Ostfalia – Fakultät Karl-Scharfenberg Studiengang: Medienmanagement Semester: 7 Erstprüfer: Prof. Dr. Olaf Hoffjann Zweitprüfer: Michael Lohse Bachelorarbeit Die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen zum Zweck der Kunden-Marken-Bindung Eine empirische Studie am Beispiel ausgewählter Marken der Lebensmittelbranche 15.12.2014 Nicole Osse Vorbemerkung Seit Jahren ist die Gestaltung und Wirkung von Werbung eines meiner persönlichen Interessen. Das spannende Themengebiet der Emotionen ist hier von immer größerer Bedeutung. Mit viel Hingabe, Mühe und Geduld habe ich mich dieser Arbeit gewidmet und dabei Kontakt zu vielen Unternehmen aufgenommen. Mir ist bewusst, dass Unternehmen gewisser Größenordnungen eine Vielzahl an Interviewanfragen bekommen. Umso dankbarer bin ich für das Interesse der zehn Personen, die sich die Zeit genommen haben, an der Studie mitzuwirken und meine Fragen zu beantworten. Ich schätze Ihr Engagement sehr und danke Ihnen an dieser Stelle vielmals für die Unterstützung. Diese Version meiner Bachelorarbeit enthält im Anhang keine Transkripte der geführten Interviews, um die Anonymität der befragten Unternehmen zu wahren. Braunschweig, den 15.12.2014 ___________________________ Nicole Osse Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... IV Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ IV Anhangverzeichnis ............................................................................................................. IV Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................V 1 Einleitung ....................................................................................................................... 1 2 Grundlagen und Arbeitsdefinitionen .......................................................................... 3 3 2.1 Emotionale Werbemaßnahmen............................................................................... 3 2.2 Kunden-Marken-Bindung....................................................................................... 5 2.2.1 Der postmoderne Konsument ............................................................................. 6 2.2.2 Markenverständnis ............................................................................................. 7 Forschungsstand ........................................................................................................... 8 3.1 Emotionen im Marketing: Der Ansatz der integrierten Kommunikation ............... 8 3.1.1 Markenpositionierung als Ausgangspunkt für ein „big picture“ ...................... 10 3.1.2 Emotionen in der Werbung............................................................................... 12 3.1.2.1 3.2 Abgrenzung der emotionalen Markenbindung von ähnlichen Konzepten ....... 20 3.2.2 Vorteile einer Markenbindung aus Unternehmenssicht ................................... 21 Die Lebensmittelbranche ...................................................................................... 22 3.3.1 Besonderheiten der Lebensmittelbranche ......................................................... 22 3.3.2 Mediawerbung in der Lebensmittelbranche ..................................................... 24 Empirische Untersuchung .......................................................................................... 25 4.1 Forschungsgegenstand .......................................................................................... 25 4.1.1 Produktgruppe Süßwaren ................................................................................. 26 4.1.2 Produktgruppe Käse ......................................................................................... 27 4.1.3 Produktgruppe Bier .......................................................................................... 27 4.2 Forschungsdesign ................................................................................................. 28 4.2.1 Auswahl der Datenerhebungsmethode ............................................................. 28 4.2.2 Auswahl der Probanden und Kontaktaufnahme ............................................... 29 4.2.3 Durchführung ................................................................................................... 29 4.2.4 Ergebnisrelevante Überlegungen im Vorfeld ................................................... 30 4.3 5 Der Ansatz der emotionalen Markenbindung ....................................................... 16 3.2.1 3.3 4 Emotionsvermittelnde Elemente in der Mediawerbung ........................... 13 Aufbau des Leitfadens .......................................................................................... 30 Ergebnisse der Befragungen ...................................................................................... 32 5.1 Marketing in der Lebensmittelbranche ................................................................. 32 5.1.1 Marktbedingte Herausforderungen für das Marketing ..................................... 33 5.1.2 Positionierung einer Lebensmittelmarke .......................................................... 34 5.2 Nutzung der Mediawerbung in der Lebensmittelbranche .................................... 35 5.2.1 Bedeutung von Emotionen in der Werbung ..................................................... 36 5.2.2 Emotionale Werbemaßnahmen......................................................................... 40 5.2.2.1 5.3 5.3.1 5.4 5.4.1 5.5 6 Generierung von Emotionen in der Mediawerbung ................................. 42 Umsetzung der integrierten Kommunikation ....................................................... 45 Das „big picture“ als Ziel der Kommunikation ................................................ 47 Bedeutung und Aufbau der Kundenbindung in der Lebensmittelbranche ........... 48 Einsatz einer emotionalen Markenbindung ...................................................... 50 Zusammenfassende Besonderheiten der Produktgruppen .................................... 51 5.5.1 Produktgruppe Süßwaren ................................................................................. 52 5.5.2 Produktgruppe Käse ......................................................................................... 52 5.5.3 Produktgruppe Bier .......................................................................................... 53 Fazit .............................................................................................................................. 54 6.1 Anknüpfungen für weitere Forschungen .............................................................. 56 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 58 Anhang................................................................................................................................. 63 Ehrenwörtliche Erklärung ................................................................................................ 69 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklungen im Marketing: Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Emotionen ........................................................................................................ 1 Abbildung 2: Markenstrategien .............................................................................................. 7 Abbildung 3: Nutzung der Normziele der Positionierung .................................................... 11 Abbildung 4: Typologie der Kundenbindung ....................................................................... 19 Abbildung 5: Produktgruppenanteile der Werbeaufwendungen im Jahr 2010 .................... 26 Abbildung 6: Werbeausgaben für Süßwaren 2000-2013 ..................................................... 27 Abbildung 7: Anteil emotional und funktional werbender Marken ..................................... 39 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgewählte Definitionen der emotionalen Markenbindung .............................. 18 Anhangverzeichnis Interviewanfrage ....................................................................................................................64 Leitfaden-Fragebogen............................................................................................................65 Transkript des Interviews zu der Marke SM1 .......................................................................69 Transkript des Interviews zu der Marke SM2 .......................................................................83 Transkript des Interviews zu der Marke SM3 .......................................................................98 Transkript des Interviews zu der Marke SM4 .....................................................................113 Transkript des Interviews zu der Marke SM5 .....................................................................126 Transkript des Interviews zu der Marke KM1.....................................................................142 Transkript des Interviews zu der Marke KM2.....................................................................155 Transkript des Interviews zu der Marke KM3.....................................................................168 Transkript des Interviews zu der Marke BM1 .....................................................................180 Transkript des Interviews zu der Marke BM2 .....................................................................194 IV Abkürzungsverzeichnis ATL above-the-line B2B Business to Business BM Biermarke BTL below-the-line CD Corporate Design CI Corporate Identity CRM Customer Relationship Management ebd. ebenda et al. et alii etc. et cetera f/ff und folgende (Singular/Plural) FMCG Fast Moving Consumer Good KM Käsemarke LEH Lebensmitteleinzelhandel PoS Point of Sale PR Public Relations u.a. unter anderem USP Unique Selling Point vgl. vergleiche sog. sogenannte SM Süßwarenmarke z.B. zum Beispiel V 1 Einleitung „Spätestens seit den 1990er Jahren leben wir im sog. Informationszeitalter. […] Ob in klassischen oder in neuen Medien, die angebotene Informationsmenge ist riesig und für das Individuum kaum zu bewältigen.“ (Esch/Hartmann 2009, 539) Schon 2003 existierten mehr als 1 Mio. Marken, wovon 60.000 aktiv beworben wurden (vgl. Plassmann 2006, 3). Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstitutes Ipsos MORI zeigen deutsche Einkäufer allerdings wenig Interesse an Markenprodukten. So stimmen nur 43% der Aussage zu, dass sie bei Existenz zweier gleichwertiger Produkte zu dem Markenprodukt greifen würden. Mit 44% Verneinungen stimmt Deutschland im internationalen Vergleich von 20 Ländern der Aussage am wenigsten zu. (vgl. Ipsos MORI, 2014) Grund genug sich mit dem Thema Emotionen zu befassen, das von vielen Unternehmen als Möglichkeit gesehen wird, Kunden auf eine nicht-informative Ebene anzusprechen: „Emotionen sind in der Kommunikation allgegenwärtig und werden von vielen Unternehmen als Garant für hohen Werbeerfolg gesehen“ (Esch, et al. 2012, 13). So zeigt auch Abbildung 1 die Entwicklungen im Marketing in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Thematik. Während das Thema noch vor 24 Jahren mit 313 wissenschaftlichen Veröffentlichungen kaum Beachtung fand, galt es bereits 14 Jahre später als Thema mit Hochkonjunktur. 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 1941-1950 1951-1960 1961-1970 1971-1980 1981-1990 1991-2004 Abbildung 1: Entwicklungen im Marketing: Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Emotionen (Quelle: in Anlehnung an: Plassmann 2006, 29) Unabhängig von Branche und Produktkategorie zeigt sich der Emotionalisierungstrend vor allem in der Werbung, in der Slogans wie „ich liebe es“ (McDonald´s), „Erleben was verbindet“ (Telekom), „Wir lieben Lebensmittel“ (Edeka), „We love to entertain you“ 1 (ProSieben) oder „Leistung aus Leidenschaft“ (Deutsche Bank) emotional besetzt werden. (vgl. Heinrich 2012, 1; Kreutzer/Merkle 2008, 21f) So vertrauen viele Werbetreibende in die Macht der Emotionen (vgl. Rossa/Sladek 2006, 1). In Folge dessen soll diese Arbeit mittels Leitfadeninterviews die emotionalen Inhalte der Werbung genauer betrachten. Während sich zahlreiche Werke mit der Auswirkung von Emotionen auf den Käufer auseinandersetzen, setzt sich diese Arbeit das Ziel am Beispiel ausgewählter Herstellermarken der Lebensmittelbranche, die als Teil des FMCG-Marktes zahlreiche Substitutionsgüter auf einem gesättigten Markt bietet, die Nutzung von Emotionen aus Unternehmenssicht herauszustellen. Dabei wird die Nutzung emotionsvermittelnder Elemente der Mediawerbung herausgearbeitet. In einem zweiten Schritt soll untersucht werden, welchen Einfluss diese auf eine langjährige KundenMarken-Bindung haben können und ob dies das Ziel der befragten Unternehmen widerspiegelt. Dabei bezieht sich die Arbeit auf die Ansätze der integrierten Kommunikation mit dem Ziel ein „big picture“, also ein Gesamtbild der Marke, zu erzeugen sowie der emotionalen Markenbindung. Mittels induktivem Verfahren werden Einzelfälle diesbezüglich überprüft, sodass sich anschließend schlussfolgernde Hypothesen aufstellen lassen. Folgende forschungsleitende Fragen begründen den Aufbau der Arbeit: 1. Wie passt sich eine Lebensmittelmarke an heutige Marktbedingungen an? 2. Welche Bedeutung haben Emotionen in der Mediawerbung? 3. Welche emotionalen Werbemaßnahmen der Mediawerbung nutzt die Lebensmittelbranche und mittels welcher Elemente werden Emotionen vermittelt? 4. Inwiefern ist eine Kundenbindung in Verbindung mit emotionalen Aspekten für die Lebensmittelbranche relevant? Um das Thema der Arbeit angemessen zu bearbeiten, bedarf es zunächst der Herausstellung bisheriger Forschungen. Nachdem relevante Begrifflichkeiten für die Arbeit definiert wurden, bauen die Kapitel 3.1 bis 3.3 Säulen zu den Themenkomplexen Emotionen, Kundenbindung und der Lebensmittelbranche auf. Darauf folgend wird der Forschungsstand, der aus ausgewählten Produktgruppen der Branche besteht, vorgestellt. Schließlich wird die empirische Untersuchung in ihren Einzelheiten begründet, woraufhin es zu der Präsentation der Ergebnisse kommt. In einem abschließenden Fazit werden sämtliche Erkenntnisse zusammengefasst, sodass die forschungsleitenden Fragen mittels der Aufstellung von Hypothesen beantwortet werden. Die gesamte Arbeit verwendet der Einfachheit halber das generische Maskulinum. 2 2 Grundlagen und Arbeitsdefinitionen Um das Thema der Arbeit durchdringen zu können, bedarf es zunächst der Definition einiger Begrifflichkeiten, wie den emotionalen Werbemaßnahmen und der Kunden-MarkenBindung. Um das Konstrukt der Kunden-Marken-Bindung nachvollziehen zu können, werden zusätzlich die Begriffe „Marke“ und „Konsument“ für diese Arbeit definiert. 2.1 Emotionale Werbemaßnahmen Da der Begriff der emotionalen Werbemaßnahmen bisher wenig Beachtung fand, wird im Folgenden eine Definition hergeleitet. Laut Bruhn (2010, 6) sind Kommunikationsmaßnahmen „sämtliche Aktivitäten, die von einem kommunikationsbetreibenden Unternehmen bewusst zur Erreichung kommunikativer Zielsetzungen eingesetzt werden.“ Die Vielzahl der dem Unternehmen offenstehenden Kommunikationsmaßnahmen, wie Verkaufsgesprächen, diversen Kommunikationsinstrumente Anzeigen, einteilen. Werbebriefen, Sie etc. fassen lassen also sich in ähnliche Kommunikationsmaßnahmen zusammen. Beispiele hierfür sind die Verkaufsförderung, klassische Mediawerbung, PR, Event Marketing, Sponsoring, Social Media Kommunikation und mehr. Diese Kommunikationsinstrumente stellen zusammen den Kommunikationsmix der Kommunikationspolitik eines Unternehmens dar, welche zusammen mit Produkt-, Preis- und Vertriebsmix den auf die Kundengruppen wirkenden Marketingmix darstellt. (vgl. ebd. 6 und 12) Im Gegensatz zu Kommunikationsmaßnahmen, die sämtlichen Kontakt zwischen Unternehmen und Konsument beinhalten, beschränkt sich der Begriff Werbemaßnahmen hingegen allein auf die produkt- und markenbewerbenden Maßnahmen, die mittels ausgewählter Werbeinstrumente eingesetzt werden. Der Begriff Werbemaßnahmen kann daher als Synonym für die Kommunikationsmaßnahmen verstanden werden, sofern diese werblich eingesetzt werden. „Nicht die Realität ist die Realität im Markt, sondern die Vorstellungen der Zielperson darüber“ (Pepels 2011, 19). Das bedeutet, dass sich werbliche Kommunikation auf einer unbewussten, emotionalen Ebene vollzieht. Um einen Verbraucher werblich zu erreichen, ist es daher unausweichlich die übergeordnete Meta-Ebene einzubeziehen. (vgl. ebd., 17ff) 3 Eine weitere Eingrenzung findet daher durch den Begriff der Emotionen statt: Emotionen sind „innere Erregungen“ (Kroeber-Riel/Esch 2000, 210), wie etwa Trauer oder Freude, bei denen es sich um aktuelle Zustände handelt (vgl. Möll 2007, 45). Diese Zustände unterscheiden sich nach ihrer Intensität, sind objektgerichtet (vgl. ebd.) und weisen stets eine Valenz auf, was bedeutet, dass sie immer angenehm oder unangenehm empfunden werden (Felser 2007, 36). Die „menschlichen Antriebskräfte“ (Schneider 2013, 133) gehen mit dem Erlebnisaspekt, physiologischen Veränderungen und Verhaltensweisen einher (vgl. Möll 2007, 45) und sind auf ein Mindestmaß an Aktivierung angewiesen (vgl. Felser 2007, 36). Auf diese Weise bestimmen sie die Handlungsbereitschaft eines Individuums (vgl. ebd.), wodurch sie einen Erfolgsfaktor auf dem heutigen, markenprägenden und wettbewerbsgeprägten Markt darstellen (vgl. Kreutzer/Merkle 2008, 22). Im Gegensatz zu dem Gefühl, das auf dem Erleben eines Zustandes basiert, beinhaltet eine Emotion folglich auch den körperlichen Zustand (vgl. Spieß 2013, 22). Man unterscheidet bei Emotionen zwischen Emotionen als Stimuli als Erschaffung von Emotionen bei Konsumenten, die vom Marketing genutzt werden können, und denen als Ergebnis, also durch die Emotionen selbst hervorgerufene Veränderungen, die für den Erfolg einer Werbung maßgeblich sind (vgl. Bosch, et al. 2006, 69ff; Kreutzer/Merkle, 2008, 26). Daraus resultiert: Emotionale Werbemaßnahmen sind all die Kommunikationsmaßnahmen, die zu produkt- und markenbewerbenden Zwecken genutzt werden und Emotionen bestmöglich vermitteln oder generieren können. 4 2.2 Kunden-Marken-Bindung Unter einer Kundenbindung werden sämtliche Verhaltensweisen und die diesen zugrunde liegenden Bewusstseinsprozesse eines Individuums verstanden, mittels derer sich eine Erhaltung oder Verstärkung seiner Beziehung zu einem Unternehmen ausdrückt (vgl. Bruhn 2013, 96). Eine Kundenbindung kann durch ökonomische Determinanten, wie vertragliche, technisch-funktionale oder kaufbezogene Aspekte, aber auch durch vorökonomische Determinanten geprägt sein (vgl. ebd., 322). Bei Letzteren unterscheidet man zwischen der kognitiven, der konativen und der affektiven Dimension einer Kundenbindung. Während sich die konative und die kognitive Dimension mit rationalen und wirtschaftlich messbaren Faktoren auseinandersetzen, basiert die affektive Dimension auf emotionalen Aspekten. (vgl. ebd., 96) Die affektive Dimension ist eine gefühlsmäßige Bindung, deren positive Wirkung sich als Wettbewerbsvorteil herausstellen kann (vgl. Knackfuß 2010, 89). Diese Dimension der Kundenbindung wird im Laufe der Arbeit in Form des Ansatzes der emotionalen Markenbindung aufgegriffen. Der Begriff Kunden-Marken-Bindung verdeutlicht, dass es sich in dieser Arbeit um die Bindung von einem Individuum an eine Marke handelt. Es bleibt festzuhalten: Kunden-Marken-Bindungen sind „Bindungen zwischen Konsumenten und Marken […], die auf positiven Emotionen basieren“ (Heinrich 2012, 75). Man bezeichnet diese Bindung daher auch als emotionale Markenbindung (vgl. ebd.). Dabei gilt für diese Arbeit, sofern nicht anders erläutert: Kunden-Marken-Bindung=Markenbindung/Kundenbindung; Kunde=Konsument. 5 2.2.1 Der postmoderne Konsument Der Begriff der Postmoderne existiert bereits seit etwa 1870. Er steht für die Segmentierung der Gesellschaft in Gruppen unterschiedlich denkender Personen, wobei Unabhängigkeit, Selbstinszenierung und Emotionalität eine bedeutende Rolle einnehmen. Der postmoderne Konsument als Konsumstil beherrscht dabei den Markt. (vgl. Gutjahr 2013, 115f) Marketing muss sich mit den folgenden Entwicklungen auseinandersetzen und sich ihnen stellen (vgl. Stephan/Werther 2013, 125f): Durch die zunehmende Verbreitung des Internets in dem letzten Jahrzehnt verändert sich das Konsumentenverhalten zunehmend. Marken werden u.a. in sozialen Netzwerken kritisch bewertet oder empfohlen. (vgl. ebd., 125) Die virtuelle Wirklichkeit wird realer und authentischer erlebt als die Realität. Der Konsument von heute gehört einer erlebnisorientierten Mitmachgesellschaft an, in der all das, was nicht mittels Ton- oder Sprachbild kommuniziert wird, kaum Beachtung findet. Da er meist passiv agiert, benötigt er Bilder, spannende Handlungen und Erlebnisangebote, um aktiviert zu werden. Auf diese Weise kann er an inszenierten Markenidentitäten teilhaben. Da er sich auf gesättigten Märkten auf die Sachqualität eines Produktes verlässt (vgl. Esch/ Wicke 2001, 21; KroeberRiel/Esch 2000, 72), müssen Informationen dieser Art in der Werbung einen Unterhaltungswert aufweisen und als Infotainment vermittelt werden. (vgl. Gutjahr 2013, 115ff) Der Konsument weist meist ein geringes Involvement auf. Involvement meint dabei das Engagement, mit dem sich ein Konsument einem Angebot nähert. Während geringes, also low-Involvement, die passive und gleichgültige Beschäftigung mit dem Produkt meint, bedeutet starkes, also high-Involvement, eine aufmerksame Zuwendung. (vgl. Esch, et al. 2012, 18; Kroeber-Riel/Esch 2000, 133) Nimmt der Konsument schließlich ein Angebot wahr, so erwartet er einen emotionalen Zusatznutzen und drückt sich dadurch aus (vgl. Felser 2007, 38f). Der postmoderne Konsument will sich identifizieren können und den Anschluss an die Gesellschaft nicht verlieren. (vgl. Gutjahr 2013, 115-122) Da sich der Konsument abhängig von dem Markenerlebnis macht, kann die Markenkommunikation davon Gebrauch machen. „Es geht also nicht um die Pflege der menschlichen Beziehungen zum Kunden, sondern um die Pflege der im Kunden lebenden Wirklichkeit“ (ebd., 121). 6 2.2.2 Markenverständnis Da die Relevanz von Marken in dynamischen und gesättigten Märkten steigt, wird ebenfalls der Begriff der Marke immer häufiger verwendet (vgl. Plassmann 2006, 21). Nach dem nachfrage- und wirkungsorientierten Verständnis wird der Begriff als „ein in der Psyche der Konsumenten und sonstiger Bezugsgruppen der Marke fest verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung“ (Meffert, et al. 2000, 847) definiert. Verstanden wird also die Marke als Wirkung ihrer selbst. Der Ansatz bezieht sich auf die Erlebnis- und Erfahrungswelt des Kunden, wobei er eine nachfrageorientierte Haltung einnimmt (vgl. Knackfuß 2010, 6). Hervorgerufen wird diese Wirkung z.B. durch das Markenzeichen, das in dem interdisziplinären Ansatz einbezogen wird. Demnach transportiert eine Marke eine Vielzahl an Deutungsmustern, die im gemeinsamen Auftreten mit dem Markenzeichen im Gedächtnis aktiviert werden. Eine Marke kann dabei bewusst oder unbewusst wirken. Der Einbezug des Markenzeichens ist relevant für die Differenzierbarkeit und Wiedererkennung einer Marke. (vgl. Plassmann 2006, 23f) Dabei wird angenommen, dass Marken eine Produktentscheidung positiv beeinflussen können (vgl. ebd., 26). Da sich die Arbeit u.a. das Ziel gesetzt hat herauszufinden, wie Marken Emotionen in der Werbung nutzen, um Konsumenten an sich zu binden, bei ihnen also eine Wirkung hervorzurufen, wird ihr das nachfrage- und wirkungsbasierte Verständnis, erweitert um den interdisziplinären Ansatz zugrunde gelegt. Um ein Produkt einer Marke zuzuordnen, lassen sich drei Markenstrategien herausstellen (siehe Abbildung 2). Einzelmarken-Strategien führen jedes Produkt unter einer eigenen Marke. Dies können Ein-Produkt-Unternehmen sein oder Unternehmen, die sich mit ihren Produkten an unterschiedliche Zielgruppen wenden. Einzelmarken können daher spezifisch positioniert sein und werden nicht in Verbindung zu anderen Produkten der Marke gebracht. Familienmarken fassen mehrere Produkte unter einer Marke zusammen. Es gilt dabei das Image der Stamm-Marke zu transferieren, um so Produkteinführungen zu erleichtern. Bei der Dachmarken-Strategie steht ein und derselbe Markenname für alle Produkte des Unternehmens. Sie eignet sich, wenn sich die Produkte größtenteils an eine homogene Zielgruppe wenden. (vgl. Kloss 2012, 149f) Abbildung 2: Markenstrategien (Quelle: Kloss 2012, 150) 7 3 Forschungsstand Jeden Tag treffen Konsumenten Entscheidungen über Produkte und Marken einer Produktgruppe. Häufig verhält sich ein Konsument dabei paradox. Dieses Paradoxon lässt sich besonders bei Markenartikeln beobachten. Entscheidet sich der Konsument für einen Markenartikel, so tut er das unabhängig von teureren Preisen. Die Marke ist dabei das einzige Merkmal, das die vielen Produkte voneinander unterscheidet. Aus diesem Grund investieren Hersteller in die Marketingkommunikation, die Maßnahmen für die Produktdifferenzierung trifft. (vgl. Plassmann 2006, 1f) Dieses Kapitel stellt zunächst die Möglichkeiten der Nutzung von emotionalen Werbemaßnahmen dar. Der Fokus wird dabei auf den Ansatz der integrierten Kommunikation gelegt. Es folgt der zweite Themenkomplex, der den Ansatz der emotionalen Markenbindung zugrunde legt. Abschließend wird ein Blick auf die Lebensmittelbranche geworfen, ehe das Kapitel der empirischen Untersuchung den Forschungsgegenstand und die Erhebungsmethode vorstellt. 3.1 Emotionen im Marketing: Der Ansatz der integrierten Kommunikation “Emotions occur in the oldest part of the inner brain and have no cognitive counterpart. […] Emotional responses to advertising have gained more and more attention in recent years.” (Hansen 2009, 561) Eine emotionale Ansprache ist in vielen Märkten wichtig, um das Verhalten der Konsumenten zu beeinflussen. Durch eine emotionale Produktplatzierung werden emotionale Erlebnisse kommuniziert, die ähnliche Produkte unterscheidbar machen. (vgl. Homburg 2012, 18) Gerade auf gesättigten Märkten, in denen sich der Gebrauchswert einzelner Angebote kaum voneinander unterscheidet und das Kaufrisiko dementsprechend gering ist, spielen Emotionen eine bedeutende Rolle. Sie sind umso wichtiger, je geringer der kognitive Anteil an einer Kaufentscheidung ist. Die hedonistischen Konsumbedürfnisse werden daher über emotionale Ansprachen erreicht. (vgl. Bruhn 2010, 494; Felser 2007, 38f) Emotionen beeinflussen jede Handlung und lassen somit den Gegensatz von Rationalität und Emotionalität fraglich erscheinen (vgl. Rossa/Sladek 2006, 4). Es wurde herausgefunden, dass Menschen nicht die einfachsten Entscheidungen treffen können, wenn 8 ein für Emotionen zuständiger Gehirnbereich geschädigt ist (vgl. Esch, et al. 2012, 14). So haben Emotionen selbst bei vermeintlich rationalen Entscheidungen Einfluss auf die Markenwahl (vgl. Kreutzer/Merkle 2008, 28). Auch sind es die Emotionen, die eine starke von einer schwachen Marke unterscheiden. Starke Marken aktivieren Regionen im Hirn, die für positive Emotionen zuständig sind. Schwache Marken hingegen beanspruchen, genau wie unbekannte Marken, Regionen, die für negative Emotionen zuständig sind. (vgl. Esch, et al. 2012, 13ff; Möll 2007, 221) Aus diesem Grund ist es von enormer Wichtigkeit sie als Teil einer Markenidentität und positionierung zu betrachten (vgl. Esch, et al. 2012, 13). Laut Esch, et al. (2012, 14) führen Emotionen einerseits positive Assoziationen zu einer Marke herbei, andererseits erleichtern sie die Beurteilung und Verarbeitung von Informationen. Mit diesen Kenntnissen lässt sich schlussfolgern: Emotionen sind die Basis erfolgreicher Marken. In der heutigen, schnelllebigen Zeit, in der kognitiv involvierte Konsumenten eine Seltenheit bilden und Verarbeitungskapazitäten für die Vielzahl an Informationen gering ausfallen, wird die Kommunikationswirkung häufig zerstreut aufgenommen. Erinnert werden weniger intelligent ausgelegte Werbungen als solche, die einen enormen Werbedruck durch Wiederholungen ausüben. (vgl. Kroeber-Riel/Esch, 2000, 100f) Integrierte Kommunikation soll dieser zerstreuten Wahrnehmung von Werbewirkungen entgegenwirken. Sie bedeutet die Abstimmung aller Marketingmaßnahmen, um aus der Vielzahl von Eindrücken ein einheitliches Bild zu schaffen. Sie kennzeichnet daher ein eindeutig kommuniziertes und kampagnenübergreifendes Kommunikationskonzept, wodurch Erinnerungen durch Synergien gefördert und verstärkt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Botschaft umso klarer vermittelt werden muss, je geringer das Involvement des Konsumenten ist. Auch die Wiederholungen der Werbung müssen in diesem Zusammenhang steigen, um den Lernprozess des Individuums zu maximieren. Ein ständiger Kampagnenwechsel hinterlässt verschwommene und unklare Bilder. In solch einem Fall stellt ein enormer Werbedruck die einzige Möglichkeit der Verankerung einer Marke im Kopf des Kunden dar. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 101ff) Mit diesem Wissen ist es nachvollziehbar, dass integrierte Kommunikation als Herausforderung für Markenmanager gilt (vgl. Esch/Wicke 2001, 15). Unter genannten Umständen ist es sinnvoll in sog. „big pictures“ zu denken, da rein verbale und akustische Reize oft nicht mehr zum Aufbau einer Marke genügen. Das gewählte Markenschema wird per integrierter Kommunikation vermittelt, sodass sämtliche 9 Kommunikation mit einer Marke verbunden wird und somit das Schema, das Gesamtbild der Marke, unterstützt. (vgl. ebd., 51) „Integrierte Kommunikation ist die Suche nach dem ‚big picture‘ für eine Marke“ (Kroeber-Riel/Esch 2000, 101). Für die Vermittlung eines solchen „big picture“ sind emotionale Inhalte unverzichtbar. Auf diese Weise können sachliche Informationen unterstützt werden. Vermittelt wird eine zu der Marke passende Gefühlswelt. (vgl. Esch, et al. 2012, 16) Es gilt daher zu jeder Zeit, das Gesamtbild zu kommunizieren und nach und nach zu vervollständigen, beziehungsweise zu verstärken. (vgl. Esch 2001, 601) Der Ansatz des „big picture“, das eine integrierte Kommunikation und somit die einheitliche Vermittlung der Markenbotschaft voraussetzt, wird dieser Arbeit als Ausgangspunkt aller emotionserzeugenden und emotionsvermittelnden Werbemaßnahmen zugrunde gelegt. 3.1.1 Markenpositionierung als Ausgangspunkt für ein „big picture“ Die Positionierung wird in dieser Arbeit als Ausgangspunkt für ein einheitliches und klar kommuniziertes Gesamtbild der Marke, dem „big picture“, gesehen. Sie gilt als „hohe Schule des Marketing in einem konkurrenzwirtschaftlichen Wirtschaftssystem“ (KroeberRiel/Esch 2000, 47). Gutjahr (2013, 133) beschreibt sie als „Markenführung in die Zukunft“. Sämtliche Kommunikation einer Marke soll sich von der Konkurrenz abheben. Die Positionierung kann dabei mit einer Landkarte im Kopf des Konsumenten verglichen werden. Ausgerichtet wird sie durch Positionierungseigenschaften. Diese können durch die funktionale oder sachliche Qualität oder das emotionale Erlebnis geprägt sein. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 47ff) Abbildung 3 zeigt vier Positionierungsstrategien, die abhängig von kognitivem und emotionalem Involvement eingesetzt werden. Die traditionelle Form der Positionierung ist die sachorientierte Positionierung, die Informationen bezüglich der Eigenschaften eines Angebots in den Vordergrund stellt. Sie verzichtet auf Emotionen und kann auf wenig entwickelten Märkten eingesetzt werden, da hier starke und unbefriedigte Bedürfnisse vorliegen. Auch eignet sie sich für innovative Produkte oder Marken oder HighInvolvement-Güter. Voraussetzung für diese Form der Positionierung sind Bedürfnisse seitens der Käufer. Da Informationen dieser Art meist sprachlich oder numerisch dargeboten werden, der Empfänger Bildinformationen aber schneller verarbeiten kann, verliert diese Positionierungsstrategie an Bedeutung. Zumal der Konsument bei heutiger 10 Informationsüberlastung schnell das Interesse an dieser Art von Werbung verliert. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 66ff) Heutzutage ist eine Positionierung über den Grundnutzen, also eine rationale Nutzenargumentation, daher eine Seltenheit. Da sich die Produkte und Marken in qualitativer Hinsicht kaum merklich von den Wettbewerbern unterscheiden, ist eine emotionale, erlebnisorientierte Positionierung der Regelfall. Kommuniziert wird ein Zusatznutzen, der die eigene Marke von den Wettbewerbern unterscheidet. Nur durch unterschiedliche Positionierungsstrategien ähnlicher Produkte kann ein Koexistieren konkurrierender Wettbewerber möglich sein. (vgl. Felser 2007, 17f; Kloss 2012, 120f) In dieser emotionalen Positionierung wird weitestgehend auf Informationen verzichtet, da diese trivial sind. Unter heutigen Marktbedingungen geht der Trend zu dieser Positionierungsstrategie. (vgl. Kloss 2012, 204; Kroeber-Riel/Esch 2000, 70) Letztlich führt die Positionierung einer Marke langfristig zu einem Image, das die gewünschten Eigenschaften des Herstellers sowie die emotionale Größe der Marke repräsentiert. Es wird folglich maßgeblich durch Emotionen geprägt und macht die Marke unverwechselbar. (vgl. Schüler 2008, 73ff) Abbildung 3: Nutzung der Normziele der Positionierung (Quelle: Esch, et al. 2012, 19) 11 3.1.2 Emotionen in der Werbung Werbung ist eine Form der Marketingkommunikation (vgl. Bruhn/Esch/Langner 2009, 539). Auch sie muss in Anlehnung an den Ansatz der integrierten Kommunikation auf der Positionierung basieren und diese nach außen tragen (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 100ff). Dabei ist es wichtig, stets einheitlich zu kommunizieren und an sämtlichen Touchpoints, an denen ein Kunde die Marke wahrnehmen kann, dasselbe Bild zu vermitteln. Man unterscheidet dabei zwischen realen, persönlich erlebbaren Touchpoints und solchen, die medial stattfinden, bei denen der Konsument eher passiv agiert. Der Unterschied liegt folglich in dem Grad der Interaktion. Zudem eignen sich die einzelnen Kontaktpunkte unterschiedlich gut um Emotionen zu überbringen. Die medialen Touchpoints, wie das Instrument Mediawerbung, eignen sich sehr gut, da hier bildhaft gearbeitet werden kann und der Konsument Informationen schneller aufnimmt als sachliche Informationen und diese somit gedanklich gefestigt werden können. (vgl. Esch, et al. 2012, 22f) Grundsätzlich ist bei dem Einsatz von Emotionen wichtig, dass diese positiv geartet sind und einen hohen Aktivierungsgrad aufweisen. So hat Wut beispielsweise einen hohen Aktivierungsgrad, während die Emotion negativ geartet ist. Freude hingegen ist positiv geartet. (vgl. Kreutzer/Merkle 2008, 23) Bildbetonte Kommunikationsmittel führen zu emotionaler Beeinflussung, während sprachbetonte Mittel zur informativen Beeinflussung führen. Das Aktivierungspotenzial ist bei Bildern erheblich größer. (vgl. Bruhn 2010, 510f) Des Weiteren dominiert das Gefallen über das Verstehen einer Werbung, weshalb sich Emotionen ideal für unbewusste Wirkungen eignen. (vgl. Esch, et al. 2012, 14; Kroeber-Riel/Weinberg 1996, 130) Bagozzi, et al. (1999) differenzieren zwischen „thinking ads“ und „feeling ads“. Erstere stellen Nutzenvorteile vor und wenden dabei sachliche Argumente an. Bei Letzteren stehen Emotionen im Fokus, das heißt es sollen gewisse Stimmungen beim Betrachter hervorrufen werden, während auf sachliche Informationen weitestgehend verzichtet wird. Die Art der Werbung findet vor allem bei objektiv kaum unterscheidbaren Produkten Anwendung (vgl. Bosch, et al 2006, 69). 12 3.1.2.1 Emotionsvermittelnde Elemente in der Mediawerbung Da der Einsatz von Emotionen in der Werbung weitreichend ist und ihre Gestaltung über sämtliche Werbemaßnahmen bis hin zu Slogan, Design, sowie dem Markennamen führt (vgl. Bruhn 2010), legt diese Arbeit ihr Hauptaugenmerk auf die Nutzung von Emotionen in der Mediawerbung. Mediawerbung bedeutet die Überbringung und Verbreitung von werblichen Botschaften mittels Werbeträgern. Dabei ist sie „eine Form der unpersönlichen Kommunikation, eine Form der mehrstufigen, indirekten Kommunikation, die sich öffentlich und ausschließlich über technische Verbreitungsmittel (die Medien), vielfach einseitig mittels Wort-, Schrift-, Bild und/oder Tonzeichen an ein disperses Publikum richtet“ (ebd., 373f). Dies können beispielsweise Print-, Fernseh-, Radio-, Online- oder Plakatwerbung sein (vgl. ebd., 374ff). In den meisten Fällen nimmt dieses Instrument eine Sonderstellung ein. So gilt die Mediawerbung im Kommunikationsmix, insbesondere bei Konsumgütern, als Leitinstrument. Damit leitet sie die Ausrichtung der gesamten Kommunikation und zeigt die Richtung der Integration auf. (vgl. ebd., 525) Die einzelnen Maßnahmen der Mediawerbung zeichnen sich dabei durch eigene Charakteristika aus: Während Radiowerbung ausschließlich auf akustisch wahrnehmbare Reize beschränkt ist, Werbespots durch verschiedenste Programmteile voneinander getrennt werden und das Radio als Hintergrundmedium gilt, können Print-, Online-, Plakat- und Fernsehwerbungen visuell dargestellt werden. (vgl. ebd., 376) Die visuelle Wahrnehmung gilt als der dominante Sinn (vgl. Esch, et al. 2012, 25); 83% aller Sinneseindrücke werden über das Auge wahrgenommen (vgl. Esch, et al. 2010, 11). Printwerbung erfolgt in Print- und Insertionsmedien. Es handelt sich dabei um Anzeigen auf Titelseiten von Zeitschriften oder um kleinere Anzeigen in diesen Medien. Außenwerbung, also Plakat- oder Verkehrsmittelwerbung, findet im öffentlichen Raum statt und offenbart einem Unternehmen zahlreiche Handlungsspielräume, die genau wie Printwerbung rein visuell dargeboten werden. (vgl. Bruhn 2010, 375ff) In der Online- und Fernsehwerbung besteht die Möglichkeit audiovisuell zu werben. Im Online-Bereich wachsen die Nutzungsmöglichkeiten zusehends, sodass Werbung mittels Bannern, Microsites, Ad Breaks, etc. im Rahmen des Möglichen liegt. Fernsehwerbung gilt als sehr aufmerksamsstark, da das Bewegtbild multisensorisch wahrgenommen wird. Das Medium bietet ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, um Markenwelten darzustellen und diese zu inszenieren. (vgl. Bruhn 2010, 375ff) 13 Fernsehwerbung ist dabei eines der Leitinstrumente integrierter Kommunikation, das die Möglichkeit hat, Bilder eindeutig zu vermitteln und Werbedruck auszuüben (vgl. ebd., 614f). Im Gegensatz zu rationalen Informationen werden emotionale Informationen beiläufig und ohne kognitive Anstrengungen aufgenommen (vgl. Esch, et al. 2012, 16). Gerade das Fernsehen eignet sich daher, um gering involvierte Personen unbewusst durch Emotionen zu beeinflussen. Die Konsumenten lassen sich von dem Fernsehen berieseln, wobei sie kognitiv passiv agieren. Die Informationsaufnahme geschieht beiläufig. (vgl. Esch, et al. 2012, 20) Die folgenden emotionsvermittelnden Elemente eignen sich in der Mediawerbung, um ein Gesamtbild einer Marke zu vermitteln: Bilder können aktivierend wirken, Atmosphäre schaffen oder Erlebnisse vermitteln (vgl. Weinberg/Diehl 2001, 200). Der Begriff der Aktivierung wird in diesem Zusammenhang als Erregung-schaffend verstanden. Sie regt den Konsumenten innerlich an, aktiv zu werden und Leistungsbereitschaft zu zeigen. (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg 1996, 58) Nonverbale Mittel eignen sich besonders, um die Kommunikationsflut mittels aktivierender Vorstellungsbilder zu durchbrechen (vgl. Esch, et al. 2010, 10f). Um den Konsumenten die Assoziationen von Bildern zu ermöglichen, sollten eben diese auch in der Werbung Anwendung finden (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000,79). Dabei gilt es eine Werbung umso länger zu schalten, je weniger involviert die Konsumenten sind. So werden Bilder selbst im passiven Zustand des Konsumenten aufgenommen, wahrgenommen und verarbeitet. (vgl. ebd., 151). Um eine Marke aufmerksamkeitsstark in den Mittelpunkt rücken zu können, werden häufig solche Bilder genutzt, die dem Konsumenten nahe gehen. Bei der Marke Axe sind es beispielsweise schöne Frauen, die dem Duft des Männerdeos nicht widerstehen können. (vgl. Esch, et al. 2012, 20f) Bildmotive bedienen starke Schemavorstellungen. Menschen haben bestimmte, annähernd gleiche Vorstellungen von sich selbst und der Umwelt. Emotionshervorrufende Schlüsselreize ergeben sich z.B. durch die Darstellung von Kindern, die eine größtenteils automatische und einheitliche Reaktion auf den emotionalen Reiz darstellen. (vgl. Schneider 2013, 133f) Entfernt sich das Bild der Werbung zu weit von der Schemavorstellung, so erschwert man dem Konsumenten die Verankerung im Gedächtnis. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 266f) Lebendig umgesetzte, dynamische und aktive Darstellungen finden grundsätzlich mehr Beachtung und werden schneller erinnert (vgl. ebd., 269). 14 Ihre volle Kraft entfalten die gewählten Bilder jedoch erst nach einiger Zeit, wenn sie langfristig und vor allem konsistent im Gedächtnis verankert wurden. Für die Werbung bedeutet das, dass unterschiedliche Kampagnen anstreben müssen ein einheitliches Bild zu erschaffen. Die einheitlich visuell dargebotenen Bilder entwickeln sich zu Schlüsselbildern. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 79f) Schlüsselbilder sind „der visuelle Kern einer Positionierungsbotschaft“ (ebd., 115). Dieses Grundmotiv bestimmt über Jahre das Auftreten der Marke. Schlüsselbilder können über verschiedene Medien kommuniziert werden, sind eindeutig erkenn- und zuordnungsbar und können angepasst werden (vgl. ebd., 115ff) Das Schlüsselbild der Marke Milka ist beispielsweise die lila Kuh, die bereits Kleinkinder kennen (vgl. Diehl/ Terlutter 2009, 608). Gerade bei emotionalen Positionierungsstrategien gilt die Nutzung von Schlüsselbildern als „Königsweg zur integrierten Kommunikation“ (Kroeber-Riel/Esch 2000, 118). Erlebniswelten sind auf gesättigten Märkten, auf denen das Marketing allmählich zu einem Erlebnis-Marketing – einem Konsumerlebnis – wird, von immer größerer Bedeutung. Attraktiv sind „die Fähigkeiten der Produkte, sinnliche und emotionale Erlebnisse zu vermitteln und einen Beitrag zum Lebensgefühl und zur emotionalen Lebensqualität zu leisten“ (ebd., 72). Konsumenten erwarten einen Beitrag zu dem eigenen Lebensstil. Erlebniswelten zeigen diesen Beitrag auf und versetzen die Konsumenten in eine Welt, mit der sie sich identifizieren möchten. Dieser als Zusatznutzen wahrgenommene Erlebniswert ist es, der die Marke von anderen unterscheidet und die affektive Nähe hervorruft. (vgl. Felser 2007, 17f) Der Gesamteindruck aller vermittelten Erlebnisse und der damit verbundenen Emotionen stellt die Erlebniswelt einer Marke dar: „Milka präferiert seit mehreren Jahrzehnten das Erlebnis ‚Alpenwelt‘ und hat sich damit fest im Gedächtnis der Konsumenten verankert.“ (Diehl/Terlutter 2009, 608) Widersprüche, austauschbare Erlebnisse oder fehlende Verknüpfungen zu der Marke gilt es bei der Nutzung solcher Erlebniswelten zu vermeiden (vgl. ebd., 606). Kroeber-Riel und Esch (2000, 72) halten diesbezüglich fest: „je geringer die sachlichen Qualitätsunterschiede zwischen den angebotenen Marken werden, je mehr sich die Konsumenten auf die Qualität der Angebote verlassen können, desto mehr wird das Erlebnisprofil eines Angebotes zum Ansatzpunkt für die Präferenzen der Konsumenten.“ Zwei weitere emotionsvermittelnde Elemente sind die Nutzung von Testimonials und Anthropomorphismus, also Vermenschlichungen. Menschen neigen dazu, Objekte und 15 Marken zu vermenschlichen und sie wie Personen zu behandeln. Dahinter steht das Bedürfnis, die materielle Welt zu vereinfachen. Testimonials sind ein Mittel um Marken zu vermenschlichen (vgl. Diehl 2009, 20) Dies erzeugt vor allem dann eine emotionale Signifikanz, wenn die genutzte Person eine bedeutsame Rolle im Leben des Konsumenten spielt (vgl. Fournier 1998, 345). Testimonials sind Personen, die sich in der Werbung als Nutzer eines zu bewerbenden Produktes ausgeben, wodurch man sich eine höhere Affinität der Zielgruppe erhofft und ein positiver Imagetransfer stattfinden soll. Häufig werden Prominente als Testimonial genutzt. Wichtig bei der Auswahl eines Testimonials sind vor allem die Bekanntheits-, Sympathieund Imagewerte. Letztere sollten sich mit dem Image der Marke decken. (vgl. Kilian 2010, 107ff) Neben der Nutzung eines Testimonials, also der Assoziation einer konkreten Person mit der Marke, kann außerdem die Marke selbst mit menschlichen Eigenschaften aufgeladen werden. Dies übt ebenfalls eine emotionale Anziehungskraft auf den Kunden aus und erzeugt schlussendlich einen Markencharakter. (vgl. Diehl 2009, 20f) Doch auch akustische und verbale Reize, wie eine emotionale Wortwahl, z.B. in einem Slogan (siehe Kapitel 1), können positive Emotionen hervorbringen (vgl. Bruhn 2010, 510). Integration findet nicht nur durch die Abstimmung vermittelter Bilder, sondern auch sprachlich durch semantisch gleiche oder identische Aussagen statt (vgl. Esch 2001, 612). Auch musische Reize können in der Werbung Emotionen hervorrufen, indem sie eine positive Atmosphäre schaffen oder als Jingle eingesetzt werden. Jingles sind meist einfache Melodien, die positive Emotionen hervorrufen. Um erinnert zu werden und im Einklang mit dem Gesamtbild der Marke zu stehen, müssen Jingles oft wiederholt werden. Der bekannteste deutsche Jingle ist der der Marke Haribo: „Haribo macht Kinder froh - und Erwachsene ebenso“ (Esch, et al.2009, 764). (vgl. ebd., 760ff) 3.2 Der Ansatz der emotionalen Markenbindung Was der Begriff der Markenbindung meint, wurde eingangs in Kapitel 2.2 erläutert und für die Arbeit definiert. Wie bereits angerissen, wird sich dieses Kapitel mit dem Konzept der emotionalen Markenbindung als Teil der Consumer-Brand Relationships Forschung auseinandersetzen. Es gibt diverse Kundenbindungsmaßnahmen, die neben der Kommunikation von Hersteller und Konsument oftmals auch einen Austausch von Anwendern untereinander ermöglichen 16 (vgl. Esch, et al. 2010, 13). Dennoch ist es umstritten, ob herkömmliche Kundenbindungsstrategien, wie individualisierte Leistungsangebote, Rabattaktionen, etc. ihre Ziele erreichen, weshalb sich das Beziehungsmarketing neu reformieren muss und sich dem postmodernen Konsumenten anpasst (vgl. Heinrich 2012, 9). Das CRM versucht sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln, mit denen es adäquat auf Kundentypen reagieren und die entstehenden Beziehungen pflegen kann, um langfristige Bindungen an das Unternehmen zu ermöglichen (vgl. Gutjahr 2013, 129). Denn während Markenprodukte selbst von kurzlebiger Natur sind, ist eine Markenbindung von Dauer (vgl. ebd., 121). Um den Wettbewerbsdruck zu verringern, findet das CRM nach dem Dienstleistungs- und Investitionsgüterbereich auch im Konsumgüterbereich Anwendung. Marken sind auf diesen Märkten das Bindeglied zwischen einem Unternehmen und dem Endverbraucher. Doch sehen Konsumenten die Maßnahmen häufig als Mittel, um ausschließlich dem ökonomischen Erfolg des Unternehmens zu dienen. Diesem Vorwurf kann entgegengewirkt werden, indem ein Unternehmen dem zunehmenden Bedürfnis nach Emotionalisierung nachkommt. Resultierend aus zunehmenden Kundenbedürfnissen und verstärkter Produkthomogenisierung rückt die Beziehung von Marken und Konsumenten daher in den Vordergrund. (vgl. Heinrich 2012, 8ff) Consumer-Brand Relationships werden als ein “facettenreiches Forschungsgebiet“ (Heinrich 2012, 15) verstanden, das auf unterschiedliche Weise definiert werden kann (siehe Tabelle 1). Seit der Pionierarbeit von Fournier (1998) hat sich das wissenschaftliche Interesse an diesem Themenkomplex drastisch erhöht (vgl. Heinrich 2012, 2). Fournier (1998) hat sich in ihrer Arbeit mit den Consumer-Brand Relationships beschäftigt, indem sie nach einer vorhergehenden Inhaltsanalyse eine Interpretation von Interviews vorgenommen hat. Somit leitete sie ein Modell zur Darstellung der Stärke und Tiefe einer solchen Beziehung ab. Schließlich gelang es ihr, die Qualität einer dieser Beziehung in einem weiteren Modell festzuhalten und so sämtliche Dimensionen einer Bindung abzubilden (vgl. Fournier 1998, 366). Auch zeigt ihre Studie, dass eine Bindung durch Emotionen geprägt ist. An dieser Stelle knüpft Heinrich (2012) an und widmet sich ausschließlich der emotionalen Markenbindung. Diverse Definitionsansätze der letzten Jahre haben, in Anschluss an die Pionierarbeit, den emotionalen Aspekt gemein. Auch herrscht Konsens über den Begriff der emotionalen Bindung (siehe Tabelle 1). (vgl. ebd., 13ff) Es wird deutlich, dass eine Markenbindung auf einer Beziehung zwischen Konsument und Marke beruht, die durch eine Art emotionales Band aufrechterhalten wird. 17 Quelle Zitat Thomson, et al. 2005, „attachment is an emotion-laden target-specific bond between 77f a person and a specific object.” Heinrich 2012, 17 „Das psychologische Wahrnehmungskonstrukt emotionale Markenbindung spiegelt die Stärke der affektiven Bindung zwischen einem Individuum und einer bestimmten Marke wider.“ Esch, et al. 2006, 100 „We view brand attachment as a longer-lasting, commitmentincluding bond between the brand and the consumer.“ Tabelle 1: Ausgewählte Definitionen der emotionalen Markenbindung (Quelle: eigene Darstellung) Ähnlich den zwischenmenschlichen Beziehungen kann also auch eine Beziehung von Konsument und Marke aufgebaut werden (vgl. Knackfuß 2010, 89). Möll (2007, 164ff und 220f) konnte belegen, dass ein Zusammenhang zwischen Emotionen und der Markenbindung besteht. Genau wie bei sozialen Beziehungen sind auch Beziehungen zwischen Kunden und Marken durch rationale, vor allem jedoch durch emotionale Aspekte geprägt (vgl. Heinrich 2012, 10). Löst eine Marke häufig positive Emotionen bei einem Konsumenten aus, so kann davon ausgegangen werden, dass er sich an die diese binden wird (vgl. Knackfuß 2010, 89). Zudem unterscheidet man neben den in Kapitel 2.2 genannten Determinanten und Dimensionen einer Markenbindung zusätzlich zwischen den Ursachen dieser (siehe Abbildung 4); der Gebundenheit (einer unfreiwilligen Kundenbindung aufgrund von beispielsweise Verträgen) und der Verbundenheit (einer freiwilligen Bindung des Kunden an ein Unternehmen). Ist ein Kunde weniger aus ökonomischen oder rationalen Gründen gebunden, sondern vielmehr emotional in der affektiven Dimension verbunden, so spricht man von einer sog. „Fan“-Position. Auch die positive Gebundenheit wird nicht negativ empfunden, da sie oftmals mit attraktiven Aktionen, wie Rabatten verbunden ist. (vgl. Bruhn 2013, 97ff) Fühlen sich Individuen einer Marke verbunden, so beschäftigen sie sich mit dieser (vgl. Fournier 1998). Auch hier findet die emotionale Komponente Beachtung. Liegt weder freiwilliges Interesse seitens der Kunden noch Interesse seitens der Marke vor, so handelt es sich bei einem Kauf um „Transaction Buying“. 18 Verbundenheit „Fan“-Position „Positive“ Gebundenheit „Transaction „Ausbeutungs“- Buying“ Position Gebundenheit Abbildung 4: Typologie der Kundenbindung (Quelle: in Anlehnung an: Bruhn 2013, 98) Aus diesen Erkenntnissen folgt, dass eine Marke heutzutage nicht mehr nur in dem Kopf, sondern vor allem den Herzen der Kunden positioniert und verankert werden muss, denn die Herstellung und Erhaltung der Kundenbindung ist ohne emotionale Markenbindung nicht mehr denkbar (vgl. Heinrich 2012, 1 und 10). Die in Kapitel 3.1.2.1 genannten emotionsvermittelnden Elemente dienen dieser Verankerung und verstärken durch die Vermittlung von Lebensqualität Markenerlebnisse, die auf das „big picture“ einer Marke einzahlen. Auf diese Weise werden die affektiven Determinanten einer Markenbindung verstärkt. Die emotionale Markenbindung ist auf heutigen Märkten entscheidend für einen langanhaltenden Markenerfolg (vgl. Rossa/Sladek 2006, 5). In seiner Studie leitet Heinrich (2012) u.a. Handlungsempfehlungen für das CRM her, um eine emotionale Markenbindung zu realisieren. Er legt dieser Bindung die Faktoren Nähe, Leidenschaft und Verbundenheit zugrunde, die es gleichermaßen auszusteuern gilt. In Bezug auf die Wahl einer Maßnahme für die Aussteuerung des Faktors Leidenschaft weist er darauf hin, dass diese durch die vermittelte Einzigartigkeit einer Marke und dem damit verbundenen Prestige-Gefühl wahrgenommen wird. Es müssen Begehrlichkeiten geweckt werden, was auf unterschiedlichste Weise, wie hochwertige Verpackungen, Anzeigen, Events oder sonstige hochwertig gestaltete Werbemaßnahmen erzielt wird. Der Faktor Nähe wird besonders durch Erlebniswelten gefördert. Auch Interaktionsmöglichkeiten des Konsumenten fördern diesen Gefühlszustand. Die Verbundenheit kann letztlich durch persönlich erlebbare Touchpoints und interaktive Werbemaßnahmen erzielt werden. (vgl. Heinrich 2012, 176ff) 19 3.2.1 Abgrenzung der emotionalen Markenbindung von ähnlichen Konzepten Neben der affektiven Bindung zwischen Konsument und Marke ist eine Markenbindung von zahlreichen weiteren Faktoren abhängig. Nachfolgend soll eine Abgrenzung zu ausgewählten Konzepten erfolgen, die ebenfalls ein Verhältnis von Konsumenten zu Marken beinhalten: Wie bereits in Kapitel 2.2.1 beschrieben, bezeichnet das Involvement das Engagement, mit dem sich ein Konsument einem Angebot widmet. Es beschreibt die geistige Aufmerksamkeit, weshalb es auf kognitivem Grund basiert. Das in Kapitel 3.2 erläuterte Markenbindungskonstrukt hingegen ist emotionaler Natur. Der Unterschied zum Einstellungskonstrukt ist, dass Konsumenten vielen Marken gegenüber eine positive Einstellung aufweisen können, daraus aber nicht zwingend eine Markenbindung resultiert (vgl. Heinrich 2012, 18). Verbraucher, die eine positive Einstellung gegenüber einer Marke haben, sich ihr aber nicht verbunden fühlen, werden bei Existenz geeigneter Alternativen keine Markentreue aufweisen sondern eine rationale Entscheidung treffen (vgl. Thomson, et al. 2005, 79). Vergleicht man die emotionale Markenbindung mit der Kundenzufriedenheit, so ist festzuhalten, dass verbundene Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Kauf des Markenproduktes zufrieden sein werden, da sie in den meisten Fällen wissen, was sie erwartet. Umgekehrt führt Zufriedenheit nach einem Kauf nicht zwingend zu einer Markenbindung. Eine emotionale Markenbindung basiert auf einer emotionalen Nähe zwischen Marke und Individuum. (vgl. Heinrich 2012, 19f) Glaubwürdigkeit bezieht sich immer auf eine konkrete Kommunikationsquelle, wie eine Werbung (vgl. Eisend 2003, 64f). Somit ist Glaubwürdigkeit kein langanhaltendes Konstrukt, sondern vielmehr ein immer wiederkehrendes Ereignis. Vertrauen und Sicherheit hängen in sozialen Beziehungen davon ab, ob man darauf vertrauen kann, dass Bedürfnisse auch in Zukunft durch den Partner erfüllt werden. Auf diese Weise entsteht das Gefühl geliebt zu werden. Konsistente Markenbeziehungen führen daher zu Vorbeugung von Unsicherheiten. Entspricht das Markenversprechen auch seinem Verhalten, so stärkt dies die Glaubwürdigkeit und reduziert die Komplexität bei einer Markenentscheidung. (vgl. Bruhn 2013, 89; Diehl 2009, 24) Auch wenn sich die Konstrukte voneinander unterscheiden, so kann doch keines alleinstehen. Ein Zusammenspiel der sicherheitsvermittelnden Konstrukte ist für eine langfristige Bindung unabdingbar. 20 3.2.2 Vorteile einer Markenbindung aus Unternehmenssicht Mit den Auswirkungen einer Markenbindung als Vorteil für ein Unternehmen haben sich zahlreiche Autoren beschäftigt: Hegen Individuen Emotionen für eine Marke, so evaluieren sie diese auf individueller Basis. Zur Hilfe werden im Gedächtnis verankerte Markeninformationen herangezogen. Begründet durch diesen Prozess zeigen markenverbundene Konsumenten höheres Interesse an Markenerweiterungen. (vgl. Heinrich 2012, 144) In einem Versuch von Diehl (2009), Markenbindung messbar zu machen, identifizierte sie Verhaltensindikatoren für eine Markenbindung: Ein Gefühl von Sicherheit durch eine Marke, Akzeptanz von negativen Eigenschaften dieser Marke, der Wertschätzung von Maßnahmen, die den Kunden an die Marke binden und der Bereitschaft Anstrengungen für diese Marke einzugehen. Das heißt die emotionale Markenbindung hat außerdem positive Auswirkungen auf Markenloyalität und führt eine erhöhte Preisbereitschaft der Kunden mit sich (vgl. Thomson, et al. 2005, 77). Sie sorgt für einen Tunnelblick, der eine Lieblingsmarke gegen Wettbewerber immunisiert (vgl. Rossa/Sladek 2006, 2). Ein gutes Beispiel dafür ist die Verbundenheit von Konsumenten an die Marke Coca-Cola, die trotz des getesteten schlechteren Geschmacks im Vergleich zum Wettbewerber Pepsi die Konsumenten für sich gewinnen kann. So werden andere Marken aus einer Kaufentscheidung ausgeschlossen, obwohl sie objektiv qualitativ besser sind. Der Verbraucher verzeiht aus diesem Grund auch negative Nachrichten seiner Lieblingsmarke. (vgl. Schneider 2013, 133) Auch die Schaffung von Erlebniswelten, die der Verstärkung des Gesamtbildes einer Marke dienen, stärkt die emotionale Markenbindung. So stellt das Gesamtbild die Grundlage einer Diversifikation dar. Dadurch besteht eine erhöhte Nachfrage nach Produkten der Marke, sodass auch bei Neuprodukteinführungen eine schnelle Bekanntheitsgenerierung ermöglicht wird. Damit verbunden sind geringe Kosten bei der Einführung neuer Produkte. (vgl. Diehl/Terlutter 2009, 597) Das Unternehmen profitiert also von einem Toleranzpuffer, sodass Kostensenkungspotenziale und ein verringertes Risiko bei Neukundenbindungen ermöglicht werden (Heinrich 2012, 2f). Vor allem in Kombination mit kognitiven und konativen Determinanten führt die langfristige Kundenbindung zu Kauffrequenzsteigerungen, Cross-Selling Potenzialen und Absatzsteigerungen, was schlussendlich zu erhöhten Erlösen führt. Die nach einem Kauf stattfindende Mund-zu-Mund-Propaganda führt im Fall von Zufriedenheit zu der 21 Empfehlung einer Marke oder ihrer Produkte, was die Glaubwürdigkeit dieser steigert. (vgl. Bruhn 2013, 3f) Gerade in dieser nach dem Kauf stattfindenden Phase, der sog. Nachkaufphase, darf der Kontakt zum Kunden nicht abbrechen. Die Markenbindung wird hier gefördert, indem ein Unternehmen dem Kunden zur Seite steht und Kommunikationsmaßnahmen bereitstellt. Auch personalisierte Anschreiben oder Präsente bieten einem Unternehmen die Möglichkeit, die Marke immer wieder in die Gedanken des Kunden zu rufen. (vgl. Esch, et al. 2012, 21) Es gilt, Emotionen zu einer Marke aufrecht zu erhalten, um die Markenbindung zu stärken. Über alle Kaufphasen hinweg muss die Markenkommunikation integriert stattfinden, um das Markenbild aufrecht zu erhalten. (vgl. Esch, et al. 2010, 12f; Esch, et al. 2012, 21f) Alles in allem schützen starke, emotionale Marken vor der Konkurrenz und den preisgünstigeren Handelsmarken. Sie bieten eine Plattform für neue Produkte und wahren die eigenen Produkte vor Krisen und Wettbewerbern (vgl. Esch/Wicke 2001, 12). Der wiederholte Kauf eines Markenproduktes befriedigt das Bedürfnis nach Aufrechterhaltung der Markenbeziehung (vgl. Thomson, et al. 2005, 77f). Die Nutzung von Emotionen ermöglicht es einem Unternehmen, einen Kunden auf gesättigten Märkten langfristig an eine Marke zu binden und nachhaltige, positive Emotionen zu erzeugen (vgl. Diehl/Terlutter 2009, 593). Laut Fournier (1998, 366) hängt die Dauer und Stabilität der Kunden-Marken-Beziehung von der Qualität dieser ab. 3.3 Die Lebensmittelbranche Die vorliegende Studie bezieht sich auf die Lebensmittelbranche. Um die Auswahl des Forschungsgegenstandes nachvollziehen zu können und die Ergebnisse angemessen erfassen zu können, bedarf es zunächst einer Darstellung des theoretischen Hintergrundes. So weist die Lebensmittelbranche also Teil des Konsumgütermarktes einige Besonderheiten auf, die im Hinblick auf diese Studie von Bedeutung sind. 3.3.1 Besonderheiten der Lebensmittelbranche Das Marktpotenzial gilt in Deutschland generell als weitgehend ausgeschöpft, da eine Marktsättigung vorliegt. Da Unternehmen ihren Marktanteil dennoch erweitern möchten, 22 bedeutet das, dass sie einen Verdrängungswettebewerb führen müssen, der zu Lasten der Konkurrenz ausgetragen wird. Wie in vorangegangenen Kapiteln erwähnt, sind Produkte auf gesättigten Märkten nur selten innovativ. Meist ähneln sie sich und Qualitäten gleichen sich an. Diese geringen Unterschiede führen zu einer Austauschbarkeit von Produkten derselben Produktgruppe. Zur Folge hat der gesättigte Markt daher, dass sich Anbieter immer weniger auf objektive Vorteile eines Produktes beziehen können und Werbung dazu angehalten ist, Erlebniswelten zu schaffen. (vgl. Kroeber-Riel/Esch 2000, 18ff) Lebensmittel sind „alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden. Zu ‚Lebensmitteln‘ zählen auch Getränke, Kaugummi sowie alle Stoffe - einschließlich Wasser -, die dem Lebensmittel bei seiner Herstellung oder Ver- oder Bearbeitung absichtlich zugesetzt werden.“ (BfR, 2002) Dabei zählen Lebensmittel zu den FMCGs. Diese schnell rotierenden Güter werden regelmäßig und ohne die Aufbringung einer kognitiven Leistung gekauft. Es handelt sich dabei um Produkte, die aus Gewohnheit oder spontan durch einen Impuls gekauft werden. (vgl. Kloss 2012, 240f; Leischner 2009, 1081 und 1084) Die Lebensmittelbranche zählt zu dem Bereich der Konsumgüter. Da dieser Bereich ein breites Leistungsspektrum aufweist, unterscheidet man zwischen Gebrauchs- und Verbrauchsgütern. Gebrauchsgüter sind beispielsweise Autos, während Verbrauchsgüter kurzlebige Güter des täglichen Bedarfs, wie Nahrungs- und Genussmittel, sind. (vgl. Leischner 2009, 1079) Da Konsumgüter ohne den Einbezug von Konsumenten hergestellt werden und der Vertrieb in vielen Fällen über den Handel abgewickelt wird, besteht in den meisten Fällen kein persönlicher Kontakt zwischen Marke und Konsument. Der Interaktionsgrad ist gering. Die fehlende Persönlichkeit führt zu einer erschwerten Kundenansprache. Eine Beziehung von Konsument und Marke kann nur schwer aufgebaut und erhalten werden, da eine leichte Informationsasymmetrie seitens der Konsumenten besteht. Diese können sich über angebotene Marken informieren und haben nur selten das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt zu dem Anbieter. (vgl. Bruhn 2013, 347) Diese Asymmetrie und die damit verbundene Markttransparenz wird durch die Nutzung des Internets zur Informationssuche verstärkt (vgl. Kreutzer/Merkle 2008, 21). Aufgrund der starken Homogenitäten, die in dem Konsumgütermarkt in den jeweiligen Produktgruppen herrschen, versuchen die Anbieter 23 diese Beziehung auszubauen, Imagepflege zu betreiben und Zusatzleistungen anzubieten. Die Wettbewerbsintensität ist entsprechend stark, was hohe Kundenbindungskosten mit sich führt. Daraus resultiert eine Bedeutungssteigerung von langfristigen Kundenbindungen. Der bereits angeschnittene Handel wird dabei wie ein „Kunde im Industriegütermarketing“ (Bruhn 2013, 347) behandelt, weshalb der Fokus auf dem Konsumenten, dem Endverbrauer liegt. Das Involvement dieser ist entsprechend der Informationsflut und den einheitlichen Produkteigenschaften gering. Die affektive Bindung eines Konsumenten an eine Marke zeigt sich im Konsumgütermarkt als Möglichkeit, um Konsumenten langfristig zu binden, bei dem die Marke, wie in Kapitel 3.2 erläutert, als Beziehungspartner vorgestellt wird. (vgl. ebd., 347f und 351ff) 3.3.2 Mediawerbung in der Lebensmittelbranche Da Hersteller Lebensmittelprodukte im Konsumgütermarketing auf anonymen Massenmärkten vertreiben, werden Markenprodukte mittels Massenmarketing vertrieben. So werden viele Konsumenten durch die Massenmedien erreicht, auch wenn die neuen Medien persönlichere Kommunikation erlauben. (vgl. Leischner 2009, 1081) Neben einer Vielzahl an Kommunikationsinstrumenten, die in der Branche zum Einsatz kommen, bilden die Verkaufsförderung im Handel und die Mediawerbung die dominierenden Instrumente. Die einzelnen Maßnahmen der Mediawerbung ergänzen sich dabei je nach Ziel der Kommunikation. So werden Fernseh- und Printwerbung insbesondere für die Imagebildung und Information der Konsumenten verwendet, während Außenwerbung und Plakatwerbung ergänzend wirken. (vgl. ebd., 1089f) Im Unterschied zu Maßnahmen, die eine individualisierte Kommunikation ermöglichen, wendet sich die Mediawerbung an ein breites Publikum und trägt dazu bei, die Bekanntheit einer Marke aufzubauen und zu steigern. Die Mediawerbung bietet die Möglichkeit, sowohl Informationen zu einer Marke, als auch ein damit verbundenes, emotionalisiertes Bild zu vermitteln. (vgl. Bruhn 2009, 53) Aufgrund des fehlenden Involvements ist eine Werbung in der Branche weniger rational als emotional ausgelegt (vgl. Kloss 2012, 240f). Auch in Bezug auf eine potenzielle Kundenbindung eignet sich die Mediawerbung in der Konsumgüterbranche. Sie vermittelt die Positionierung und steigert die Bekanntheit einer Marke. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil sich die Kunden von Unternehmen dieser Branche nicht gemeinsam in einer bestimmten Phase der Kundenbindung befinden. So können einige Kunden gerade erst gewonnen werden, während andere zu den 24 Bestandskunden zählen. Anforderung an die Werbung der Lebensmittelbranche ist daher stets eine einheitliche Kommunikation, um Kunden nicht zu verunsichern. Um einen Kunden über sämtliche Kundenbindungsphasen zu begleiten, weist Bruhn (2013) auf die Kombination verschiedener Instrumente hin, die nicht alle in dieser Arbeit Beachtung finden. (vgl. Bruhn 2013, 358ff) 4 Empirische Untersuchung Die empirische Untersuchung stellt den Kern einer wissenschaftlichen Arbeit dar. Dabei werden per Induktion ausgewählte Sachverhalte auf den zuvor genannten Forschungsstand angewendet, sodass in der Konklusion Ergebnisse bezüglich bestehender Erkenntnisse gewonnen werden. Nachdem Kapitel 4.1 auf die Auswahl des Forschungsgegenstandes eingehen wird, kann in Kapitel 4.2 das Forschungsdesign vorgestellt werden. Nach einem kurzen Einblick in den gewählten Leitfaden, werden in Kapitel 5 die Ergebnisse präsentiert. 4.1 Forschungsgegenstand Es ist nun bekannt, dass bei jeder von Menschen getroffenen Entscheidung Emotionen mitschwingen, die Einfluss auf die Entscheidung nehmen. Die Intensität der Emotionen ist jedoch bei diversen Produkten und Marken unterschiedlich stark ausgeprägt (vgl. Esch, et al. 2012, 17). Gemäß der Studienzielsetzung besteht nicht der Anspruch sämtliche Werbemaßnahmen zu durchdringen. Die Nutzung des Instrumentes Mediawerbung steht im Fokus der Analyse. Zunächst wurde geprüft, welche Produktgruppen generell stark werben. Abbildung 5 stellt diese Produktgruppenanteile grafisch dar. Die Grafik enthält sowohl feste als auch flüssige Nahrungsmittel. Sofort wird ersichtlich, dass die Süßwarenbranche eine stark werbende Produktgruppe darstellt. Diese ist dicht gefolgt von Milchprodukten und Bier. Es handelt sich daher bei den drei am stärksten werbenden Produktgruppen der Lebensmittelbranche um zwei Gruppen, die sich den Genussmitteln zuordnen lassen, nämlich den Süßwaren und dem Bier (vgl. Hengartner/Merki 1999). Von insgesamt 3,1 Mrd. Euro Werbeausgaben der Ernährungswirtschaft im Jahr 2010, machen die drei Produktgruppen einen gemeinsamen Anteil von 51% aus (vgl. ZAW, 2011, 206). 25 Süßwaren Milchprodukte Bier Alkoholfreie Getränke Kaffee, Tee, Kakao Konserven, Fleisch, Fisch Sonstige Tiefkühlkost Desserts Brot und Dauerbackwaren Nährmittel Suppen, Würzen, Saucen Spirituosen Sekt und Wein Speisefette und Öle 23% 16% 12% 9% 6% 4% 4% 4% 4% 4% 4% 3% 3% 2% 2% Abbildung 5: Produktgruppenanteile der Werbeaufwendungen im Jahr 2010 (Quelle: in Anlehnung an: ZAW 2011, 208) Aufgrund der vermuteten Unterschiede zwischen diesen drei Produktgruppen wurde beschlossen, sich bei der Datenerhebung auf diese zu spezialisieren. Es folgte die Definition der Forschungsgegenstände. 4.1.1 Produktgruppe Süßwaren Eine Definition des Begriffs Süßwaren findet für diese Arbeit in Anlehnung an das Landesamt für Verbraucherschutz des Landes Thüringen (Landesamt für Verbraucherschutz, 2014) statt: Demnach sind Süßwaren Lebensmittel, bei denen der Genussaspekt im Vordergrund steht. Sie zählen damit nicht zu den Grundnahrungsmitteln. Zu Süßwaren gehören sowohl Fruchtgummis, Bonbons, Lakritz, Kaugummi, Nougat und Dragees, als auch Schokolade und Speiseeis, die nicht als eigene Produktgruppe betrachtet werden. (vgl. ebd.) Aufgrund der in Abbildung 6 dargestellten hohen Werbeausgaben der Branche, die im dargestellten Zeitverlauf im Jahr 2013 ihren Höhepunkt erreichen haben, stehen die Süßwaren im Fokus der Arbeit. Vergleichend dazu werden die Produktgruppe Käse und Bier herangezogen. 26 Abbildung 6: Werbeausgaben für Süßwaren 2000-2013 (Quelle: Statista, 2008: Axel Springer, Nielsen Media Research) 4.1.2 Produktgruppe Käse Bei Milchprodukten unterscheidet man zwischen der weißen und der gelben Linie. Während Erstere Produkte wie Milchgetränke, Trinkmilch, Joghurt, Quark oder Fertigdesserts meint, bezieht sich die gelbe Linie auf Käseprodukte jeglicher Art. (vgl. Lebensmittel Praxis, 2010) Die gelbe Linie, die somit eine stärkere Abgrenzung von den Süßwaren findet, wird in dieser Arbeit untersucht. Auf diese Weise werden Schnittstellen der Gruppen Süßwaren und weiße Linie, wie etwa die Ähnlichkeit von Süßwaren und Desserts vermieden. 4.1.3 Produktgruppe Bier Laut der Zeitschrift BRAUWELT (2009) ist Deutschland bekannt für das Interesse am Bier. Für Bierwerbung wurden im Jahr 2010 364,4 Mio. Euro investiert, was 12% der Gesamtausgaben der Ernährungswirtschaft entspricht (ZAW 2011, 206f). Aus diesem Grund wird auch die Bierbranche als flüssiges und meist alkoholhaltiges Genussmittel in die Untersuchung einbezogen. 27 4.2 Forschungsdesign Um den in Kapitel 1 vorgestellten forschungsleitenden Fragen nachzugehen stehen eine Vielzahl an Datenerhebungsmöglichkeiten zur Auswahl. Dabei gilt es eine Methode zu wählen, die umsetzbar und ergiebig ist und zugleich möglichst repräsentative Ergebnisse hervorbringt. Welche Methode sich bei dieser Arbeit am besten eignet, wie sie durchgeführt wurde und welche Überlegungen dazu angestellt werden müssen, wird in den folgenden Unterkapiteln dargestellt. 4.2.1 Auswahl der Datenerhebungsmethode Auf quantitativer Ebene besteht die Möglichkeit, Probanden einen standardisierten Fragebogen ausfüllen zu lassen. Dieses Vorgehen wäre sicherlich geeignet, um die Wirkung von emotionalen Werbemaßnahmen herausstellen zu können, vorausgesetzt, diese ließen sich messen und Probanden könnten ihre mit einer Marke verbundenen Emotionen in Worte fassen und auf bestimmte Werbemaßnahmen beziehen. Für das vorliegende Thema erschien jedoch eine qualitative Befragung von für Herstellermarken verantwortlichen Personen sinnvoll. Hier wäre beispielsweise eine Gruppendiskussion möglich gewesen. (vgl. Gläser/Laudel 2010, 38ff) Aufgrund der geringen zeitlichen Kapazitäten der Personen war es jedoch nicht möglich, eine solche Diskussion zu führen, was auch damit zu begründen ist, dass das Thema einen Einblick in die strategische Oberfläche einer Marke erfordert. Aus Wettbewerbsgründen wäre eine Diskussion daher undenkbar gewesen. Ebenfalls aus Zeitgründen wurde die Struktur-Lege-Technik verworfen, die nicht nur das Abfragen einer subjektiven Sichtweise, sondern auch die individuelle Interpretation des Sachverhaltes fordert (vgl. Scheele/Schreier 1994, 280f). Was jedoch zeitlich und strategisch umsetzbar war sowie die gewünschten Ergebnisse liefern konnte, waren qualitative Interviews. Die Wahl fiel folglich auf eine qualitative Inhaltsanalyse, die mittels telefonischer Interviews durchgeführt wurde. Ein halbstandardisierter Leitfaden-Fragebogen lieferte das Grundgerüst, welchem jedes einzelne Gespräch folgte. Bei halbstandardisierten Interviews sind zwar die Fragen, sowie deren Reihenfolge genauestens vorgegeben, doch ist der Großteil der Fragen offen gestellt, sodass keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden. (vgl. Gläser/Laudel 2010, 38ff) 28 4.2.2 Auswahl der Probanden und Kontaktaufnahme Qualitative Interviews können als Experteninterviews durchgeführt werden. Experten sind dabei Personen, die in ausgewählten Positionen arbeiten und durch Konfrontation mit bestimmten Themengebieten über besonderes Wissen in diesem Bereich verfügen. (vgl. Gläser/Laudel 2010, 11) Bei dieser Arbeit sind Experten solche Personen, die für die Vermarktung von Süßwaren-, Bier- und Käsemarken verantwortlich sind oder beruflich im direkten Kontakt zu diesen Personen stehen und somit genauestens über die Aussteuerung sämtlicher Maßnahmen, vor allem der Mediawerbung, und den strategischen Hintergrund wissen. Nachdem Ansprechpartner von 110 Unternehmen für 174 Marken telefonisch kontaktiert wurden, wurden genauere Informationen per E-Mail verschickt (siehe Anhang: Interviewanfrage). Schließlich kam es zu zehn Experteninterviews mit Senior und Junior Marketing-, Product- und Brand Managern, einem Projektleiter, einem Leiter des Markenmanagements, sowie einem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Da keine Qualitätsunterschiede in den Aussagen wahrgenommen wurden, konnten alle Interviews in die Auswertung einbezogen werden. 4.2.3 Durchführung Wie in Kapitel 4.1 angedeutet, liegt der Fokus der Arbeit mit fünf Interviews auf der Süßwarenbranche. Ergänzend dazu wurden drei Interviews mit Experten der Produktgruppe Käse und zwei Interviews mit Experten der Produktgruppe Bier durchgeführt. Die zehn Interviews fanden im Zeitraum von Mitte Oktober bis Ende November 2014 statt und dauerten durchschnittlich jeweils 30 Minuten. Dabei wurde der Leitfaden-Fragebogen (siehe Anhang: Leitfaden-Fragebogen) als Gerüst für das Gespräch genutzt. Die Interviews wurden nach vorhergehender Anfrage und nochmaligem Hinweisen im Telefonat aufgezeichnet, sodass sie anschließend transkribiert werden konnten. Die Transkripte enthalten sämtliche Aussagen und Beeinflussungen dieser, wie etwa nachdenkliche Äußerungen oder Hintergrundgeräusche aus dem Büro, um das Gespräch bestmöglich nachvollziehen zu können (siehe Anhang: Transkripte). Auf diese Weise war es möglich, dass sich der Interviewer auch im Nachhinein mit einzelnen Aussagen auseinandersetzen konnte, um diese zu untersuchen. Zudem fand eine Anonymisierung der Passagen statt, die eine Marke erkennbar machten. Dialekte oder Akzente wurden in den Transkripten weitestgehend geglättet. 29 4.2.4 Ergebnisrelevante Überlegungen im Vorfeld Zunächst sollte im Vorfeld der Durchführung qualitativer Forschung auf die Grenzen dieser hingewiesen werden: Qualitative Forschung eignet sich besonders, um ausgewählte Sachverhalte im Einzelfall zu untersuchen. Sie bildet damit jedoch nicht die Grundgesamtheit ab, sodass die Ergebnisse nicht als allgemein gültig verstanden werden dürfen. (vgl. Gläser/Laudel 2010) Bei der Durchführung telefonischer Leitfaden-Interviews gibt es bestimmte Verhaltensregeln zu befolgen, um die Vergleichbarkeit der Interviews gewährleisten zu können. Da es sich um telefonische Interviews handelt, konnten parasprachliche Mittel, wie Gestik und Mimik, keinen Einfluss auf die Aussagen der Experten nehmen. Umso stärker galt es, die Stimme zu kontrollieren, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen und bestmöglich auf den Interviewpartner einzugehen: Für ein Interview ist es von besonderer Bedeutung, sich auf jeden Interviewpartner und die jeweilige Marke vorzubereiten, um Kompetenz zu zeigen. Bewertungen jeglicher Art gilt es in einem Interview zu vermeiden, um den Experten nicht zu beeinflussen. So dürfen Aussagen zwar bestärkt, nicht aber bewertet werden. Des Weiteren ist es wichtig, zuzuhören und Aufmerksamkeit zu zeigen. So sollte auf Missverständnisse eingegangen werden, um diese aus dem Wege zu räumen; Nichtverstandenes sollte erklärt werden. (vgl. ebd., 172ff) Eine weitere Schwierigkeit von Interviews sind die unterschiedlichen Charaktere der Interviewpartner. Je nachdem, ob es sich um gesprächige oder schweigende, misstrauische, kritische oder neugierige Gesprächspartner handelt, sollte bestmöglich und individuell auf deren Eigenschaften reagiert werden. Während misstrauischen Personen die Anonymität ihrer Aussagen nochmals versichert werden sollte, können für schweigende Personen Pausen zum Nachdenken eingelegt werden. Bei Personen, die von dem eigentlichen Thema abweichen, müssen eben diese Pausen genutzt werden, um mit der nächsten Frage fortzufahren. (vgl. ebd., 178ff) 4.3 Aufbau des Leitfadens Der Leitfaden-Fragebogen basiert auf dem Forschungsstand dieser Arbeit und bildet diesen in drei Themenblöcken ab. Nachdem der Interviewpartner nochmals auf die Aufzeichnung des Gesprächs hingewiesen wurde, wurde der erste Themenblock, der sich mit Allgemeinheiten der Marke, ihrer Positionierung und den heutigen Marktbedingungen auseinandersetzt, durch eine sog. Eisbrecherfrage, die den Gesprächspartner ins Reden 30 bringen sollte und daher verhältnisweise einfach zu beantworten war, eingeleitet. In diesem ersten Teil des Interviews gewöhnte sich der Interviewpartner an die Gesprächssituation, sodass die Atmosphäre angenehmer wurde und knappe Antworten in dem weiteren Verlauf vermieden wurden. Durch die Frage nach der Positionierung der Marke gelang ein Übergang zu dem Hauptteil der Befragung; den Emotionen in der Werbung. Dieser zweite Themenblock war am intensivsten und ging nach Fragen nach der Bedeutung von Emotionalität, der Relevanz einer integrierten Kommunikation und dem Ziel ein „big picture“ zu vermitteln, verstärkt auf die Mediawerbung ein. Dabei wurde erfragt, welche Maßnahmen für das Unternehmen von Bedeutung sind, wie Emotionen vermittelt werden und wie eine Werbekampagne der Marke aufgebaut ist. Anschließend folgte eine Auseinandersetzung mit den emotionsvermittelnden Elementen der Mediawerbung. Um den Übergang zu dem dritten Themenblock herzuleiten, wurde auf die Besonderheiten, mit denen die Lebensmittelbranche umzugehen hat und ihr Unterschied zu anderen beliebigen Branchen eingegangen. Es folgte der dritte Themenblock, der sich mit der Kunden-MarkenBindung befasst hat. Erfragt wurde hier, wie Kunden grundsätzlich gebunden werden, um herauszufinden, welche Bedeutung der Kundenbindung zukommt und ob diese mittels typischer Maßnahmen herbeigeführt werden soll. Anschließend wurde auf den Aufbau einer Beziehung zu den Konsumenten und die dafür bedeutsamen Emotionen eingegangen. Ob eine Kundenbindung überhaupt als langfristiges Ziel gilt, wurde in der letzten Frage dieses Themengebietes erfragt. Den Übergang zu dem letzten Fragenblock, der sich ausschließlich mit demografischen Angaben beschäftigte, bildeten zwei Abschlussfragen, wie die indirekte Frage nach einer Veränderung des „big picture“, was der Vermittlung eines einheitlichen und langjährigen Gesamtbildes der Marke, das ein Ziel der integrierten Kommunikation darstellt, widersprechen würde. Auch wurde mittels einer geschlossenen Frage eine abschließende Einschätzung der Bedeutung von Emotionen erfragt. Diese Frage wurde erst an dieser Stelle gestellt, da hier das gesamte Themengebiet umrissen wurde und so eine abschließende Einschätzung möglich war. So konnte der jeweilige Experte seine bisherigen Aussagen zusammenfassend resümieren. Vor der Verabschiedung hatte der Gesprächspartner Zeit um eigene Fragen zu stellen oder auf bestimmte Antworten zurückzukommen. Insgesamt spiegelt der Fragenkatalog diese Arbeit wieder; so lag der Fokus der Befragung auf den Emotionen. Er besteht aus 20 überwiegend offen gestellten Fragen. Wenige geschlossene Fragen unterstützten bereits getätigte Aussagen und forderten eine klare Antwort des Experten. Einige Fragen enthalten Unterfragen, die gestellt wurden, sollte der Gesprächspartner die jeweiligen Aspekte noch nicht angesprochen haben. Somit konnten einzelne Themengebiete vertiefend betrachtet werden. 31 5 Ergebnisse der Befragungen Wie in Kapitel 4.2.3 erwähnt, haben fünf Experten der Produktgruppe Süßwaren, drei der Gruppe Käse und zwei der Gruppe Bier an der Studie teilgenommen. Sofern nicht anders erwähnt, sind die folgenden Ergebnisse auf alle drei Produktgruppen bezogen, um ein Abbild der Lebensmittelbranche zu erzeugen. In dem abschließenden Kapitel 5.5 werden nachfolgend Besonderheiten der einzelnen Gruppen herausgestellt, um diese voneinander zu differenzieren. Nachdem in Kapitel 5.1 das Marketing der Lebensmittelbranche darstellt wird, folgt in Kapitel 5.2 die Nutzung einzelner Maßnahmen der Mediawerbung. Daraufhin kommt es zu einer Herausstellung der in der Branche genutzten emotionalen Werbemaßnahmen und derer Elemente. Auch der Ansatz der integrierten Kommunikation mit seinem Ziel ein „big picture“ zu erzeugen wird auf die Lebensmittelbranche bezogen. Im Anschluss daran wird sich Kapitel 5.4 mit der Kundenbindung in der Lebensmittelbranche und der Bedeutung einer emotionalen Markenbindung auseinandersetzen. Es folgen die Besonderheiten der Produktgruppen. Um die Anonymität der Marken gewährleisten zu können, wurde eine Codierung vorgenommen. Diese besteht aus dem ersten Buchstaben der Produktgruppe, sowie einem „M“ für Marke. Darauf folgt eine willkürlich gewählte Nummer aus der Anzahl der aus der Produktgruppe teilgenommenen Marken. So stehen SM1 bis SM5 für die Süßwarenmarken, KM1 bis KM3 für die Käsemarken und BM1 und BM2 für die Biermarken. Bei der Betrachtung der Ergebnisse sollte stets bedacht werden, dass eine Anzahl von zehn Interviews einen guten Einblick in die betrachtete Branche geben kann, diese aber nicht tiefgehend darstellt. Obwohl vier Frauen an der Studie teilgenommen haben, werden auch die Ergebnisse der Einfachheit halber im generischen Maskulinum dargestellt. 5.1 Marketing in der Lebensmittelbranche Das Marketing ist in der Lebensmittelbranche von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich organisiert und strukturiert. Der Aufbau des Marketings ist dabei von der Markenstrategie abhängig. Handelt es sich um eine Dachmarke, wie bei der Marke BM1, so wird zwischen einem strategischen Markenführungsbereich und dem operativen Markenführungsmanagement differenziert (vgl. BM1, 29ff). Die Anzahl der Mitarbeiter ist mit 15 Personen dementsprechend etwas höher als die von Einzelmarken, bei denen die 32 Anzahl der Mitarbeiter im Marketing zwischen zwei und zehn liegt (vgl. SM1, 39ff; SM2, 46ff; SM3, 50; SM4, 71; SM5, 49ff; KM1, 45ff; KM2, 36f; KM3, 46f; BM2, 47ff). Bei den Einzelmarken sind folglich weniger Personen für das Marketing verantwortlich. Dabei können, wie bei Marke SM1, die Product Manager für sämtliche Aufgaben wie PR oder Neuproduktentwicklungen tätig sein (vgl. SM1, 39ff). In einigen Fällen berichten diese Product- und Brand Manager an die Leitung des Marketings (vgl. SM4, 62ff; SM5, 40ff; KM1, 45ff; KM2, 35ff). Bei anderen Marken stehen anstatt der Product Manager aber auch Projektleiter mit ähnlichen Aufgaben, wie der Aussteuerung einzelner Maßnahmen, unmittelbar unter der Marketing Leitung (vgl. KM3, 40ff). Doch auch bei Einzelmarken kann das Marketing breiter aufgestellt sein, sodass es neben dem Bereich des Produktmanagements die Bereiche Sponsoring, PR oder Trade Marketing gibt, die allesamt an die Leitung des Markenmanagements berichten (vgl. BM2, 42ff). So ist festzuhalten, dass das Marketing bei den untersuchten Einzelmarken etwas kleiner aufgestellt ist. Doch auch bei der Dachmarke ist die Mitarbeiterzahl nicht erheblich höher, sodass die befragten Personen zu einem kleinen Team gehören, in dem jeder über sämtliche Abläufe informiert ist und die Marke somit in jeder Entwicklung betreut. 5.1.1 Marktbedingte Herausforderungen für das Marketing Die Lebensmittelbranche gehört zu dem Bereich der schnelldrehenden Konsumgüter (vgl. SM2, 318ff; BM1, 331; BM2, 337ff). Wie im Forschungsstand herausgestellt, besteht die Herausforderung des Marketings hier in der Abhebung einer Marke und ihrer Produkte von anderen homogenen Angeboten. Dies geschieht zum einen über die emotionale Ebene: Vier der zehn befragten Experten weisen darauf hin, dass dem Genussmoment bei der Vermarktung von Lebensmitteln eine besondere Bedeutung zugesprochen wird (vgl. SM1, 256f; SM3, 330ff; SM4, 284ff; BM2, 337ff). „Also allgemein kann man sagen, dass [es] in der Nahrungsmittelindustrie natürlich sehr stark […] auf diesen Genussmoment ankommt, […] der mehr oder weniger immer wieder von allen inszeniert wird, sprich […] ein […] Schokoriegel wird gegessen und dann werden die Augen geschlossen und es wird genossen.“ (SM3, 330ff) Auch bei Nahrungsmitteln gäbe es, so der Experte von Marke SM3, Bereiche, in denen der funktionale Mehrwert dargestellt werde, doch sei dies die Ausnahme (vgl. ebd., 342ff). So 33 stehen bei der Bewerbung der Markenprodukte Emotionen im Vordergrund (vgl. SM3, 357ff; BM1, 347ff). Außerdem ist die Branche durch das geringe kognitive Involvement der Konsumenten geprägt, welches sieben der zehn Marken bei der Entwicklung einer Kampagne berücksichtigen (vgl. SM2, 305ff; SM3, 285ff; SM5, 322ff; KM2, 204ff; KM3, 214ff; BM1, 317f; BM2, 327). Dies geschieht indem beliebte Merkmale der Marke einbezogen und in den Vordergrund gestellt werden (vgl. SM2, 309f; KM2, 206ff), ein nachhaltiges Markenbild erzeugt wird, das von den Konsumenten leicht erinnert wird (vgl. KM3, 215ff) und indem man die unbewusste Ebene der Emotionen bedient (vgl. SM5, 322ff). „Insofern ist es essentiell, […] dass Sie ein Stückweit […] Emotionalität mit einbringen. Um Relevanz zu erzeugen und Aufmerksamkeit zu erzeugen.“ (SM3, 322ff) Zusätzlich werden Kampagnen vor dem finalen Einsatz anhand ausgewählter Kriterien getestet, um den Kunden erwartungsgemäß anzusprechen (vgl. KM1, 223; BM2, 327ff). 5.1.2 Positionierung einer Lebensmittelmarke Den in Kapitel 5.1.1 genannten Herausforderungen begegnet man in der betrachteten Branche zum einen über die Berücksichtigung ausgewählter Elemente in der Werbung (siehe Kapitel 5.1.1). „Dennoch ist es in Deutschland natürlich so, dass wir mittlerweile eine unglaubliche Variation im Markt haben und man muss sich natürlich irgendwie so positionieren, dass man sich von den anderen Produkten abgrenzt“ (SM2, 320ff). Zum anderen differenziert man sich daher über den USP (vgl. SM1, 54ff; SM5, 64ff; KM2, 61ff; KM3, 56ff). Marke SM1 hebt sich dadurch ab, dass „wir daran festhalten und daran arbeiten, was uns einzigartig macht“ (SM1, 54f). So halten einige Experten vor allem an der Besonderheit ihrer Marke fest, die sie von Wettbewerbern unterscheidet (vgl. SM1, 54ff; SM4, 78ff; KM2, 61ff; KM3, 56ff; BM2, 71ff). Marken wie BM2 weisen direkt auf der Verpackung auf ihren USP hin (vgl. BM2, 75ff). SM3 beispielsweise überprüft diesen USP stets erneut, indem sich die Marke Konsumenten-Tests stellt und dabei ausgewählte Kriterien erfüllen muss: „insofern haben wir hier auch einen faktischen Nachweis, dass unsere Produkte besser sind als die von Wettbewerbern“ (SM3, 66f). 34 Dennoch ist es aus Sicht der Experten relevant, sich durch emotionale Merkmale von der Konkurrenz abzuheben (vgl. SM5, 62ff; KM1, 60ff; BM1, 60ff; BM2, 71ff). So soll sich ein Konsument mit der Marke identifizieren können und Vertrauen aufbauen (vgl. SM5, 75f; KM1, 61ff). „wichtig ist, dass der Verbraucher eine Warengruppe wahrnimmt […] Einmal ist das in erster Linie die Preispositionierung; das ist sicherlich die rationale Variante. […] und dann unterscheidet er und differenziert ‚Was gefällt mir gefühlt besser?‘ Und dann sind wir beim Thema Emotionalität“ (BM1, 46ff). Die mit den Marktbedingungen verbundene Differenzierungsnotwendigkeit mündet daher unmittelbar in die Positionierung einer Marke als Basis jeglicher Kommunikation. In Anlehnung an die bereits genannten Differenzierungsmöglichkeiten ist auch die Positionierung der Marken eine Mischung aus Darstellung des USP und der Expertise, also dem funktionalen Nutzen, und dem emotionalen Aspekt, wie dem Spaß-Faktor (vgl. SM4, 109), dem Partner auf Augenhöhe (vgl. BM1, 67ff), oder einem Geschmackserlebnis (vgl. BM2, 118f). 5.2 Nutzung der Mediawerbung in der Lebensmittelbranche Neben wichtigen Instrumenten wie beispielsweise dem Sponsoring (vgl. BM1, 177ff) oder der PR-Arbeit (vgl. KM3, 116f) nimmt die Mediawerbung eine bedeutsame Rolle für die Bewerbung einer Lebensmittelmarke ein. Ausnahmslos alle Befragten sind sich dabei einig, dass das Fernsehen aufgrund seiner enormen Reichweite ideal als Leitmedium geeignet ist (vgl. SM1, 140; SM2, 139ff; SM3, 174ff; SM4, 167ff; SM5, 192f; KM1, 159; KM2, 129; KM3, 111f; BM1, 147; BM2, 209f). Zwar haben zwei der befragten Marken in den vergangenen Jahren auf den Einsatz von Fernsehwerbung verzichtet, doch betonen diese, dass die Maßnahme in den kommenden Jahren erneut eingesetzt werde (vgl. KM1, 128ff; BM2, 208ff). In diesem Zusammenhang stellt der Experte von Marke SM3 heraus, dass Fernsehen eine effektive Maßnahme sei, um eine Marke neu zu positionieren, wie es bei KM1 und BM2 der Fall ist (vgl. SM3, 184f). Doch auch Online-Maßnahmen rücken aus dem Bereich der Mediawerbung in den Vordergrund: „In Deutschland ist es immer noch so, seit vielen Jahren, dass TV die größte Reichweite hat und wir damit die meisten Konsumenten erreichen können. […] 35 Aber dennoch wird auch der Bereich Online immer wichtiger, gerade weil sich das Medienverhalten der Konsumenten immer mehr ändert. Man kann sich vorstellen: Früher hat die Familie dann gemeinsam vor dem Fernseher gesessen und hat wirklich Fernsehen geschaut. Heute sitzt man vor dem Fernseher, man hat noch das Smartphone dabei, das Tablet, vielleicht liest man noch in der Zeitung dabei… und man muss schauen, dass man wirklich die Aufmerksamkeit der Konsumenten […] bestmöglich erreicht.“ (SM2, 140ff) So stimmen fünf Experten dieser Aussage zu und halten Online-Maßnahmen ebenfalls für einen wichtigen zweiten Standpunkt, der sich besonders als Verlängerungsmaßnahme einer Kampagne eignet (vgl. SM1, 147; SM3, 189f; SM4, 168f; KM1, 159f; KM3, 116f). Radio-, Print- oder Plakatwerbung werden von den Marken begleitend genutzt, wobei Funk hauptsächlich im Bier-Bereich eine Rolle spielt (vgl. BM1, 148; BM2, 208). Radiowerbung wird aus dem Grund nur begleitend eingesetzt, da sie bei alleiniger Nutzung keine Marke aufbauen kann. Vielmehr sorgt sie für einen kurzfristigen Kaufimpuls, der die Markenpräsenz fördert und sich beim Hören am selben Tag eines Einkaufs auf diesen auswirken kann. (vgl. BM1, 160ff) 5.2.1 Bedeutung von Emotionen in der Werbung Wie in Kapitel 5.1.1 und 5.1.2 erläutert, halten viele der Experten eine gemischte Positionierung, bestehend aus informativen und emotionalen Aspekten, für sinnvoll. Diese Meinung spiegelt sich auch in den Antworten auf die Frage wider, ob die Marke überwiegend informativ oder emotional wirbt (siehe Anhang: Leitfaden-Fragebogen). Wie in Abbildung 7 dargestellt, halten fünf der zehn Experten eine Kombination aus informativer und emotionaler Werbung am erfolgversprechendsten (vgl. SM1, 75ff; SM2, 91f; SM5, 108ff; KM1, 95ff; BM1, 96ff). „Also es geht immer darum, beides miteinander zu verbinden. Man muss allerdings davon ausgehen, dass der Grundnutzen dem Verbraucher weitgehend bekannt ist. Deshalb muss man den nicht in den Fokus stellen. Es geht darum, Menschen zu berühren, zu erreichen, zu emotionaler Regung zu bewegen […]. Dass man ihn im Grunde mit Herz und Verstand erreicht […]. Das Herz soll ihm sagen ‚Ich find´ das sympathisch, ich find´ die Marke gut‘; […] der Verstand soll ihm sagen ‚Das Produkt ist einwandfrei und schmeckt‘. Diese beiden Ebenen gilt es zu bedienen.“ (BM1, 96ff) 36 Dem schließt sich auch SM5 an, wobei hier der Abhängigkeit vom jeweiligen Medium eine bedeutende Rolle zugeschrieben wird: „Das hängt ganz vom Medienkanal ab. […] weil jeder Medienkanal kann einfach andere Rollen haben, was ganz davon abhängt, ob es eben wie TV eher ein Medium ist, was […] viel weniger Informationen vermitteln kann in den 20 Sekunden, die man normalerweise hat, oder ob wir uns zum Beispiel im PRBereich befinden. […] von daher versuchen wir das zu balancieren in Kanälen, wie vor allen Dingen in TV, eher den emotionalen Aspekt der Marke zu spielen und vor allen Dingen halt auch darauf zu achten, dass wir nicht zu funktional werden […]. […] in anderen Kanälen, wie vor allen Dingen in PR oder auch Print, oder auch in Digitalkanälen, wie auf der Website, wo man eben viel mehr an Informationen vermitteln kann, da fokussieren wir dann schon auch stärker auf den funktionalen Benefit. […] Das ist halt wirklich [eine] Frage der Balance und wie wir unseren Mediaplan aussteuern, um Konsumenten […] wirklich holistisch mit beiden Aspekten der Marke zu berühren.“ (SM5, 108ff und 123ff) So sollten Emotionen stets im Vordergrund stehen, während der funktionale Charakter nicht verloren gehen dürfe (vgl. SM2, 91f). Auch KM1, die in den letzten Jahren kaum Mediawerbung genutzt hat, dies aber aufgrund der derzeitigen Umstrukturierung ändert, ist der Meinung: „Also ich muss erstmal ein emotional gutes, bindendes Konzept haben, um den Kunden letztendlich auch an das Produkt heranzuführen. Keine super Qualität, wenn ich kein Konzept [habe]“ (KM1, 95ff). Der Experte der Marke SM3 hält eine starke Nutzung von Emotionen für erfolgsversprechend: „Also das ist so, da haben wir […] sehr viele Erkenntnisse gewonnen und wir glauben da sehr stark daran, dass das […] über faktische Produktnutzen, rein rational dargestellt, sicherlich sehr […] schwierig ist […], zumal hier ja auch nachgewiesen ist, in Erkenntnissen neuropsychologisch, dass sämtliche Erkenntnisse oder sämtliche Informationen vom Gehirn emotional bewertet werden. Das heißt Anführungsstrichen hier im ist mit Vordergrund Sicherheit das […] den vor ‚Emotionale‘ rein in faktischen Darstellungen.“ (SM3, 104ff) 37 Dementsprechend zählt sich die Marke zu drei von zehn sehr emotional werbenden Marken, wobei diese Marke aufgrund der Wichtigkeit von Emotionen mittels eines eigen erarbeiteten Emotionskonzeptes höchst strategisch arbeitet, um die Vielschichtigkeit von Emotionen richtig einzusetzen (vgl. ebd., 113ff). Ebenso nutzt auch die Marke KM3 eine eigene emotionale Markensprache (vgl. KM3, 78ff). Der Experte von Marke SM4 hält das Produkt zwar aufgrund seiner Einzigartigkeit nicht zwingend für austauschbar, doch ist die Kommunikation auch hier sehr emotional geprägt (vgl. SM4, 121ff). Im Gegensatz zu den bisher acht genannten Marken, die bei leichten Unterschieden emotionale Aspekte für relevant erachten und damit werben, werben zwei Marken bisher laut eigenen Angaben überwiegend informativ über den Grundnutzen (vgl. KM2, 80; BM2, 125). Dies ist bei KM2 durch die bisher geringe Bekanntheit der Marke begründet. Sobald der faktische Grundnutzen kommuniziert wurde, möchte auch diese Marke die emotionale Ebene ausarbeiten, die werblich bereits jetzt angedeutet wird (vgl. KM2, 80ff und 91f). Auch bei BM2 bedeutet die überwiegend informative Werbung nicht, dass den Emotionen keine große Rolle zugeschrieben wird; der Experte stimmt, genau wie alle anderen Marken auch, der Aussage zu, dass Emotionen für die Bewerbung einer Marke unerlässlich und überlebenswichtig seien (vgl. BM2, 454). Vier der insgesamt zehn Zustimmungen werden jedoch eingeschränkt: „Für Deutschland ist es definitiv so, im Rahmen des FMCG-Bereichs. Für andere Länder würde ich hier […] nicht zustimmen. […] allerdings im […] ganzen europäischen Raum durch die Markenvielfalt ist es heutzutage unumgänglich. Man sieht auch bei anderen Wettbewerbern, die da vielleicht […] in den letzten Jahren ein bisschen die Zeichen der Zeit nicht gesehen haben, dass die sich auch negativ entwickeln und jetzt auch anfangen, ihre Marke zu emotionalisieren und wieder zu relaunchen.“ (SM2, 445ff) In diesem Zusammenhang weist ein weiterer Experte darauf hin, dass die Emotionalisierung einer Marke keine falschen Erwartungen wecken darf. Erfüllt ein Produkt nicht die Erwartungen der Konsumenten, so würden auch die stärksten Emotionen nicht helfen. (vgl. SM4, 360ff) 38 6 5 4 geplant Biermarke 3 Käsemarke Süßwarenmarke 2 1 0 emotional Kombination funktional Abbildung 7: Anteil emotional und funktional werbender Marken (Quelle: Eigene Darstellung) In Bezug auf den in der Fragestellung verwendeten Begriff „überlebenswichtig“ (siehe Anhang: Leitfaden-Fragebogen) schränken SM5 und KM2 ihre Aussagen ein: Ist man der einzige Anbieter mit einer gewissen Produktqualität, so müsse man nicht mit Emotionen arbeiten; müsse man sich jedoch differenzieren, so funktioniere dies ausschließlich über eine Emotionalisierung der Marke (vgl. KM2, 318ff). Auch der Experte von SM5 hält den Ausdruck für „ein bisschen viel. Aber im Endeffekt ist, dadurch dass jeder Kaufentscheidungsprozess durch bewusste und unbewusste Dinge beeinflusst wird und es ganz […] entscheidend ist, ob ein Konsument sich mit einer Marke identifizieren kann oder nicht“ (SM5, 446ff), die Verwendung von Emotionen für die Bewerbung einer Marke sehr wichtig. So lässt sich zusammenfassen, dass alle Experten Emotionen in der Werbung für unerlässlich halten; acht von zehn Befragten stimmen sogar dem Ausdruck „überlebenswichtig“ zu. Ohne Emotionen könne man, so der Experte der Marke SM1, eine Zielgruppe nicht bewegen (vgl. SM1, 83f). Auch die Marken KM3 und BM1 setzen zu großem Teil auf Emotionen (vgl. KM3, 84; BM1, 106ff). Laut Letzterem machen sie „mindestens 80 Prozent der Leistung“ aus (BM1, 106f). 39 5.2.2 Emotionale Werbemaßnahmen Für die Vermittlung von Emotionen können diverse Werbemaßnahmen des Instrumentes Mediawerbung eingesetzt werden: „Also die unterschiedlichen Medien, die wir dort kommunikativ, im Grunde als Transporter nutzen, haben ja unterschiedliche strategische Ziele. TV bildet eine Marke […] im Sinne von schafft ein Markenbild, vermittelt den Produktnutzen, und gibt ein großes Stück dieser Emotionalität, dieses Markengefühls wieder. Das Ganze kann ein Print-Motiv auch leisten, allerdings in abgespeckter Form, weil das immer nur dieser fotografische Impuls ist, den ich geben kann. Ich bin mit TV, mit Bewegtbildern sehr nah am Leben. Ich gebe ja einen Einblick in das Leben der Marke und [lasse] den Zuschauer an meinem Markenleben in diesen 20/30 Sekunden teilhaben. Wenn ich Hörfunk-Werbung nehme, ist [das] immer ein flankierendes Instrument. Hörfunk-Werbung wirkt kurz; kann nie eine Marke aufbauen. […] Da haben Sie ja überhaupt keine Vorstellung von der Marke. Sie wissen im Grunde gar nicht wie die aussieht. Sie haben kein inneres Bild vor Augen […] wenn Sie nur Hörfunk-Werbung machen, schaffen Sie kurzfristige Reichweite aber keine Nachhaltigkeit.“ (BM1, 150ff) So entscheiden sich nur wenige Experten für eine bestimmte emotionale Werbemaßnahme. Ausgenommen einer Enthaltung von KM1 nennen alle Befragten Fernsehwerbung als besonders emotionale Maßnahme (vgl. SM1, 150ff; SM2, 154ff; SM3, 177ff; SM4, 184; SM5, 200f; KM2, 140; KM3, 144f; BM1, 198; BM2, 214ff). Fernsehen kann eine Marke in nur kurzer Zeit lebendig darstellen, indem die Möglichkeit besteht, eine Geschichte zu erzählen (vgl. KM2, 140f; BM1, 200; BM2, 214ff). Hinzu kommt die Möglichkeit, mehrere Sinne gleichzeitig anzusprechen (vgl. SM2, 155ff; SM4, 140f). Doch bietet nicht nur das Fernsehen diese Möglichkeit. So nennen sechs Marken zusätzlich Online-Maßnahmen als geeignete Maßnahme, um Emotionen zu vermitteln (vgl. SM1, 155ff; SM2, 156f; SM3, 174ff; SM4, 186; KM2, 140; KM3, 128ff). Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich zwei dieser sechs Marken explizit auf ein anderes Kommunikationsinstrument, nämlich die Social Media Werbung, beziehen, bei dem die Interaktion von Konsumenten ermöglicht wird (vgl. SM1, 161ff; KM2, 143ff). Dies begründet SM1 aus persönlicher Sicht: Plötzlich aufkommende Werbebanner werden schnell weggeklickt (vgl. SM1, 163ff). „Und deswegen ist da bei uns Facebook natürlich ganz weit oben, weil wenn da jemand aktiv Fan ist von unserer Seite, dann ist er auch bereit da Informationen […] zu bekommen.“ (SM1, 166ff) 40 Laut KM3 sei Marketing jedoch „immer die Summe aller Aktivitäten“ (KM3, 129), sodass eine Verknüpfung aller Medien die stärkste emotionale Anbindung ermögliche (vgl. ebd., 134ff). Auf diese Weise finden auch Out-of-Home-Medien ihre Berechtigung (vgl. SM2, 160f). Zusammenfassend gilt, dass sich das Fernsehen als herausragende emotionale Werbemaßnahme herauskristallisiert. Bei alleiniger Nutzung wird diese Maßnahme jedoch nicht annähernd so erfolgsversprechend sein, wie in der Kombination mit weiteren Maßnahmen, wie beispielsweise Online-Maßnahmen, die emotionale Inhalte ebenfalls über Bewegtbilder vermitteln können. Die Nutzung weiterer Maßnahmen der Mediawerbung perfektioniert die Emotionalisierung. Es lässt sich zusätzlich festhalten, dass Mediawerbung nicht das alleinige Instrument ist, welches eine emotionale Kundenansprache ermöglicht. Auch Social Media Maßnahmen können aufgrund ihrer Interaktionsmöglichkeiten Anwendung finden. „Ich denke, mit der stringenten Kommunikation können wir da für ein ganz einheitliches Bild über die verschiedenen Medien von TV, Online, wie auch Vorort am PoS sorgen“ (KM3, 129ff). Entgegen der in Kapitel 3.1 getätigten Aussage, dass starke Marken vermehrt auf Emotionen setzen würden, sind die Experten geteilter Meinung. Fünf Experten sind der Auffassung, dass starke Marken der Lebensmittelbranche tatsächlich stärker mit Emotionen arbeiten als unbekanntere (vgl. SM3, 368ff; SM4, 295ff; SM5, 252ff; KM2, 247ff; BM1, 355ff). Gerade im Food-Segment seien bekannte Marken schon lange Zeit am Markt, sodass sie mit Kindheitserinnerungen verknüpft werden (vgl. SM5, 252ff). So knüpfen sie an stärkere und zahlreichere Erinnerungen an, wodurch ihnen ein kreatives Spiel möglich ist, das letzten Endes eine Welt erschaffen kann (vgl. KM2, 247ff; BM1, 355ff). Hinzu kommt, dass sämtliche Informationen unbewusst emotional bewertet werden, sodass Marktführern, aus Sicht des Experten der Marke SM3, keine andere Lösung möglich sei, als der, dass Marktführer die emotionale Ebene bedienen (vgl. SM3, 368ff). Auch bei der Marke SM4 ist man der Auffassung, dass man sich nur mit einer Marke auseinandersetzen würde, wenn diese das Interesse wecke; dies sei ausschließlich bei emotionaler Kundenansprache der Fall (vgl. SM4, 295ff). Ebenfalls fünf Marken widersprechen der Vermutung (vgl. SM1, 260ff; SM2, 356ff; KM1, 265ff; KM3, 240ff; BM2, 354ff). So sei die Nutzung von Emotionen eine Entscheidungssache der Markenverantwortlichen, die auf finanziellen Gründen beruhe (vgl. SM2, 356ff; KM1, 265ff). So ist auch der Experte von Marke KM3 der Meinung, dass 41 starke Marken zwar mit Emotionen spielen, dies jedoch nicht bedeute, dass kleine Marken das nicht tun würden (vgl. KM3, 240ff). Unbekanntere Marken hätten ebenfalls die Möglichkeit auf diese Ebene zu setzen (vgl. SM1, 260ff). Sie könnten sogar emotionaler sein als starke Marken, da der Inhaber hinter der Marke stehen würde; es handle sich bei dieser Anwendung von Emotionen jedoch um eine andere Art der Emotionalität (vgl. BM2, 354ff). 5.2.2.1 Generierung von Emotionen in der Mediawerbung Emotionen können auf unterschiedliche Weise vermittelt werden. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie die Lebensmittelbranche versucht Emotionen zu erzeugen. Dabei wird ein unmittelbarer Bezug zu den in Kapitel 3.1.2.1 vorgestellten Elementen hergestellt. Vier der befragten Marken beschreiben eine typische Werbekampagne als humorvoll (vgl. SM1, 182f; SM2, 171f; KM3, 15ff; BM1, 227ff). Fünf Marken weisen darauf hin, dass es wichtig ist, dem Konsumenten auf Augenhöhe zu begegnen und sich auf Momente des täglichen Lebens zu berufen (vgl. SM1, 180f; SM2, 178ff; SM4, 196ff; BM1, 207ff; 228ff). Dabei nehmen sich die Marken nicht zu ernst. Ein Experte erklärt dies so, dass man aufgrund der Vielzahl verschiedener Werbungen, gerade in einem Fernseh-Werbeblock, nie alleine sei und sich ein Verbraucher zu jeder Zeit die Frage stelle, welchen Spot er gut findet (vgl. BM1, 231ff). Der Experte ist der Überzeugung, dass eine „emotionale Aufladung nur dann gelingen kann, wenn man auch einen Unterhaltungsfaktor hat, wenn man diesen Spaßfaktor, dieses Augenzwingern hat“ (BM1, 236ff). In der Lebensmittelwerbung werden dafür weniger Models als normale Personen, wie freche, sympathische Typen gezeigt (vgl. SM4, 197f). Grundsätzlich ist bei der Frage nach emotionsvermittelnden Elementen zu sagen, dass verschiedene Elemente in Kombination verwendet werden. Ähnlich wie auch bei den emotionalen Werbemaßnahmen gibt es nicht ein einzelnes Element, das sich ideal eignet. Vielmehr ist es das Zusammenspiel mehrerer Elemente. (vgl. SM1, 230ff; SM2, 265ff; SM5, 282ff; KM1, 203ff; KM3, 200; BM1, 296) Generell gelten Bilder dabei als emotionsvermittelnd (vgl. SM1, 230ff; BM2, 214ff). Insbesondere in dem Bereich Genuss, der in der Lebensmittelbranche oftmals dargestellt werden soll, werden Emotionen über Bewegtbilder vermittelt (vgl. BM2, 214ff). Zu den bereits vorgestellten Elementen werden folgende Erkenntnisse gewonnen: 42 Die markeninternen Definitionen eines Schlüsselbildes sind breit gefächert, sodass fünf der zehn befragten Marken nach eigenen Angaben ein solches Bild haben. Dabei wird im Fall der Marken SM5 und BM2 ein Claim oder ein Schriftzug als Schlüsselbild tituliert (vgl. SM5, 260; BM2, 252ff). Die Marke KM3 nutzt die in jeder Werbung dargestellten Personen als Schlüsselbild; diese führen einen hohen Wiedererkennungswert mit sich (vgl. KM3, 178ff). Die Marken SM1 und SM2 nutzen Tiere, beziehungsweise Figuren als Schlüsselbild (vgl. SM1, 198; SM2, 206ff). Die übrigen Marken verzichten auf die Nutzung eines Schlüsselbildes. Das kann bewusst gewählt sein, wie bei der Marke BM1: Diese begründet das fehlende Schlüsselbild durch die Gefahr, einen Wear-out-Effekt zu erreichen und die Leute mit einem immer wiederkehrenden Bild zu langweilen (vgl. BM1, 256ff). Doch ist dieses fehlende Element mitunter auch keine Wunschvorstellung, wie bei der Marke SM3, die das fehlende Element bedauert: „das klassische Schlüsselbild, wie wir es von KroeberRiel kennen, haben wir leider nicht“ (SM3, 238f). Festzuhalten bleibt, dass Schlüsselbilder in der betrachteten Branche zum einen abhängig von der jeweiligen Definition sind, zum anderen jedoch auch nur von der Hälfte der befragten Marken als sinnvoll erachtet werden und somit nicht als Kern der Positionierung oder „Königsweg“ für die integrierte Kommunikation fungieren (siehe Kapitel 3.1.2.1). Auch in Bezug auf die Vermittlung einer Erlebniswelt lässt sich zunächst ein nicht zu vernachlässigender Unterschied in der Definition herausstellen. So verstehen vier der befragten Marken darunter einen oder mehrere physisch aufgebaute Orte, wie ein Café, einer Besichtigung oder Events, an denen eine Marke erlebbar gemacht wird (vgl. SM1, 203ff; SM3, 243ff; SM4, 232ff; BM2, 273f). Der Zusatznutzen ist in dem Fall entweder nicht vorhanden (vgl. BM2, 292) oder wird in möglichen Gewinnen aus veranstalteten Gewinnspielen (vgl. SM4, 240ff; KM3, 193f) oder auch der physischen Wahrnehmbarkeit (vgl. SM1, 220f) gesehen. Die in Kapitel 3.1.2.1 vorgestellte emotionale Erlebniswelt hingegen trifft bei den übrigen sechs Marken auf Zuspruch. Diese emotionalen Erlebniswelten werden über sämtliche Kanäle (vgl. KM3, 186ff) wie beispielsweise den Fernsehwerbungen dargestellt (vgl. SM2, 220f) und bestehen aus spaßigen Welten, in denen das Zusammensein mit Freunden eine wichtige Rolle einnimmt (vgl. SM2, 221f; BM1, 269f). Somit ist auch der Zusatznutzen emotionaler Natur. Die Erlebniswelten unterstützen das Gefühl von Selbstbewusstsein (vgl. SM5, 271), einem Urlaubsgefühl (vgl. KM2, 180f) oder einem Wohlfühlmoment (vgl. BM1, 275f). Während prominente Testimonials bei einigen Marken ein fester Bestandteil alter Kampagnen waren (vgl. SM1, 237ff; SM2, 265ff), nutzen mittlerweile nur noch zwei der zehn Marken bekannte Personen, um die Marke zu bewerben (vgl. SM5, 291; KM3, 180ff). 43 Diese Personen werden jedoch weniger als emotionsvermittelndes Element, als vielmehr ein Mittel für zusätzliche Aufmerksamkeit genutzt: „wir gehen davon aus, dass […] ein [Name des Testimonials] [es] nicht schafft, die Marke an sich emotionaler zu machen. Es ist […] vielmehr ein Tool, um mehr aufzufallen mit der Werbung, […] um eine höhere Wiedererkennbarkeit zu haben.“ (SM5, 292ff) Allerdings nutzen vier der übrigen Marken unbekannte Personen, die die Identifikation eines Konsumenten mit der Marke fördern (vgl. SM3, 271ff; SM4, 253ff; KM2, 192; BM1, 301ff). So erzählen die nahbaren und sympathischen Menschen Geschichten, die die Konsumenten nachvollziehen können (vgl. SM3, 272; SM4, 253ff; BM1, 301ff). Nur zwei der zehn Marken nutzen vermenschlichte Figuren, um die Sympathie der Verbraucher zu erlangen (vgl. SM2, 266ff; SM5, 282ff). Auf diese Weise möchte man Konsumenten „in ihrer Welt […] begleiten und so das Leben [so ein] bisschen […] versüßen […]. Sie mit diesem gewissen Augenzwinkern zu begleiten, dass sie einfach ihr Leben genießen und uns hoffentlich da mit integrieren.“ (SM2, 283ff) Die Nutzung von verbalen oder musischen Reizen, wie etwa verbal kommunizierten Claims oder Jingles, wird von nur vier der zehn Experten explizit genannt (vgl. SM1, 232ff; SM5; KM3, 200ff; BM, 302ff). Obwohl zuvor die Möglichkeit der Nutzung akustischer Mittel als Vorteil von beispielsweise Fernseh- oder Online-Werbemaßnahmen genannt wurde, nutzen verhältnismäßig wenige Marken dieses emotionsvermittelnde Element als festen und wiederkehrenden Bestandteil einer Werbung. Wird es genutzt, so ist es „eindeutig“ (KM3, 202), „leicht“ (BM2, 304) und wird „schon seit zig Jahren“ (SM1, 234) in der Werbung gespielt. Es bleibt festzuhalten, dass derzeit neun der zehn befragten Marken ausgewählte emotionsvermittelnde Elemente nutzen. Auch die zwei überwiegend informativ werbenden Marken zählen dazu. Bei ihnen werden solche Elemente lediglich aus strategischen Gründen in Deutschland für weniger fruchtbar gegenüber anderen Ländern gehalten (vgl. KM2, 181ff) oder sind aufgrund von aktuellen Umstrukturierungen bisher wenig ausgeprägt, beziehungsweise ungenügend aufeinander abgestimmt (vgl. BM2, 301ff). Da auch die Marke KM1 aktuellen Umstrukturierungen unterliegt, wurde die Aussage nicht in diesen Teil der Auswertung einbezogen. Nichtsdestotrotz werden emotionsvermittelnde Elemente auch hier als äußerst wichtig empfunden, sodass sie auch hier in Zukunft eingesetzt werden. (vgl. KM1, 133ff) 44 5.3 Umsetzung der integrierten Kommunikation Der Arbeit wurde der Ansatz der integrierten Kommunikation zugrunde gelegt. Dieser setzt es sich zum Ziel, ein Gesamtbild, ein sog. „big picture“, der Marke zu vermitteln, welches es fest in den Köpfen der Kunden zu verankern gilt. Sie bedeutet daher die einheitliche, eindeutige und kampagnenübergreifende Kommunikation. Alle Werbemaßnahmen müssen folglich auf der Positionierung, die die Basis aller Kommunikation darstellt, fußen. (siehe Kapitel 3.1 und 3.1.1) Nachdem die Positionierung der Lebensmittelmarken bereits in Kapitel 5.1.2 untersucht wurde, wird dieses Kapitel den Fokus auf die Bedeutung und Umsetzung des Ansatzes legen. Dabei wird geprüft, inwieweit die Kampagnen der befragten Lebensmittelmarken, bezogen auf die Mediawerbung, tatsächlich darauf beruhen. Zunächst lässt sich feststellen, dass die integrierte Kommunikation für neun der zehn betrachteten Marken von enormer Wichtigkeit ist (vgl. SM1, 100ff; SM2, 112ff; SM3, 136ff; SM4, 135ff; SM5, 175ff; KM2, 98ff; KM3, 90ff; BM1, 113ff; BM2, 156ff). Im Marketing macht sich diese hohe Bedeutung insofern bemerkbar, als dass sämtliche Kommunikationsmaßnahmen aufeinander abgestimmt werden, sodass ein Konsument an möglichst vielen Touchpoints mit der Marke in Berührung kommt (vgl. SM4, 135ff). „Also wir haben einen cross-funktionalen Ansatz über alle verschiedenen Medien bei [Name der Marke]. Über TV, Online, Print, Out of Home oder Ambient; wo wir natürlich versuchen, wenn wir eine Aktivität […] haben, die über alle Kanäle gleich auszusteuern, damit der Konsument an jedem Touchpoint, wo er sich gerade befindet, mit der gleichen Kommunikation konfrontiert wird […] und nicht an unserer Werbung, wenn möglich, vorbei kommt. […] Ich [sage] mal, er fängt morgens an und hört Radio […] [macht den Fernseher an], dass er unsere Werbung sieht […]. Oder er fährt mit dem Auto auf die Arbeit und sieht Plakate […] ist er in der Mittagspause online, dann sollte er, wenn möglich, auch […] Werbung von uns sehen.“ (SM2, 113ff) Da die Kommunikationskonzepte meist durch mehrere Hände gehen, gilt es „sämtliche Kommunikationskanäle zu bündeln und diesen roten Faden durch alle Maßnahmen hindurchzutragen und jede Maßnahme auch immer wieder daraufhin zu prüfen“ (BM1, 122ff). SM1 tut dies anhand ausgewählter Grundprinzipien, die untersuchen, ob das Kommunikationsziel erfüllt wird, die Werbung emotional ist und die Positionierung, und somit die differenzierende Besonderheit der Marke, vermittelt wird (vgl. SM1, 101ff). 45 Wird die Integration zielführend durchgeführt, so können Markenversprechen eingehalten (vgl. BM2, 156ff) und das Leben der Verbraucher durch die geringe kognitive Beanspruchung erleichtert werden (vgl. SM5, 175ff; KM2, 98ff). In der Umsetzung einer Kampagne äußert sich der Ansatz, indem die Werbung mit einer gewissen Toleranz, je nach Medium, gleich gestaltet ist (vgl. SM3, 205ff; BM1, 113ff). Dementsprechend bewerben einige Marken vorrangig das Hauptprodukt, das den Markenkern darstellt (vgl. SM1, 189f; SM2, 184ff; SM5, 231ff; KM2, 159ff; BM1, 242). Auf diese Weise entsteht ein, wie der Experte der Marke KM2 es nennt, „Aura-Effekt“ (KM2, 160), der auch weitere Produkte der Marke mitbewirbt, beziehungsweise Aufmerksamkeit für die gesamte Marke schafft (vgl. ebd., 160f). Bewirbt eine Marke mehrere Produkte, so ist das durch eine abweichende Positionierung betroffener Produkte begründet. Da sich diese an eine andere Zielgruppe wenden, dennoch aber ein ebenso einheitliches Bild erzeugen sollen, wird die Werbung minimalen Anpassungen unterworfen. Somit bleibt durch den gleichen Aufbau dennoch der Markenbezug bestehen. (vgl. SM2, 185ff; SM3, 218ff; SM4, 204ff; SM5, 241ff; KM3, 165ff; BM2, 239ff) Zu Unterschieden hinsichtlich der Ausgestaltung einer integrierten Kommunikation kommt es erst bei der Laufzeit einer Kampagne, die ebenfalls möglichst lang sein sollte, um ein konsistentes Bild zu schaffen (siehe Kapitel 3.1). Die Angaben der Experten liegen hier zwischen sechs bis zwölf Wochen und mehreren Jahren, wobei eine leichte Tendenz bezüglich der Produktgruppen ersichtlich ist: Da Bier ein überwiegend saisonales Produkt ist, wird hier vor allem in saisonalen Flights in der entsprechenden Jahreszeit geworben (vgl. BM1, 244ff). Dennoch gibt der Experte von Marke BM2 an, dass eine Kampagne idealerweise mehrere Jahre laufe, bis mittels Kontrollinstrumenten ein Lay-out-Effekt festgestellt werde, die Kampagne also nicht mehr fruchtet (vgl. BM2, 245ff). Käse wird je nach Käsesorte ebenfalls saisonal (vgl. KM2, 163ff) oder ganzjährig in mehreren Wellen beworben (vgl. KM3, 171ff). Kampagnen von Süßwarenmarken laufen idealtypisch „so kontinuierlich wie möglich“ (SM5, 251). „Einfach weil sich gezeigt hat, dass Werbeeffekte nach spätestens vier Wochen sehr […] stark abnehmen. Von daher versuchen wir wirklich sehr kontinuierlich in TV und anderen Kanälen aufzutreten, um da einfach immer ein Level zu haben, dass wir bei den Konsumenten im Kopf verankert sind.“ (ebd., 252ff) 46 So versucht auch die Marke SM2 die Basiskampagne möglichst ganzjährig laufen zu lassen, um ein „Dauerrauschen“ (SM2, 197) zu vermitteln. Kürzer laufen Kampagnen der Marken SM1, SM3 oder SM4, bei denen zwar ebenfalls eine lange Laufzeit angestrebt wird, diese in der Realität jedoch bei wenigen Wochen bis Monaten liegt (vgl. SM1, 193f; SM3, 233f; SM4, 216ff). Die integrierte Kommunikation ist in der Lebensmittelbranche nicht zwingend mit emotionalen Aspekten verbunden, da auch die überwiegend informativ werbenden Marken an diesem Ansatz festhalten. Dennoch kommuniziert sie Emotionen und sorgt für eine emotionale Aufladung einer Marke und einen hohen Wiedererkennungswert, was Vorteile bei der Überlastung heutiger Informationsverarbeitungskapazitäten darstellt. Grundsätzlich wird der Ansatz von allen drei Produktgruppen als wichtig empfunden und dementsprechend umgesetzt, was das Entstehen unklarer Bilder aus Konsumentensicht verhindert. Lediglich die verhältnismäßig kurze Laufzeit einiger Kampagnen wirkt sich eventuell negativ auf ein fest zu verankerndes Bild der Marke aus. Hier ist somit ein Konflikt zwischen dem saisonalen Bedarf eines Produktes und dem Wunsch nach einem einheitlichen Bild festzustellen. 5.3.1 Das „big picture“ als Ziel der Kommunikation Wie in Kapitel 5.3 herausgearbeitet, ist die integrierte Kommunikation ein wichtiger Ansatz, der sich in der Kommunikation aller befragten Marken bemerkbar macht. Basierend auf der Positionierung einer Marke und kommuniziert über ausgewählte Werbemaßnahmen, entsteht daher im Idealfall ein Gesamtbild der Marken. Dieses „big picture“ ist aus Sicht der verantwortlichen Experten befragter Marken ebenso emotionaler oder funktionaler Natur, wie die in Kapitel 5.1.2 vorgestellten Positionierungen. So sehen einige Marken ein emotionales Bild, wie den erfrischenden Moment (vgl. SM2, 129), Spaß und Zeit für sich selbst (vgl. SM4, 159ff; SM5, 184ff; BM1, 136ff) oder aber auch ein Urlaubsgefühl (vgl. KM2, 115). Eine funktionale Komponente bekommen einige Bilder indem auch hier der USP im Vordergrund steht (vgl. SM1, 117; KM3, 98ff; BM2, 188). Auffällig ist, dass eine Käsemarke, die überwiegend informativ wirbt, dennoch angibt ein emotionales Gesamtbild zu vermitteln (vgl. KM2, 115ff). Dies begründet der Experte damit, dass es sich hier eher um ein Ziel als um den aktuellen Zustand handele (vgl. KM2, 305ff). Im Sinne der integrierten Kommunikation streben, ausgenommen einer umstrukturierenden Marke, einer Enthaltung und der genannten Käsemarke, alle die Beibehaltung und Weiterentwicklung des aktuellen emotionalen Bildes an (vgl. SM1, 304ff; SM2, 435; SM4, 47 353ff; SM5, 430ff; KM3, 287; BM1, 404ff). Die weitere überwiegend informativ werbende Biermarke hält trotz Neupositionierung und Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen an einem überwiegend funktional geprägten Gesamtbild fest (vgl. BM2, 440ff). 5.4 Bedeutung und Aufbau der Kundenbindung in der Lebensmittelbranche Während Emotionen für jede der befragten Marken eine gewisse Rolle spielen, ist die Kundenbindung für die Marken von unterschiedlicher Bedeutung. So ist sie für zwei der zehn Marken zweitrangig (vgl. SM1, 291; SM5, 402ff). Der Experte der Marke SM5 erklärt dies so, dass „[…] wir bei [Name des Unternehmens] einen ganz starken Glauben daran haben, dass es Kundenbindung in dem Sinne gar nicht so gibt“ (SM5, 136ff). So entscheide sich der Konsument gerade in impulsgetriebenen Segmenten immer auf ein Neues am Regal im LEH (vgl. SM5, 141ff). Etwas wie Loyalität existiere daher nur bedingt; die meisten Kunden würden bei Existenz eines spannenderen Produktes anderer Marken zu diesem greifen (vgl. ebd., 145ff). Vier Marken hingegen halten diese Bindung für überaus relevant, sodass die Umsetzung der Werbemaßnahmen auf diese abzielt: „an sich ist es sehr, sehr wichtig, da langfristige Beziehungen aufzubauen […]. Es soll ein lebenslanger Begleiter sein.“ (SM2, 410ff) Eine Marke müsse immer wieder in den Alltag der Konsumenten integriert werden, damit diese sie in jeder Phase ihres Lebens begleiten könne (vgl. ebd., 413ff). „Im Endeffekt [geht es] darum, ein schlüssiges Markenbild zu formen in dem Gehirn unserer Verbraucher mit sehr guten Produkten, was das Ziel hat, unseren Konsumenten langfristig zu binden. […] Also es geht nicht darum, über Einmal-Effekte kurze Abverkäufe […] zu erzielen, sondern […] [das ist] natürlich ein langfristiges Ziel […].“ (SM3, 427ff) Auch die Befragten der Produktgruppe Bier sind sich einig darüber, dass es darum geht „Kontinuität in jeder Weise zu vermitteln“ (BM1, 393). So mache eine Kundenbindung in dieser Produktgruppe etwa 50-60% des Absatzes aus (vgl. BM2, 403ff). Daher sei es wichtig, „dass Menschen eben […] zu einer Marke stehen. Und hier das Gefühl deiner Marke im Prinzip auch ständig darstellen und […] zeigen und genießen wollen. […] kurzfristige Kundenbindung ist für uns kein Thema.“ (BM2, 405ff) 48 Die anderen vier befragten Marken aus dem Bereich Süßwaren und Käse empfinden eine langfristige Bindung ebenfalls als relevant, doch scheint sie nicht an erster Stelle zu stehen; jedoch auch nicht so unwichtig zu sein wie für die Marken SM1 und SM5. So wird versucht eine Kundenbindung langfristig zu erhalten (vgl. KM2, 285). „Wenn wir nur den aktuellen Konsumenten betrachten, der mit den Jahren auch älter wird, ist es schwierig. Man muss da schon immer darauf achten, dass man die jüngere Zielgruppe mit anspricht, um eben auch langfristig das Produkt […] bekannt zu halten. Damit das über mehrere Generationen auch bekannt ist.“ (KM1, 306ff) Die Marken SM4 und KM3 halten eine Bindung ebenfalls für wünschenswert, „aber ich würde jetzt nicht sagen, dass wir mit jeder Maßnahme darauf abzielen“ (SM4, 331f). „Gewisse Maßnahmen sind halt weniger langfristig, aber schlussendlich sind wir schon sehr versucht, dass wir unser Marketing so gestalten, dass es auf Langfristigkeit abzielt“ (KM3, 278ff). Beide Süßwarenmarken, für die eine Bindung zweitrangig ist, versuchen auch nicht, diese zu erzielen (vgl. SM1, 272ff; SM5, 365ff), „was auch daran liegt, dass wir viele Daten haben, die besagen, eine Marke wächst nicht über die Konsumenten, die mehr kaufen, sondern darüber wie viele Konsumenten kaufen“ (SM5, 366ff). Man wendet sich daher an alle Haushalte, um möglichst viele Impulskäufe zu erzielen (vgl. ebd., 380ff). Marke SM1 versucht, die Konsumenten stets über emotionale Werbung auf sich aufmerksam zu machen (vgl. SM1, 274ff). Die vier Marken, die eine langfristige Markenbindung für sehr relevant halten, versuchen diese über sämtliche Kommunikation, wie auch die Mediawerbung und das Markenerlebnis, zu erreichen (vgl. SM2, 372ff; SM3, 389ff; BM1, 367; BM2, 386). Ausschließlich der Experte der Marke BM2 sagt hinzufügend: „[…] über die ganz klassischen Kanäle ist Kundenbindung im Prinzip kaum möglich“ (BM2, 382f). Fünf aller Marken nutzen daher zusätzlich typische Kundenbindungsmaßnahmen wie selektive Treuepunkt-Aktionen (vgl. SM3, 389ff), Newsletter (vgl. SM4, 312ff), Verkostungsaktionen am PoS (vgl. KM1, 278f), Gewinnspiele (vgl. BM1, 380ff) oder Couponing (vgl. BM2, 374ff). Auch im Internet abrufbare Zusatzinformationen oder solche, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, werden für die Entstehung einer Bindung genutzt (vgl. SM4, 312ff; KM3, 255ff). Es bleibt festzuhalten, dass eine langfristige Bindung von Konsument und Marke von insgesamt acht der zehn Marken angestrebt wird, aber nur vier davon mit sämtlichen 49 Maßnahmen auf eine solche Bindung abzielen. Auch wenn typische Kundenbindungsinstrumente überwiegend sporadisch eingesetzt werden (vgl. SM3, 389ff; BM2, 378), so finden sie dennoch häufiger Anwendung als der ausschließliche Einsatz eines emotionalen Markenbildes, das die Bindung hervorrufen soll, beziehungsweise dabei unterstützend wirkt. 5.4.1 Einsatz einer emotionalen Markenbindung Angelehnt an Kapitel 3.2 wird sich dieses Kapitel mit dem Aufbau einer Consumer-Brand Relationship auseinandersetzen. Dabei wird überprüft, inwiefern solche Beziehungen aufgebaut, erhalten und vertieft werden, aber auch welche Bedeutung den Emotionen aus Expertensicht dabei zugeschrieben wird. Anschließend wird überprüft, ob die von Heinrich (2012) aufgestellten Determinanten Nähe, Leidenschaft und Verbundenheit erfüllt werden, sodass eine emotionale Markenbindung ermöglicht wird. Wie in Kapitel 5.4, das sich allgemein mit der Bedeutung einer langfristigen Kundenbindung befasst, dargestellt, besteht überwiegend Interesse an einer Bindung. Jedoch versuchen die Kundenbindungsmaßnahmen, befragten statt Marken mittels diese emotionaler u.a. mittels typischer Werbemaßnahmen der Mediawerbung zu erreichen. Ein CRM weisen die Marken dabei nicht auf (vgl. SM3, 414f; KM3, 266f). Dementsprechend kann auch nicht von einem Aufbau einer Beziehung gesprochen werden. Die Experten zeigen die Möglichkeit auf, Online Plattformen und Social Media Kanäle zu nutzen, um in Kontakt mit den Konsumenten zu treten (vgl. SM2, 397ff; SM4, 317ff; KM1, 290ff; KM3, 261ff). So berücksichtigt die Marke SM2 Kundenwünsche bezüglich der Sortenvielfalt, um eine Beziehung aufzubauen (vgl. SM2, 397ff). Die Marke SM3 versucht Begehrlichkeiten zu wecken, indem auf Besonderheiten der Produkte hingewiesen wird (vgl. SM3, 415ff). Der Experte von SM5 sieht eine mögliche Beziehung zu dem Kunden eher als positiven Nebeneffekt der allgemeinen Kommunikation (vgl. SM5, 399ff). In der Produktgruppe Bier werden Beziehungen zu Kunden auf eine emotionalere Weise aufgebaut und erhalten: „Also wir versuchen das im Prinzip in der großen Masse über eine Kommunikation, in der er sich dort auch wiederfindet und angesprochen fühlt“ (BM2, 397ff). So baut auch Marke BM1 die Beziehung basierend auf der emotionalen Positionierung auf (vgl. BM1, 386ff). 50 Insofern wird den Emotionen auch in Bezug auf eine potenzielle Bindung eine hohe Relevanz zugesprochen. Im Gegensatz zu der allgemeinen Bedeutung einer Bindung, empfindet keine der befragten Marken den Zusammenhang von Emotionen und dieser als irrelevant. „also ich verbinde Emotionen immer mit Verbundenheit zu einem Produkt, mit dem ich mich identifizieren kann. Tu ich das nicht, kann ich zu dem Produkt eben auch keine Beziehung aufbauen und habe dementsprechend auch kein Interesse, das zu kaufen. Also die Emotionen […] zu schaffen, […] oder Bildwelten zu eröffnen, […] ist auf jeden Fall sehr wichtig.“ (KM1, 314ff) Außerdem könne man sich so auf dem deutschen Markt von anderen Produkten abgrenzen (vgl. SM2, 424ff; KM2, 298ff). Hinzukommt, dass man nur durch Emotionen eine persönliche Nähe in Form einer Beziehung aufbauen könne (vgl. KM3, 283f). Wie in vorherigen Kapiteln erwähnt, ist bei Lebensmitteln auch der Genuss von Bedeutung. „Und zum Genuss gehört immer eine Kundenbindung, also gehört ein Gefühl“ (BM2, 417f). Lediglich Marke SM5, für die auch eine Bindung nicht von Bedeutung ist, beschreibt die Rolle der Emotionen als „nicht mehr oder weniger relevant als für den Erstkauf“ (SM5, 426f). Zusammenfassend und rückblickend auf vorhergehende Kapitel lässt sich sagen, dass sämtliche Faktoren für die Determinanten Leidenschaft, Nähe und Verbundenheit von den befragten Experten aller Produktgruppen genannt wurden. Einige vermitteln dabei mehrere Faktoren und erfüllen somit mehrere der Determinanten, während andere Marken nur wenige dieser erfüllen. Grundsätzlich ist somit für die meisten der untersuchten Marken eine emotionale Markenbindung möglich. Dennoch muss seitens der Marke eine Bereitschaft bestehen, diese zu pflegen, was in Anbetracht der Auswertung der Frage nach der Bedeutung einer Kundenbindung nicht in jedem Fall gegeben ist (siehe Kapitel 5.4). 5.5 Zusammenfassende Besonderheiten der Produktgruppen Aufgrund der geringen Anzahl an Befragungen sind keine tiefgehenden Vergleiche der Produktgruppen möglich; zumal nur wenige Aussagen der Experten Unterschiede andeuten. Dennoch lassen sich einige Differenzen herausstellen, die nachfolgend der jeweiligen Produktgruppe zugeordnet sind. 51 5.5.1 Produktgruppe Süßwaren In der Süßwarenbranche wendet man sich weniger an eine spezifische Zielgruppe als an eine Grundgesamtheit aller Haushalte (vgl. SM5, 84ff). Hinzukommt, dass es sich bei nur einer der befragten Süßwarenmarken um ein saisonales Produkt handelt (vgl. SM3), weshalb der Großteil der Marken diese ganzjährig bewirbt (siehe Kapitel 5.3). Der emotionale Aspekt der Werbung ist für die Süßwarenbranche von besonderer Relevanz, was Abbildung 7 verdeutlicht. Keine der Marken vernachlässigt diesen Aspekt, sodass alle Marken emotionsvermittelnde Elemente in der Werbung anwenden. Dabei wird mittels Jingles, eindeutigen Claims und Vermenschlichungen oder Tieren, die Sympathie erwecken, gearbeitet. Auf diese Weise vermitteln die Marken überwiegend emotionale Gesamteindrücke und eine spaßige Welt. (siehe Kapitel 5.2.2.1) Im Gegensatz zu den anderen Produktgruppen rückt die Qualität der Produkte in den Hintergrund. Dies ist nicht der Fall, wenn diese Qualität eine Besonderheit darstellt, wie es bei Marke SM1 der Fall ist. 5.5.2 Produktgruppe Käse Betrachtet man die Gesamtheit aller Aussagen von KM1 und KM2, so lässt sich feststellen, dass die Marken Emotionen in der Werbung zwar für relevant erachten, diese aber bisher nur begrenzt einsetzen. Dies ist damit zu begründen, dass KM1 derzeitige Umstrukturierungen der Marke vornimmt und erst in Zukunft die emotionale Ebene mittels Mediawerbung bedienen will. Die Marke KM2 wirbt derzeit in der Mediawerbung und vermittelt hier auch eine emotionale Erlebniswelt, setzt jedoch bisher überwiegend auf informative Werbung bis die Marke einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Ausschließlich die Marke KM3 spielt derzeit die emotionale Ebene aus, was hier von großer Bedeutung ist (siehe Abbildung 7). In der Werbung werden Käsemarken sehr herkunfts- oder ortsabhängig beworben. Der Experte vom Marke KM2 teilt mit, dass beispielsweise Weichkäse mit Frankreich, Mozzarella hingegen mit Italien in Verbindung gebracht wird (vgl. KM2, 227ff). Für die Marke KM3 ist das Herkunftsland in der Werbung ein entscheidendes Bild, um authentisch zu wirken und den Wiedererkennungswert der Marke zu steigern (vgl.KM3, 155ff). Auch Käse wird humorvoll und genussvoll beworben, doch findet die informative Ebene, die mittels Nennung der Einzigartigkeit, wie der Expertise oder der Qualität des Produktes eingebracht wird, in jeder Werbemaßnahme Beachtung. 52 5.5.3 Produktgruppe Bier Bier ist ein emotionales Produkt, das sich an unterschiedliche Zielgruppen wendet. So kann es die Gesamtheit ansprechen, wie BM1 es tut, oder sich an die Kenner unter den Biermarken wenden und die Qualität der Marke bewerben, wie die Marke BM2. Auch in der Bierwerbung werden zahlreiche emotionsvermittelnde Elemente verwendet, doch spielt im Gegensatz zu anderen Produktgruppen hier auch die Radiowerbung als Maßnahme eine wichtige Rolle. Eine Kundenbindung ist in der Bierbranche ebenfalls relevant, da Stammkunden einen großen Anteil des Absatzes ausmachen (siehe Kapitel 5.4). Dabei werden Emotionen für diese Bindung als äußerst wichtig erachtet (siehe Kapitel 5.4.1). 53 6 Fazit Die Antworten der Experten weisen auf große Unterschiede in der Werbekommunikation zwischen den einzelnen befragten Marken hin. So setzten einige Marken auf die emotionale Ebene, während andere Marken auf die informative Ebene setzen. Für einige Marken ist eine Kundenbindung von großer Bedeutung, da die Marke mit den Konsumenten wächst oder die Stammkunden den Großteil des Absatzes ausmachen, für andere Marken existiert etwas wie eine Bindung nicht. Im Folgenden werden die Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst, sodass Hypothesen bezüglich der in Kapitel 1 vorgestellten forschungsleitenden Fragen aufgestellt werden. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass emotionale Inhalte in der Lebensmittelbranche sowohl in der Mediawerbung als auch für eine Kundenbindung von großer Bedeutung sind. So begegnet man den heutigen Marktbedingungen mit einer überwiegend emotionalen Positionierung, die ergänzend auf funktionaler Ebene den USP der Marke herausstellt. Dabei ist man sich bewusst, dass der Grundnutzen weitestgehend bekannt ist. Der Einbezug der emotionalen Ebene ermöglicht den Marken eine Differenzierung von dem Wettbewerb. So lässt sich die erste forschungsleitende Frage beantworten: Hypothese 1: Lebensmittelmarken nutzen emotionale Elemente und ihre Einzigartigkeit, um ihr Angebot von dem Wettbewerb zu differenzieren. Gerade im Genussbereich, der in der Lebensmittelbranche allgegenwärtig ist, stellt eine überwiegend funktionale Werbung die Ausnahme dar. Die Werbungen sind humorvoll und spaßig aufgebaut und kommunizieren auf Augenhöhe mit den Konsumenten. Die Verwendung von Emotionen dient auf dem heutigen Markt der Differenzierung und ermöglicht somit die Koexistenz ähnlicher Marken. Somit sind sie als Erfolgsfaktor für das Marketing herauszustellen. Daraus lässt sich bezüglich der zweiten forschungsleitenden Frage ableiten: Hypothese 2: Emotionen sind für die Bewerbung einer Lebensmittelmarke unerlässlich. Die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen bezieht sich bei den untersuchten Marken hauptsächlich auf das Leitmedium Fernsehen. Die Maßnahme kann eine Markenwelt aufbauen und Emotionen aufgrund der multisensorischen Möglichkeiten ideal vermitteln. So kann der Konsument die Werbung unbewusst aufnehmen und verarbeiten. Auch für eine Neupositionierung einer Marke ist das Medium geeignet. Durch die Veränderung des 54 Konsumentenverhaltens, das bereits zu Beginn der Arbeit herausgestellt und von den Experten nochmals verdeutlicht wurde, kommt auch den Online Maßnahmen eine steigende Bedeutung zu. Auch hier können Bewegtbilder emotionale Inhalte vermitteln. Andere Maßnahmen der Mediawerbung werden in allen drei Produktgruppen ausschließlich begleitend verwendet. So unterstützen sie entsprechend dem Ansatz der integrierten Kommunikation das einheitliche Bild der Marke, doch bauen sie dies nicht auf. Die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen ist im vorliegenden Fall bei Genussmitteln stärker ausgeprägt. Hypothese 3: Maßnahmen, die die Nutzung von Bewegtbildern ermöglichen, sind emotionale Werbemaßnahmen. Leitmedium ist die Fernsehwerbung. Die Emotionsvermittlung findet vor allem durch die Gestaltung physischer und emotionaler Erlebniswelten statt. Diese unterstützen das durch die Werbung vermittelte „big picture“ der Marke und lassen den Verbraucher an der inszenierten Welt teilhaben. Prominente Testimonials verlieren, zumindest bei den untersuchten Marken, an Bedeutung und dienen hauptsächlich der Aufmerksamkeitssteigerung. Wichtiger werden unbekannte Testimonials. Die Konsumenten benötigen sympathische Personen, mit denen sie sich identifizieren möchten. Auch Vermenschlichungen unterstützen dabei. Dabei ist anzumerken, dass vermenschlichte Figuren oder Tiere im vorliegenden Fall ausschließlich von Süßwarenmarken genutzt werden, die dadurch Humor vermitteln und Sympathie schaffen. Musische oder verbale Reize finden weniger Beachtung. Zwar werden sie genutzt, doch nennen nur wenige Experten diese Elemente als besonders emotionsvermittelnd. Bei langjähriger Verwendung sorgt jedoch auch dieses Element für Wiedererkennungswert. Der integrierten Kommunikation kommt in der betrachteten Branche eine große Bedeutung zu. So stimmen Lebensmittelmarken sämtliche Maßnahmen aufeinander ab, um ein einheitliches Markenbild zu kommunizieren, das es in den Köpfen der Konsumenten zu verankern gilt. Auf diese Weise wird eine Differenzierung vom Wettbewerb verstärkt. Dabei ist die Nutzung von Schlüsselbildern nicht derart von Bedeutung, wie nach dem Vorstellen des Elementes zu erwarten war. Unterschiede der Integration sind lediglich in Bezug auf die Laufzeit festzustellen. Denn trotz kampagnenübergreifender Kommunikation unterscheiden sich diese enorm, sodass ein „big picture“ nicht in jedem Fall konsistent vermittelt wird. Kurze Laufzeiten sind dabei oftmals auf die Art des Produktes zurückzuführen. Gesamt betrachtet kommt auch der Kundenbindung eine besondere Bedeutung zu. Dabei wird in der Lebensmittelbranche eher von einer Verbundenheit als einer Gebundenheit 55 ausgegangen. Als Kundenbindungsmaßnahmen werden typische Maßnahmen, wie Gewinnspiele oder Rabattaktionen durchgeführt. Doch auch Emotionen sind in diesem Zusammenhang relevant. Alle Experten halten diese für wichtig, da man gerade im Bereich Bier oder Süßwaren als Partner wahrgenommen werden möchte, der einen durch das Leben begleitet. Hypothese 4: In der Lebensmittelbranche sind Emotionen für eine langfristige Bindung von großer Bedeutung. Die vorliegende Lebensmittelbranche Arbeit große zeigt, dass emotionalen Aufmerksamkeit Werbemaßnahmen zukommt. Auch eine in der langfristige Kundenbindung ist in der Branche relevant. Bisher werden emotionale Aspekte jedoch weniger genutzt, um den Kunden an eine Marke zu binden; auch wenn sie in diesem Zusammenhang für relevant erachtet werden. Vielmehr dienen sie der Vermittlung eines einheitlichen Markenbildes, das mittels integrierter Kommunikation und zu einem großen Teil über die Mediawerbung aufgebaut und aufrechterhalten wird. Dabei ist die Nutzung emotionsvermittelnder Elemente von Produktgruppe zu Produktgruppe, von Marke zu Marke unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Fall der Lebensmittelbranche ist es nicht das oberste Ziel mittels emotionaler Werbemaßnahmen eine Kundenbindung zu erreichen. Das CRM ist in der Branche noch nicht verbreitet, sodass der Aufbau einer Beziehung zu dem Konsumenten derzeit nur bedingt stattfindet. 6.1 Anknüpfungen für weitere Forschungen Die in Kapitel 6 aufgestellten Hypothesen, aber auch die zahlreichen Hinweise der Experten auf Themenkomplexe, die eng mit der Emotionalisierung einer Marke verbunden sind, bieten Anschluss für weiterführende Studien. Auf Basis der von den Marken genutzten emotionalen Werbemaßnahmen könnte eine Analyse derer Inhalte stattfinden, woraufhin Konsumenten bezüglich der tatsächlichen Wirkung der Maßnahmen befragt werden könnten. So würde herausgefunden werden, inwiefern die Intention der Marken erfolgversprechend ist. Während sich die vorliegende Arbeit auf die Mediawerbung beschränkt, wäre eine anknüpfende Untersuchung sämtlicher Kommunikationsinstrumente, die auch die angedeuteten Instrumente der Social Media Werbung, der Pressearbeit oder der 56 Verkaufsförderung am PoS einbeziehen sollte, von großem Interesse, um ein ganzheitliches Bild der Emotionsverwendung im Kommunikationsmix herauszustellen. Der Experte der Marke SM3 stellte in diesem Zusammenhang bereits die Verpackung als besonders wichtig für den FMCG-Markt heraus, da die Produkte am PoS nur wenige Sekunden Zeit hätten, um den Verbraucher zum Kauf zu bewegen (vgl. SM3, 148ff). Des Weiteren zeigt die Studie, dass nicht nur innerhalb einer Branche Unterschiede in der werblichen Kommunikation bezüglich der Bedeutung von emotionaler Werbung sowie einer Markenbindung vorliegen; sie zeigt auch, dass sich selbst innerhalb einer Produktgruppe die Ansichten der Experten stark voneinander unterscheiden. In dieser Arbeit liegt das daran, dass gemäß der Definitionen aus den Kapiteln 4.1.1 bis 4.1.3 eine Vielzahl von Produkten derselben Produktgruppe angehören. So zählten saisonale Produkte wie Eis genauso den Süßwaren an, wie Bonbons, Kaugummis oder Fruchtgummi. Diese können somit beispielsweise saisonal oder ganzjährig beworben werden; sich an eine breite oder eine kleine Zielgruppe wenden. Doch auch strategische Planungen spielen hier eine Rolle. Aus diesem Grund wäre eine vergleichende Betrachtung gleicher Produkte im Hinblick auf die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen ergänzend besonders spannend. Damit bietet die Arbeit Anknüpfungspunkte für weitere Untersuchungen in dem Gebiet der Emotionsnutzung. 57 Literaturverzeichnis Bagozzi, Richard P.; Gopinath, Mahesh; Nyer, Prashanth U. (1999): The Role of Emotions in Marketing. In: Journal of the Academy of Marketing Science, 27(2). S. 184-206. 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Verlag edition zaw, Berlin. 62 Anhang 63 Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel Name des Unternehmens Anschrift Nicole Osse Studentin im Studiengang Medienmanagement [Persönliche Kontaktdaten] Datum Telefonisches Experteninterview zum Thema emotionale Werbemaßnahmen Sehr geehrte Frau / Sehr geehrter Herr , die Abhebung einer Marke vom Wettbewerb ist auf dem heutigen Markt unerlässlich, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu gewinnen. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit zum Thema „Die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen zum Zweck der Kunden-Marken-Bindung“ möchte ich herausfinden, welche Rolle die scheinbar an Bedeutung gewinnenden Emotionen in der Mediawerbung ausgewählter Produktgruppen der Lebensmittelbranche einnehmen und wie ihre Anwendung eine langfristige Kundenbindung ermöglichen kann. Um qualitativ hochwertige Aussagen treffen zu können, würde ich mich freuen, wenn Sie sich für ein telefonisches Gespräch mit mir bereiterklären würden. Dies wird ca. 30 Minuten dauern und aufgezeichnet werden; mögliche Zitate, sowie der Markenname werden in meiner Arbeit selbstverständlich anonymisiert wiedergegeben. Ich würde mich freuen, wenn Sie an der Studie mitwirken und für ein Interview in der Zeit vom Datum - Datum zur Verfügung stünden. Meine Abschlussarbeit stelle ich Ihnen anschließend natürlich gerne zur Verfügung, sodass Sie von den Ergebnissen profitieren können. Bei Fragen und Anregungen erreichen Sie mich jederzeit über die oben angegebenen Kontaktdaten. Mit freundlichen Grüßen ____________________ Nicole Osse Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel Postanschrift: Karl-Scharfenberg-Str. 55/57 • 38229 Salzgitter Besucheranschrift: Karl-Scharfenberg-Str. 55/57 • 38229 Salzgitter Leitfaden-Fragebogen Die Nutzung emotionaler Werbemaßnahmen zum Zweck der KundenMarken-Bindung Eine empirische Studie am Beispiel ausgewählter Marken der Lebensmittelbranche Unternehmen Marke Datum Codierung Einleitung Lieber Herr/Frau XY, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine Fragen zu beantworten. Damit ich Ihre Aussagen für meine Arbeit verwenden kann, würde ich das Gespräch gerne aufzeichnen. Die Daten werden natürlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Mögliche Zitate werde ich nur anonymisiert verwenden. Ist die Aufzeichnung des Gesprächs unter diesen Bedingungen für Sie in Ordnung? Gut, dann noch ein paar Worte zu meiner Arbeit: Für die Studie untersuche ich, inwiefern Unternehmen Emotionen in der Werbung nutzen, um Kunden an eine Marke zu binden. Es geht also vorrangig um die Gestaltung der Kampagnen der Marke XY, aber auch um den Aspekt der Kundenbindung. Haben Sie dazu Fragen an mich? Sollte eine Frage während des Interviews missverständlich ausgedrückt sein, fragen Sie gerne nach. Es steht Ihnen selbstverständlich auch frei, ob Sie all meine Fragen beantworten möchten. Sollten Sie das einmal nicht wollen, so sagen Sie das einfach und wir fahren mit der nächsten Frage fort. Dann starten wir mit dem ersten Themenblock, der sich mit der Marke XY allgemein beschäftigt. 65 1 Die Marke und ihre Positionierung 1. Bei der Marke XY handelt es sich ja um eine (Einzel-/Familien-/Dachmarke). Wie ist denn das Marketing für die Marke organisiert? (Mitarbeiter, wer ist für was zuständig?) 2. Heutzutage ähneln sich Produkte hinsichtlich ihrer Funktionalität und Qualität immer stärker. Dies ist auch in der Lebensmittelbranche der Fall. Was tun Sie, um die die Marke von der Konkurrenz abzuheben? 3. Die Basis aller Kommunikation ist ja die Positionierung einer Marke. Beschreiben Sie doch bitte die Positionierung der Marke XY kurz und knapp. Kommen wir nun zu einem Hauptbestandteil der Arbeit: den Emotionen und den Werbemaßnahmen. 2 Emotionen und emotionale Werbemaßnahmen 4. Wirbt die Marke eher informativ, also verbal oder numerisch über den Grundnutzen oder eher emotional? Welche Bedeutung kommt der Emotionalität zu? 5. Integrierte Kommunikation bedeutet, dass jede Kommunikation auf der Positionierung der Marke basiert und einheitlich sein muss. Wie wichtig ist dieser Ansatz für die Marke XY und wie macht sich das im Marketing bemerkbar? 6. Welches „big picture“, also welcher Gesamteindruck soll dem Kunden durch die Werbung vermittelt werden? Spezialisieren wir uns im Folgenden auf die Mediawerbung. 7. Die Mediawerbung beinhaltet ja Fernseh-, Print-, Online-, Radio- und Plakatwerbung. Welche dieser Maßnahmen ist für die Marke am bedeutendsten und warum? 66 8. Welche der fünf Maßnahmen eignet sich aus Ihrer Sicht am besten, um Emotionen und das einheitliche Bild der Marke zu vermitteln? Warum? 9. Wenn man davon ausgeht, dass ich eine XY-Werbekampagne nicht kenne: Wie würden Sie mir diese beschreiben, wie sieht die aus? (Inhalt) Ähneln sich die Kampagnen der Marke oder wird/werden das Produkt/die einzelnen Produkte der Marke immer auf unterschiedliche Weise beworben? Über welchen Zeitraum läuft eine solche Kampagne? Hat die Marke ein Schlüsselbild, was einen eindeutigen Wiedererkennungswert für Konsumenten beinhaltet und somit das „big picture“ unterstützt? 10. Baut die Marke eine Erlebniswelt für den Kunden auf und wie sieht diese aus? Welcher emotionale Zusatznutzen wird dem Kunden aufgezeigt? 11. Wie werden Emotionen in der Werbung erzeugt? Welche Bilder werden genutzt, arbeiten Sie mit Testimonials und Vermenschlichungen oder mit musischen Reizen wie Jingles? Gehen die Inhalte dem Menschen nahe? Welche Bedürfnisse werden angesprochen? 12. Inwiefern ist das Involvement, also das Engagement, mit dem sich ein Kunde heutzutage ihren Produkten widmet, für die Entwicklung einer Kampagne relevant? 13. Worin unterscheiden sich Ihrer Meinung nach Werbemaßnahmen der Lebensmittelbranche von anderen Branchen? Denken Sie, dass starke Marken der Lebensmittelbranche stärker mit Emotionen arbeiten als unbekanntere Marken? Nun durfte ich bereits einiges über die Marke und den Aufbau der Werbemaßnahmen erfahren. Kommen wir also zu dem Thema Kunden-Marken-Bindung. 3 Kunden-Marken Bindung 14. Auf welche Weise versucht die Marke XY Kunden zu binden? (Welche Maßnahmen?) 67 15. Inwiefern versuchen Sie eine Beziehung zu dem Kunden aufzubauen und diese zu erhalten und zu vertiefen? 16. Zielt die Umsetzung aller Kommunikationsmaßnahmen überhaupt auf eine langfristige Kundenbindung ab oder ist diese für das Unternehmen eher zweitrangig? Was denken Sie, inwiefern Emotionen für die Bindung relevant sind? [Abschlussfrage] 17. Welches „big picture“ soll die Marke XY in etwa 5 Jahren darstellen? 18. Eine abschließende Einschätzung, nachdem wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben: Emotionen sind für die Bewerbung der Marke unerlässlich/überlebenswichtig – stimmen Sie dieser Aussage zu? Wir sind nun am Ende meiner Befragung angekommen. Ich hätte abschließend noch zwei Fragen zu Ihrer Person. 4 Demografische Angaben zum Befragten 19. Welche Ausbildung oder welches Studium haben Sie absolviert? 20. Welche Position haben Sie in ihrem Unternehmen? Wie lange bereits bei dieser Marke / in dieser Position? Schluss So, das waren all meine Fragen an Sie. Möchten Sie noch einmal auf eine Frage bzw. Antwort zurückkommen oder einen Aspekt, über den wir noch nicht gesprochen haben, einbringen? (Nein,) dann bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich für das Gespräch und Ihre Unterstützung! 68 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig, ohne fremde Hilfe, ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen angefertigt und alle Formulierungen, die wörtlich oder dem Sinn nach aus anderen Quellen entnommen wurden, kenntlich gemacht habe. Braunschweig, den 15.12.2014 ___________________________ Nicole Osse 69