RICHARD WAGNER (1813 - 1883) Der Vater Richard Wagners starb wenige Monate nach der Geburt des Knaben; die Mutter Johanna Rosina Pätz heiratete 1814 den Dichter und Schauspieler Ludwig Geyer. Von 1822 bis 1827 besuchte Richard Wagner die berühmte Dresdner Kreuzschule. Im Alter von zwölf Jahren begann er mit dem Klavierspiel. Auf der Schule wandte er sich zunächst mehr der Literatur als der Musik zu. 1827 übersiedelte die Familie nach Leipzig, wo Wagner ab 1828 das Nicolai-Gymnasium besuchte. Nun brach die Neigung zur Musik durch: 1830 wurde er Mitglied des Thomanerchores und erhielt bei dem strengen Thomaskantor Theodor Weinlig Unterricht in Kontrapunkt und Fuge sowie im Geigenspiel. Allmählich begann Wagner mit ersten Kompositionsversuchen, darunter eine C-Dur-Sinfonie aus dem Jahr 1832 und das später teilweise vernichtete Opernfragment „Die Hochzeit“. Auf Reisen nach Wien, Teplitz und Brünn folgte 1833 eine Stellung als Chordirektor in Würzburg, wo er sein erstes vollständig erhaltenes Opernwerk „Die Feen“ komponierte. Weitere Stationen waren Magdeburg, Königsberg und Riga; hier war Wagner als Kapellmeister und Musikdirektor tätig. 1839 flüchtete der hochverschuldete Musiker mit seiner Gattin Minna Planer nach London. Von hier ging er nach Paris, wo er bis 1842 blieb, „Rienzi“ beendete und den „Fliegenden Holländer“ komponierte. Die Dresdner Oper nahm „Rienzi“ zur Uraufführung an, weshalb Wagner 1842 nach Deutschland zurückkehrte. Der Triumph dieser Oper bewirkte, dass man Wagner 1843 die Position eines Hofkapellmeisters auf Lebenszeit zuerkannte. Doch Dresden bedeutete für Wagner keine Lebensstellung. Er schrieb zwar hier „Tannhäuser“, der nur mässigen Erfolg brachte, ausserdem begann er mit der Niederschrift des „Lohengrin“, doch 1848/49 beteiligte er sich an den überall aufflammenden revolutionären Bewegungen. Die Folge war, dass er schliesslich steckbrieflich gesucht wurde. Er floh zunächst zu Franz Liszt nach Weimar, wo 1850 in seiner Abwesenheit „Lohengrin“ uraufgeführt wurde, dann nach Zürich, wo er den „Ring des Nibelungen“ konzipierte, musiktheoretische Schriften verfasste und Mathilde Wesendonck kennen lernte, die Gattin eines Kaufmanns, der Wagner in Tribschen ein Haus bereitstellte. Wagner ging eine starke emotionale Bindung zu Mathilde ein. Die Idee des „Tristan“ wurde geboren. 1860 wurde Wagner durch eine Amnestie die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht. Er ging nach Karlsruhe, später nach Wien, wo er „Lohengrin“ erstmals im Theater erlebte. 1863 scheiterte hier nach mehr als 70 Proben die Aufführung des 1857 fertiggestellten „Tristan“; man erklärte das Werk für unspielbar. Von Gläubigern verfolgt, flüchtete Wagner 1864 aus Wien. Er war finanziell völlig ruiniert, als ihn noch im selben Jahr König Ludwig II. von Bayern nach München rief. Wagner nutzte dessen Begeisterung bis zum Äussersten aus. Nach 14 Monaten verwies ihn der König aber der Stadt. Dem Künstler blieb er weiterhin gewogen, den unmoralischen und nur auf seinen Vorteil bedachten Menschen verachtete er. Wagner liess sich wieder in Tribschen in der Schweiz nieder und lebte in Liaison mit Cosima von Bülow, der Gattin seines Freundes Hans von Bülow und Tochter Franz Liszts. 1866 starb Minna Planer; 1870 heiratete Wagner Cosima, nachdem bereits drei gemeinsame Kinder geboren waren. 1865 gelangte „Tristan“, 1868 die „Meistersinger“ in München zur Uraufführung. Gegen den Willen Wagners, der schon von seinem eigenen Festspielhaus zu träumen begonnen hatte, liess König Ludwig II. 1869 „Rheingold“ und 1870 die „Walküre“ ebenfalls in München aufführen. 1871 kamen Wagner und Cosima nach Bayreuth und beschlossen, diese Kleinstadt zur Stätte der geplanten Festspiele zu machen. Durch Unterstützung von vielen Seiten konnten 1876 die ersten Bayreuther Festspiele stattfinden, bei denen im Rahmen des ersten vollständigen „Ring-Zyklus“ „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ uraufgeführt wurden. 1883 starb Wagner im Palazzo Vendramin in Venedig. Richard Wagner schuf auf dem Gebiet der Oper etwas völlig Neues, das er selbst im Sinne einer Einheit von Dichtung, Musik und Theater „Gesamtkunstwerk“ nannte. Typisch für seinen Stil ist die Verankerung des musikalischen Geschehens im Orchester, das durch die „unendliche Melodie“ das aussagen soll, was über die Möglichkeiten der Dichtung hinausgeht. Ein typisches Element dieser „Psychologisierung“ sind Wagners „Leitmotive“, die auf Gewesenes oder Kommendes verweisen und dadurch weit darüber hinausgehen, die Worte der Sänger einfach nur zu illustrieren. Von hoher musikhistorischer Bedeutung ist Wagners feine Instrumentierungskunst und sein kühnes harmonisches Denken. Das „totale“ Musikdrama unter konsequenter Anwendung des Leitmotivs entstand mit dem „Ring des Nibelungen“ als Mittelpunkt von Wagners Oeuvre, während er in seinem letzten Werk „Parsifal“ sowohl die strenge Konstruktion der Musik als auch die dramatischen Ausbrüche wieder reduzierte. Noch heute ist Wagner insbesondere wegen seiner monomanegozentrischen Persönlichkeit und seiner anfechtbaren, auch antisemitischen Schriften umstritten. Auszug aus „Harenberg Opernführer“ ACS - Reisen AG