Beitrag aus: „Sächsischer Verfassungsschutzbericht 2012“ 2.7 Ausblick zum Linksextremismus Sächsische Linksextremisten konnten ihre Position im Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung im Berichtsjahr nicht weiter ausbauen. Ihr Potenzial ging geringfügig von etwa 750 auf etwa 730 Personen zurück. Auch die verstärkte anarchistische Ausrichtung der Szene konnte diesen rückläufigen Trend nicht stoppen. AUTONOME Ungeachtet eines leichten Rückgangs auf etwa 340 Personen (2011: etwa 370) werden AUTONOME weiterhin die zahlenmäßig größte Gruppe im Bereich des Linksextremismus bleiben. Im Jahr 2012 gewannen anarchistische Zusammenschlüsse in der autonomen Szene weiter an Bedeutung. In diesem Zusammenhang konnten auch Aktionen der anarchistischen FREIEN ARBEITERINNEN- UND ARBEITER-UNION – INTERNATIONALE ARBEITER ASSOZIATION (FAU-IAA) zunehmend Resonanz im autonomen Spektrum erzeugen. Gleichzeitig erschlossen sich der Szene dadurch neue Themen und Aktionsfelder für ihren „Antikapitalismuskampf“. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung ist zu erwarten. Auch gewaltbereite Linksextremisten dürften dann vermehrt zu Aktionen mit Bezug zu sozialen Fragen aufrufen. Um den Erfolg ihrer Aktionen zu erhöhen und gesellschaftliche Relevanz zu erreichen, verfolgen AUTONOME seit dem Jahr 2010 außerdem eine Bündnisstrategie mit Nichtextremisten. Zu solchen Bündnissen kam es bislang zwar nur im Bereich des „Antifaschismus-“ und des „Antirepressionskampfes“. Für die Zukunft ist aber eine Ausweitung auf weitere Aktionsfelder, insbesondere auf die Bereiche „Antirassismus“ und „selbstbestimmte Freiräume“, zu erwarten. Davon ausgenommen bleibt zumindest vorläufig der „Antikapitalismuskampf“, weil AUTONOME dazu bislang keine bündnisfähigen Positionen entwickeln konnten. Die Bündnispolitik AUTONOMER bleibt indes weiterhin regional unterschiedlich ausgeprägt. Die Szene ist traditionell aktionsorientiert und wird auch in den nächsten Jahren den größten Teil der öffentlichkeitswirksamen, linksextremistischen Aktionen im Freistaat bestimmen. Gewalt wird dabei ein von der Szene als legitim angesehenes Mittel bleiben. Ob und wie viel Gewalt ausgeübt wird, hängt dabei stark von äußeren Einflüssen ab, so etwa von Demonstrationen des politischen Gegners oder von vermeintlich „repressiven“ Maßnahmen des Staates. Noch im Jahr 2011 ereigneten sich die meisten Gewalttaten im Zusammenhang mit dem „Antifaschismuskampf“. Eine herausragende Rolle spielten dabei die Aktivitäten gegen rechtsextremistische Demonstrationen anlässlich des Jahrestages der alliierten Luftangriffe auf Dresden. Der im Berichtsjahr eingetretene Bedeutungsrückgang dieses Ereignisses ließ auch die Gesamtanzahl der in Sachsen begangenen linksextremistisch motivierten Gewalttaten wieder sinken. Die zunehmende anarchistische Ausrichtung und die dadurch zu erwartende erhöhte Gewaltbereitschaft der autonomen Szene sprechen allerdings dafür, dass sich der Trend zum Rückgang der Gewalttaten nicht fortsetzen wird. Auch der verstärkte „Antirepressionskampf“ AUTONOMER weist in diese Richtung. „Antimilitaristisch“ begründete Gewalttaten spielen bei AUTONOMEN im Freistaat Sachsen derzeit kaum eine Rolle. Die zustimmende Haltung von Szeneangehörigen zu Anschlägen – aktuell gegen Bundeswehrfahrzeuge – begründen aber auch hier ein zumindest abstraktes Gewaltpotenzial. Seite 1 von 3 Beitrag aus: „Sächsischer Verfassungsschutzbericht 2012“ Linksextremistische Parteien Linksextremistische Parteien haben ihr Personenpotenzial von etwa 250 Personen im Berichtsjahr beibehalten. Ihre Bedeutung ist in Sachsen marginal, da ihre orthodoxkommunistischen Bestrebungen in der Gesellschaft kaum anschlussfähig sind. Wesentliche Änderungen zeichnen sich in diesem Bereich nicht ab. Sonstige Linksextremisten Unter den sonstigen Linksextremisten konnten die ANARCHISTEN ihr Personen- und Mobilisierungspotenzial gegenüber dem Vorjahr erhöhen. Eine zunehmende Bedeutung des „Antikapitalismuskampfes“ für die linksextremistische Szene war die Folge. Obwohl ANARCHISTEN bislang außerhalb linksextremistischer Zusammenhänge mit ihren Ideen von einer „selbstverwalteten und herrschaftsfreien Gesellschaft“ keine nennenswerte Resonanz erzeugen konnten, setzen sie ihre Aktivitäten unvermindert fort. Es ist zu erwarten, dass ANARCHISTEN auch künftig versuchen werden, den Ausbau ihrer Strukturen voranzutreiben und Anhänger im autonomen und nicht extremistischen Spektrum zu rekrutieren. Daraus könnte eine stärkere Verschiebung der Aktionsschwerpunkte im Bereich des Linksextremismus folgen. Seite 2 von 3 Beitrag aus: „Sächsischer Verfassungsschutzbericht 2012“ Seite 3 von 3