World of PORR 169/2016 PORR Projects Wohnanlage „Pradl Ost“, Innsbruck Ing. Johannes Gietl Allgemeines Die Südtiroler Siedlungen in Innsbruck Im Sommer 1939 vereinbarten Vertreter des nationalsozialistischen Deutschen Reiches und des faschistischen italienischen Staats die Option und Umsiedlung der Südtirolerinnen und Südtiroler, als deren Folge im Verlauf der folgenden vier Jahre rund 75.000 Menschen ihre Heimat südlich des Alpenhauptkamms verließen. Bevor diese Umsiedlung in Gang kam, wurden für die zu erwartenden „Rücksiedler“ – wie sie im damaligen NSJargon bezeichnet wurden – in ganz Österreich Wohnungen geplant und in Tirol und Vorarlberg die größte Wohnbauaktion während des Kriegs gestartet, die den Neubau von 10.000 Wohnungen zum Ziel hatte. UG1 und UG2) liegt direkt unter Hof 1 und wird über versetzte Halbgeschosse erschlossen. In den Randbereichen sind die Neben- und Kellerräume untergebracht. Ein Großteil der Garage liegt im Erdgeschoss und wird auf natürliche Weise belüftet und belichtet. Das 1. und 2. Untergeschoss wurde mit einer mechanischen Rauch- und Wärmeabzugseinrichtung ausgestattet. Die Gebäude, die den Hof 2 im Norden, Osten und Süden bilden, sind eingeschossig unterkellert und werden ausschließlich mechanisch entlüftet und künstlich belichtet. Die Zu- und Abfahrt zur Tiefgarage erfolgt über die Gumppstraße im südlichen Teil des Grundstücks. Abstellplätze für Fahrräder sind oberirdisch den einzelnen Bauteilen zugeordnet. Zusätzlich sind im ersten Untergeschoss Fahrrad-, Kinderwägen- und Trockenräume untergebracht. Der zentrale Müllraum liegt im Erdgeschoss im Norden des Grundstücks. Die einzelnen Bauteile werden über insgesamt zwölf Stiegenhäuser mit integrierten barrierefreien Einrichtungen erschlossen. Südtiroler-Siedlung vor dem Abbruch, Thüringstraße Bild: PORR AG Projektvorbereitung und Auftrag Um mit dem Projekt starten zu können, mussten die bis dahin noch bewohnten Südtiroler-Siedlungen abgebrochen werden. Die Bewohner wurden daher zum Teil vorübergehend in bestehende Wohnungen der Neuen Heimat Tirol umgesiedelt. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten konnten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Im Juli 2015 wurde die PORR Bau GmbH, Niederlassung Tirol, von der „Neuen Heimat Tirol“ mit den erweiterten Baumeisterarbeiten der Wohnanlage „Pradl“ beauftragt, welche die Baugrube, Außenanlagen, WDVS-Arbeiten sowie die Neu-Gestaltung der Zufahrtsstraße beinhalteten. Projektbeschreibung Die Wohnanlage wurde am Areal der Südtiroler-Siedlung im Passivhausstandard errichtet. Außenansicht der neuen Wohnanlage, Thüringstraße Bild: PORR AG Projektdaten Baubeginn Juli 2015 Übergabe November 2016 Bruttogeschossfläche 21.000 m² Wohnungen 145 Tiefgaragenplätze 198 Bodenaushub 30.000 m³ Spritzbeton 1.100 m² Beton 11.700 m³ Bewehrung 890 t Fassadenfläche 11.800 m² Das Gebäude besteht aus 1 bis 2 Untergeschossen und 4 bis 5 Obergeschossen. Es verfügt über zwei Innenhöfe, wobei Hof 1 als Hochterrasse (Kleinkinderspielplatz) ausgeführt wurde. Der große Hof 2 ist nicht unterkellert. Die dreigeschossige Garage (EG, Seite 1 World of PORR 169/2016 Grundsteinlegung v.l.n.r.: Patrizia Zoller-Frischauf (Landesrätin für Wirtschaft), Mag. Gerhard Fritz (Stadtrat Innsbruck), Mag.a Christine Oppitz-Plörer (Bürgermeisterin Innsbruck), Hannes Gschwentner und Prof. Dr. Klaus Lugger (GF Neue Heimat Tirol) Bild: NHT Bauablauf Übersicht über die Bauteile Bild: PORR AG PORR Projects Luftbild, Februar 2016 Bild: NHT Außenanlagen Die Außenanlagen unterteilen sich in vier Abschnitte, welche wie folgt ausgeführt wurden: Innenhof im Erdgeschoss Hier befindet sich der große Kinderspielplatz mit Grünfläche und Spielhügel sowie die Zugänge zu neun Häusern und der „Kunsttunnel“ – ein Projekt von „Kunst am Bau“. Die Oberfläche des Fußbodens des Tunnels ist aus Betonfertigteilen gestaltet, während die Wände mit schwarzem Lochblech verkleidet wurden. Die Hauptverkehrsflächen sind in Asphalt ausgeführt. Die Zugänge zu den Häusern wurden in „Creativbeton“ (farbiger Beton) realisiert. Im Bereich der zweigeschossigen Tiefgarage wurde die Baugrube mit Spritzbeton gesichert. Dies stellte sich schwieriger als erwartet dar, da unzählige Einbauten zu Tage traten, welche nicht genau oder gar nicht dokumentiert waren. Weiters musste die bestehende Bushaltestelle erhalten und gesichert werden. Die restlichen Bauteile konnten in offener Bauweise erfolgen. Um den engen Bauzeitplan einhalten zu können, wurden die Bauteile A,B,C,D,L,K mit zwei Untergeschossen parallel zu den andern Bauteilen mit einem Untergeschoss gebaut. Alle Bauteile wurden mit Streifenfundamenten gegründet. Im Bereich der Stiegenhäuser musste eine Bodenplatte mit darunterliegender Dämmung ausgeführt werden, da dieser Bereich zur „warmen Hülle“ zählt und somit dem Passivhausstandard entspricht. In den restlichen Bereichen wurde ein bewehrtes Pflaster als Unterbau gewählt, weil es eine statisch untergeordnete Rolle spielt. Das Pflaster ist entweder mit einem Fußbodenaufbau oder Asphalt versehen worden. Die Tiefgaragendecken wurden im Gefälle geschalt und betoniert. Als Aufbau ist eine zweilagige Brückenisolierung zur Ausführung gekommen. Im Innenhof des ersten Obergeschoss wurde die Variante einer „Weißen Wanne“ gewählt. Der Rohbau für alle zwölf Bauteile wurde im März 2016 fertiggestellt. Kunsttunnel Bild: PORR AG Innenhof im 1.Obergeschoss Dieser dient als Nebenerschließung zu fünf Häusern. Der Zugang erfolgt über eine Fertigteiltreppe, die im InnenhofErdgeschoss startet. Außerdem befinden sich dort der Kleinkinderspielplatz und diverse Pflanzenbeete. Spielstraße „Am Roßsprung“Im Norden der Wohnanlage befindet sich eine Spielstraße, die als Feuerwehrzufahrt für die Nachbarprojekte sowie für das eigene Bauvorhaben dient. Ansonsten herrscht auf der Straße Fahrverbot um sie tatsächlich als Spielstraße nutzen zu können. Seite 2 World of PORR 169/2016 PORR Projects Kreuzung Gumppstraße / Thüringstraße Im Zuge der Bauführung wurde dieser Straßenzug komplett neu gestaltet und die bestehende Infrastruktur erneuert, umgelegt und erweitert. Großer Innenhof mit Kinderspielplatz Bild: PORR AG Spielstraße „Am Roßsprung" Bild: PORR AG Großer Innenhof mit Kinderspielplatz Bild: PORR AG Ansicht Gumpstraße Bild: PORR AG Fassade Die Fassade besteht aus einem Wärmedämmverbundsystem, entsprechend der Vorgaben, um den Passivhausstandart zu erfüllen. Die Endbeschichtung wurde in zwei Lagen aufgebracht, wodurch die gewünschte Betonstruktur in Weiß erzielt wurde. Wohnung 5. OG Bild: PORR AG Nur durch die gute Zusammenarbeit aller Gewerke, konnte der straffe Bauzeitplan auch eingehalten und das Projekt einem zufriedenen Bauherrn übergeben werden. Innenhof 1. OG Bild: PORR AG Seite 3