Konfliktmanagement Konflikte als Chance zur Weiterentwicklung Impressum: Herausgeber: Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung, Gewerkschaft der Gemeindebediensteten In Zusammenarbeit mit: Arbeiterkammer, Gewerkschaft der Eisenbahner - GdE Diese E-Learning-Einheit beruht auf dem gleichnamigen Skriptum von Reinhard Böhm. Didaktische Bearbeitung: Martin Bolkovac Redaktion und Produktion: Verlag des ÖGB GmbH Willkommen Was kannst du in diesem Kurs lernen? Mit diesem Kurs lernst du, • Konflikte als universelle Kraft im menschlichen Zusammenleben zu akzeptieren; • den Sinn von Konflikten zu verstehen; • die wichtigsten Konfliktarten und deren Eskalationsstufen zu kennen; • die Grundmodelle der Konfliktbewältigung kennen; • welche professionellen Interventionen Inte rventionen in Konfliktsituationen es gibt. Je aktiver du im Kurs mitmachst, desto mehr wirst du das theoretische Wissen auch in der Praxis einsetzen können. Welchen Arbeitsaufwand erfordert dieses Lernmodul? Eine Schätzung: • Rund 140 eher kurze Bildschirmseiten á fünf Minuten macht knapp 12 Stunden ohne Wiederholungen. • 6 Infofenster mit Fallbeispielen - knapp 2 Stunden. • 19 Fragen, deren Beantwortung zwischen einer Minute und einer halben Stunde dauert. In Summe ca. 5 Stunden. • Beteiligung an den Diskussionen im Forum: pro Woche 2 Stunden, in 6 Wochen 12. Macht in Summe etwas über dreißig Stunden. Dazu kommen - im Rahmen des Kurses noch zwei Präsenztage. Einleitung Konflikte sind im menschlichen Leben und Handeln allgegenwärtig und unvermeidbar, lautet l autet eine Hypothese. Die Praxis des Lebens lehrt uns, dass ein konfliktfreies Leben schier unmöglich zu realisieren ist, besagt eine andere Hypothese. Tagtäglich erreichen uns Bilder und Berichte über Konfliktereignisse im globalen Maßstab: militärische Konflikte in Afrika, Konflikte um knappe Ressourcen und der Terroranschlag 2001 in den USA (Anschlag auf das World Trade Center), zeigen auch im neuen Jahrtausend auf, dass die kriegerische Austragung von Konflikten enorme wirtschaftliche und psychische Schäden mit sich bringt. Solche Weltereignisse lassen nicht nur ein tiefes Gefühl der Ohnmacht aufkommen, sondern auch die Flucht ins Schwarz-Weißdenken liegt sehr nahe. Anhand weniger Fakten werden Schuldige ausgemacht oder eine Gruppe wird als "gut", die andere als "böse" oder "verabscheuungswürdig" eingeordnet. Die Auseinandersetzung mit möglichen Ursachen ist mühsam und aufwendig. Zudem wird holzschnittartig argumentiert, dass der Mensch von Natur aus über destruktive Verhaltensweisen verfüge, und dass die Menschheitsgeschichte eine endlose Reihe mörderischer Kriegsereignisse ist und deshalb ein schlagender Beweis für das "sogenannte Böse" auf der Welt. Konflikte human bewältigen Damit die negative Gewaltspirale in Konflikten unterbrochen wird, müssten konsequentere Wege auf allen Ebenen der Gesellschaft nach humaner und kooperativer Konfliktbewältigung gesucht und beschritten werden. Jedes Konfliktereignis ist einzigartig und hängt sehr stark von den kommunikativen Fähigkeiten und Gefühlswelten der Betroffenen - und zum anderen von allgemeinen Umwelt- und Rahmenbedingungen ab, in denen sich die KonfliktpartnerInnen gerade befinden. Deshalb kann auch nicht vorhergesagt werden, wie sich jemand im konkreten Konfliktfall verhalten wird. Es kann auch nicht prognostiziert werden, ob ein Konflikt immer zu destruktiver Eskalation neigt. Ob eine Konfliktbewältigung gelingt oder misslingt, hängt auch nicht immer vom guten Willen eines Konfliktpartners ab: Die Chronik- und Gerichtsseiten der Boulevardpresse (z.B. Mann erschießt nach Scheidung seine Frau samt Kinder, Schüler läuft nach negativer Benotung Amok und ermordet einen Teil des Lehrkörpers etc.) sind voll mit Geschichten chaotischer, destruktiver und Menschen verachtender Konfliktbewältigungsmuster. Konflikte Konflikte am Arbeitsplatz Der Druck auf ArbeitnehmerInnen wächst kontinuierlich und damit nimmt auch die Konflikthäufigkeit in Betrieben stark zu. Dieser Trend wird durch permanente dynamische Veränderungen in einer zunehmend globalisierten Welt ausgelöst. Unternehmen und Organisationen sind heute einem immer härter werdenden Konkurrenzdruck ausgesetzt und reagieren deshalb mit • "Verflachung von Hierarchien, • Veränderungen der Führungsprinzipien sowie • der zunehmenden Bedeutung von Arbeitsteams und Projektgruppen". (Visvader, 2001, S 19). Konflikte sind normal Überall dort, wo Menschen zusammen leben oder zusammen arbeiten, treffen unterschiedliche • Interessen, • Vorlieben, • Werthaltungen, • Moralvorstellungen, • Meinungen, • Bedürfnisse und auch • Vorurteile aufeinander. Diese Erkenntnis hat vor allem für die Arbeitswelt Bedeutung, weil immer mehr Zeit am Arbeitsplatz verbracht wird und somit die Konflikthäufigkeit tendenziell zunimmt. Konflikte gehören zum Alltag von Teams, Abteilungen, Projektgruppen, Organisationseinheiten oder öffentlichen Institutionen und können - wenn sie konstruktiv ausgetragen werden - zu einer positiven Weiterentwicklung von Einzelpersonen und des Gemeinwesens beitragen. In diesem Sinne dürfen Konflikte am Arbeitsplatz als durchaus "normal" betrachtet werden. Mobbing als gescheiterte Konfliktbewältigung Konflikte am Arbeitsplatz, die nicht bearbeitet werden, münden schließlich in "Mobbing". Die Opfer werden von KollegInnen oft ausgegrenzt, verleumdet oder beschimpft. Wegschauen und Nichthandeln in diesem Bereich hat nicht nur für die Betroffenen und das Betriebsklima negative Auswirkungen, sondern auch den Unternehmen selbst entstehen dadurch enorme Folgekosten. Hirigoyen (2003) versteht "unter Mobbing am Arbeitsplatz jede Verhaltensweise" (...), "die durch das bewusste Überschreiten von Grenzen - in Benehmen, Handlungen, Gesten, mündlichen oder schriftlichen Äußerungen - die Persönlichkeit, die Würde oder die psychische bzw. physische Unversehrtheit einer Person beeinträchtigen, deren Anstellung gefährden oder das Arbeitsklima verschlechtern kann." (Hirigoyen, 2003, S 69). Erste Hilfe gegen Mobbing Das ÖGB-Beratungszentrum bzw. die Mobbingberatungsstellen der Landesorganisationen und der Gewerkschaften bieten kompetente Beratungen an. In einigen Betrieben ist es BetriebsrätInnen gelungen, eine Betriebsvereinbarung gegen Mobbing durchzusetzen. Mobbingberatungsstelle des ÖGB ÖGB Beratungszentrum: 1010 Wien, Hohenstaufengasse 10-12 Ilse Reichart Tel. 01/534 44-344, Fax. 01/534 44 611 E-Mail: [email protected] Internet: www.oegb.at/beratungszentrum Gewalt und Aggression Normalerweise werden Konflikte ganz unspektakulär von den Beteiligten bewältigt. Einmal gibt der eine, ein anderes Mal gibt der andere etwas nach. Spricht jedoch einer der Beteiligten ein falsches Wort zur falschen Zeit aus, fliegen im sprichwörtlichen Sinn die "Fetzen". Plötzlich artet die zuerst harmlose Diskussion in ein Streitgespräch, in eine harte Debatte aus. Das Gesprächsklima wird von ungezügelten Emotionen beherrscht und vergiftet. Es kommt entweder zu KampfKampf- oder Fluchtreaktionen. Fluchtreaktionen Das vorher noch Gemeinsame bricht weg, ein Abtausch von Angriff und Gegenangriff lässt die Konfliktparteien in eine Spirale der Gewalt abgleiten. Der Konflikt eskaliert und ein völliger Zusammen- oder Abbruch der Kommunikation erscheint in dieser Situation die einzige Möglichkeit. Im besten Fall bleibt es bei Hass und Verachtung für den anderen, im schlechtesten folgen Schädigungsabsichten, die bis zur realen Vernichtung gehen können. Die Folgen sind enorme ökonomische, körperliche und seelische Schäden und nachhaltige Traumatisierungen nicht nur der unmittelbar Beteiligten, sondern auch der Angehörigen. Für nachfolgende Generationen (siehe Israel-Palästinakonflikt) wird es scheinbar unmöglich aus dieser negativen Konflikt- und Gewaltspirale herauszutreten. Fallbeispiel: Gewalt in Kambodscha - Leiden an einem beendeten Krieg In Kambodscha gilt Gewalt in der Familie als normal. Neueren Umfragen zufolge ist jede Fünfte (Frau) zu Hause Opfer. Ein Abendessen, nicht rechtzeitig auf den Tisch gebracht, kann schon Auslöser dafür sein, dass ein Mann seine Frau mit einem Gewehrgriff blutig schlägt. Welchen Grausamkeiten Frauen in Kambodscha ausgesetzt sind, brachte eine Untersuchung aus dem Jahr 1994 ans Tageslicht. Darin war die Rede von Vergewaltigungen, Auspeitschungen mit Drähten und Fahrradschlössern, Prügeln mit Bambusrohren, Vergiftungsversuchen mit Rattengift und Schüssen aus Waffen, von denen in Kambodscha nach den vielen Jahren Krieg und Bürgerkrieg noch zahlreiche vorhanden sind. Auch Kinder, so ergab die Studie, sind betroffen. Killing fields Dass Alltagskonflikte schnell zu Gewalt führen, ist auch ein Erbe der Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Die Roten Khmer zerstörten auf grausamste Weise überkommene politische und gesellschaftliche Strukturen. Stadtbewohner wurden aufs Land verschleppt, um Zwangsarbeit auf den Reisfeldern zu leisten; viele starben infolge von Exekutionen, Hunger und Überarbeitung sowie mangelnder medizinischer Versorgung auf diesen "killing fields". Erziehung und Bildung wurden abgeschafft, Intellektuelle ermordet. Kinder hatten Gewalt und gegenseitige Bestrafung als Grundwerte verinnerlicht. Erwachsene hatten gelernt, zu töten und sich jederzeit verteidigen zu müssen. Frustration über die schwierigen Lebensbedingungen mit bitterer Armut und hoher Arbeitslosigkeit macht viele zusätzlich aggressiv. Nun, wo der Krieg zu Ende ist, sind die meisten mental in ganz übler Verfassung. Erschwerend kommt hinzu, dass sie kaum eine Schulbildung oder Ausbildung haben. Aus: der überblick. Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit 2/2003 (stark gekürzt) Gewalt als Männerproblem Das Phänomen Gewalt ist ohne Zweifel so so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Faktum ist, dass gewaltförmige Auseinandersetzungen im Alltag sehr häufig vorkommen und dass die überwiegende Zahl von Gewaltverbrechen von Männern begangen wird. Somit erscheint Gewalt oft als spezifisches Männerproblem oder kann auch als Versuch gescheiterter Konfliktbewältigung gewertet werden. Gewalt ist ein hochexplosives gesellschaftliches Thema, das jede/n von uns tagtäglich betrifft. Gewalt macht vor der Haustüre nicht halt: Gewalt in der Familie, Gewalt im Schulhof, Gewalt gegen Frauen und Kinder. Hilfe für Männer Die Konsequenzen sind vor allem für die Opfer fatal: • Lebenslange Traumatisierungen, • nachhaltige Schäden an Körper und Geist, die in psychischen und psychosomatischen Erkrankungen ihren Ausdruck finden. Damit dem "männlichen" Gewaltproblem präventiv begegnet werden kann, gibt es seit einigen Jahren auch für die Gewalttäter eigene "Antigewaltprogramme Antigewaltprogramme". Antigewaltprogramme Die Männerberatung bietet auf ihrer Website maenner.at Rat und Hilfe bei psychologischen, sozialen und juristischen Fragen. Was ist ein Konflikt? Friedrich Glasl, einer der renommiertesten österreichischen Konfliktforscher, warnt in seinem Standardwerk, "Konfliktmanagement", vor einem all zu weit gefassten Konfliktbegriff. Durch inflationäre Anwendung des Begriffes kommt es eher zur "(...) Vernebelung oder Polarisierung. Im Umgang mit dem Begriff 'Konflikt' zeigt sich ein ähnliches Phänomen wie mit dem Begriff 'Macht': Er wird auf alle möglichen Situationen ausgeweitet und emotional überladen - und bewirkt eine Mythologisierung der Situation und eine Phantombildung. Die Betroffenen fühlen sich dadurch in kurzer Zeit machtlos und hilflos. Entweder resignieren sie - oder sie schlagen in blinder Wut um sich und zerstören noch mehr." (Glasl, 1997, S 12) Konfliktdefinition Karl Berkel bringt eine sehr kurze Definition für Konflikte ins Spiel: "In der Psychologie, aber auch in den Sozialwissenschaften allgemein, spricht man von einem Konflikt dann, wenn zwei Elemente gleichzeitig gegensätzlich oder ode r unvereinbar sind." (Berkel, 1997, S 10) Interessenkollision Auf jeden Fall kann gesagt werden, dass unter Konflikten eine Interessenkollision verstanden wird, die sich im Denken, Vorstellen, Wahrnehmen, Fühlen oder Wollen eines Menschen auswirkt. Konflikte werden von den Betroffenen sehr negativ und belastend empfunden. Zudem ist der Alltag empfindlich gestört und die Gedankenund Gefühlswelt befindet sich in einer Negativspirale. Feindseliges Verhalten gegenüber der anderen Seite ist die Folge. Siehe dazu auch die Darstellung Konfliktsyndrom im Kapitel Übersichten. Erweiterter Realitätsbegriff der konstruktivistischen Theorie In Konflikten sieht sich jede Seite im Recht und handelt auch dem gemäß immer richtig, während sich die Gegenseite im Unrecht befindet und konsequenterweise falsch handeln muss. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Seite die Wirklichkeit für sich reklamiert, während die andere Seite in der Illusion zu leben scheint. • Die konstruktivistische Theorie geht davon aus, dass Wirklichkeit Wirklichkeit von den Subjekten permanent erfunden bzw. konstruiert wird. wird (Vgl. auch die Werke "Die erfundene Wirklichkeit" und "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" von Paul Watzlawik) • Deshalb kann vom konstruktivistischen Standpunkt aus betrachtet auch keine bestimmte Vorstellung von einem Sachverhalt als die objektiv richtige bezeichnet werden. • Weiters wird bei diesem Ansatz der/die BeobachterIn (KonfliktreglerIn oder MediatorIn, WissenschaftlerIn, ExpertIn, TherapeutIn, SupervisorIn etc.) als Teil des Gesamtsystems Gesamtsystems betrachtet. Das Fallbeispiel „Die Geschichte mit dem Hammer“ zeigt, wie die Wahrnehmung eines Konfliktes und die Konstruktion menschlicher Vorstellungen darüber zu einer ganz handfesten Realität werden kann. Fallbeispiel: Die Geschichte mit dem Hammer Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt der Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht hat er die Eile nur vorgetäuscht, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's wirklich. Und so stürmt er hinaus, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!" Aus: Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklich sein Die 6 Grundregeln für eine positive Konflikthandhabung helfen, die Eigendynamik von Konflikten kontrolliert zu nutzen. Systemtheorie Die Systemtheorie geht in ihren Annahmen davon aus, dass sich soziale Systeme (ähnlich wie biologische Umwelten) selbst organisieren und zudem autonom gegenüber anderen Umwelten verhalten können. In der Praxis systemischer Intervention oder Konfliktregelung geht es deshalb vorrangig um eine Suche nach alternativen Sichtweisen und Lösungsstrategien. Gemeinsam mit den KonfliktpartnerInnen werden "passende Lösungen" entwickelt. Systemische Konfliktregelung gestaltet sich als dialogischer Prozess zwischen Konfliktparteien und KonfliktreglerInnen und möchte zu einer "positiven Konflikthandhabung" beitragen. Fallbeispiel Fallbeispiel: ispiel: Allgemeingültige Wirklichkeiten Vorurteile Probleme zwischen Menschen entstehen oft aus Missverständnissen. Diese entspringen Vorurteilen, die als solche nicht mehr durchschaut werden, sondern die ohne weiteres Nachdenken für allgemeingültige Wirklichkeiten genommen werden. Die Ehefrau: "Du kümmerst dich nicht um deine Kinder und um unser Haus. Dein Beruf und deine Hobbys sind dir wichtiger." Der Ehemann: "Alle wollen etwas von mir. Immer bin ich an allem schuld. Nie fragt jemand, wie es mir dabei geht." Der 16-jährige Sohn: "Immer streiten die Eltern. Sobald ich kann, hau ich ab. Heiraten werde ich nie." Die 13-jährige Tochter: "Papa tut mir leid, aber er müsste netter zu Mama sein, dann würde sie weniger meckern." Die Mutter des Mannes: "Seit er mit Anna zusammen ist, leidet der Junge. Seit Vaters Tod bin ich allein. Niemand kümmert sich um mich." Die Eltern der Frau: "Wie die Jungen sich das vorstellen, Haus, Auto, Urlaub. Wir haben uns auch anstrengen müssen. Denen geht es zu gut." Wünsche (...) Je mehr sie (die Beteiligten) von ihren Wünschen äußern, umso stärker entfremden sie sich und verlieren die Hoffnung auf eine Erfüllung ihrer Wünsche und Sehnsüchte. Sie ziehen sich enttäuscht voneinander zurück. Dies gilt sowohl für die Herkunftsfamilien der Partner als auch für deren Ehe und sogar für die Beziehung zu den eigenen Kindern. Wenn die Wünsche des anderen als Vorwürfe und nicht auch als Ausdruck von Interesse, Zuneigung und Verbundenheit erlebt werden, werden sie sich auf eine enttäuschende Weise entfremden, und die Probleme werden zu einer Hypothek auch der nächstgeborenen Generation. Aus: Michael Wirsching, Psychotherapie. Grundlagen und Methoden, S. 36f. Innere, seelische Konflikte Eine erste Einteilung von Konflikten unterscheidet innere bzw. seelische und äußere bzw. soziale Konflikte. Konflikte Die Ursachen von Konflikten kann zum Beispiel durch unterschiedliche psychologische Theorien erklärt werden. Psychoanalytischer Konfliktbegriff Schon der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856-1939), prägte einen wichtigen Konfliktbegriff. Er untersuchte die menschlichen Triebe und entdeckte, dass vor allem tabuisierte Erlebnisinhalte (die von schmerzlicher, gesellschaftlich unerlaubter, sexueller oder auch aggressiver Natur sind) eine große Rolle spielen. Diese Erlebnisse stehen im Widerspruch mit den eigenen bewussten Wertmaßstäben und Einstellungen und werden verdrängt bzw. abgewehrt. Die verdrängten Erlebnisse bilden durch periodisches Wiederaufleben ("Reaktualisierung") dann die Basis für unlösbare innere Konflikte. Diese äußern sich in vielfältiger Weise psychisch (z.B. in der Ausbildung von Neurosen) und somatisch (z.B. in vermehrter Krankheitsanfälligkeit) und können auf diesem Weg einen permanenten Leidensdruck erzeugen. Wo nichts bewältigt wird, sondern in erster Linie verdrängt und verleugnet wird, entsteht eine Fülle an heiklen, ängstlich oder peinlich vermiedenen Tabus. Verhaltenspsychologischer Konfliktbegriff Im Gegensatz zu Freud spricht der Sozialpsychologe Kurt Lewin (1890-1947) nicht von verdrängten psychischen Inhalten, sondern von ambivalenten Kräften, die auf eine Person widersprüchlich einwirken und so innere Konflikte erzeugen können. Lewin analysierte die Kräfte, die auf eine Person einwirken, um ihr Verhalten erklären und auch vorhersagen zu können. Die Gesamtsituation erscheint dabei als ein Kräftefeld, bei dem jeder Teil eines Feldes mit anderen interagiert. Die "Feldtheorie" ist die bedeutendste und einflussreichste Arbeit Kurt Lewins. Lewins. Die Hauptannahme sagt, dass wir uns zu manchen Dingen in unserer Umwelt hingezogen fühlen und von anderen abgestoßen. Durch das gleichzeitige Aufeinandertreffen mehrerer positiver oder negativer Verhaltensoptionen kommen wir in einen Zwiespalt, der schnelle Entscheidungen nicht (mehr) zulässt. Siehe auch Kurt Lewin Institut an der Fernuniversität Hagen. Die Feldtheorie Wenn man hungrig wird und das Bedürfnis hat, etwas zu essen, hat ein Hamburger eine größere Anziehung als ein Briefkasten. Fühlt man sich von einem Objekt (hier dem Hamburger) angezogen, spricht man von positiver Valenz (= Anziehung), wird man dagegen abgestoßen, handelt es sich um eine negative Valenz (= Abstoßung). Kurt Lewin bildet auf Grund dieser Erkenntnisse drei Konflikttypen: • den Annäherungs-Annäherungskonflikt • den Vermeidungs-Vermeidungskonflikt • den Annäherungs-Vermeidungskonflikt Der AnnäherungsAnnäherungs- Annäherungskonflikt Eine Person steht zwischen zwei Zielen, die sie für gleich wertvoll hält, aber nicht gleichzeitig erreichen kann. (z.B. Eine Arbeitnehmerin mit Karriereaussichten erhält ein attraktives Angebot von der Konkurrenz). Solche Konflikte sind leicht lösbar. Sobald man sich einem der beiden Ziele nähert, wird dessen Anziehung noch größer und es kommt zur Lösung des Konfliktes. Der VermeidungsVermeidungs- Vermeidungskonflikt Eine Person muss sich zwischen zwei Tatsachen entscheiden, die sie beide als Übel betrachtet (z.B. zum Zahnarzt gehen oder weiterhin Schmerzen ertragen). Dieser Konflikt ist eher stabil. Sobald man sich einem der beiden Objekte annähert, wirkt es noch abstoßender. Man schwankt zwischen den Alternativen und versucht unter Umständen beide Möglichkeiten zu vermeiden (in unserem Beispiel etwa durch die Einnahme eines Schmerzmittels). Der AnnäherungsAnnäherungs- VermeidungsVermeidungs- Konflikt Eine Person steht vor einer Entscheidung, die ihr sowohl Positives wie Negatives bringt (z.B. Eine Person möchte auf ein Rockkonzert gehen, die Karten sind aber sehr teuer und sie möchte nicht so viel Geld ausgeben). Man bewegt sich zunächst auf das Ziel zu, wird wegen der Zunahme der Annäherungs-Vermeidungstendenzen aber verunsichert. Eine Reihe von Faktoren kann zur Lösung des Konflikts beitragen: das Konzert könnte z.B. an Attraktivität gewinnen, wenn bekannt wird, dass die Gruppe zum letzten Mal auf Tour ist, besonders gute Konzertkritiken bekommt oder ähnliches. Entscheidungstheoretischer Konfliktbegriff Nach der 1957 entwickelten Theorie des Sozialpsychologen Leon Festinger (1919-1989) erleben Menschen nach einer wichtigen Entscheidung einen Spannungszustand, die sogenannte "kognitive Dissonanz". Dieser innere Konflikt tritt auf, wenn sich jemand zwischen zwei gleichwertigen Alternativen entscheiden soll. Ein Beispiel: Du willst dir ein neues Auto kaufen. Du hast die Wahl zwischen zwei verschiedene Automarken, die dir die gleiche Qualität, den gleichen Komfort, die gleiche Sicherheit bieten und auch das gleiche kosten. Für welche wirst du dich entscheiden? Einstellungswandel Da dieser Zustand als sehr unangenehm empfunden wird, steigt der Druck, die "kognitive Dissonanz" verringern zu wollen. Dies kann dadurch erreicht werden, dass entweder neue Informationen gesucht werden (z.B. andere Automarken) oder ein Einstellungswandel bzw. eine Handlungsänderung eintritt. Nach der Theorie Festingers ergibt sich weiters, dass nach einer getroffenen Entscheidung nur jenen Informationen der Vorzug gegeben wird, welche diese als richtig erscheinen lassen. Widersprüchliche Informationen werden aus dem Entscheidungsprozess ausgeklammert. Fallbeispiel: Fallbeispiel: Wenn Wenn sich Prophezeiungen Prophezeiungen nicht erfüllen Für einen Außenstehenden ist es faszinierend, wie Menschen an dem Glauben an eine menschliche Organisation, deren Regeln ihnen ewiges Heil versprechen, festhalten können. Und das alles trotz offensichtlicher Beweise für falsche Prophezeiungen. Der Soziologe Leon Festinger veröffentlichte 1956 einen Artikel über ein wohl einmaliges Experiment. Er konnte sich mit seinen Mitarbeitern einer kleinen Endzeitsekte anschließen und das Verhalten der Mitglieder vor der Prophezeiung und nach dem Fehlschlag studieren. Seine Arbeit liefert interessante Erkenntnisse. PROPHEZEIUNG VOM PLANETEN CLARION AN DIE STADT: FLIEHT VOR DER FLUT. SIE WIRD AM 21. DEZEMBER ÜBER UNS HEREINBRECHEN. NACHRICHT VOM WELTRAUM AN BÜRGER/IN Unter dieser Überschrift erfuhren die Leser der Zeitung "Lake City Herald" im September von der Hausfrau Marian Keech, die seit neun Monaten Nachrichten von Außerirdischen bekam. Bis zum September hatte sich um Frau Keech bereits eine Gruppe von Anhängern geschart. Als der 21. Dezember näher kam, kündigten einige der Anhänger ihre Jobs, andere verschenkten ihre ganze Habe. Fast alle aus der Gruppe verkündigten ihren Glauben in der Öffentlichkeit. Die Gruppe hatte aber kein Interesse, ihre Botschaft zu verbreiten und lehnte Gespräche mit der Presse und Medien ab. In der Woche vor dem großen Tag klingelte im Haus von Frau Keech ununterbrochen das Telefon, Besucher kamen beständig, um Aufklärung zu erfahren oder sich sogar der Gruppe anzuschließen. Reporter wurden kalt abgewiesen, während man Besucher freundlich umsorgte, aber nur sporadisch versuchte, ihnen die Überzeugungen zu erklären. Fehlschlag Frau Keech erhielt am Abend die Nachricht, dass um Mitternacht ein Besucher käme, der die Gruppe zu einer fliegenden Untertasse begleiten würde. Mit dieser würden sie vor der Flut in Sicherheit gebracht werden. Die Gruppe traf dann alle Vorbereitungen für den großen Zeitpunkt, verteilte Passwörter und entfernte alle metallenen Gegenstände von sich, da dies in dem UFO zu Gefährdungen führen könnte. Die Zahnfüllungen allerdings blieben verschont. In den letzten zehn Minuten versammelte sich die Gruppe im Wohnzimmer. Sie saßen rum und hatten nichts zu tun. Sie schauten auf die Uhren, die auch noch unterschiedliche Zeiten anzeigten. Frau Keech betonte nochmals ihre Überzeugung kurz vor Mitternacht. Die Zeit ging vorbei. Erstaunlicherweise gab es erstmal keine Reaktion in der Gruppe. Alle schwiegen, nach und nach wurde die Atmosphäre unbequemer, so dass Dr. Armstrong und Frau Keech ihre Überzeugung nochmals wiederholten. Die Vorhersagen und Nachrichten wurden überprüft. Um 4.00 Uhr morgens brach Frau Keech in Heulen aus. Die Gruppe verlor ihre Gelassenheit. Um 4.30 Uhr sprachen die meisten in der Gruppe offen über den Fehlschlag. Um 4.45 Uhr bat Frau Keech um die Aufmerksamkeit der Gruppe, um ihnen eine neue Nachricht mitzuteilen. Rettung Sie erklärte dann mit vielen Sätzen, dass Gott unter diesen Menschen gewirkt und durch zwei der Menschen gesprochen habe. Die Kraft und das Licht, das den Raum erfülle, werde die ganze Erde erfüllen. Dadurch, dass Gott durch zwei Personen in dem Raum gesprochen habe, bekunde er, was er zu tun gedenke. Ihre Erklärungen wurden enthusiastisch aufgenommen. Die angemessene und elegante Erklärung löste das Unbehagen auf. Die Gruppe hatte durch ihren Glauben die Welt vor der Flut gerettet. Aufgrund einer weiteren Nachricht, die Frau Keech erhielt, sollte die Erklärung für die Rettung bekannt gemacht werden. Man suchte danach den Kontakt zu Reportern, und versuchte mit großer Hingabe, weiter Besucher als Anhänger zu gewinnen. Festinger und seine Mitarbeiter zeigten mit ihrer Studie, dass der Fehlschlag einer Vorhersage oft den gegenteiligen Effekt dessen hat, was man als Beobachter normalerweise erwarten würde. Die Sekte löst sich nicht etwa auf, sondern sucht verstärkt, neue Anhänger zu gewinnen. Einige Mitglieder scheinen einen noch festeren Glauben an ihre Überzeugungen gewonnen zu haben. Logik versagt Jemanden mit Überzeugungen kann man schwer ändern. Wenn man ihm sagt, man sei anderer Meinung, wird er sich von einem abwenden. Wenn man ihm Fakten oder Zahlen nennt, wird er die Quelle anzweifeln. Wenn man an seine Logik appelliert, wird er den entscheidenden Punkt nicht sehen. Wir haben alle schon erlebt, wie fruchtlos es ist, jemandem eine starke Überzeugung auszureden, besonders wenn der Überzeugte einiges in seinen Glauben investiert hat. Wir sind mit den einfallsreichen Abwehrmechanismen vertraut, mit denen Menschen ihre Überzeugungen schützen und sie durch die verheerendsten Angriffe retten. Angenommen, jemand glaubt etwas von ganzem Herzen und er hat aufgrund seiner Überzeugung unwiderrufliche Schritte unternommen. Man legt ihm Beweise, eindeutige und unleugbare Beweise vor, dass seine Überzeugung falsch ist. Was wird passieren? Die Person wird oft daraus nicht nur unerschütterlich, sondern noch mehr überzeugt von der Wahrheit ihres Glaubens hervorgehen. Tatsächlich wird er vielleicht noch leidenschaftlicher als vorher Leute von seinen Ansichten zu überzeugen und sie zu bekehren suchen. Quelle: Festinger, Leon and Stanley Schlachter (1989) When Prophecy Fails. In Extending psychological frontiers: selected works of Leon Festinger Interpersonale oder äußere Konflikte Gerhard Schwarz (1997) teilt interpersonale bzw. äußere Konflikte in sechs Gruppen ein, welche die häufigsten Konfliktthemen überblicksmäßig darstellen: • Paarkonflikte • Dreieckskonflikte • Gruppenkonflikte Gruppenkonflikte • Organisationskonflikte Organisationskonfl ikte • Systemkonflikte • Institutionskonflikte Paarkonflikte Paarkonflikte werden von G. Schwarz etwas weiter gefasst, als die Mann-FrauBeziehung. Es gibt ja auch Paarbeziehungen im beruflichen oder privaten Leben, die nicht an die Geschlechterdifferenz gebunden sind. Konflikte resultieren aus dem notwendigen Widerspruch zwischen Individuum und Paar. Geht Individualität bei einem Paar völlig unter, dann besteht die Gefahr der Zerstörung des Individuums. Besteht das Individuum auf alle seine persönlichen persönliche n D ifferenzen zum Paar, wird das Paar zerstört. Identitätskonflikte Identitätskonflikte gehören zu den unbedingt notwendigen Konflikten einer Paarbeziehung. Die völlige Unterwerfung des einen Partners unter den anderen nimmt diesem sehr oft die Attraktivität, so dass sich der überlegene Partner dann meist anderen zuwendet, die Neues einbringen und damit interessanter sind. Das Aufgeben der Identität im Rahmen einer Paarbeziehung zerstört die Paarbeziehung genauso wie das Beharren auf der eigenen Identität. Die Identität ist eine sehr sensibel auszulotende Qualität, die auf dem Wege der Identitätskonflikte immer wieder neu gefunden werden muss. Distanzkonflikte Stimmen die Distanzwünsche zweier Partner nicht überein, entsteht oftmals ein Konflikt. Diese Art von Paarkonflikten beschränkt sich ebenfalls nicht auf den privaten Bereich. Wenn der bisherige Kollege, zu dem man eine große Nähe hatte, nun plötzlich zum Chef wird, wünscht er sich mehr Distanz, um seinen Führungsanspruch geltend machen zu können. Entwicklungskonflikte Entwicklungskonflikte Der/die eine entwickelt sich weiter, der/die andere nicht oder in eine andere Richtung. Plötzlich passen die beiden nicht mehr zusammen - sie haben sich auseinanderentwickelt. Man kann sich ausmalen, dass viele Auseinandersetzungen geführt werden müssen, soll die Paarbeziehung aufrechterhalten werden. "Schwiegermutterkonflikte" Die Schwiegermutter, die ihren Sohn noch als ihren Sohn sieht und nur Teile der Mutterfunktion an die neue Frau abzugeben bereit ist, bekommt mit der Schwiegertochter immer mehr Konflikte. "Du musst zu mir halten und nicht zu deiner Mutter", verlangt die Frau vom Ehemann. "Du musst doch verstehen, dass ich meine Mutter nicht so kränken kann", meint der Mann. Diese "Schwiegermutter" steht modellartig für all die Paarkonflikte, die aufgrund von mitgebrachten Unterschieden in der Zusammenarbeit der Menschen entstehen. Z.B. ein neuer Direktor, der zuvor bei einem anderen Konzern Direktor war, wird immer noch als Vertreter der Herkunftsfirma gesehen. Dreieckskonflikte Dreieckskonfli kte Mit einer dritten Person kommt neues Konfliktpotenzial in eine Partnerbeziehung. Im Dreieck ist es nicht bloß die Addition von nunmehr drei Personen, die miteinander in Aktion treten, sondern es tritt eine neue Qualität hinzu: es entwickeln sich Beziehungen von Beziehungen. Paar versus Dreieck Das Hauptproblem von Koalitionen in Dreiecken bedeutet zwei gegen einen. einen Diese/dieser eine ist ausgeschlossen, und dieser Ausschluss führt automatisch zu Kränkungen. Die/der eine fühlt sich gegenüber den anderen unterlegen. Die beiden, die eine Koalition gebildet haben, fühlen sich stärker. Eifersuchtskonflikte Diese Konflikte treten auf, wenn Menschen, Gruppen oder Organisationen sich weiterentwickeln müssen. Eine dritte Person stört grundsätzlich jede Zweierbeziehung, weil sie zwingt, diese zu reflektieren. Das Eintreten einer dritten Person in eine intime Zweierbeziehung relativiert das Paar. Zu zwei Personen kann man als Dritter nie die gleichen oder gar identischen Beziehungen haben, sondern man muss Unterschiede machen. Eifersucht entsteht, wenn die Beziehung zwischen drei Personen nicht harmoniert und das Dreieck in ein Paar und ein Individuum zerfällt. Rivalität: Zwei kämpfen um die Gunst eines/einer Dritten Von Rivalität kann man immer nur dann sprechen, wenn die Koalitionen nicht mehr symmetrisch sind. Das heißt, wenn die Beziehung zwischen zwei Personen, nämlich den RivalInnen, deutlich schlechter ist als die Beziehung der beiden zu einer/einem Dritten. Beispiel: Von zwei Mitarbeitern versucht jeder, ein engeres Nahverhältnis zum Vorgesetzten zu haben als zum Kollegen, den Kollegen sogar unter Umständen beim Vorgesetzten schlecht zu machen. Delegationskonflikte Diese Art von Konflikten entsteht immer dann, wenn die direkte Kommunikation zwischen zwei Menschen unterbrochen ist und über eine dritte Person läuft. Dies kann von Vorteil sein, wenn direkte Kommunikation aus technisch-organisatorischen oder sonstigen Gründen nicht möglich ist. Damit kann immerhin noch eine Kooperation wenn auch auf indirekte Art und Weise - erreicht werden. Es ist aber auch ein Nachteil, weil es über die dritte Person fast immer zu Übermittlungsfehlern, zu Missverständnissen, zu unterschiedlichen Interpretationen und oft zu einer Verstärkung des Konfliktes kommt. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese dritte Person oder Instanz ein Interesse daran hat, dass die Kommunikation über sie läuft. Denn zum Beispiel stärken Konflikte unter MitarbeiterInnen die Position der/des Vorgesetzten. Gruppenkonflikte Die Gruppe ist stammesgeschichtlich die älteste Form der Kooperation und der Konfliktaustragung. Ab einer Gruppengröße von vier Personen tritt dieser Konflikttyp zumeist auf. face--toVon arbeitsfähiger oder überschaubarer Gruppe (eine face to- faceface - Beziehung ist noch möglich) wird ab einer Zahl von sieben bis maximal 14 Gruppenmitgliedern gesprochen. Noch größere Gruppen haben die Tendenz, in kleinere Untergruppen zu zerfallen und fühlen sich durch Paare oder Dreiecke bedroht. Mögliche Themen • Untergruppenkonflikte z.B. Gruppen fühlen sich durch Paare und Dreiecke bedroht • Territorialkonflikte z.B. Kampf um Kompetenzen, Einflusssphären und Ressourcen • Rangkonflikte z.B. Wer hat die Alphaposition, wer die Omegapostion in der Gruppe inne? • NormierungsNormierungs- und Bestrafungskonflikte z.B. bei Verletzung gegen die in einer Gruppe bestehenden offiziellen oder informellen Regeln • Zugehörigkeitskonflikte z.B. Loyalität zur Gruppe oder wie werden Neue in eine bestehende Gruppe integriert? • ReifungsReifungs- und Ablösungskonflikte z.B. jüngere MitarbeiterInnen kämpfen im Unternehmen um eigene Identität • Substitutionskonflikte z.B. Konfliktthemen werden nicht offen artikuliert, weil angstauslösend, deshalb werden lieber "neutrale" Themen behandelt Organisationskonflikte Sicher ist, dass Gruppen oder Gruppenverbände Gruppenve rbände sich nur durch "äußeren Zwang" auf eine Organisationslogik einigen können. Auf Grund der Tatsache, dass lose Gruppen von Menschen auf Dauer nicht freiwillig kooperieren, ist, historisch betrachtet, die Hierarchie erfunden worden. Während in Gruppen, Dreiecken und Paaren die Kommunikation noch direkt abläuft, müssen hierarchisch aufgestellte Organisationen die Verbindung zwischen den handelnden Personen zentral steuern. Mögliche Themen • Abteilungsegoismus z.B. Produktionsabteilung gegenüber Marketing & Verkauf • Herrschaftskonflikte z.B. klassischer Konflikt zwischen "Herr und Knecht" bzw. Zentrum vs. Peripherie • Doppelmitgliedschaft z.B. Konflikte, die vor allem in "Sandwichpositionen" anzutreffen sind • Veränderungskonflikte z.B. Konflikte, die durch das rigide Festhalten an tradierten Normensystemen ausgelöst werden • VerfassungsVerfassungs- und Legitimationskonflikte z.B. Delegierte gegenüber dem einfachen (Partei)Mitglied der Organisation Systemkonflikte Darunter versteht man alle Konflikte, die auf unterschiedlichen Denksystemen beruhen: Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Weltbildern, Wissenschaftsanschauungen (Paradigmen), Wirtschaftssystemen oder politischen Systemen. Mögliche Themen • Interkulturelle Konflikte z.B. Konflikte, die sich in der Kommunikation mit unterschiedlichen Kulturen ergeben können • Konflikte der Qualität und Quantität z.B. Instrumente der direkten Demokratie (Volksabstimmung) gegenüber repräsentative Demokratie (Entscheidung durch gewählte VolksvertreterInnen) • Ökonomie gegen Ökologie Ökologie z.B. Betriebswirtschaftliches Politikparadigma vs. Politik nachhaltiger und sich erneuernder Ressourcen • Religionskonflikte z.B. verschiedene religiöse Weltbilder stehen sich unversöhnlich gegenüber • Nationenkonflikte z.B. verschiedene Nationen erkennen die Existenz anderer Nationen nicht an Institutionskonflikte Der größte Entwicklungsschritt der Menschheit wurde vermutlich durch die Erfindung von Organisationen und Institutionen gemacht. Die Etablierung von Institutionen können als Versuch des Menschen Menschen gedeutet werden, mit den Grundwidersprüchen des Lebens besser umgehen zu können. Vier dauernde Widersprüche Nach Schwarz (1997) gibt es 4 wichtige Widersprüche, für welche die Menschen in allen Kulturen und zu allen Zeiten passende Antworten finden müssen: • der Gegensatz zwischen Toten und Lebendigen (z.B. Wie mit Sterblichkeit umgehen?) • der Gegensatz zwischen Individuen und Gruppen (z.B. Wie mit Individualität in der Gruppe umgehen?) • der Gegensatz zwischen Alten und Jungen (z.B. Wie mit dem Wissen der Älteren umgehen?) und • der Gegensatz zwischen Männern und Frauen (z.B. Wie mit Geschlechterdifferenz umgehen?) (vgl. auch Schwarz, 1997, S. 186-194). Institutionen unter Legitimationsdruck Erhöhte Konfliktwahrscheinlichkeit besteht dann, wenn bestimmte Lösungen oder Antworten für die gesellschaftlichen Fragen auf Dauer nicht (mehr) haltbar sind. Gesellschaftliche Institutionen wie Militär, Ehe, Politik, Kirche, Schule usw. werden immer wieder in Frage gestellt und stehen deshalb unter erhöhtem Legitimationsdruck der Öffentlichkeit. Was bewirken Konflikte? Schwarz (1997) zeigt mit einer "Konfliktdialektik" den tieferen Sinn von Konflikten. Die volle Wahrheit ist nur bei gleichzeitiger Sicht auf die widersprüchlichen Aspekte einer Konfliktgeschichte Konfliktgeschichte ersichtlich. Konflikte können sowohl trennende als auch vereinigende Funktionen haben. Konflikte machen Unterschiede bewusst Der Sinn von Konflikten kann darin bestehen, die in Teams, Gruppen oder Organisationseinheiten vorhandenen Differenzen zu erfassen. Im Zuge einer Konfliktaustragung am Arbeitsplatz kann es zum freiwilligen oder erzwungenen Ausscheiden von MitarbeiterInnen kommen. Im besten Fall bekommen die Betroffenen eine neue Rolle in der Organisation zugewiesen. Auf jeden Fall werden Fragen aufgeworfen: • Wie unterscheide ich mich persönlich von allen anderen? • Wer ist für welche Tätigkeiten in der Firma zuständig? • Wer ist besser qualifiziert? • Wer hat mehr Durchsetzungskraft? Konflikte steuern das Gruppenverhalten Zum einen werden durch Konflikte die Unterschiede zwischen den Gruppenmitgliedern aufgezeigt. Auf der anderen Seite wird gerade dadurch die Gruppeneinheit (wieder)hergestellt. Dies scheint auf dem ersten Blick widersprüchlich zu sein. Es passiert jedenfalls, dass Gruppenmitgliedern, die sich bereits in exponierter Stellung befinden oder durch abweichendes Verhalten bzw. Meinungen auffallen, die Führungs- oder Außenseiterposition (Alphaposition bzw. Sündenbock- oder Omegaposition) zugewiesen wird. Im Zuge einer konstruktiven Konfliktbearbeitung können jene, die in diese Position gelangt sind, wieder in die Gruppe integriert werden. Mehr dazu in den Übersichten zum Rangdynamischen Positionsmodell nach Raoul Schindler. Konflikte erzeugen Komplexität Durch Auseinandersetzungen, durch Streit während einer Konfliktaustragung, treten Interessen, Vorlieben und Bedürfnisse ungeschminkt ans Tageslicht. Eine Gruppe ist besser in der Lage, mehrere Ansichten gleichzeitig zu berücksichtigen, als dies einer Einzelperson möglich wäre. Vergessen wir nicht: Ohne den permanenten Streit unter den Wissenschaften gäbe es weder wissenschaftliche Erkenntnisse noch Innovationen in Technik und Kultur. Konflikte sorgen für Gemeinsamkeiten im Zusammenleben Es hört sich paradox an, aber ohne Konflikte gibt es keine Gemeinsamkeiten in der Gesellschaft. Sicherlich möchte jede/r von uns seine/ihre Interessen durchsetzen und wird dies auch versuchen. Individualität und Eigeninitiative stehen heute hoch im Kurs und sind bis zu einem gewissen Grad für das Funktionieren eines demokratischen Staates unumgänglich. Wenn aber die genannten Prinzipien zu stark betont werden, besteht die große Gefahr, dass andere wichtige gesellschaftliche Funktionen - wie Solidarität und Interessen im Gemeinwesen - kontinuierlich in den Hintergrund gedrängt werden. Konflikte sorgen für Veränderungen Es gibt in der Geschichte der Menschheit kaum eine relevante Veränderung, die nicht auf der Basis konfliktreicher Auseinandersetzungen gemacht worden wäre. Es zeigt sich, dass der Sinn von Konflikten für die Weiterentwicklung von Gruppen und Organisationen eine große Bedeutung hat. Immer dann, wenn es um Emanzipationsbzw. Ablösungsprozesse beim Einzelnen oder in Gruppen geht, treten Konflikte auf. Das physiologische Prinzip von Spannung und Entspannung, von These und Antithese bzw. von konstruktiver versus destruktiver Kritik an bestehenden Sichtweisen garantiert zum einen Konflikte, aber auch Veränderung und die Erhaltung von Lebendigkeit. Konflikte stabilisieren das Bestehende Ein Sinn von Konflikten liegt auch im Stabilisieren des Bestehenden. Durch das Ausgrenzen von Personen oder durch Eliminierung neuer Ideen wird so die Einheit der Gruppe geschaffen. Immer wieder kann festgestellt werden, wie viel destruktive Energie gegenüber "AbweichlerInnen von der Norm" oder "Andersdenkenden" aufgewendet wird. Das Schicksal vieler Erfinder und weit vorausblickender Genies darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. zwischen en Der Sinn von Konflikten erschließt sich hier in einer Spannung zwisch Veränderungswillen und Erhalt des Bestehenden. Siehe auch im Kapitel Übersichten Der Sinn von Konflikten Bewusstmachung Ein erster Schritt zur Konfliktbewältigung Der oft schmerzliche Prozess der Bewusstmachung steht ganz am Anfang einer Konfliktbewältigung Konfliktbewäl tigung und kann nur von den Konfliktparteien selbst geleistet werden. Damit den KonfliktpartnerInnen eine "kooperative Konfliktbewältigung" gelingt, ist es notwendig, dass zielgerichtet und konstruktiv kommuniziert wird. Im Vorfeld hat sich eine objektive und gründliche Konfliktanalyse bewährt. In dieser Phase können Personen hilfreich sein, die nicht unmittelbar in die Konfliktereignisse eingebunden sind, kein Naheverhältnis zu den Konfliktparteien aufweisen und von diesen als "nicht" bzw. "allparteilich" wahrgenommen werden. Oberstes Ziel jeder Konfliktbewältigungsstrategie muss es sein, dass die Konfliktparteien wieder Kommunikation aufnehmen, in Beziehung treten und sensibel und aufgeschlossen für die Interessenslagen ihres Gegenübers werden. Nur wer sich auf diese oft mühselige Auseinandersetzung mit sich selbst einlässt, wird mit sozialen Konflikten produktiv umgehen und vielleicht für die Zukunft den einen oder anderen Konflikt sogar verhindern können. Zur Übersicht Konfliktdiagnose. Konfliktdiagnose Konfliktdimensionen Konfliktdimensionen Ein sozialer Konflikt zwischen mindestens zwei Menschen kann als ein Aufeinanderprallen zweier unvereinbarer oder widersprüchlicher Interessen betrachtet werden. Trotzdem sollte in einer Konfliktanalyse immer danach gefragt werden, ob sich die Konfliktparteien bereits in einem offenen Konfliktgeschehen befinden, oder ob sich in der Vorstellungswelt der Konfliktparteien ein solches Geschehen zukünftig ergeben könnte. Beim letzteren müsste von einem potenziellen (latenten) Konflikt gesprochen werden. Jeder Konflikt beginnt im Kopf der Konfliktparteien zu wirken. Interessengegensätze oder KommunikationsKommunikations- Störungen werden bewusster als sonst registriert. Erst nach dieser Bewusstwerdungsphase ist es sinnvoll, mit einer gründlichen Konfliktanalyse zu beginnen. beginnen. Konfliktgegenstand Im ersten Schritt werden von den Konfliktparteien die Konfliktpunkte zur Sprache gebracht. Das sind jene Interessengegensätze, Interessengegensätze welche die Parteien einander vorwerfen. Können solche Gegensätze nicht eindeutig herausgefiltert oder bezeichnet werden, so könnte es sich um ein abgrenzbares Problem handeln, welches mit zusätzlicher Information oder spezifischem ExpertInnenenwissen beseitigt werden kann. Auch krisenhafte Erscheinungen werden oft als Konflikte (fehl)interpretiert. Probleme gehen Konflikten voraus, während Krisen als Folgeerscheinung nicht oder schwer bearbeitbarer Konflikte erscheinen. Oft beinhaltet eine Konfliktsituation nicht nur einen, sondern gleichzeitig mehrere Konfliktauslöser. Konfliktparteien Die Konfliktparteien treten als Träger gegensätzlicher Interessen auf. In sozialen Konflikten können als Parteien • Individuen, • Gruppen, • Organisationen, • Institutionen, • Gesellschaften oder • Nationen ausgemacht werden. Es ist auch zu fragen, ob die Parteien den Konflikt selbst austragen (primärer primärer Konflikt), Konflikt oder ob der Konflikt von StellvertreterInnen, z.B. von JuristInnen oder GewerkschaftsvertreterInnen ausgetragen wird. Im zweiten Fall wird von einem sekundären Konflikt gesprochen. Für den Prozess einer konstruktiven Konfliktregelung ist es jedoch immer notwendig, dass alle Konfliktparteien in jeder Phase bis zur endgültigen Klärung eingebunden sind. Konfliktbeziehung Konfliktparteien stehen immer in Beziehung. Für eine Konfliktregelung ist es unumgänglich, die Art und Weise der konkreten Beziehungsgeflechte zwischen den Konfliktparteien zu erhellen. Es ist wichtig, dass die Parteien ihre Beziehung selbst definieren und ihre Erwartungen gegenseitig zur Sprache bringen. So können Konfliktparteien in einer engen oder losen, direkten oder indirekten, hierarchischen oder kollegialen, symmetrischen oder komplementären Beziehung stehen. Mit letzterer Unterscheidung ist das Austauschverhältnis der Konfliktparteien zueinander gemeint: • Nebeneinander Personen bzw. Gruppen haben eigene, abgegrenzte Aufgaben oder Zielsetzungen • Nacheinander Im Arbeitsablauf gehen bestimmte Bearbeitungsschritte anderen voraus • Miteinander In Projektgruppen und Teams profitieren alle von den Stärken der anderen • Hierarchisch Vorgesetzte und MitarbeiterInnen im Verhältnis von über- und untergeordnet Konträre Beziehungsdefinitionen Immer dann, wenn die Konfliktparteien ihre Beziehung zueinander konträr definieren, erhöht sich die Konfliktbereitschaft. Ein Beispiel: Aus einem Team wird eine Person zur Leitung des Teams bestimmt, dadurch tritt zu der bisherigen symmetrischen Beziehung eine wichtige komplementäre hinzu. Mit diesem Beziehungswechsel tun sich einige Teammitglieder schwer, die in der nunmehrigen Leiterin weiterhin ihre bisherige Kollegin sehen. Konfliktverlauf Konflikte dürfen nicht als statische Zustände begriffen werden. Jeder Konflikt hat vielmehr auch eine eigene Konfliktgeschichte. Konflikte nehmen im Zeitverlauf immer eine andere Gestalt an, können sich mit Energie aufladen und eskalieren oder wieder abnehmen. Daher ist die jeweilige Form immer nur für einen gewissen Zeitpunkt charakteristisch. Durch einen Konflikt werden die Parteien praktisch dazu verurteilt, sich neu zu orientieren und nach passenden Lösungen zu suchen, um wieder Handlungskompetenz zu erlangen. Bei der Analyse des zeitlichen Verlaufes eines Konfliktes ist es hilfreich, auf drei zeitliche Ebenen zu fokussieren: Siehe dazu auch im Kapitel Eskalationsdynamik Konflikteskalationsstufen Konfliktumwelten Konfliktumwelten umgeben die Konfliktparteien, sind aber nicht selbst Träger von Interessen. Bei einem Konflikt zwischen zwei MitarbeiterInnen einer Abteilung sind das z.B. die anderen Teammitglieder, die MitarbeiterInnen anderer Bereiche, Vorgesetzte sowie mögliche KundInnen. Umwelten stellen außerdem die jeweiligen Privatsphären der Beteiligten dar: Vom Umweltsystem zur Konfliktpartei Kennzeichnend für die Konfliktumwelten ist die Betroffenheit vom Konflikt ohne aktive Beteiligung. Entwickeln diese Umweltsysteme eigene Interessen im jeweiligen Konflikt und vertreten sie diese auch, so werden sie zu Konfliktparteien. Konfliktparteien Dieses Unterscheidungsmerkmal ist bei der Vermittlung von Konflikten sehr hilfreich, da dadurch die Konfliktparteien identifiziert und gezielt angesprochen werden können. • Welchen Nutzen/Schaden hat der Konflikt den Parteien und der Organisation gebracht? • Wie wirkt sich der Konflikt auf das Umfeld aus? • Überträgt sich der Konflikt auf die gesamte Organisation, auf die gesamte Umwelt? Einstellung Die persönliche Einstellung der Konfliktparteien zueinander und zur Konfliktregelung ist von großer Bedeutung, um die Phasen einer konstruktiven "Konflikthandhabung" zu durchlaufen. Gerade für die oder den professionellen KonfliktreglerIn ist es wichtig zu wissen, ob die Konfliktparteien die Konfrontation als unvermeidlich betrachten oder ob sie noch Auswege und Chancen in ihrer Situation erkennen können. Deshalb versuchen KonfliktreglerInnen vor allem bei den Einstellungen der Konfliktparteien eine Änderung herbeizuführen. Die Konfliktparteien müssen im Vorfeld einer Konfliktregelung mit ihrer persönlichen Einstellung konfrontiert werden, damit Veränderung des (erlernten) Konfliktverhaltens überhaupt möglich wird. Grundmuster vorurteilsvollen Denkens werden damit bewusster erlebt, Konsequenzen destruktiven Verhaltens und dessen Folgen können besser eingeschätzt werden. Siehe dazu das Beispiel Konflikthandhabung in Phasen im Kapitel Übersichten. Fragen zur persönlichen Einstellung der Konfliktparteien • Wie wird die Gesamtsituation von den Parteien beurteilt? Ist für sie die Konfrontation unvermeidbar? Gibt es Möglichkeiten zur Übereinstimmung mit dem Konfliktpartner? • Welche positiven und negativen Aspekte und Funktionen können die Konfliktparteien im konkreten Konflikt erkennen? • Wie schätzen die Konfliktparteien die entstehenden Kosten und den Nutzen für sich und die Gegenseite ein? • Wie beurteilen die Konfliktparteien ihre bisherigen Versuche, den Konflikt selbst zu lösen? lösen Wie schätzen die Konfliktparteien den Wert bisheriger Konfliktregelungsversuche- und verfahren durch Dritte (Gericht, Gewerkschaft, Mediatoren etc.) ein? • Sind die Einstellungen der Konfliktparteien symmetrisch oder ungleich verteilt? verteilt Wird zum Beispiel der konkrete Konflikt von einer Partei verleugnet oder der Konflikt von der anderen eher provoziert? Grundmodelle der Konfliktbewältigung Die meisten Konfliktbearbeitungen sind Versuche der Konfliktparteien, mit den entstandenen Interessengegensätzen umzugehen. Empirisch nachweisbar entstehen charakteristische Konfliktstile und Motive des Konfliktverhaltens, die zwischen Sieg und Niederlage hin und her pendeln können. Siehe dazu die Übersicht Konfliktstile und und Motive des Konfliktverhaltens Konfliktverhaltens Beim Umgang mit Konflikten lassen sich nach Schwarz (1997) sechs immer wiederkehrende Grundmuster erkennen, die sich sowohl kulturgeschichtlich erklären lassen, aber auch individuell in jedem Konfliktgeschehen zu erkennen sind. Diese Muster werden in den folgenden Abschnitten dargestellt. Flucht Die Flucht wird instinkthaft fast immer zur Abwendung einer äußeren Gefahr angewandt. Die Konfliktsituation kann mit dieser Methode nur kurzfristig bewältigt werden, es stellt sich heraus, dass der Gegensatz in anderer Form, oder in einer anderen Situation wieder (schärfer) zu Tage tritt. In Konfliktsituationen zeigt die Flucht folgende Erscheinungsformen: Erscheinungsformen Problem wird auf lange Bank geschoben/verleugnet, davon laufen usw. Vorteile: Vorteile rasch, einfach, schmerzlos, kaum Schäden, keine VerliererInnen; der Konflikt ist zwar ungelöst, aber durch Kontaktverlust geregelt. Nachteile: Nachteile kein Lernanreiz, keine Weiterentwicklung, das Gemeinsame geht verloren, keine Lösung, unbefriedigend; der Konflikt taucht auf, sobald die KonfliktpartnerInnen wieder da sind. Vernichtung Ist die Flucht bei einer Gefahr nicht möglich, dann kommt es zu einer aggressiven Kampfsituation, bei der die Konfliktparteien die Vernichtung der Gegnerin oder des Gegners anstreben. Erscheinungsformen: Erscheinungsformen Gesellschaftliche Ausgrenzung und Ausschluss, Mobbing, Kündigung, Krieg zwischen Nationen, Mord usw. Vorteile: Vorteile unkompliziert, geistig anspruchslos, einmalig, dauerhaft, gründlich. Nachteile: Nachteile unkorrigierbar, inhuman, verbreitet Schrecken, nur eine Konfliktpartei überlebt, Weiterentwicklung gefährdet, positive Aspekte der GegnerInnen werden eliminiert. Unterwerfung Die Unterwerfung oder Unterordnung wird dann als Mittel der Konfliktbewältigung gewählt, wenn die oder der mit weniger Ressourcen oder Machtmitteln ausgestattete KonfliktpartnerIn zum Schluss kommt, dass Nachgeben oder Unterordnen unter die stärkere Position Vorteile bringt. In hierarchisch organisierten Unternehmen hat die Unterordnung System. Die oder der Unterworfene verliert zwar ein Stück seiner Selbstbestimmung, aber er gewinnt auch an Sicherheit, die er vom Unterwerfer (Vorgesetzter, Chef etc.) bekommen kann. Erscheinungsformen: Erscheinungsformen Drohung, Erpressung, Krieg, Putsch, Bestechung, Hierarchie, Verzicht, Resignation, rasche Mehrheitsentscheidung. Vorteile: Vorteile Überleben, Umkehrbarkeit, relativ schnell, wiederholbar, Unterworfener weiter verwendbar, Arbeitsteiligkeit, Hierarchie. Nachteile: Nachteile Umkehrbarkeit, permanente Autorität bzw. Kontrolle notwendig, Elend und Angst, willenlos und nicht regierbar, starre Rollenverteilung, Gefahr eines Aufstandes. Delegation "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte". Das könnte auf besondere Schadenfreude hindeuten. Vielmehr aber zeigt dieses alte Sprichwort die wichtige Funktion von nicht am Konflikt beteiligten Personen auf. Bei der Delegation entscheidet eine dritte Instanz (Recht, Gesetz, (Schieds-)RichterIn,) zwischen zwei Gegensätzen. Es muss sichergestellt sein, dass die höhere Instanz nicht am Konfliktgeschehen direkt beteiligt ist und keine eigenen Interessen vertritt. Nur so ist eine objektive Entscheidungsfindung und die Akzeptanz durch beide Konfliktparteien möglich. Neuere Formen der Delegation (z.B. Mediation, Organisationsberatung) versuchen den KonfliktpartnerInnen ihre Konfliktbewältigungskompetenz durch Hilfe zur Selbsthilfe wieder zurückzugeben. Delegation Z.B. geht es bei einer außergerichtlichen Scheidung darum, dass beide Ehepartner gemeinsam eine passende Lösung für ihre Probleme im Rahmen eines Mediationsprozesses erarbeiten. Erscheinungsformen: Erscheinungsformen Weisenrat, Autoritäten, RichterInnen, Gerichte, Kommissionen, Schiedsgericht. Vorteile: Vorteile energiesparend, anonym, Emotionen werden vermieden, kein Gesichtsverlust, Teileinigung, keine volle Verantwortung der Betroffenen für die Entscheidung. Nachteile: Nachteile Konfliktparteien erarbeiten Entscheidung nicht selbstständig, beide Konfliktparteien müssen Letztentscheidung der dritten Instanz akzeptieren, Instanzen müssen anerkannt und anonym sein. Kompromiss Wenn die Konfliktparteien einen Kompromiss erzielen wollen, müssen sie in bestimmten Bereichen des Konfliktes zu einer Teileinigung finden und aufeinander zugehen. Ein großer Vorteil des Kompromisses besteht darin, dass die Konfliktparteien in jeder Phase der Verhandlungen ihre Bewältigungskompetenz beibehalten. Bei guten Kompromissen werden wichtige Teile ausverhandelt. Bei sogenannten "faulen" Kompromissen werden gerade diese Teile nicht besprochen und ein Wiederaufflammen des ursprünglichen Konfliktes ist sehr wahrscheinlich. In vielen politischen und gesellschaftlichen Bereichen ist die Kompromissfindung Teil der Arbeit. (z.B. Kollektivvertragsverhandlungen zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen, Koalitionsverhandlungen zwischen Parteien, Budgetverhandlungen in Organisationen usw.) Erscheinungsformen: Erscheinungsformen In politischen Bereichen gehört der Kompromiss quasi zum Handwerkszeug der AkteurInnen, aber auch im wirtschaftlichen und privaten Sektor weite Verbreitung. Vorteile: Vorteile Selbsterarbeitung des Ergebnisses, Kontrolle der Regelung durch die Parteien selbst, Teileinigung kann unter Prestigewahrung erzielt werden, Teilverantwortung der Betroffenen gegeben. Nachteile: Nachteile Neuverhandlungen bei Verschiebung der Interessen oder Machtverhältnisse notwendig, Zufriedenheit nur bis zu einem gewissem Grad gegeben. Konsens Es werden alle Konfliktpunkte und Teilaspekte in die Konsenssuche hineingenommen. Aus den früher gegensätzlichen Positionen entwickeln die Konfliktparteien eine völlig neue Sicht ihrer Problemlage, die von beiden PartnerInnen sowohl inhaltlich als auch auf der Beziehungsebene getragen wird. Somit behält beim Zustandekommen eines Konsenses jede/r Recht und gewinnt am Ende noch ein Stück Freiheit dazu. Ein Konsens wird zumeist dann angestrebt, wenn die Konfliktparteien beginnen einzusehen, dass sich der Aufwand, die Kosten und das Risiko anderer Konfliktbewältigungsmöglichkeiten (Flucht, Vernichtung, Unterordnung und Delegation) nicht rechnen. Erscheinungsformen: Erscheinungsformen Firmenfusionen, Integrationsprozesse innerhalb der EU, selbstverwaltete Betriebe. Vorteile: Vorteile Konflikt ist vollständig bewältigt, intensiver Interessenaustausch, Konfliktbewältigung, intensive Auseinandersetzung mit den Interessen der/des Konfliktgegners/-in. Nachteile: Nachteile langwierige Prozedur, Gefahr des Rückfalls auf frühere Stufen der Konfliktregelung - insbesondere Kampf, zeitaufwendig, anstrengend. Anleitungen zur positiven Konfliktbewältigung gibt es im Kapitel "Übersichten": Kooperative Konfliktbewältigung Sechs Schritte Schritte zur Konfliktbewältigung Konfliktbewältigung Eskalationsdynamik Konflikte haben fast immer eine Tendenz zur Steigerung ihres destruktiven Energiepotenzials. Die Eskalationsdynamik führt bei den Konfliktparteien zur Anwendung immer härter werdender Mittel, um auf der Gewinnerseite zu bleiben. Die Konfliktparteien sind Gefangene ihrer negativen Verhaltensmuster geworden und befinden sich in einem Teufelskreis, der sie immer tiefer in ein unkontrollierbares unkontrollierbares Konfliktgeschehen hineintreiben lässt. • Konfliktparteien projizieren alles Negative auf die Gegenseite und frustrieren sich damit selbst am meisten. • Konfliktparteien bringen immer mehr Streitfragen in den Konflikt ein, müssen aber gleichzeitig die Situation stark vereinfachend darstellen, um sie noch überblicken zu können. • Konfliktparteien vermischen subjektive Beobachtungen und objektive Tatsachen, Tatsachen können aber immer weniger schlüssige UrsacheWirkungszusammenhänge artikulieren. • Konfliktparteien involvieren invol vieren zur eigenen Unterstützung einen immer größeren Personenkreis in den Konflikt, während der direkte Kontakt mit der/dem konkreten KonfliktpartnerIn abnimmt. • Konfliktparteien erhöhen gegenseitig die Gewaltandrohung, Gewaltandrohung um die Gegenseite zur Aufgabe zu bewegen, was wiederum die/den GegnerIn provoziert und zur Verstärkung der Gewalt herausfordert. "Neun Eskalationsstufen zur Unmenschlichkeit" Friedrich Glasl definiert "Neun Eskalationsstufen zur Unmenschlichkeit". Diese werden auf den folgenden Seiten dargestellt. Eskalationsstufe 1: Verhärtung Erstmals werden sich die Konfliktparteien ihrer Differenzen und Widersprüche bewusst. Standpunkte verhärten sich und prallen in Diskussionen aufeinander. Trotzdem herrscht bei den Konfliktparteien die Überzeugung vor, dass die Spannungen noch durch Gespräche lösbar sind. Es gibt noch keine starren Parteien oder Lagerbildungen. Eskalationsstufe 2: Debatte, Polemik Menütitel: Debatte, Polemik Seitentyp: Einspalter Erstellung: 11.09.2003 11:01 Letzte Änderung: Horvath, Christian 15.03.2006 10:29 Die Konfliktparteien sprechen nicht mehr ungezwungen miteinander, sondern Kommunikation findet in Form von Debatten und Polemiken statt. Die Interessensgegensätze werden als offene Konkurrenz erlebt und verhärten sich. Schwarz-Weiß-Denken hat sich in den Argumentationen der Konfliktparteien breit gemacht und zu einer Polarisierung im Denken, Fühlen und Wollen geführt. Mit quasi-logischer Argumentation versucht die eine Seite die gegnerische Partei strategisch in die Enge zu treiben. Prestigefragen stehen im Vordergrund und die Konfliktparteien vermeiden lockere Gesprächssituationen. Harte Auseinandersetzungen werden in diesem Stadium nicht mehr vermieden, sondern haben das erklärte Ziel die/den GegnerIn weiter zu verunsichern. Eskalationsstufe 3: Taten statt Worte Die Konfliktparteien gelangen zur Überzeugung, dass Gespräche bzw. Debatten nichts mehr fruchten, Taten müssen folgen. folgen In diesem Stadium sind sich die GegnerInnen bewusst, dass sie voneinander abhängig sind. Die Konfliktparteien setzen in diesem Stadium unumkehrbare Aktionen und schaffen damit Tatsachen. Mit aggressivem Verhalten soll Selbstsicherheit und Stärke demonstrativ zur Schau gestellt und die/der GegnerIn damit eingeschüchtert werden. Das Einfühlungsvermögen für die Gegenseite geht rasch verloren und es gibt Kränkungen. Innerhalb der Parteien wächst der Gruppenzusammenhalt, der Konflikt dehnt sich auf einen breiteren sozialen Rahmen aus. Eskalationsstufe 4: Sorge um Image und Koalitionen Die Einstellung der Parteien wird immer rigoroser und nimmt autistisch-feindselige Züge an. Sie drängen einander in stereotype Rollenmuster. Rollenmuster Die GegnerInnen sprechen sich wechselseitig jegliche Entwicklungsmöglichkeiten ab. Schließlich verkörpert die/der andere nur mehr eine Anhäufung negativer und verabscheuungswürdiger Eigenschaften. Die/der GegnerIn soll (vor allem in den Augen von ZuschauerInnen) rasch an Glaubwürdigkeit verlieren, während die eigene Reputation im Vordergrund steht. Mittels ImageImage - Werbung versuchen die GegnerInnen AnhängerInnen für strategische Koalitionen um sich zu scharen. Unentschlossene werden in diesem Stadium gezwungen, für die eine oder für die andere Seite Stellung zu beziehen, wodurch sich die Konfliktarena immer mehr ausweitet. Eskalationsstufe Eskalationsstufe 5: Gesichtsverlust Eine der Konfliktparteien provoziert einen öffentlichen Gesichtsverlust (Demaskierung) der anderen Partei. Diese Handlung wirkt als "point point of no return", return dem eine weitere Beschleunigung der Konfliktereignisse folgt. Die moralische Integrität der/des Gegners/-in geht zunehmend verloren. In manchen Organisationen kommt es zur Inszenierung von Degradierungen oder Absetzungen. Außenstehende wenden sich ab. Fremdbild und Selbstbild der Parteien haben sich grundlegend modifiziert. Bei den Konfliktparteien kommt es zum Verlust der Außenwahrnehmung. Außenwahrnehmung Ein Gefühl des Ekels macht sich bei physischer Anwesenheit der/des Gegners/-in oder beim Gedanken an sie/ihn breit. Der gegnerischen Seite werden negative Moral- und Wertorientierungen unterstellt, die den eigenen weit unterlegen sind. Eskalationsstufe 6: Drohstrategien Zumindest eine Konfliktpartei versucht, die Gegenseite mit Drohstrategien oder mit der Androhung von Vernichtungsschlägen einzuschüchtern bzw. gefügig zu machen. Bei Nichterfüllung der Forderungen sind schwere Sanktionen zu befürchten. Drohungen aktivieren das Angstpotenzial der/des Bedrohten. Außerdem legt sich die/der Drohende mit dem Aussprechen der Drohung ultimativ fest und ist de facto gezwungen, diese wahr zu machen. Allerdings provozieren Drohungen oft nur Gegendrohungen, Gegendrohungen die den Konflikt weiter beschleunigen. Durch gegenseitige Drohgebärden verringern sich die Handlungs- und Entscheidungsspielräume der Konfliktparteien und es erhöht sich der Stresspegel auf beiden Seiten. Eskalationsstufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge Durch gezielte Gewaltaktionen - begrenzte Vernichtungsschläge - wird das Sicherheitsgefühl der im Vorfeld bedrohten Partei grundlegend erschüttert. Der/die GegnerIn wird als hinderlicher Faktor auf dem Weg zur Problemlösung betrachtet, deshalb muss er/sie aus dem Weg geräumt werden. Die Wahrnehmung ist auf die eigenen Ziele beschränkt und die Kommunikation mit der Außenwelt wird immer schwieriger. Die Konfliktparteien trauen sich ab jetzt alles zu. Die Di e Feindbilder verfestigen sich. sich Ab dieser Stufe sind sich die Parteien voll bewusst, dass es nicht mehr viel zu gewinnen gibt. Die GegnerInnen nehmen sich nicht mehr als Menschen wahr. Eindeutige Schädigungsabsicht steht nunmehr im Vordergrund. Durch die Ankündigung von Sanktionen haben sich die GegnerInnen zu begrenzten Gewaltaktionen hinreißen lassen. Es geht um die selektive Zerstörung strategisch wichtiger Güter. In dieser Phase beziehen die Konfliktparteien ihr Selbstwertgefühl aus einer bewussten Zerstörungslust. Jeder Gewaltakt der einen Seite wird sofort mit einem Vergeltungsschlag der Gegenseite beantwortet. Dadurch erhöht sich der Zeitdruck für die Konfliktparteien enorm, was wiederum eine weitere Beschleunigung der Eskalation zur Folge hat. Eskalationsstufe Eskalationsstufe 8: Zersplitterung Mit dem Erklimmen dieser Stufe ist eine eklatante Steigerung der gegenseitigen Vernichtungsaktionen verbunden. Die Zerstörung des zentralen Nervensystems der gegnerischen Partei wird essentiell. Mit der Vernichtung der strategisch wichtigen Nachschub-, Schalt- und Machtzentren soll eine irreparable Zersplitterung des feindlichen Systems bewirkt werden. Es soll dadurch unsteuerbar werden. Die Zersplitterungsstrategie beinhaltet auch eine strategische Isolierung der HauptakteurInnen (FrontkämpferInnen) von der Zentrale (Hinterland), um einen weiteren Keil in die GegnerInnen hineinzutreiben. Trotz enormer Schäden für jede Seite ist die Gewaltanwendung noch berechenbar, vielleicht, weil der Überlebenswille der Parteien noch stärker ist. Eskalationsstufe 9: Gemeinsam in den Abgrund Die Konfliktparteien sehen die totale Konfrontation, den totalen Krieg als letzten Ausweg. Die Vernichtung des Feindes auch um den Preis der Selbstvernichtung steht im Mittelpunkt aller Handlungen. Bedenkenlos werden alle zur Verfügung stehenden Ressourcen und Gewaltmittel eingesetzt, um im bevorstehenden Untergang noch den Feind mit in den Tod zu reißen (gemeinsam in den Abgrund) und nachhaltige Schäden an Umgebung und Nachkommen anzurichten. In gewisser Hinsicht können die Konfliktparteien im wechselseitigen Selbstmord noch ein letztes Mal über den/die GegnerIn triumphieren. Interventionen Wenn von zielgerichteten Interventionen (z.B. Moderation, Prozessbegleitung, Vermittlung usw.) in Konfliktsituationen die Rede ist, sind zumeist Strategiemodelle gemeint, die vor allem von Drittparteien ((Schieds-)richterInnen, Führungskräfte, ProzessberaterInnen, MediatorInnen, Vertrauenspersonen usw.) angewandt werden. Anhand der oben beschriebenen Eskalationsstufen ergeben sich für die Intervenierenden unterschiedliche Formen von Rollenmodellen: • Moderation • Prozessbegleitung • Vermittlung • Mediation • Schiedsverfahren • Machteingriff Moderation Bewegt sich ein Konflikt innerhalb der Eskalationsstufen 1 (Verhärtung) bis 3 (Taten statt Worte), sind die Konfliktparteien grundsätzlich noch in der Lage, ihren Konflikt selbst zu lösen. In diesem Fall genügt es, wenn eine Drittpartei die "Selbstheilungskräfte" der Konfliktparteien unterstützt. Es findet zwischen den Konfliktparteien noch direkte Kommunikation statt, der Eskalationsgrad des Konflikts ist niedrig. Der/die ModeratorIn nimmt eine neutrale Rolle ein, die sich konstruktiv auf die Gesprächskultur der Konfliktparteien auswirkt. Methodisch betrachtet • sorgt sie/er für einen strukturierten Ablauf des Konfliktgesprächs, • stellt höchstens KlärungsKlärungs- und Verständnisfragen und • ist für die Sicherung der Ergebnisse am Schluss der Sitzung verantwortlich. Auch eine Vorsitzende/ein Vorsitzender ("Chairman") bzw. Konferenz- und VerhandlungsleiterIn üben moderierende Rollen aus. Sie enthalten sich jeglicher inhaltlicher Beeinflussung und verwalten ausschließlich das Procedere und die Tagesordnungspunkte der Sitzung. Der Übergang von der Eskalationsstufe 3 zur Stufe 4 (Images/Koalitionen) markiert auch die Grenze zur Selbsthilfe. In dieser Phase sind die Konfliktparteien auf Interventionen von Drittparteien angewiesen. Prozessbegleitung Hat der Konflikt bereits einen Eskalationsgrad bis zur Stufe 5 (Gesichtsverlust) erreicht, sind die Konfliktparteien vermutlich nicht mehr in der Lage, den Konflikt selbst zu lösen. In diesem Falle bietet sich prozessorientierte Beratung an. Die Konfliktdynamik hat dazu geführt, dass sich die Konfliktparteien gegenseitig abwerten und destruktive Kommunikationsmuster vorherrschen. Ohne fremde Hilfe ist ein befriedigendes Ergebnis für beide Konfliktparteien nicht mehr zu erzielen. Prozessbegleitung Die/der ProzessbegleiterIn oder ProzessberaterIn versucht, in ihrer/seiner Rolle neben der Thematisierung von Sachfragen verstärkt Beziehungsfragen in den Mittelpunkt des Konfliktklärungsprozesses zu rücken. Die Konfliktparteien sollen dabei unterstützt werden, ihre bisherigen destruktiven Kommunikationsformen zu erkennen und zu akzeptieren. Für die Zukunft sollen zielorientierte Kommunikationsregeln ausgehandelt werden. Dadurch werden starre Selbst- und Fremdbilder aufgeweicht und eine realistische Sicht auf die eigene Situation ermöglicht. Letztlich soll durch die Prozessbegleitung ein beiderseitiges Einverständnis über die gemeinsam erreichten Ziele hergestellt werden. Fallbeispiel: Fallbeispiel: Jugendarbeit Ausgangslage Schon seit einigen Jahren wird im Gemeinderat einer Großstadt über Jugendschutzprogramme, Drogenhandel und Kinderprostitution sehr kontrovers und emotional diskutiert. Durch mehrmalige Berichte einer Bezirkszeitung über Gewalthandlungen von Jugendlichen gegenüber PassantInnen in bestimmten Bezirken und Drogenkonsum auf öffentlichen Plätzen kommen die Wohlfahrtseinrichtungen der Stadt unter Zugzwang. Es wird eine außerordentliche Sitzung im Gemeinderat einberufen, die mit knapper Mehrheit ein innovatives Konzept zur Verbesserung der Jugendarbeit in der Stadt beschließt. Projekt Die Stadt beauftragt eine private Wohlfahrtseinrichtung, dieses Konzept in Form eines Projekts in drei Monaten umzusetzen. Geeignetes Personal wird auf dem freien Arbeitsmarkt rekrutiert. Zwei SozialpädagogInnen - ein Mann und eine Frau - werden als gleichberechtigte ProjektleiterInnen eingestellt, um in einem Stadtteil mit einer Wohnbevölkerung von mehr als Hunderttausend EinwohnerInnen mit der Umsetzung des Konzepts zu beginnen. Der männliche Sozialpädagoge kann auf viele Jahre Erfahrung mit gewalttätigen Jugendlichen zurückblicken, während sich die weibliche Sozialpädagogin in der Mädchenarbeit einen Namen gemacht hat. Beide sind ausgewiesene ExpertInnen ihres Faches und starke Persönlichkeiten, die das Jugendprojekt sehr strukturiert vorantreiben. Konflikt Nach einigen Wochen Projektarbeit wird beiden klar, dass das hohe Arbeitspensum zu zweit nicht mehr bewältigt werden kann. Nach Rücksprache mit dem Wohlfahrtsträger (Projektauftraggeber) wird eine zusätzliche Stelle für das Projekt ausgeschrieben. Ein männlicher Sozialarbeiter, türkischer Abstammung, wird das Paar ergänzen. Aufgrund seiner türkischen Sprachkenntnisse ist er für die Betreuung türkischer Jugendlicher aus der zweiten Generation zuständig. Beim Auswahlverfahren hatten die beiden ProjektleiterInnen jedoch kein Mitspracherecht, weil dies vom Wohlfahrtsträger im Vorfeld entschieden wurde. Nach einigen Wochen kommt es während einer Strategiebesprechung zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den MitarbeiterInnen. Der Sozialpädagoge möchte mehr Aktionen für die gewaltbereiten Jugendlichen im Stadtteil auf die Beine stellen, während sich der neue türkische Sozialarbeiter nur mehr für "seine Leute" zuständig fühlt. Eskalation Da die Ressourcen begrenzt vorhanden sind, fühlt sich die Sozialpädagogin mit ihren Anliegen bezüglich Mädchenarbeit zunehmend benachteiligt. Eine rein sachliche Besprechung mutiert zu einer offenen Debatte über "richtige" bzw. "falsche" Vorgangsweisen in der Jugendarbeit. Gegenseitige Beschuldigungen und Unterstellungen vergiften sehr rasch das Klima im Projektteam. Die Strategiesitzung wird frühzeitig abgebrochen und vertagt, weil es zu keiner Einigung über die weiteren Schritte kommt. Beim nächsten Meeting wird wenig gesprochen, es herrscht eine angespannte Atmosphäre. In den Pausen wird über private Themen nicht mehr geredet, sondern immer wieder am Handy telefoniert. Die Sozialpädagogin verlässt die Besprechung früher als üblich. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit breitet sich über die zurückgebliebenen Teammitglieder aus. In knapp zwei Wochen soll das Jugendprojekt öffentlich präsentiert werden. Strategie Soziale Projekte stehen oft vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie mit knappen Ressourcen sowie überzogenen Erwartungen von Trägervereinen und gesellschaftlichen Gruppierungen umgehen können. Zum anderen sind die eigenen Grenzen im Arbeitsfeld immer wieder neu auszuloten und die Kooperationsfähigkeit der KlientInnengruppen muss realistisch eingeschätzt werden. Um diesen Tatsachen gerecht zu werden, ist ein hohes Maß an offener Kommunikation im Team notwendig. Dazu kommt, dass MitarbeiterInnen in Sozialberufen eher flache Hierarchien bevorzugen bzw. diese kategorisch ablehnen. Analyse Im Beispiel setzt der Trägerverein zwei gleichberechtigte ProjektleiterInnen ein, ohne dass im Vorfeld geklärt wird, wer welche Kompetenzen und Verantwortlichkeiten inne hat. Einer der häufigsten Konfliktauslöser in sozialen Projekten ist eine unausgewogene Geschlechterparität. In unserem Fall tritt ein weiterer männlicher Sozialarbeiter in das Jugendprojekt ein, der dieses Gleichgewicht stört. Hinzu kommt, dass sich das Gründerpaar vom Wohlfahrtsträger bei der Personalauswahl übervorteilt fühlt. Die Spannungen bei der Strategiesitzung können auch als Ausdruck dieser unausgesprochenen Tatsachen interpretiert werden. Der Wohlfahrtsträger, gleichzeitig Projektauftraggeber, hat mit seinen Handlungen (z.B. Personalauswahl) die Kommunikationsstrukturen im Jugendprojektteam gewollt oder ungewollt stark vorgezeichnet. Prozessbegleitung Der beschriebene Konflikt weist noch einen relativ niederen Eskalationsgrad (Stufe 1 bis 3) auf. Die Konfliktparteien sind noch in der Lage, den Konflikt selbst zu lösen. Da die schwelenden Konflikte im Jugendprojektteam dem Auftraggeber nicht verborgen blieben, wurde eine verpflichtende TeamSupervision (Prozessbegleitung) vereinbart. Weiters wurde die öffentliche Präsentation des Jugendprojekts um zwei Monate verschoben und die zusätzliche Aufnahme einer weiblichen Sozialarbeiterin in Aussicht gestellt. Allein durch diese Maßnahmen konnten einige Konfliktherde beseitigt und die Arbeitsfähigkeit der Projektgruppe wieder hergestellt werden. Vermittlung Für alle Konflikte, die sich zwischen Eskalationsstufe 5 (Gesichtsverlust) und Stufe 7 (Begrenzte Vernichtungsschläge) bewegen, ist die klassische Vermittlung als Interventionsmöglichkeit angezeigt. Durch den Zusammenbruch der Gesprächsbasis zwischen den Konfliktparteien sind persönliche Kontakte unmöglich geworden. Die/der von den Konfliktparteien kraft ihrer/seiner Kompetenz akzeptierte VermittlerIn führt getrennte Gespräche mit beiden Parteien. Dabei versucht sie/er, behandelbare Konfliktpunkte herauszufiltern, um sie von vorerst unlösbaren Themen zu trennen. Aus den getrennt erhobenen Informationen fokussiert die/der VermittlerIn jene Punkte, die von beiden Konfliktparteien für verhandelbar gehalten werden. Ist es bereits im Vorfeld zu einer Einigung über die Tagesordnungspunkte, die TeilnehmerInnen und die Spielregeln gekommen, dann setzt die/der VermittlerIn ein erstes Meeting an. Bei diesem Vorgespräch kann sie/er ihre/seine Einschätzung über die Erfolgsaussichten mitteilen. In dieser Phase kann unter Umständen auch die Zurücklegung der Mittlertätigkeit angedroht werden, wenn die Fortschritte der Intervention behindert oder gefährdet erscheinen. Auch während der Verhandlungsrunden ist die/der VermittlerIn für die Rahmenbedingungen und die strikte Einhaltung der vereinbarten Spielregeln verantwortlich. Außerdem fungiert die/der VermittlerIn zwischen angesetzten Verhandlungsterminen als AnsprechpartnerIn für beide Konfliktparteien. Mediation als Sonderform der Vermittlung Mediation hat vor allem bei außergerichtlichen Scheidungsverfahren große Bedeutung erlangt. Im Bereich der Jugendgerichtsbarkeit Jugendgerichtsbarkeit wird Mediation angewandt, um bereits im Vorfeld eines Strafprozesses einen Ausgleich zwischen Täter und Opfer herzustellen. Seit einigen Jahren wird Mediation auch im Wirtschaftsbereich als effiziente Konfliktbewältigungsmethode erfolgreich praktiziert. Mediation ist ein Verfahren der Konfliktlösung, bei der ein/e neutrale/r, unparteiische/r VermittlerIn (MediatorIn) den Konfliktparteien hilft, selbständig Lösungen für ihre Probleme zu finden. Der/die MediatorIn unterbricht den Prozess der Eskalation und stellt die Kommunikation zwischen den Streitparteien wieder her. Damit schafft sie/er die Grundlage für eine konstruktive Konfliktlösung. Die Parteien haben die Chance, ihren Konfliktfall zu klären und Lösungen zu finden, die beide Seiten voll unterstützen und akzeptieren können. Nicht die Vergangenheit, Verfehlungen und Schuldfragen stehen im Mittelpunkt, sondern die Zukunft der Konfliktparteien. Sie sind die ExpertInnen und wissen am besten, welche Regelungen zum Ziel führen werden, welche Lösungen die optimalen für alle Beteiligten sind. Dabei gibt es keine VerliererInnen. Fallbeispiel: Fallbeispiel: Lärmbelästigung Ausgangslage Nachbar A und Nachbar B besitzen beide ein Häuschen. Zwischen ihnen hat es in der Vergangenheit immer ein ungetrübtes nachbarschaftliches Verhältnis gegeben. A hat sich vor kurzem auf seinem Grundstück ein Schwimmbecken errichten lassen. Um Geld zu sparen hat er dafür eine gebrauchte Umwälzpumpe erworben. Diese hat jedoch einen Nachteil: sie erzeugt mehr Lärm als neue handelsübliche Pumpen. Konflikt Mit Beginn des Sommers nimmt A sein Schwimmbad und auch die Umwälzpumpe in Betrieb. Dadurch fühlt sich B, der sein Anwesen nur im Sommer und am Wochenende nutzt, in seiner Gartenruhe empfindlich gestört. Nach einigen Wochen stiller Duldung steigt der Groll bei B und er ersucht sein Gegenüber, die Pumpe leiser zu stellen. A weist die Bitte mit der Begründung zurück, dass eine Lärmreduktion aus technischen Gründen nicht möglich sei. Durch diese Zurückweisung fühlt sich B unverstanden und in seinen Interessen missachtet. Erstmals wird den Nachbarn bewusst, dass sie sich in einer angespannten Konfliktsituation befinden. Eskalation Nach einigen Sommerwochen kommt es zwischen den Nachbarn zum offenen Konflikt. Als B nach einer harten Arbeitswoche im Garten Ruhe finden möchte, fühlt er sich dermaßen gestört, dass er zum Telefonhörer greift und A zur sofortigen Einstellung der Lärmbelästigung auffordert. A fühlt sich weiter im Recht und lässt B wissen, dass er keinesfalls am derzeitigen Zustand der Pumpe etwas ändern werde. Der Konflikt eskaliert, als A einige Freunde zu einem Gartenfest einlädt und prompt von seinem Nachbarn wegen Lärmbelästigung angezeigt wird. Am nächsten Tag kommt es auf offener Straße zwischen den beiden zum Streit, der von PassantInnen beobachtet und kommentiert wird. Gegenseitige Beschuldigungen und Beschimpfungen führen dazu, dass A schließlich mit einer zivilrechtlichen Klage droht. Die öffentliche Auseinandersetzung führt auch dazu, dass weitere NachbarInnen gewollt oder ungewollt in das Konfliktgeschehen involviert werden. Strategie Nachbarschaftskonflikte sind eine der häufigsten Konfliktsituationen. B möchte absolute Ruhe, A möchte uneingeschränkt sein Schwimmbecken nutzen. Der Konflikt befindet sich bereits auf hohen Eskalationsstufen (Stufe 4 bis 6). Die Parteien beharren auf ihren Standpunkten und wollen diese mit aller Macht durchsetzen. Ein sachliches Gespräch erscheint kaum möglich und die Konfliktparteien sind wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, den Konflikt in Eigenregie zu lösen. In diesem Fall wäre Delegation an eine/einen unabhängigen VermittlerIn angezeigt. Schlichtung Bei Nachbarschaftskonflikten wird in ländlichen Gebieten immer noch der Bürgermeister als Streitschlichter eingeschaltet. Allein diese Intervention reicht manchmal aus, um den Eskalationsgrad des Konflikts zu vermindern. Wichtig ist, dass die Konfliktparteien wieder ins Gespräch kommen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die für beide annehmbar und auch umsetzbar sind. Um zivilrechtliche Klagen zu vermeiden, versuchen manche BezirksrichterInnen, einen Vergleich zwischen den Konfliktparteien zu erzielen. Erst nachdem alle Schlichtungsversuche ausgeschöpft sind, sollte der normale Rechtsweg beschritten werden. Aber Vorsicht: Erstens entstehen durch Gerichtsverfahren fast immer hohe finanzielle Kosten und zum anderen ist ein gewonnenes zivilrechtliches Verfahren nicht immer ein Garant dafür, dass der Konflikt nicht wieder aufflammt. Schiedsverfahren Richterliche Ri chterliche Entscheidungen bedürfen als Basis einer unabhängigen, neutralen und unparteilichen Entscheidungsgewalt, die unter objektiven und transparenten Rahmenbedingungen vollzogen wird. Das Schiedsgericht ist einer strikten Interessensneutralität verpflichtet und muss die Regeln des Verfahrens unbefangen und ohne Zwang ausüben können. Richterliche Entscheidungen werden zumeist dann notwendig, wenn vorgelagerte Interventionsmöglichkeiten (z.B. Vermittlung) bereits gescheitert sind oder nicht mehr möglich erscheinen. Schiedsverfahren werden vor allem für Konflikte der Eskalationsstufe 6 (Drohstrategien) bis zur Stufe 8 (Zersplitterung) angewandt. Sie ermöglichen den Konfliktparteien die Annahme einer verbindlichen Entscheidung, Entscheidung die zur Versachlichung der Konfliktthemen und zum Einstellen destruktiver Konflikthandlungen führt. Gerichtsurteile haben für die Konfliktparteien oft präventive Wirkung, weil in ihnen für zukünftige oder ähnliche Konfliktfälle klare Verhaltensregeln zum Ausdruck kommen. Machteingriff Machteingriff Ein Machteingriff ist angezeigt, wenn alle Konfliktregulationsverfahren fehlgeschlagen sind. Konflikte auf der Eskalationsstufe 7 (Begrenzte Vernichtungsschläge) bis zur Stufe 9 (Gemeinsam in den Abgrund) können auch zwangsweise durch Machteingriff beigelegt werden. Ein Machteingriff ist aber nur dann erfolgreich, wenn die Interventionspartei mehr Sanktionspotenzial in der Hand hat, als alle anderen im Konfliktgeschehen involvierten Parteien. Auch nach dem Eingriff muss die intervenierende Stelle volle Kontrolle über die Konfliktsituation aufrecht halten können. In Unternehmen und Organisationen können Machteingriffe von Führungskräften oder Aufsichtorganen aufgrund ihrer besonderen Befugnisse vollzogen werden. Oft wird der Machteingriff als letzte Möglichkeit ergriffen, um noch größere Schäden für die involvierten Konfliktparteien (physische und psychische Beeinträchtigung) oder für die Organisation (Imageschaden) abzuwenden. Z.B. kann eine Vorgesetzte/ein Vorgesetzter mittels gezieltem Machteingriff einen Mobbingprozess unter MitarbeiterInnen beenden, um davon Betroffene am Arbeitsplatz vor destruktiver Gewalt zu schützen. Machteingriffe werden in eskalierenden Konfliktsituationen angewandt, um die Konfliktparteien via höherer Gewalt wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Übersichten Das Konfliktsyndrom (nach Berkel, 1977) Der Sinn von Konflikten 1. Konflikte machen Probleme bewusst. bewusst. Die Beteiligten erfahren, wo die Brennpunkte liegen und was sie selbst tun müssen, um sie zu entschärfen. 2. Konflikte stärken den Willen zur Veränderung. Sie signalisieren, dass etwas verändert werden muss. Z.B.: Eine alte Gewohnheit aufgeben, eine andere Einstellung aneignen, neue Fähigkeiten erwerben 3. Konflikte erzeugen den notwendigen Druck. Einen Druck, Probleme aktiv anzugehen. Ohne diesen Druck fehlt häufig die Kraft und Entschiedenheit, brisante Themen anzupacken. 4. Konflikte vertiefen zwischenmenschliche zwischenmenschliche Beziehungen. Die Parteien lernen sich besser verstehen; wissen, was ihnen wechselseitig wichtig ist; kennen ihre verletzliche Seite; finden heraus, wie sie auch unter Druck konstruktiv zusammen arbeiten können. 5. Konflikte festigen den Zusammenhalt. Zusammenhalt. Die in der täglichen Zusammenarbeit unvermeidlichen Reibereien werden entdramatisiert und versachlicht. 6. Konflikte machen das Leben interessanter. Sie durchbrechen die Routine des Alltags, machen Beziehungen lebendig, Gespräche lebhaft und spannend. 7. Konflikte geben Anstoß, Fähigkeiten und Kenntnisse zu vertiefen. Die zunächst schwer verständlichen Ansichten der anderen Seite machen neugierig, dem Thema auf den Grund zu gehen und neue Einsichten zu gewinnen. 8. Konflikte fördern Kreativität. Ein Problem kann verschieden gesehen und bewertet werden. Die Betrachtung aus einem anderen Blickwinkel vertieft das Problemverständnis der Beteiligten und erhöht die Chance, eine neue und kreative Lösung zu finden. 9. Konflikte lassen uns und andere besser besse r kennen lernen. Im Konflikt erfahren wir, was uns ärgert, verletzt, zu schaffen macht, was uns wichtig ist und wie wir reagieren, wenn andere mit uns konkurrieren oder uns behindern. 10. Konflikte führen zu besseren Entscheidungen. Meinungsverschiedenheiten und Kontroversen zwingen uns dazu, eine Entscheidung sorgfältig zu durchdenken, widersprüchliche Alternativen durchzuspielen und erst dann für eine Lösung zu votieren. 11. Konflikte fördern die Persönlichkeitsentwicklung. Um einen Konflikt konstruktiv zu bewältigen, muss eine Partei ihre egozentrische Sichtweise überwinden und sich in die andere hineinversetzen, was ein höheres Maß an Gemeinsamkeit und moralischer Verantwortung stiftet. 12. Konflikte können auch Spaß machen. Wenn die Parteien die Konfliktsituation mit der nötigen Distanz betrachten und nicht überdramatisieren, dann können Konflikte auch Spaß - im Sinne einer sportlichen Herausforderung - machen. nach Berkel, 1997 Das rangdynamische Positionsmodell nach Raoul Schindler Jede Gruppe bildet parallel zur formellen Struktur (äußerer Rahmen, z.B. Hierarchie) eine innere, informelle Struktur aus. Dabei übernehmen unterschiedliche Personen die verschiedenen Rangpositionen, d.h. sie übernehmen für den Aufbau und den Erhalt der Gruppe, sowie für die Erreichung eines gemeinsamen Zieles wichtige Funktionen. Die Gruppe ist nach Schindler erst dann eine Gruppe, wenn sie eine Identität hat. Die Identität entsteht durch die Entwicklung der Struktur und der Rangpositionen. Leute, die irgendwo im Raum (z.B. Wartezimmer eines Arztes) zusammensitzen, sind noch keine Gruppe, sondern eine Menge. Die 4 Positionen Schindler unterscheidet 4 Rangpositionen und bezeichnet diese mit den griechischen Buchstaben: In einer Gruppe sind, mit Ausnahme der BetaBeta- Position, immer alle Positionen besetzt (oder zumindest gerade umkämpft). Die Rollenzuteilung ist aber keineswegs statisch, daher auch der Name "Rangdynamik". Die AlphaAlpha- Position Die Alphas werden dadurch Alphas, dass sie eine Idee haben, die ankommt. Der Alpha repräsentiert die Gruppe in ihrer Dynamik nach außen. Mit ihm identifiziert sich die Mehrheit der Mitglieder. Seine Ziele sind die Ziele der Gruppe. Er hat nur eine wirkliche Verpflichtung: er muss schicksalsanteilig mit der Gruppe verbunden sein, er muss einer von ihnen sein. Bestehen darüber Zweifel, kommt unter den Mitgliedern Angst und Unsicherheit auf, die sich im schlimmeren Fall in revolutionärer Aggression ausleben kann. Die BetaBeta- Position Wer die Beta-Position einnimmt, muss Sachkenntnis haben, die im Interesse der Gruppe liegt. Beta berät die Gruppe mit überzeugenden Argumenten. Seine Autorität bleibt unangefochten, er ist Spezialist. Er muss - im Gegensatz zu Alpha - etwas leisten und vorweisen können. Er legitimiert sich nicht aus sich, sondern durch sein Werk. Die Beta-Position muss von Alpha anerkannt sein, dieser übernimmt die Verantwortung für ihre Vorschläge. Beta wird beim Sturz eines Alpha relativ leicht mitgerissen oder auch von diesem als Sündenbock für einen Misserfolg der Gruppe geopfert. Andererseits ist ihm aufgrund seiner Selbständigkeit, aber auch durch seine guten Kontakte nach außen, eine nicht ungünstige Voraussetzung gegeben, einmal selbst Alpha zu sein und innerhalb der Gruppe Gegengruppierungen anzuführen. Die Beta-Position ist die einzige der Rangpositionen, die in einer Gruppe auch unbesetzt bleiben kann. Die GammaGamma- Position Die Gamma-Position ermöglicht eine anonyme Mitgliedschaft, eine das Persönliche verdeckende Kollektivität. Es ist die am wenigsten exponierte der Rangpositionen. Man ist in ihr ohne eigene Verantwortung. Die Gammas übernehmen den Willen des Alpha und identifizieren sich mit ihm. Tritt Überforderung auf, dann macht sie sich als erstes durch oppositionelle Gedanken gegen die Gruppe bemerkbar, Austritt wird angedacht. Die Gammas der Gruppe wenden sich affektiv gegen den Omega mit den gleichen Affekten, mit denen sie wünschen, dass sich ihr Alpha gegen den Feind wendet. Die OmegaOmega- Position Gruppenneulinge wie auch Unterbegabte oder Ängstlich-Unsichere sind für die Omega-Position wahrscheinlich. Omega bildet die negative Identität der Gruppe. Er widersetzt sich dem gemeinsamen Weg und zieht in die Gegenrichtung. Er ist aber zu wenig kraftvoll und selbstsicher, um der Gruppe eine andere Richtung zu geben. Er geht zögerlich hinter ihr her. Omega identifiziert sich mit dem Gegner und wendet sich mit seinen Affekten gegen Alpha, von dem er die Aggression gegen sich ausgehen fühlt. Die Gruppenmitglieder bekämpfen eigene verdrängten Anteile stellvertretend in Omega. Die Gruppe gibt sich der Illusion hin, dass sie, wenn sie es schafft, Omega hinauszudrängen, rascher vorankommt ("Sündenbock-Prinzip"). Das erweist sich als Fehlschluss. Die GG- Position Die Rangdynamik enthält noch eine fünfte Position, die sich allerdings außerhalb der Gruppe befindet. Der Anschaulichkeit halber setzte Schindler für diese Position den Buchstaben "G" wie "Gegner" ein. Als Gegner steht er für alle anderen Gruppierungen oder Inhalte, denen die Gruppe begegnen kann. Das SündenbockSündenbock- Prinzip am Beispiel einer Bergsteigergruppe Beim Bergsteigen gibt es einen Müdesten, der zurückbleibt. Die anderen machen sich permanent über ihn lustig und sagen: "Walter ist eben ein Versager und hätte gar nicht mitgenommen werden sollen. Der passt da nicht rein." Dann reden alle nicht von der eigenen Müdigkeit, sondern nur von der Walters, aber alle sind und bleiben müde. Ihre Kraft kehrt durch das Ausscheiden des Letzten nicht wieder zurück. Die Reife der Gruppe drückt sich dadurch aus, dass jede/r einzelne für sich die verdrängten Anteile wahrnimmt und sie zulässt. Die Bergsteigergruppe könnte z.B. sagen: "Wir sind alle müde, machen wir doch eine Pause." Ein einfühlsamer Alpha wird sagen: "Machen wir eine Pause, ich bin müde", ein uneinfühlsamer wird sagen: "Wir müssen eine Pause machen, der Walter kommt uns nicht nach." Vom Alpha zum Omega Problematisch kann es werden, wenn jemand repräsentative Funktionen übernimmt bzw. Identitätsbildner wird, aber aus einer Minderheitsposition kommt. Die Mehrheit fühlt sich dann nicht gut repräsentiert. Schindler führt als Beispiel den osteuropäischen Kommunismus an. Die repräsentierenden Funktionäre stammten meist aus der Intelligenz und blieben im Grunde der Mehrheit verdächtig. Sie mussten sich äußerlich der Mehrheit anpassen, z.B. einen besonderen Dialekt reden. Das wird unterschiedlich angenommen, zum Teil wird ihr Handeln als Rolle empfunden, dann fallen sie durch und werden Omegas. Sie müssen, wenn sie in dieser Situation an der Spitze bleiben wollen, ihre Macht einsetzen, um durchhalten zu können. Ouellen: Schindler Raoul: "Grundprinzipien der Psychodynamik in der Gruppe", in: Psyche 11, Heft 5; 1957 (a) ders.: "Die Soziodynamik in der therapeutischen Gruppe", 1967, in: Psychoanalyse und Gruppe; Hrsg. HEIGL-EVERS; Vandenhoeck & Ruprecht; Göttingen 1971 Die Konfliktdiagnose In der Konfliktdiagnose sind die richtigen Fragestellungen ausschlaggebend für die Bearbeitung eines Konflikts. Durch die kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten eines Konfliktes wird ein einseitiges Urteil vermieden. Zugleich ergeben sich bei der Konfliktdiagnose bereits Ansätze, die für eine konstruktive Bearbeitung und Lösung ausschlaggebend sind. Folgende fünf Punkte sind zu bearbeiten: Konfliktdiagnose - 5 Punkte 1. Die Streitpunkte Oder: Worum geht es wirklich? 2. Die beteiligten Parteien Oder: Wer steht im Konflikt gegeneinander? 3. Die sichtbare Form Oder: Wie äußert sich der Konflikt? 4. Der Verlauf Oder: Wie hat sich der Konflikt entwickelt? 5. Das (bisherige) Ergebnis Oder: Was hat der Konflikt (bisher) gebracht? nach Berkel, 1997 Konfliktstile und Motive des Konfliktverhaltens Grundsätzlich können zwei verschiedene Stile unterschieden werden, wie Betroffene mit einer Konfliktsituation umgehen: • Die Konfliktparteien wollen absoluten Frieden haben • Die Konfliktparteien wollen Recht behalten und sich voll durchsetzen Konfliktstile und Motive des Konfliktverhaltens Zwischen den Extremhaltungen "Frieden" (völliges Nachgeben) und "Siegen" (völlige Durchsetzung) ergeben sich jedoch mehrere Möglichkeiten einer Konfliktbewältigung: • Die Konfliktparteien können den Konflikt verdrängen oder eine Flucht antreten • Die Konfliktparteien können sich ein Stück entgegenkommen und einen Kompromiss aushandeln oder • Die Konfliktparteien können versuchen, eine gemeinsame Lösung auszuhandeln und erreichen damit einen Konsens. Konsens nach Berkel, 1997 Konflikthandhabung in Phasen Im Konfliktfall zeigt die Praxis, dass allen konstruktiven Lösungsmethoden ein Ablauf in drei Phasen gemeinsam ist. Phase 1: Erkennen des Konflikts durch die Konfliktparteien. Konfliktparteien • Bewusstmachung der unterschiedlichen Sichtweisen. • Aufzeigen und Diagnostizieren der verschiedenen Interpretationen der Konfliktparteien. Phase 2: Erkennen der verschiedenen Einstellungen und Denkstrukturen. • Einsicht in die personen- und situationsbezogenen Faktoren und deren Zusammenhänge gewinnen. • Problemformulierung und neue Orientierung durch die Wahrnehmung anderer Sichtweisen. • Aufbau von wechselseitigem Verständnis und Vertrauen. Phase 3: Kooperatives Problemlösen, Festlegen von Regelungen, Klärung zukünftiger zukünftiger Erwartungen. • Setzen von Präventivmaßnahmen. • Überlegungen, wie mit zukünftigen Differenzen umgegangen werden könnte. nach Königswieser, 1987 Sechs Grundregeln für eine positive Konflikthandhabung 1. Vermeiden Sie, dass Ihr/e GegnerIn "das Gesicht Gesicht verliert". Bleiben Sie immer beim aktuellen Thema. Wärmen Sie nicht alte Fehler der/des anderen auf. Beleidigen Sie die/den anderen niemals persönlich. 2. Wahren Sie Ihre Selbstachtung. Ziehen Sie sich rechtzeitig aus einer Auseinandersetzung zurück, wenn Sie spüren, dass Sie die Selbstbeherrschung verlieren. Antworten Sie konsequent nicht auf persönliche Beleidigungen. 3. Versetzen Sie sich immer in die Lage des/der anderen. Versuchen Sie zu verstehen, was in der/dem anderen gedanklich und emotional vorgeht. Lassen Sie der/dem anderen mehr Redezeit. Hören Sie zu und beobachten Sie. 4. Verzichten Sie darauf, andere Menschen ändern zu wollen. Nehmen Sie die/den anderen, wie sie/er ist. Sie/er wird ganz sicher so bleiben und sich nicht von Ihnen umerziehen lassen. Sagen Sie der/dem anderen nicht, wie er denken oder fühlen müsste. 5. Vertreten Sie Ihren Standpunkt konsequent und strategisch klug. Sagen Sie ohne Umschweife, was Sie wollen. Versuchen Sie immer zu überzeugen. Überreden, moralische Erpressung oder sonstiger Druck geben nur kurzfristige Erfolge. 6. Reduzieren Sie die Gefahr von Folgekonflikten. Legen Sie einen geklärten Konflikt zu den Akten. Kommen Sie möglichst nicht mehr zum Thema zurück. Ziehen Sie möglichst keine Unbeteiligten hinein. nach Kellner, 1999 Kooperative Konfliktbewältigung Das Modell der kooperativen Konfliktbewältigung kann in Form eines Kreislaufes dargestellt werden. Wichtig dabei ist, dass die persönliche Verarbeitung den Anfangsund Schlusspunkt der Konfliktbewältigung darstellt. Der Kreis schließt sich erst, wenn die Beteiligten den Konflikt verarbeiten konnten. Ziel des kooperativen Konfliktgesprächs ist, dass die Parteien einen Konflikt zwischen sich so in den Griff bekommen, dass sie (wieder) situationsbezogen erleben und zielorientiert handeln können. nach Berkel, 1997 Das kooperative Konfliktgespräch in sechs Phasen Menütitel: Kooperation II Seitentyp: Einspalter Erstellung: 11.09.2003 14:30 Letzte Änderung: Helms, Verena 09.01.2005 16:23 Seite: Kooperative Konfliktbewältigung 1. Erregung kontrollieren. o Eigene körperliche Warnsignale beachten. o Vorwürfe bewusst übergehen und nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. o Zwischen eigener Rolle und fremder Rolle unterscheiden. o Vertrauen bilden. 2. Eigene Vorstellungen und Gefühle mitteilen o Realistische Vorstellungen formulieren. o Eigene Motive und Absichten offen aussprechen. 3. Offen kommunizieren. o Sorgfältiges Zuhören und Nachfragen. o Ergebnisse immer wieder zusammenfassen. o Lockerer Gesprächsstil mit Humor. 4. Problem lösen. o Nutzen und Vorteile für jede Seite herausstreichen. o Risiken bei Nichteinigung ansprechen. o In Tausch und Gegentausch eintreten. 5. V ereinbarung treffen. o Erfolg auch bei kleinen Ergebnissen betonen. o Keine vorschnellen Entscheidungen akzeptieren. o Erzielte Vereinbarung klar und verständlich formulieren. 6. Persönlich verarbeiten. o Rachegefühle verbannen. o Enttäuschungen innerlich verarbeiten. o Erzielte Vereinbarung innerlich bejahen. Sechs Schritte zur Konfliktbewältigung (nach Berkel, 1997) 1. Erkennen und Definieren des Konflikts Die Konfliktparteien konfrontieren sich selbst mit dem Konfliktgeschehen. Dadurch ist ein Anerkennen des Konflikts bzw. des Konfliktauslösers besser möglich. Erst wenn der Konflikt allen Parteien klar und verständlich ist, kann fortgesetzt werden. 2. Konfliktbewältigungsstrategien gemeinsam entwickeln Die Konfliktparteien sind gemeinsam in den Prozess einer Konfliktbewältigung involviert. Sie erarbeiten ihre eigenen Verhaltensmuster, die Rahmenbedingungen, die zum Konflikt geführt haben und mehrere Bewältigungsmöglichkeiten. 3. Bewertung der verschiedenen Bewältigungsmöglichkeiten 4. Entscheidung treffen Die Konfliktparteien wählen eine Bewältigungsstrategie, die sie umsetzen möchten und legen fest, wer was bis wann zu tun hat. 5. Entscheidung ausführen Die Bewältigungsstrategie wird ausgeführt. Nach einem vereinbarten Zeitraum sollte die Entscheidung und die daraus resultierenden Folgen für die Konfliktparteien überprüft werden. 6. Ergebnisse evaluieren Nach geraumer Zeit sollten die Konfliktparteien das Ergebnis überprüfen: o Was oder welche Faktoren haben zum Erfolg geführt? o Ist der Konflikt wieder aufgeflammt? o Sind die Konfliktparteien mit dem Ergebnis zufrieden? o Gibt es Veränderungen in der Beziehung?