Indiens Gold ist blau: „Durst“ im Grips-Theater – Seite 20 KULTUR WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR MONTAG, 15. APRIL 2013 / NR. 21 660 Verrückt nach Vinyl Was ist gerecht? Jan und Aleida Assmann über altägyptische Ideale Das verschleierte Bild zu Sais steht kulturgeschichtlich für die ewig entzogene Wahrheit, die der griechische Jüngling zu schauen versucht. Doch was sich ihm enthüllt, ist – nichts. Nur im Schleier selbst liegt die Wahrheit, was den Entdeckern desMythos im17.und 18.Jahrhundert Anlass zur Warnung war oder Grund der Verheißung, je nachdem, ob sie den Frevel beklagten oder die sich in der ägyptischen Isis offenbarende Natur romantisch aufluden. Jedenfalls war es der Versuch, das „hörende Herz“ gegenüber der optischen Entzauberung, mit der sich das säkulare Zeitalter ankündigte, ins Recht zu setzen. Die in diese Rezeption eingelassenen zeitgenössischen Wahrnehmungen und Wünsche haben die beiden Heidelberger ANZEIGE MAI EIN GANZER MONAT BERLIN. Theater Konzerte Museen zt! € 2,Jet Ägyptologen und Kulturhistoriker Jan und Aleida Assmann in vielen Veröffentlichungen verfolgt. Das brandenburgische Schloss Reckahn botdem produktiven Forscherpaar im Rahmen eines Kolloquiums Gelegenheit, für diese Kultur des alten Ägypten zu werben. Denn als wichtigste Maxime gibtMa’at, die Göttin der Gerechtigkeit, auf den Weg: Der für die Wahrheit Taube hat keinen Freund. Will sagen: Wer nicht zuhört, ist ein armer Tropf. Die alten Ägypter, sagt Jan Assmann, waren trotz ihrer in der Ferne waltenden Götter innerweltlich orientiert. Sie folgten im Unterschied zu den Griechen keinen überweltlich abgesicherten Ideen von Staat oder Gemeinschaft, sondern einer Vorstellung von gerechter Harmonie, die der König und nach ihm all jene, die sich zu Höherem aufschwangen, zu garantieren hatten. Konnexität ist der Schlüsselbegriff dieser Haltung, also ein Miteinander, das nicht nur die Tugend des Zuhörens, sondern auch die des verantwortlichen Handelns und der der Habgier Einhalt gebietenden Muse einschließt. Die altägyptische Gerechtigkeit, die von der Wahrheit nicht zu trennen ist und Sein und Sollen integrierte, vollzog sich vertikal und hatte kompensatorischen Charakter: Wir würden das heute Charity nennen. Bei aller Gleichheit, mit der die Götter die Menschen ausgestattet hatten, gehörte die tatsächliche Ungleichheit in der Sklavenhaltergesellschaft zur unhinterfragten Realität. Chancengerechtigkeit war nicht denkbar. Aber zementiertin Zeiten, in denen Leistungsgerechtigkeit eine neoliberale Fiktion geworden ist, Wohltätigkeit unbedingt Ungleichheit, wenn man darunter ein umfassendes Umverteilungsprogramm verstünde? Und muss der blinden Justitia um jeden Preis zu ihrem Rechtverholfen werden, wo Mediationangesagt wäre? Die ägyptischen Könige verwirklichten das Recht, indem sie es aufhoben, wenn es Das die soziale Harmohörende Herz nie gebot. Nicht der entscheidet, eine Gott, wie nach der monotheistinicht schen Wende, und schon gar nicht der das Auge rechte Glaube,schaffen Gerechtigkeit, sondern ein säkularer Aushandlungsprozess. Gerechtes Handeln muss jeden Tag neu rekonstruiert werden. Vor zehn Jahren erregte Jan Assmann mitderFigurvon MosesalsÄgypter Aufsehen, indem er die gängige Vorstellung einer vom Monotheismus herkommenden sukzessiven Säkularisierung in Frage stellte. Vom alten Ägypten aus gesehen, handeltes sich beimVertrag zwischen Moses und Gott aber nicht um einen Säkularisierungsprozess, sondern um eine „Theologisierung der Ethik“. Die Entdeckung der ägyptischenKultur lieferte den Klassikern die Vorlage für ihr naturphilosophisches Verständnis von der Welt, in der sich das Göttliche verhüllt enthüllte. Aus den „Quellen“ des Nils ließ sich keine von einem Demiurgen angestoßene Schöpfung, sondern nur ein unendlicher chaotischer, aber beeinflussbarer Prozess herauslesen. So fern uns diese Kultur sein mag, sind in ihr Erinnerungsbilder bewahrt, dieunsere monotheistisch fundierten „Wahrheitslehren“ herausfordern. AmBeispielaktueller politischerUnkultur, führte Aleida Assmann eine rabiate Form des Unterscheidens am Beispiel der NSU vor. Der „rohen eigennützigen Bürgerlichkeit“, die sich im Mangel an Empathie offenbart, ist nicht mit moralischen Appellen beizukommen, aber vielleicht mit einer Maxime Ma’abs: Der Träge hat kein Gestern. Das heißt auch: Wer vergisst, für wen er einstehen muss, hat keine Zukunft. Ulrike Baureithel SEITE 19 Sammlers Paradies: Bei Europas größter Schallplattenbörse in Utrecht jagen Popfans und Geldanleger nach Schätzen Von Andreas Hartmann Jeder Plattensammler kennt dieses Gefühl: Man betritt eine Plattenbörse, hat ein paar Geldscheine im Portemonnaie, ist am Abend davor extra früh zu Bett gegangen, um konzentriert zur Tat schreiten zu können und ist nun voller Erwartungen. Man weiß nicht genau, auf welche Schätze man stoßen wird, man hofft einfach nur, ein paar Platten zu finden, die einen glücklich machen. Die Plattenbörse im holländischen Utrecht in der Messehalle „Jaarbeurs“ zu besuchen, ist für Sammler so, als ob ein gläubiger Christ, der sonntags immer seine Gemeindekirche besucht, endlich mal in den Petersdom kommt und ihm der Papst persönlich zuwinkt. Einfach überwältigend! Auf normalen Plattenbörsen in Berlin kann man froh sein, wenn einen um die zwanzig Händler erwarten, auf der zwei Mal jährlich stattfindenden „Mega Record & CD Fair“, die am Wochenende wieder im eine halbe Zugstunde von Amsterdam entfernten Utrecht stattfand, kann man sich durch das Angebot von über 450 Händlern aus aller Welt wühlen. Sie ist größte Europas. Selbst aus den USA und Mexiko sind Händler eingeflogen und Sammler aus Moskau oder Tokio. Einer, sagt MarjoleinLubbers,einederbeiden Veranstalter, käme sogar extra aus Bangladesh. Willkommen im Wahnsinn also. In einer seltsamen und auch etwas verwirrenden Welt. Um was es hier genau geht? Natürlich um Vinyl, auch um teures bis sauteures Vinyl. Um einen Tonträger also, der in den Neunzigern als so gut wie tot galt und der seit dem Niedergang der CD eine wundersame Wiederauferstehung erlebt. Neue Zahlen des „Bundesverbandes Musikindustrie“ zeigen, dass Vinyl in Deutschland weiterhin ein Nischenprodukt bleibt und der Anteil von Schallplatten im Gesamtvolumen verkaufter Musik immer noch kaum messbar ist, aber er steigt auf niedrigem Niveau prozentual stark. Der Verkauf von CDs ist dagegen weiter leicht rückläufig. Downloads und Streamings nehmen zu. Für die einen ist Musik längst etwas geworden, das sofort verfügbar sein soll, das man aus dem Netz herunterlädt, sich kurz auf dem Laptop anhört und dann wieder auf der Festplatte vergisst. Andere dagegen finden wieder verstärkt Vergnügen darin, sich für vielleicht auch mal zu viel Geld eine Schallplatte zu kaufen mit einem richtig tollen Cover, die man bereitwillig vor dem Hören von Staub befreit und zu deren Knistern man es sich wohlig auf der Couch bequem macht. Die Schallplatte erlebt eine Renaissance als Erlebnisprodukt für Genießer. Die CD dagegen spielt auch in Utrecht so gut wie keine Rolle. Unter Vinylliebhabern gilt sie als hässliches Wegwerfprodukt aus Plastik ohne Sammlerwert und wird für 50 Cent das Stück verkauft. Was man auf der Börse vor allem erleben kann ist, wie sich die Wertschätzung einer Schallplatte immer stärker von ihrem musikalischen Inhalt löst. Miro Golic, ein Händler aus Salzburg, der auf Progressivrock der frühen Siebziger aus dem ehemaligen Jugoslawien spezialisiert ist, sagt: „Die Leute kaufen die Platten als Geldanlage. Für bestimmte zahlen sie 500 Euro, weil sie wissen, dass sie bald Grabbelfieber. Sammler auf der Messe in Utrecht (großes Bild). Plattenraritäten von den Marvelettes, The Who und Fußballstar Pelé. mehr wert sind. Die Raritätensammler sind nicht unbedingt Musikliebhaber.“ Sind Vinylschallplatten, zumindest bestimmte, also das neue Gold, etwas für den Safe, wovon man hofft, dass es immer wertvoller wird? Ein Händler aus Frankfurt, der seit zwölf Jahren regelmäßig nach Utrecht fährt und der wie die meisten Plattendealer nicht namentlich in der Zeitung auftauchen will, vergleicht die Platten eher mit Aktien. Der Kurs der Beat-Aktie, also Beatles-Platten aus den Sechzigern, der in den letzten Jahren hoch war, sei inzwischen gefallen, sagt er. Die Platten einer begehrten „Beat Club Edition“ habe er glücklicherweise vor ein paar Jahren verkauft, die teuerste für 2800 Euro. Um eine Mustersingle der Beatles hätten sich zwei Engländer fast geprügelt, „obwohl deren Preis in die Tausende ging“. Doch diese Summen könne er mit Beat jetzt nicht mehr erziehlen. Wie die meisten hier in Utrecht setzt er jetzt auf Krautrock aus Deutschland und Progressive Rock aus England. Beide Genres wurden musikhistorisch lange verkannt und waren zu ihrer Zeit kommerziell nicht besonders erfolgreich. Heute gelten sie musikalisch als rehabilitiert, aber von vielen dieser Platten wurden von den bei Sammlern so gefragten Erstpressungen nur geringe Stückzahlen gepresst, was beste Voraussetzungen für den Raritätenmarkt sind. „Monster Movie“ beispielsweise, die erste Platte der deutschen Band Can, die damals in Kleinstauflage auf dem Label Scheisshouse Records herauskam, sei heute, so der Frankfurter Händler, so gut wie unauffindbar und Bestimmte werde zwischen Alben 2000 und 5000 Euro taxiert. können Doch was für schon mal Leute geben tatsächlich so viel Geld für 2800 Euro eine einzige Schallkosten platte aus? Das seien Leute, denen das einfach und schnell verdiente Geld locker in der Tasche sitzt, sagt Miro Golic. „Also Russen.“ Die Sammler aus Moskau, so Plattenbörsen-Veranstalterin Marjolein Lubbers, stellen den größten Anteil der angemeldeten Besucher, noch vor den Londonern. Und über die russischen Sammler kursieren auch die irrsten Geschichten auf dieser Börse. Einer der vielen aus Berlin an- gereisten Händler, der lieber inkognito bleiben möchte, erzählt, dass er vor ein paar Jahren auf dem Gang über einen völlig betrunkenen Russen gestolpert sei. „Zwei Stunden später hat der bei mir für 2000 Euro Platten gekauft." Am Stand eines Krautrockspezialisten, der gerne als „Volker aus dem Ruhrgebiet“ vorgestellt werden möchte, sind Käufer gerade in Aktion zu erleben. Da zeigen drei Männer auf eine Platte von The Open Mind, einer englischen Psychedelic-Band aus den späten Sechzigern, die der englische „Telegraph“ einmal in die Top Ten der sammelbarsten Platten aller Zeiten aufgenommen hatte. 1100 Euro sollte sie kosten. Innerhalb von zwei Minuten einigt man sich auf 850 Euro. Der Käufer ist zufrieden. „Geht mehr ab als die erste Platte von Pink Floyd“, sagte er. Sein Kumpel Andrei holt bereitwillig seinen bisher größten Fang zur Besichtigung heraus: „Breathe Awhile“ von Arcadium, ebenfalls englischer Psychedelic-Rock aus dem Jahr 1969. Hat 1500 Euro gekostet. 800 Euro hat er allein für den Flug aus Moskau plus Übernachtung gezahlt, insgesamt wird er am Ende der Messe einige Tausender in Utrecht gelassen haben. Fotos: ARC Record Planet Die Börse ist aber nicht nur Sammlermarkt, sondern beliebter Umschlagplatz für Wiederverkäufer. Ein Händler aus Berlin, der sich „Plattenhändler vom Mauerpark-Flohmarkt“ nennt, nennt das Ganze „Kulturaustausch“. „In Berlin gibt es nur eine begrenzte Auswahl an Platten. In Utrecht tauscht man mit Händlern aus Frankreich oder Italien und erweitert so sein eigenes Spektrum für den Wiederverkauf daheim.“ So richtig skurril ist der „Dealer’s Day“. der Fachbesuchertag für Händler, die hoffen, bei ihren Kollegen aus anderen Ländern günstige Platten zu finden, die bei der eigenen Kundschaft gefragt sind. Schon einen Tag vor dem offiziellen Börsenbeginn legt jeder Händler am eigenen Stand Ware aus und wühlt sich gleichzeitig fiebrig durch die Kisten der Kollegen. Morgens um sieben rasen die ersten Verrückten mit Klapprädern und Rollern durch die Halle – immer auf der Jagd nach Schnäppchen. Und das Geschäft boomt. Die Sammlerbörse sei in den letzten Jahren gewachsen, sagt Lubbers und erzählt vom stetig wachsenden Markt in Osteuropa und Ostasien. Wer den Irrsinn am vergangenen Wochenende in Utrecht erlebt hat, glaubt ihr jedes Wort. Wohnzimmer mit steinernem Vorhang Vivat Austria: Das neue Linzer Musiktheater eröffnet mit einer Oper von Philip Glass – nach einem Stück von Peter Handke Das neue Musiktheater, erklärte der Linzer Bischof, assistiert von zwei Mozart-Engelchen, bei der Einsegnung des neuen Hauses, sei bei der Bevölkerung genauso gut angekommen wie der neue Papst. Linz ist nämlich nicht nur eine Arbeiterstadt mit Stahlwerken und chemischer Industrie, sondern auch sehr katholisch. Dass der britische Architekt Terry Pawson sein Opernhaus mit verrosteten Stahlplatten einkleiden wollte, hatte den den Lokalpolitikern indes zunächst missfallen. Nun umhüllt das Gebäude nicht Stahl, sondern eine Art steinerner Vorhang aus hellen Betonpfeilern mit eingelegten Travertinplatten. Die Geschichte des Unternehmens ist lang. Adolf Hitler wünschte sich Linz nachdemEndsiegalseuropäischesKulturzentrum, im Mittelpunkt sollte ein Opernhaus stehen, in dem man problemlos Richard Wagner spielen kann. Die Eröffnung plante er für 1955. Auch die letzten 30 Jahre waren bewegt. Das ambitionierte Projekt eines unterirdischen „Musiktheaters im Berg“ etwa wurde durch ein Volksbegehren zu Fall gebracht, Vertreter der populistischen FPÖ nahmen auch jetzt nicht an der Eröffnungsfeier teil. Mit 10 000 Quadratmetern Fläche ist das Hausfast sogroß wiedie Pariser Oper Garnier. Doch vor allem verblüfft, wie geschickt es in die Stadt integriert wurde. Eine Straße wurde versetzt, so dass der Eingang über den Linzer Volksgarten, einen Park, zu erreichen ist. Vor der Eröffnungspremiere wurde in einem Volksfest das 10-geschossige Gebäude durch die katalanische Theatergruppe „Fura dels Baus“ in einem auf knapp eine Stunde verkürzten „Parsifal“ in Besitz genommen. Ein Lichtspektakel mit Kränen, Menschenketten hoch in der Luft und einer das Gebäude überragenden Parsifal-Puppe, die Kundry erklettern musste, und vor allem mit viel Feuerzauber. Die verzerrt über den Park dröhnenden Wagner-Einspielungen schmerzten zwar, aber Speis und Trank gab es fast umsonst. Das neue Musiktheater versteht Architekt Pawsen als „living room“ für die Linzer Bürger. Tatsächlich liegt darin wohl auch die Chance des neuen Hauses. Man hat zwar die Absicht, sich nun durch eine eigene staatlich subventionierte Musicalsparte zu profilieren (neben Klassikern sollen auch Experimente erprobt werden), doch mit dem nicht weit entfernten Wien oder den Salzburger Festspielen wird man nur schwer in Konkurrenz treten können. Neben dem fast tausend Sitze umfassenden Zuschauerraum in dunklem Holz – und mit bequemen roten Plüschstühlen – gibt es eine Vielzahl von Räumen für kleinere und größere Konzerte, Cafés mit Jukeboxen, die Opernmu- Zankapfel Fassade. Das neue Musiktheater Foto: dpa am Volksgarten. sik spielen, Restaurants, Jazzbars und Kabarettspielstätten. Auch ohne eine Karte lösen zu müssen, so der Linzer Intendant Rainer Mennicken, soll man das Opernhaus den ganzen Tag über betreten können. Dass Linz mit einer Uraufführung, und zwar einer Oper von Philip Glass eröffnen würde, zeichnete sich schon lange ab. Generalmusikdirektor Dennis Russel Davies ist nämlich mit dem amerikanischen Komponisten befreundet und hat schon mehrere Werke von Glass auch in Linz zur Uraufführung gebracht. Doch der Stoff wenigstens sollte von einem Österreicher stammen. Rainer Mennicken verfiel dabei auf Peter Handke und sein im Berliner Ensemble 2007 uraufgeführtes Stück „Die Spuren der Verirrten“. Als Regisseur verpflichtete man David Pountney, dem man als Intendant der Bregenzer Festspiele ein opulentes Eröffnungsfest zutraute. 200 Personen, Kinder, Schauspieler, Tänzer, Sänger, auch Musiker werden auf die Bühne gestellt, die in oft surrealen Bildern (Bühne: Robert Israel) auch die technischen Möglichkeiten des Theaters ausloten soll. Die Stückwahl erweist sich als Missverständnis. Glass und Handke sind unterschiedliche Welten. Das handlungslose Stück kann man vor allem als Lesedrama erschließen, aus der Sicht einer „Zuschauer“ genannten Person führt es die immer wieder fragmentarisierte Beobachtung von Paaren vor. Streitende Eheleute, TV-Moderatoren, aber auch biblische und mythologische Gestalten treten für Momente auf. Doch Handkes Spiel mit Worten erscheint in der Illustration der Minimalmusik von Glass und ihren Wiederholungen beschwert und zu banalen Bonmots aufgedonnert. Nur selten überzeugt und verblüfft ein Paar wie etwa die Begegnung von Octavian aus dem „Rosenkavalier“ mit Ödipus. Am eindrucksvollsten noch wortlose Paarchoreografien (Amir Hosseinpour). Schuhplattler, drei große Alphörner, Zitherspieler auf der Bühne sind wohl als alpenländische Referenz gedacht. Eine „Zurüstung für die Unsterblichkeit“, wie eines der Königsdramen Handkes heißt, war die Eröffnungsvorstellung nicht. Die Bewährungsproben stehen noch bevor. Bernhard Doppler