Eine Wohnraumerweiterung im Erdgeschoss

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vorher/nachher report
zimmer
mit aussicht
Eine Wohnraumerweiterung im Erdgeschoss verleiht
einem Einfamilienhaus von 1927 eine nie da gewesene
Grosszügigkeit. Die Architekten Daniel Tigges und
Oliver Brandenberger erzeugen mit dem polygonalen
Anbau ein vielschichtiges Wohnerlebnis.
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Text: Britta Limper / Fotos: Basile Bornand
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Der Anbau besticht mit seiner extravaganten, polygonalen Form
und mit seiner dunklen Fassade. Es konnten 53 Quadratmeter
Wohnfläche hinzugewonnen werden. Noch hat die Fassade des
Altbaus ihre Patina, doch bald schon soll sie neu gedämmt und
saniert werden.
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Ein kleiner Vorbau und eine Gartenhütte mussten dem neuen
Anbau weichen. Das lang gestreckte Grundstück bot
ausreichend Fläche für einen Anbau in sinnvoller Grösse.
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Nachher
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Vor dem Umbau wurde das Haus von 1927 von
der Strassenseite aus betreten. Der ehemalige
Eingang ist in der Fassade belassen und mit einer
schwarzen Glasscheibe geschlossen worden,
«zugunsten der Ehrlichkeit der Substanz», wie
Architekt Oliver Brandenberger sagt. Der neue
Eingang befindet sich an der Fassade des Altbaus,
die in den Anbau übergeht. Zudem ist durch
die neue Gebäudekomposition ein grossflächiger
Vorplatz entstanden.
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Auch vom Altbau aus, hier die Küche,
kann man den Blick durch den
Anbau hindurch in den grünen Garten
schweifen lassen.
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Die Küche ist in schlichtem Weiss
gehalten. Das Fenster musste aufgrund
der Höhe der Arbeitsfläche nach oben
versetzt werden; aussen entstand
durch diesen Eingriff eine praktische
Nische für Gewürzpflanzen.
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«Das vormals introvertierte Gebäude
erhält durch den abgestuften
Anbau mit seinen Ausblicken eine
neue Offenheit.»
Daniel Tigges, Architekt
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Erdgeschoss
wohnen
essen
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zimmer
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«Die Stirnfassade zeigt ein Abbild der
Umgebung, ähnlich der Projektionsfläche
einer begehbaren Lochkamera.»
Daniel Tigges, Architekt
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us- und Einblicke, neu und alt,
gross und klein, hell und dunkel – ein Haus voller Kon­traste.
Doch so gegensätzlich der Altbau und der Anbau sich
zunächst auch präsentieren mögen, so harmonisch und selbstverständlich verschmelzen
sie doch miteinander. Das Einfamilienhaus
von 1927, das in der Nähe von Basel steht, hat
durch den ausgeklügelten Umbau nicht nur
an Wohn­fläche, sondern auch an Ausstrahlung und Einzigartigkeit gewonnen und
behauptet sich selbstbewusst in dem gewachsenen Wohnquartier.
Für den Umbau zeichnen die Basler
Architekten Oliver Brandenberger und Daniel
Tigges verantwortlich. Die Bauherrschaft,
eine junge Familie, wünschte sich mehr Platz
in ihrem neu erworbenen Haus, vor allem im
Wohnbereich. Der besondere Charme des
Altbaus sollte dabei möglichst erhalten bleiben. Die Zimmer im Altbau wurden daher nur
einer dezenten Sanierung unterzogen, so
etwa die Holzböden und Türen aufgearbeitet
und die Nasszellen erneuert.
Der Schmetterling | Da ein Anbau aufgrund
der Lage des Hauses auf dem lang gestreckten Grundstück und aufgrund der Bauvorschriften nur an der Gartenfassade und mit
Flachdach nur eingeschossig möglich war, ergab sich für den Anbau eine ungewöhnliche,
polygonale Form. Er wächst aus der Nordwest-Fassade des Altbaus und bewegt sich,
abgestuft und dank grosser Fensterflächen
lichtdurchflutet, in den Garten hinein. Der private Aussenraum wird völlig neu definiert und
bietet ungeahnte Möglichkeiten der Gestaltung. «Der Anbau erinnert in seiner Form an
einen Schmetterling», sagt Brandenberger. ›
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Die Abtreppung des Volumens im
Anbau, die sich durch das Gefälle
im Gelände ergibt, unterstützt die
fliessende Raumabfolge.
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Im Anbau fühlt man sich wie in einem
grossen Gartenzimmer. Die Stimmung
wird massgeblich durch die Ausblicke
in den Garten bestimmt.
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Der neue Eingangsbereich, der im Altbau liegt,
ist grüngolden gestaltet. Er übernimmt die
Vermittlung zwischen dem neuen und dem alten
Gebäudeteil.
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› Tigges ergänzt: «Die Stirnfassade, eine ein-
Raumstimmungen | Betritt man das Haus,
zige Glasfläche, zeigt ein Abbild der Umgebung ähnlich der Projektionsfläche einer begehbaren Lochkamera.» Der eigene Garten
und derjenige der Nachbarn wird inszeniert.
«Wie bei einem japanischen Garten mit
einem sogenannten ‹borrowed view›, einem
entliehenen Blick», so Brandenberger.
Die Vermittlung zwischen Alt und Neu
war die grösste Herausforderung. Da sich im
Anbau die öffentlichen Räume, also Wohnund Esszimmer, befinden, erwies sich der alte
Eingang von der Strassenseite her als unpraktisch. Brandenberger und Tigges verlegten
den Eingang daher in das Zentrum des Gebäudes. Diese einschneidende Veränderung
ist auf den ersten Blick von aussen kaum
wahrnehmbar: Der ehemalige Eingang wurde
in der Fassade belassen und mit einer schwarzen, reflektierenden Glasscheibe versehen.
Im Inneren jedoch ergab sich eine leicht veränderte Raumabfolge. Neu wird das Haus
über einen grosszügigen Vorplatz durch die
ehemalige Küche erschlossen. Und wo früher
der Eingangsbereich war, ist heute das vergrösserte Gäste-WC.
wird man von einem grüngoldenen, mystisch
wirkenden Flur empfangen. Links blickt man
in das alte Treppenhaus, das seit der Renovation hell gestaltet ist, rechts gleitet der Blick
durch den insgesamt 53 Quadratmeter grossen Anbau hindurch in den Garten. Zwei unterschiedliche Welten, die dennoch durch
eine ruhige, lichte und elegante Grundstimmung miteinander verbunden sind.
«Das vormals introvertierte Gebäude erhält durch den zum Garten abgestuften Anbau mit seinen Ausblicken eine neue Offenheit», sagt Daniel Tigges. Eine Offenheit und
Leichtigkeit, die sich nicht nur im Anbau,
sondern auch im Erdgeschoss des Altbaus
zeigt, so etwa in der Küche, die neben der
Eingangshalle einen zweiten direkten Zugang
zum Anbau bietet. Sie profitiert von den
grossflächigen Fenstern im Essbereich.
Und obwohl zwischen Alt- und Neubau atmosphärisch eine Annäherung stattfindet,
verleugnet keiner von beiden seine Entstehungszeit. Sie akzeptieren und respektieren
einander, und dennoch gelingt es ihnen, voneinander zu profitieren.
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Umbauen+Renovieren 4 | 2009
Konzept und Architektur
Oliver Brandenberger und
Daniel Tigges
Hochstrasse 111, 4053 Basel
T 061 331 66 77
www.oliverbrandenberger.com
www.tiggesarchitekt.ch
Kontaktadressen
Baumeister: Schlump & Imhof,
T 061 411 36 77
Bauphysik: Moritz Zimmermann,
Bauphysiker SIA, T 032 661 00 32,
[email protected]
Elektriker: Elektro Degen AG,
T 061 935 35 35,
www.elektro-degen.ch
Fassadenputze: Knauf AG,
T 061 716 10 10, www.knauf.ch
Fenster/Küche/Schreiner:
Weber AG, T 061 911 01 74,
www.schreinerei-weber.ch
Heizung: Amsler U. AG,
T 061 821 81 31
Ingenieur: ZPF Ingenieure AG,
T 061 386 99 88, www.zpfing.ch
Kunst am Bau:
Leif Bennet, T 061 681 58 71,
[email protected]
Malerarbeiten:
Siegrist Malerteam GmbH,
T 061 382 91 90, www.wowiwa.ch
Plattenarbeiten: Mösch AG,
T 061 332 00 60,
[email protected]
Spengler/Sanitär: Meister Sanitär
+ Spenglerei AG, T 061 461 30 67
Leserdienst 125
Oliver Brandenberger, Architekt
infos zum bau
Leserdienst 126
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«Der dunkle Anbau
erinnert mit
seiner polygonalen
Form an einen
Schmetterling.»
oliver brandenberger
(links) und DAniel tigges
betreiben beide ein eigenes Architekturbüro in Basel und Barcelona.
Sie bearbeiten unabhängig voneinander Neu- und Umbauprojekte
und arbeiten gemeinsam an verschiedenen Projekten.
Leserdienst 124
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Die Räume des Altbaus wurden sanft saniert.
Die Kleinteiligkeit des alten Hauses ist hier noch
deutlich zu spüren. Sie setzt einen Kontrast
zur räumlichen Grosszügigkeit des Anbaus.
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