Eisenhüttenschlacken - umweltverträgliche und ressourcenschonende Baustoffe - Kernaussagen 1. Eisenhüttenschlacken gehören zur Gruppe der industriell erzeugten Mineralstoffe, die 2. für die Herstellung von Roheisen und Stahl zwingend notwendig sind. Sie werden als hochwertige Nebenprodukte seit Jahrzehnten erfolgreich in der 3. 4. 5. Zementindustrie, im Straßen- und Verkehrsbau sowie auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Baustoffe aus Eisenhüttenschlacken haben im Vergleich zu anderen Mineralstoffen deutliche technologische Vorteile (z. B. Tragfähigkeit und Frostbeständigkeit) Eisenhüttenschlacken halten anspruchsvolle Prüfparameter zur Umweltverträglichkeit ein und sind als Nebenprodukte am Markt etabliert. Die Nutzung von Eisenhüttenschlacken sowie den daraus hergestellten Baustoffen und Düngemitteln stellt einen maßgeblichen Beitrag zur Realisierung der umweltpolitischen Ziele auf nationaler sowie auf europäischer Ebene dar. Sie ist ein positives Beispiel für gelebte Ressourcenschonung. Was sind Eisenhüttenschlacken? Eisenhüttenschlacke (EHS) ist der Oberbegriff für Hochofen- und Stahlwerksschlacken, die als Nebenprodukte bei der Herstellung von Roheisen und Stahl entstehen. Sie sind für die Stahlherstellung zwingend notwendig. Eisenhüttenschlacken gehören zur Gruppe der industriell hergestellten Mineralstoffe und sind in der DIN 4301 "Eisenhüttenschlacke und Metallhüttenschlacke im Bauwesen" definiert. In ihrem Chemismus sowie in ihrer Mineralogie und Petrographie weisen sie aufgrund der Entstehungsprozesse aus dem Schmelzfluss Parallelen zu natürlich entstandenen magmatischen Gesteinen, wie z. B. Basalt, auf. Bedingt durch die Entstehung bei Temperaturen von > 1500°C und die weitgehend gleichbleibende Zusammensetzung der im Hochofen- und Stahlerzeugungsprozess verwendeten Einsatzstoffe handelt es sich bei Eisenhüttenschlacken um relativ homogene künstliche Gesteine. In Deutschland werden jährlich rund 13 Mio. t EHS erzeugt. Davon sind etwa 7,5 Mio. t den Hochofenschlacken zuzuordnen, die bei der Herstellung von Roheisen aus Eisenerz entstehen. 1 Zusätzlich werden in Deutschland bei der Herstellung von Stahl aus Roheisen oder Schott jährlich rund 5,5 Mio. t Stahlwerksschlacken erzeugt. Wo können EHS eingesetzt werden? Voraussetzung für die Verwendung von Eisenhüttenschlacken ist die Kenntnis ihrer technologischen Eigenschaften. Diese unterscheiden sich bei den verschiedenen EHS und hängen neben den Einsatzstoffen und den Herstellungsprozessen auch von den Abkühlbedingungen ab. Der weitaus größte Anteil an Hochofenschlacke wird im flüssigen Zustand mit Wasser granuliert, so dass glasiger Hüttensand entsteht. Dieser wird überwiegend in der Zementindustrie eingesetzt. Der restliche Teil der Hochofenschlacke wird in Beete abgegossen, wo sie langsam zu einem kristallinen Gestein erstarrt. Diese sogenannte Hochofenstückschlacke wird im Straßen- und Wegebau verwendet. Die Stahlwerksschlacken werden als Gesteinskörnungen überwiegend im Bauwesen, zum Beispiel als Mineralstoff für den Straßen-, Wege-, Erd- und Wasserbau eingesetzt. Welche technologischen Vorteile bieten EHS? Eisenhüttenschlacken können im Straßen- und Wegebau in Schichten mit und ohne Bindemittel sowie im Erdbau verwendet werden. Dabei ist die Einhaltung von Gesteinskenngrößen, wie Kornfestigkeit oder Frostbeständigkeit, selbstverständlich. Die kubische Kornform und die raue Oberfläche stellen eine hohe Tragfähigkeit auch beim Bau von Tragschichten ohne Bindemittel sicher. Eisenhüttenschlacken können auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen eingebaut und sofort befahren werden, was beispielsweise für Baustraßen von großem Vorteil ist. Der Einsatz von Eisenhüttenschlacken ist auch im Gemisch mit anderen Baustoffen problemlos möglich. Jede Komponente hat im Hinblick auf die umweltrelevanten Merkmale eines Gemischs die spezifischen Anforderungen für den jeweiligen Einsatz einzuhalten. Beim Einsatz in Asphaltschichten zeichnen sich Eisenhüttenschlacken durch eine lange Lebensdauer aus. Dazu tragen die raue Kornoberfläche und die hohe Kornfestigkeit bei, die zu einem hohen Verformungswiderstand führen. Messergebnisse zeigen, dass sich Asphalte mit Stahlwerksschlacken weniger stark erwärmen – das minimiert eine Spurrinnenbildung im Sommer. Zudem haben Asphaltoberflächen mit Stahlwerksschlacke auch bei Nässe eine hervorragende Griffigkeit. Welche Inhaltsstoffe haben EHS? Neben geeigneten technologischen Eigenschaften muss insbesondere auch die Umweltverträglichkeit von Eisenhüttenschlacken sichergestellt sein. Die Inhaltsstoffe sind seit langem bekannt und in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben. Hochofen- und Stahlwerksschlacken enthalten generell sehr niedrige Gehalte an umweltrelevanten Bestandteilen. Die Gehalte bewegen sich in einer Größenordnung, wie sie auch in natürlichen Gesteinen vorkommt. 2 Bei Stahlwerksschlacken bildet das Element Chrom eine Ausnahme, das in höheren Gehalten im Feststoff vorliegt. Chrom ist ein für LD-Schlacken typischer Parameter, der im Wesentlichen über den im Prozess eingesetzten Schrott in die Schlacke gelangt. Im Verlauf des Stahlherstellungsprozesses wird das aus den Einsatzstoffen eingetragene Chrom zu dreiwertigem Chrom (Cr2O3) oxidiert. Eine weitere Aufoxidierung bis zur sechswertigen Oxidationsstufe (CrO42-) ist nicht möglich, solange noch metallisches oder zweiwertiges Eisen in der flüssigen Schlacke vorhanden ist. Auch nach der Abkühlung der Schlacke kann keine Bildung von sechswertigem Chrom stattfinden, da immer genügend zweiwertiges Eisen in der Schlacke vorliegt [1][2]. Die Unterscheidung in drei- bzw. sechswertiges Chrom ist von entscheidender Bedeutung für die Bewertung des Umweltverhaltens. Während sechswertiges Chrom sich toxisch gegenüber Organismen verhält, ist dreiwertiges Chrom nicht nur ungiftig, sondern sogar ein für Mensch und Tier essentielles Spurenelement [3]. Darüber hinaus ist das Chrom fest in Mineralphasen der Stahlwerksschlacken eingebunden und daher nicht für die Umwelt verfügbar. Die durchweg niedrigen Konzentrationen in Eluaten von Stahlwerksschlacken sind ein Beleg hierfür. Organische Parameter können, bedingt durch die hohen Entstehungstemperaturen, in Eisenhüttenschlacken nicht enthalten sein. EHS – Abfall oder Produkt? Aufbereitete EHS unterliegen genau definierten Vorgaben und rechtlichen Regelungen – je nach Verwendungszweck müssen Produktnormen bzw. mit Kunden vertraglich fixierte Bedingungen erfüllt werden. Die positiven Eigenschaften von Eisenhüttenschlacken, gepaart mit langjährig guten Erfahrungen bei deren Verwendung haben dazu geführt, dass in einigen Bundesländern vom Umweltministerium bestätigt wurde, dass Eisenhüttenschlacken kein Abfall im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sind. Beispielsweise wird in einem Schreiben des Umweltministeriums Nordrhein-Westfalen an die nachgeschalteten Behörden darauf hingewiesen, dass für Hochofen- und Stahlwerks (LD)-Schlacken "die Produktqualität zu bejahen ist". Ein Rechtsgutachten von Professor Dr. Versteyl kommt zu demselben Ergebnis. Für eine Produkteinstufung spricht auch, dass EHS im Jahr 2010 gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung (REACH-Verordnung) erfolgreich registriert wurden. Eine solche Registrierung war nur für Produkte notwendig, nicht für Abfälle, die ausdrücklich von der Registrierungspflicht ausgenommen waren. Wie wird die Unbedenklichkeit von Schlackenprodukten sichergestellt? Für Eisenhüttenschlacken gibt es Regelwerke, in denen Anforderungen bezüglich der technologischen Eignung und des Umweltverhaltens festgelegt sind. Diese Regelwerke unterscheiden sich in den verschiedenen Bundesländern. EHS sind daher seit langem regelmäßig im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) und der halbjährlichen Fremdüberwachung untersucht worden. 3 Wie bereits erwähnt, unterliegen alle Produkte, die auf den Markt gebracht werden, der strengen europäischen Chemikaliengesetzgebung und sind demnach zu registrieren. So wurden auch EHS der erforderlichen Registrierung gemäß REACH samt Prüfung in Hinblick auf etwaige Umweltgefährdungen unterzogen. Dazu waren sehr aufwendige Versuche notwendig, die sich u. a. auf die Untersuchung von einer möglichen Ökotoxizität oder Toxizität bezogen. Auf Basis dieser Versuche wurde ein umfangreiches Dossier erstellt, das die Unbedenklicheit der registrierten Eisenhüttenschlacken dokumentiert.. Ein weiterer Hinweis auf die gute Umweltverträglichkeit von EHS ist die Tatsache, dass sie vom Umweltbundesamt als „nicht wassergefährdend – nwg“ im Sinne der Verwaltungsvorschrift wassergefährdende Stoffe (VwVwS) eingestuft wurden. Warum ist die Verwendung von EHS sinnvoll? Den Normen und gesetzlichen Bestimmungen entsprechend können aufbereitete Eisenhüttenschlacken als Sekundärrohstoff verwendet werden. Damit wird zum einen ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet. Zum anderen wird den Vorgaben der EU an ihre Mitgliedsstaaten, die Ressourceneffizienz der Industrie weiter nachhaltig zu erhöhen, Rechnung getragen. Dies ist u. a. eine klare Zielsetzung im „Fahrplan Ressourceneffizienz“ im Rahmen der EU-Roadmap 2050, die auf nationaler Ebene umgesetzt werden muss. Die Nutzung von Eisenhüttenschlacken und den daraus hergestellten Baustoffen und Düngemitteln stellt somit einen maßgeblichen Beitrag zur Realisierung der umweltpolitischen Ziele auf nationaler sowie auf europäischer Ebene dar. Sie ist ein positives Beispiel für gelebte Ressourcenschonung. So konnte durch den Einsatz von Eisenhüttenschlacken allein in Deutschland in den letzten Jahrzehnten der Abbau von rund 600 Millionen Tonnen Naturgestein vermieden werden. FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e. V. 4 Literatur [1] Geiseler, J. und M. Kühn: Bindung und Löslichkeit von Chrom in Düngemitteln und Baustoffen aus Eisenhüttenschlacken in: Referate des Kolloquiums der Landwirtschaftlichen Beratung Thomasdünger und der Forschungsgemeinschaft Eisenhüttenschlacken am 15. Januar 2001 in Bonn Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft Eisenhüttenschlacken, Heft 9 (2001) [2] Munk, H.: Chrom in der Umwelt in: Wasser & Boden, 47. Jahrg. 5/1995 [3] Fischer, W. R. und B. Böhm: Eigenschaften und Umweltrelevanz von Chrom in: Referate des Kolloquiums der Landwirtschaftlichen Beratung Thomasdünger und der Forschungsgemeinschaft Eisenhüttenschlacken am 15. Januar 2001 in Bonn Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft Eisenhüttenschlacken, Heft 9 (2001) 5