Kübler 2002: 17). Kinder sollen sich an dieses soziale Gefüge anpassen, in dem sie dessen Normen und Werte annehmen. Die Kindheit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Das Kind selbst ist in den Mittelpunkt seiner Entwicklungszeit gerückt. Es wird als autonom handlungsfähiges bzw. rationales Subjekt gesehen und so auch vom ökonomischen System angesprochen. Nicht zuletzt lässt sich dieser Wandel auf eine veränderte Familiensituation und die daraus entstehende Eltern-Kind-Beziehung zurückführen. Familien werden kleiner, Ein-Kind6