1. Womit beschäftigt sich die ökonomische Anthropologie? Wie wird sie definiert und welche Fragestellungen behandelt sie? Die ökonomische Anthropologie betreibt Studien darüber, wie Menschen die materielle Welt aufrechterhalten und sich selbst in sozialen Gruppen organisieren. „Ökonomische Anthropologie“ studies how human use the material world to maintain and express themselves in social groups. Sie untersucht, wo Menschen die materielle Welt benutzen, um sich in sozialen Gruppen zu erhalten und auszudrücken. Es geht immer ums Überleben von Gruppen, nicht um Individuen. Menschen handeln aktiv, benützen die Umwelt, agieren in Gruppen. Sie drücken sich aus durch Interaktion mit ihrer Umwelt. Die materielle Welt ist von kulturellen Komponenten durchwachsen. 2. Es gibt im Wesentlichen drei Positionen darüber das wirtschaftliche Handeln der Individuen bestimmt: Eigennutzen, Gemeinnutzen und Klasseninteressen. Welche Position halten sie für besser? Begründen sei ihre Entscheidung! 3. Beschreiben sie die Grundannahme, welche die wichtigsten theoretischen Modelle der ökonomischen Anthropologie bestimmt. 4. Was versteht man in der ökonomischen Anthropologie ganz allgemein unter Produktion? Produktion ist der Prozess der direkten oder indirekten Auseinandersetzung der Menschen mit der Natur unter allfälliger Einbeziehung von Arbeitsgegenständen und Arbeitsinstrumenten. 5. Worauf sollte man bei der Analyse von Produktionsprozessen achten? Bei der Analyse von Produktionsprozessen sollte man darauf achten, dass der Raum und seine Nutzung abhängig sind vom Wissen und der Technologie, welche in der Gesellschaft ungleich verteilt sind. Außerdem muss für eine technologische Nutzung der Zugang zu den Ressourcen gegeben sein. 6. Welche Formen des Zugangs zu Ressourcen lassen sich unterscheiden? Es lassen sich 4 Arten des Zugangs zu Ressourcen unterscheiden: 1) freier Zugang 2) Privateigentum 3) Gemeineigentum – Zugang zu Ressourcen über Gruppenzugehörigkeit 4) Staatseigentum wie z.B.: Fischereirechte Manche Gesellschaften sehen sich jedoch als Teil der Natur und kennen daher vielfach kein Eigentumsverhältnis. Zugang zu Ressourcen kann machtpolitische Position sein. ad Eigentum: - kann von Nutzungsrechten abhängig sein (Pacht) - Eigentum an Grund und Boden bezieht sich auf Verhältnis zum Nachbarn 7. Was ist bei der Untersuchung von Arbeit zu beachten? Bei der Untersuchung von Arbeit ist darauf zu achten, dass der Mensch selbst Energie produziert, also eben eine Ressource darstellt. Die Kontrolle über die Arbeitskräfte ist ein wesentliches Element in der Organisation einer Gesellschaft. Arbeit ist nicht nur ein technischer Begriff und hat sehr wohl unterschiedliche Konnotationen. Der Begriff ist ethnisch stark besetzt. Arbeit findet immer im Rahmen einer Organisation statt, von der Hausarbeit bis zu einem kapitalistischen Betrieb. Außerdem sollte man weitere Aspekte der Arbeit miteinbeziehen: Arbeit kann bestehende soziale Strukturen fördern bzw. schaffen. Es 1 gibt zahlreiche kollektive Formen von Arbeitsorganisation. Arbeit stellt eine identitätsfördernde Komponente dar. Arbeit ist ein wichtiger Faktor um auf Statusdifferenzen hinzuweisen. Gibt in der Ethnologie wenig grundsätzliche Arbeiten über den Arbeitsbegriff. 8. Was sind Tauschsphären (spheres of exchange)? Tauschsphären sind Sphären, in denen nur bestimmte Waren getauscht werden. Bsp. Feldforschung von Bohannan (?): In allen Gesellschaften werden unterschiedliche Geschenke getauscht und sind bestimmten Bedingungen bei deren Austausch unterworfen. Bei den TIV in Westafrika, beschrieben von Paul Bohannan, werden unterschiedliche Gebrauchsartikel in den Tauschsphären getauscht. In dem Fall sind alle Austäusche an ihre Sphäre gefesselt. 9. Welche wirtschaftspolitischen Konzepte werden unter Merkantilismus zusammengefasst? Merkantilismus ab 16. – 18. Jhd. Der Merkantilismus ist einerseits geprägt von kolonialen Systemen und andererseits vom Erstarken der Nationalstaaten. Es gab eine starke Abgrenzung der europäischen Staaten untereinander, es war die Zeit der ersten Nationalstaaten England und Frankreich. Die zentrale Rolle übernahm der Staat. Nur er war mächtig genug zu Halten von Geld- und Goldreserven. Es ist eine Wirtschaftsrichtung, die in Wechselwirkung mit dem kolonialen System steht. Geld aus Handel mit Kolonien. Gab hohe Schutzzölle. Die heutige Globalisierung hat die Basis im kolonialen Wirtschaftssystem. Merkantilismus ist kein geschlossenes System, er ist eine wirtschaftspolitische Richtung. Vertreter sind Herrscher der Zeit wie Könige und Kaiser. 10. Welche wirtschaftspolitischen Konzepte haben die Physiokraten vertreten? Die Physiokratie (17. – 18- Jhd.) war eine Gegenbewegung zum Merkantilismus. Es war das erste Wirtschaftsmodell. Es sollte eine bestimmte Ordnung geschaffen werden, auf der das Wirtschaften aufbaut, die „Herrschaft der Natur“ – Suche nach Naturgesetzen der Wirtschaft. Quellen des Reichtums sind Grund und Boden. Daher hat man in Frankreich die Grundsteuer eingeführt, weil Grund und Boden so eine große Bedeutung haben. Das Individuum is zentral, es ist ein rational handelndes, Selbstbestimmendes Wesen mit gerechtfertigten, eigennützigen Interessen. Die einzige produktive Klasse sind Bauern. Der Güterkreislauf funktioniert analog dem Naturkreislauf. Man lehnte Eingreifen des Staates in den Kreislauf ab. Dem hinzuzufügen ist, dass das Gedankengut der Aufklärung gegenwärtig ist. Vertreter ist Francois ist Quesnay. 11. Beschreiben sie die wesentlichen Positionen der klassischen Nationalökonomie. Die klassische Nationalökonomie – Wirtschaftsliberalismus (um 1780). Begründet durch Adam Smith, weitergeführt von David Ricardo. Prinzipien von Adam Smith waren, dass Arbeit die Quelle des Reichtums darstellt, die beiden anderen Produktionsfaktoren sind Kapital und Grund/Boden. Markt ist eine sich selbstregulierende Institution, die sich aus dem Balancezustand von Angebot und Nachfrage, der den „perfekten Preis“ bestimmt. Angebot und Nachfrage reguliert die Wirtschaft. Akteur ist der homo oeconomicus. Er ist ein eigennütziges Individuum, der permanent versucht, seinen Nutzen zu maximieren. Sind gegen jeden Staatseingriff. Die einzige Rolle für Staat und Kirche besteht in der Aufrechterhaltung sittlicher Normen, innerhalb derer sich der freie Wettbewerb bewegt. Kritik an der klassischen Nationalökonomie: Außerwirtschaftliche Einflüsse werden gänzlich vernachlässigt. Den homo oeconomicus gibt es in seiner reinen Ausprägung nicht – Menschen handeln oft irrational. Im 19. Jhd. entsteht eine andere Richtung (Durkheim, Weber), die die Menschen als sozial deutendes Wesen darstellt. 2 12. Wie entsteht nach Karl Marx der Mehrwert? In seiner Werttheorie steht dem Gebrauchswert der Tauschwert gegenüber. Der Gebrauchwert der Ware Arbeit ist ungleich dem Tauschwert der Arbeit. Die Arbeitskraft ist eine Ware. Somit besteht eine Warenbeziehung zwischen Kapitalisten und Arbeiterschaft. Die Arbeitskraft schafft Werte für Kapitalisten. Sobald ein Arbeiter arbeitet bzw. produziert, schafft er Mehrwert. Arbeit ist der einzige Produktionsfaktor, der Mehrwert schafft. Mehrwert ist die Differenz wichen Tauschwert und Gebrauchswert. 13. Was versteht Marx unter Produktionsweisen? Die Produktionsweise besteht aus Produktionsverhältnissen und Produktionskräften. Produktionsverhältnisse sind konkrete historische Verhältnisse bei der Produktion z.B.: Verhältnis zwischen Menschen. Die Produktionskräfte setzten sich zusammen aus Arbeitskraft und Produktionsmittel, welches zusammen Arbeitsmittel bzw. Arbeitsgegenstände ergibt. Ein Arbeitsmittel wiederum ist womit gearbeitet wird z.B.: Werkzeuge, Energie. Ein Arbeitsgegenstand ist das, was bearbeitet wird z.B.: Rohstoff. Alle Produktion ist Aneignung von Natur in und durch Gesellschaft. Die Abfolge von Produktionsweisen ist bis heute relevant. Vorkapitalistische Produktionsweisen sind nicht verschwunden z.B.: verwandtschaftlich organisierte Produktionsweise. 14. Von welchen Mechanismen geht die neoklassische Ökonomie aus? Die neoklassische Ökonomie (1970, wichtig 1930) entwickelte sich aus der klassischen Nationalökonomie, in Richtung Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften. Die Neoklassiker gehen von einem ökonomisch handelnden Individuum aus, das stets aus mehreren Alternativen eine Entscheidung treffen muss und genau diese versucht man zu berechnen. Dazu gibt es 3 Mechanismen, die bei der Berechnung miteinbezogen werden: 1) die subjektive Präferenz des Käufers: Das Individuum wählt die Alternative mit dem Größten Nutzen, bestimmend ist herbei die Bedürfnislage. Neoklassiker kommen auf das Gesetzt des abnehmenden Grenznutzen und versuchen Prognosen zu erstellen. 2) Faktor der Produktionskosten: messbar 3) Gesetz von Angebot und Nachfragen: Nachfragestatistik, Preisstatistik 15. Erklären sie, welche Mechanismen nach Emile Durkheim Individuen zu einer Gesellschaft verbinden. Um Individuen zu einer Gesellschaft zu verbinden, muss lt. Durkheim eine Gesellschaft mit ausgeprägter Arbeitsteilung bestehen, die dann zu organischer Solidarität führt. Somit entsteht Zusammenhalt, durch ein aufeinander angewiesen sein aufgrund der Arbeitsteilung. Organische Solidarität bedeutet, dass einzelne Teile der Gesellschaft wie Teile eines Organismus funktionieren. Das bedeutet, dass das Individuum Teil der Gesellschaft ist. Eine Gesellschaft ohne ausgeprägte Arbeitsteilung hingegen, führt zu mechanischer Solidarität und somit muss Zusammenhalt anders hergestellt werden z.B.: durch Religion, welche ordnungsstiftenden Charakter und Bindungskraft besitzt. 16. Welche Ideen und Werte haben nach Max Weber die Voraussetzung für die Entstehung des Kapitalismus geschaffen? Im idealen Leben der Mönche im Mittelalter wurde Arbeit niedrig bewertet. Der Protestantismus, v.a. der Calvinismus hatte dieses Wertesystem gravierend umgewälzt. Arbeit, Bescheidenheit und Askese bringen den Menschen Gott näher und bringen Reichtum, der aber nicht zur Schau gestellt wird. Gottes Gnade wird durch harte Arbeit erworben. Hier sieht Max Weber die Grundlage für die Entstehung des Kapitalismus. Menschen haben durch die Arbeit die Möglichkeit zum Aufstieg. 3 17. Worin besteht nach Marcel Mauss die Bedeutung der Gabe? Die Bedeutung der Gabe nach Marcel Mauss besteht darin, dass sie ein soziales Phänomen ist, sie stellt alle Mitglieder einer Gesellschaft zueinander in Bezug, sie integriert. Die Gabe besteht aus 3 Teilen: Geben, Nehmen, Erwiderung. Gabe begründet Schuld, der Beschenkte will diese Schuld zurückzahlen. Wenn eine lange Zeit zwischen Nehmen und Erwiderung vergeht, entsteht ein soziale Band z.B.: wie bei Eltern und Kindern. 18. Was ist Potlach? Potlach ist ein Geschenkverteilungsfest. Im Rahmen großer Feste werden bestimmte Dinge an andere verschenkt. Boas und Swanton erforschten Potlach bei Kwakiutl und Haida an der Nordwestküste Nordamerikas. Es ist ein zeremonielles Tauschsystem mit ökonomischen und sozialen Dimensionen. Das Wort bedeutet „geben“. Ziel ist es möglichst viel zu verschenken. Gegenseitiges Beschenken führt zum „Erlangen von sozialem Prestige“. Es war eine Schande, wenn ein Geschenk nicht ausreichend erwidert wurde, d.h. es musste deutlich mehr sein. Der Ursprung war Ressourcenaustausch mit „Versicherungsidee“, da bei Jägern, Fischern und Sammlergesellschaften die Ressourcen nicht gleichmäßig verteilt wurden und jahreszeitlich großen Schwankungen unterlagen. Dieses „Hin und Herschenken“ konnte bis zur totalen Verarmung führen. Wurde deshalb 1900 von der Regierung verboten. 19. Was ist Kula? Kula ist laut Malinowski ein zeremonieller, formalisierter Gabenaustausch auf den Trobriand – Inseln von roten Halsketten (souvola) und weißen Armreifen (mwali). Der Besitz von beiden war mit hohem Prestige verbunden. Kula ist in ein System von Magie und Ritual eingebettet. Neuerscheinung der Kula ist eine große Zahl wirtschaftlicher und sozialer Handlungen z.B.: Kanu – Bau. Kula – Gegenstände haben Symbolfunktion. Das Weitergeben hat einen ebenso hohen Stellenwert wie das Entgegennehmen. Im Mittelpunkt stehen die sozialen und religiösen Dimensionen der Handlungen. 20. Wie unterscheiden sich die Positionen von Substantivisten und Formalisten? Die Substantivisten meinen, die sozialen Strukturen der Gesellschaft sind ausschlaggebend. Es gibt keine ökonomischen Prinzipien, die für alle gültig sind. Vertreter sind Polanyi und Doltan. Die Formalisten hingegen gehen davon aus, dass die Prinzipien der neoklassischen Nationalökonomie, worunter Knappheit, Entscheidungsverhalten und Nutzenmaximierung fallen, für alle Wirtschaftsweisen gelten. D.h. sie gelten auch für nichtwestliche und nicht industrielle Wirtschaftssysteme. Vertreter der Formalisten sind Firth und Herskovits. 21. Nennen sie Vertreter der Formalisten und ihre Position. Raymond Firth: - Schüler Malinowskis - baut auf Neoklassiker, Maximierungsprinzip auf Er unterscheidet zwischen kulturspezifischen „substantial propositions“ und uneingeschränkt geltenden „formal propositions“. „Formal propositions“ sind generelle Gesetzmäßigkeiten, die überall auf der Welt gelten – ein generelles Maximierungsprinzip. Dies hat er auch im Zusammenhang mit Kula gesehen, bei welchem jeder danach strebt seine Güter bestmöglich einzutauschen. Das bedeutet beim Kula strebt jeder nach Maximierung des Nutzens des eingetauschten Gegenstandes und nach Maximierung der sozialen Beziehungen zwischen Tauschpartnern. Den oben erwähnten Zusammenhang sah er auch beim Potlach. Da geht es um Maximierung des Status. Die Wirtschaftssysteme bei „formal propositions“ sind völlig verschieden. Firth sieht bei „substantial propositions“ auch institutionelle Gegebenheiten z.B.: kauft jemand nicht nur Schuhe beim billigsten Anbieter, wie das im westlichen System üblich 4 ist, sondern kauft er sie eben bei einem Verwandten. Die Unterschiede hier sind nur graduell zwischen Wirtschaftssystemen. M. Herskovits: Schüler Boas und Begründer der amerikanischen cultural anthropology. Er hatte die gleichen Ideen wie Firth, war aber gleichzeitig kulturrelativistisch beeinflusst. Dies führte zu einem Zwiespalt. Er brachte den Begriff des „economizing“, Sparsamkeitsprinzip, in die Debatte ein. Der Terminus bezieht sich auf den Umgang mit knappen Ressourcen und impliziert 3 Aspekte: 1) bewusste Entscheidungsfindung 2) zwei oder mehrere Alternativen, aus denen entschieden wird 3) die Effizienz als oberstes Ziel der Entscheidungsfindung, des Entscheidungsprozesses. 22. Nennen sie Vertreter der Substantivisten und skizzieren sie deren wesentliche Positionen. Polanyi: Er tritt massiv gegen Firth und Herskovits auf. Seine These besagt, dass Wirtschaft nur in der modernen Marktwirtschaft aus dem Sozialen herausgelöst werden kann. In allen andern Wirtschaftssystemen kann man das nicht trennen. Er postuliert 3 Typen von institutionellen wirtschaftlichen Gestaltungen: 1) Reziprozität Bewegungen, die auf der sozialen Ebene in einer symmetrisch äquivalenten Beziehung ablaufen, quasi Gabe und Gegengabe 2) Redistribution Wirtschaftliche Beziehung in Richtung auf ein Zentrum und zurück. Die Umverteilung (Steuern, Arbeitsleistung) geht von unten nach oben. Die Leistungen der herrschenden Schicht gehen von oben nach unten, jedoch asymmetrisch und nicht äquivalent. D.h. von unten nach oben geht mehr als zurückkommt. 3) Markttausch. Transaktionen zwischen Individuen, unabgängig von gesellschaftlichen Beziehungen, basiert auf ein System von sich selbst regulierenden Märkten. Grundlagen sind Profitmotiv und Nationalstaat. Tausch ist geprägt von Waren (Land, Arbeit, Geld). Die anderen Formen (Reziprozität, Redistribution, Haushalt) haben kein Gewinnmotiv, keine Gewinnmaximierung. Handel ist in einem reziprokes System als Gabentausch inszeniert und in einem redistributiven System verwalteter Handel, was soviel heißt wie, dass es keine freie, sondern eine „von oben“ festgelegte Preisbildung gibt. George Dalton: Schüler von Polanyi. Er unterschied aufgrund seiner Forschung in afrikanischen Ländern 3 Gesellschaften: 1) marktlose Gesellschaft: diese sind von Prinzipien der Reziprozität und Redistribution gekennzeichnet 2) Gesellschaft mit peripheren Märkten: Preise sind nicht nur an Angebot und Nachfrage orientiert, sondern sind auch an sozialen Faktoren gebunden. Märkte spielen eine zentrale Rolle, sie sind zentrale Kommunikationszentren, „soziale Orte“. 3) westlich beeinflusste Gesellschaft: sind ausschließlich auf Angebot und Nachfrage aufgebaut. Der Markt wird von abstrakten Preismechanismen bestimmt. 5 23. Welche Arten von wirtschaftlichem Handeln unterscheidet Karl Polanyi? 1) Reziprozität Bewegungen, die auf der sozialen Ebene in einer symmetrisch äquivalenten Beziehung ablaufen, quasi Gabe und Gegengabe. Handel in einem reziproken System ist als Gabentausch inszeniert. 2) Redistribution Wirtschaftliche Beziehung in Richtung auf ein Zentrum und zurück. Die Umverteilung (Steuern, Arbeitsteilung) geht von unten nach oben. Die Leistungen der herrschenden Schicht gehen von oben nach unten, jedoch asymmetrisch und nicht äquivalent. D.h. von unten nach oben geht mehr als zurückkommt. Handel ist in einem redistributiven System verwalteter Handel, d.h. es gibt keine freie, sondern eine „von oben“ festgesetzte Preisbildung. 3) Markttausch basiert auf ein System von sich selbst regulierenden Märkten, in welchem Transaktionen zwischen Individuen unabgängig von sozialen Beziehungen ablaufen, von welchem die Grundlagen aus Profitmotiv und Nationalstaat besteht und welcher geprägt ist von Waren (Land, Arbeit, Geld). 24. Welche Formen der Reziprozität unterscheidet Sahlins? Generell gibt es bei Marshall Sahlins positive und negative Reziprozität. Positive Reziprozität wäre eine Gabe und negative Reziprozität z.B.: Raub oder Diebstahl. Der Form nach ist beides Reziprozität. Der Unterschied besteht im Verhältnis der Personen zueinander, Misstrauen, Vertrauen. Er teilt Reziprozität in 3 Formen ein: 1) generalisierte Reziprozität: bedeutet, dass man gibt ohne Erwartung einer Gegengabe – Bsp: Beziehung zwischen Eltern/Kind 2) balancierte Reziprozität: entspricht am ehesten den ökonomischen Tauschformen. Güter und Leistungen werden symmetrisch und äquivalent zwischen den „Tauschpartner“ getauscht. 3) negative Reziprozität: Person oder ein Stamm gibt unfreiwillig durch Rau oder Diebstahl. Die Gegenreaktion wird aber nicht ausbleiben. Je weiter die soziale Entfernung, desto weniger verpflichtend wird das Reziprozitätsverhältnis. Laut Marshall Sahlins wird Reziprozität umso negativer, je weiter man sich vom Zentrum „Haushalt“ entfernt. An der „Dorfgrenze“ beginnt die Reziprozität ins Negative umzuschlagen. 25. Welche Position hat Marshall Sahlins über die wirtschaftliche Effizienz von Jägerund Sammlergesellschaften vertreten? Marshall Sahlins vertritt folgenden Meinung bezüglich der wirtschaftlichen Effizienz von Jäger- und Sammlergesellschaften. Die Bedürfnisse seien sehr beschränkt und die Mittel im Überfluss vorhanden. Wenig Arbeit – wenig Besitz ist ökonomisch sinnvoll, da für Jäger- und Sammlerkulturen Besitz zur Last wird. Mobilität ist ein zentraler ökonomischer Wert. Technische Innovation hat nicht Arbeit erspart, sondern Arbeit ermöglicht. Laut Herskowitz sei das Leben der Jäger- und Sammlerkulturen extrem hart, daher sei bei diesen keine Kultur, im Sinne von materieller Kultur, Technologie entstanden. Dies „dementiert“ Sahlins, indem er sagt, dass Herskowitz` Ansicht/Meinung ein neolithisches Vorurteil sei, welches vielfach dazu gedient hat den Jägern und Sammlern Land wegzunehmen. 26. Nennen sie Vertreter des Neomarxismus und beschreiben sie deren Position. Vertreter des Neomarxismus sind Claude Meillassoux, Maurice Godelier (französische Strömung) und Sidney Mintz und Eric Wolf (amerikanische Strömung). 6 1) Claude Meillassoux schreibt 1978 „Die wilden Früchte der Frau“. Laut Meillassoux kann das Konzept von Marx über Ausbeutung, Ideologie und Macht helfen, egalitäre Gesellschaften zu verstehen. In diesen Gesellschaften kontrollieren die ältern Männer die Arbeitskraft der jungen Männer und Frauen und beuten sie dadurch aus. Verwandtschaft ist ein Teil der ökonomischen Basis, über Verwandtschaft wird das „Surplus“ kontrolliert, Verwandtschaft ist ein Machtsystem. Die traditionellen Ansätze helfen nur, diese Ausbeutung zu verschleiern. Im Kapitalismus basiert Reichtum auf Eigentum, in vorkapitalistischen egalitären Gesellschaften werde Reichtum über Kontrolle über Menschen hergestellt. Häusliche Produktion gehe durch Kapitalismus nicht unter, sie bestehe weiter und liefert billige Arbeitskräfte an kapitalistische Städte weiter. C. Meillassoux war einer der ersten, der sich mit der Thema der Arbeitsmigration auseinandergesetzt hat. 2) Maurice Godelier war stark strukturalistisch geprägt, war Schüler von Althusser und Levi – Strauss. Seine ethnographische Arbeit „La production des Grandes Hommes“ beschäftigt sich mit den Baruya auf Papua – Neuguinea. Diese betrieben Gartenbau, waren Jäger und Sammler und produzierten aus Asche einer bestimmten Pflanze Salz, mit welchem sie Handel betrieben. Es gibt keine Verbindung zwischen ökonomischer und politischer Macht. Politische Macht basiert auf Erfolg in der Kriegsführung, auf Kontrolle von Magie und Ritual und auf Manipulation der Verwandtschaft. Verwandtschaft ist die wahre Machtbasis in der Gesellschaft der Baruya. Es gibt kein religiöses System. Wesentlich ist die Fruchtbarkeit, darüber verfügen nur die Männer und haben somit die Macht über die Frauen, und diese stimmen zu. M. Godelier leibt viel näher bei Durkheim als bei Marx. 29 und 30. Erläutern Sie die soziale und rituelle Dimension von Konsum. Wenn man Konsumgewohnheiten einer Gesellschaft untersucht, braucht man den richtigen Zugang zum Thema. Hierbei sind Fragen wie: was? Wer? Wie? Und wo? relevant. Bei der Frage nach dem „Was“ ergeben sich noch weitere, wie etwa welche Vielfalt, was ist wichtig, woher kommen die Nahrungsmittel, außerdem muss man hier die verschiedenen Ökozonen, das Hauptansiedlungsgebiet und den Nutzungsraum miteinbeziehen. Bei der Frage „wer“ unterscheidet man in race, class und gender, in Weiß, Indies und Afroamerikaner. Unter der Frage „wie“ fallen wie zubereitet wird und welche Traditionen es gibt. Bei dem „Wo“ stellt sich die Frage wo, in welchen Räumen Konsum stattfindet. Im privaten Bereich erfolgt der Erwerb von Nahrungsmittel mittels Tausch, „trueque“ und die physische Konsumption von Nahrungsmitten ist Essen im familiären Rahmen, zu Hause, en casa. Im öffentlichen regionalen Bereich erfolgt der Erwerb von Nahrungsmitteln durch/in Supermärkten (sind den regionalen Kontexten entfremdet) und die physische Konsumption von Nahrungsmitteln erfolgt durch/in Fast – Food – Ketten wie z.B.: McDonalds. Außerdem sollte man bei der Untersuchung von Konsumgewohnheiten noch miteinbeziehen, dass die indigene Bevölkerung vielfach nicht Märkte für ihr Angebot benutzt, da sie sich die Kosten für den „Stand“ nicht leisten können, sondern die Straßen. Definition von Konsum: Consumption is teh meaningful use people make of the objects that are associated with them. The use can be mental or material, the objects can be things, ideas or relationships; the association can range form ownership to contemplation. 31.Beschreiben sie die Klassifikation der Wirtschaftsformen nach Lomax und Arensberg nach Methode und Inhalt. Lomax und Arensberg klassifizierten 1300 Gesellschaften mit folgenden Einteilungsschema: Extractors -> Foodproducers -> Industry Extractors: Wildbeuter, Jäger und Sammler, alle Gesellschaften, die sich Produkte aus der Natur aneignen, ohne wesentlich in diese einzugreifen. Im Gegensatz dazu die 7 Foodproducers, die gezielt in die Natur eingreifen. Diese kann man in 4 Untergruppen gliedern: 1) incipient producers: mit beginnender Produktion, marginalem Landbau, auch „Erntevölker“ fallen darunter. „Erntevölker“ deshalb, weil sie z.B.: mit Wildreis begrenzt in die Natur eingreifen, aber darauf achten, dass die nächste Ernte wieder erfolgreich ausfällt. 2) animal husbands: sind sesshafte Viehzüchter und stellen die Vorstufe zu den nomadischen Viehzüchtern dar 3) pastoralists: sind nomadische Viehzüchter, bei denen auch unsere Almwirtschaft inkludiert ist und welche im Nahen Osten, Afrika und Asien vertreten sind. 4) plow agriculteralis: Pflugbauern mit Zugtier 33. Was weiß man heute über Wirtschaftsweisen? Hackbau muss nicht notwendigerweise dem Pflugbau vorausgegangen sein. Ökologische Rahmenbildungen sind entscheidend. Hirtennomaden, welche im Austausch und Interaktion stehen mit Ackerbau, sind keine Weiterentwicklung von Jäger und Sammlern. Neolitische Revolution setzte vor 17000 Jahren ein und war der Beginn von Ackerbau und Viehzucht. 34. Wie bestreiten Jäger und Sammlergesellschaften ihre Subsistenz? Jäger und Sammlergesellschaften gehören zu der aneignenden Wirtschaftsform. Sie eigenen sich das an, was sie für ihre Subsistenz brauchen. Sie haben ein ausgeklügeltes System. Leben von Hand der Umwelt in den Mund, und kennen nur minimale Nahrungsbevoratung. Subsistenz durch Jagd, Sammeln und Fischen. Teilen die Nahrungsmittel, pooling. Ideologie des Teilens ist sehr wichtig. Quantitativer Output des Sammelns ist größer als der des Jagens. Jäger und Sammler arbeiten weniger als 40 Stunden in der Woche. Frauen Sammeln und Männer jagen. Jäger und Sammler sind heute nur noch marginalisierte Gruppen in extremen Habitaten. Sie sind im direkten oder indirekten Kontakt mit der Weltwirtschaft. Sie leben in „Bands“, in kleinen sozialen Gruppen, meist weniger als 100 Mitglieder. Die „carying capacity“, Ökosteuer, wird nicht bis an die Grneze belastet. Jäger und Sammler produzieren nich nur für ihre eigene Subsistenz, sondern interagieren auch mit anderen Wirtschaftssystemen. 35. Welche Strategien verfolgen Jäger und Sammler in Bezug auf Ressourcenschwankungen? Mobilität, pooling, Veränderung der Gruppengröße. 2 Formen von Mobilität: 1) die ganze band society bewegt sich 2) Individuen der Untergruppen ziehen für begrenze Zeit zur Ressourcennutzung an einen anderen Ort. 36. Welche groben Gemeinsamkeiten lassen sich hinsichtlich der sozialen Organisation von Jäger und Sammlern feststellen? Gemeinsamkeiten sind nur mehr für die heutige Gesellschaft gültig: sie sind formal egalitär, wegen der mobilen Lebensweise kann nicht viel Eigentum erwartet werden, daher Egalität. Sie haben keine Häuptlinge, keine formale Autoritätsstruktur, v.a. die in fruchtbaren Gegenden lebten, wurden dort aber vertrieben und sind heute ausgestorben. Jäger und Sammler sind band societies. 8 37. Mit welchen Fragen beschäftigt sich die Kulturökologie? - Welche Formen Ackerbau und Viehzucht sind in verschiedenen ökologischen Habitaten entstanden? - Welche Entwicklung machten ökologische Bedingungen möglich? - Kulturökologie geht davon aus, dass die Umwelt die sozialen Beziehungen und Wirtschaftsweisen dominiert. - Begründer dieser ist Julian Steward. 38. Auf welche Ansätze baut Julian Steward „cultural ecology auf“? Julian Steward war amerikanischer Ethnologe, Neo – Evolutionist und Begründer der Kulturökologie. Synthese von Wisslers(prägte zur Ordnung des ethnographischen Materials den Begriff Kulturregionen, cultural areas, und meinte dass bestimmte Umweltbedingungen die Wirtschaftsform prägen) und Wittfolks (entwickelte die hydraulische Theorie von den Strömungen des Wassers in Wasserbau: wo Wasser Mangelware ist, wird dies zur wichtigen Ressource, wer Kontrolle über Wasser und das know How hat, hat die Macht und kontrolliert die Gesellschaft). Frage nach der Umweltanpassung sozialer Systeme. Er ging davon aus, dass Umwelt und die daran angepasste Technologie die Formend der Arbeit bestimmen und wiederum ganz soziale Systeme beeinflussen. Er stellte die Theorie des multilinearen Evolutionismus auf. Evolution hat nicht nur einen Ausgangspunkt. Die verschiedenen Umweltbedingungen bestimmten die Entwicklung und die Subsistenzform. Ökologische Gemeinsamkeiten bilden ähnliche Evolutionsformen. 39. Was versteht man unter Hackbau? Formen? Hackbau ist agrikultureller Ausbau mit Hacke, Spaten oder Grabstock. 1) Brandrodungsfeldbau: Wald wird gerodet und die Wurzeln entfernt. Dabei tritt das Problem der Erosion auf – Shifting cultivation. 2) Schwendbau: Wurzeln werden nicht entfernt – keine Erosion, kein Pflug 3) Hackbau auf Dauerfeldern: Gegenteil von Shifting cultivation, Düngung 40. Wie bestreiten Horticulturalists ihre Subsistenz? Basis für Subsistenz besteht aus Knollenfrüchten, die sie entweder in Brandrodungsfeldbau (slash and burn, Wurzelstöcke werden herausgerissen), Schwendbau (Wurzeln bleiben drinnen) oder Gartenbau (dauerhafte Felder, mit Düngung, finden sich in Melanesien, PNG) anbauen. Sie betreiben vorwiegend Subsistenz und keine Produktion für den Markt. Das Phänomen der systematischen Überproduktion lässt sich ebenfalls finden. Die Machi quenga z.B.: produzieren etwa doppelt so viel wie sie benötigen, der Rest verrottet. Somit betreiben viele Horticulturalists „Prestigeökonomie“, wie etwa die Kwakiutl und Trobriander. Arbeitskräfte kamen aus Kernfamilie und Haushalt. Kontrolle über Land hat größere Bedeutung als bei Jägern und Sammlern. Führt zu Phänomen der endemischen Kriegsfähigkeit innerhalb des Clans, Auseinandersetzung um Land und günstige Siedlungsplätze. 41. Wie sind Hackbauer organisiert? Hackbauern sind fast ausschließlich unilinear (meist matrilinear) definiert mit ausgeprägter politischer Führung. Oberhaupt ist Headman oder Big Man. Headman hat keine informelle Position, keine Nachfolge und keine formalen Machtmittel. Der Big Man hingegen stammt aus der lineage und liefert formale Struktur. Es sind meist Gruppen von 100 – 300 Personen, d.h. Hackbauern sind sesshaft. Das die Kontrolle über Land viel größere Bedeutung hat als bei Jäger- und Sammlergesellschaften, führt dies oft zum Phänomen der endemischen Kriegstätigkeiten innerhalb des Clans, Auseinandersetzungen um Land und günstige 9 Siedlungsplätze. Dieses Phänomen lässt sich möglicherweise erklären mit der wesentlich höheren Bevölkerungsdichte (100 Menschen pro km2) gegenüber der Jäger- und Sammlerkulturen (1 Mensch pro km2). Arbeitskräfte stammen aus Kernfamilie und Haushalt. 42. Welche Formen des Nomadismus werden unterschieden? Beschreiben Sie kurz die einzelnen Formen. Der Begriff „Nomadismus“ wird in der deutschsprachigen Literatur ausschließlich für die Wirtschaftsform mobiler Viehhalter benutzt. In der angelsächsischen und französischen Literatur bezeichnet Nomadismus das Phänomen der räumlichen Mobilität, daher sind auch Jäger und Sammler Nomaden. Unter „Pastoralnomadismus“ versteht man den weidewirtschaftlichen, herdenbezogenen Aspekt. Bei den Formen des Pastoralnomadismus unterscheidet man in Kriterium der Mobilität und die Bewegung im Raum. Mit dem Kriterium der „Mobilität“ unterscheidet man in sesshaft, halbnomadisch, das bedeutet, dass ein Teil der Gruppe mit Tieren zieht und der andere Teil sesshaft in permanenten Unterkünften ist, und in vollnomadisch, d.h. die gesamte Gruppe zeiht mit Tieren. Mit dem Kriterium „Bewegung im Raum“ unterscheidet man in horizontaler Nomadismus, was soviel bedeutet wie, dass sie etwa in gleicher Seehöhe von einer Wasserstelle zur anderen ziehen oder Feuchtgebiete meiden, pulsierende Bewegungen, „hin und herziehen“, elliptische Bewegungen, bedeutet, dass sie in kreisförmigen oder elliptischen Routen ziehen und man unterscheidet in vertikalen Nomadismus, bedeutet, dass sie zwischen Talboden (Winter) und Höhenlagen (Sommer) pendeln. Ein Teil betreibt oftmals Ackerbau im Tal. Nutzung von Almen und Bergweiden gehört ebenfalls dazu. Das ganze fällt unter den Begriff „Trance – humance“. Kriterium Mobilität: - sesshaft - halbnomadisch: ein Teil sesshaft, andere Teil zieht mit Tieren - vollnomadisch: die gesamte Gruppe zieht mit Tieren Kriterium Bewegung im Raum: 1) horizontaler Nomadismus: in gleicher Seehöhe von einer Wasserstelle zur anderen ziehen - pulsierende Bewegungen - hin und herziehen - elliptische Bewegungen bzw. Routen 2) vertikaler Nomadismus: pendeln zwischen Talboden im Winter und Höhenlagen im Sommer 43. Mit welchen Problemen sehen sich heute Hirtennomadengesellschaften konfrontiert? Herden sind zwar im Eigentum der Haushalte für, Weiden besteht jedoch nur Nutzungsrecht. D.h. sie sind nicht frei, sondern eine Gruppe beansprucht dieses Recht. Derzeit ist Boden Staatsland, es gibt eine massive Initiative der Großzüchter für Privatisierung des Weidelandes zur Sicherung ihrer Weidegründe. Sie wollen eine Landverteilung. Die meisten Hirtenvölker leben im Steppengürtel, also in prekären Gegenden was Naturkatastrophen wie z.B.: Dürre anbelangt. Zud ist in der Mongolei ein großes Problem. Die schwarze Dürre, welche im Sommer zu Wassermangel führt, und die weiße Dürre, welche im Winter das Gras unter Schnee und Eis begräbt. Zud ist schon seit langem bekannt, geschah aber meist im 5 – Jahres – Rhythmus. Diese Abstände werden jedoch immer kürzer. Im Jahr 2002 gab es 31 Viehzüchter mit mehr als 2000 Tieren in der Mongolei. So eine große Zahl führt zu Problemen am „Absatzmarkt“ z.B.: die Kaschmirwolle. Die Händler wollen nur bei großen Produzenten kaufen, was natürlich ein Problem für die kleinen Produzenten bringt. 10 44. Welche Ansätze gibt es zur Frage des Ursprungs des Nomadismus? Frühe Evolutionisten behaupteten bei der Frage nach der Entstehung des Nomadismus, dass es einen direkten Übergang von Jägern (Großwild) auf nomadisierende Herdenwirtschaft gegeben hat. In Wirklichkeit geht die Domestizierung einher mit der Entwicklung der Agrarkultur – dazu stammt ein wesentlicher Beitrag aus der sowjetischen Archäologie. Sergej Rudenko schrieb ein revolutionäres Werk „The frozen Tambs of Siberia“. Er fand 5 verschiedene Kulturen auf engstem Raum. - Alfanosjevo: 2500 – 1600 BC -> Bodenbau dominiert - Andronas: bis 1300 BC -> Bodenbau weiterentwickelt, Kontakte zu Ostasien (China), beginnende Viehzucht, sesshafter Ackerbau - Korasuk: 1300 – 1800 BC -> Pferd gewinnt an Bedeutung, Schafzucht nimmt zu, Bodenbau wird in Oase verdrängt - Pazyrik, Tastyk: 500 – 100 BC -> entwickelten Hirtennomadismus, kaum Spuren von Landwirtschaft 45. Nennen sie wichtige Momente der sozialen Organisation von Nomaden. Wichtige Momente der sozialen Organisation von vorwiegend auf Viehzucht spezialisierten Gesellschaften am Bsp. der Mongolei. Unter Sowjet – Herrschaft wurden bescheidene Industrie und Ackerbau aufgebaut. In den 60´ern wurden an der Südgrenze tiefe Brunnenbohrungen durchgeführt, diese Gegenden konnten mit Herden bewirtschaftet werden. Ende der 80´er waren 160 000 Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt. 1989 kam es zu einer politischen Öffnung, Privatisierung und zur Schließung von unrentablen Kolchosen und Industrien/Bergbau und damit zur Massenentlassung. Herden wurden privatisiert, jeder bekam pro Kopf eine gewisse Zahl von Tieren und damit begründeten viele ehemalige Beschäftigte aus Industrie und Bergbau eigene Herden. Es kam zu massiven Bestandserhöhungen. Weidemanagement wurde eingesetzt, da den „neuen“ Nomaden es an technischen Know – how fehlt, sie schleppen alte und kranke Tiere mit. 2002 gab es 31 Viehzüchter mit mehr als 2000 Tieren. Außerdem sehen sich die kleinen Produzenten mit Problemen am Absatz von z.B.: Kaschmirwolle konfrontiert, da die Händler nur bei großen Produzenten kaufen wollen. Im Sommer 2002 gab es Wahlen, bei denen die Postkommunisten 85 % der Stimmen erhielten, da sie die Landverteilung vorantreiben wollen. Es gibt nämlich eine massive Initiative der Großzüchter für die Privatisierung des Weidelandes zur Sicherung ihrer Weidegründe – sie wollen eine Landverteilung. 46. Was sind peasants und wie bestreiten sie ihre Subsistenz? Peasants sind indigene Bauerngruppen, die für ihre Subsistenz wirtschaften, aber zugleich in eine Marktwirtschaft eingebettet sind. D.h. sie haben die Fähigkeit, zumindest in Notzeiten, selbst zu produzieren, d.h. wiederum, dass sie sich für eine gewisse Zeit zur Gänze aus dem Markt zurückziehen können. Im Gegensatz dazu stehen Farmer, die gezielt für den Markt produzieren. D.h. sie können sich daraus nicht zurückziehen. Die wissenschaftlichen Traditionen der „peasant studies“ nach Shanin können in 4 Kategorien unterteilt werden: 1) Klassenanalyse: Bauernstand sie charakteristisch für Feudalismus und heutige peasants seien Überbleibsel 2) „specific economy“ Typologie: Bauer als spezielle Kategorie, 1966 im angloamerikanischen Raum eingesetzt 3) ethnographic cultural tradition: in dieser geschah Zugang von Volkskunde im deutschsprachigen Raum, Bauern als Tradition, eigentümliche Trägheit wohnt ihnen inne – daher seien sie zurückgeblieben 4) Durkheim taxonomy: organische Solidarität, „part society with part culture“, Weiterentwicklung von Kroeber 11